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In autobiographischer Briefform werden die Erlebnisse einer Sängerin erzählt. Aus einer sehr persönlichen und intimen Perspektive berichtet sie von der Entdeckung ihres Körpers und ihrer Sexualität. Der Roman von Wilhelmine Schröder-Devrient ist nicht nur ein Klassiker der Erotik, sondern auch ein interessanter Einblick in die sexuellen Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts.
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Seitenzahl: 248
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SCHRÖDER/DEVRIENT
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Warum sollte ich Ihnen etwas verhehlen? Sie haben sich in sehr schwierigen Lagenmeines Lebens als ein so wahrer und uneigennütziger Freund erwiesen, haben mir so wesentliche Dienste erwiesen, daß ich Ihnen wohl mein vollständiges Vertrauen schenken kann. Ihr Wunsch überrascht mich übrigens nicht. Schon in unseren früheren Gesprächen bemerkte ich, daß Sie eine Neigung und Vorliebe haben, die geheimen Triebfedern zu erforschen, welche bei uns Frauen die Ursache so mancher Handlungen werden, für welche auch die geistreichsten Männer häufig um eine Erklärung verlegen sind. Obgleich uns die Verhältnisse jetzt weit auseinandergeführt und wir uns aller Wahrscheinlichkeit nie wieder sehen werden, so denke ich doch stets mit Dankbarkeit an die Zeit, wo Sie mir in meinem großen Unglück beigestanden und in allem, was Sie mir getan, verschafft und abgewehrt, nie an sich gedacht, sondern nur auf mein Wohl bedacht waren. Das werde ich Ihnen nie vergessen! Es hat nur von Ihnen abgehangen, jede Gunstbezeugung von mir zu erhalten, die ein Mann nur wünschen kann, denn Sie kannten mein Temperament, und ich war Ihnen sehr gut. An Gelegenheit hat es uns auch nicht gefehlt. Ich habe Sie oft bewundert, wie Sie sich in der Gewalt hatten. Daß auch Sie in dem fraglichen Punkte außerordentlich reizbar und ebenso reizbar wie ich waren, habe ich mehr als einmal bemerkt. Übrigens, Sie haben mir schon selbst oft gesagt, daß ich einen sehr scharfen Blick und sehr viel mehr Verstand als viele andere Frauen habe. Sie haben nun ein sonderbares Verlangen an mich gestellt:Ihnen aufrichtig und vor allen Dingen ohne weibliche Zurückhaltung - die ich Ihnen gegenüber ja selbst oft genug Ziererei genannt habe - meine Erfahrungen und Anschauungen über das Fühlen und Denken der Frauen hinsichtlich des wichtigsten Momentes ihres Daseins, nämlich der Liebe und der Vereinigung mit dem Manne, mitzuteilen. Anfangs setzte mich Ihr Wunsch in Verlegenheit, denn - lassen Sie mich mein Bekenntnis gleich mit einem entscheidenden Charakterzuge aller Frauen ohne Ausnahme beginnen - nichts fällt uns schwerer als eine vollkommene Aufrichtigkeit gegen den Mann; denn die Sitte und die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Zwanges legt uns von frühester Jugend an so viele Rücksichten auf, daß wir ohne Gefahr nicht aufrichtig sein können. Als ich aber über das nachdachte, was Sie eigentlich von mir verlangen, und vor allen Dingen, als ich mich der Eigenschaften des Mannes erinnerte, der dies von mir verlangte, da fing mir an, Ihre Idee Vergnügen zu bereiten. Ich versuchte, einige meiner Erfahrungen zu Papier zu Bringen. Aber ich stockte, als ich an Dinge kam, die wirklich eine vollkommene Aufrichtigkeit verlangen und die man eben nicht niederzuschreiben pflegt. Doch ich bezwang mich und überließ mich nun ganz der Erinnerung an die vielen glücklichen Augenblicke, die ich genossen habe und von denen ich nur einen bereue, über dessen traurige Folgen Ihre aufopfernde Freundschaft mir hinweggeholfen hat. Als ich erst die anfängliche Scheu besiegt hatte, empfand ich bei der Schilderung dessen, was ich von anderen Frauen erfuhr, ein ganz entschiedenes Vergnügen. Es war mir wie ein Nachgeschmack der Freuden, die ich genossen habe und deren ich mich nicht schäme, wie Sie wissen.
