KOEHLERS GUIDE KREUZFAHRT 2024 - Oliver Schmidt - E-Book

KOEHLERS GUIDE KREUZFAHRT 2024 E-Book

Oliver Schmidt

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Beschreibung

Das Must-have aller Kreuzfahrt-Fans und solcher, die es werden wollen! Das jährlich überarbeitete und aktualisierte Standardwerk vermittelt ein umfassendes Bild der internationalen Kreuzfahrt-Szene der neuen Saison. Sowohl Insider als auch Neulinge erhalten vielfältige Informationen hinsichtlich Routen, Häfen, Schiffen, Service, Preisen und Erfahrungsberichten. Der Koehlers Guide Kreuzfahrt zeigt u.a. die aktuellen Trends auf, widmet sich der "grünen", sprich ökologisch korrekten Kreuzfahrt, stellt Destinationen vor, die am Beginn und am Ende einer Kreuzfahrt liegen und macht den Leser/die Leserin mit der Besatzung an Bord vertraut, den zahlreichen Menschen in verschiedensten Tätigkeitsfeldern, die dafür sorgen, dass sich alle wohlfühlen. Ob Hochsee- oder Flussreise, ob Segel- oder Containerschiff, ob Antarktis oder Südsee - alles ist dabei und wird fundiert dargestellt und bewertet. Unverzichtbar für jeden, der sich für eine Kreuzfahrt interessiert oder bereits gebucht hat!

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Seitenzahl: 476

Veröffentlichungsjahr: 2024

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OLIVER SCHMIDT

KOEHLERSGUIDEKREUZFAHRT

EDITORIAL

Oliver Schmidt, Chefredakteur

© Paul Klimek

Liebe Freunde der Kreuzfahrt, für die die Welt keine Grenzen kennt,

»Gigantismus und Luxus sind die Trends der Kreuzfahrt«, meldete kürzlich ein Online-Portal für Tourismus-Insider. Wirklich? Setzen nicht eher die Reisenden die Trends durch ihre Nachfrage und ihre Akzeptanz? Sind Sie, unsere Leser, gar »out«, wenn Ihnen beide Trends nicht passen?

Auf keinen Fall, denn Sie entscheiden, auf welche Reise Sie gehen! Dazu gehören das richtige Zielgebiet, die Größe des Schiffes (die zur Zielregion passen sollte), das Niveau an Mitreisenden und Luxus, das kulinarische Angebot und auch die Art der Exkursionen in den Häfen (die Sie unabhängig vom Anbieter auch selbst planen können). Nur – wissen muss man natürlich, wo man das eine oder das andere findet, damit man nicht danebengreift. Hierbei ist auch im Jahr 2024 KOEHLERS GUIDE KREUZFAHRT Ihr verlässlicher Begleiter. Zum ersten Mal haben wir dem Trend entsprechend eine Rubrik »Go Green!« eingeführt, um auch hier den Kurs der Branche zu zeigen. Wir sind für Sie auf zwei in Deutschland eher wenig bekannte Segelschiffe gegangen, die Chronos und die Club Med 2. Wir zeigen Ihnen die Winter-Destinationen im Norden und eine Auswahl an Anbietern für Explorer-Reisen, die im deutschen Markt erst noch Fuß fassen müssen. Auch auf 340 Buchseiten kann man nicht die ganze Kreuzfahrtwelt abbilden, aber die Breite der Palette macht’s.

Wir, das Autorenteam von KOEHLERS GUIDE KREUZFAHRT, hoffen, dass Sie gerne mit uns auf unsere Leseweltreise kommen – und wenn Sie einen von Ihren Lieblingsautoren an Bord treffen, dann sprechen Sie uns doch an! Wir freuen uns über einen Klönschnack mit unseren Lesern.

Es wünscht Ihnen gute Reise auf allen Meeren

IhrOliver Schmidt

INHALT

TOP TEN

Winterziele im NordenNur kalt und dunkel? Von wegen! Der Norden ist »in«

TRENDS

Kanadas WinterKreuzfahrt dorthin, wo es noch richtiges Eis gibt

… und auf einmal ist das Meer mein ZuhauseDer Trend zu langen Winterreisen ab/bis Deutschland ist eine besondere Kreuzfahrtform!

Sommerfrische auf Norwegisch»Nyde« ist Norwegisch und bedeutet »genießen« – 8 Tage Slow Cruising an Bord der

Vasco da Gama

Vielseitige Kreuzfahrtangebote für alleEin Meer an Möglichkeiten berücksichtigt jeden »Kreuzfahrttyp«

»Mein Feld ist die Welt«… und die

Europa

Mit Klassikern auf Kurs in die ZukunftWer 40 Jahre und länger fahren will, muss viel investieren

KREUZFAHRTMARKT

»Diese Reiseform wird uns noch lange Freude bereiten«Kreuzfahrtanalyst Thomas P. Illes über die Entwicklung der Branche

Wo kommt eigentlich die Hängematte her?Wenn Reiseverkäufer zu Einkäufern werden

Expeditionsboom an allen UfernMit dem Lieblingsanbieter auf Entdeckerkurs – aber welcher ist das?

Neue Rosen für die FlüsseWie Genuss und Frohsinn von Rostock an den Rhein exportiert werden

GO GREEN!

»Grünes« Schiff und blaues MeerMit Windkraft auf Kreuzfahrt

Vom Felsenpinguin inspiriertMeyer Werft stellt Studie für ein Passagierschiff im Jahr 2100 vor

Weniger ist mehrDurch Anti-Food-Waste-Programme wird der Lebensmitteleinsatz reduziert

SCHIFFSJUNGFERN

Soft Expedition vom BestenDie

SH Diana

macht Standard-Routen zum Erlebnis

Neue Ära für Oceania CruisesEin Blick auf die neue

Vista

Die Göttin, die zum Kapitän taugtEurybia als Wegweiserin und Namensgeberin

Auf die feine italienische ArtMit der

Explora I

geht ein geschmackvolles Luxusschiff an den Start

Da ist Leben drin:

Norwegian

Viva

NCLs Neue ist noch ausgeklügelter als die

Prima

Die neue GenerationUngewöhnlich, asymmetrisch, innovativ – die

Silver Nova

Zurück auf den Meeren

Crystal Serenity

und

Crystal Symphony

schwimmen unter neuer Eignerschaft

Das Quartett ist komplettHavila erhält nach langem Ringen die letzten zwei Schiffe für die norwegische Küstenlinie

Riverside Ravel

Zur Taufe, bitte: die luxuriöseste Flusskreuzfahrt der Rhône

MS Alisa

– du hübsche EdlePhoenix’ Neue entdeckt klassische Flussreviere

Taufe in KölnBrandneue

Amadeus Riva

zu Wasser gelassen

Viva, die ZweiteOffene Raumkonzepte für die Zukunft

AUSBLICK

Nicht einfach nur gigantisch großDie

Icon of the Seas

sticht 2024 in See

Carnival Jubilee

Das neue Carnival-Flaggschiff nimmt Formen an

Serenissima

Wenn man im Rentenalter das vierte Leben beginnt

Micky Maus baut in Wismar – und wird digitalWie aus der

Global Dream

die

Disney Adventure

wurde

EDITOR’S EXPERIENCE

150 Jahre in 18 TagenDie großartige Jubiläumsreise der

Rotterdam

ROUTEN UND HÄFEN IM TREND

Schweden-IntermezzoTraditionelles Göteborg in acht Stunden entdeckt

Italien international: TriestZu kurzer Besuch einer prächtigen Hafenstadt

Titanic-

Update in BelfastDie Ausstellung am Werftstandort wurde millionenschwer saniert

VOR UND NACH DER KREUZFAHRT

Ein Tag in VancouverDie Stadt, die alles vereint

VIER JAHRESZEITEN

Wohl dem, der das Radar unterschwimmtSlow Cruising in der Karibik

Improvisation ist allesDie

Hamburg

ist für Überraschungen immer gut – die Azoren auch

Expedition ist, wo Neugier mitreistDie

Seabourn Venture

ist eine echte Entdeckerin

Retro-Nacht in EdinburghDie

Fingal

ist des Kreuzfahrers liebstes Hotel

Kreuzfahrt mit

Amadea

, Peter Kraus und KurzkrimiItalien – Rückkehr des Spätsommers im November

MENSCHEN AN BORD

Ein Schiff für michEuropäische Metropolen & einzigartige Landschaften mit der

Vasco da Gama

RATGEBER

Gut geimpft?Wie Sie beruhigt reisen und Viren und exotischen Krankheiten eine lange Nase drehen

Nur Natur- oder auch juristische Katastrophe?Wenn Naturgewalten den Urlaub beeinträchtigen

HINTERGRUNDWISSEN

Was kostet das?Was zahlen Reedereien hinter den Kulissen alles aus dem Fahrpreis des Passagiers?

