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Eine Bande von Revolvermännern terrorisiert eine kleine Stadt. Niemand wagt ihnen Widerstand entgegenzusetzen, da es schon mehrere Tote gegeben hat. Erst als Pete Kayne und sein Bruder zufällig in diese Stadt kommen, wendet sich das Blatt. Ein neuer Roman des bekannten Wester-Autor Wolf G. Star.
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Seitenzahl: 157
King of Colt – das hieß Terror
Wolf G. Star
Impressum
Copyright: Novo-Books im vss-verlag
Jahr: 2024
Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß
Covergestaltung: Raven E. Dietzel
Verlagsportal: www.novobooks.de
Gedruckt in Deutschland
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig
»Ich denke, hier bleiben wir, Jungs«, sagte der große schlanke Mann und hielt den Schimmel an. Seine beiden Begleiter nickten und kamen neben ihm zum Stehen.
»Ich bin vollkommen deiner Meinung, Jack«, sagte Gus Muller mit näselnder Stimme, die gelangweilt klang. Mullers besonderes Kennzeichen war seine Körpergröße von nur einssechsundfünfzig. Sein Gesicht wurde von wieselflinken Augen beherrscht. Die pechschwarzen Haare waren sorgsam in der Mitte gescheitelt und wirkten wie angeklebt. Muller wandte sich dem dritten Mann der kleinen Gruppe zu, der bisher aufmerksam die vor ihnen liegende Stadt betrachtet hatte. »Was meinst du dazu, Bill? Hat Jack nicht eine gute Wahl getroffen?«
Bill Settler sah seinen Kumpan an. »Ja, das will ich meinen, Gus«, dröhnte sein tiefer Bass. »Schätze, hier können wir es einige Zeit aushalten.«
Settler war das genaue Gegenteil von Gus Muller. Seine Gestalt konnte einem wenig mutigen Mann einen kleinen Schock versetzen. Wenn er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, maß er über sechs Fuß. Vorsichtige Leute schätzten sein Gewicht etwa auf drei Zentner. Trotzdem wirkte Bill Settler keineswegs dick. Den größten Respekt hatte man jedoch vor seinen riesigen Händen, die wie die Schaufeln eines alten Goldgräbers wirkten.
Jack Stone, besser bekannt unter dem Namen »King of Colt«, meldete sich wieder zu Wort. An seiner Erscheinung war nichts Auffälliges. Er war mittelgroß und sehr schlank. Das hellblonde Haar trug er leicht gewellt nach hinten gekämmt.
»Nichts wie rein in den Saloon. Mein Magen knurrt schon.«
Sie trieben ihre Pferde an und preschten über die Main Street.
Vor dem Saloon parierten sie die Gäule. Jack Stone und seine beiden Freunde saßen ab und banden sie an die Halte-
Stangen. Bill und Gus wollten sofort hineinstürmen, doch Jack Stone hielt sie zurück.
»Warum so eilig, Jungs? Seht euch doch erst richtig um. Schließlich sind wir hier jetzt zu Hause.«
Die Männer lachten, als hätte Stone einen guten Witz gemacht. Der jedoch verzog nur die Lippen zu einem hauchdünnen Lächeln, trat mit den Füßen die Pendeltür auf und ging hindurch.
Auf der rechten Seite zog sich eine lange Theke dahin, die bis zur gegenüberliegenden Wand reichte. Einige Hocker standen davor. Der übrige Raum enthielt eine Anzahl Tische und Stühle, die wahllos hingestellt waren. In der linken hinteren Ecke führte eine schmale Stiege zu einer Tür, die verschlossen war. Mit Befriedigung registrierte Stone, dass sie die einzigen Gäste waren.
Mit langen Schritten ging er zum Tresen und stieß einen schrillen Pfiff aus. Da öffnete sich die Tür, und ein Mann kam eilfertig auf die drei Fremden zu.
