Kleine Fläche, große Ernte - Leon Schleep - E-Book

Kleine Fläche, große Ernte E-Book

Leon Schleep

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Beschreibung

Du wünschst dir schon lange, dich selbst und auch andere Menschen mit Bio-Gemüse zu versorgen, weißt aber nicht so recht, wo und wie du anfangen sollst? Du willst der industriellen Landwirtschaft und ihren Monokulturen, ausgelaugter Erde, verdichteten Böden und chemischen Düngemitteln etwas entgegensetzen? Dann los: Jetzt ist die beste Zeit, deinen eigenen Marktgarten-Betrieb aufzuziehen. Leon Schleep, der mit seiner "Gemüseinsel" selbst schon eine Marktgärtnerei auf die Beine gestellt hat, zeigt anhand jeder Menge Beispiele bis ins Detail, wie du dabei am besten vorgehst. Profitabilität, optimal genutzte Beete, Bodenpflege, eine effiziente Infrastruktur, Gemüselagerung: mit gründlicher Planung alles kein Problem. Und dann? Kannst du dich auch mit einer kleinen Fläche über große Ernten freuen – die ganz nebenbei noch auf regenerativen Anbaumethoden beruhen. Started in Paris, now we're here: Modernes Market Gardening "Market Gardening" klingt erst mal super trendy. Tatsächlich existiert das Konzept aber schon seit dem 19. Jahrhundert. Damals entwickelten die sogenannten Pariser Marktgärtner*innen spezifische Methoden des biointensiven Gemüseanbaus, mit denen sie genug Gemüse für die komplette Pariser Stadtbevölkerung produzieren konnten. Ein paar Jahrhunderte später ist diese landwirtschaftliche Herangehensweise wertvoller denn je, denn sie zeigt uns: Auch auf wenigen Quadratkilometern Anbaufläche ist es möglich, eine satte Ernte zu erzielen und jede Menge Gemüsekisten zu füllen. Ohne Traktoren, ohne Düngemittel-Overload, ohne großen Kosteneinsatz – dafür mit ganz viel cleverem Design. Genau diese Design-Ansätze und Gestaltungstipps für deinen eigenen Marktgarten-Betrieb sowie mehr als 30 Gemüseportraits gibt dir Leon Schleep in "Kleine Fläche, große Ernte" mit auf den Weg. Ärmel hochkrempeln und los: Auf eigene Faust zum biointensiven Gemüsebetrieb Zweifeln, zögern, zurückhalten? Ist nicht Leon Schleeps Art. Mit jeder Menge Abenteuerlust, Büchern und Video-Tutorials hat er sich nach dem Studium ins große Feld der Marktgärtnerei gestürzt. Seine wichtigsten Versuch-und-Irrtum-Momente plus extraviele Praxistipps teilt der Autor im Buch. Obendrauf gibt's über 30 Portraits mit Gemüsesorten, die sich besonders gut für den Start eignen. So kannst du direkt loslegen und Schritt für Schritt deinen eigenen Marktgarten-Betrieb gestalten. Die wichtigste Lektion dabei? Wenn man den Boden mal machen lässt, schafft er ganz schön viel von alleine und gibt am Ende umso mehr zurück. Leon Schleep zeigt, wie du in reiner Handarbeit bzw. mit mechanischen Gerätschaften wie etwa der Broadfork das meiste aus deiner Fläche rausholst – und zwar auf eine Art, die dauerhaft zur Bodengesundheit beiträgt. Das Ergebnis? Gestärkte Ökosysteme und eine zukunftstaugliche Ernährungsweise für viele Menschen. Also los: Starten wir die Gemüserevolution! Just Beet It: Wie plant man einen Marktgartenbetrieb? Leon Schleep führt dich detailliert durch alle Gestaltungsfragen, von Flächenplanung über Wirtschaftlichkeit bis hin zur optimalen Waschstation für dein Gemüse. On top gibt's über 50 Gemüse-Porträts, die sich für den Start bestens eignen. Schluss mit grauer Theorie: "Wie geht das jetzt konkret?" Das zeigt dir bei jedem Planungsschritt das Beispiel der fiktiven Marktgärtnerei 'Krumme Karotte'. So kannst du die geballten Infos leicht auf dein eigenes Projekt übertragen. Klassische Fehler? Kannst du dir sparen: Leon Schleep lässt auch andere Marktgärtner*innen von ihren Erfolgs- und "Aha!"-Momenten erzählen. So lernst du von vielen Profis gleichzeitig – und umgehst den einen oder anderen Anfangsfehler einfach direkt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 320

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INHALTSVERZEICHNIS

WER, WAS UND WARUM ÜBERHAUPT? WAS DIR (UND MIR) DIESES BUCH BRINGEN SOLL

REIF FÜR DIE GEMÜSEINSEL

MARKTGARTEN-TALK: DIE WICHTIGSTEN BEGRIFFE UND DEFINITIONEN

CASH, KAROTTEN UND KOHLKÖPFE: WIE HÄNGEN PROFITABILITÄT UND MARKTGARTEN-DESIGN ZUSAMMEN?

Jetzt wird gerechnet: Wie groß soll dein Marktgarten sein?

Produktivität rauf, Arbeitsbelastung runter

Reden wir über ... rentable Marktgärtnereien: Interviews

Wie du den Müll rausbringst, oder: Lean Farming

Reden wir über ... Winteranbau: Interview

Reden wir über ... Wachstum: Interview

Willkommen in der Krummen Karotte: Wir planen ein Gemüsebauunternehmen

JUST BEET IT: WIE DIE BEETE IN DEN GARTEN KOMMEN

Eine Frage der Maßarbeit

Erst mal orientieren: Wo ist hier vorne, hinten, oben und unten - und was ist mit der Hangneigung?

Reden wir über ... Hangneigung: Interview

Warum sind immer alle gegen Fräsen und Co.?

Reden wir über ... Bodenbearbeitung: Interview

Von A nach B: Braune, gemulchte oder grüne Wege?

Reden wir über ... No-Till und grüne Wege: Interview

Gartentetris in der Krummen Karotte

VOM FOLIENTUNNEL BIS ZUM KOMPOSTPLATZ: INFRASTRUKTUR

1. All About Anzucht: Heizung, Multitopfplatten und Co.

2. Sicher ist sicher: Geschützter Anbau

3. Dürreversicherung: Bewässerungssysteme

4. Saubere Sache: Die Waschstation

5. Cool bleiben: Die Ernte-Lagerung

6. Und raus damit: Die Gemüseausgabe (Solawi und Abokisten)

7. Von wegen Abfall: Kompostierung und Düngerproduktion

8. Alles auf Knopfdruck? Automatisierung im Marktgarten

Reden wir über ... Maschineneinsatz: Interview

Infrastruktur in der Krummen Karotte

MEIN NACHBAR, DER BAUM: AGROFORSTSYSTEME IM MARKTGARTEN

Was ist eigentlich Agroforst?

Was sind die Vorteile von Agroforstsystemen?

... Und was sind die Nachteile?

Wie können Agroforstsysteme im Marktgarten aussehen?