Ganz allein auf dem Ozean?Wie Satelliten das Netz an Bord bringen

Zwischen den Welten auf hoher SeeHinter den Kulissen des ZDF-»Traumschiffs«

HOCHSEE

Urlaub ohne UhrMit der

Silver Dawn

einmal quer über den Atlantik

Unterwegs zu drei KontinentenAntike Stätten mit neuem Schiff

Ciao bella!An Bord mit Captain Kate

FLUSSREISE

Fernöstlicher Charme trifft Schweizer PräzisionThurgau Travel kennt sich auf dem Mekong aus

SEGEL-KREUZFAHRT

Savoir vivre unter SegelnDie

Club Med 2

bringt französische Lebensfreude auf See

Wo der Wind den Fahrplan machtMit der Segelyacht

Chronos

der Côte d’Azur nah und fern zugleich

EXPEDITION

Expedition ins ewige EisSchwere See und Winterkälte – alles für den Pinguin

FÄHRREISE

Grüne MärchenschiffeMit

Nils Holgersson

und

Peter Pan

nach Südschweden

MARKTÜBERSICHT, FLOTTENPHILOSOPHIE UND BEWERTUNG

KLASSISCHE KREUZFAHRTSCHIFFE

CroisiMer

MS La Belle des Océans

– Charmanter Mini-Ozeanliner

Explora Journeys

MS Explora I

– Ein neues Luxusschiff mit europäischem Flair

Hapag-Lloyd Cruises

MS Europa 2

– Legerer Lifestyle auf höchstem Niveau

Havila Kystruten

MS Havila Capella

– Mehr Platz, mehr Freiheit, mehr Norwegen

nicko Cruises

MS Vasco da Gama

– Moderner Liner, der alle Qualitäten der Großen hat

Oceania Cruises

MS Sirena

– Kleines Schiff mit der besten Küche auf See

Phoenix Reisen

MS Deutschland

– Ex-»Traumschiff« mit Stil und Herz

Plantours Kreuzfahrten

MS Hamburg

– Zwischen Kreuzfahrt und Expedition

Regent Seven Seas

MS Seven Seas Explorer

– Elegante Mega-Yacht mit höchstem Anspruch

Seabourn Cruise Line

MS Seabourn Sojourn

– Eine Ultra-Luxus-Yacht

SeaDream Yacht Club

MS SeaDream I

– Ein Luxus-Tempel im Matchbox-Format

Silversea Cruises

MS Silver Cloud

– Ein Schiff, das die Identität gewechselt hat

MEGALINER

AIDA Cruises

MS AIDAcosma

– Schwester mit individueller Note

Carnival Cruise Line

MS Carnival Splendor

– Ein Riesenschiff für ungezwungenen Urlaub

Celebrity Cruises

MS Celebrity Equinox

– Luxus durch Features definiert

Color Line

MS Color Fantasy

– Angebot für die ganz kurze Kreuzfahrt zum Testen

Costa Kreuzfahrten

MS Costa Toscana

– Fröhliche Urlaubsstimmung auf hohem Niveau

Cunard Line

MS Queen Mary 2

– Der letzte Transatlantik-Liner unserer Zeit

Holland America Line

MS Rotterdam

– Flaggschiff mit Traditionsbewusstsein

MSC Kreuzfahrten

MS MSC Seashore

– Times Square und Lady Liberty fahren zur See

Norwegian Cruise Line

MS Norwegian Encore

– Entertainment at its best

Princess Cruises

MS Royal Princess

– Eine Hoheit, auf der nicht alles »royal« ist

Royal Caribbean International

MS Odyssey of the Seas

– Hightech-Schiff aus Papenburg

TUI Cruises

MS Mein Schiff 1

– Ein modernes Stück schwimmende Heimat

EXPEDITIONSSCHIFFE

Hapag-Lloyd Expeditions

MS Hanseatic Spirit

– Das perfekte Schiff für die Expedition

Hurtigruten Expeditions

MS Otto Sverdrup

– Beinahe ein Kreuzfahrtschiff

Iceland Pro Cruises

MS Seaventure

– Entdeckerin mit Eispanzer

Ponant

MS Le Bellot

– Eine französische Yacht mit Stil – auf Entdeckerkurs unterwegs

Seabourn Expedition

MS Seabourn Venture

– Eine gelungene Mischung aus Ultraluxus und Expedition

Swan Hellenic

MS SH Diana

– Eine Weltentdeckerin, die auch klassische Kreuzfahrer glücklich macht

GROSSSEGLER

Club Méditerranée

SY Club Med 2

– Eine französische Nationalikone

Sailing-Classics

SY Chronos

– Eine Yacht für jedermann, die kabinenweise angeboten wird

Sea Cloud Cruises

SY Sea Cloud Spirit

– Ein Traditionsschiff – übersetzt in unsere Zeit

Star Clippers

SY Royal Clipper

– Die Königin der Großsegler

FLUSSSCHIFFE

1AVista Reisen

MS Vista Sky

– Ein komfortables Balkonschiff

A-ROSA

MS A-Rosa Luna

– Ein Klassiker zum Wohlfühlen

Amadeus Flusskreuzfahrten

MS Amadeus Riva

– Der luxuriöse River-Liner

CroisiEurope

MS Elbe Princesse II

– Flusskreuzfahrt, die dort beginnt, wo andere aufgeben

nicko cruises

MS nickoSpirit

– Ein stylisher Neubau für Flussentdecker

Phoenix Reisen

MS Anna Katharina

– Schicker Neubau für anspruchsvolle Flussreisende

Plantours Kreuzfahrten

MS Lady Diletta

– Ein maßgeschneiderter Neubau

Riverside Luxury Cruises

MS Riverside Ravel

– Eine Luxuserfahrung auf der Rhône

Viva Cruises

MS Viva One

– Das erste maßgeschneiderte Schiff für Viva Cruises

IMPRESSUM

TOP TEN

WINTERZIELE IM NORDEN

Nur kalt und dunkel? Von wegen! Der Norden ist »in«

von Oliver Schmidt

Nordlicht und Weihnachtsmarkt, Hundeschlittensafari oder Museumsbesuch, Europas Norden ist auch im Winter in der Kreuzfahrt angekommen. Längst sind es nicht mehr nur die Hurtigruten und ein paar verwegene Expeditionsanbieter, die aus irgendwelchen Gründen nicht in die Antarktis wollen. Vielmehr bleibt der Norden des Deutschen liebstes Kreuzfahrtziel oder – um präzise zu sein – eines der Ziele, die von deutschen Abfahrtshäfen zu erreichen sind (was mit wenigen Ausnahmen aufs Gleiche hinausläuft).

Wohin im Winter? Was entfaltet einen besonderen Winterzauber oder lässt sich zumindest unter eine Schneehaube und im dicken Parka genauso gut entdecken wie in langen Mittsommernächten?

Die verschneiten Straßen von Reykjavík

© pixabay

Bergen

Der Bummel durch das Hanseviertel mit seinen bunten Holzhäusern findet mehr drinnen als draußen statt. Überhaupt hat Bergen urige Cafés ebenso wie stilvolle Restaurants. Vor allem aber hat es ein Schifffahrtsmuseum (Sjøfartsmuseum), für das jetzt mal richtig Zeit ist. Darin befindet sich ein Original-Salon des Hurtigruten-Dampfers Finmarken von 1912.

Lofoten

Die Lofoten sind ein »Draußen-Ziel«, so jedenfalls empfinden es Besucher, die im Sommer die einmalig schönen Landschaften in ihren legendären Grüntönen genießen. Aber das ist nicht alles. Ein Winterabend im Wikingerhof, wo das traditionelle, nach tausend Jahre alten Rezepten zubereitete Mahl in mehreren Gängen mit einer handfesten Ehe- und Familienstory vermischt wird (und der Besucher en passant erfährt, wer »bei Wikingers« zu Hause die Hosen anhatte, wobei der Mann als ziemliche Dumpfbacke dasteht), ist ein Erlebnis – und zwar ein anderes, wenn man den Hof verlässt, der Atem vor der Nase zu gefrieren scheint, der Schnee unter den Füßen knirscht und im Idealfall ein grün waberndes Polarlicht das Ganze gespenstisch erhellt.

Stokmarknes

Zugegeben: Der Gründungsort der Hurtigruten hat nur ein Highlight, und das ist das grandiose Hurtigrutemuseet. Es erzählt die ganze Geschichte der Linie – als sie noch von bis zu sieben Reedereien betrieben wurde (und neuerdings wieder von zwei konkurrierenden). Dazu verfügt es über ein ganzes Schiff als Ausstellungsstück, die Finnmarken von 1956, und das Achterkastell der Finmarken von 1912. Alle Exponate inkl. der Schiffe sind in einem Glashaus winterfest »verpackt«, so dass man auch bei Schneesturm an Deck sitzen und seinen Cappuccino schlürfen kann.

Abendmahlzeit im Wikingerhof, nach tausendjährigem Rezept zubereitet

Tromsø, die winterfeste Studentenstadt

Tipp: Eine Reise auf der ehemaligen norwegischen Postlinie lässt nur 75 Minuten Zeit in Stokmarknes. Echte Schiffsfans unterbrechen hier und buchen eine oder zwei Nächte im Hotel, um genug Zeit zu haben.

Tromsø

Die Studentenstadt im höchsten Norden, die viele Reisende als Sommerziel kennen, ist absolut »winterfest«. Blicke durch die riesigen Scheiben der gut bestückten Bibliothek zeigen, womit sich der Norweger im Winter beschäftigt, und ein paar Fenster weiter bezeugen nordische Einrichtungshäuser, dass man sich’s daheim schön macht, wenn man schon nicht rauskann. Kann man nicht? Kann man doch! Die Innenstadt, obwohl nicht vom Schnee geräumt (unbedingt Spikes für die Schuhe mitnehmen!), ist alles andere als einsam. Kein Einwohner der Stadt lässt sich durch das Wetter davon abhalten, täglich unverändert sein Outdoor-Programm zu machen: Sport, Einkaufen … Und sobald sich über der weißen Pracht ein Sonnenstrahl zeigt, ziehen die Studenten zwei Norwegerpullis übereinander und sitzen im Straßencafé! Wenn das Wetter gar nicht mitspielt, geht man in die Bahnhofskneipe, in der ständig imaginäre Zugabfahrtszeiten angezeigt werden. Tromsø hatte nämlich nie einen Bahnhof …

Huskys taugen nicht nur zur Schlittenfahrt, sie lassen sich auch sehr gern kraulen

Tipp: Zum Mitternachtskonzert hinüber in die Eismeerkathedrale!

Outdoor: Ein halber Tag sollte für den Besuch im Husky-Camp und eine Hundeschlittenfahrt reserviert sein! Auch spezielle »Northern Light Tours« werden angeboten.

Indoor: Im Polarmuseum und in der arktischen Erlebniswelt »Polaria« (nicht zu verwechseln!) ist es egal, was draußen für ein Wetter herrscht.

