Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten - Astrd Wirth - E-Book

Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten E-Book

Astrd Wirth

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Beschreibung

Wissenschaftliche Hintergründe und Praxistipps für die Schulvorbereitung Die Autorinnen und Autoren zeigen Ihnen Wege auf, wie Sie die Entwicklung Ihrer Kinder im Vorschulalter spielerisch im familiären und im Kindergartenalltag unterstützen können - ganz ohne exklusive Hilfsmittel! Einen Schwerpunkt bildet die (Schrift-)Sprachentwicklung sowie die mathematische Entwicklung, um Ihr Kind optimal auf die beiden Schulfächer Deutsch und Mathematik vorzubereiten. Darüber hinaus erhalten Sie Informationen und Tipps zur Förderung der kognitiven, sozial-emotionalen und der Persönlichkeitsentwicklung: •Wie lernen Kinder logisches Denken? •Wie können Kinder soziale Fähigkeiten ausbilden? ? •Welche Aspekte gilt es beim Thema Kinderbücher zu beachten? ? •Wie wirkt sich die Raumgestaltung auf die Konzentration und Aufmerksamkeit von Vorschulkindern aus? ? In diesem Buch erhalten Sie Antworten auf diese und viele weitere Fragen zur Kompetenzentwicklung Ihrer Kinder. Vier Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der pädagogischen Psychologie nehmen Sie mit in die spannende Welt der psychologischen und pädagogischen Wissenschaft und geben Ihnen wertvolle Einblicke in die ganzheitliche kindliche Kompetenzentwicklung. Darauf aufbauend erhalten Sie viele Praxistipps zur spielerischen Förderung - kindgerecht und mit viel Freude am Lernen für Sie und Ihr Kind!

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Seitenzahl: 223

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Astrid Wirth

Efsun Birtwistle

Anna Mues

Frank Niklas

Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten

Fähigkeitsentwicklung und Förderung im Vorschulalter

Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten

Astrid Wirth, Efsun Birtwistle, Anna Mues, Frank Niklas

Forschungsförderung

Die Texte dieses Buches entstanden im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dieses Forschungsprojekt wurde vom European Research Council (ERC) unter dem Horizon 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union finanziell gefördert (grant agreement No 801980).

Dr. Astrid Wirth

E-Mail: [email protected]

Dr. Efsun Birtwistle

E-Mail: [email protected]

Anna Mues

E-Mail: [email protected]

Prof. Dr. Frank Niklas

E-Mail: [email protected]

Ludwig-Maximilians-Universität München

Leopoldstr. 13

80802 München

Deutschland

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Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Psychologie

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Dr. Susanne Lauri

Bearbeitung: Tobias Gaudin, Gießen

Herstellung: René Tschirren

Umschlag- und Inhaltabbildungen: Tina Schiele, München

Umschlaggestaltung: Claude Borer, Riehen

Illustrationen (Innenteil): Tina Schiele, München

Satz: Claudia Wild, Konstanz

Format: EPUB

1. Auflage 2022

© 2022 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96198-9)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76198-5)

ISBN 978-3-456-86198-2

https://doi.org/10.1024/86198-000

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Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

|5|Danksagung

Das Coverbild und alle weiteren Illustrationen dieses Buches wurden von Tina Schiele entworfen und gezeichnet. Danke Tina, dass wir deine großartigen Zeichnungen für dieses Buch verwenden durften!

