Kleine Gefühle - Hans-Christian Biller - E-Book

Kleine Gefühle E-Book

Hans-Christian Biller

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Beschreibung

Kleine Gefühle – große Bedeutung Dieses Buch ist eine Hommage an all die winzigen seelischen Regungen, die sich oft ganz zart und scheu auf der Leinwand unseres Innenlebens abbilden. Häufig übersehen, haben sie doch Einfluss auf unser Denken, unser Handeln und unsere Beziehungen. Anders als Flugscham, Weltekel oder Wiedersehensfreude haben die meisten dieser kleinen Gefühle allerdings nicht mal einen Namen. Das zumindest ansatzweise zu ändern, hat sich dieses Buch zur Aufgabe gemacht. Auf jeder Seite stellt es ein kleines Gefühl vor und liefert auch gleich einen kreativen Namensvorschlag mit. Von der Freude, in ein frisch gemachtes Bett zu schlüpfen, bis zur Frustration über einen vermeidbaren Stau erinnern sie uns daran, dass selbst die flüchtigsten Gefühle unsere Aufmerksamkeit und Pflege verdienen. Ein perfektes Geschenk für alle, die über Gefühle ins gute Gespräch kommen wollen – positive Überraschungen und Aha-Effekte garantiert! Der Autor: Hans-Christian Biller, Master Psychologie; Psychologischer Psychotherapeut; in eigener Praxis tätig; freier Texter und Autor.

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Hans-Christian Biller

Kleine Gefühle

Ein Kompendium von A wie Angstweile bis Z wie Zauderlust

2024

Reihen- und Umschlaggestaltung: B. Charlotte Ulrich

Umschlagfoto: © Eric Isselée – stock.adobe.com

Redaktion: Uli Wetz

Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Erste Auflage, 2024

ISBN 978-3-8497-0527-5 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8485-0 (ePUB)

© 2024 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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[email protected]

Inhalt

Einleitung

Angstweile

Annausea

Antspannung

Auch

Auflichtung

Aufstehtrotz

Ausklicken

Bettfrische

Chuld

Dannjetztgleichlichkeit

Reson

Dingseligkeit

Dunkbarkeit

Fin

Freundeln

Fühlschmacht

Ganik

Groon

Hamsterradlosigkeit

Heimsee

Hierwigo

Hoim

Holtrost

Ichlichkeit

Jäägo

Japp

Kernstolz

Klack

Kraul

Krumpfigkeit

Lafschott

Leervoll

Lostigkeit

Meinsamkeit

Morgenstilleverträumtsein

Nachfreude

Nachspannung

Nehmseelenschmerz

Nolz

Nontenance

Nuff

Oaa

Ohmoi

Philosofa

Plötzliftigkeit

Prospektwohligkeit

Rerger

Reststolz

Ritleid

Ruhreich

Rutt

Sansucht

Saugenblicklichkeit

Schleppression

Schmass

Schmekel

Schmusehunger

Schniiieeep

Schocklustigkeit

Schrink

Schüchforschheit

Schwups

Seelensattheit

Selbstgüte

Selbstweh

Snoozlichkeit

Sonntagsschwere

Staurigkeit

Stopflust

Strahligkeit

Strass

Streameskummer

Stresshunger

Stücklichkeit

Stummdummheit

Symphonia

Tilt

Trosttrotz

Überhost

Überwindungsstolz

Uileichterung

Urlaubsgefühle

Urlaubssehnsucht

Urlaubsaufregung

Urlaubsehnhoneymoon

Abreisekummer

Deutscham

Wachwut

Waldmüdigkeit

Wanab

Wangst

Wiederlesensfreude

Woduhin

Wurgs

Wurmstolz

Wutseligkeit

Wuwut

Zauderlust

Über den Autor

Einleitung

In diesem Buch erkunden wir die Welt der kleinen Gefühle. Diese oft übersehenen Emotionen mögen unbedeutend erscheinen, aber sie können einen tiefgreifenden Einfluss auf unser Denken, Handeln und unsere Beziehungen haben. Von der Freude, in ein frisch gemachtes Bett zu schlüpfen, bis zur Frustration, nicht einschlafen zu können – dieses Buch ist eine Hommage an all die winzigen seelischen Regungen, die sich oft ganz zart und scheu auf der Leinwand unseres Innenlebens abbilden. Es erinnert uns daran, dass selbst die flüchtigsten Gefühle unsere Aufmerksamkeit und Pflege verdienen.