Alta

Die Stadt im hohen Norden Norwegens mit Hafen und Flughafen ist vor allem eines: modern. Sie hat sich mit Ölgeldern und technischem Know-how an das Leben in einer eigentlich unwirtlichen Zone perfekt angepasst. Bei der Stadtrundfahrt erfährt der Besucher, dass eine große, gut ausgestattete Klinik im Zentrum nicht ausreicht, das A und O ist eine stets einsetzbare Hubschrauberflotte, denn sonst kann die Hilfe das Gros der im Umland eingeschneiten Norweger im Ernstfall nicht erreichen. Die detailreichen Informationen über den Winter in Alta setzen ein anderes, »polartaugliches« Denken frei, in dem vieles berücksichtigt sein will, das in Mitteleuropa – zumal bei steigenden Temperaturen – überflüssig ist. Ein bisschen »Kinder aus Bullerbü«-Romantik bleibt. Ganz anders gehen mit alldem die Samen um, die es immer noch gibt und die man zu einer Fahrt im Rentierschlitten besuchen und etwas über ihr Leben lernen kann. Es werden spezielle »Polarlicht-Touren« angeboten und ein Ausflug zum Eishotel.

Kopenhagen

Die dänische Hauptstadt bietet alles, was den Winter lebens- und liebenswert macht: eine urige Restaurant- und Kneipenszene, Sehenswürdigkeiten und Museen (interaktives Experimentarium, die Schlösser Amalienborg, Rosenborg und Christiansborg, Kunstmuseum Glyptotek und Louisiana Museum of Modern Art). Vor allem aber den zweitältesten Vergnügungspark der Welt, das 1843 eröffnete Tivoli, das Fahrgeschäfte in Wasserlandschaften, Pflanzen und ein asiatisches Teehaus einbindet und somit für jeden Besucher etwas bietet. Es wird im Winter phantastisch beleuchtet, und eine Vielzahl von kulinarischen Angeboten ist auf die Jahreszeit abgestimmt. Vielleicht haben die Dänen ihr Wort »hyggelig« (gemütlich) eigens für die Winter-Atmo in Kopenhagen erfunden? Es lohnt sich zudem ein Besuch in der Freien Stadt Christiania, die sich ab 1971 aus einer Hausbesetzerszene entwickelt hat. Auch hier gibt’s manche schrullige Pinte, doch Vorsicht: Fotografieren verboten, und die dänische Polizei hat neuerdings kaum noch Befugnisse hier. Strøget, eine der längsten Einkaufsstraßen der Welt, ist im Winter sehr attraktiv!

Rentierschlittenfahrt in Alta

© unsplash

Der vereiste Nyhavn von Kopenhagen – in den Kneipen ist es umso gemütlicher

© unsplash

Festlich geschmückter Tivoli-Park

© unsplash

Malmö

Die Stadt, welche die meisten Reisenden aus Deutschland via Trelleborg mit der Fähre erreichen, putzt sich vor Weihnachten besonders heraus. Auf dem Lilla Torg, dem historischen Stadtplatz, gibt es eine Eislaufbahn sowie etliche Weihnachtsmarktbuden und -stände, wo so nützliche Dinge wie Elch-Pantoffeln angeboten werden. Eine Stadtrundfahrt lohnt sich – bei der sieht man auch den »Turning Torso«, einen Wolkenkratzer, dessen Rumpf sich von der ersten bis zur 54. Etage um 90 Grad dreht.

Der Turning Torso ist das neue Wahrzeichen von Malmö

© pixabay

© pixabay

St. Nikolai ist die Hauptkirche von Wismar

© pixabay

Wismar

Deutschlands kleiner, aber feiner Kreuzfahrthafen im Osten wird auf Winterreisen nicht ohne Grund gern angesteuert. Der Liegeplatz ist nur 500 Meter von der Altstadt entfernt. Zwei große Backsteinkirchen hat die kleine Hansestadt noch: In der festlich geschmückten St. Nikolai, der nächsten zum Hafen, finden Gottesdienste statt, St. Georgen hingegen ist »entweiht« und steht für Konzert- und sonstige Veranstaltungen bereit. Die Zuckerbäckerkulisse aus Backsteinziegeln und den Giebeln alter Hansehäuser sieht mit einer Schneehaube besonders reizvoll aus; der kopfsteingepflasterte Marktplatz mit der Wasserkunst aus dem 16. Jahrhundert entwickelt seinen Reiz, wenn aus allen Fenstern goldener Kerzenschein die Blaue Stunde erhellt.

Tipp: Von St. Marien steht zwar nur noch der Turm, darin aber gibt’s einen genialen, computeranimierten 3D-Film über den Bau der Kirche Anfang des 14. Jahrhunderts zu sehen.

Islands Wasserfälle frieren (fast) ein

© pixabay

Kulinarik: Im Fischrestaurant des »Hotel Wismar« in der Breiten Straße speist man unter hohen Decken, alten Holzkassetten und den gütigen bis strengen Blicken früherer Bürgermeister in Öl sehr stilvoll. Alternative: das urgemütliche Brauhaus am Lohberg.

Anreise: Wismar lässt sich natürlich in der Adventszeit auch ohne Schiffsreise erreichen … A 1 bis Hamburg, A 20 bis Wismar.

Newcastle

Diese Stadt ist ein Mysterium im Königreich, denn aus allen Himmelsrichtungen – sogar aus London! – kommen Besucher, um bereits ab Donnerstagabend das Nachtleben zu genießen. Und auch wenn die Damen in Netzstrümpfen und superknappen Röcken etwas frieren, während sie vor der Disco bisweilen eine halbe Stunde Schlange stehen müssen – abgehalten hat das die Feierlustigen noch nie. Sie tanzen sich warm.

Reykjavík

Nur wenige Verwegene unter den Kreuzfahrern richten den Bug bis Island. Doch bis Ende November und dann wieder ab Mitte März ist Island mit der Fähre MS Norröna von Hirtshals (Dänemark) erreichbar. Wer will, kann sein Auto mitnehmen. Der Reiz sind hier die Landschaften – wer Islands grandiose Wasserfälle im Sommer kennt, der ahnt noch lange nicht, wie sie eingebettet in ein landschaftliches Wintermärchen mit Eiszapfen aussehen. Auch der Besuch der alten Thingstätte Thingvellir, wo anno 930 Islands erstes »Parlament« tagte, hat seinen Reiz im Winter.

Tipp: Ein Bad in der berühmten, badewasserwarmen Blauen Lagune ist nicht mehr zu toppen, wenn darüber Polarlichter zu sehen sind!

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TRENDS

Wintereinsamkeit in Kanadas Weiten ist garantiert

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KANADAS WINTER

Kreuzfahrt dorthin, wo es noch richtiges Eis gibt

von Oliver Schmidt

Der Trend, im Winter mit dem Schiff gen Norden zu reisen, ist nicht auf Europa beschränkt. Auch Polarlichter gibt es natürlich nicht nur in Europas arktischen Regionen. Was aber hier immer weniger wird, das sind große Eisfelder. Die Packeisgrenze wird bei Sommerreisen nur noch selten erreicht, und die Fähren, die sich einst im Winter gegen Eismassen nach Helsinki durchkämpften, fahren nunmehr meist eisfrei nach Finnland. Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen, findet die weltweit operierende und schnell wachsende Reederei Ponant. Die Weiten frankokanadischer Gewässer sind für den Anbieter aus Marseille gerade das Richtige, zumal sie im Kontinentalklima ohne Golfstrom »echten« Winter garantieren.

Das richtige Schiff dazu hat Ponant auch. Mit der Le Commandant ­Charcot, einem mit Flüssiggas betriebenen Eisbrecher, der zusätzlich über einen Hybridantrieb verfügt. Für diese Weltpremiere wurde eigens eine Scouting-­Reise unternommen, und Orte am St.-Lorenz-Strom wurden entdeckt, wo das Schiff einfach in den Eismassen liegenbleiben und die Passagiere über die feste Eisdecke zu Fuß an Land gehen können. Kanadas Tierwelt lockt um diese Jahreszeit mit Karibus, Elchen und Schwarzbären. Natürlich sind auf den insgesamt vier Reisen im Januar und Februar 2025 auch wintertypische Ausflugsvarianten geplant: Wanderungen, Schneeschuhwandern, Kajaktouren, Hundeschlittenfahrten oder Eisangeln.

»Die Begegnung mit dem Volk der Innu ist eine magische Erfahrung, bei der man vor der Kulisse der borealen Wälder etwas über ihre wenig bekannte Kultur erfährt. Ein besonderer Moment des Austauschs und der Entdeckung. Ich weiß, dass unsere Gäste zu Botschaftern für dieses Volk werden, das mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdient«, sagt José Sarica, Direktor für die Entwicklung von Expeditionskreuzfahrten bei Ponant.

Die Le Commandant ­Charcot ist das ideale Schiff für diese Reise, denn sie bietet den durchgefrorenen, glücklich an Bord heimkehrenden Entdeckern jeglichen Komfort. Im Restaurant werden Menüs mit französischer Note aufgetischt, in den Salons geben große Panoramafenster den Blick auf die Natur frei, und der Swimmingpool mit Spa und Sauna liegt geschützt im Innenbereich. Von der »Panoramic Bar« ganz vorn oben lassen sich die blau-weiß schimmernden, verschneiten Weiten bei einem Cocktail genießen – oder einem Lumumba, der Körper und Seele wärmt.

Die Reise führt das Schiff bis nach Quebec. Unser Tipp: Nutzen Sie die Gelegenheit, bis nach Montreal weiterzureisen, in eine der wintertauglichsten Städte der Welt. Sie verfügt über 170 Schneepflüge, mit denen über 6.000 Kilometer Straße geräumt werden – bei bis zu zwei Metern Schneehöhe! Die Vorgabe ist, dass die Straßen bei Schneefall binnen zwei Stunden wieder passierbar sein müssen – und das, obwohl Montreals Shopping­zentrum bis zu drei Stockwerke unter die Erde reicht, um es vom Wetter unabhängig zu machen. So lässt sich nach dem Outdoor-Erlebnis entdecken, wie Kanadas urbane Welt mit dem Winter umgeht.

In Montreal kommt innerhalb von zwei Stunden ein Schneepflug

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Pool und Spa-Bereich auf der Le Commandant Charcot

© unsplash

Wer Schnee und Eis sucht, wird in Kanada nicht enttäuscht

© unsplash

… UND AUF EINMAL IST DAS MEER MEIN ZUHAUSE

Der Trend zu langen Winterreisen ab/bis Deutschland ist eine besondere Kreuzfahrtform!