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Vorwort

1 Frühe sprachliche und schriftsprachliche Kompetenzen

1.1 Spielend sprechen lernen

1.2 Vorlesen und gemeinsam lesen

1.3 Reime und Wortspiele

1.4 Kinderbücher und Büchereien

1.5 Lesen und schreiben lernen

1.6 Literatur

2  Frühe mathematische Kompetenzen

2.1 Mathematik im Alltag

2.2 Zahlen und elterliches Modellverhalten

2.3 Frühe mathematische Kompetenzen – Zählen und Vergleichen

2.4 Mathematische Spiele und Erklärungen durch die Eltern

2.5 Erstes Rechnen und Lehren durch die Eltern

2.6 Literatur

3 Kognitive Entwicklung

3.1 Konzentration und Aufmerksamkeit

3.2 Gedächtnis und logisches Denken

3.3 Literatur

4 Sozial-emotionale Entwicklung

4.1 Soziale Entwicklung

4.2 Prosoziale Fähigkeiten und moralische Entwicklung

4.3 Emotionale Entwicklung

4.4 Literatur

5  Persönlichkeitsentwicklung

5.1 Persönlichkeitsentwicklung und Temperament

5.2 Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl

5.3 Literatur

6  Weitere frühkindliche Entwicklungsbereiche

6.1 Motorische Entwicklung

6.2 Musikalische Fähigkeiten

6.3 Kreativität

6.4 Literatur

Die Autorinnen und Autoren

|9|Vorwort

Kinder beim Aufwachsen begleiten zu dürfen und all ihre Fortschritte mitzuerleben ist großartig und spannend. Beim Titel dieses Buches können Sie sich daher zu Recht fragen: Warum soll ich eigentlich mit meinem Kind schon jetzt anfangen zu lernen? Buchstaben lesen und schreiben, Zählen und erste Rechnungen – das lernt mein Kind doch alles noch früh genug in der Schule?

Aber: Das Lernen Ihres Kindes beginnt schon sehr lange vor dem Schulbeginn. Seitdem Ihr Kind auf der Welt ist, lernt es jeden Tag viele neue Dinge (und genau genommen hat es sogar schon im Bauch der Mutter damit begonnen). Deshalb können Sie auch gar nicht zu früh anfangen, gemeinsam mit Ihrem Kind zu lernen und es in seinem natürlichen Lernprozess zu unterstützen – ganz spielerisch und mit viel Spaß für Sie und Ihr Kind.

Denn Spaß sollte beim Lernen Ihres Kindergartenkinds immer an erster Stelle stehen. Spielen und Lernen sind kein Widerspruch, sondern gehen ganz selbstverständlich miteinander einher. Ihr Kind lernt nämlich nur, wenn es dazu motiviert ist! Sollte Ihr Kind also das Interesse an einem Spiel verlieren, ist es häufig besser, eine Pause zu machen. Unterbrechen Sie dann Ihre gemeinsame Aktivität und setzen Sie sie später fort, wenn Ihr Kind sich wieder etwas erholt hat und bereit dafür ist.

Auch die Abwechslung zwischen unterschiedlichen Aktivitäten spielt beim Lernen eine große Rolle. Daher möchten wir Ihnen in diesem Buch verschiedene Kompetenzbereiche vorstellen, in denen Kinder im Vorschulalter wichtige Entwicklungsschritte durchlaufen: Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden die beiden Themenbereiche der (Schrift-)Sprachentwicklung und mathematischen Entwicklung, welche Ihr Kind optimal auf die beiden Schulfächer Deutsch und Mathematik vorbereiten. Daran anschließend folgen Kapitel zu weiteren Kompetenzbereichen, die für die kindliche Schulreife und ganzheitliche Entwicklung Ihres Kindes wichtig sind, wie etwa der kognitiven Entwicklung und der Persönlichkeitsentwicklung.

Wie ist unser Gedächtnis aufgebaut? Welche Meilensteine gibt es in der motorischen Entwicklung eines Kindes? Und was versteht man eigentlich unter Kreativität? Zu Beginn eines jeden Kapitels geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Facetten eines Kompetenzbereichs und die Entwicklungsaufgaben von Kindern im Vorschulalter. Anschließend nehmen wir Sie mit in die spannende Welt der psy|10|chologischen und pädagogischen Forschung. Unser Wissen über die Fähigkeitsentwicklung von Kindern und wie man diese am besten im Rahmen der Familie fördert, basiert auf der großartigen Arbeit unzähliger Forscherinnen und Forscher, welche wissenschaftliche Studien durchgeführt und ausgewertet haben. Daher stellen wir Ihnen einige wichtige Klassiker unter den Lerntheorien sowie aktuelle Forschungsergebnisse aus jedem Themenbereich vor.

Die Umsetzung des theoretischen Wissens soll in diesem Buch auch nicht zu kurz kommen. Deshalb geben wir Ihnen in jedem Kapitel ganz praktische Tipps, wie Sie Ihr Kind in der jeweiligen Fähigkeitsentwicklung unkompliziert und spielerisch unterstützen können. Sie werden sehen: Sie benötigen keine pädagogische Ausbildung und auch keine teuren Spielsachen, um die Kompetenzentwicklung Ihres Kindes optimal zu unterstützen – die meisten unserer Anregungen lassen sich ganz spontan und unkompliziert in Ihren familiären oder Kindergartenalltag integrieren.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim gemeinsamen Spielen und Lernen!

|11|1Frühe sprachliche und schriftsprachliche Kompetenzen

|12|1.1  Spielend sprechen lernen

Das Wichtigste in Kürze

In diesem Kapitel geht es um das Thema Sprache. Kinder lernen schon lange vor Beginn der Schulzeit das Sprechen und erlangen damit auch ein Gefühl für den Aufbau unserer Sprache, für einzelne Laute, Worte und ganze Sätze.

