Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Tauche ein in die mystische Welt von "Rehblut" und erlebe ein Abenteuer, das dich nicht mehr loslassen wird. In einer friedlichen Stadt, umgeben von einem uralten Wald, geschehen merkwürdige Dinge: Rehe verschwinden spurlos und eine mysteriöse Krankheit breitet sich aus. Die jungen Helden Kira, Lucas und Tilo entdecken, dass sie besondere Fähigkeiten besitzen, die sie tief in das Herz dieses Rätsels führen. Kira, die sich in eine Spitzhündin verwandeln kann, und Lucas, der die Gestalt eines mächtigen Wolfs annimmt, treffen auf den neuen Schüler Tilo. Mit seinen faszinierenden, heterochromen Augen und einem tiefen Geheimnis wird er schnell zu einem wichtigen Teil ihrer Gemeinschaft. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Wahrheit hinter dem Verschwinden der Rehe und der mysteriösen Krankheit. Ihre Reise führt sie durch gefährliche Wälder und düstere Geheimnisse, bis sie auf den Wissenschaftler Dr. Lepus stoßen, der dunkle Pläne schmiedet. In einem packenden Kampf gegen ein monströses Wesen müssen die Freunde all ihren Mut und ihre Kräfte bündeln, um das Gleichgewicht in ihrer Welt wiederherzustellen. "Rehblut" ist ein mitreißender Fantasy-Roman, der tiefe Themen wie Identität, Freundschaft und Mut behandelt. Lass dich von dieser einzigartigen Geschichte verzaubern und entdecke die Magie, die in jedem von uns steckt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 171
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Liebe Leserinnen und Leser,
dieses Buch ist meinen geliebten Eltern gewidmet.
Ohne eure beständige Unterstützung und bedingungslose Liebe wäre ich nicht die Person, die ich heute bin. Eure Ermutigungen haben mich durch dunkle Tage geführt, und eure Worte der Weisheit haben mir immer wieder gezeigt, dass jeder Tag eine neue Chance bietet, um Großartiges zu erreichen.
Danke, dass ihr mir beigebracht habt, mich selbst zu respektieren, an meine Träume zu glauben und niemals die Hoffnung zu verlieren. Eure Leitbilder der Ehrlichkeit, des Respekts und der Liebe haben meinen Weg geprägt und mir beigebracht, wie ich in dieser Welt navigieren soll.
Ich widme euch dieses Buch in tiefer Dankbarkeit und mit großer Liebe. Ihr seid meine größten Lehrer und mein sicherer Hafen.
Mit all meiner Liebe, Euer Ed.
Kapitel 1: Ein neuer Schüler
Kapitel 2: Tilos verborgenes Talent
Kapitel 3: Verborgene Identitäten
Kapitel 4: Unerwarteter Tierparkausflug
Kapitel 5: Eine entscheidende Offenbarung
Kapitel 6: Nächtliche Suche
Kapitel 7: Gefangen
Kapitel 8: Krankheit
Kapitel 9: Verschollener Hirsch
Kapitel 10: Spur der Indizien
Kapitel 11: Die Maske des Forschers
Kapitel 12: Verborgene Wahrheiten
Kapitel 13: Luchsjagd
Kapitel 14: Entfesselte Bestie
Kapitel 15: Gezwungenes Bündnis
Kapitel 16: Ein riskanter Schritt
Kapitel 17: Epilog
Nach einem Frühling voller unvorhergesehener Abenteuer und mysteriöser Rätsel, die Kira und Lucas in den Bann der Raben gezogen hatten, schlossen sie das Kapitel der Osterferien ab und traten wieder in die geordnete Welt der Schule ein. An diesem Morgen kamen sie früh auf den Schulhof. Die ersten Sonnenstrahlen brachen gerade durch die Baumwipfel und tauchten den noch leeren Platz in ein sanftes Gold.