Für lange Zeit wird die Mein Schiff 3 zum Zuhause

© Bernd Brümmer

von Bernd Brümmer

© Bernd Brümmer

© Bernd Brümmer

Kalt, regnerisch und ungemütlich ist dieser Novembertag. Mit mir warten in Bremerhaven fast 2.000 Passagiere auf die Einschiffung an Bord der Mein Schiff 3. Wir alle haben nur ein Ziel: dem November-Blues entfliehen und der Sonne entgegen – einmal Bremerhaven und zurück! Unterwegs nach Spanien, Portugal, zu den Kanaren und dem Sehnsuchtsziel Kapverden. In vier Wochen werden wir 6.507 Seemeilen mit unserem schwimmenden Hotel zurücklegen. Ganz entspannt, ohne den Stress am Flughafen und die Enge im Flugzeug.

Wir alle haben viel Zeit. Der Großteil der Mitreisenden ist im besten Renten­alter. Auch mit 70 hat man noch ­Träume und tauscht gern die immergleiche Wohnung gegen einen Langzeiturlaub auf dem Wasser.

Betreutes Wohnen auf Zeit

Sehr gerne! In einer Innen-, Außen- oder Balkonkabine? Vielleicht sogar in einer Suite? Die Auswahl ist groß. Für jeden Geschmack und jede Brief­tasche ist das Passende dabei. In zwölf Restau­rants kann man sich am Platz verwöhnen lassen oder sich seine Highlights am Buffet aussuchen. Um zehn ins Bett? Gewiss nicht! Das »Tag & Nacht-Bistro« hat rund um die Uhr geöffnet. Also auch für die Currywurst oder einen Hamburger nachts um zwei.

Zu den Live-Shows im Theater und den Vorträgen der Lektoren kommt abwechslungsreiches Entertainment mit Niveau (Kochduell, Postkartenmalen). Großzügige Wellness-, Sauna- und Fitnessbereiche ersetzen das kostenpflichtige Fitnesscenter zu Hause. Und welches Sportstudio an Land kann mit einem 25-Meter-Pool prahlen?

Darf ich bitten?

Was ist das Beste für mich? Tanzen zum Beispiel. Profitänzer Robert begeistert mit »Let’s Dance« tanzwütige Singles und Paare. Das Unwort ist hier: »Ich kann nicht tanzen!« Vom Wiener Walzer bis zum Line Dance hat Robert ein Dutzend verschiedene Tänze parat. Bei schönem Wetter wird draußen auf dem großen Sportfeld getanzt – bis sich alles dreht.

Viele Gäste empfinden genau dies: ein zweites Zuhause

© Bernd Brümmer

Die Mein-Schiff-Kabinen sind mit individuellen Bildern und Kissen ein Wohlfühlort

© Bernd Brümmer

Spinning an Deck

© Bernd Brümmer

Manche älteren Gäste bekommen hier an Bord einen Mut-Anfall. Wenn das Internet für unsere ehemalige ­Bundeskanzlerin Neuland war – hier könnte sie was lernen. Riesenandrang bei der »Senioren-Internet-Beratung«. Zwar hat mittlerweile jeder seinen Laptop, ein Tablet oder das Smartphone dabei. Aber wenn sich Mensch und Technik nicht mögen, braucht es Spezia­listen. Die gibt’s hier an Bord reichlich. Meist arbeiten sie hinter den Kulissen. Auf der Langzeitreise geben die jungen IT-Leute ihr Fachwissen, Tipps und Tricks kostenlos und mit einer Engelsgeduld an die lernwütigen »Internetneulinge« weiter. Danach läuft es, aber Achtung: Die Internetnutzung an Bord kostet extra! Verschiedene ­Tarife stehen zur Auswahl. Und eine Tarifübersicht (in Papierform!) gibt es auch.

Der stattliche Küchenchef

© Bernd Brümmer

Tafel im »Atlantik«-Restaurant

© Bernd Brümmer

Einem dünnen Koch kann man nicht vertrauen

Das ist das ganz klare Statement von Küchenchef Henk Brechtel, dem Herrn der Töpfe und Pfannen. Ganz nebenbei ist er verantwortlich für 180 Mitarbeiter in der Schiffsküche. Fröhlich, gelassen und kompakt kommt er daher, erzählt, dass er schon »überall« gekocht hat, von der Betriebskantine bis hin zu einem 5-Sterne-Restau­rant. Und natürlich auf verschiedenen Kreuzfahrtschiffen. Auf dieser Reise hat er den Speiseplan schon etwas der »Generation Silberlocke« angepasst. Die kommt in so vielen verschiedenen Gefährten ins Restau­rant, vom einfachen Rollator bis zum elektrisch betriebenen Aufsitz-Gokart für Rentner, dass man im Foyer eigentlich Parkuhren aufstellen müsste. Im Grunde ist sie leicht zufriedenzustellen, so plaudert Henk Brechtel aus dem Nähkästchen: Brot, Aufschnitt und Kartoffeln, die müssen stimmen. Auf drei Säulen ruht also das kulinarische Glück des deutschen Ü60-Kreuzfahrers. Natürlich können Brechtel und sein Team auch glutenfrei kochen, Schonkost, Vegetarisches, Veganes und auf Wunsch besonders hochwertige Speisen zubereiten. Niemand soll zu kurz kommen. Ist der Gast glücklich, ist er es auch. Henk ­Brechtel – quadratisch, praktisch, sehr gut!

Plötzlich krank im Ausland – was dann?

Auf der MEIN-SCHIFF-Flotte befindet man sich jederzeit im Ausland, denn das Schiff ist ein Stück Grund und Boden seines Flaggenstaates. Die Behandlung durch die Bordärzte ist nicht »Premium-alles-inklusive«, sondern sehr teuer. Das liegt an den Kosten, die sie hier auf See verursacht und die nur durch eine kleine Gruppe von Erkrankten geteilt werden. Ein modernes Bordhospital mit einer Intensivstation, Operationsmöglichkeiten und Diagnostikgeräten steht bei Notfällen 24 Stunden am Tag bereit. Die Ausstattung des Bordhospitals entspricht der Notfallambulanz eines deutschen Krankenhauses. Ärzte und Pflegepersonal sind deutschsprachig. Neben der Notfallversorgung gibt es für den Fall der Fälle auch verschreibungspflichtige Qualitätsmedikamente. Das alles kostet, und zwar schon dann, wenn es nur vorgehalten und nicht gebraucht wird. Gleich nach dem Besuch im Bord­hospital wird eine separate Rechnung über die medizinische Leistung ausgestellt. Und die kann es durchaus in sich haben. Von der gesetzlichen Krankenkasse wird sie nicht übernommen! So ist (bei jeder Schiffsreise!) eine »Alles-inklusive-Auslandsreise-­Krankenversicherung« bei gesetzlich Versicherten unbedingt empfehlenswert. Dazu bitte bei einem Langzeiturlaub auf dem Wasser auch unbedingt die Laufzeit der evtl. bereits vorhandenen Auslands-Krankenversicherung beachten! Viele von ihnen sind auf eine bestimmte Anzahl von Auslandstagen begrenzt.

Das Leben ist doch eine schöne Reise!

Der deutsche Spätherbst ist zum ­Sommer geworden – fast vier Wochen lang. Zu Hause war ich an Bord ab dem Tag, als ich die »Senioren-Grenze« ­verließ und mich zehn Jahre jünger fühlte. Ich habe keine Stunde Langeweile verspürt, sondern jeden Tag wieder »in Farbe« geträumt und mein Sehnsuchtsziel, die Kapverden, ohne Flieger, aber mit meinem schwimmenden Zuhause besucht. Und das war sehr gut so!

Wahre Worte!

© Bernd Brümmer

Der Blick zurück

© Bernd Brümmer

SOMMERFRISCHE AUF NORWEGISCH

»Nyde« ist Norwegisch und bedeutet »genießen« – 8 Tage Slow Cruising an Bord der Vasco da Gama

von Lena TerstegenFotos: Tristan Terstegen

Der Bug wird bisweilen für Passagiere geöffnet

© Tristan Terstegen

Im 19. Jahrhundert hätte sie viele Wochen gedauert. Heute ist der Lebensrhythmus schneller, die Entschleunigung umso intensiver. Und der Genuss – mit fünf Restau­rants, noch mehr Bars, großem Fitness­bereich und höchstens tausend Passagieren – um ein Vielfaches größer. Die Auszeit vor der Haustür dauert nur gut eine Woche.

Ein Portugiese in Norwegen

Der für Kieler Verhältnisse ungewöhnlich blaue Himmel lässt die Vasco da Gama mit der glitzernden Wasseroberfläche um die Wette funkeln. Auf den beiden »Megalinern«, die mit uns im Hafen liegen, gehen derweil mehr als zehnmal so viele Passagiere an Bord. Doch wer denkt, unser Schiff stünde im Schatten der beiden, der irrt. Selten geworden ist der Anblick der klassischen Kreuzfahrtschiffe, die ohne Rutschenpark, dafür aber mit edlem Vorschiff und der Gelassenheit eines erfahrenen Weltenbummlers aufwarten können. Mit »Wir haben Popo und Nase!« wird der Kreuzfahrtdirektor uns später noch zum Lachen bringen.

© Tristan Terstegen

© Tristan Terstegen

Seit 2021 fährt die einstige Statendam der Holland America Line für nicko cruises und ist das einzige klassische Hochseekreuzfahrtschiff in der ­Flotte. Bevor sich Schiff und Besatzung in ­Bälde auf Weltreise begeben, legen sie eine kurze Verschnaufpause ein und fahren zur Sommerfrische nach Norwegen, dem Land von »Friluftsliv« – der Liebe zur Natur.

Ankommen bei Freunden

Frank und Sabine begrüßen uns wie alte Freunde. Sie sitzen in der »­Neptune Lounge«, die den Passagieren des Suiten­decks exklusiv zur Verfügung steht. Für die beiden, die nach eigener Aussage schon Mitte 70 sind, für uns aber locker als Anfang 60 durchgehen, ist es die fünfte Reise in diesem Jahr, immer in einer Suite. »Aber nur die achttägigen Reisen«, fügt Frank bescheiden hinzu. Sabine erzählt schmunzelnd von ihren beiden inzwischen erwachsenen Kindern, die »gut für sich selbst sorgen können«, und dass sie nun mit ihrem Geld irgendwohin müssen – man könne ja schließlich nichts mitnehmen.