Wir sind durch die sonderbarsten Verhältnisse so vertraut miteinander geworden, daß es mir übel anstehen würde, mich Ihnen in einem anderen Lichte zu schildern, als ich wirklich bin. Aber dafür bin ich - dank einer von früher Jugend an bewiesenen Lebensklugheit - niemandem außer Ihnen und dem unglückseligen Menschen, der mich so schmählich betrogen hat, Rechenschaft schuldig.
Es ist jedoch mehr eine Verkettung von ungewöhnlichen Umständen als mein eigenes Verschulden, daß ich in dem ganzen Kreise meiner Bekanntschaft als ein vollkommen tugendhaftes und sogenanntes kaltes Mädchen gelte, während selten ein Mädchen mehr genossen und mehr erfahren haben dürfte als ich bis zu meinem 36. Lebensjahre.
Jedoch, was halte ich mich bei der Vorrede so lange auf? Ich sende Ihnen, was ich seit einigen Tagen niedergeschrieben habe. Bitte beurteilen Sie selbst, ob ich aufrichtig bin oder nicht. Ich habe versucht, die erste Ihrer Fragen zu beantworten und ich habe mich überzeugt, wie recht Sie hatten, als Sie mir einmal sagten, der geschlechtliche und sittliche Charakter bildet sich nach denjenigen Umständen, unter denen er in die sorgfältig verschleierten Geheimnisse der Liebe eingeweiht wird. Ich finde jetzt allerdings, daß dies auch bei mir der Fall gewesen ist!
Obgleich ich fleißig fortfahren werde aufzuzeichnen, was ich erlebt und erfahren habe, so erhalten Sie nicht eher einen zweiten Brief von mir, bis Sie den ersten beantwortet haben. Freilich macht mir diese sonderbare Schriftstellerei mehr Vergnügen, als ich für möglich gehalten habe.
Daß Sie mein unbegrenztes Vertrauen nicht mißbrauchen werden, dafür bürgt mir Ihr edler Charakter, von dem ich ja die glänzendsten Beweise habe. Was wäre ich ohne Sie? Ihre aufopfernde Freundeshilfe? Ihren Rat? Ein elendes, verlassenes und von der Welt entehrtes Geschöpf! Ich weiß aber auch, daß Sie mich trotz Ihrer anscheinenden Kälte und Entsagung lieb haben. Ich riskiere also in Ihren Händen nichts. Grüßen Sie, usw. D., den 7. Februar 18..
Meine Eltern, wohlhabende, aber keineswegs reiche Leute, hatten mir eine musterhafte Erziehung gegeben. Mein lebhafter Charakter, das Talent, alles spielend zu erlernen und namentlich mein schon früh ausgebildetes Talent für Musik, machten mich zum Liebling nicht allein meiner Eltern, sondern aller, die unser Haus besuchten. Bis zum 17. Lebensjahre hatte mein Temperament vollständig geschwiegen. Andere junge Mädchen hatten mir zwar erzählt, was es namentlich für eine Bewandtnis mit dem Unterschiede zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlechte habe, daß es eine Fabel sein, wenn man uns weis machen wolle, der Storch bringe die Kinder und daß doch ganz gewiß recht sonderbare und geheimnisvolle Dinge Vorgehen müßten, wenn man sich verheirate. Mein Interesse an solchen Gesprächen war immer nur das der Neugierde gewesen. Meine Sinne sprachen dabei noch in keiner Weise mit. Erst als sich an meinem Körper die ersten Spuren der Entwicklung zeigten, als ein leichter Anflug gekräuselter Haare sich da bemerkbar machte, wo meine Mutter sich selbst beim Anziehen und Waschen nie vollständig auszog, da kann nun zu der Neugierde auch noch das Wohlgefallen.
Wenn ich alleine war, untersuchte ich die mir unerklärliche Erscheinung des krausen Haarwuchses an jener Stelle, die doch eine große Bedeutung und Wichtigkeit haben mußte, da alle Welt sie so sorgfältig hütete und den Blicken entzog. Beim Aufstehen, wenn ich mich bei verschlossenen Türen allein wußte, nahm ich einen Spiegel von der Wand, stellte ihn davor und rückte ihn so lange schräg, bis ich alles genau sehen konnte und öffnete mit den Fingern, was die Natur so sorgfältig verschlossen hält. Freilich begriff ich um so weniger, was meine Gespielinnen von der innigsten Vereinigung zwischen Mann und Frau erzählten. Der Augenschein überzeugte mich, daß das gar nicht möglich sei. An Bildsäulen hatte ich ja gesehen, wie anders der Mann von der Natur ausgestattet ist als das Mädchen. Da ich diese Untersuchung immer beim Waschen mit kaltem Wasser vornahm, wobei ich an den Wochentagen allein und ganz nackt war, während ich sonntags in Gegenwart der Mutter die Hüfte bis zum Knie bedeckt halten mußte. Es konnte mit der Zeit nicht ausbleiben, daß sie auf die immer runderen Formen der Hüften und Schenkel aufmerksam werden mußte. Das machte mir ein unerklärliches Vergnügen. Meine Gedanken schweiften ins Weite. Ich versuchte mir auf alle mögliche Weise zu erklären, was ich doch nicht begreifen konnte. Doch ich erinnere mich genau, daß damals meine Eitelkeit begann.