Reden wir über ... Agroforst- und Landwirtschaft: Interview

Agroforst bei der Krummen Karotte

Reden wir über ... Blumen im Marktgarten: Interview

Und ... fertig geplant: Die Krumme Karotte ist startklar

...AHA!" ODER ...OH-OH .."?FEHLER, DIE DU GLEICH ÜBERSPRINGEN KANNST

JETZT WIRD GEPFLANZT: DIE SINNVOLLSTEN GEMÜSEKULTUREN FÜR DEN MARKTGARTEN

Doldenblütler – Wurzeln

Doldenblütler – Über der Oberfläche

Gänsefußgewächse

Geißblatt-/Quellkrautgewächse

Korbblütler – Salate

Korbblütler – Zichorien

Kreuzblütler – Kopf- und Blattkohl

Kreuzblütler – Blüten/Knospen

Kreuzblütler – Restliche Kohle

Kreuzblütler – (Scharfe) Knollen

Kreuzblütler – Blattsalate

Kürbisgewächse – Kürbisse, Melonen und Zucchini

Kürbisgewächse – Gurken

Liliengewächse

Nachtschattengewächse – Früchte

Schmetterlingsblütler – Bohnen und Erbsen

Süßgräser

(Schnitt-)Kräuter

WAS DICH SONST NOCH INTERESSIEREN KÖNNTE: ANHANG

Zu Besuch auf 4 Höfen

Hilfreiche Marktgarten-Geräte

Übersicht von Gehölzen für Marktgarten-Agroforstsysteme

Lesen, Lernen, Loslegen: Weiterbildung und Bezugsquellen

Ganz schnell erklärt: Marktgarten-Glossar

Zum Nachschlagen und Immer-Wieder-Reinblättern:

WER, WAS UND WARUM ÜBERHAUPT?

WAS DIR (UND MIR) DIESES BUCH BRINGEN SOLL

Du hältst dieses Buch in deinen Händen, da du Lust hast, loszulegen. Mit dem Säen von Karotten, dem Umtopfen von Zucchini, dem Ausgeizen von Tomaten, dem Packen von Gemüsekisten und vor allem damit, den Wunsch vom eigenen Gemüsebaubetrieb in die Realität umzusetzen. Ich möchte dir mit diesem Buch eine Hilfestellung speziell für die Bereiche Betriebsgestaltung und Flächendesign anbieten. In den vergangenen Jahren habe ich viel gelernt – aus Fehlern und aus Erfolgen. Aber damit du gut einordnen kannst, was ich dir im Folgenden erzähle, möchte ich mich dir nun erstmal vorstellen.

Eigentlich hatte ich gar nichts mit Landwirtschaft am Hut. Durch das Reisen nach der Schule und diverse Wwoofing-Erfahrungen habe ich dann aber das Gemüsegärtnern lieben gelernt. Eins kam zum anderen und so habe ich 2016 begonnen, in Witzenhausen Ökologische Landwirtschaft zu studieren. 2020 hielt ich mein Abschlusszeugnis in den Händen und die nächste Frage stand an: Was jetzt? Eigentlich war der Plan, mit meinem jetzigen Gärtnerkollegen Tim zu reisen, doch dann kam Covid und machte uns einen Strich durch die Rechnung. Aus Plan B entstand die Gemüseinsel in Dietzenrode bei Witzenhausen. Dort wollten wir mit dem Werkzeugkoffer der Marktgärtnerei, der Agroforstwirtschaft und den weiteren Methoden der regenerativen Landwirtschaft unsere Ideale Realität werden lassen.

Widmung

Dieses Buch ist der Abschluss eines Kapitels und ich möchte es Ela und Tim widmen, da ihr mich seit dem ersten Semester und bis zum letzten Punkt dieser Zeit begleitet habt!

Hier kommt dieses Buch ins Spiel. Es ist aus zwei Motivationen entstanden: Zum einen haben wir gemerkt, dass einige unserer Gestaltungsideen nicht optimal waren, und diese Erfahrungen wollen wir mit anderen Marktgärtner*innen teilen. An unserem Standort sind Schnecken beispielsweise eines der größten Probleme. Zwischen den Beetblöcken haben wir kleine Wiesen-Abschnitte und an den Randgebieten zu diesen finden wir oft besonders viele Fraßschäden vor. Von derlei Dingen gibt es einige, und was auf den ersten Blick nur Kleinigkeiten sind, macht in Summe sehr relevante Umstände aus.

Zum anderen haben wir uns dafür entschieden, unsere Reisepläne nochmal anzupacken. Das heißt auch, dass wir die Gemüseinsel verlassen werden. Die dreieinhalb Jahre, die wir dann hier waren, waren der beste Masterabschluss bzw. die beste Ausbildung, die wir uns hätten erträumen können. Für mich ist das jedoch kein Abschied von der Marktgärtnerei. Gemüsebau ist das, was mir Freude macht. Und wenn wir irgendwann woanders nochmal neu beginnen, soll dieses Buch für uns und andere eine Zusammenfassung unserer Erfahrungen sein, gespickt mit den vielen Ideen, Tipps und Experimenten aus so vielen anderen Gärtnereien. Denn Teil dieses Buches sind nicht nur meine Gedanken und Erfahrungen, sondern auch dutzende Betriebsbesichtigungen, Bücher, Telefonate, Podcasts und Videos, die meinen gärtnerischen Horizont in den letzten Jahren enorm erweitert haben. Für die Unterstützung all der Gärtner*innen, die an diesem Buchprojekt im Großen wie im Kleinen beteiligt waren, möchte ich nun ganz herzlich Danke sagen. Dies ist ein Buch von Gärtner*innen für Gärtner*innen.

Die Gemüseinsel hat sich durchaus verändert und sieht heute so aus.

REIF FÜR

DIE GEMÜSEINSEL

Unsere Solawi, die Gemüseinsel, ging 2021 in ihre erste Saison. Tim und ich hatten zuvor eine ganze Saison jeweils in einer anderen Solawi mitgearbeitet, um uns auf das neue Projekt vorzubereiten. Mit 80 Mitgliedern starteten wir in unsere erste Saison und neben vielen harten Zeiten gab es auch wunderschöne Momente, die uns motivierten, weiterzumachen. In dieser ersten Saison erschien, basierend auf meiner Bachelorarbeit, mein erstes Buch, Market Gardening & Agroforst. Auch darin habe ich bereits versucht, möglichst viele Stimmen aus der Gemüseszene zu Wort kommen zu lassen. Denn damals wie heute habe ich nicht das Gefühl, dass mein Erfahrungsschatz ausreicht, um einfach irgendwelche Empfehlungen herauszugeben. Ich sehe mich eher als jemanden, der einen roten Faden spannt und überlegt, wo es sich lohnt, hinzuschauen. Während des Schreibprozesses stellte ich mir immer wieder die Frage: Habe ich genug persönliche Gemüse-Erfolge eingefahren, um zu rechtfertigen, dass ich ein Buch über den Betriebsaufbau einer Gemüsegärtnerei schreibe? Die Gemüseinsel war nämlich keine jener Gärtnereien, die schon im ersten Jahr dafür gesorgt hat, dass die Gärtner*innen bei entspanntem Arbeitsaufwand ein fettes Gehalt nach Hause bringen. Aber ich hatte wirklich Lust, aufzuschreiben, was wir in dieser intensiven Zeit gelernt haben und das Ganze weiter mit viel Recherchearbeit zu kontextualisieren. Und ich dachte mir, dass Offenheit und Transparenz besser sind, als die – jedenfalls für uns – wertvollen Erfahrungen verstauben zu lassen.