Sushi-Verführungen

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Blick in die Suite

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Buntes, unkonventio­nell­es Kopenhagen

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Auf der Vasco ist kein Platz für Prunk und Dekadenz. Sie zeigt zurückhaltenden Luxus. Bei sanfter Beleuchtung und ruhiger Hintergrundmusik sitzt in weichen Ledersesseln, wer auf den Komfort einer 35 Quadratmeter großen Suite mit ausladendem Balkon, moderner Möblierung und begehbarem Kleiderschrank nicht verzichten möchte. Ein Großteil der Passagiere, welche die Lounge betreten, erkennt einander wieder. Die Vasco ist kein Schiff für nur eine Reise. Während die außerordentlich aufmerksame Servicekraft nachschenkt, bemerkt Frank verschmitzt: »Ich könnte Reisen für die Vasco verkaufen«, und prostet uns zu.

Trotz des Gefühls von Intimität an Bord besteht mit mindestens 55 Quadratmetern pro Gast ein wirklich großzügiges Platzangebot, das nicht nur diversen Restau­rants, Bars und Cafés, sondern auch anderen öffentlichen Einrichtungen wie Theater, Shops, Spa- und Fitnessbereich und vielem mehr Raum bietet. Kein Wunder also, dass es als »Schiff des Jahres 2023« von Sonnenklar.TV ausgezeichnet worden ist.

An Land wie an Bord – alles hygge

Der Charakter der Reise wird be­herrscht von typischen skandinavischen Hafen- städten. So genießen wir in Kopen­hagens altem Hafen Smørrebrød in einem der beliebten Lokale, begeben uns in Kristiansand und Stavanger auf Fototour entlang der kopfstein­ge­pflasterten Straßen, die gesäumt sind von mal bunt, mal weiß gestrichenen Holz­häusern und gespickt von Girlanden, Street Art und Rosensträuchern, während wir in Bergen den Ausblick auf Stadt, Hafen und Insellandschaft vom Berg Ulriken bewundern. Den ­Ulriken haben wir gewählt, weil er etwas ab­seits liegt, dadurch weniger überlaufen ist als der Fløyen und man von dort einen noch schöneren Weitblick in völliger Ruhe genießen kann.

Container-Kunst in Kristiansand

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Die grüne »Ocean Bar« ist der Lieblingsplatz

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Kunst in Stavanger

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Zwischen den Landgängen verbringen wir die Zeit am liebsten in der ­Ocean Bar. Sie ist schnell unser zweites Zuhause geworden, nicht nur wegen der gemütlichen, im ­skandinavischen Stil mit warmen Grün- und Goldtönen gehaltenen Einrichtung, die für jeden Geschmack das richtige Sitzmöbel bereithält – sei es der Ohrensessel, ein lauschiges Sofa oder die elegante Chaise­longue, sondern vor allem wegen der Barista und der Stewards, die uns jeden Tag aufs Neue herzlichst begrüßen und mit ihrer unaufdringlichen und gleichzeitig persönlichen Art eine Wohlfühl­at­­mo­sphä­re schaffen. »Einfach Dewa«, sagt der ­junge Balinese, obwohl er ebenso stolz wie geduldig die Bedeutung seiner fünf Vornamen erklärt. Auch er kennt vom ersten Tag an unsere Namen, die Kabinennummer und unseren Lieblingsplatz. »Cappuccino und Eistee?«, lächelt er. Wir nicken nur. Sekunden später stehen die Tassen vor uns – mit einem kleinen Schokoladentäfelchen, auf das unser Schiff gemalt ist.

Ein Tag in wilder Natur

Sonnenaufgang im Hardangerfjord. Ein klarer Morgen, warme Decken, ein heißes Getränk auf dem Balkon – doch hier oben ist das Wetter wechselhaft. Schon jagen Wolken am Himmel dahin, deren Schatten wunderbare Muster auf die Fjordhänge malen und das Wasser mal azurblau und glasklar, mal algengrün und undurchdringlich erscheinen lassen. Der perfekte Kontrast zu den Städten, die wir besucht haben, gräbt sich in dieser frühen Stunde tief in die Seele, die Schönheit hinterlässt eine Träne im Augenwinkel. Während einer Kajaktour genießen wir den Sonnenschein auf unserem Gesicht und schließen für einen Moment die Augen. Einige Meter vor uns rauscht einer der vielen Wasserfälle den Hang hinab und versinkt mit einem sanften Fauchen im Fjord. Ein Stück weiter grasen Schafe auf flachen, saftigen Wiesen, und Tupfen kleiner roter Holzhäuser lugen hier und da durch die sich im Wind wiegenden Bäume am Ufer. Da ist kein Geräusch außer dem der Natur und dem regelmä­ßigen Eintauchen der Paddel im Wasser. Ein plötzlicher Wolkenbruch verwandelt innerhalb von Sekunden den Fjord in ein tosendes Orchester aus Bässen, Trommeln und Pauken. Wir halten inne und riechen den Regen, schmecken die Tropfen, die an uns herunterperlen, und fühlen uns der Landschaft in diesem Moment so nah.

Kajak-Ausflug im Fjord

© Tristan Terstegen

Einmal Japan und zurück, bitte

Im »Fusion«, einem der drei Bedien­restau­rants der Vasco da Gama mit asiatischer Ausrichtung, findet ein japanischer Abend statt – an nur zwei Tischen. Sie sind über einem Podest im Boden eingelassen und liegen direkt am Panoramafenster. Die junge, adrette Dame, die uns durch den heutigen Abend führen wird, erläutert in traditionellem Gewand barfuß kniend die fein ausbalancierten, mutig abgeschmeckten Gerichte. In sechs Gängen vermählen sich Lachs, knackiges Gemüse und duftender Reis mit Noten von Chili, Sesam und Ingwer.

Adrett & kokett –eben norwegisch

»Die norwegischen Hamptons«, fällt uns schmunzelnd ein, als das Schiff vor Mandal auf Reede liegt. Sauber, aufgeräumt, schick, ohne protzig zu wirken, bleibt das Städtchen den meisten Kreuzfahrtschiffen verschlossen. Einer der Häfen, in welchen die Vasco ihren Größenvorteil ausspielt. In den properen Hausfronten der belebten Innenstadt, in der sich schicke Cafés mit Designgeschäften abwechseln, spiegelt sich das Sonnenlicht. Wir flanieren zwischen blankgeputzten Yachten, wo uns gutgekleidete norwegische Wochenendtouristen mit riesigen Eistüten entgegenkommen. Der Weg durch die kleinen Gassen der Altstadt führt hoch zum Aussichtspunkt, der einen spektakulären Blick über die Landschaft ermöglicht. Über vom Wetter glattgewaschenen Felsen wachsen kleine violette Blüten. Der Blick wandert weiter zu tiefgrünen Wäldern, die sich am rechten Ortsrand erstrecken, über den schimmernden Fluss, der sich durch das Örtchen mit seinen weißen Fassaden schlängelt. Neben dem Yachthafen der Strand von Mandal mit seinem feinkörnigen Sand, der schon mehrfach zum schönsten Strand Norwegens gekürt wurde.

Eine Feier zu Ehren des Namensgebers

Am Lido-Deck präsentiert die Crew ein Gala-Buffet: Heute vor zwei Jahren kam die Vasco da Gama zur nicko-Flotte. Ausgelassen wird geschlemmt und später getanzt. Der Kreuzfahrt­direktor tritt als portugiesischer Weltentdecker Vasco da Gama auf, seine Crew passend dazu im Mittelaltergewand. Persönlichkeit und Liebe zum Detail, das ist es, wonach sich viele Reisende sehnen. Nie geht es hier hektisch zu, nie fühlt es sich nach Massenab­fertigung an, sondern immer entschleunigt und genussvoll – dem Motto vom »Slow Cruising« treu bleibend.

Holzvilla in Mandal

© Tristan Terstegen

Schlemmereien in der exklusiven »Neptune Lounge«

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Auf einen Plausch mit dem Kreuzfahrtdirektor

Eine steife Brise schiebt uns über die Holzplanken. Der eigentlich laue Wind im Kattegat pfeift uns mit ungeheuer­lichem Lärm um die Ohren. Das Vorschiff ist nicht jeden Tag für Passagiere geöffnet. So stehen sie nun, sich gegenseitig schützend, wie Pinguine an der Reling und bewundern den Blick aufwärts zum Schiff mit dem breiten, von weitem erkennbaren Schriftzug und hinab zur tosenden Gischt, die an die Schiffswände schlägt. Die Mutigen wagen ein Foto auf dem Ersatzanker, bevor alle mit roten Wangen, zerzaustem Haar und einer Erinnerung mehr in die Sicherheit des Schiffsbauchs zurückkehren. Vom Wind hungrig ge­­worden, besuchen wir am Abend das Steakhouse »The Grill«, bei dem gegen moderaten Aufpreis phantastisch gespeist werden darf. Das Lokal bietet nur wenigen Gästen Platz und sorgt dadurch für eine exklusive ­At­­mo­sphä­re, in der sich der Küchenchef besonders viel Zeit nimmt, jeden Einzelnen zu begrüßen und Empfehlungen auszusprechen. Dort kommen wir mit Kreuzfahrtdirektor Konstantin Patschke und seiner Stellvertreterin Norma ins Plaudern. Er deutet auf seine Schultern und sagt: »Ich trag’ keine Streifen. So was ist mir nicht wichtig.« Das passt gut zur Stimmung an Bord. Zwischen Caesar Salad, reich garniert mit duftigen Croûtons, gefolgt von feinmarmoriertem und auf den Punkt zubereiteten Wagyu-Steak, garniert mit der vermutlich weltbesten Sauce Béarnaise, berichtet er von spannenden vergangenen Kreuzfahrtmomenten und der anstehenden Weltreise. Das Leuchten in seinen Augen beweist, wie groß die Vorfreude ist und wie viel Herzblut er in die Planung gesteckt hat. »Die Vasco ist eine Weltreisende«, sagt er bestimmt. Auf die Frage hin, was »sein Schiff« so besonders macht, antwortet er ohne zu zögern: »Wir haben einen Popo und eine Nase.« Aber er geht noch ins Detail: Die Vasco ist ein traditionelles Kreuzfahrtschiff, das mit Kultur aufwartet, hohem Komfort, ­Daybeds und Luxusliegen am Pool, einer nicht zu großen Zahl an Passagieren und gesetzten Menüs in Spitzenqualität. Auch ein Captain’s Dinner in Frack und kleinem Schwarzen soll es bald wieder geben. Gleichzeitig ist die Vasco aber mitgeschwommen und hat den Anschluss nicht verloren an die Wünsche der Passagiere. Trends in der Gastronomie, professionelles Entertainment sowie Sportangebote sind so selbstverständlich wie gutes Internet an Bord, digitale Buchungsmöglichkeiten und eine Crew, die die Passagiere im Umgang damit begleitet. Gutes bewahren, Neues integrieren.