Sprechen zu können ist eine sehr wichtige Fähigkeit, welche die Grundlage für viele weitere Fähigkeiten bildet: Je besser Kinder bereits sprechen können, umso besser können sie sich auch mit anderen austauschen, ihre Gefühle ausdrücken und neues Wissen aufbauen [1]. Außerdem fällt ihnen damit auch das Lesen- und Schreibenlernen in der Schule und das Lernen in anderen Schulfächern leichter [2]. Wenn man sein Kind im Spracherwerb unterstützt, fördert man also gleichzeitig die gesunde Entwicklung vieler weiterer kindlicher Fähigkeiten.

„Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen“ besagt eine Redensart, die sehr viel Wahres enthält: Kinder orientieren sich beim Sprechenlernen besonders stark an ihren Eltern. Also sind Sie für Ihr Kind die wichtigste Bezugsperson, und Kinder lernen viel, indem sie sich das Verhalten und die Angewohnheiten ihrer Eltern abgucken und selbst nachmachen [3]. Deshalb ist es wichtig, dass Sie auch beim Sprechen ein Vorbild für Ihr Kind sind. Dazu müssen Sie gar kein perfektes Schriftdeutsch sprechen, sondern in diesem Fall gilt generell: Viel hilft viel! Je mehr Sie mit Ihrem Kind sprechen, umso besser ist es für seine sprachliche Entwicklung [4]. Gleichzeitig können Sie auch Gelegenheiten schaffen, in denen Ihr Kind selbst spricht. Bei solchen „Sprachanlässen“ sollten Sie Ihr Kind ermutigen, selbst zu sprechen. Dies gelingt ganz einfach, indem Sie Ihrem Kind Fragen zu Dingen stellen, die es interessant findet.

Kinder lernen sprechen in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Bei Kindern im Vorschulalter ist es ganz normal, dass einige Kinder bereits besser und mehr sprechen können als andere, die gleich alt sind. Dies zeigt sich darin, dass manche Kinder vielleicht schon von mehr Wörtern wissen, was diese bedeuten (also einen größeren Wortschatz haben), eine deutlichere Aussprache zeigen oder aber die Grammatik besser beherrschen. Aber ganz egal, wie weit Ihr Kind in der Sprachentwicklung ist: Wichtig ist nur, dass Sie es beim weiteren Lernen ermutigen und unterstützen.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass es gut für die Entwicklung von Kindern ist, wenn man sie von Anfang an beim Sprechenlernen unterstützt [vgl. 5]. Die gute Nachricht dabei ist: Das geht wirklich ganz leicht! In unseren Tipps geben wir Ihnen Anregungen zum gemeinsamen Sprechen und Erzählen.

|13|Der wissenschaftliche Hintergrund

Auch wenn die Sprachentwicklung eines Kindes scheinbar einfach so passiert, ist sie ein komplizierter Prozess. Die Sprachentwicklung lässt sich in verschiedene Bereiche unterteilen: Die Kinder erlernen, welche Laute in ihrer Muttersprache benutzt werden, sie lernen neue Wörter und deren Bedeutung (Wortschatz), sie lernen die Regeln einer Sprache (Grammatik) und die Fähigkeit, zu erzählen und Ereignisse zu beschreiben (Erzählkompetenz) [6].

Abbildung 1-1:  Familiäre Ähnlichkeiten in der Aussprache sind mitunter leicht herauszuhören

Zwar verläuft die Entwicklung der Sprachfähigkeiten bei jedem Kind unterschiedlich schnell, nichtsdestotrotz gibt es den Versuch festzustellen, welche Sprachfähigkeiten die meisten Kinder in einem bestimmten Alter bereits erreicht haben. Damit werden sogenannte Meilensteine in der Sprachentwicklung gelegt [7].