»Guten Tag, Gentlemen«, grüßte er freundlich. »Entschuldigen Sie, wenn Sie warten mussten.«
Er stellte drei Gläser vor die Männer hin und sah sie abwartend an. »Was trinken Sie?«
Stone antwortete:
»Whisky, aber dreistöckig.«
Der Mann beeilte sich, die Gläser zu füllen.
»Das macht einen Dollar fünfzig«, sagte er zu Stone, den er längst als den Wortführer erkannt hatte.
Der nickte nur und hob sein Glas.
»Cheereo, Jungs«, sagte er und leerte es in einem Zug. Muller und Settler folgten seinem Beispiel.
»Ah«, seufzte Bill, »das tut verdammt gut nach dem langen Trail.« Auffordernd hielt er dem Keeper sein Glas hin. »Noch mal das gleiche.« Der Mann nickte und füllte nach. »Drei Dollar«, sagte er, während er seine Gäste einer schnellen Musterung unterzog. Mit leichtem Unbehagen stellte er fest, dass Jack Stone zwei Colts trug.
Die Kleidung der drei bestand aus ledernen Reithosen, bunten Hemden und ebenfalls ledernen Westen. Sie war von einem dünnen Staubfilm überzogen, der von einem langen, beschwerlichen Ritt zeugte. Jack Stoncs Stimme riss den Mann aus seiner Betrachtung.
»Wir haben großen Hunger und würden gern etwas essen. Außerdem sind wir müde. Wir müssen uns ausruhen. Dazu brauchen wir drei Zimmer.«
»Schön«, sagte der Mann hinter der Theke. »Ich werde gleich meiner Frau Bescheid sagen. Das Zimmer kostet fünf Dollar die Woche, einschließlich der Mahlzeiten, Gentlernen.« Jack Stone nickte.
»Well, lassen Sie alles vorbereiten. Wir versorgen inzwischen unsere Pferde und kratzen uns den Staub von der Haut.«
Erzog drei Dollar aus der Tasche, warf sie auf die Theke, machte kehrt und bedeutete seinen Begleitern mit einer kurzen Kopfbewegung, ihm zu folgen. Kaum hatten sie den Saloon verlassen, als sich Gus Muller beschwerte:
»Warum hast du ihm nicht gleich gezeigt, wie der Hase läuft, Jack? Ich habe keine Lust, den braven Bürger zu spielen.«
»Wann du ein braver Bürger bist und wann nicht, bestimme ich. Kapiert?" »Okay, Jack, du bist der Boss.« Sie führten ihre Pferde in den Hof des Saloons, wo sich die Ställe befanden, sattelten ab und stellten die Tiere In drei leeren Boxen unter. Nachdem sie den Pferden Futter und Wasser gegeben hatten, wuschen sie sich unter der Pumpe und klopften ihre Kleidung aus.
»Was hast du für Pläne, Jack?« fragte Settler dann.
Stone grinste.
»Ihr könnt es wohl nicht erwarten, was? Erst werden wir was essen. Dann nehmen wir den Sheriff dieses sauberen Städtchens unter die Lupe. Danach sehen wir weiter.«
Er schnippte mit den Fingern, wie er es immer tat, wenn er einen Entschluss gefasst hatte, und wandte sich ab, um den Saloon aufzusuchen. Gus Muller warf seinem Kumpel einen verwunderten Blick zu.
. »Verstehst du das? Seit wann ist denn Jack so vorsichtig geworden?«
Bill Settler zuckte mit den Achseln.
»Er wird schon wissen, was er tut, Gus.«
Sie folgten ihrem Anführer, der mitten im Saloon stehengeblieben war. Er drehte sich nicht um, als die beiden Gefährten eintraten.
»Was soll denn das schon wieder?« fragte Gus Muller verwirrt.
»Ich suche mir einen guten Platz«, erklärte Jack Stone. »Verschwindet und holt euer Gepäck rein!«
Die beiden beeilten sich, den Befehl auszuführen.
Stone setzte sich an den Tisch, der neben der Treppe stand. Er konnte nun den ganzen Raum überblicken. Und er hatte den Rücken frei. Jack Stone wusste, wie wichtig es für einen Mann seines Schlages war, Rückendeckung zu haben.