Cappuccino mit Liebeserklärung

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Der Oasis-Pool mit Glasdach

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Manchmal hatten wir während der Reise das Gefühl, Teil einer großen Generalprobe für die Weltreise zu sein – einer sehr gelungenen.

Die Autorinnen testen persönlich die Nieuw Statendam

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VIELSEITIGE KREUZFAHRTANGEBOTE FÜR ALLE

Ein Meer an Möglichkeiten berücksichtigt jeden »Kreuzfahrttyp«

von Janice und Juliet AltmeyerInstagram: @cruise.sisters

Kreuzfahrten bieten für viele verschiedene Urlaubstypen ein schönes Erlebnis. Es gibt nicht nur verschiedene Unterkunftsarten, von der Innen­kabine bis zur Suite, sondern auch eine Vielzahl an Unterhaltungsmöglichkeiten, gastronomischen Optionen und diverse In- und Outdooraktivitäten. Für jeden Urlaubstyp und jede Zielgruppe gibt es eine passende Kreuzfahrt – egal ob Entspannung suchend, abenteuerlustig, unterhaltungsbegeistert, Familien, Alleinreisende oder Senioren. Aber die richtige Ree­de­rei aus dem großen Kreuzfahrtangebot zu wählen, ist sowohl für Neulinge als auch erfahrene Kreuzfahrer nicht immer einfach. Daher haben wir ein paar bedarfs- und zielgruppenspezifische Empfehlungen für die nächste Reise auf dem Meer. Erfasst ist dabei der Main­stream urlaubshungriger Reisender, die deut­sches oder internationales Flair suchen. Nicht berücksichtigt werden zum Beispiel Expeditionsreisen oder der Wunsch, »wie anno dazumal« auf den Spuren bekannter TV-Serien zu reisen.

© Cruise Sisters

© Cruise Sisters

Junge Erwachsene

Egal ob Paare oder Singles, Clubs oder Cliquen – junge Erwachsene im Alter von 20 bis 30 Jahren suchen vor allem einen Urlaub mit Spaßfaktor, cooler At­­mo­sphä­re und netten Menschen. Neues ausprobieren, mittendrin sein und feiern, Abenteuer erleben und auch gelegentlich entspannen gehört zum Urlaubserlebnis. Bei einer Kreuzfahrt wird keine luxuriöse Unterkunft mit Kulturprogramm erwartet, sondern ein gutes Angebot an Unterhaltungs- und Sportaktivitäten, flexiblen Essensangeboten und -zeiten, Nachtleben und spannenden Städtetrips.

AIDA Cruises legt den Schwerpunkt auf deutsche Gäste mit bunter, lebhafter und lockerer At­­mo­sphä­re. Flexi­bilität wird hier großgeschrieben. Ein offenes Theatrium schafft eine ­bisher unbekannte Show-­At­­mo­sphä­re; mehrere Buffet­restau­rants bieten Auswahl beim Essen. Neben diversen Rück­zugs­orten mit Sonnenliegen und Strandkörben sorgt der Beach-Club, ein Foliendom, für ein ganzjähriges Strand-Feeling mit Pools und Bars. Abends finden hier DJ-Auftritte und Themenpartys statt. Eine Besonderheit ist außerdem der FKK-Bereich auf jedem Schiff.

Royal Caribbean Cruise Line fährt mit den größten Kreuzfahrtschiffen der Welt zur See. Die amerikanischen ­Schiffe haben einen ganzen Freizeitpark an Bord. Darunter eine Kletterwand, Surf-Simulator, Fallschirm-Simulator, Zip-Line, Escape Room, Eislaufbahn und Wasserparks mit Wasserrutschen. Neben zahlreichen Bars mit Live-Musik für ein aufregendes Nachtleben gibt es Aquatheater- und Eislaufshows sowie Broadwaymusicals an Bord.

Pooldeck derAIDAcosma

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Junge Familien mit Kindern

Der Familienurlaub soll Spaß und Erholung ermöglichen mit viel Abwechslung für Groß und Klein. Zusammen mit anderen Kindern gibt es viele Aktivitäten in Kidsclubs und gleichzeitig Entspannungs- und Sportangebote für Erwachsene. Die Hauptzielgruppe sind Familien und junge Erwachsene von internationaler Herkunft. Empfehlenswert sind Reiseziele mit leichter und schneller Anbindung an die Innenstadt wie im Mittelmeer, damit die Wege bei einem Landgang nicht zu weit sind. Eine Strandalternative macht die Kids am Nachmittag glücklich – »Pflastermarathon« den ganzen Tag mögen sie nicht.

Außenbereich der MSC Seaview

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MSC Cruises bietet eine stilvolle, lebendige, mediterrane At­­mo­sphä­re mit fünf Kidsclubs für Altersgruppen vom Säugling bis zu 17 Jahren, die inklusive sind. Umfassende Betreuung, Erlebnis­tage, ­Turniere und Spielewelten sorgen für einen entspannten Urlaub. Abendessen mit Kindern im Familienkreis ist hier üblich; oft sieht man Familien mit drei oder vier Generationen. Beim Dinner liegt der Fokus auf den Haupt­restau­rants, in denen man für die ­Reise eine feste Tischreservierung hat. Neben Motto-Abenden gibt es auch Gala-Abende mit eleganter Abendgarderobe für die Erwachsenen. Nach einem späten Abendessen für das bunt gemischte, internationale Publikum erwacht das Schiff zum Leben. Auch Kinder können hier bis spät in den Abend in Begleitung der Eltern dabei sein.

Disney Cruise Line steht für magische Erlebnisse mit Disney-At­­mo­sphä­re für Groß und Klein. Disney-Themen­restaurants, hochwertige Unterhaltung an Bord mit Disney-Bühnenshows und Partys für Kinder sind neben der Möglichkeit, die Lieblings-Disney-Charaktere zu treffen, ein paar der Elemente, die eine unvergessliche Kreuzfahrt­erfahrung ermöglichen sollen. Im Kids­club gibt es zahlreiche Themen­bereiche zum Spielen für Altersgruppen zwischen drei und 14 Jahren. Für Teens gibt es gesonderte Bereiche bis 17 Jahre, die auf einigen Schiffen sogar eine Lounge und einen Sonnendeckbereich umfassen. Die Betreuung bis zu drei Jahren ist gegen Aufpreis möglich.

Erwachsene zwischen 30 und 45, mit und ohne Kinder

Spaß und Erholung sind besonders wichtig für diese Zielgruppe. Die Kreuzfahrten sollten ein gewisses Sportangebot, kulturelle Erlebnisse, Entspannungsmöglichkeiten und ein lockeres Abendprogramm bieten. Egal ob mit oder ohne Kinder, Zeit zu zweit muss auch mal sein. Meist steht der Wunsch, nicht viel für den Urlaub planen zu müssen und ein paar Tage nicht zu kochen, an erster Stelle. Alle sollen Spaß haben.

Pooldeck mit Rutschbahn auf der Norwegian Joy

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TUI Cruises richtet sich hauptsächlich an deutschsprachige Urlauber, die eine entspannte Kreuzfahrt erleben wollen. Ein Atelier, eine Sportarena, eine Kreativ-Küche, ein Fisch­­restau­rant und ein 25-Meter-Pool sind einige der Besonderheiten der Schiffe. Zum »Premium-Alles-Inklusive-Konzept« gehören Trinkgelder und nahezu alle Getränke. Kulinarisch hervorzuheben ist das ausgesprochen vielfältige Brot- und Backwarenangebot der Back­stube an Bord. Abends kann man zu den Essenszeiten flexibel und ohne Sitzordnung in einem der Haupt­restau­rants oder dem Buffetrestaurant speisen. Es herrscht überall ein locker-legeres Ambiente mit abwechslungsreichen Aktivitäten für die ganze Familie.

Norwegian Cruise Line hat ein »Freestyle Cruising«-Konzept, welches für ein ungezwungenes und vielfältiges Kreuzfahrterlebnis steht. Die Ree­de­rei spricht eine große internationale Zielgruppe an, da das Unterhaltungs­angebot sehr vielfältig ist. Neben Laser-Tag, Kartbahn, Musical-Shows und diversen Wasserrutschen gibt es auch Stand-up-Comedy und eine große Auswahl an Live-Musik in den diversen Bars. Zu den großzügigen Öffnungszeiten kann man jederzeit und ohne Sitzordnung in mehreren Hauptrestaurants oder dem Buffetrestaurant essen gehen. Zusätzlich gibt es die ganze Nacht über ein Snackangebot. Für Alleinreisende gibt es auf den neueren Schiffen sogar extra designte Studio-Kabinen mit eigener Lounge zum Kennenlernen.

Ein Prosit auf die Celebrity Apex

© Cruise Sisters

Erwachsene ab 45, ohne Kinder

In dieser Zielgruppe kann die Erwartung an eine Kreuzfahrt etwas anspruchsvoller sein. Der Job nimmt viel Zeit in Anspruch, und im Urlaub wünscht man sich vor allem ein hochwertiges Produkt, um die Energiereserven aufzutanken. Erwachsene ab 45 legen mehr Wert auf kulinarische Erlebnisse, außergewöhnliche Destinationen und ein exklusiveres Ambiente in sportlich-eleganter At­­mo­sphä­re. Lange Liegezeiten, interessante Ausflüge und eine Auswahl an Abendprogrammen runden die Kreuzfahrt ab.