|14|Meilensteine der Sprachentwicklung für fünf- bis sechsjährige Kinder

Margreet Luinge und ihr Team von der Universität Groningen in den Niederlanden untersuchten 2006 die Sprachentwicklung von 527 Kindern [7]. Die Forscherinnen und Forscher versuchten, Meilensteine in der Sprachentwicklung vom ersten bis zum sechsten Lebensjahr festzulegen. Diese Meilensteine der Sprachentwicklung sollen unabhängig vom Geschlecht der Kinder oder der Region, in der sie aufwachsen, gültig sein. Dabei werden die Bereiche expressive und rezeptive Sprachkompetenzen (also Sprache produzieren und Sprache verstehen) sowie Kompetenzen in Bezug auf Laute, Worte und Satzkonstruktionen abgedeckt. Für den Altersbereich von fünf bis sechs Jahren wurden unter anderem das spontane Erzählen von Geschichten, die Wiedergabe von Sätzen mit richtiger Wortreihenfolge und die Nutzung von Adjektiven zur Beschreibung als altersentsprechende Sprachentwicklung angesehen. Die Meilensteine in der Sprachentwicklung werden in den Niederlanden eingesetzt, um Verzögerungen in der Sprachentwicklung von Kindern rechtzeitig zu erkennen. Dadurch können Folgeprobleme in anderen Entwicklungsbereichen, etwa in der emotionalen oder sozialen Entwicklung, vermieden werden. Eine verlangsamte Sprachentwicklung kann auf viele unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden, die wiederum untersucht werden müssen, wie etwa Hörprobleme, kognitive oder allgemeine Entwicklungsverzögerungen.

Im Alter von fünf Jahren hat Ihr Kind bereits sehr viele wichtige Sprachfähigkeiten erlernt. Allerdings ist die Sprachentwicklung noch lange nicht abgeschlossen: Auch wenn wir erwachsen sind, entwickelt sich unsere Sprache noch weiter, zum Beispiel durch das Lernen von neuen Wörtern und Fachbegriffen. Für das fünfte Lebensjahr benennt der Deutsche Bundesverband für Logopädie [6] folgende Meilensteine in der Sprachentwicklung:

Der Wortschatz eines Kindes liegt in diesem Alter bei ungefähr 1500 bis 5000 Wörtern und wird auch in den nächsten Lebensjahren noch weiter anwachsen.

Kinder können nun zumeist Grundfarben (Rot, Grün, Gelb, Blau, Weiß und Schwarz) korrekt benennen und zuordnen.

Die Fähigkeit, Sätze richtig zu bilden, ist nun ebenfalls weitgehend abgeschlossen. Nur vereinzelt können unregelmäßige Formen noch Schwierigkeiten bereiten, die aber leicht zu korrigieren sind.

Die Zischlaute (s, ß, z, x) sind die letzten Laute, die ein Kind erwirbt, manche Kinder lassen sich damit Zeit bis zum letzten Kindergartenjahr. Diese Laute sind besonders schwierig zu erlernen, denn sie erfordern eine sehr fein abgestimmte Koordination verschiedener Muskeln.

Der Bundesverband Logopädie e. V. sagt auch, dass es einigen Kindern im Alter von fünf Jahren noch schwerfällt, komplizierte Satzgefüge zu verstehen, die aus mehreren Satzteilen bestehen. Ein Beispiel ist: „Wenn du draußen gespielt hast, musst du |15|noch deine Hände waschen, bevor du dich an den Tisch setzt.“ Wenn Ihr Kind Sie also manchmal nicht versteht oder Ihren Aufforderungen nicht vollständig nachkommt, versuchen Sie doch einmal, Ihr Anliegen noch mal mit mehreren einfacheren Sätzen zu erklären – vielleicht hat Ihr Kind Sie einfach sprachlich noch nicht verstanden. Bis zum Schuleintritt haben allerdings die meisten Kinder gelernt, auch komplizierte Satzgefüge gut zu verstehen.

Wenn Ihr Kind Ihnen Geschichten erzählt, tut es dies vielleicht auch manchmal noch anders als Erwachsene. So wird zum Beispiel die Reihenfolge von der Wichtigkeit bestimmt, die ein Ereignis für Ihr Kind hatte, und wichtige Rahmeninformationen werden erst einmal vergessen [6]. Dem Zuhörer verlangt diese Art des Erzählens viel Aufmerksamkeit und viele Schlussfolgerungen ab, um dem Erzählten folgen zu können. Sie können Ihr Kind durch Rückfragen (und viel Geduld) beim Erzählenlernen unterstützen.

Und wie kann man sein Kind am besten unterstützen, wenn es Fehler beim Sprechen macht? Damit sich Ihr Kind durch Fehler nicht entmutigen lässt, empfehlen Expertinnen und Experten das korrektive Feedback [8]. Hierbei wiederholen Sie einfach das Gesagte Ihres Kindes richtig, ohne das Kind dabei auf den Fehler direkt aufmerksam zu machen.