Ein paar wenige Schüler:innen, die ebenso früh wie sie gekommen waren, standen bereits in Grüppchen beisammen und unterhielten sich leise. Das Backsteingebäude der Schule wirkte in dieser friedlichen Morgenstille beinahe wie ein Bild aus einem anderen Zeitalter, dessen Türen einladend offen standen, bereit, sie wieder in den Alltag des Lernens und des Lebens zu entführen.
„Ich hab‘ euch so vermisst! Wie waren eure Ferien?“, rief Lara plötzlich, die wie ein kleines Kraftpaket auf sie zu gerannt kam. Lara, Kiras beste Freundin, war ein Wirbelwind von Energie. Sie war ebenso oft auf Bergwanderungen unterwegs wie sie in der Schule war und lebte ihre Leidenschaft für die Natur in jeder freien Minute aus.
Neben ihr kam Jonas, ein weiterer guter Freund, der die beiden grinsend begrüßte. Er war ein Sportler durch und durch, mit einem athletischen Körper und einem konzentrierten Blick, der stets eine unausgesprochene Herausforderung darzustellen schien. „Da seid ihr ja endlich! War schon fast besorgt, ihr hättet den Schulweg vergessen“, scherzte er.
Ein herzlicher Gruß, eine Umarmung hier, ein Schlag auf die Schulter dort, und schon waren sie wieder inmitten der Geschichten und Erzählungen ihrer Freund:innen. Bei den Gesprächen über ihre eigenen Ferienerlebnisse waren Kira und Lucas eher vage, sie sprachen lieber über die jüngsten Diebstähle in der Stadt, die während der Ferien die Schlagzeilen beherrscht hatten.
„Ich bin so froh, dass sie die Diebe endlich gefasst haben“, sagte Kira, und versuchte, ihre Erleichterung so allgemein wie möglich klingen zu lassen. Lucas nickte zustimmend, ohne ihre gemeinsame, geheime Rolle in der Aufklärung der Diebstähle preiszugeben. Ihr Geheimnis war sicher, zumindest für diesen Moment, während sie den frischen Anfang eines neuen Schultages genossen.
Die Schulglocke erklang in einer melodischen Tonfolge, ein vertrautes Echo der Ordnung und des Alltags, das die lebhaften Gespräche auf dem Schulhof in die Pause schickte. Kira, Lucas, Lara und Jonas reagierten fast instinktiv auf das Signal und bewegten sich in Richtung ihres Klassenzimmers, ein Ort, der trotz der vielen Stunden, die sie dort verbracht hatten, immer noch ein Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit vermittelte.
Sie schlüpften durch die schwere Holztür und nahmen ihre gewohnten Plätze ein. Die Bänke und Stühle knarrten vertraut unter ihrem Gewicht und um sie herum summte es vor Vorfreude auf den Beginn des Schultags. Nicht lange danach, mit der Pünktlichkeit, die ihr so eigen war, betrat ihre Lehrerin, Frau Kirschbaum, den Raum. Hinter ihr folgte ein neues Gesicht, das die Aufmerksamkeit der Klasse auf sich zog.
„Darf ich vorstellen? Das ist uns …“ Frau Kirschbaum machte eine kurze Pause, als sie den Zettel in ihrer Hand las „… unser neuer Mitschüler, Tilo.“ Ihre warme, einladende Stimme behielt stets einen Hauch von Autorität. „Seine Familie ist gerade umgezogen, und wir haben das Glück, ihn bei uns zu haben. Bitte heißt ihn herzlich willkommen.“
Tilo nickte in die Runde, sein Blick suchte schnell den Boden. Ein paar schüchterne, aber freundliche „Hallo, Tilo!“ erklangen hier und da, doch seine Reaktion war nur ein unsicheres Lächeln. Er war etwas kleiner als die meisten Jungen in der Klasse, seine Gestalt schmal und fast zerbrechlich. Seine Haltung war zurückhaltend, fast als würde er versuchen, so wenig Raum wie möglich einzunehmen. Es war offensichtlich, dass er sich in dieser neuen Umgebung noch nicht wohlfühlte.
