Kommissar Herbst und der Rüde Rüdiger - Waldemar Paulsen - E-Book

Kommissar Herbst und der Rüde Rüdiger E-Book

Waldemar Paulsen

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Beschreibung

1975: Das einträgliche Geschäft mit Lust und Laster hat in diesem Jahrzehnt Hochkonjunktur. Der Autor setzt zum dritten Mal Kommissar Max Herbst mit maßgeblicher Unterstützung seines neuen Praktikanten zur Lösung eines Tötungsdelikts im Rotlichtmilieu ein. Die Spur führt zu einem Zuhälterkartell, das es sich zu eigen macht, die Rentenkasse durch Schutzgelderpressung zu füllen. Nach zwei Mißerfolgen miot den vorherigen Praktikanten handelt es sich bei dem Neuen nunmehr um Rüdiger: den Boxer-Rüden Rüdiger, den Max Herbst von einer verflossenen Liebe übernommen hat. Zwischen Kommissar Herbst und seinem Vorgesetzten kommt es häufiger zu Kontroversen. Die Gedanken jund Handlungen des Max Herbst bezüglich seiner kriminalistischen Arbeit sind real geschildert und keinesfalls überzogen, denn der Autor war dabei. Die Handlung zeigt Ereignisse, die sich so ähnlich zugetragen haben könnten... Der Roman liest sich in drei Sprachen: Im St.Pauli- Duktus, im Polizeideujtsch und im Volksmund wie Maertikn Luther in beschrieb: "Schauet dem Volke auf`s Maul!"...

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Waldemar Paulsen

Kommissar Herbst und der Rüde Rüdiger

Ein St. Pauli-Krimi

St. Pauli 1975

Das einträgliche Geschäft mit Lust und Laster hat in diesem Jahrzehnt Hochkonjunktur.

Der Autor hat zum dritten Mal den sachlichen, unaufgeregten Kommissar Max Herbst mit maßgeblicher Unterstützung seines neuen Praktikanten zur Lösung eines Tötungsdelikts im Rotlichtmilieu eingesetzt. Die Spur führt zu dem agierenden Zuhälterkartell, das es sich zu eigen macht, die Rentenkasse durch Schutzgelderpressung aufzufüllen.

Nach zwei Misserfolgen mit den vorherigen Praktikanten handelt es sich bei dem Neuen nunmehr um Rüdiger; dem Boxer- Rüden Rüdiger, den Herbst von einer verflossenen Liebe übernommen hat.

Zwischen Kommissar Herbst und seinem Dienststellenleiter kommt es häufiger zu Kontroversen.

Die Gedanken und Handlungen des Herbst s bezüglich seiner kriminalistischen Arbeit sind real geschildert und keinesfalls überzogen oder unrealistisch., denn der Autor war dabei. Die Handlung zeigt Ereignisse, die sich so ähnlich zugetragen haben könnten…

Der Roman liest sich in drei Sprachen: Im St. Pauli- Duktus, im Polizeideutsch und im Volksmund wie Martin Luther ihn beschrieb: Schauet dem Volke auf s Maul…

Waldemar Paulsen

Kommissar Herbst

und der Rüde Rüdiger

Ein St. Pauli-Krimi

Impressum

Texte:© 2022 Copyright by Waldemar Paulsen

Umschlag:© 2022 Copyright by Waldemar Paulsen

Verantwortlich für den Inhalt:

Waldemar Paulsen

Kurlandstraße 1c

24960 Glücksburg (Ostsee)

[email protected]

Druck:neobooks, ein Service der

Neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

Entweder sie erwischen dich oder du sie,

eine Pausentaste dazwischen gibt es nicht.

