Kommissar Grantinger - Wolf Hamm - E-Book

Kommissar Grantinger E-Book

Wolf Hamm

4,9

Beschreibung

Ein Menschenherz hängt an der Kirchentür. Aufregende Dinge kommen im Markt Falkenburg bei Regensburg ins Rollen. Die mächtigste Frau des Orts wird ermordet. Der gefühlvolle, aber auch streitbare Kommissar Grantinger sieht in der schnellen Aufklärung dieses Verbrechens eine Möglichkeit, trotz seiner Strafversetzung noch befördert zu werden. Die Vorbereitung und Durchführung einer Wahlveranstaltung der National Republikanischen Partei (NRP) durch eine Gruppe von 'Jungmannen' der rechtsgerichteten HVD (Hilfe für Verfolgte in Demokratien) erschweren seine Ermittlungen. Ein heftiger Streit mit dem karrieresüchtigen Staatsanwalt erhöht Grantingers Misere. Schafft es Kommissar Grantinger, in Falkenburg wieder Ruhe und Beschaulichkeit herzustellen? Humorvoll und politisch aktuell stellt Wolf Hamm seinen Kommissar Grantinger vor die Aufgabe, einen Mord aufklären zu müssen.

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Leseprobe eBook Ausgabe 2015
©2015 SPIELBERG VERLAG, Regensburg
Umschlaggestaltung: Spielberg Verlag
Umschlagfotos: exclusive-design, markd800 - Fotolia.com
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung
Wolf Hamm
Die handelnden Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären rein zufällig. Auch die Verbrechen haben keine Beziehung zu wirklichen Fällen. Dieser Roman ist in jeder Hinsicht fiktiv. 
Die Meinungen der handelnden Personen sind ebenfalls frei erfunden und geben nicht die Meinung des Verfassers wieder.
Die Passagen im bayerischen Dialekt wurden so geschrieben, dass auch Nichtbayern sie flüssig lesen können. Es war keine genaue lautliche Umsetzung des Dialekts beabsichtigt. Auf die Auslassungszeichen wurde verzichtet.
Danksagung

Inhaltsverzeichnis

Das Herz

Eine Männerfreundschaft

Falkenburg

Das »Gasthaus zur Burg«

Sehr verdächtig

Die Exhumierung

Regensburg

Die letzte Chance

Die »Naturheilklinik Falke«

Der Stammtisch

Trittbrettfahrer

Der Spieler

Grantingers Triumph

Dr. Daniel Pfeiffer

Die Betreuerin

Monsignore Liebeneiner

Baldur

Der Theologe

Die kochende Volksseele

»Der schlaue Richter«

Schäferstündchen

Wo ist der Staatsanwalt?

Von Mann zu Mann

Die Studentin

In der Hölle

Das Warten

Ein Ausflug

Blamagen

Die besten Feinde

Das »Vierte Reich«

Die Beichte

Intermezzo amoroso

Herzensangelegenheiten.

Theater

Das Herz

Montag, 22. Mai
Umfrage: Die Falkenburger am glücklichsten
Laut Umfrage der FGM (Forschungsgesellschaft Mensch) leben in Falkenburg die glücklichsten Bürgerinnen und Bürger in Bayern.

Das Herz

»Du, Hackepeter, i hätt a Herz zum Verkaufn!«

»Johnny, jetzt reichts. Letztes Mal hast du mir eine überfahrene Katz gebracht, davor eine Waschbärenleich. Ich brauch nichts. Ich krieg meine Sachn vom Schlachthof in Regensburg.«

Trotz der Zurückweisung durch den Falkenburger Metzger Peter Hacker, Spitzname Hackepeter, hievte Johnny Thaler seine Aldi-Tüte so heftig auf die blitzblanke Glastheke, dass der Inhalt herauspurzelte und auf die Weiß- und Wiener Würste fiel.

»Jessas, Maria und Josef! Das ist ja ein Menschenherz!«

»Ja, freili, sag i doch, a Herz!«, betonte Johnny.

Der Metzger fischte es aus seinem Wurstangebot und verstaute es in der Tüte.

Die Frau Lehrerin, Fritzi Pfister, die Giftnudel des Orts, die gerade Blutwürste gekauft hatte, mischte sich ein.

»Das ist aber ein komisches Herz.«

»Ein Menschenherz is es«, wiederholte der Metzger und kaute an seinem rechten Daumennagel.

Die Lehrerin rief zwei weitere Käuferinnen herbei. Dicht umringten sie Johnny und das Herz und stießen höchst erregt Fragen hervor.

»Wo hast du das her?« »Wem gehört es?« »Wer ist gestorben?« »Wie ist er gestorben?« »Wer hat das Herz herausgeschnitten?« »Das sieht nach einem Mord aus!« »Ein Mord?« »Ja, das muss ein Mord gewesen sein.« »Johnny, hast du jemanden umgebracht?«

Angsterregend drangen die Frauenstimmen auf Johnny ein, ohne dass er den Inhalt des Wörterschwalls ganz verstanden hätte.