In diesem Sinne solltest du wissen: Vielleicht wirst du in diesem Buch Bilder finden, auf denen nicht jeder Salatkopf perfekt aussieht oder wo sich auch mal etwas Beikraut ins Beet geschlichen hat. Dann ist es eben so – wir müssen uns alle frei von der Vorstellung machen, dass unser Leben oder unser Garten irgendwann wie unser Instagram-Feed aussieht.

Aber auch ohne ausschließlich makelloses Gemüse sind wir persönlich zufrieden mit dem, was aus der Solawi geworden ist: Wir liefern seit drei Jahren Gemüsekisten und kriegen jedes Jahr aufs Neue sehr bekräftigende Rückmeldungen.

Falls du mein erstes Buch kennst, in dem ich über unsere Agroforstsysteme (mehr dazu ab S. 165) geschrieben habe, fragst du dich jetzt vielleicht, was eigentlich aus den Bäumen geworden ist. Dazu muss ich vorab sagen, dass sie natürlich noch nicht im Vollertrag sind, denn dafür ist es zu früh. Dieses Jahr (2023) erwarten wir die ersten vereinzelten Johannisbeeren und die ersten Äpfel. Die Bäume sind größtenteils sehr gut angekommen, allerdings gibt es auch einige Ausfälle. Neben einigen Apfelsorten hat auch die Hälfte der Paulownias an unserem Standort Probleme bekommen. Der Besenginster wächst prächtig und seine Blüte ist eine einzige Freude. Leider haben jedoch nicht alle Pflanzen den ersten Winter überlebt und daher müssen die Lücken aufgepflanzt werden.

Nein, es wird nicht immer so laufen, wie du es dir vorgestellt hast. Aber dafür oft auch besser als gedacht.

Ich erzähle das, um zu zeigen, dass, wie oben angedeutet, nicht immer alles glatt läuft. All die bisher genannten Probleme kann man mit ein wenig Geduld und Nachpflanzen lösen. Es hätte potenziell noch ein anderes Problem im Raum stehen können: Da unser Betrieb auf einer Pachtfläche angelegt ist, mussten wir für den Zeitraum nach 2023 Nachfolger*innen finden. Glücklicherweise hat das geklappt und die Gemüseinsel kann weiter gedeihen. Hätten wir allerdings niemanden gefunden, wäre es wohl nötig gewesen, die Bäume und Sträucher wieder zu entfernen, da die Fläche dann vermutlich wieder ackerbaulich genutzt worden wäre. Daher ist es immer gut, sich gründlich zu überlegen, wo man Bäume hinpflanzt und was passiert, falls sich die Lebenspläne ändern.

Aber um diesen Abschnitt mit etwas Positivem zu schließen: Jedes Jahr ist das Bodengefüge toller, der Beikrautdruck geringer und unser Gemüse besser geworden, und jedes Jahr hatten wir weniger Stress als in der Vorsaison. Wenn ich also in den letzten Jahren in der Marktgärtnerei eines gelernt habe, dann das: Es lohnt sich, dranzubleiben – oder anzufangen. Und genau das tun wir jetzt auch hier in diesem Buch.

MARKTGARTEN-TALK:

DIE WICHTIGSTEN BEGRIFFE UND DEFINITIONEN

Einige Schlüsselbegriffe aus dem Bereich der Marktgärtnerei werden dir im Folgenden immer wieder begegnen. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, möchte ich diese wichtigen Konzepte vorab kurz erklären.

Marktgärtnerei bzw. Market Gardening

Diese beiden Begriffe bezeichnen mehr oder weniger das Gleiche. Marktgärtner*innen sind im Grunde genommen all jene Gärtner*innen, die ihr Gemüse direkt auf dem Markt o. Ä. verkaufen. Die Gemüsegärtner*innen aus dem Paris des 19. Jahrhunderts, die ...jardiniersmaraîchers“, werden von vielen als wichtige Referenz des ...biointensiven Gemüsebaus“ (siehe rechte Spalte) genannt. Die Bedeutung des Wortes hat sich in den letzten Jahren aber besonders im deutschen Sprachgebrauch verengt. Als Market Gardening bzw. Marktgärtnerei bezeichnet man nun in der Regel all die Formen des Gemüsebaus, die sich an den Konzepten orientieren, welche durch Betriebe wie die Four Season Farm (Maine, USA) oder Les Jardins de la Grelinette (Québec, Canada) geprägt wurden. Dazu zählen standardisierte Beetmaße, permanente Beete, geringer Maschineneinsatz, Vielfalt etc.

Biointensiver Gemüsebau

Als biointensiver Gemüsebau bzw. biointensive Landwirtschaft werden all jene Landbaukonzepte bezeichnet, die auf dem 8-Punkte-Plan der NGO Ecology Action fußen. Dieser wurde anhand der Erfahrungen von Alan Chadwick entworfen, der seinen Ansatz als französischintensiv-biodynamisch beschrieb. Seine Inspirationsquellen waren zum einen die Marktgärtner*innen aus dem Paris des 19. Jahrhunderts und zum anderen der biodynamische Ansatz Rudolf Steiners. Der biodynamische Anteil wurde allerdings von Ecology Action nicht mehr besonders betont.

Im Buch How to Grow More Vegetables des Mitgründers John Jeavons findet sich folgender 8-Punkte-Plan:

1. Tiefenlockerung, z. B. mit einer Grelinette (Doppelgrabegabel)

2. Kompostieren als Grundlage von Bodenfruchtbarkeit

3. Enge Pflanzabstände, sodass möglichst viel Ertrag entsteht und Beikräuter unterdrückt werden

4. Mischkulturen, um die Bodenräume besser auszunutzen und Vielfalt zu generieren

In der Marktgärtnerei begegnen dir tendenziell weniger schwere Gerätschaften, sondern stattdessen Radhacke (wie hier im Bild) und Co.

5. Belegung von 60 % der Fläche mit Kulturen, die viel kohlenstoffhaltige Biomasse produzieren (z. B. Getreide, bei dem nur die Körner geerntet werden und der Rest der Pflanze kompostiert werden kann)

6. Belegung von 30 % der Fläche mit Kulturen, die besonders viele Kalorien pro Fläche liefern, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, z. B. Kartoffeln

7. Nutzung samenfesten Saatguts, um Vielfalt zu erhalten und Abhängigkeiten zu vermindern

8. Landwirtschaft als ganzheitliches System betrachten

Mit dem Buch The Market Gardener von Jean-Martin Fortier, in dem er seinen Ansatz als ...biointensiv“ bezeichnet, erlangte der Begriff die Popularität, die er heute hat. Einige der Punkte, wie die eigene Kompostierung oder der Anbau von Getreide, sind heutzutage nicht mehr sehr verbreitet, da sie eher in ein Selbstversorgungs-Setting passen als zu einem kommerziellen Gemüsebaubetrieb. Mehr zur Geschichte der Marktgärtnerei findest du in Eliot Colemans The Winter Harvest Handbook und im bereits erwähnten How to Grow More Vegetables von John Jeavons.