Stone pfiff schrill durch die Zähne. Auch das war eine seiner seltsamen Angewohnheiten. Er rief nicht, wenn er ein Anliegen hatte, sondern er pfiff.
Nach kurzer Zeit kam der Salooner aus der Küche. Als er Stone erkannte, winkte er nur und sagte: »Noch ein paar v Minuten, Mister.« Dann verschwand er wieder.
Gus und Bill betraten den Raum.
»Bringt das Zeug nach oben!« sagte Jack, noch ehe die Männer die Sachen abgesetzt hatten.
Sie kletterten mit schweren Tritten die steile Treppe empor. Bevor sie ganz oben waren, erreichte sie Jacks nächster Befehl: »Nehmt die Zimmer, die der Treppe am nächsten liegen, und seht euch gleichzeitig etwas um!«
Gus Müller knurrte etwas vor sich hin, was wohl seine Zustimmung ausdrücken sollte. Gleich darauf waren sie verschwunden. Stone grinste verächtlich. Dann starrte er auf die zerkratzte Tischplatte und dachte daran, wie sie in Georgetown alles auf den Kopf gestellt hatten, damals, vor fast einem Jahr.
Vor zwei Wochen war plötzlich ein US-Marshal aufgetaucht. Weiß der Teufel, wie er von ihrem Treiben Wind bekommen hatte. Jack hatte ihm einen Platz auf dem Boothill verschafft, dann hatten sie es für ratsam gehalten, sich in einer mondlosen Nacht in die Sättel zu schwingen und der Town den Rücken zu kehren. Das war vor sechs Tagen gewesen. Seitdem waren sie auf der Suche nach einem neuen »Jagdrevier«, wie Gus Muller es nannte. Als Flucht konnte man es nicht bezeichnen, da niemand hinter ihnen her war - noch nicht. Für Jack Stone war es klar, dass man nach dem verschwundenen Marshal suchen würde. Und das konnte ihnen unter Umständen schlecht bekommen. Nun waren sie also hier in Goldenhill gelandet.
Der Keeper servierte das Essen.
»Wo sind Ihre Gefährten?« fragte er.
Stone zuckte mit den Achseln. »Die kommen sicher gleich.«
Dann pfiff er wieder, und der Salooner schrak zusammen. Gleich darauf ging oben die Tür auf, und Gus Muller und Bill Settler stürmten die Treppe hinunter.
Sie setzten sich zu Jack Stone an den Tisch. Nach der Mahlzeit lehnte sich Jack Stone im Stuhl zurück und sah seine beiden Kumpane fragend an. Gus verstand den Blick und berichtete:
»Wir haben uns umgesehen. Hinter der Tür beginnt ein langer und breiter Gang. Links und rechts befinden sich jeweils sieben Türen. Wir haben reingesehen. Anscheinend wohnt zur Zeit niemand da oben. Ich habe dein Gepäck ins erste Zimmer links gebracht. Bill wohnt dir gegenüber und ich daneben. Am Gangende gibt es eine weitere Tür. Stufen führen zum Hof und zu den Ställen.«
Stone hatte anscheinend nur mit halbem Ohr zugehört. Er pfiff wieder, und der Keeper tauchte auf.
»Hat es Ihnen geschmeckt, Gentlemen?« fragte er lächelnd und stellte das Geschirr aufs Tablett.
Stone sah den Mann gelangweilt an.
»Ja«, antwortete er gedehnt und grinste ihm frech ins Gesicht. »Sie haben sich uns noch gar nicht vorgestellt, Mister.«
Der lächelte verlegen und nickte.
»Sie haben recht, Sir. Ich heiße John Wright.«
»Fein«, sagte Stone. Er deutete auf seine Gefährten. »Dies sind Gus Muller und Bill Settler, meine besten Freunde.« Er lachte dabei, als hätte er einen guten Witz gemacht. Dann musterte er Wright scharf. »Mich nennt man Jack Stone oder - King of Colt!«
Die letzten Worte stieß er zischelnd zwischen den Zähnen hervor. Der Keeper wurde schlagartig bleich. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Stone an.