Johnny Thaler, Schreiner in den »Pestalozzi-Werkstätten«, war bei den Falkenburgern wegen seiner Fröhlichkeit sehr beliebt. Wenn der Dreißigjährige nicht in der Behindertenwerkstatt der Brüder vom Heiligsten Herzen Jesu arbeitete, streifte er in seinem T-Shirt mit dem Spruch »Falkenburg – mia san mia« durch die Straßen und fing mit allen, denen er begegnete, ein Gespräch an. Seine Unbekümmertheit gefiel den Falkenburgern. Immer noch lachen sie über seinen Zwischenruf während der Rede des Bürgermeisters Josef Kreitler, in der dieser sich für eine Chemiefabrik, die keiner wollte, aussprach. Mit dem Satz »Sepperl, du bist a Depperl« hatte er ihn lächerlich gemacht. Die Fabrik wurde nicht gebaut!

Obwohl die Ärzte bei ihm eine leichte bis mittelgradige Intelligenzminderung festgestellt hatten, war er gewitzt und einfallsreich. Keiner konnte ihm etwas vormachen. In der Schule allerdings bekam er keine guten Noten.

Die Vermutung der Frauen, er wäre an einem Mord beteiligt gewesen, verwirrte ihn. Unangenehmes schien sich über ihm zusammenzubrauen.

»I hab niemanden umbracht. An de Kirchentür wars gnagelt. Hackepeter, i gebs dir um zwei Euro.«

Die drei Damen diskutierten schrill, was zu machen sei. Schreckensschauer beim Anblick des Herzens regten ihre Fantasie und Redelust an. Es muss ein Mord gewesen sein! Endlich eine Sensation in Falkenburg! Und eine ganz grauenhafte dazu!

In Panik lief der sonst ruhige Metzger zum Telefon.

»So eine Aufregung in aller Herrgottsfrüh«, brummte er vor sich hin. Sein guter Ruf war in Gefahr. Er malte sich aus, dass Gerüchte in Umlauf kämen, sein Fleisch wäre von Katzen, Waschbären oder gar von …? Seine rege Fantasie gaukelte ihm Schreckensszenen vor, in denen er mit seiner Familie bettelnd von Haus zu Haus ging. Verarmt! Hungernd! Ausgestoßen! Gerade jetzt, nachdem er den Laden neu eingerichtet hatte.

»Herr Kommissar, hier ist Peter Hacker, wissen Sie, Johnny hat mir ein Menschenherz bracht, zum Verkaufen. Ich glaub, er hat jemanden ermordet.«

Der Kommissar lachte so laut, dass es hörbar aus dem Telefonhörer schallte. Als Hacker ihm klargemacht hatte, dass Jonny wirklich ein Menschenherz zum Verkauf angeboten hatte, bestellte er beide ins Kommissariat.

Der Metzger rief Johnny überlaut zu: »Wir sollen zum Kommissar kommen! Pack dein Herz zusammen! Los, los.«

Die drei Damen artikulierten kopfschüttelnd immer wieder das Wort »Mord« und spekulierten darüber, wessen Herz das gewesen sei und wer ihn oder sie umgebracht haben könnte.

Der Metzger sperrte den Laden zu. »Es wird schon nicht so lang dauern«, hoffte er und eilte mit dem verdutzten Johnny und dessen Aldi-Tüte samt Inhalt zur Burg, in der das Kriminalkommissariat untergebracht war.

Über die Rodinger Straße, auf der wieder einmal alle zu schnell fuhren, hasteten sie zur St.-Sebastian-Kirche, die gerade mit neun Glockenschlägen die Ohren behämmerte. Dort zeigte Johnny seinem Begleiter die Stelle an der Tür, an die das Herz genagelt war. Dann marschierten sie die Burgstraße entlang und stiegen die Stufen hinauf.

Innerlich schimpfte Hacker vor sich hin, weil seine Frau zum Einkaufen nach Regensburg gefahren war, die Tochter mit dem Transportwagen in Nittenau eine Filiale belieferte und er deshalb zu Fuß gehen musste. Sein Stresspegel stieg: Es drängte ihn ins Geschäft zurück. Warum wollte der Kommissar auch ihn sehen? »Johnny ist doch mit seinen dreißig Jahren alt genug, allein zum Kommissar zu gehen«, grummelte er in sich hinein.

Trotz des anstrengenden Bergaufstiegs plauderte Johnny irgendetwas vor sich hin, so aufgeregt war er. Zur Kriminalpolizei sollte er kommen! Er hatte doch nichts verbrochen! Endlich keuchten sie die letzten Meter in den äußeren Burghof. Dort befand sich die »Kriminalpolizeiinspektion Regensburg, Außenstelle Falkenburg« in dem ehemaligen Forsthaus. Diesen kleinen Bau teilten sich die Kriminalpolizei und eine Pension. In einem winzigen Büro residierte der einzige Vertreter staatlicher Verbrechensbekämpfung vor Ort: Kriminalkommissar Sascha Grantinger.

Während Johnny und Hackepeter ihre Fitness gesteigert hatten, verbreiteten die drei Damen die schaurige Botschaft:

Es war ein Mord geschehen.