Celebrity Cruises bietet ein stilvolles, modernes Ambiente mit hoher Servicequalität auf Kreuzfahrtschiffen mit einer Kapazität von ca. 3.000 Passagieren. Das Angebot an Bord beinhaltet eine Vielfalt an kulturellen Veranstaltungen zu Kunst, Geschichte und Kulinarik sowie ein breites Unterhaltungsangebot am Abend mit Livemusik, Comedy und Theatershows von hoher Qualität. Auf den Schiffen der Solstice-Klasse gibt es die einzigartigen Lawn-Club-Rasenflächen zum Entspannen, und auf den neuen Edge-Klasse-Schiffen gibt es zahlreiche echte Pflanzen im Rooftop Garden. Es gibt viele Rückzugsorte, und die At­­mo­sphä­re ist generell ruhiger trotz modernen Abendprogramms.

Balkonfrühstück auf der Azamara Onward

© Cruise Sisters

Azamara Club Cruises sind luxuriöse Kreuzfahrten für Entdecker. Die kleinen Schiffe haben eine persönliche At­­mo­sphä­re und können in kleinere Häfen einlaufen. Lange Liegezeiten ermöglichen es, die Reiseziele intensiv zu erkunden, und ergänzend lässt das Angebot an Bord die Passagiere tiefer in die Kultur eintauchen. Die sogenannte Destination Celebration auf jeder Reise bietet den Gästen die Möglichkeit, das Reiseziel kulinarisch, kulturell und musikalisch kennenzulernen. Das Abendprogramm ist entspannt und beinhaltet vor allem Vorträge, Live-Musik, Themenabende sowie ein geselliges Miteinander in den Bars und Lounges. Trinkgelder und ausgewählte Getränke sind inklusive.

Generation 50plus

Für die Generationen ab 50 Jahren liegt der Fokus auf Kultur, Komfort und sportlichen Aktivitäten. Außerdem darf es gerne auch etwas klassischer sein. Statt riesigen Kreuzfahrtschiffen mit großem Spaß- und Unterhaltungsfaktor bieten mittelgroße Schiffe mehr Rückzugsorte und ein klassisches Unterhaltungsangebot. Das Kreuzfahrtangebot richtet sich eher an ältere Paare und Alleinreisende als an junge Erwachsene oder Familien mit Kindern.

Holland America Line steht für ein klassisches, elegantes Kreuzfahrterlebnis mit mittelgroßen Schiffen. Sie wurde vor 150 Jahren in Rotterdam gegründet und nahm den Linienverkehr zwischen den Niederlanden und den USA auf. Viele niederländische Details prägen heute noch das Reiseerlebnis, wie das Grand Dutch Café und die Orange ­Party. Neben Theater, ­Comedy und Kino ist das Abendprogramm vor allem von musikalischer Natur mit Blues, Rock und den berühmten Piano-Duellen. Tagesaktivitäten umfassen beispielsweise Pickleball, Bridge, ­Mahjong und Cornhole-Spiele. Besonders hervorzuheben ist der Afternoon Tea und der kostenlose Frühstücks­service mit großer Auswahl auf der Kabine. Alkoholische Getränke werden an Bord erst ab 21 Jahren ausgeschenkt.

Cunard hat ebenfalls eine lange Transatlantik-Tradition und bietet eine elegante, formelle At­­mo­sphä­re mit viel Historie. Der formelle Afternoon Tea an Bord ist ein traditionelles Ritual der britischen Kultur und wird an Bord täglich zelebriert. Auch abends bleibt es traditionell, und es gibt die Möglichkeit, während einer einwöchigen Reise an mindestens zwei Gala-Abenden mit Motto teilzunehmen. Beispielsweise kann es einen Maskenball, eine 20er-Jahre-Feier oder einen Schwarz-Weiß-Abend geben. Auf den Schiffen kann man seine Abendgarderobe mal richtig ausführen, es besteht aber keine Pflicht. Auf einigen Reisen gibt es sogar Dance Hosts, damit auch Gäste ohne Tanzpartner im Ballsaal in Gesellschaft tanzen können.

Kreuzfahrterlebnisse für jeden

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Vielzahl der Kreuzfahrtan­gebote eine breite Palette von Reisenden anspricht. Die vorgestellten Empfehlungen für bestimmte Zielgruppen stellen lediglich einen Ausgangspunkt dar. Es ist wichtig zu betonen, dass die Ree­de­reien auch Angebote haben, die über die vorgestellten Empfehlungen hinausgehen. Reisende sollten die Möglichkeit nutzen, sich über die Ree­de­reien zu informieren und diejenige auszuwählen, die am besten zu den individuellen Vorlieben, Bedürfnissen und Erwartungen passt, die in jedem Urlaub variieren können. Mal sehnt man sich nach Ruhe und Entspannung, während ein anderes Mal die Abenteuerlust im Vordergrund steht. Wir möchten Reisende ermutigen, hin und wieder etwas Neues auszuprobieren und sich auf verschiedene Kreuzfahrterfahrungen einzulassen. Letztendlich führt diese Offenheit dazu, dass man in jedem Urlaub eine einzigartige Kreuzfahrt erlebt und unvergessliche Erfahrungen auf hoher See sammelt.

»MEIN FELD IST DIE WELT«

… und die Europa

von Oliver Schmidt

Der Name Europa verbindet sich unter den Passagierschiffen mit dem Inbegriff des Luxus. Obwohl der Schiffsname traditionell beim Norddeutschen Lloyd in Bremen genutzt wurde und erst durch die Fusion mit der Hamburger HAPAG 1970 zum neu entstandenen Konzern Hapag-Lloyd kam, hätte Albert Ballin (Wahlspruch des HAPAG-Direktors 1888–1918 war: »Mein Feld ist die Welt«) gefallen, was an Bord geboten wurde und heute noch wird: kompromisslos guter Gästeservice auf Schiffen, auf denen sich die Spitze der Gesellschaft zu einer »Lustreise zur See« trifft, wie es zu Ballins Zeiten hieß.

Frisch zubereitet auf dem Lido-Deck – Europas Beste fand zum 17. Mal statt

© Hapag-Lloyd AG

Die erste ­Europa, die das repräsentierte, war eigentlich die dritte, in Dienst gestellt 1930. Ihre beiden Vorgängerinnen waren ein Auswanderer­schiff von 1891 (in Dienst gestellt somit im gleichen Jahr, in dem Ballin die Kreuzfahrt erfand) und ein umgebauter Frachter, dessen unrühmliches Ende auf See mangels drahtloser Telegraphie im Jahr 1908 nicht dokumentiert ist – es verschwand einfach. Nicht mitgerechnet ist hier die ­Europa der Cunard Line, die Mitte des 19. Jahrhunderts sogar das Blaue Band für die schnellste Atlantik-Passage erhielt.

Mit der dritten Europa (1930) begann die ­Luxus-Tradition

© Hapag-Lloyd AG

Als nahezu baugleiche Schwester der ein Jahr älteren Bremen entstand 1930 die ­Europa (III), die den Anspruch erheben kann, die erkennbare Trendsetterin für alle ihre Nachfolgerinnen zu sein. Mit einer Größe von 50.000 Tonnen und einem modernen Design, das vor allem durch zwei sehr niedrige Schornsteine die Silhouette deutlich von den »alten« Linern abhob, startete sie ein Jahr verspätet, weil ein Feuer während der Bauzeit die Arbeiten erheblich zurückwarf. Den Erfolg konnte das jedoch nur verzögern, nicht aufhalten. Wie die Bremen war auch die neue ­Europa mit einem Katapultflugzeug ausgestattet, das es ermöglichte, Post einen Tag früher in New York anzulanden, ehe das Schiff selbst anlegte. Das Blaue Band, die Trophäe für die schnellste Atlantikfahrt, nahm die Europa ihrer Schwester sofort ab und hielt es, bis es ihr die italienische Rex 1933 abjagte, die einen ganzen Knoten schneller war.

Anders als die Bremen, die während des Krieges am Kai in Bremerhaven ausbrannte, wurde die ­Europa 1946 als Reparationsleistung an Frankreich abgegeben und fuhr noch bis 1961 im Liniendienst Le Havre – New York.

Fast 20 Jahre sollte es dauern, bis sich die deutsche Schifffahrt so weit erholt hatte, dass wieder an den Luxus einer ­Europa zu denken war. Ein Neubau kam damals noch nicht in Frage, und so wurde die 1953 gebaute Kungsholm der Svenska Amerika Linjen nach nur zwölf Dienstjahren zum neuen deutschen Luxusliner. Bei ihrem ursprünglichen Eigner wurde sie 1966 durch eine neue Kungsholm ersetzt, und auch die sollte später noch eine deutsche Karriere machen: Als Mona Lisa war sie ab 2002 als komfortables Mittelklasse-Schiff im deutschen Markt sehr beliebt.

Beinahe noch mehr als ihre Vorgängerin erreichte die für damalige Verhältnisse luxuriös ausgestattete Europa (IV), zuvor der Stolz der schwedischen Flotte, Kultstatus bei der »Wir sind wieder wer«-Gesellschaft im Nachkriegs-Deutschland. Zur Ausstattung gehörten eine durchgehende Klimatisierung, Meerwasserentsalzung und Stabilisatoren. Für den Betrieb mit deutschen Passagieren wurde die Küche angepasst und modernisiert. Gleichwohl wird das gemütliche Schiff heute in der Rückschau als »Holz-Europa« bezeichnet, weil es so viele anheimelnde Holzelemente in seiner Ausstattung hatte (die heute aus Brandschutzgründen verboten wären). Diese Europa wurde von Anfang an für einen Mix aus Liniendienst und Kreuzfahrten eingesetzt. Nach der Fusion zwischen HAPAG und Norddeutschem Lloyd 1970 lag der Fokus mehr und mehr auf Kreuzfahrten.