Er wirkte, als ob er unter einem unsichtbaren Gewicht stand, das ihn dazu brachte, sich kleinzumachen, nicht aufzufallen. Ein Gefühl, das die meisten seiner Mitschüler:innen wohl nicht nachvollziehen konnten, aber es gab etwas an ihm, das sofort auffiel und das Interesse weckte. Es waren seine Augen. Sie besaßen eine faszinierende Mischung von Farben, die die Blicke der ganzen Klasse fesselten. Das Innere seiner Iris strahlte in einem tiefen Blau, das an den klaren Himmel eines Sommertages erinnerte und ging mit einem goldenen Rand über in ein grünes Außen, das die Frische eines Waldes nach einem Sommerregen einfing. Es waren Augen, die man nicht so schnell vergaß – sie wirkten wie Fenster zu einer verborgenen, geheimnisvollen Welt, die darauf wartete, erkundet zu werden.
Sein Blick huschte unsicher durch den Raum, während er einen freien Platz neben Kira fand. Mit einem letzten, flüchtigen Blick auf Frau Kirschbaum setzte er sich schnell hin, als ob er gehofft hatte, damit jeglicher weiterer Aufmerksamkeit zu entgehen. Doch die Bemerkung seiner neuen Sitznachbarin machte ihm klar, dass das nicht so einfach sein würde.
„Eine bemerkenswerte Augenfarbe, Tilo“, bemerkte Kira leise, kaum hörbar, als er sich neben sie setzte. Ihre Stimme hatte einen warmen, beruhigenden Klang, der ihn zumindest ein wenig entspannen ließ. Lucas, der neben ihr saß, nickte zustimmend. „Ja, wirklich einzigartig“, murmelte er zurück, während er Tilo neugierig musterte.
Tilo erwiderte nur ein schnelles, aber dennoch herzliches „Danke!“. Seine Stimme war leise, aber klar. Es war offensichtlich, dass er trotz seiner Schüchternheit eine gewisse Freundlichkeit und Offenheit ausstrahlte, die sowohl Kira als auch Lucas auffiel.
Beide waren sich einig – Tilo war definitiv mehr als nur der neue Schüler. Er war ein neues Rätsel, das darauf wartete, gelöst zu werden. Und sie hatten das Gefühl, dass dieses Rätsel tiefere Geheimnisse verbarg, als man auf den ersten Blick erkennen konnte. Die unsichtbaren Fäden des Schicksals begannen bereits, sich um die drei zu weben, und das Abenteuer, das vor ihnen lag, hatte gerade erst begonnen.
Das Pausenklingeln ertönte durch die Flure der Schule und unterbrach das monotone Gemurmel des Schulalltags. Während die meisten Schülerinnen und Schüler in Gruppen aus den Klassenzimmern strömten, stand Tilo allein an seinem Schließfach und sortierte seine Bücher. Ein einzelner Sonnenstrahl brach durch das Fenster und spiegelte sich in seinen bemerkenswerten Augen.
Lucas, der mit Kira in der Nähe stand wurde magisch von Tilos Augen angezogen. „Wow, hast du dir schon seine Augen genauer angesehen?“, flüsterte er Kira zu, die direkt neben ihm stand.
„Ja, die sind wirklich etwas ganz Besonderes!“
Tilo, der spürte, dass er beobachtet wurde, blickte auf und lächelte, als er die beiden ansah. „Ja, sie sind einzigartig“, sagte er selbstbewusst und trat zu ihnen.
