Kinder Eltern und Ich - Ken Kray - E-Book

Kinder Eltern und Ich E-Book

Ken Kray

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Beschreibung

Tauche ein in die faszinierende Welt des Buches "Kinder Eltern und ich". Diese mitreißende Memoirengeschichte erzählt von den tiefgreifenden Einflüssen der Eltern auf die Erziehung und Kindheit des Autors. Ein Blick hinter die Kulissen der Eltern-Kind-Beziehung offenbart eine eindrucksvolle Erkenntnis: Die Bedeutung einer gesunden Erziehung und eines stabilen emotionalen Wohlbefindens für das zukünftige Leben der Kinder. Das Buch bietet hervorragende Lösungen und praktische Ratschläge. Es ist ein Ratgeber, der Eltern zeigt, wie sie harmonische Beziehungen zu ihren Kindern aufbauen können. Denn aus diesen Beziehungen erwachsen starke Persönlichkeiten, die das Fundament für ein erfülltes Leben im Erwachsenenalter bilden. Das Buch ist eine Reise durch Erfahrungen und Erkenntnisse, die nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch konkrete Wege aufzeigt, wie wir unsere Kinder zu selbstbewussten und starken Individuen heranwachsen lassen können.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

Cholerische Bedrohung

Desinteresse

Wie es weiterging

Mögliche Auswirkungen

Perfektionismus

Leistungsabneigung

Kontrolle

Fehlendes Urvertrauen

Ausklang

Grundlagen zur Kindesentwicklung

Urvertrauen

Existenzangst

Unabhängigkeit

Gleichgewicht der Präsenz

Der Ruf des Kindes

Leben für die Bestätigung

Kinder und ihre ganz eigene Welt

Positive Verstärkung

Das Thema Zeit

Eine starke Persönlichkeit

Ausklang

Geschichten die das Leben schreibt

Kapitel 1

Kleine Unfälle

Hintergrund

Kapitel 2

Das Kind ist zu langsam

Hintergrund

Kapitel 3

Die Mutprobe

Hintergrund

Kapitel 4

Wohlüberlegte Entscheidungen

Hintergrund

Kapitel 5

Der Reiz des Neuen

Hintergrund

Kapitel 6

An jedem verdammten Sonntag

Hintergrund

Kapitel 7

Die Korrektur

Hintergrund

Kapitel 8

Ernährung

Hintergrund

Kapitel 9

Hoffnung

Vorwort

Um es vorwegzunehmen: Das Buch von Ken Kray ist sehr empfehlenswert für alle, die sich ernsthaft mit Kindererziehung beschäftigen.

Gestaltet ist dieses bemerkenswerte Buch mittels eines interessanten und bewegenden Ansatzes: Vom eigenen verstörenden Erleben in der Kindheit ausgehend, fortfahrend mit theoretisch behavioralen und psychodynamischen Naturgesetzen, werden vom Autor Ken Kray sehr gut lesbare Erläuterungen der Zusammenhänge und ebenso schlüssige Handlungsempfehlungen für den familiären Alltag abgeleitet. Alles wird getragen von einer humanistischen Einstellung zum Kind und zum Menschen an sich. Natürlich können nicht alle Erlebnisbereiche einer Kindheit im Rahmen dieser Herangehensweise beleuchtet werden (etwa Intelligenzunterschiede, Geschwisterkonstellationen oder Sexualität), aber das tut dem Buch in seiner grundsätzlichen Bedeutung keinen Abbruch.

Mit meinem Hintergrund als Psychotherapeut, Dozent und Forscher mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Behandlung, Beratung und Evaluierung von menschlichen Schicksalen und Entwicklungsbemühungen, will ich dieses Buch jedem wärmstes empfehlen.

Dem Leser sei ans Herz gelegt: Lass dich berühren und lerne daraus.