Mein Vater war ein sehr ernster Mann und meine Mutter ein Muster weiblicher Sittsamkeit und Anstandes, so daß ich vor beiden einen außerordentlichen Respekt hatte, aber gerade deswegen auch die größte Liebe für sie fühlte. Höchst selten kam ein Scherzwort über die Lippen meines Vaters und ebenso selten sah ich von ihm eine Zärtlichkeit für meine Mutter. Dabei hatten beide ein gutes Aussehen! Mein Vater war damals ungefähr 40, meine Mutter 34 Jahre alt.
Nie war mir der geringste Gedanke gekommen, daß unter dieser ernsten und in jeder Beziehung gemessenen Außenseite so viel Sinnlichkeit und Lebensgenuß verborgen sei. Durch einen sonderbaren Zufall erhielt ich jedoch davon Kenntnis.
Ich war schon 17 Jahre und körperlich vollkommen ausgebildet. Da kam der Geburtstag meines Vaters heran, und die Mutter traf mit der liebevollsten Geschäftigkeit alle Vorbereitungen dazu. Ich hatte ein Gedicht gemacht - Sie kennen ja mein kleines Poetisches Talent - einen großen Blumenstrauß gewunden und war schon früh morgens festlich angezogen, weil der Vater schöne Toilette sehr liebte. Meine Eltern schliefen nicht zusammen, weil der Vater oft sehr spät arbeitete und dann die Mutter nicht stören wollte. So sagten sie wenigstens; später habe ich auch darin ihren Lebensgenuß erkannt. Alle die Dinge, die vor dem Zubettgehen und nach dem Aufstehen nötig sind, die Zwanglosigkeit, welche sich mit der Bequemlichkeit verbindet, die nachlässige, oft lächerliche Toilette des Nachtanzuges, kurz, die zu genaue Bekanntschaft sollten Eheleute von sich fernhalten, damit sie sich immer neu und reizend bleiben. Mein Vater schlief also nicht in dem Schlafzimmer meiner Mutter. Gewöhnlich stand er um 7 Uhr auf. An seinem Geburtstag war die Mutter schon um 6 Uhr auf und im Hause tätig, um die Geschenke zu ordnen und des Vaters Bild zu bekränzen. Gegen 7 Uhr sagte sie, das frühe Aufstehen mache doch recht müde und sie wolle sich noch einen Augenblick aufs Bett legen, bis der Vater herüberkäme. Weiß der Himmel, wie mir die Idee kam, aber ich dachte, es müsse doch gar zu hübsch sein, wenn ich dem Vater gleichzeitig mit der Mutter gratulieren könne, denn ich hatte ihn schon in seinem Zimmer husten hören. Er war also auf und mußte bald herüberkommen. Während die Mutter noch mit dem Dienstmädchen sprach, schlüpfte ich in das Schlafzimmer, welches einen Alkoven mit einer Glastüre hatte und wo sämtliche Garderobenschränke standen. Dort wollte ich versteckt stehen bleiben, bis die Mutter dem Vater gratulierte, und dann durch mein Erscheinen die geliebten Eltern überraschen. Ganz stolz und glücklich über meinen Plan, stand ich mäuschenstill hinter der Glastüre des Alkovens, als meine Mutter herein trat, sich schnell bis auf das Hemd entkleidete, sich auf ein bereitstehendes Bidet setzte und sich sorgfältig wusch. Ich sah dabei zum ersten Male, welch' einen wunderschönen Körper meine Mutter hatte; dann stellte sie einen großen Stehspiegel, der am Fußende ihres Bettes neben ihrer Toilette stand, schräg gegen ihr Gesicht und legte sich dann ins Bett. Ihre Augen waren aufmerksam nach der Tür gerichtet. Jetzt erst kam mir der Gedanke, daß ich wohl eine Ungeschicklichkeit begangen haben könne und wäre gern so weit wie möglich aus dem Alkoven weggewesen. Ein dunkles Gefühl sagte mir, daß vor meinen Augen etwas geschehen würde, was ein junges Mädchen nicht sehen dürfe. Ich hielt ängstlich meinen Atem an und zitterte an allen Gliedern.