Lucas, immer direkt und ohne Scheu, fragte neugierig: „Warum sind sie so? Ich meine, ich habe noch nie jemanden mit solchen Augen gesehen.“
Tilo lachte leise. „Das ist Heterochromie. Meine Augen haben unterschiedliche Farben. Es ist ziemlich selten, aber es gibt Menschen, die das haben. Bei mir ist es besonders auffällig wegen der Mischung von Farben in jeder Iris.“ Er hielt inne, als ob er seine Worte sorgfältig auswählte. „Andere haben je Auge eine andere Farbe. Manchmal fragen die Leute, ob ich Kontaktlinsen trage oder ob es irgendwie künstlich ist, aber es ist ganz natürlich.“
Er lächelte, diesmal etwas offener. „Ich denke, es ist eine dieser Eigenheiten, die mich einzigartig machen. Früher war es mir peinlich, besonders weil ich deshalb oft angestarrt wurde. Aber jetzt sehe ich es als Teil von mir, etwas, das mich von anderen unterscheidet.“
Kira und Lucas hörten aufmerksam zu, beeindruckt von Tilos Offenheit. Kira nickte verständnisvoll. „Das ist eine großartige Einstellung, Tilo. Ich finde es wirklich faszinierend.“ Lucas fügte hinzu: „Und es macht dich definitiv einzigartig. Es ist cool, so etwas zu haben.“
Tilo erwiderte ihre freundlichen Worte mit einem dankbaren Lächeln. „Danke, das bedeutet mir viel. Es gibt noch so viel mehr an mir, was ihr nicht wisst, aber das kann ich euch irgendwann mal erzählen.“
Kira und Lucas tauschten einen kurzen, neugierigen Blick, ließen die Bemerkung jedoch unkommentiert. „Na ja, wie auch immer“, sagte Lucas und wechselte schnell das Thema, „willst du mit uns in den Pausenhof kommen? Es ist immer netter, wenn man in den Pausen nicht alleine ist.“
„Ja, ich würde mich freuen“, antwortete Tilo und folgte den beiden in den Pausenhof. Sie suchten sich eine Bank, die etwas abseits lag, und ließen sich darauf nieder. Das Gespräch floss locker und die Chemie zwischen den dreien war von Anfang an stimmig. Tilo erzählte von seiner früheren Schule und Kira und Lucas von ihren Erlebnissen. Und während sie sprachen, wusste keiner von ihnen, wie eng sie in der nahen Zukunft miteinander verbunden sein würden. Es war der Beginn einer tiefen Freundschaft.
Die Tage, die auf Tilos Ankunft folgten, waren gefüllt mit dem sanften Rauschen des Alltags und der Wärme einer sich entfaltenden Freundschaft. Kira, Lucas und Tilo fanden schnell viele Gemeinsamkeiten – von der Leidenschaft für die gleichen Fantasybücher bis hin zu ihrer Liebe für spontane Entdeckungstouren im nahegelegenen Wald nach der Schule. Es waren diese kostbaren Augenblicke, in denen eine neue Bindung geknüpft und gestärkt wurde, und sie schienen fast magisch in ihrer Einfachheit.
„Schaut euch das an“, sagte Tilo eines Nachmittags, als sie auf ihrer Lichtung im Wald saßen, mit offenen Büchern auf den Knien und selbstgemachten Sandwiches in der Hand. Er hielt ein altes, abgegriffenes Buch hoch, dessen Einband von zahllosen Lesestunden gezeichnet war. „Es ist 'Die Rückkehr des Zauberers'. Habt ihr es schon gelesen?“
Kira und Lucas tauschten einen Blick. „Natürlich“, antwortete Lucas mit einem breiten Grinsen. „Es ist eines meiner Lieblingsbücher. Der Kampf gegen die Dunkelheit, die Rettung der magischen Welt – einfach fantastisch!“
Tilo lachte und nickte, sichtlich erfreut über ihre gemeinsame Begeisterung. „Ja, ich liebe es auch. Ich meine, wer möchte nicht einmal ein Held sein und gegen böse Zauberer kämpfen?“
Es waren solche Diskussionen und geteilten Geheimnisse, die die Drei enger zusammenbrachten. Doch während ihrer Gespräche und Abenteuer bemerkten Kira und Lucas, dass es etwas an Tilo gab, das sie noch nicht vollständig verstanden. Es lag jenseits seiner ungewöhnlichen Augen und seines sanften Lächelns, verborgen und doch fast greifbar in der Luft um ihn herum.