»King - of - Colt!« stammelte er entsetzt. Feine Schweißperlen waren plötzlich auf seiner Stirn. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er sie weg »Haben Sie noch Wünsche, Gentlemen?« fragte der Salooner, dem es unbehaglich zumute war.
Stone stand auf und trat ganz nahe an den Mann heran, der unwillkürlieh einen Schritt zurückwich.
»Ja«, antwortete Stone gepresst »Wh haben noch eine ganze Menge Wünsche, Du wirst sie alle zur rechten Zeit erfahren. Vor allem wirst du keinem unter die Nase reiben, wer ich bin, andernfalls geht es dir schlecht.«
»Sie können sich auf mich verlassen, Sir«, beteuerte der Salooner mit vibrierender Stimme und zog sich schleunigst zurück.
Als er die Tür zur Küche zuschlug, hörte er das dröhnende Gelächter der beiden Kumpane von Jack Stone.
»Mensch, Jack«, sagte Gus Muller lächelnd und klopfte sich vor Vergnügen auf die Schenkel. »Der wäre ja fast gestorben vor Angst. Geht es nun endlich los?«
Stone wusste, dass es für Gus kein größeres Vergnügen gab, als andere Leute zu quälen. Auch Jack war ein harter Mann, der skrupellos seine Interessen durchsetzte. Aber er hätte nie zum Spaß einen Menschen gequält. Muller ahnte nichts von den Gedanken seines Kumpanen. Immer noch wartete er auf die Beantwortung seiner Frage.
Bill Settler dagegen sah gleichgültig auf seine riesigen Hande, die er auf die Tischplatte gelegt hatte. Er ist wie ein Bär, dachte Jack Stone. Im Grunde genommen gutmütig, aber gefährlich, wenn er gereizt wird. Hill hing an Stone mit einer geradezu hündischen Ergebenheit, die Jack sich nicht erklären konnte.
King of Colt ging wieder zum Tisch und drehte sich eine Zigarette. An der Tischkante riss er ein Streichholz an und setzte sie in Brand. Dann sagte er:
»Wartet gefälligst ab, bis ihr eure Befehle bekommt. Ihr tut nichts ohne meine ausdrückliche Anweisung. Habt ihr verstanden?« Er sah besonders Gus scharf an und wartete, bis die beiden nickten.
»Gut«, sagte er dann zufrieden. »Dann können wir jetzt den Sheriff besuchen.«
Die Männer erhoben sich von ihren Plätzen und folgten Stone, der schon an der Schwingtür war. Hinter ihm verließen sie den Saloon, sprangen vom Stepwalk und überquerten die staubige Main Street.
*
Ed Bolton war ein kleiner, etwas dicklicher Mann von etwa 40 Jahren. Der runde Kopf war kahl, und an seinem Hals schien sich ein Doppelkinn zu entwickeln. Unter seiner ewig roten Nase wucherte ein Schnurrbart. Der ganze Stolz des Sheriffs von Golden Hill. Lediglich die Augen des Mannes ließen etwas von seinen verborgenen Qualitäten ahnen. Und in der Tat hatte sich schon mancher Tramp in dem Sheriff getäuscht. Wenn er dann seine Meinung über den Sternträger geändert hatte, war es für ihn schon zu spät.
Im Augenblick quälte Bolton sich mit einem Bericht ab, den er zu Papier bringen musste.
Gerade stieß er einen Fluch aus, als er draußen Schritte hörte. Seufzend legte er die Feder beiseite, warf dem unschuldigen Blatt Papier einen vernichtenden Blick zu und bemühte sich gleichzeitig, eine Amtsmiene aufzusetzen. Da wurde auch schon die Tür aufgestoßen. Drei Fremde betraten sein Office. Der eine davon war ein Zwerg, der andere ein Riese. Lediglich der dritte war von normalem Wuchs.