Da öffnete sich die Tür, und der Vater trat, wie gewöhnlich am Morgen mit einem eleganten Schlafrock bekleidet ein. In dem Augenblick, wo die Tür sich bewegte, hatte meine Mutter die Augen geschlossen und stellte sich fest schlafend. Der Vater trat an das Bett, betrachtete mit dem Ausdruck der größten Liebe die Schlafende, ging dann zur Tür zurück und schob den Riegel vor. Mir wurde immer banger und es war mir zumute, als sollte ich in die Erde sinken, als mein Vater nun leise die Beinkleider abstreifte, so daß er unter dem Schlafrock nur das Hemd hatte, sich dem Bette wieder näherte und vorsichtig das leichte Bettuch abhob. Damals hielt ich es für einen Zufall, jetzt weiß ich es besser, daß die Mutter mit geöffneten Schenkeln - das eine Bein angezogen, das andere ausgestreckt - dalag. Ich sah zum ersten Male einen anderen weiblichen Körper, aber ausgewachsen und in vollster Blüte, und dachte mit Beschämung daran, wie unreif der meinige war. Das Hemd war ganz heraufgeschlagen, so daß nichts verdeckt blieb, und auf der Brust war es so weit offen, daß der linke Busen in seiner ganzen Weiße hervorquoll. Wie wenige Frauen habe ich nachher kennengelernt, die es wagen durften, sich ihren Männern oder Liebhabern so zu zeigen, denn die bei weitem größere Zahl der Frauen hat über 20 Jahre hinaus keinen schönen Körper. Mein Vater schien den Anblick mit seinen Augen zu verschlingen, dann aber beugte er sich vorsichtig über die Schlafende.
Ich fühlte mich wie mit Blut übergossen, schämte mich, wollte wegsehen und konnte nicht. In diesem Augenblicke öffnete meine Mutter die Augen, als ob sie eben erst erwacht wäre, schloß aber gleichzeitig die Schenkel und rief mit einem lauten Seufzer:
"Bist du es, geliebter Mann. Eben träumte ich von dir. Wie schön weckst du mich! Tausend und abertausend Glückwünsche zu deinem Geburtstage!"
"Den schönsten bringst du mir damit, daß ich dich überraschen konnte. Wie reizend du heute wieder bist! Du hättest das ja nur sehen sollen!" "Mich aber auch so zu überraschen! Du hast doch die Tür verriegelt?"
"Sei unbesorgt. Willst du mir aber wirklich gratulieren, so öffne deine Schenkel wieder. Du bist ja so frisch und duftig wie eine Rose!"
"Alles, was du willst, du Engel von einem Mann. Aber willst du nicht lieber bis Abend warten?"
"Da hättest du nicht so einladend daliegen müssen. Fühle nur her, so wirst du dich überzeugen, daß ich nicht warten kann. Heute müssen wir alles genießen!"
Nun sank er auf ihr Gesicht nieder, und die Küsse wollten gar kein Ende nehmen. Dabei blieb seine Hand in spielender liebkosender Bewegung an dem Orte, wo sie gewesen war, und ich sah die Hand meiner Mutter unter den Schlafrock ihres Mannes verschwinden, wo sie ebenso geschäftig schien, während die Küsse immer glühender wurden. Dann küßte mein Vater den Hals, den Busen und saugte an den Rosenknospen. Er ging dann noch weiter herunter und heftete seine Lippen auf den Mittelpunkt aller weiblichen Reize. Da er mir den Rücken zukehrte, so konnte ich nicht sehen, was er machte, schloß aber aus den leisen Ausrufen meiner Mutter, daß sie ganz außerordentliches Vergnügen zu empfinden schien. Denn die Augen verschwammen ihr, die Brust zitterte und die Schenkelbewegten sich hin und her. Seufzend und abgebrochen rief sie:
"Ach wie schön! Mehr oben! Wie liebenswürdig du heute bist! Ah, ah! So! Himmlisch! Etwas tiefer! Nur rascher! Ah! Es kommt gleich! Halt, nicht mehr! Ah!"