„Es ist, als hätte er ein Geheimnis, nicht wahr?“, flüsterte Kira eines Tages Lucas zu, als sie Tilo dabei beobachteten, wie er mit geschlossenen Augen die Sonne auf seinem Gesicht genoss.
Lucas nickte bedächtig. „Ja, da ist, definitiv etwas … Ich kann es nur nicht genau benennen.“
Aber das Geheimnis musste warten. In der Zwischenzeit genossen sie einfach die Freude, einen neuen Freund gefunden zu haben, und die täglichen Aufregungen und Herausforderungen, die das neue Schuljahr mit sich brachte.
Die Schultüren schlossen sich hinter Tilo und Lucas, als sie das Gebäude in Richtung Umkleide verließen. Tilo war still, sein Gesicht gespannt. In seinem Blick lag eine Mischung aus Entschlossenheit und Nervosität. Er warf einen prüfenden Blick auf die geschäftigen Korridore und den Lärm der Schüler, die in verschiedene Richtungen strömten.
„Also … Sport“, murmelte er leise. Lucas nickte, ein lässiges Lächeln auf seinen Lippen.
„Ja, Fußball. Bist du gut darin?“
„Ich … bin okay, denke ich“, antwortete Tilo, ein leiser Schimmer von Unsicherheit in seinen Augen.
Als sie die Umkleidekabinen erreichten, war es ein Wirrwarr aus Stimmen, Lachen und dem Geräusch von umherfliegenden Sporttaschen.
Tilo zögerte an der Tür, dann räusperte er sich leise. „Lucas … kann ich dich um einen Gefallen bitten?“
„Natürlich, was ist los?“, fragte Lucas, seine Augenbrauen in Besorgnis hochgezogen.
„Ich … würde gerne auf der Toilette umziehen. Ich fühle mich in der Umkleide … nicht so wohl“, gestand Tilo. Seine Stimme war leise, fast verlegen.
Lucas nickte, ein Ausdruck des Verständnisses auf seinem Gesicht. „Klar, gar kein Problem. Ich warte hier dann auf dich.“
„Danke …“, murmelte Tilo und verschwand in Richtung der Toiletten, seine Sporttasche fest umklammert.
Auf der Toilette zog Tilo sich schnell in einer der Kabinen um, seine Finger zitterten leicht, als er seine normale Kleidung gegen das Fußballtrikot austauschte. Als er fertig war, warf er noch einen schnellen Blick in die Spiegel, als würde er überprüfen, ob alles in Ordnung war. Er zog sein T-Shirt nach unten, nickte sich selbst kurz zu und atmete tief durch, schulterte seine Tasche und verließ die Toilette.
Draußen wartete Lucas wie versprochen auf ihn, und sie machten sich zusammen auf den Weg zum Sportplatz, ihre Schuhe auf dem Asphalt klappernd. Tilo fühlte eine gewisse Erleichterung, dass er sich umgezogen hatte, aber die Nervosität, die er verspürt hatte, war noch nicht ganz verschwunden.
„Du hast dich beeilt. Bist du bereit?“, fragte er. Tilo nickte, eine Mischung aus Entschlossenheit und Nervosität in seinen Augen. „Ja, ich bin bereit“, antwortete er und sie begannen, sich auf das Spiel vorzubereiten.