Dr. phil. Otto Glanzer

Einleitung

Cholerische Bedrohung

Ich bin 7 Jahre alt und stehe wie erstarrt auf der Treppe unseres kleinen Einfamilienhauses, welche vom ersten Stock ins Parterre führt. Die letzten beiden Stufen wage ich nicht zu betreten, während meine Augen auf die geschlossene Küchentür gerichtet sind. Der blaue Himmel und die warme Sonne draußen stehen im Kontrast zu dem Gefühl der Beklemmung, das meinen Körper erfasst, während mein Stiefvater meine Mutter in der Küche anschreit. Ein Gefühl der Angst breitet sich aus, als würde in der Stille zwischen den schallenden Worten eine dunkle Bedrohung immer größer und größer werden.

In meinem Schlafanzug, der normalerweise Geborgenheit und Komfort vermittelt, klammere ich mich am Geländer fest. Meine Hände umklammern es so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortreten. Doch es ist nicht die Kälte des Geländers, die mich frösteln lässt. Es ist die Unsicherheit, die mich lähmt und die mich daran hindert, einen Schritt weiterzugehen. Ein Widerstreit entbrennt in mir zwischen dem Verlangen nach Sicherheit und dem Drang, meiner Mutter beizustehen.

Mein Blick bleibt auf die Küchentür gerichtet, hinter der sich die Hölle abspielt. Das Brüllen meines Stiefvaters dringt wie ein Paukenschlag auf mich ein und erzeugt unbeschreibliche Ängste in mir. Jeder Schrei, jeder Wutschrei dringt bis tief in meine Seele vor und lässt sie erzittern.

Die Welt da draußen scheint so fern und unerreichbar. Die Geräusche des Alltags, das fröhliche Vogelgezwitscher, das Lachen spielender Kinder in der Nachbarschaft, all das ist in diesem Moment vollkommen ausgeblendet. Meine ganze Aufmerksamkeit ist auf die geschlossene Tür zur Küche gerichtet, die zum Schauplatz eines unerbittlichen Sturms geworden ist.

Mit jeder Sekunde, die vergeht, steigt die Verzweiflung in mir auf. Ich möchte meiner Mutter helfen, ihr beistehen, doch ich fühle mich wie gelähmt. Die Angst vor diesem Mann, vor seiner unbändigen Wut und Gewalt, lässt mich erstarren. Ich frage mich, was mir passieren wird, wenn ich mich dazwischen stelle, wenn ich versuche, die Wogen zu glätten. Werde ich genauso angeschrien und beschimpft werden? Werde ich die Konsequenzen tragen müssen für das, was meine Mutter angeblich falsch gemacht hat? Was für Konsequenzen werden das sein?

In meinem Inneren tobt ein Sturm aus Emotionen. Traurigkeit, Wut, Angst und Ohnmacht vermischen sich zu einem undurchdringlichen Knoten, der mich gefangen hält. Ich kann mich nicht bewegen. Ich fühle mich verloren in diesem Strudel aus ungewissen Gedanken und Gefühlen. Während ich hilflos zusehen muss, wie meine Mutter bedroht wird.

Die Zeit scheint stillzustehen, während ich auf der Treppe verharre. Die Sekunden dehnen sich zu Minuten aus, und doch bleibt alles im selben Zustand gefangen. Meine Mutter weint, versucht sich zu verteidigen, doch ihre Worte gehen im schier endlosen Strom der Schreie meines Stiefvaters unter. Es ist ein einseitiges Gespräch, ein brutaler Monolog, der keine Chance für eine Versöhnung oder Verständnis bietet.

Ich stehe dort auf der Treppe, einsam und verängstigt. Meine kindliche Seele sehnt sich nach Normalität, nach Geborgenheit und nach einem Zuhause, in dem Frieden und Liebe herrschen. Doch stattdessen werde ich über viele Jahre Zeuge unerbittlicher Auseinandersetzungen gegen meine Mutter und gegen mich, die meine Kindheit überschatten und prägen.

Das Schreien und Brüllen, das meine Ohren erfüllt, mag zwar keine physische Gewalt sein, doch es hinterlässt Narben auf meiner Seele, die nur schwer zu heilen sind. Es ist eine Form der Gewalt, die meine kindliche Unschuld erschüttert und meine Welt ins Wanken bringt.