Jedes dieser Worte ist mir unvergesslich. Wie oft habe ich mir sie nachher in Gedanken wiederholt! Wie viel darüber nachgedacht und gegrübelt! Ist es mir doch, als tönten sie noch jetzt in meinen Ohren.
Es trat jetzt eine Pause ein. Die Mutter lag mit geschlossenen Augen regungslos da; der ganze Körper schien seine Spannkraft verloren zu haben, und die hochgehobenen Schenkel sanken auf den Rand des Bettes herab. Ich war erschrocken über den Ausdruck, den das Gesicht beider angenommen hatte. Das war nicht mehr mein sanfter, ernster Vater, das war nicht mehr meine keusche, sittliche Mutter. Das waren ein paar Wesen, die keine Rücksicht mehr kannten, die glühend und wonnetrunken sich gegenseitig in einem mir unbekannten Genüsse überboten. Mein Vater hielt sich einige Augenblicke ganz ruhig, setzte sich auf den Rand des Bettes und betrachtete nur mit brennenden, fast wilden Blicken den Punkt, dessen Liebkosung meine Mutter zu so wollüstigen Ausrufen veranlaßt hatte. Mir war der Atem so vollständig bei dem Anblick vergangen, daß der heftige Herzschlag mich fast zu ersticken drohte. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Aber noch war die Besorgnis, wie ich unbemerkt aus dem Versteck wieder herauskommen sollte, ja die Furcht, von meinen Eltern entdeckt zu werden, die Hauptsache. Lange sollte ich indessen in diesem Zustande nicht bleiben, denn was bis jetzt geschehen war, schien nur das Vorspiel gewesen zu sein. Ich sollte das erste mal so viel auf einmal sehen und lernen, daß ich keiner weiteren Belehrung mehr bedurfte.
Wie gesagt, hatte sich der Vater neben die noch immer unbeweglich daliegende Mutter auf den Rand des Bettes gesetzt, so daß er mir das Gesicht zukehrte. Es schien ihm heiß zu werden, denn plötzlich warf er seinen Schlafrock und sein Hemd ab, zog aber dann den Schlafrock wieder an.
Nun sah ich mit einem Male, worüber ich mir nach den Erzählungen meiner Gespielinnen schon oft den Kopf zerbrochen hatte. Mir gingen geradezu die Augen über, so starrte ich vor Neugier und Aufregung darauf hin. Wie anders war das, als ich es bei Statuen und bei kleinen Knaben gesehen hatte! Ich erinnere mich deutlich, daß ich mich davor fürchtete und doch einen angenehmen Schauder über meinen Körper herabrieseln fühlte. Der Vater sah gar nicht darauf hin, sondern hielt die Augen immer auf den Körper meiner Mutter geheftet. Mir wurde immer ängstlicher zumute. Als ob mir etwas geschehen sollte, kniff ich unwillkürlich die Schenkel zusammen, denn so viel hatte ich im Umgang mit anderen Mädchen schon erfahren, daß die beiden Teile, die ich da zum ersten Male entblößt vor mir sah, zusammengehörten, Wie das aber möglich sei, da ihre Größe so verschieden war, konnte ich nicht begreifen. Nachdem diese Ruhe einige Minuten gedauert hatte, nahm mein Vater die kraftlos herabhängende Hand meiner Mutter und führte sie dahin, von wo ich meine Augen nicht abwenden konnte. Sowie sie fühlte, was er ihr in die Hand gab, schlug sie die Augen auf und lächelte unbeschreiblich holdselig, richtete sich auf und hing mit so leidenschaftlichen Küssen an seinem Munde, daß ich mir selbst sagte, das Bisherige sei nur die Einleitung gewesen im Vergleich zu dem, was noch geschehen sollte. Beide sprachen kein Wort. Aber nachdem sie einige Minuten die heißesten Küsse gewechselt hatten, wobei seine Hand zwischen ihren und ihre Hand zwischen seinen Schenkeln beschäftigt war, warf sie das Hemd, er den Schlafrock ab. Meine Mutter legte sich dann so auf das Bett, daß sie eine Unterlage von Kissen gerade unter der Mitte des Körpers hatte. Ich bemerkte deutlich, daß sie sich so lange hin und her schob, bis sie in ihrer liegenden Stellung bequem in den Spiegel sehen konnte, den sie sich zurecht gerückt, ehe sie sich vor dem Eintritt meines Vaters schlafend gestellt hatte. Mein Vater konnte das nicht bemerken. Denn er sah weniger in das schöne, freudestrahlende Gesicht meiner Mutter als vielmehr zwischen ihre Schenkel, die sie jetzt weit auseinander legte, so daß mein Vater dazwischen knien konnte. Ich sah so angestrengt auf beide hin, daß mir die Augen fast aus dem Kopfe springen wollten. Ihre Lage war so, daß ich alles ganz genau sehen konnte. Dann sagte meine Mutter:
"Jetzt! Lieber Mann, aber langsam, damit wir zusammen genießen. der erste Erguß war so reizend, daß ich fürchte, der zweite werde nicht so rasch kommen. Laß' mich nur nicht im Stich!"