Im Gegensatz zur Flugscham, zum Weltekel oder zur Wiedersehensfreude haben die allermeisten kleinen Gefühle, die wir aus dem Alltag kennen, nicht mal einen richtigen Namen. Dies zumindest ansatzweise zu ändern hat sich dieses Buch zur Aufgabe gemacht. Aber keine Angst: Hier erwartet dich kein Wörterbuch. Das Buch Kleine Gefühle soll unterhalten, anregen, humorvolle Beobachtungen über unser Gemütsleben liefern und nicht zuletzt dazu ermutigen, sich den eigenen Gefühlen spielerisch und unbeschwert anzunähern.

Manchmal schüchtern uns unsere Gefühle ja geradezu ein, wir wissen nicht immer genau, wo sie herkommen und was sie bedeuten. Sie gehören zwar ganz eng zu uns, sie sind »wir«, erscheinen uns gleichzeitig aber wie mit einem Eigenleben ausgestattet, das wir nicht ganz verstehen und das uns irritieren kann. Und so überlassen wir unser inneres Erleben gerne den Lebensratgebern im Bücherregal und der Podcast-Bibliothek, den Selbsthilfe-Influencer:innen und natürlich den Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen, deren Fachgebiet und Arbeitsfeld die Gefühle nun mal sind. So gut die »Profis« auch sein mögen, am Ende kann niemand deine Gefühle besser erschließen, verstehen und beschreiben als du! Eine Botschaft dieses Buches könnte daher lauten: Aude sentire! Habe den Mut, dich deiner eigenen Gefühle zu bedienen, und finde deine eigene Sprache! Genau das tue ich in diesem Buch und wähle dabei einen kreativen Weg, der viele Sprachspiele, Vergleiche und Metaphern nutzt. Dieser kreative Zugang führt uns in die unerforschten Gebiete unserer Gefühlslandschaften. Einmal auf der Reise, machen wir uns mit der Flora und Fauna vertraut, wir geben den Dingen Namen und Sinn und ordnen sie in den Rest der Landschaft ein. So entstehen hoffentlich stimmige Bilder und Begriffe.

Stimmigkeit, nicht Wahrheit ist letztlich die Währung, in der sich kleine und große Gefühle messen lassen müssen. In jedem und jeder von uns öffnet sich doch ein ganz individuelles Universum an inneren Regungen, Stimmungen und Gefühlen, die sich je nach Persönlichkeit in unterschiedlichen Situationen jeweils unterschiedlich manifestieren. Ein voller Weihnachtsmarkt mag für den einen ein beklemmendes und erdrückendes Erlebnis sein, während es bei der anderen vielleicht ein eher freudvolles und nostalgisches Gefühl erzeugt. Zu fragen, wer hier recht hat, wäre unsinnig.

Und wie unterscheiden sich kleine Gefühle nun von großen Gefühlen? Vielleicht verhält es sich so wie mit den Grundfarben und all ihren möglichen Kombinationen und Nuancierungen. Wie ein Bild, das sich aus den Farben Rot, Gelb und Blau ergibt, bilden große Gefühle wie Freude, Trauer oder Wut die Basis für die Myriaden von kleinen Regungen, die sich auf unserer inneren Leinwand stets aufs Neue abbilden und so unseren ganz eigenen Film ausmachen. Jetzt wünsche ich dir viel Lesefreude!