Die »Nachkriegs-Europa« war ein Gebrauchtschiff, aber sehr beliebt

© Hapag-Lloyd AG

Trendsetterin, die rasch veraltete: Die neu gebaute Europa von 1982

© Jürgen Saupe

Hierfür, das wurde klar, würde das Schiff in den 1980er Jahren nicht mehr ausreichen, jedenfalls nicht bei der illustren Klientel, die sich Hapag-Lloyd durch seinen erstklassigen Service, die gute Küche und die weltweiten Reiserouten erworben hatte. 1982 folgte konsequent die Indienststellung des Neubaus Europa (V), entstanden auf der Bremer Vulkan-Werft. Ihre Ausstattung, ihr Raum-Pax-Verhältnis und alle anderen Parameter wiesen sie vom ersten Tag an als Luxusschiff der Sonderklasse aus. Alle Kabinen verfügten über eine Sitzecke, ein Doppelwaschbecken und verschwenderisch viel Platz. Drei Swimmingpools, einer mit einem Glasdach verschließbar, mit entsprechenden Außendecks stillten den Sonnenhunger der deutschen Jet-Set-Generation. Dennoch erwies sich diese Europa als Wanderin zwischen zwei Welten, über die die weitere Entwicklung des aufkommenden Kreuzfahrt-Booms rasch hinwegfegen sollte: Sie bekam einen Preis fürs Innendesign, hatte aber noch Vierbettkabinen ohne Tageslicht, es wurde in zwei Sitzungen serviert, und ein Buffetrestaurant war noch nicht vorgesehen. Die niedrigen Decken, in den 70ern durchaus als ökonomisches Kind der Postmoderne akzeptiert, wirkten bedrückend (das heute noch in Fahrt befindliche Schiff hat nun im Foyer einen Deckendurchbruch). Als Manko Nummer eins erwies sich jedoch, dass bei den Planungen Ende der 1970er Jahre noch niemand an Balkone dachte. Nach 17 Dienstjahren wurde sie 1999 durch die ­Europa (VI) ersetzt und fuhr, wie die Europa von 1930, unter anderem noch für französisches Publikum. Heute ist sie als Blue Sapphire für einen türkischen Veranstalter unterwegs.

Die sechste Europa ist seit 25 Jahren »on top«

Der Europa-Neubau von 1999 hatte aus der Sicht alter Fahrensleute aus Bremen und Hamburg manchen Makel. Es fehlte die deutsche Werft ebenso wie die deutsche Flagge. Das Schiff war auf internationale Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet – all dies Faktoren, die heute niemanden mehr stören würden. Dass das Schiff nicht rechtzeitig fertig wurde, störte da schon mehr. Doch der Satz, den ein leitender Mitarbeiter im mehrere Decks hohen Foyer mit seinen Glasaufzügen und dem Flügel den Fernsehkameras anvertraute: »Es war mal wieder Zeit, Maßstäbe zu setzen!«, traf es ebenso auf den Punkt wie die freche Werbung im Kreuzfahrtterminal in Bremerhaven: »Auch Traumschiffe brauchen ein Vorbild!« Bis heute sollte die neue Europa, der Insider in Klammern eine römische Sechs anheften, ein internationaler Maßstab bleiben – und ob sie nun in Guidebooks Bestbewertungen erfährt oder nicht, unter den »Top Five« der Weltklasse wird sie immer sein. Auch jetzt noch, nach 25 Dienstjahren, denn ihr Glück war, dass sich in ihrer Dienstzeit nicht so viel verändert hat wie in den zwei Dekaden vor ihr. Der Sauna-Bereich könnte größer sein, das Fitness-­Center wurde aufgemotzt, ein Fisch-Restaurant nachgerüstet. Die Frage »Was sollte eine neue Europa mehr bieten?« ist schwer zu beantworten. So darf sie ungestört ihr Vierteljahrhundert feiern – an der Weltspitze. Sie hat länger durchgehalten als jede andere vor ihr. Herzlichen Glückwunsch!

EUROPA 2

Vor gut zehn Jahren, am 11. Mai 2013, bekam die Europa eine im Konzept leicht veränderte Schwester, die Europa 2. Der Neubau hatte von vornherein einen großzügigen Spa-Bereich mit FKK-Außendecksfläche, ein Sushi-Restaurant, das französische Edel-Bistro »Tarragon« und den Nobel-Italiener »Serenissima«. Dazu ein »echtes« Show-Theater. Das Design ist schlichter, kühler, moderner und noch großzügiger; Suiten ohne Balkon gibt es nicht mehr. Zunächst tat sich Hapag-Lloyd Kreuzfahrten schwer, die Neue zu positionieren, d. h. vielmehr damit, dem Stammpublikum klarzumachen, dass es sich nicht um eine Kopie der Europa handelt. Jünger, trendiger, spritziger – und ohne Schlips und Kragen, ohne Captain’s Handshake, ohne feste Tischordnung sollte sie sein. Der Luxusveranstalter tat gut daran, die vielen alten Europa-Nörgler zu ignorieren, die »Europa-Standards« forderten. Heute ist bekanntlich die sehr beliebte Europa 2 die Trendsetterin, und verschiedene Konzepte wurden auf die Europa übernommen. Denselben Mut hatte man schon einmal 1999, als man das allzu hausbackene »alte« Publikum gern dem Mitbewerber Deilmann und seiner Deutschland überließ und konsequent den Weg ins 21. Jahrhundert suchte. Nur mit der gewünschten Internationalität tut man sich schwer; mit extra bezahlten Getränken, deutschem Entertainment und der unvermeidlichen Prise an Hanseatentum ist der späte Ballindampfer immer noch zu preußisch, um Publikum von Silversea, Seabourn oder Oceania anlocken zu können. Ein Branchenrätsel blieb lange Zeit die Finanzierung, die nicht von TUI in Hannover kam. Gerüchte von Fonds und Konsortien im Hintergrund gingen um, bis die FAZ, bislang nicht für Enthüllungsgeschichten bekannt, am 4. Oktober 2013 titelte »Der alte Mann und das Schiff« und den Stahlmagnaten und langjährigen Europa-Passagier Otto Mihm als Finanzier herausstellte.

So viel Champagner!

»Wir wollen unseren Gästen etwas bieten, was sie auf See nur bei uns finden«, sagt Max Weber, Corporate Sommelier Hapag-Lloyd Cruises. Das ist die größte Champagner-Auswahl auf See – eine Herausforderung, wenn man die begrenzten Lagermöglichkeiten bedenkt. Neu ist vor allem, dass auch Raritäten glasweise angeboten und offen ausgeschenkt werden. So kann jeder zu passender Gelegenheit ein Glas Krug Grand Cuveé oder Dom Pérignon Vintage probieren.

Das hohe Atrium der Europa setzte 1999 neue Maßstäbe

© Hapag-Lloyd Cruises

Kevon Fehlings Hand­schrift kennzeichnet den Gourmet-Tempel »The Globe« an Bord

© Hapag-Lloyd Cruises

Europas Beste

Seit 2004, als der Luxusliner vor Heiligendamm ankerte und damit auch der Reihe von kleinen, aber feinen Häfen einen weiteren hinzufügte, ist das Lidodeck alljährlich im Sommer ein Treffpunkt für Sterneköche und Winzer mit ihren erlesenen Produkten. Nach einer pandemisch bedingten Unterbrechung wird diese Tradition weiter gepflegt. Im Sommer 2023 war es wieder so weit: Zum vierten Mal fand das Spektakel in Hamburg statt, ein Dutzend international anerkannter Köche kam an Bord, dazu sieben Winzer – einer davon war, wie schon in den Jahren davor, Günther Jauch. Seit einigen Jahren sind Michelin-Sterne keine Voraussetzung mehr, obwohl insgesamt 14 der begehrten Auszeichnungen an Deck repräsentiert wurden, sondern auch pfiffige neue Ideen wie Grilled Cheese Sandwiches und Eis von Giovanni L haben eine Chance. Das Pooldeck wird zur Flaniermeile für Passagiere und einige wenige Tagesgäste; im vorderen Teil werden auf der Eventbühne, die den halben Pool bedeckt, die Protagonisten vorgestellt, und anschließend spielt flotte Musik, achtern zaubert jeder der Köche ein kleines Gericht, das sich wie am Jahrmarktstand (ohne zu bezahlen, versteht sich) »auf die Hand« mitnehmen und verkosten lässt. Auf den überdachten Promenaden Richtung Achterdeck und »Sansibar« gibt es edle Weine und Desserts. Tillman Fischer, Küchenchef der Europa, zeigte sich als Gastgeber, der auch seinen Kollegen Kevin Fehling begrüßte. Dieser hat mit »The Globe« ein eigenes Restaurant an Bord der Europa.

Günther Jauch bereichert die Schar der Winzer bei »Europas Beste«

© Hapag-Lloyd Cruises

»The Globe« – Gruß aus der Küche, auf der Weltkugel serviert

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Die Artania hat breite, holzbelegte Promenaden

© Christoph Assies

MIT KLASSIKERN AUF KURS IN DIE ZUKUNFT

Wer 40 Jahre und länger fahren will, muss viel investieren

von Christoph Assies und Oliver Schmidt

© Christoph Assies

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Gala-Abende statt Broadway-Shows, Kaffeestunde, bayerischer Frühschoppen statt der großen Auswahl verschiedener Restaurants an Bord – ist das heute noch zeitgemäß? Gibt es Kunden, die das wollen? Die Antwort ist eindeutig positiv, aber gibt denn »Hardware«, welche das 30. oder gar das 40. Dienstjahr passiert hat, noch eine komfortable Kreuzfahrt her? Auch das lässt sich machen, nur erfordert es viele Investitionen. In den 1970er und 1980er Jahren war eine Vielzahl griechischer Schiffe auf den Weltmeeren unterwegs, die noch das Linien- oder Auswanderergeschäft kennengelernt hatten. Die Investitionen, die sie im besten Wortsinn »über Wasser« hielten, waren auf das Notwendigste beschränkt, und das war nicht viel.

Der Bonner Veranstalter ­Phoenix ­Reisen ist ein völlig anderes Beispiel. Auch er begann mit Alttonnage, als es ihm 1988 gelang, Neckermann den langjährigen Chartervertrag für den deutschen Publikumsliebling TS Maxim Gorkiy