Ich armes, unwissendes Mädchen! Was verstand ich damals von dem, was meine Mutter sagte? Sie schlang beide Füße um die Hüften meines Vaters zusammen, als wollte sie ihn noch tiefer in sich hineindrücken; dabei waren ihre halbgeschlossenen Augen immer auf den Spiegel gerichtet, in dem sie genau alle Bewegungen meines Vaters sehen konnte und sich mit größter Lust an dem Bild im Spiegel ergötzte. Die tausend Gefühle, welche mich damals bewegten, ließen mich gar nicht daran denken, daß eigentlich beide Körper wunderschön waren. Jetzt weiß ich freilich, daß solche Schönheit zu den größten Seltenheiten gehört. Ich sah nur erstaunt die Sache, ohne an Nebendinge zu denken. Das Gesicht meines Vaters konnte ich leider nicht sehen; aus dem Zittern der so angenehm beschäftigten Teile und aus seinen immer lebhafter werdenden Bewegungen konnte ich aber schließen, daß ihn die Wollust übermannte. Er sprach kein Wort, sondern handelte nur. Meine Mutter stieß dagegen einzelne Worte aus - manchmal unverständlich, als raubte das Vergnügen ihr die Besinnung - aus denen ich mir zusammenreimen konnte, was zwischen beiden vorging.
"So ist es recht, du einziger Mann! Halte recht lange an! Nun - langsam. Ah! Wie stark du heute bist! Ist dir wohl? Jetzt, etwas schneller! So! Ach, wie schön! Halte so lange wie möglich an! Ah! - Oh, wie schade. Nun bist du schon zu Ende - und ich bin noch nicht so weit!"
Mein Vater hatte noch immer kein Wort gesprochen. Von dem Augenblicke an, wo seine Bewegungen schneller geworden waren, schien er alle Besinnung verloren gehabt zu haben. Dann schienen sich Konvulsionen seines Körpers zu bemächtigen. Er zitterte und bebte, ließ den Kopf auf ihren wogenden Busen sinken und legte sich dann erschöpft auf die Seite. Während meine Mutter nach einem Handtuch griff und erst sich und dann den Vater abtrocknete, hatte ich Gelegenheit, die Veränderung zu bemerken, die unterdessen bei beiden vorgegangen war.
Im Gesichte meines Vaters lag die vollständigste Befriedigung, in dem meiner Mutter aber nicht. Sie war offenbar ebenso auf- geregt, wie mein Vater vorhin gewesen war, nachdem er sie so lange zwischen den Schenkeln geküßt hatte. Nach dem Abtrocknen hatte sie - gleichsam zufällig - dem Spiegel eine andere Richtung gegeben, so daß mein Vater, dessen Kopf jetzt an derselben Stelle lag, wo vorhin der ihrige ruhte, nicht dasselbe Bild in ihm sah, das sie mit solcher Gier genossen hatte. Ich war in einer solchen Spannung, daß ich auch diese kleine, anscheinend unwillkürliche Bewegung bemerkte, aber freilich erst später die Erklärung dafür fand. Nun glaubte ich, es sei alles vorbei, und obgleich meine Sinne in einer unglaublichen, fast schmerzhaften Aufregung waren, so dachte ich doch nun daran, wie ich, ohne mich zu verraten, aus dem Schlafzimmer herauskommen könnte. Ich hatte mich aber geirrt und sollte noch mehr zu sehen bekommen. Vor dem Bette sitzend, beugte sich meine Mutter über den Liegenden und küßte ihn auf das Zärtlichste.
"Warst du glücklich?" fragte sie ihn zärtlich.
"Über jedes Maß, du herrliche Venus; aber es tut mir nur leid, daß du nicht mit mir zusammen fertig geworden bist. Ich war zu aufgeregt!"
"Das macht ja nichts! Ich will ja an deinem heutigen Geburtstag nur dir Freude machen und habe ja schon vorhin einen himmlischen Genuß gehabt."