Der Sportlehrer, Herr Jansen, betrat den Platz mit seiner Trillerpfeife um den Hals. Mit einem kurzen, schrillen Pfiff bekam er die Aufmerksamkeit aller Schüler. „Mädchen, ihr geht links und spielt Volleyball. Jungs, ihr geht rechts und spielt Fußball.“
Tilo und Lucas setzten sich sofort in Bewegung und folgten den anderen Jungs zum Fußballfeld. Doch als sie sich gerade auf das Spielfeld begaben, rief Herr Jansen Tilo zurück. „Tilo, kannst du bitte einen Moment herkommen?“
Verwirrt drehte Tilo sich um und trat an Herrn Jansen heran, während Lucas weiterging und sich den anderen Jungs auf dem Fußballfeld anschloss. „Ja, Herr Jansen?“
Der Sportlehrer räusperte sich und warf einen Blick auf die Mädchen, die sich für Volleyball aufstellten. „Tilo, bist du sicher, dass du beim Fußballspielen mitmachen willst? Volleyball ist auch eine großartige Sportart.“
Tilo sah ihn einen Moment lang an und zuckte dann mit den Schultern. „Ja, ich weiß, aber ich mag Fußball lieber. Ich möchte wirklich mitspielen, Herr Jansen … das wissen sie doch, oder?“
Herr Jansen sah ihn einen Moment lang prüfend an, dann nickte er. „Ja … ich weiß, aber … nun gut, Tilo“, sagte er und neigte sich dann zu ihm, um ihm etwas zuzuflüstern, was nur sie beide hörten: „… Wenn dir die Jungs in der Umkleide Probleme machen, sag es mir bitte, okay?“
Tilo nickte, ein entschlossener Ausdruck auf seinem Gesicht, und trat dann zum Fußballfeld zurück. Er war bereit, und er würde es schaffen.
Kira, die vorgab, ihre Schuhe neu zu binden, beobachtete die kurze Unterhaltung zwischen Tilo und Herrn Jansen. Ihre Neugier war geweckt, als sie Tilo mit entschlossenem Gesicht aufs Fußballfeld zurückkehren sah. Sie konnte nicht anders, sie musste wissen, was das alles zu bedeuten hatte.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Herr Jansen die Teams für das Fußballspiel zusammenstellte. Lucas und Tilo wurden in dasselbe Team eingeteilt und stellten sich bereit aufs Spielfeld. Die anderen Jungs johlten und scherzten, sichtlich erfreut über eine Sportstunde im Freien, während sie auf den Anpfiff des Lehrers warteten.
Mit einem lauten Pfiff begann das Spiel und sofort war das Feld ein Chaos aus wirbelnden Beinen, fliegenden Bällen und lauten Rufen. Die Jungs stürzten sich ins Spiel, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
Es dauerte nicht lange, bis Tilo sich hervortat. Er bewegte sich auf dem Spielfeld mit einer Leichtigkeit und Geschicklichkeit, die seine Mitspieler in den Schatten stellte. Mit jedem geschickten Dribbling, jeder schnellen Wende und jedem kraftvollen Schuss zeigte er eine Beherrschung des Spiels, die alle beeindruckte.
„Tilo! Hier!“ Lucas Stimme hallte über das Feld, als er Tilo den Ball zuspielte. Mit einem gekonnten Dribbling schaffte es Tilo an zwei Verteidigern vorbei und schoss den Ball mit einer erstaunlichen Kraft und Präzision ins Netz. Das Team johlte und klatschte, während Tilo nur ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht trug.
Dieses Muster wiederholte sich im Verlauf des Spiels immer wieder. Tilo erzielte Tor um Tor, ließ Verteidiger hinter sich und schoss mit einer Präzision, die die anderen Jungen staunen ließ. Selbst der sonst so selbstsichere Jonas, der als Star des Schulfußballteams galt, konnte nur staunen und zusehen, wie Tilo die Verteidigung durchbrach und die Tore erzielte.
Als das Spiel zu Ende ging, waren alle erschöpft aber glücklich. Die Jungen, insbesondere Tilo, waren verschwitzt und rotgesichtig, aber ihr Lächeln zeigte ihre Zufriedenheit. Tilo hatte sich nicht nur als erstaunlicher Fußballspieler erwiesen, sondern auch als wertvolles Mitglied ihres Teams.