Desinteresse

In meiner Kindheit lasteten nicht nur die schmerzhaften Ausbrüche meines cholerischen Stiefvaters auf mir und eine Mutter, die mich davor nicht beschützt hat, sondern auch eine weitere Quelle des Leids. Das Desinteresse meiner Eltern an meinen Interessen, ein Desinteresse, das für ein Kind gleichbedeutend ist mit der Gleichgültigkeit gegenüber dem Kind selbst.

Mein Stiefvater lebte in einer Welt, die ganz von seinen eigenen Werten geprägt war. Meine Mutter hatte mich als Säugling nach meiner beinahe tödlichen Geburt im Krankenhaus zur Adoption freigegeben, nur um mich später doch zu sich zu nehmen. Doch selbst in den folgenden Jahren waren meine Eltern vor allem mit sich selbst beschäftigt. Ihre tiefe Religiosität bestimmte ihr Denken und ihre Welt drehte sich letztendlich hauptsächlich um sie selbst und ihren Glauben.

Als Kind spielte ich darin eine sekundäre Rolle, geprägt von zwei entscheidenden Faktoren. Zum einen war das Interesse an meiner Person, meinen Interessen und Wünschen äußerst begrenzt. Zum anderen erfuhr ich nur dann Bestätigung, wenn ich mich in ihre religiöse Welt einfügte. Wenn ich also etwas tat, das den Vorstellungen ihres Weltbildes entsprach, erhielt ich die Anerkennung, nach der jedes Kind strebt.

Die Bestätigung, die ich erhielt, bezog sich somit nicht auf mein wahres Sein, wer ich wirklich war und was mich ausmachte, sondern allein darauf, ob ich den Erwartungen meiner Eltern entsprach. Ich erfuhr keine Bestätigung für meine eigene Individualität, für das, was mich einzigartig machte. Folglich konnte meine kindliche Seele nur den Schluss ziehen, dass ich nicht gewollt war, dass ich nicht richtig war, dass ich falsch war und dass ich nicht in diese Welt gehörte.

Infolgedessen konnte ich kein Urvertrauen aufbauen. Über das Thema des Urvertrauens werden wir später noch ausführlicher sprechen. An dieser Stelle sei nur so viel gesagt. Die wichtigste Zeit zur Entwicklung eines gesunden Urvertrauens findet in der Kindheit statt. Wurde dies versäumt, kann sich das wie ein negativer Faden durch das gesamte weitere Leben eines Menschen im Erwachsenenalter ziehen und es ist äußerst schwierig, es im Nachhinein wiederzugewinnen. Das Desinteresse an den Interessen eines Kindes ist eine maßgebliche Ursache für dieses Leiden, das einen ein Leben lang vor Herausforderungen stellen kann.

Wie es weiterging

In den darauffolgenden Jahren meines Daseins musste ich lernen, mit den Folgen dieser erzieherischen Prägung umzugehen. Es war eine Reise, auf der ich einen Weg finden musste, um mit den daraus resultierenden Defiziten in mir umzugehen und ihre negativen Auswirkungen auf meinen Alltag einzudämmen. Zugleich widmete ich mich intensiv den Ursachen und Auswirkungen, sei es durch einschlägige Literatur, der Erforschung der psychologischen Komponenten oder der Auseinandersetzung mit erzieherischen Ansätzen. Ob es um Kinder oder Erwachsene ging, ob ich um die Neurowissenschaften oder die Tiefen der Psychologie kreiste – ich tauchte in diese Materie ein und versuchte Lösungen für mich zu finden.

Der tiefe Wunsch in mir, Kindern und Eltern zu helfen, basiert auf den Erfahrungen meiner eigenen Kindheit und den Erkenntnissen, die ich durch die Aufarbeitung dieser Erfahrungen gewonnen habe. So reifte in mir die Überzeugung, dass es möglich ist, Kindern zu helfen, wenn wir über die grundlegenden Prinzipien im Umgang mit ihnen sprechen. Denn in der Tat, um eine gesunde Beziehung zu unseren Kindern aufzubauen, bedarf es keiner komplexen psychologischen Lösungen. Das Pareto-Prinzip, auch als das „20/80-Prinzip“ bekannt, gilt hier genauso: Mit 20% unserer Anstrengungen können wir 80% positive Ergebnisse erzielen. Der Rest sind Feinheiten, die sich mit der Zeit entwickeln. Und die Grundlagen sind es, die wirklich nicht schwer sind. Sie sind eingänglich, leicht nachzuvollziehen und bewirken doch so viel.