»Hallo, Sheriff«, sagte der Schlanke gedehnt und setzte sich mit der größten Selbstverständlichkeit auf die Schreibtischkante. Seine Begleiter postierten sich links und rechts neben der Tür und grinsten frech. Bolton war ein erfahrener Mann, und er wusste sofort, dass es Ärger geben würde. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und gab den Gruß freundlich zurück.
»Hallo, Gentlemen. Was kann ich für Sie tun?«
Jack Stone hatte den Gesetzeshüter einer schnellen Musterung unterzogen und gelangte nun zu der Auffassung, keinen gefährlichen Gegner vor sich zu haben. Dementsprechend war auch sein Tonfall, als er antwortete:
»Du kannst eine ganze Menge für uns tun, Mister. Wir geben die nötigen Anweisungen schon noch rechtzeitig.«
Stone hatte sich den Bericht, an dem der Sheriff gearbeitet hatte, vom Schreibtisch geangelt und las ihn scheinbar mit dem größten Interesse durch. Er musterte Bolton mitleidig und sagte, während er das Blatt langsam in viele kleine Stücke zerriss: »Schreiben war nie deine Stärke, was? Du kannst uns dankbar sein, denn ab heute brauchst du deinen Strohkopf nicht mehr anzustrengen. Wir haben nämlich was gegen derartige Berichte.«
Sheriff Bolton, der das dreiste Benehmen der ungebetenen Besucher mit wachsendem Ärger registriert hatte, verlor die Beherrschung.
»Was bildet ihr ungehobelten Kerle euch eigentlich ein?« brüllte er. Er sprang von seinem Stuhl auf und stellte sich mit hochrotem Kopf vor Stone hin. »Kommt hier einfach hereingestürmt, benehmt euch wie die Wilden, vernichtet ein Amtspapier, beleidigt den Sheriff und - und .. .«
Nach Luft schnappend hielt er inne. Diese Pause benutzte Gus Muller dazu, beinahe gelangweilt zu sagen: »He, Jack! Geh lieber in Deckung. Der platzt bestimmt gleich, und dann kann es höllisch gefährlich werden.«
Ed Bolton fuhr wütend herum. »Halt dein großes Maul, du miese kleine Ratte!« zischelte er, »sonst stopfe ich es dir!«
Gus Muller zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Was hast du eben gesagt?« fragte er gefährlich leise und kam langsam auf den Sheriff zu. Nichts konnte ihn so in Wut geraten lassen, wie eine Anspielung auf seine Körpergröße. Dazu noch die Beleidigung. Das war einfach zuviel für ihn.
»Nimm das sofort zurück«, knurrte er und baute sich drohend vor Bolton auf, was einigermaßen lächerlich wirkte, denn der Sheriff hatte eine stattliche Figur. Mullers Rechte schwebte neben den Griffschalen seines Colts.
Bevor jedoch Weiteres geschehen konnte, mischte sich Jack Stone ein, der alles mit eiskalter Ruhe verfolgt hatte.
»Genug jetzt!« sagte er scharf. »Benehmt euch wie Männer und nicht wie kleine Kinder.«
Muller sah Stone wütend an. »Misch dich nicht ein, Jack«, verlangte er. »Er soll für die miese kleine Ratte bezahlen. Ich werde ihm zeigen, dass sich Gus Muller nicht...«
»Gar nichts wirst du!« herrschte Stone seinen Gefährten an. »Du hättest den Mund halten sollen. Niemand hat dich um deine Meinung gebeten. Geh an deinen Platz zurück! Hörst du nicht?« schrie Stone ihn .an, als, Muller nicht gleich gehorchte. Bevor der jedoch zurückging, konnte er es \sich nicht verkneifen, dem Sheriff zuzuflüstern: »Nimm dich in acht, wenn .du auf die Straße gehst, mein Junge, dass rate ich dir.«
Doch da war Jack Stone bei ihm. Wütend riss er ihn an der Schultet herum und starrte ihn an. Er sagte kein Wort, aber der Blick ließ Gus Mullei einen Schauer über den Rücken laufen. Muller schüttelte Jacks Arm ab und beeilte sich, wieder zur Tür zu kommen
Ed Bolton, der sich schon vorgenommen hatte, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen, atmete erleichtert auf. Die zusammengekniffenen Lippen und Mullers geballte Hände bewiesen dem Sheriff, dass der sich nur mühsam beherrschte. Er wusste, dass er sich einen unversöhnlichen Feind geschaffen hatte und dessen unbedachte Warnung nicht in den Wind zu schlagen war.