Hierzu ein Beispiel:

Ihr Kind erzählt: „Ich hab’ das Glas bei die Tisch gestellt.“

Und Sie antworten: „Danke, dass du das Glas auf den Tisch gestellt hast.“

Für das Tempo der Sprachentwicklung Ihres Kindes spielt es eine wichtige Rolle, wie sprachfördernd die Umwelt ist, in der es aufwächst [9]. Je mehr gesprochene Sprache Ihr Kind hört, umso leichter lernt es Satzstrukturen, Grammatik und natürlich auch viele neue Wörter! Und Sie als Eltern sind da natürlich im wahrsten Sinne des Wortes die wichtigsten „Ansprechpersonen“ für Ihr Kind.

Denn es macht tatsächlich auch einen Unterschied für Ihr Kind, wer mit ihm spricht: Fernsehsendungen oder Videos können die direkte Ansprache durch Sie oder andere Erwachsene nicht ersetzen. Aber natürlich können Sie auch Kindersendungen, Hörbücher & Co. in die Sprachförderung einbeziehen: Lassen Sie sich doch einfach von Ihrem Kind die Geschichte nacherzählen, die es gerade gehört oder angesehen hat. Auch Essenszeiten sind ein toller Anlass, sich mit Ihrem Kind zu unterhalten, sei es über den Tag im Kindergarten oder den geplanten Besuch einer Freundin oder eines Freundes.

|16|Das soziale Umfeld: Schadet Fernsehen der kindlichen Sprachentwicklung?

Erika Hoff hat sich in ihrer Studie von 2006 der Frage gewidmet, inwieweit verschiedene Bereiche des sozialen Umfelds, in dem Kinder aufwachsen, ihre Sprachentwicklung mitbestimmen und fördern können [9]. Dazu hat sie die Vielzahl der zu dieser Frage bereits bestehenden Studien gesichtet, die Ergebnisse verglichen und eingeordnet. Ein Abschnitt ihrer Studie widmet sich der Frage, ob sich Fernsehkonsum nachteilig auf die Sprachentwicklung von Kindern auswirkt. Die Autorin schlussfolgert, dass es darauf ankommt, was ein Kind im Fernsehen anschaut: So können sich altersgerechte Sendungen mit Bildungsanspruch (wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Die Sesamstraße“) durchaus positiv auf die Sprachentwicklung auswirken. Allerdings kann das Fernsehen keine menschliche Ansprache ersetzen: Eltern stellen für ihre Kinder die wichtigste Quelle von Spracherlebnissen dar und können damit die Entwicklung ihres Kindes positiv beeinflussen. So lernen Kinder, deren Mütter auf ihre ersten Sprechversuche verbal reagieren, schneller sprechen als Kinder, deren Mütter ihnen seltener antworten. Wenn Sie mit Ihrem Kind gemeinsam die Aufmerksamkeit auf etwas richten, zum Beispiel beim Spielen, Spazierengehen oder Vorlesen, kann dies ebenfalls die Kommunikation anregen und ist daher sprachfördernd für Kinder. Auch Fragenstellen, Wiederholen von Sätzen und direktes Auffordern zeigen Auswirkungen auf das sprachliche Lernen von Kindern. Übrigens: Gezielt immer nur einfach und kindgerecht zu sprechen, war in den hier betrachteten Studien nicht vorteilhaft – sondern, ganz im Gegenteil, eine reiche Sprache mit vielen verschiedenen Worten und Ausdrücken. Also: Sprechen Sie einfach drauf los!

Dass Vorlesen und das gemeinsame Lesen von Büchern die Sprachentwicklung Ihres Kindes ganz besonders unterstützen kann, ist Ihnen vielleicht bereits bekannt. Zwei Forscherinnen haben gezeigt, dass das gemeinsame Buchlesen den Wortschatz und das Sprachverständnis von Kindern verbessern kann und diese Sprachfähigkeiten wiederum Auswirkungen auf die Leseleistungen von Kindern in der Schule haben [10]. Im nächsten Kapitel werden wir darum noch näher auf das Thema Vorlesen eingehen.

Frühes Vorlesen zeigt langfristige Auswirkungen auf die Sprachentwicklung

Monique Sénéchal und Jo-Anne LeFevre untersuchten 2002 in einer Längsschnittstudie, wie sich das Vorlesen in der Familie auf die Sprachentwicklung von Kindern auswirkt [10]. Dazu begleiteten sie 168 Kinder vom Kindergarten bis zum Ende der dritten Klasse. Die Wissenschaftlerinnen untersuchten die Sprachfähigkeiten der Kinder hinsichtlich ihres Wortschatzes und ihres Sprachverständnisses. Zudem wurden den Kindern Bilder von Kinderbuchtiteln gezeigt, und sie wurden nach den Namen der zugehörigen Bücher gefragt – so sollte überprüft werden, wie häufig Eltern ihren Kindern vorlesen, ohne die Eltern selbst direkt danach zu fragen.