Ich hege den innigen Wunsch, dass meine Worte dazu beitragen können, Kinder vor den schmerzhaften Erfahrungen zu bewahren, die ich selbst durchleben musste. Wenn meine Worte auch nur einem Kind helfen können, dann verleiht das meinem eigenen Leid einen Sinn. Für all jene, die bereits intuitiv richtig handeln und eine gesunde Beziehung zu ihren Kindern pflegen, mögen meine Worte eine Bestätigung oder Inspiration sein.

An dieser Stelle möchte ich insbesondere all jenen Menschen meinen aufrichtigen Dank aussprechen, die bereits harmonische Eltern-Kind-Beziehungen führen. Ihre Bilder von Liebe und Verbindung, von Familie und Geborgenheit, berühren mich zutiefst und erfüllen mein Herz mit großer Freude. Die Vorstellung, dass ein Kind in diesen Familien aufwachsen darf, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Es sind Menschen wie diese, die die Welt zu einem besseren Ort für unsere Kinder machen.

Schreibt mir auch gern euer Feedback, wenn Ihr etwas auf dem Herzen habt. Eine E-Mail Adresse findet ihr im Impressum.

Im folgenden Abschnitt möchte ich über die möglichen Auswirkungen sprechen, die sich im Erwachsenenalter aus der Art der Erziehung ergeben können, die ich durch meine Eltern erfahren habe. Es ist wichtig, einen genaueren Blick auf die Symptome zu werfen und ihre unterschiedlichen Ausprägungen zu beleuchten. Denn sie sind wie feine Fäden, die sich durch das spätere Erwachsenenleben ziehen können, mal mehr, mal weniger deutlich sichtbar. Sie beeinflussen Entscheidungen, Beziehungen und Gefühle.

Es ist wichtig, diese Symptome zu verstehen und anzuerkennen. Das unterstützt uns dabei, zu begreifen, wie wichtig die Kinderjahre sind und welche richtungsweisenden Auswirkungen unsere Beziehung zu unseren Kindern auf deren späteres Erwachsenenleben hat. Es ist ein Schritt in Richtung Heilung und Wachstum, wenn wir uns bewusstwerden, wie unsere Kindheit unsere Gegenwart beeinflusst. Und obwohl es nicht immer einfach ist, diesen Weg zu gehen, können wir durch Selbstreflexion und Unterstützung von anderen die Fäden entwirren und unser Leben in eine Richtung lenken, die inneren Frieden und Glück bringt.

Mögliche Auswirkungen

Die Prägungen der Kinderjahre weben ein komplexes Muster erlernter Verhaltensweisen, das ein Mensch mit ins Erwachsenenleben nimmt. Doch welche Muster sich entwickeln, um erzieherische Defizite auszugleichen, sind von Individuum zu Individuum verschieden. Nicht so die Gruppe der Verhaltensmuster selbst, die überschaubar und ausführlich erforscht ist. Der Mensch ist nicht allein das Produkt seiner Sozialisation oder nur die Summe aller äußeren Einflüsse. Er trägt auch etwas in sich, das ihn einzigartig macht, seit dem Moment seiner Geburt. Diese Einzigartigkeit, verbunden mit den äußeren Einflüssen, formt Verhaltensmuster. So können Kinder mit denselben Einflüssen defensive Verhaltensmuster entwickeln oder auch offensiver reagieren, um nur ein Beispiel zu nennen.

Im Laufe der Zeit entfalten sich in der kindlichen Seele somit eine Vielzahl von Lösungsstrategien, die als wertvolle Antworten auf alle Einflüsse entstehen. Grundsätzlich dienen sie dem Überleben. Diese tiefverwurzelten Verhaltensmuster, die einst als Schutzschilde fungiert haben können, lassen sich im Erwachsenenalter dann nicht mehr so einfach abschütteln.