Er bekam Schulterklopfer und anerkennende Blicke, während er sich zu Kira und Lucas gesellte, die ihn mit breiten Grinsen erwarteten. „Du warst unglaublich, Tilo!“ Lucas war sichtlich beeindruckt und Kira stimmte ihm zu. „Wir hatten keine Ahnung, dass du so gut im Fußball bist.“ Tilo lachte nur und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich spiele schon, seit ich klein bin. Es macht mir einfach unheimlich Spaß.“
Mit dem Schlusspfiff strömten die Jungen, lachend und Scherze machend, vom Spielfeld in Richtung der Umkleidekabinen, wo sie duschen gingen und ihre verschwitzte Sportkleidung gegen ihre Alltagsklamotten austauschen würden. Tilo jedoch blieb stehen, wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und sah Lucas und Kira zögerlich an.
„Ich lass’ das an … ist eh die letzte Stunde. Ich warte hier auf euch.“ Seine Stimme war gelassen, obwohl er noch immer leicht außer Atem war.
Lucas nickte, während Kira Tilo einen leicht irritierten Blick zuwarf. „Bist du sicher? Du bist ganz schön verschwitzt …“
Tilo lachte leise und zuckte mit den Schultern. „Ich mag den Wind auf der Haut. Ist doch nicht schlimm.“
Mit einem zustimmenden Nicken verabschiedeten sich Lucas und Kira und verschwanden in Richtung der Umkleidekabinen, während Tilo alleine auf dem Spielfeld zurückblieb. Der Wind spielte mit seinen Haaren, während er auf das leere Tor starrte und einen Moment der Ruhe genoss, bevor er sich zu seinen Freund:innen gesellen würde, um den Schultag zu beenden.
Als Lucas und Kira, nun in ihrer Alltagskleidung, wieder auf das Feld zurückkehrten, saß Tilo noch immer dort, die Augen geschlossen und das Gesicht zur Sonne gerichtet.
„Hey“, rief Kira, während sie auf ihn zukam. Tilo öffnete die Augen und lächelte sie an. „Hey. Was machen wir heute Nachmittag?“
„Gute Frage. Worauf habt ihr Lust?“ fragte Kira die zwei Jungen „Aber Tilo, ich habe auch eine Frage. Was wollte der Sportlehrer zu Beginn der Stunde von dir? Er sah ziemlich ernst aus.“
Tilo sah sie überrascht an, dann zuckte er mit den Schultern. „Oh, das war nichts Wichtiges. Er wollte nur wissen, ob ich nicht lieber Volleyball spielen möchte. Aber ich bevorzuge Fußball.“
Er lächelte leicht, als ob es das Normalste auf der Welt wäre, und Kira spürte, dass er etwas verbarg. Doch sie beschloss, es dabei zu belassen, und lächelte zurück. Immerhin war es sein Geheimnis, und wenn er bereit wäre, es zu teilen, würde er es tun. Bis dahin würde sie einfach ihre Zeit mit ihrem neuen Freund genießen.
„Gehen wir erstmal zu mir? Bisschen was essen und dann die Stadt unsicher machen?“ fragte Lucas in die Runde. Er bekam keine Antwort, nur ein Nicken von Kira und Tilo. „Na denn. Auf gehts!“ sagte Lucas und sprang auf. Sie machten sich auf den Weg zur nahegelegenen Bushaltestelle. Die Nachmittagssonne hing noch hoch am Himmel, strahlend und warm, und tauchte den Platz in goldenes Licht.
Im Bus plauderten sie über die unterschiedlichsten Themen und hatten Spaß. Als sie bei Lucas zu Hause angekommen waren, fragte Tilo, immer noch in seinen Sportklamotten „Könnte ich mich vielleicht bei dir doch schnell umziehen und duschen?“ Lucas nickte „Na klar. Hättest du aber auch schon in der Schule machen können.“ Kira stupste ihn mit ihrem Ellenbogen unbemerkt in die Seite und sendete im telepathisch „Lass ihn …“ Lucas lachte Tilo an und sagte „Na komm mit, ich zeig’ dir unser Bad.“