|17|Die Ergebnisse zeigten deutliche Zusammenhänge zwischen den Sprachfähigkeiten der Kinder und der Häufigkeit, mit der ihnen vorgelesen wurde. Dieser Zusammenhang blieb auch unabhängig vom Bildungsgrad der Eltern bestehen. Die Sprachfähigkeiten der Kinder konnten ihre Lesefähigkeiten zum Ende der dritten Klasse gut vorhersagen. Die Studie zeigt damit, dass die Sprachfähigkeiten von Kindern gegen Ende der Kindergartenzeit ihren weiteren Schulweg prägen und damit großen Einfluss auf ihre weitere Entwicklung nehmen können. Und sie zeigt, dass Eltern wiederum Einfluss auf die Sprachfähigkeiten ihrer Kinder haben, indem sie ihnen Kinderbücher vorlesen.

Tipps zum spielenden Sprechenlernen

Tipp 1

Ihr Kind langweilt sich, weil Sie warten müssen? Lassen Sie es doch einmal alle Gegenstände benennen, die es in diesem Moment um Sie herum sehen kann (z. B. einen Stuhl, eine Pflanze, einen Hund …)! Dieses Spiel können Sie immer und überall spielen, in der Schlange im Supermarkt, beim Arzt, an der Bushaltestelle … Eine Alternative ist das Spiel: „Ich sehe was, was du nicht siehst“, bei dem das Kind ganz genau eine bestimmte Sache suchen und erraten muss und Sie es mit Tipps unterstützen.

Tipp 2

Betrachten Sie einmal Ihre Hausarbeit als Anlass, mit Ihrem Kind zu sprechen. Wenn Sie zum Beispiel gerade Wäsche aufhängen oder Geschirr spülen, erzählen Sie doch Ihrem Kind nebenher, womit sie gerade beschäftigt sind (Kleidungsstücke benennen, Geschirr beschreiben usw.). Kommentieren Sie einfach mal alles, was Sie gerade tun! Beantworten Sie auch ausführlich alle Nachfragen Ihres Kindes.

Tipp 3

Ihr Kind passt sich beim Sprechen auch Ihrer Ausdrucksweise an. Achten Sie einmal bewusst darauf, wie Sie mit Ihrem Kind sprechen und wie Ihr Kind dabei auf Sie reagiert. Versuchen Sie möglichst deutlich und klar und in ganzen Sätzen zu sprechen. Achten Sie dabei auch darauf, dass keine Hintergrundgeräusche stören, zum Beispiel vom Fernseher.

Tipp 4

Lassen Sie sich auch von Ihrem Kind erzählen, was es gerade macht oder was es heute erlebt hat. Lassen Sie ihm Zeit beim Erzählen und stellen Sie Fragen dazu. Gerade der Dialog (also das Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Kind mit Fragen und Antworten) ist wunderbar sprachfördernd für Ihr Kind!

Tipp 5

Singen Sie manchmal mit Ihrem Kind? Heute wäre ein guter Tag dafür! Denn: Gemeinsames Singen macht nicht nur Spaß, sondern ist auch sehr förderlich für die Sprachentwicklung, da beim Singen Sprache noch einmal ganz anders betont wird als im normalen Gespräch. Diese „Betonungsunterschiede“ und der besondere Satzrhythmus helfen Ihrem Kind beim sprachlichen Lernen.

|18|1.2  Vorlesen und gemeinsam lesen

Das Wichtigste in Kürze

In diesem Kapitel geht es um das Thema Vorlesen. Kindern vorzulesen macht nicht nur Spaß, Ihr Kind kann dabei auch sehr viel lernen! Vorlesen fördert insbesondere die sprachliche und die soziale und emotionale Entwicklung Ihres Kindes [10, 11].

Nicht jedes Kind hat von Anfang an gleich viel Freude am Vorlesen. Gerade sehr lebhaften Kindern fällt es manchmal schwer, sich beim Vorlesen zu konzentrieren und der Geschichte zu folgen. Hierbei hilft es, feste Vorlesezeiten in den Alltag einzubauen – das bietet Struktur und schafft die richtige Atmosphäre. Durch die Regelmäßigkeit und Übung macht das Vorlesen mit der Zeit immer mehr Freude [12].

Lassen Sie sich also nicht entmutigen, wenn Ihr Kind mitunter keine Lust auf das Vorlesen hat. Die Freude am Vorlesen ist ein Prozess, der sich mit der Zeit entwickelt. Und es lohnt sich: Wenn Ihr Kind erst mal das „Lese-Fieber“ gepackt hat, hat es ein wertvolles und hilfreiches Interesse für das ganze weitere Leben gewonnen. Mit Freude am Lesen kann es Ihr Kind später sogar leichter in der Schule haben [13]!