Regenerative Landwirtschaft

Vielleicht ist dir der Begriff der regenerativen Landwirtschaft schon das ein oder andere Mal untergekommen? Es gibt dazu unterschiedliche Definitionen. Für den deutschsprachigen Raum haben etwa Dietmar Näser und Friedrich Wenz den Begriff mit ihrem Beratungsunternehmen Grüne Brücke stark geprägt.

Sie legen dabei den Fokus besonders auf ein Ackerbausystem, das auf der intensiven Verwendung von Zwischenfrüchten, Fermentspritzungen und schonender Bodenbearbeitung beruht. Die Organisation Regeneration International legt viel mehr Wert auf eine systemische Betrachtung, die dafür sorgt, dass Boden und Ökosysteme an Qualität gewinnen. Der Methodenkoffer ist dabei weniger eng definiert. Da ...regenerative Landwirtschaft“ ein Trendausdruck geworden ist, wollen ihn natürlich viele Akteur*innen für sich vereinnahmen.

Meine eigene Definition lautet:

Regenerative Landwirtschaft ist die Art, Land so zu bewirtschaften, dass die Gesundheit der Ökosysteme verbessert und ein optimales (nicht maximales!) Ertragsniveau erreicht wird. Gleichzeitig werden dabei die sozialen Strukturen vor Ort mitberücksichtigt, sodass ökologische nicht gegen soziale Aspekte ausgespielt werden können.

Viel Handarbeit, bodenschonende Vorgehensweisen und Direktvermarktung: Diese Faktoren machen die Marktgärtnerei aus.

CASH, KAROTTEN UND KOHLKÖPFE: WIE HÄNGEN

PROFITABILITÄT UND MARKTGARTEN-DESIGN ZUSAMMEN?

Es wäre so schön, wenn wir einfach Bäume pflanzen, Blumen säen und Mauswieselburgen bauen könnten, ohne uns Gedanken darüber machen zu müssen, wie am Ende des Tages die Rechnungen bezahlt werden. Leider ist unsere Welt nicht so und es sieht auch nicht so aus, als ob sich das in absehbarer Zeit ändern würde. Aus diesem Grund schauen wir jetzt mal ganz unverblümt auf das Thema Wirtschaftlichkeit. Die Fragestellung in diesem Kapitel lautet: Wie beeinflusst die Profitabilität die Gestaltung deines Marktgartens?

Bevor wir in das Thema hineinspringen, möchte ich aber betonen: Profitabilität ist nicht das einzige Ziel, dem sich dann alle anderen unterordnen müssen, denn das Leben besteht nicht nur aus Geld. Hast du mehr Geld auf dem Konto, wenn du deine Wegesränder mit Blumen bepflanzt? Vermutlich nicht, aber vielleicht gehst du dafür lieber zur Arbeit. Füllt sich dein Portemonnaie, wenn du ein Vogelhäuschen aufhängst? Auch das wahrscheinlich nicht, aber dafür zwitschern dir die Vögel ein Morgenlied.

Daniel Mays, Gärtner der Frith Farm in Maine (USA), brachte es in einem Vortrag1 schön auf den Punkt: Laut ihm sollte eine erfolgreiche Gemüsegärtnerei ökologisch und sozial bereichernd sein – für uns und unsere Umgebung. Ökonomisch müsse sie hingegen nur nachhaltig sein. Damit meint er, dass es nicht darum geht, möglichst viel Profit vom Land abzuschöpfen. Marktgärtnerei ist keine Abkürzung in ein Leben der Dekadenz, sondern immer noch Landwirtschaft und immer noch nicht ohne dreckige Hände möglich. Vielmehr muss einfach genug dabei herausspringen, damit das Leben als Gemüsegärtner*in ein schönes ist. Mit anderen Worten: gutes Wirtschaften als Möglichkeit, das Leben zu leben, das wir uns wünschen.

Es bleibt also festzuhalten, dass eine gewisse Profitabilität gewährleistet sein muss. Je weniger Fläche, Zeit und Aufwand genügen, um dein Gehalt zu finanzieren, desto mehr Freizeit bleibt dir nämlich am Ende. Ob du jedoch mit 1000 € oder 4000 € im Monat zufrieden bist, entscheidest natürlich allein du. Und damit setzt du auch die Leitplanken, an denen sich all die Betrachtungen dieses Kapitels orientieren.

Im Marktgarten musst du auch mal raus, wenn es regnet. Oder hast schmutzige Hände. Aber: Dafür bist du ganz nah dran am Gemüse. Und das ist ein ziemlich gutes Gefühl.

JETZT WIRD GERECHNET: WIE GROSS SOLL DEIN MARKTGARTEN SEIN?

Eigentlich ist die Frage sehr einfach zu beantworten. Zwei Faktoren ergeben nämlich die benötigte Anbaufläche: zum einen dein angestrebter Jahresumsatz und zum anderen deine Produktivität pro Fläche (d. h. der Jahresumsatz pro Quadratmeter). Dabei gilt zu beachten, dass Umsatz und Gewinn nicht dasselbe sind. Gewinn ist das, was nach Abzug aller Kosten (z. B. Versicherungen, Pachten, Saatgut und deinem Lohn) am Ende übrigbleibt. Die Produktivität pro Fläche bemisst sich in der Regel in € pro Quadratmeter Umsatz. Teilst du den Umsatz durch die Flächenproduktivität, erhältst du die Beetfläche, die du dafür benötigst. Wenn du es eilig hast und direkt ein konkretes Rechenbeispiel sehen möchtest, spring zu Seite 27. Ich würde allerdings trotzdem empfehlen, alles durchzulesen, was vorher kommt – nur so lässt sich die Beispielrechnung wirklich gut nachvollziehen.

Bevor ich nun mit dir die verschiedenen Aspekte der Flächenberechnung durchgehe, möchte ich darauf hinweisen, dass der Faktor Kontext zwar sehr relevant, aber nur schwer abzubilden ist. Wir zahlen beispielsweise für die Nutzung unserer Fläche, der Scheune und eines Gewächshauses insgesamt knapp 2000 € an Pachtgebühren pro Jahr. Beginnst du deinen Garten z. B. auf dem elterlichen Betrieb, können diese Kosten wegfallen. Noch ein Beispiel: Müsstest du für einen Brunnen 150 m tief bohren, mag es mehr Sinn ergeben, Leitungswasser zu beziehen. Das führt zu weniger Investitionen zu Beginn, aber zu höheren laufenden Kosten. Und so spielt der Kontext in alle Kategorien hinein. Deshalb bitte ich dich, die folgenden Zahlen nur als Beispiel und Orientierung zu nutzen. Die Realität ist immer viel komplexer.

#1 Der Jahresumsatz: Ein Beispiel

Los geht’s mit Teil 1 der Rechnung, der Anschaulichkeit zuliebe gleich an einem konkreten Beispiel. Die Tabelle im Anschluss ist in Fixkosten und variable Kosten unterteilt. Bei dem Wert „Lohn“ gehe ich davon aus, dass es sich um einen §13a-Betrieb handelt (mehr dazu auf S. 60) und somit der Brutto- gleich dem Nettolohn ist. Auch Reinvestitionsausgaben habe ich aufgelistet. Hier kurz zur Erklärung, was damit jeweils gemeint ist:

◾Fixkosten sind Kosten, die produktionsunabhängig sind, z. B. Pachten, Versicherung oder Abschreibungen. Es ist also bei Fixkosten egal, ob zwei oder zehn Gemüsekisten verkauft werden.