Dabei beugte sie sich auf ihn herab und küßte dieselbe Stelle bei ihm, die er vorhin bei ihr geküßt hatte. Diesmal konnte ich besser sehen, was geschah, als vorher, wo der Vater mir den Rücken zugedreht hatte.
Mit der rechten Hand griff der so wollüstig Beschäftigte erst an den Busen, dann zwischen die Schenkel, die sie auch sogleich öffnete, um ihm die vollste Freiheit zu gestatten. Der Zufall hatte gewollt, daß ich das, was jetzt geschah, doppelt sehen konnte; einmal von der Seite, weil die Langseite des Bettes mir gerade gegenüber stand, das andere mal von hinten in dem Spiegelbilde. Was ich bis dahin immer nur teilweise hatte sehen können, je nachdem die Körper sich näherten oder von einander entfernten, das konnte ich nun im Spiegel so deutlich beobachten, als ob ich dicht dabei stehen würde. Nie werde ich dieses Schauspiel vergessen! Es war das Schönste, was man nur sehen konnte, und schöner, als ich es je erlebt hatte. Beide Gatten waren aber auch in vollster Gesundheit, Kraft und Aufregung. Die Mutter war diesmal der eigentlich geschäftige Teil, während der Vater viel ruhiger schien als vorher. Er faßte sie um die runden schneeweißen Hüften, nahm die Knospen ihres Busens zwischen seine Lippen und saugte daran, wenn sie sich vornüberbeugte. Er bewegte aber den Unterkörper fast gar nicht, während sie Feuer und Flamme schien und eine außerordentliche Lebendigkeit entwickelte. Hatte ich alles Vorhergehende mit Angst und Bestürzung angesehen, so kamen jetzt ganz andere Gefühle über mich. Wallungen, von denen ich mir keine Rechenschaft zu geben wußte, die aber unbeschreiblich süß waren. Hätte ich nicht das Rauschen und Knittern meiner Kleider gefürchtet, so würde ich mit meiner Hand dahin gefaßt haben, wo meine Mutter eine so überwältigende Wollust zu empfinden schien, daß sie alles um sich vergaß und aus einer stillen, höchst ruhigen Frau eine glühende Genießende wurde. Der Anblick war über alle Beschreibung schön! Die kräftigen Glieder meines Vaters, die blendend weißen, runden Formen und jene Teile in engster Verbindung und Bewegung, in welche sich das ganze Leben und Sein zweier glücklicher Menschen konzentriert zu haben schien! Diesmal sagte meine Mutter gar nichts, aber beide schienen in gleicher Steigerung zu genießen. Die Bewegungen wurden von beiden gleichmäßig schneller, beiden brachen die Augen gleichzeitig, und als die höchste Ekstase eintrat, stieß mein Vater plötzlich von unten herauf, als ob er ganz in das reizende Geheimnis hinein wollte, während meine Mutter ihre Schenkel so weit als möglich spreizte und von oben herabdrückte, als ob sie alles hineinpressen wollte. Dann sagte mein Vater:
"Jetzt! Jetzt! Himmlisch!"
Und gleichzeitig meine Mutter:
"Es kommt!"
Eine Sekunde wohl dauerte diese höchste Entzückung, dann sanken beide Arm in Arm auf das Bett nieder, zogen aber nun die leichte Decke über sich, um sich nicht zu erkälten, so daß mir der Anblick ihrer Körper entzogen wurde.
Ich stand wie versteinert da! Die beiden Wesen, für welche ich bis jetzt die meiste Ehrfurcht und Liebe gefühlt hatte, hatten mich über Dinge aufgeklärt, über welche sich junge Mädchen so wunderbar verkehrte Gedanken machen. Sie hatten allen Schein und Vorstellung beiseite geworfen, durch welche sie mir bisher als ganz rein, leidenschaftslos und Ehrfurcht gebietend erschienen waren und hatten mir gezeigt, daß die Welt unter der äußeren Form der Sitte und des Anstandes den Genuß und die Wollust verbirgt. Aber ich will jetzt noch nicht philosophieren, sondern ich will erst erzählen.