Angstweile

Wenn man vor lauter sinnlosen Sorgen von sich selbst genervt ist

Langeweile trägt viele Früchte. Eine der sauersten davon könnte man Angstweile nennen. Wenn wir anfangen, uns zu sorgen und mit Problemen zu beschäftigen, weil wir sonst nichts zu tun haben. Oder, wie es Wolfgang Neuss sagte: »Heute mache ich mir kein Abendbrot, heute mache ich mir Gedanken.« Es ist, als ob unser Gehirn beschlossen hätte, dass es sich lieber mit den Schattenseiten des Lebens beschäftigen möchte, als mit der Leere der Langeweile konfrontiert zu werden. Und wer möchte es unserem Denkapparat verdenken? Es ist schließlich eine Problemlösemaschine, allerdings eine masochistische, die sich lieber selbst quält, als gar nicht beschäftigt zu sein. Und wie schütteln wir die Angstweile dann wieder ab? Wahrscheinlich ganz ähnlich, wie es ein Titel eines der Klassiker der Selbsthilfe-Literatur empfiehlt:

Sorge dich nicht, lebe – das hilft auch gegen Angstweile.

Annausea

Wenn wir zugleich angezogen und angewidert von Medien sind

Kennst du dieses Gefühl, wenn du denkst, »nur noch fünf Minuten«, und dich eine halbe Stunde später dabei erwischst, wie du immer noch durch den Newsfeed oder eine Social-Media-Timeline scrollst? Vielleicht hat dich anfänglich noch etwas wirklich in den Bann gezogen oder zumindest interessiert, bis du dann langsam, aber stetig ins Scrollen kommst. Mit jedem Meter, den dein Daumen auf dem Bildschirm zurücklegt, werden die Inhalte irgendwie fader, austauschbarer und belangloser. Und das liegt nicht an den Inhalten. Du bist es, der Videos von großen Gefühlen und Fotos von intimen Momenten genauso wegkonsumiert wie das Kochrezept oder den nächsten Lifehack. Und damit nimmt das Gefühl der Leere zu. Es ist ein Teufelskreis aus Anziehung und Abscheu. Wir wissen, dass es falsch ist, aber wir können nicht aufhören. Wir fühlen uns voll und trotzdem leer, als würden wir uns gerade einen leckeren Eimer Styropor gönnen. Wenn wir den Eimer dann endlich zur Seite stellen, mischt sich in die Annausea vielleicht noch ein bisschen Reue: Wir hätten vielleicht ja auch ein Buch lesen, ein Gespräch führen oder etwas anderes Echtes machen können.

An? Aus? Annausea!

Antspannung

Antspannung entsteht, wenn man sich unbedingt entspannen muss

In der Mitte entspringt ein Fluss, an seiner Quelle blüht der Lotus, und darunter liegen bergeweise Termine, Präsentationen, Deadlines und Verpflichtungen. Der Alltag ist der pure Stress, da sehnen wir uns nach Entspannung wie der Kettenraucher nach einer Zigarette inmitten eines Interkontinentalflugs. Und dann, vielleicht zwischendrin, ergeben sie sich die 10 bis 15 Minuten, in denen wir endlich mal die Seele baumeln lassen, mit dem inneren Kind spielen oder achtsam eine Stulle kauen können. Jetzt heißt es, die Zeit nutzen. Und schon ist sie da, die Antspannung. Es tritt vor allem bei Menschen auf, die keine Zeit haben, mal abzuschalten – und es genau deswegen tun müssten. Statt mit jedem tiefen Atemzug ganz langsam abzuschalten, wollen wir die maximale Entspannung aus minimaler Zeit herausholen und stressen uns nur noch tiefer in die Ausweglosigkeit.

Nur gut, dass wir die Antspannung ganz schnell mit ein paar eiligen Telefonaten und wichtigen Terminen wieder abbauen können.