◾Variable Kosten sind all jene Kosten, die je nach Produktionsmenge steigen oder sinken, z. B. Saatgut oder Jungpflanzenerde.

◾Reinvestitionsausgaben sind zu Beginn des Betriebs meistens höher. Sobald du all deine relevante Infrastruktur aufgebaut hast, wird dieser Kostenpunkt sinken.

Tabelle 1 Beispiel der jährlichen Kosten für einen Gemüsebetrieb mit 2 Betriebsleiter*innen

FIXKOSTEN

VARIABLE KOSTEN

Digitale Infrastruktur

500 €

Behörden und Bank(Kontoführungsgebühren)

850 €

Kredittilgung

3.000 €

Dünger

2.500 €

Lohn(2 Personen Vollzeit, 1 Aushilfe)

54.000 €

Energie

5.000 €

Pacht

1.000 €

Infrastruktur und Reinvestitionen

8.500 €

Sonstiges

1.000 €

Jungpflanzen und Saatgut

6.000 €

Versicherungen

2.000 €

Puffer

2.000 €

 

 

Sonstiges

1.000 €

 

 

Werbung

350 €

 

 

GESAMT

87.700€

#2 Produktivität pro Fläche

Kommen wir zum zweiten Teil der Rechnung, dem Jahresumsatz pro Quadratmeter. Die wichtigsten Faktoren, die hier mit hineinspielen, sind:

◾Rotationen pro Beet: Wie viele Kulturen erntest du pro Jahr von einem Beet? Je schneller eine Kultur erntereif ist, desto mehr Ernten kannst du in einer Saison einfahren. Salate und andere Blattgemüse räumen oft recht schnell wieder das Feld. Lagerkulturen wie Pastinaken, Kopfkohl oder Knollensellerie belegen das Beet oft sehr lange.

◾Preis der Kultur: Welchen Preis setzt du in deiner internen Planung an? An welchem Preis orientierst du dich? Das ist eine Frage, die wir uns zu Beginn auch gestellt haben. Wir sind dafür durch die lokalen Supermärkte gelaufen und haben Großhandelspreise verglichen. Preise sind natürlich auch immer abhängig von der regionalen Kaufkraft. In Großstädten kannst du in der Regel mehr verlangen, allerdings sind die Kosten für die Standmiete, deine Pacht und vieles andere deutlich höher als in ländlichen Regionen.

◾Pflanzdichte: Wie viele Reihen pflanzt oder säst du in ein Beet? Wie hoch ist der Pflanzabstand innerhalb der Reihe? Das ist ein Bereich, der sehr von den lokalen Bedingungen abhängt. Ein magerer Sandboden hat vielleicht nicht die Kapazität, genauso viele Pflanzen zu versorgen wie ein Kompostmulchbeet auf Lehm. Was eine Erhöhung der Pflanzdichten ausmachen kann, ist allerdings faszinierend. Wir haben beispielsweise 2022 unsere Zichorien wie Zuckerhut, Radicchio und Endivie dreireihig und mit dem gleichen Abstand in der Reihe gepflanzt wie 2021 – damals noch zweireihig. Das Ergebnis waren genauso schöne Köpfe wie zuvor, allerdings brauchten wir 33 % weniger Beete für unsere Sätze und konnten den Umsatz pro Quadratmeter für die Zichorien um 50 % steigern.

Salat ist eine der profitabelsten Kulturen im Marktgarten. Sie steht nicht so lange auf dem Beet und ist zudem sehr beliebt.

◾Geschützter Anbau: Viele Pflanzen wachsen im Gewächshaus oder Folientunnel besser. Dadurch kannst du oft mehr und schneller ernten. In den meisten Fällen wachsen in Folientunneln im Sommer die Klassiker: Tomaten, Paprika, Gurken und Auberginen. Allein das zeigt schon, dass die geschützte Anbaufläche eine hohe Relevanz hat, denn diese Gemüsearten gehören auf vielen Betrieben zu den lukrativsten Kulturen. Aber das ist noch nicht alles: Stell dir mal vor, du hättest so viel Folientunnelfläche, dass du dort auch Karotten, Kartoffeln oder Rote Bete anbauen könntest. Die Kulturdauer würde enorm verkürzt und mutmaßlich würde auch die Erntequalität steigen – beides Faktoren, die die Profitabilität erhöhen. Aus diesem Grund sagt man, dass sich ein Folientunnel oft schon nach dem ersten Jahr rentiert.

◾Bodengüte: Es ist unglaublich, was ein toller Boden ausmacht. Die Gemüseinsel liegt in einem Auenbereich mit Bodenpunktwerten von 60–70 (d. h. einer recht guten Bodenqualität) und sandigem Lehm sowie hohen Humusgehalten. Es ist jeden Tag eine Freude, mit diesem Boden zu arbeiten. Der Aufbau der Bodengare gelingt spielend einfach, wenn man sich an ein paar Spielregeln hält. Kurz gesagt: ein toller Boden für Beginner*innen. Natürlich gibt es aber auch andere Standorte, an denen es möglicherweise sehr sandig oder tonig ist und beispielsweise entweder die Wasserhaltekapazität oder die Bodenverdichtung relevante Probleme sind. Dort ist es oft nicht so einfach, dicht zu pflanzen oder zu säen.

Fenchel ist eine gute erste Rotation vor den Sommer-Gewächshauskulturen wie Tomaten oder Auberginen.

Als nächstes habe ich dir aufgelistet, welche Deckungsbeiträge die verschiedenen Gemüsekulturen einspielen können. Die Werte sind eine Mischung aus den Daten unserer Solawi, anderer Gärtnereien, der Literatur und Erfahrungswerten. Die Zahlen können für deinen Kontext ganz anders ausfallen, sei es, weil du einen anderen Boden mit mehr oder weniger Ertrag hast, oder weil ihr in eurer Region einen anderen Preisspiegel habt. Nimm die Daten also bitte nur als Richtwert und nicht als in Stein gemeißelte Wahrheit. (Bitte beachte auch, dass Faktoren wie Inflation und die mittlerweile stark gestiegenen Lebensmittelpreise immer individuell mitgedacht werden müssen.)

Übrigens: Vielleicht wunderst du dich, dass wir, obwohl wir eine Solawi sind, unseren Kulturen Preise gegeben haben. Der Hintergrund: Als wir gestartet sind, hatten wir nicht das geschulte Auge für eine ausgewogene Gemüsekiste, wie es Solawi-Gärtner*innen mit viel Berufserfahrung oft haben. Deshalb bauen wir mit Excel jede Woche eine Kiste für die Mitglieder zusammen, deren Preis mindestens dem Richtwert für unsere Solawi-Kiste entspricht. Das hat uns sehr dabei geholfen, den Menschen auch einen fairen Gegenwert für ihr Geld zu bieten.