Zehn Minuten vielleicht lagen beide wie leblos unter der Decke, dann standen sie auf, wuschen sich, zogen sich an und verließen das Zimmer. Ich wußte, daß meine Mutter den Vater zunächst in das Zimmer führen würde, wo die Geburtstagsgeschenke aufgestellt waren. Es lag an dem Balkon, der in den Garten führte. Ich schlich mich daher einige Minuten nachher aus dem Schlafzimmer und lief so rasch als möglich in den Garten, von wo aus ich die Eltern begrüßte. Wie ich dann mein Gratulationsgedicht hergesagt habe, weiß ich nicht. Mein Vater hielt meine Verwirrung für Rührung. Konnte ich doch meine Eltern nicht ansehen, weil ich den Gedanken nicht los werden konnte, wie ich sei vor wenigen Minuten in einer ganz anderen Beschäftigung gesehen hatte. Mein Vater küßte mich und meine Mutter; aber welch’ eine andere Art von Kuß war das! So kalt, so förmlich. Auch meine Mutter küßte meinen Vater. Aber wie hatte ich sie vorher küssen sehen? Ich war so verwirrt und verlegen, daß es meinen Eltern endlich auffiel. Ich schützte Kopfweh vor, weil ich mich nur danach sehnte, auf mein Zimmer zu kommen und allein zu sein, denn ich vermochte keinen anderen Gedanken zu fassen, als das so unerwartet Gesehene zu ergründen und womöglich selbst Versuche anzustellen. Der Kopf brannte mir wie Feuer, das Blut jagte mir fast fühlbar durch die Adern.
Die Mutter meinte, ich sei wohl zu fest geschnürt. Das war eine willkommene Gelegenheit, mich in meinem Zimmer entkleiden zu können, und das tat ich auch mit einer Eile, daß ich fast alles zerriß. Wie war aber mein unreifer Körper so wenig schön im Vergleich zu der vollendeten Schönheit meiner Mutter! Kaum rundete sich bei mir, was bei ihr schon die üppigsten Formen angenommen hatte. Das vollste Vlies bei ihr war bei mir kaum ein leichtes Moos. Sofort versuchte ich an mir selbst, was ich den Vater hatte tun sehen. Aber daß man davon so außer sich geraten, so alle Besinnung verlieren könne, wie ich es bei meiner Mutter gesehen hatte, das konnte ich nicht begreifen. Ich schloß daraus, daß zu solcher Wollust ein Mann gehöre.
In einer Stunde war ich zehn Jahre älter geworden. Als meine eigenen Versuche nichts helfen wollten und ich ermattet davon ablassen mußte, überlegte ich hin und her, was ich tun müsse? Schon damals war ich in allen Dingen ungemein systematisch, ich führte ein Tagebuch, hielt Rechnung über meine kleinen Einnahmen und Ausgaben und schrieb alles Mögliche auf. So kam ich denn auf den Gedanken, mir erst alle Worte aufzuschreiben, die ich gehört hatte, aber vorsichtig auf einzelne Papierschnitzel, damit niemand davon etwas erfahren konnte. Dann dachte ich über alles Gehörte und Gesehene nach und baute mir ein Phantasie schloß zurecht.
Erstens hatte die Mutter sich schlafend gestellt und sich so zurecht gelegt, daß der Vater das tun mußte, was sie wünschte. Das hatte sie offenbar in der Absicht getan, damit der Vater nicht merken sollte, was sie wünschte. Sie war also die Verlangende, wollte aber nur als die Gewährende erscheinen. Sie hatte sich ferner den Spiegel so zurecht gerückt, daß sie durch den Anblick doppeltes Vergnügen haben mußte. Hatte mir der Anblick im Spiegel doch auch mehr Vergnügen gemacht als die Wirklichkeit, weil ich die Dinge ganz deutlich sah, die ich sonst nicht hätte sehen können. Aber auch das hatte sie vor dem Vater versteckt. Sie hatte ihm also nicht eingestehen wollen, daß sie noch mehr genösse als er. Endlich hatte sie ihn gefragt, ob er nicht bis heute Abend warten wolle, während sie doch alles vorbereitet hatte, um gleich morgens zu genießen, was sie wünschte.
Zweitens hatten beide mehrmals ausgerufen: "Es kommt!" Was war das? Vergebens zerbrach ich mir den Kopf, was das wohl bedeuten könnte? Ich mag gar nicht niederschreiben, welche widersinnige Erklärung ich mir damals erfand. Bei aller gewöhnlichen Schlauheit junger Mädchen ist es erstaunlich, wie lange sie über alle Dinge im Dunkeln tappen und wie selten sie gerade auf die einfachste und natürlichste Erklärung dabei kommen.
Das Küssen und Saugen war jedenfalls nicht die Hauptsache, sondern nur eine Vorbereitung gewesen, obgleich die Mutter offenbar gerade dabei das meiste Vergnügen gehabt hatte.