Abbildung 1-2:  Gemeinsames Lesen macht doppelt Spaß

Um die Lesefreude zu fördern, können Sie auch ganz gezielt Vorlesegeschichten auswählen, welche zu den aktuellen Interessen Ihres Kindes passen. Seien es Dinos, Ritter, Katzen, Autos oder Pilze – die Auswahl an Vorlesebüchern zu ver|19|schiedenen Themen ist riesig! Natürlich müssen Sie auch nicht bei jedem neu aufkommenden Interesse Ihres Kindes viel Geld für Bücher ausgeben. Bibliotheken und Büchereien haben häufig ein großes Angebot an Kinderbüchern, welche Sie günstig ausleihen können.

Vorlesesituationen lassen sich auch wunderbar nutzen, um mit Ihrem Kind ins Gespräch zu kommen: Lassen Sie doch einmal Ihr Kind die Geschichte weitererzählen, stellen Sie Fragen, oder erfinden Sie gemeinsam ein neues Kapitel. Denn Vorlesen muss nicht immer bedeuten, dass ein Erwachsener liest und ein Kind zuhört: Gerade die Form des „dialogischen Lesens“, bei dem Erwachsene wie auch Kinder Gesprächsanteile haben und sich rund um eine Geschichte austauschen, hat sich als besonders förderlich für die kindliche Sprachentwicklung herausgestellt (lesen Sie dazu mehr unter „Dialogisches Lesen für eine bessere Sprachentwicklung“ in diesem Kapitel).

Im Folgenden gehen wir genauer auf die positiven Auswirkungen des Vorlesens ein und geben Anregungen, wie Sie das Interesse Ihres Kindes am Vorlesen fördern können. Zudem haben wir Ihnen einige Tipps zusammengestellt, wie das Vorlesen noch mehr Spaß machen kann.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim (Vor-)Lesen!

Der wissenschaftliche Hintergrund

Gute Lesefähigkeiten sind in unserem Alltag von großer Bedeutung. Wir lesen jeden Tag ganz beiläufig sehr viele Dinge wie zum Beispiel Inhaltsstoffe oder Nachrichtenmeldungen. Wir lesen auch, um mit anderen zu kommunizieren, zum Beispiel über soziale Medien oder E-Mails. Und bereits in der Schule sind Lesefähigkeiten nicht nur im Fach Deutsch, sondern in allen Schulfächern wichtig und somit ganz entscheidend für unseren schulischen Erfolg und den darauffolgenden beruflichen Werdegang [14]. Die Grundsteine für diese wichtigen Lesefähigkeiten werden schon lange vor dem eigentlichen Lesenlernen in der Grundschule gelegt.

Wie gut wir später in der Schule und als Erwachsene lesen können, hängt ganz entscheidend davon ab, wie häufig uns als Kind vorgelesen wurde [15]. Vorlesen fördert die Sprachentwicklung, da Kinder durch das Vorlesen mit besonders viel Sprache in Berührung kommen und diese sich zudem von der normalen, gesprochenen Sprache unterscheidet. Dadurch bekommen Kinder ein Gefühl dafür, wie Sprache aufgebaut ist.

|20|Das Konzept der Home Literacy Environment

Ein Wissenschaftler aus den Niederlanden, Roel van Steensel, beschäftigte sich in einer Studie mit der Frage, inwieweit sich eine Kindheit mit Vorlesen und Büchern auf die späteren Fähigkeiten in der Grundschule auswirkt [15]. Das Konzept der sogenannten Home Literacy Environment umfasst neben der Häufigkeit des Vorlesens auch weitere sprach- und schriftbezogene Aktivitäten, wie das Erzählen von Geschichten (auch ohne Bücher), das Singen und Reimen oder das gemeinsame Schreibenüben. Auch das Lesen und Schreiben von anderen Familienmitgliedern gehört zur Home Literacy Environment, da Kinder auch darüber mit Texten in Berührung kommen und insbesondere Eltern Kindern als Vorbild dienen.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen deutlich, dass eine Kindheit mit mehr Lese- und Schreibanlässen (also mit einer stark ausgeprägten Home Literacy Environment) dazu beitragen kann, dass Kinder besser in der Grundschule sind. Die betreffenden Kinder waren in der ersten und zweiten Klasse besser in Vokabeltests und im Leseverständnis als Kinder, die zur Kindergartenzeit seltener mit Lesen und Schreiben in Berührung gekommen waren. Van Steensels Forschung beweist somit, dass man Kinder bereits im Kindergartenalter optimal auf ihre spätere Schulzeit vorbereiten kann, indem man ihnen vorliest und sie mit Schrift in Berührung bringt. Und nicht zuletzt, indem man als gutes Lesevorbild vorangeht!