Tabelle 2 Deckungsbeiträge der verschiedenen Gemüsekulturen

Die Ernte- und Umsatzergebnisse hängen natürlich davon ab, dass vieles gut läuft und es keine oder nur sehr wenige Ausfälle gibt. Gerade am Anfang ist das aber nicht immer der Fall. Sei es, weil in der ersten Saison das Vlies zu spät geliefert wird und der Rucola einen Frostschaden bekommt, oder weil die Karotten zur Notreserve einer Wühlmausfamilie geworden sind. Aus diesem Grund ist es gut, großzügige Puffer einzurechnen. So kann man einfacher mit Ausfällen umgehen.

Auf der anderen Seite führt das aber auch dazu, dass man mehr Beete in Bewirtschaftung haben muss. Und mehr Beete bedeuten automatisch mehr Kosten (Saatgut, Kompost, ...), mehr Zeitaufwand (Hacken, Pflanzen, ...) und mehr Planung. Wenn dadurch wichtige Aufgaben wie etwa das Vliesen auf der Strecke bleiben, frisst das den Puffer auf. Wir haben meist mit knapp 20 % Puffer gerechnet und hatten in der ersten Saison fast durchgehend viel zu viel Gemüse. In der zweiten Saison haben wir besser kalkuliert, hatten aber bis auf den Saisonanfang wieder zu viel.

In Tabelle 3 beschreibe ich einerseits, welche Pflanz- und Säabstände sich bei uns für die verschiedenen Kulturen bewährt haben, und andererseits, bei welchen Kulturen ein größerer Puffer mehr Sinn ergibt und bei welchen er vielleicht nicht so relevant ist.

Du fragst dich nun vielleicht, weshalb es da kulturspezifische Unterschiede gibt. Fangen wir mal beim Aussäen an. Es gibt Kulturen, bei denen ein Saatkorn in eine Anzuchtplatten-Zelle kommt, zum Beispiel Kohlrabi. Wenn da ein Saatkorn nicht aufgeht, hast du direkt einen Ausfall im Beet, sofern du keinen Puffer eingebaut hast. Bei Asiasalat sieht das schon ganz anders aus. Dort kommen immer 4–5 Saatkörner in eine Zelle. Fällt eines aus, ist die Zelle noch immer gefüllt, und da selten fünf Saatkörner ausfallen, ist es in der Regel so, dass man fast 100 % der Zellen nutzen kann. Daher ist es in der Anzucht schon mal gut, bei Kohlrabi einen größeren Puffer einzuplanen als bei Asiasalat.

Unter anderem kommt es auf den richtigen Abstand beim Pflanzen bzw. Aussäen an.

Wenn also mit der Jungpflanzenanzucht alles geklappt hat, können wir auch schon lospflanzen und hoffentlich eine gute Ernte einfahren. Wird der Asiasalat als Kiloware verkauft, sind Lücken im Beet oft nicht so schlimm. Du kannst dann einfach die Ausgabemenge für die Gemüsekisten verringern und von anderen Kulturen etwas mehr reinpacken. Solltest du aber Ausfälle beim Kohlrabi haben, kann das dazu führen, dass du nicht genug für alle Kisten hast. Beim Kohlrabi hast du nämlich nicht nur das Problem, dass er pro Stück verkauft wird, sondern auch, dass er viel ungleichmäßiger reift als Schnittgrün. Für Betriebe, die auf Wochenmärkten verkaufen, ist ein Ausfall einfacher zu verkraften, da kein*e Marktkund*in einen Anspruch auf ein bestimmtes Gemüse hat.

Preisfrage: Wie viele Saatkörner gehören in die Zelle? Das sollte im Vorfeld klar sein.

Ganz wichtig: Beschriftung nicht vergessen!

Tabelle 3 Daten zu Aussaat und Pflanzung der verschiedenen Gemüsekulturen

Das waren jetzt ziemlich viele Zahlen – ein guter Einstieg in das Thema, wenn es dir wie mir geht und du Tabellen und Grafiken liebst. Und weil es so schön ist, abschließend noch eine letzte Übersicht – in Tabelle 4 kannst du nun die verschiedenen Kulturen auf zwei Arten miteinander vergleichen: über den Umsatz pro Quadratmeter oder über den Umsatz pro Quadratmeter pro Woche. Ich würde dir auf jeden Fall einen Blick in die Tabelle empfehlen, denn oft schaut man nur auf die Profitabilität einer einzelnen Kultur. Beim klassischen Gemüsebau, bei dem häufig nur eine Kultur pro Jahr auf dem Acker steht, ist das auch eine sehr gute Betrachtung. Die Marktgärtnerei ist allerdings die wohl intensivste Form des Gemüsebaus, von daher bringt dich dieses Maß nicht weit genug. Wenn es dein Ziel ist, im Durchschnitt aller Beete einen Umsatz von 40 € pro Quadratmeter zu erwirtschaften, dann hast du zwei Möglichkeiten: Entweder muss eine Kultur sehr viel Geld einspielen, oder mehrere Kulturen müssen moderat viel Geld einbringen. Da kommt dann die Anzahl der Rotationen pro Beet und Jahr ins Spiel. Um eine gute Vergleichbarkeit der Kulturen herzustellen, ist der Wert „Umsatz pro Quadratmeter pro Woche“ besonders hilfreich, denn er nimmt den Faktor Rotation zu einem gewissen Grad aus dem Vergleich heraus. Wenn eine Kultur pro Rotation 15 €/m2 einspielt, eine andere aber 30 €/m2 bei doppelt so langer Standzeit, wären beide pro Woche gleich profitabel. Ich habe für beide Kategorien (€/m2 und €/m2/Woche) auf der nächsten Seite mal die Top 10 der profitabelsten Kulturen aufgelistet. Dabei zeigt sich, dass diese Listen keineswegs identisch sind.

Tomaten, Schnittsalat etc.: Welche Kultur bringt was ein und wie berechnet man das?

Tabelle 4 Vergleich des Umsatzes pro m2 und pro m2/Woche der Top 10 der profitabelsten Gemüsekulturen

€/m2

€/m2/Woche

1Schnittlauch

75,00 €

Schnittsalat

6,00 €

2Tomaten

55,00 €

Kopfsalat

4,60 €

3Mangold

49,00 €

Radieschen

4,60 €

4Catalogna

46,00 €

Koriander

4,10 €

5Petersilie

45,00 €

Catalogna

3,80 €

6Gurke

45,00 €

Gurken

3,80 €

7Stangenbohnen

41,30 €

Asia-Salat

3,50 €

8Postelein

40,00 €

Dill

3,20 €

9Koriander

35,00 €

Postelein

3,10 €

10Zucchini

31,90 €

Schnittlauch, Endivie

3,00 €

In dieser Tabelle gibt es einige interessante Details, angefangen damit, dass – bis auf Radieschen – nur Kulturen in den Ranglisten vorkommen, die entweder Blattgemüse sind (Kopfsalat, Catalogna, Dill) oder mehrfach beerntet werden können (Zucchini, Gurken, Tomaten). Manche gehören sogar in beide Kategorien (Mangold, Asiasalat, Postelein). Der Wert für den Umsatz pro Woche ist eine sehr gute Hilfe bei der Fruchtfolgegestaltung, da wir nur eine gewisse Menge an Wochen in der Vegetationszeit zur Verfügung haben. Zudem kann der Umsatz pro Quadratmeter leicht dazu führen, Kulturen ökonomisch zu überschätzen. Erst wenn auch der Wert für den Wochenumsatz gut ist, ist die Kultur wirklich ökonomisch effizient.