»Du solltest wirklich mehr auf deine Worte achten, Mister«, sagte Stone drohend. »Wenn das noch einmal geschieht, halte ich meine Leute nicht mehr zurück. Niemand kann King ol Colt ungestraft beschimpfen. Merke dir das gefälligst.«
Nur mühsam konnte sich der Sheriff beherrschen, als sich sein Besucher zu erkennen gab. Er hoffte, dass er sein winziges Zusammenzucken nicht bemerkt hatte, nickte und brummte: »Well, was wollt ihr also?«
Bolton wusste, dass er es mit Jack Stone als einem Revolvermann zu tun hatte, der auf das Gesetzt spuckte. Auch dessen Begleiter sahen wenig ermutigend aus. Natürlich hatte er schon von dem Trio gehört und wusste um dessen Gefährlichkeit. Ed erkannte, dass er im Moment nicht die geringste Chance hatte, und dass es besser war, zunächst abzuwarten. Stone nickte zufrieden.
»So gefällst du mir schon besser.« Er betrachtete intensiv seine Fingernägel. »Ich sagte doch schon, dass wir eine ganze Menge vorhaben. Wir wollten dich heute nur erst mal kennenlernen.« Er fixierte Bolton scharf. »Du hast nur zwei Möglichkeiten: Entweder du wirst unser Sheriff und tust das, was wir von dir verlangen, oder du kannst dir schon mal einen Platz auf dem Boothill aussuchen. Laß dir mit deiner Entscheidung ruhig Zeit, wir wollen nichts überstürzen;.« Stone grinste hämisch. »Da du jedoch ein vernünftiger Mann bist, der jedem Kampf aus dem Weg geht, dürfte dir die Entscheidung bestimmt nicht schwerfallen.«
Bolton überhörte die neue Beleidigung. Stone deutete auf seine Begleiter und auf sich. »Du musst natürlich noch wissen, mit wem du es zu tun hast«, sagte er. »Gus Muller hast du ja schon kennengelernt. Der andere ist Bill Settler. Ich heiße Jack Stone.« Er ging zur Tür. Dort drehte er sich um und sagte: »Wir sind im >Big River< abgestiegen. Wenn es etwas gibt, das wir vielleicht wissen müssen, komm rüber. Es ist wirklich gesünder für dich.«
Ohne eine Entgegnung abzuwarten, verließ er hinter Gus und Bill das Sheriff-Office. Ed Bolton setzte sich hinter seinen Schreibtisch, stützte den Kopf in die Hände und seufzte schwer.
*
Jack Stone blieb mitten auf der Main Street stehen und sah sich interessiert um. Dabei fiel sein Blick auf den General-Store. Stone ging mit seinen Begleitern langsam darauf zu. Ein Schild verkündete, dass der Inhaber Henry Stark hieß und dass es nichts gab, was Starks General-Store nicht zu verkaufen hatte.
Er lächelte spöttisch, sah kurz auf die Auslagen in dem kleinen Schaufenster und ging weiter.
»Was soll das, Jack?« fragte Gus Muller unmutig. »müssen wir bei dieser Bullenhitze hier draußen rum laufen?«
Stone sah sich nicht um, als er antwortete: »Ich möchte mir dieses Nest ansehen. Und du bist schließlich keine Memme.«
Gus Muller fragte: »Wann geht's denn endlich los?«