Doch was in der Kindheit einst als wirksames Mittel zur Bewältigung von als bedrohlich empfundenen Situationen gedacht war, kann im später „normalen“ Alltag des Erwachsenen zu einem Stolperstein werden. Das Bewusstsein, dass sich das Kind in einer Welt bewegt, die sich verändert hat, scheint verschwommen und die einst nützlichen Verhaltensmuster wirken nun wie veraltete Relikte vergangener Zeiten. Situationen, die eigentlich harmlos sind, werden plötzlich von einer unheilvollen Aura umgeben und lösen die alten, erlernten Reflexe aus. Der erwachsene Geist verstrickt sich in den Fäden der Vergangenheit und kann so auf eine Weise reagieren, die in der Gegenwart, vor allem für ihn selbst, aber auch für seine Umgebung, zur Herausforderung wird.

Wenn wir unser Bewusstsein schärfen und erkennen, dass diese tiefverwurzelten Muster einst einen Zweck erfüllten, öffnet sich die Tür zur Befreiung. Der feine Faden, der uns gefangen hält, kann mit jedem bewussten Schritt entwirrt werden. Doch warum warten? Schon frühzeitig können wir ansetzen, unsere Erziehung mit einem wachsenden Verständnis zu gestalten, und den Weg ebnen, damit unsere Kinder diesen mühsamen Pfad gar nicht erst beschreiten müssen.

Perfektionismus

Perfektionismus, ein allzu bekanntes Beispiel, dessen Grundsteine nicht selten in der Kindheit gelegt werden, um später zur Qual zu werden. Perfektionismus ist eine typische Verhaltensweise, die sich aus dem Thema des „Nicht-gut-genug-Seins“ entwickeln kann. Ablehnung und Zurückweisung sind natürlich grundsätzliche Auslöser dafür, dass sich ein Kind übermäßig anstrengt, um Anerkennung zu erlangen.

Besonders unglücklich wird es allerdings dann, wenn die Erwartungen der Eltern sich von der Persönlichkeit und den Wünschen des Kindes stark unterscheiden. Denn sogar wenn Lob und Anerkennung auf diese besonderen Erwartungen der Eltern folgen, wird das Kind dies als Bestätigung für das, was es leistet, und nicht dafür, was es ist, wahrnehmen. Für das Kind wird sich das Lob so anfühlen, als ob etwas fehlt. Und so kann es sich noch so sehr anstrengen, es bleibt bei dem Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Es beginnt ein endloser Kreislauf des Strebens nach Perfektion. Das Kind strebt danach, noch besser zu werden, die Erwartungen noch mehr zu erfüllen, nur um immer wieder das Gefühl zu haben, nicht gut genug zu sein, weil es nicht die Liebe um seiner selbst willen erfahren kann, die es so sehr braucht. Das führt zu Stress und Unzufriedenheit und dazu, dass es sich selbst immer stärker kritisiert und Schwierigkeiten hat, Fehler zu akzeptieren und gesund an ihnen zu wachsen.

In meinem eigenen Leben hatte ich die Gelegenheit, auf der Seite des Arbeitgebers an Bewerbungsgesprächen teilzunehmen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Bewerber ihren Perfektionismus anführen, wenn sie nach ihrer Schwäche gefragt werden. Doch in Wahrheit versuchen sie nichts anderes, als eine Schwäche subtil als Stärke zu verkaufen, um ihre wahre Verletzlichkeit nicht offenbaren zu müssen. Sie glauben, dass der potenzielle Arbeitgeber daran interessiert sein muss, dass sie ihre Aufgaben perfekt erfüllen, und sie versuchen dies mit ihrem positiv dargestellten Perfektionismus zu bedienen.

Doch wer den Hintergrund kennt, durchschaut diese Taktik und erkennt den angeblichen Perfektionismus nicht als positive Schwäche. Vielmehr zeigt er, dass man es mit einem Menschen zu tun hat, der tatsächlich leidet. Zudem haben perfektionistisch veranlagte Menschen aus unternehmerischer Sicht ein noch größeres Problem. Sie verhalten sich selten ökonomisch. Sie können zum Beispiel selten gut abschätzen, wie viel Aufwand es wert ist, eine Aufgabe im Verhältnis zum Nutzen für das Unternehmen zu erbringen. Dadurch sind sie