Es braucht aber auch Fingerspitzengefühl, um diese Zahlen einzuordnen. Ein gutes Beispiel dafür sind Dicke Bohnen: Ihr Wert pro Quadratmeter ist mit 24,30 € relativ gut, aber sie haben mit 1 € einen eher unterdurchschnittlichen Umsatz pro Quadratmeter und Woche. Bei der Dicken Bohne wird der Wert dadurch gedrückt, dass man sie schon im Februar sät und sie deshalb lange zu einer Zeit steht, in der es noch nicht warm ist, sodass wenig Wachstum stattfindet. Sie nimmt also auch keiner anderen Kultur Platz im Garten weg. Nur anhand der Zahlen wäre das nicht erkennbar gewesen. Zudem ist es rein ökonomisch nicht wirklich relevant, ob Karotten, Kohl oder Lauch noch bis weit in den Winter hinein auf dem Feld stehen – solange die Erntequalität dadurch nicht leidet.

Trotzdem können wir jedenfalls festhalten: Für den Großteil der Vegetationsperiode ist der Wert für den Umsatz pro Woche ein sehr guter Gradmesser für Profitabilität.

#3 Und wie hängt das alles zusammen?

Jetzt haben wir alle relevanten Daten für unsere Beispielrechnung zusammengetragen. 87.700 € ist unser Ziel-Jahresumsatz, mit dem wir entspannt Gehälter, Rechnungen und Reinvestitionen bestreiten können. Aber welchen Wert wollen wir für €/m2/Jahr annehmen? Um dir dafür ein besseres Gefühl zu geben, habe ich unten ein paar verschiedene Szenarien durchgespielt. Wir gehen bei jedem Szenario von dem schon erwähnten Ziel-Jahresumsatz aus: 87.700 €.

Tabelle 5 Verschiedene Szenarien zur Veranschaulichung des Verhältnisses von Ziel-Jahresumsatz (87.700 €, s. Tabelle 1 auf S. 16) zu Beetfläche

Szenario

Anzahl Rotationen (Durchschnitt aller Beete)

€/m2/Rotation (Durchschnitt aller Kulturen)

Beetfläche in m2

1

1

10

8770

2

2

10

4385

3

3

10

2923,4

4

1

15

5846,7

5

2

15

2923,4

6

3

15

1948,9

7

1

20

4385

8

2

20

2192,5

9

3

20

1461,7

10

1

30

2923,4

11

2

30

1461,7

12

3

30

974,5

Diese Rechnung soll dir zeigen, wie die verschiedenen Faktoren zusammenspielen. Szenario 12 ist vermutlich, wenn überhaupt, nur in ganz wenigen Kontexten möglich (beispielsweise, wenn sehr schnell wachsendes Schnittgemüse zu Premium-Preisen vertrieben wird). Das sollte zumindest zu Beginn nicht dein Anspruch sein, denn in solch einem Setting darf nichts schief gehen – ein hoher Druck zu Beginn deiner Zeit als Gärtner*in. Aber auch die Szenarien 9 und 11 sind anfangs nicht einfach zu erreichen, da sie ähnlich ambitionierte Anforderungen an die Gemüsequalität und deine planerischen Fähigkeiten stellen.

PRODUKTIVITÄT RAUF, ARBEITSBELASTUNG RUNTER

Um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie die Realität am Anfang aussehen kann, möchte ich dir zeigen, wie diese Werte bei uns aussahen. Vor unserer ersten Saison hatten wir, abgesehen von einigen Praktika und dem Studium, gerade einmal eine Saison Gemüsebau-Praxis in den Knochen. Gleichzeitig waren da über 80 Haushalte, die uns im Vorhinein ihr Vertrauen ausgesprochen hatten. Und Vertrauen heißt bei einer Solawi auch Geld. In unserer ersten Saison hatten wir knapp 50.000 € Gemüseumsatz. 50.000 €, die wir in den nächsten Monaten in Karotten, Gurken und Salate umwandeln mussten. Ganz schön hohe Erwartungen – entsprechend nervös und unsicher waren wir auch.

Unsere Herangehensweise war, möglichst viel Beetfläche in einen Zustand zu bringen, in dem wir sie bewirtschaften konnten. Wir wollten uns immer die Option offenhalten, bei Bedarf kurzfristig mehr Fläche in Beschlag zu nehmen. Die Realität war aber, dass wir schon bei einer Beetbelegung von teils nur knapp 60–70 % mehr als genug Gemüse hatten. Was macht man also mit den anderen Beeten? Es scheint auf den ersten Blick einfach: Zwischenfrüchte. Das ist erst einmal nichts Schlechtes für den Boden, aber es beansprucht Ressourcen. Du musst die Zwischenfrüchte aussäen, einarbeiten und so weiter. Abgesehen davon, dass das Zeit und Geld kostet, führt diese Lösung auch dazu, dass der €/m2/Jahr-Wert sinkt. 2021 erwirtschafteten wir deshalb nur 14,10 €/m2/ Jahr. In unserer zweiten Saison konnten wir diesen Wert um 24 % steigern. (Das hört sich erst einmal nach viel an, aber hohe prozentuale Steigerungen sind auf geringem Niveau immer recht einfach möglich.) 2022 betrug der Wert dann 17,50 €/m2/Jahr. Für 2023 streben wir einen Wert von knapp 23 €/m2/Jahr an. Das mag immer noch nicht Spitzenklasse sein, ist aber wieder ein Schritt nach vorne.

Warum schreibe ich das hier? Ganz einfach deshalb, damit du dir ein realistisches Bild machen kannst. Gemüse anbauen ist nicht leicht. Die mediale Prominenz der Marktgartenszene ist oft nicht zu Unrecht bekannt für ihre erfolgreichen Konzepte. Aber es ist ganz wichtig zu sagen, dass sie nicht repräsentativ für alle Betriebe ist. Unter meinen Freund*innen sind viele Gärtner*innen, die gerade in den ersten Jahren nach der Gründung nicht über Reichtum klagen konnten. Auch unser Gehalt der ersten zwei Jahre betrug nur 1000 € netto im Monat. Das ist nicht viel, erst recht nicht für Selbstständige, da Versicherungen etc. komplett von dir getragen werden und dein*e Arbeitgeber*in nichts dazutut – denn das bist ja du.

Lass bei der Finanzplanung auch deine eigene Arbeitszeit nicht außer Acht. Die kann je nach Jahreszeit variieren.

Wie schon gesagt: Es ist in der Marktgärtnerei nicht immer alles nur Sonnenschein und Regenbögen. Aber mit etwas Geduld und guter Finanzplanung kommst du diesem Zustand definitiv schon mal näher.

Nachdem die Schulden getilgt, die großen Investitionen getätigt sowie deine Fähigkeiten als Gärtner*in gewachsen sind und ein solider Kund*innenstamm aufgebaut ist, kann es dann aber ganz schnell gehen, dass sich auch Profitabilität einstellt. Wenn du in deiner ersten Saison ein gutes Gehalt erzielen kannst: super, aber fest planen solltest du damit eher nicht. In den Interviews am Ende dieses Kapitels kommen ein paar Expert*innen zu Wort, die es geschafft haben, gut von der Marktgärtnerei zu leben. Von ihnen kann man sich einiges abschauen.