Durch das Vorlesen lernt Ihr Kind auch ganz nebenbei neue Wörter und vergrößert daher den eigenen Wortschatz. Am besten wirkt und funktioniert regelmäßiges Vorlesen: Die Stiftung Lesen beispielsweise empfiehlt, Kindern jeden Tag für 15 Minuten vorzulesen [16].

Was gefällt Kindern beim Vorlesen am meisten?

In einer ihrer jährlich erscheinenden Vorlesestudien ist die Stiftung Lesen der Frage nachgegangen, was sich Kinder im Vorschul- und Grundschulalter eigentlich beim Vorlesen wünschen [16]. Die Studie mit einer repräsentativen Stichprobe von fünf- bis zehnjährigen Kindern in Deutschland kam zu dem Ergebnis, dass das Vorlesen wirklich (fast) allen Kindern gefällt – über 90 % der befragten Kinder bestätigten das, ganz unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht oder der Sprache, die bei ihnen zu Hause gesprochen wurde. Ein knappes Drittel der Kinder wünschte sich sogar, dass ihnen häufiger vorgelesen wird. Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren ist es bei den Vorlesegeschichten am wichtigsten, dass diese lustig sind, außerdem sollten die Geschichten spannend sein und eine tolle Hauptfigur haben. Neben der Geschichte schätzen Kinder am Vorlesen vor allem die Nähe zu ihren Eltern und die Atmosphäre. Entscheidend ist dabei, dass Eltern mit Spaß vorlesen, denn Kinder sind dafür sehr sensibel und merken häufig, wenn ihre Eltern nur mit Unlust vorlesen. Übrigens: Nicht mal die Hälfte aller befragten Kinder (39 %) gaben an, dass ihnen in letzter Zeit von ihrem Papa vorgelesen wurde. Dabei sind auch vorlesende Väter wichtig und können tolle Lesevorbilder sein. Ebenso wie Erzieher und Erzieherinnen, Großeltern, Geschwister … Denn jede und jeder liest auf eine ganz eigene Weise vor.

|21|Viele Eltern wählen zum Beispiel das Zubettgehen als passende Zeit für das Vorlesen aus. Selbstverständlich können Sie auch länger oder häufiger vorlesen (z. B. unterwegs, im Wartezimmer, mit Freunden, nach dem Mittagessen). Was genau dabei vorgelesen wird, also der Inhalt des Buches, ist dabei für die Sprachentwicklung erst mal gar nicht so wichtig.

Eine Möglichkeit, das Interesse von Kindern an Büchern zu wecken, ist daher, ihnen die Auswahl zu überlassen, welche Bücher sie gerne vorgelesen bekommen möchten. Auch wenn es Comics sind oder Bücher, die Sie selbst nie ausgewählt hätten – Ihr Kind ist sicher sehr stolz auf die eigene Wahl und wird beim Vorlesen ganz besonders aufmerksam sein. Neben der eigentlichen Geschichte gefällt es vielen Kindern beim Vorlesen, dass es so eine gemütliche Situation ist, in der sie ihre Mama oder ihren Papa mal ganz für sich haben [16].

Während des Vorlesens gibt es viele Möglichkeiten, eine Verbindung zwischen dem Buch und Ihrem Kind herzustellen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass dieses sogenannte dialogische Vorlesen, wenn Eltern beim Vorlesen auch über den Text des Buches hinaus mit ihrem Kind ins Gespräch kommen, den Wortschatz von Kindern vergrößern kann [z. B. 17]. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Verbindung zwischen der Geschichte und dem Alltag Ihres Kindes herzustellen: Kennt Ihr Kind vielleicht ähnliche Situationen wie die Figuren aus dem Buch? Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede lassen sich finden? Fragenstellen während des Vorlesens macht Kindern nicht nur viel Spaß, sondern ist besonders gut für ihre sprachliche Entwicklung!

Dialogisches Vorlesen für eine bessere Sprachentwicklung

Wie genau sich das Vorlesen auf die sprachliche Entwicklung von Kindern auswirkt, interessiert die Forschung schon lange. Die beiden Wissenschaftlerinnen Anne Hargrave und Monique Sénéchal haben in ihrer Studie eine Vorlese-Intervention mit 36 Vorschulkindern durchgeführt [17