Auch

Das sich plötzlich einstellende Gefühl, etwas auch haben zu wollen

»Auch« ist vermutlich eines der dominierenden Gefühle der ersten Lebensjahre. »Auch, auch, auch« hört man piepsende kleine Kinderstimmen protestieren, schreien oder ganz süß bitten, wenn Papa ein Video auf dem Handy guckt, Mama einen großen Schluck Milch trinkt oder der große Bruder ein Eis schleckt. Uns so ganz wachsen wir da nicht raus, denn natürlich fühlen wir uns als Erwachsene auch oft »auch«. Dabei hat das Auchgefühl nicht unbedingt etwas mit Neid zu tun, es geht eher darum, etwas möglichst schnell haben zu wollen, was uns jemand anderes in genau diesem Moment vorlebt. Wenn wir gerade noch zögernd vor einem Supermarktregal stehen und jemand anderes kurz entschlossen zugreift, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir es dann auch machen. Wenn wir im Restaurant die Speisekarte studieren, ist es gut möglich, dass wir »zufällig« genau das Gericht wollen, das am Nebentisch serviert wurde. Wenn wir jemanden beobachten, der genau das in die Tat umsetzt, womit wir schon lange hadern, also z. B. mehr Sport machen, dann wollen wir das jetzt auch. Es ist also eher so, als hätte man plötzlich eine gute Idee – nur eben genau die, die jemand anders auch gerade hatte.

Wenn du das Gefühl auch kennst, kennst du das Gefühl Auch.

Auflichtung

Das Gefühl, wenn die Sonne durch das Fenster scheint und uns an die Freiheit da draußen erinnert

Da sitzen wir, eingeklemmt zwischen Drucker und Kaffeemaschine, die Akten stapeln sich zu einer unüberwindlichen Mauer, die Computermaus fährt schwerfällig über das Mousepad, der Bildschirm flimmert emsig-eintönig vor sich hin. Doch da scheint die Sonne durchs Fenster und streichelt liebevoll unsere Stirn. Sie wandert über den grauen Teppichboden, erwärmt die kalte Tastatur und erinnert uns an eine Welt jenseits der kahlen Bürowände. Für einen Moment erinnern wir uns daran, wie es sich anfühlt, im Park zu liegen oder an einem sonnigen Tag einen Eisbecher zu genießen. Wir spüren die Sehnsucht, auszubrechen, frische Luft zu atmen, die Sonne in uns aufzunehmen, während die Akten immer noch anklagend vor uns liegen. Wir fühlen uns aufgelichtet, denn dank dieses kleinen sonnigen Reminders können wir uns vielleicht wieder etwas besser motivieren – denn wir wissen jetzt:

Was zählt, ist nicht der Aktenstapel, sondern das Leben danach.

Aufstehtrotz

Das Gefühl, wenn der Wecker klingelt und wir ihn wiederholt auf »Schlummern« stellen

Jeden Morgen das gleiche Schauspiel: Der Wecker klingelt, der Arm schießt aus der Decke und drückt auf den berühmtberüchtigten »Snooze«-Knopf. 5 Minuten, 10, 15. Das Bett fühlt sich mit jeder Minute wärmer und gemütlicher an, während das schlechte Gewissen schleichend zunimmt. Das Tageslicht, das durch die Vorhänge dringt, scheint uns kritisieren zu wollen, und der Wecker, dieser kleine Schelm, klingelt und klingelt. Er möchte uns wohl daran erinnern, dass die Welt da draußen etwas von uns will, die Arbeit, die Schule, der Tag, sie warten alle. Und mit jedem Klingeln steigen der Druck, das Schuldgefühl und damit auch der Trotz in uns – wir sind doch erwachsen, warum müssen wir uns noch immer morgens aus dem Bett quälen, als müssten wir rechtzeitig den Schulbus erwischen? Das Drücken des Snooze-Buttons wird somit zu einem kleinen Akt der Rebellion gegen die nicht enden wollenden Pflichten des Alltags.

Letztlich erinnert uns der Wecker daran, dass wir zwar den Morgen verzögern, aber das Leben nicht aufhalten können.

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