Das Monatsgehalt ist allerdings nur die eine Seite. Auf der anderen Seite ist es für die ökonomische Nachhaltigkeit eines Betriebes sehr wichtig, zu schauen, wie viele Stunden Arbeitszeit man investiert. Im ersten Jahr haben wir pro Kopf durchschnittlich knapp 50 Stunden pro Woche gearbeitet, 2022 waren es nur noch ca. 31. (Was dabei zu bedenken ist: Im Sommer ist der Arbeitsaufwand grundsätzlich höher als im Winter. Man darf also nicht davon ausgehen, das ganze Jahr über jede Woche die gleiche Stundenzahl zu investieren.) Du siehst, mit ein bisschen Zeit und Geduld ist einiges möglich.

An dieser Stelle möchte ich dir die wichtigsten Faktoren nennen, die dazu beigetragen haben, dass wir unseren Ertrag pro Quadratmeter kontinuierlich steigern konnten. Diese Faktoren sind sehr universell und können beinahe in jeder Gärtnerei angewandt werden.

◾Unproduktive Beete aus dem System nehmen: Je größer deine Fläche ist, desto heterogener ist die Beschaffenheit deiner Beete. Wir haben zum Beispiel das Problem, dass bei uns Schnecken meist von außen in die Fläche einwandern, weshalb unsere äußeren Beete oft am unproduktivsten sind. Aber es können auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Sechs unserer Beete liegen beispielsweise dort, wo früher mal eine Ziegelei war. Wir können uns zwar nicht ganz erklären weshalb, aber dort will einfach nichts wachsen – nicht mal nach großzügigen Kompost- und Mistgaben. All die Beete, die wir bewirtschafteten und die am Ende trotzdem nur wenig Ernte abwarfen, haben wir Ende 2022 konsequent aus unserem Anbauplan gestrichen.

Was bedeutet vereinzeln?

Bei Direktsaaten ist es oft nicht möglich, die einzelnen Samen genau im richtigen Abstand zueinander abzulegen. Aufgrund von Saatgutausfällen ist die Sämenge oft auch ein wenig höher als die tatsächlich gebrauchte Anzahl von Saatkörnern pro Beet. Aus diesen beiden Gründen geht man, nachdem die Saat aufgegangen ist, händisch durch den Bestand und entfernt überflüssige Keimlinge.

◾Nur so viele Beete nutzen, wie du brauchst: Wir sind mit knapp 3600 m2 reiner Beetfläche gestartet. Dabei hatten wir bisher immer große Überschüsse an Gemüse und konstant mindestens knapp 20 % Fläche, die nicht mit Gemüsekulturen belegt war. Deshalb werden wir versuchen, eher kleiner zu werden als größer und nur so viel in Bewirtschaftung zu behalten, wie wir wirklich brauchen.

◾Rotationen pro Beet erhöhen: Wie du in Tabelle 5 sehen kannst, ist die Anzahl der Rotationen pro Jahr ein entscheidender Faktor. Mindestens zwei Rotationen pro Jahr und Beet sind ein gutes Ziel.

◾Pflanzabstände optimieren: Ich habe das Beispiel mit den Zichorien schon erwähnt – wir haben sie drei- statt zweireihig gepflanzt und kamen so auf 50 % mehr Ernte pro Beet, ganz ohne Qualitätsverlust. Ich habe diesen Punkt aber extra „Pflanzabstände optimieren“ und nicht „verringern“ genannt, denn mehr Pflanzen pro Quadratmeter bedeuten nicht unbedingt mehr Ertrag. Diese Erfahrung haben wir zum Beispiel bei Roter Bete gemacht: Dieses Jahr haben wir sie zum ersten Mal nach der Direktsaat ordentlich vereinzelt und siehe da, das Ergebnis war eine gute Ernte an schönen, tennisballgroßen Roten Beten. Zuvor hatten wir oft richtig viele, aber zu kleine Rote Bete.

◾Sortenwahl: Die meisten Profi-Gärtnereien bauen gerade bei Kohl ausschließlich Hybride an – auch im Bio-Anbau. Ist das cool? Geht so. Ist das verständlich? Sehr. Denn samenfester Brokkoli oder Blumenkohl reift so ungleichmäßig ab, sodass du im Vergleich zu Hybridsaatgut deutlich mehr Beete brauchst, um genug für deine Kisten zu ernten. Wir nutzen bisher zu über 90 % samenfestes Saatgut, weil wir an die Notwendigkeit von samenfestem Saatgut für eine landwirtschaftliche Resilienz gegenüber Konzernen glauben. Aber trotzdem kann ich nachvollziehen, dass man früher oder später darüber nachdenkt, zumindest bei ein paar Kulturen eben doch auf Hybridsaatgut zurückzugreifen. Bei einigen Kulturen macht es allerdings auch keinen so gewaltigen Unterschied. Ein Beispiel, wo man sieht, dass die Sortenwahl sehr wohl einen großen Unterschied macht, ist der Salanova-Salat. Er ist im Bereich des Marktgarten-Salatanbaus seit ein paar Jahren sehr im Trend. 2022 haben wir ihn zuerst ausprobiert und waren schockiert – im positiven Sinn. Johnny’s Selected Seeds, eine amerikanische Saatgutfirma, die viel für den kleinstrukturierten Gemüsebau produziert, schreibt auf ihrer Webseite2, dass Salanova 40 % mehr Ertrag bringt als die herkömmlichen Sorten. Hört sich super an? Ja, mit einem Wermutstropfen: Salanova-Salat läuft unter einer Trademark und wurde von dem niederländischen Saatgutriesen Rijk Zwaan entwickelt. Wir befinden uns bei der Sortenwahl also sehr oft in einem Spannungsfeld zwischen Effizienz und Idealismus. (Letzterer ist übrigens in der Marktgärtnerei ein Thema für sich.)

◾Pflanzen statt säen: Direktsaaten haben in einigen Situationen Vorteile. Du brauchst beispielsweise weder Anzucht-Infrastruktur noch Jungpflanzenerde und die Wurzel kann sich besser im Boden zurechtfinden. Allerdings sind diese Vorteile auch mit einigen Kosten verbunden, denn vom Moment der Saat bis zum vergleichbaren Stadium mit einer Jungpflanze aus der Anzucht geht meist knapp ein Monat ins Land (3–4 Wochen). Bei zwei Rotationen pro Beet entspricht das allein schon zwei Monaten der Vegetationsperiode. Innerhalb dieses Zeitfensters hättest du auch einen ganzen Satz Salat oder Radieschen anbauen können. Wer Zeit und Fläche hat, kann tolle Ergebnisse mit Direktsaat erzielen. Mit einer guten Beetvorbereitung (falsches Saatbett, Abflammen etc. – siehe dazu z. B. S. 244) kann im Vergleich zur aufwendigen Jungpflanzenanzucht einiges an Pflegezeit eingespart werden. Für den Umsatz pro Quadratmeter hat dies allerdings oft weniger positive Effekte.

Die Auswahl des Saatguts macht (nicht immer, aber meistens) einen großen Unterschied.