Ist halt das Spiel, das Gesetz auf St. Pauli…

Kapitel 1

Er fuhr seit Nächten immer und immer wieder bei beginnender Dunkelheit in dieser lauen Sommernacht am Montag, dem 18. August 1975, mit einem knallgelben, klapprigen VW-Polo durch die Straßen St. Paulis und nicht wie gewohnt, mit seinem ganzen Stolz, dem frisch vom Band gerollten Mercedes 560 SEL in silbermetallic. Über die Davidstraße, an der Polizeistation vorbei, bog er in die Friedrichstraße ein und am Hans-Albers-Platz nach links in die Gerhardstraße in Richtung Erichstraße, als er ihn endlich sah:

Eier-Otto, diesen üblen Luden, den Baracken-Elvis, dieser Schmock, der sich angeregt mit einer Animierdame des Cabarets „Reitstall“ unterhielt. Seine Motorik ließ deutlich erkennen, dass er merklich betrunken war. Er wankte von rechts nach links, hielt sich zwischendurch immer wieder mal an dem an der Hausmauer befestigten Zigarettenautomaten fest, während er die Frau zutextete.

Er dibberte und dibberte unaufhörlich in einer Lautstärke, dass diverse Passanten ihr Augenmerk auf diese beiden Personen richteten.

Der Fahrer drehte den Kopf nach links, um von Eier- Otto nicht erkannt zu werden, obwohl er zwecks Tarnung eine flachsblonde Mini-Pli- Perücke trug und sich einen hellblonden Schnurrbart unter die Nase geklebt hatte. Sicher ist sicher, dachte er. Dann parkte er den Polo direkt am Fahrbahnrand neben die Hofeinfahrt von Puff- Uwe` s Bordell. Es war eine Gegend, die rundherum vom Sozialen Wohnungsbau der Jahrhundertwende geprägt war. Die Fensterscheiben bestanden aus dünnem Einscheibenglas.

Im frostigen Winter leckten die alternden Prostituierten in den Koberfenstern bei Langeweile die Eisblumen von den Scheiben.

Langsamen Schrittes ging er einmal um den Block und über die Herbertstraße wieder zurück in die Gerhardstraße, wo er einen Moment innehielt. Er stellte sich an die Ecke und peilte die Lage. Eier-Otto verabschiedete sich lautstark gestikulierend von der Animierdame und ruderte steifbeinig im Zickzackkurs mit ausgebreiteten Armen in Richtung des geparkten gelben Polos.

Nachdem die Animierdame wieder im „Reitstall“ verschwunden war, folgte der Polo-Fahrer dem trunkenen Eier-Otto, während er noch einen flüchtigen Blick auf seine Rolex mit Brillantkranz warf. Das Zeiteisen war sein ganzer Stolz. Er hatte es einem Hehler für sechs Riesen abgeschwatzt; natürlich mit Zertifikat. Das Schmuckstück war nicht in der Sachfahndungsdatei des Polizeicomputers gelistet, hatte ein Streifenbeamter des Nachbarreviers ihm gesteckt. Dieser hatte sich den Dienst mit einem halben Riesen verdient gemacht. 500 waren nun auch mal Strom, der nicht zu verachten war.

Um 23:30 Uhr versuchte Eier-Otto in Höhe des geparkten Polos` s auf dem Gehweg geradeaus zu gehen.

Er benutzte die gesamte Breite des Weges und erinnerte an einen Seemann, der sich bei Windstärke acht mühsam bemühte, auf einem Schiffsdeck vom Heck Richtung Bug zu gehen.

Durch das flackernde Licht einer Straßenlaterne konnte der verfolgende Fahrer des Polo s die Konturen Eier-Ottos deutlich erkennen. Er warf einen hastigen Blick zu beiden Seiten der Erichstraße, die zu dieser Uhrzeit am Montag nicht mehr so stark von Freiern frequentiert wurde.

Aus Richtung Davidstraße kam ein torkelndes Pärchen, dass gerade in Höhe seines Polo s wankte. Der Polo- Fahrer sah die dreckigen Gesichter des Paares. Die schattigen Augen, die eingefallenen Wangen. Die Haut war zerfurcht, die Zähne nur noch Rudimente eines einstmals vollständigen Gebisses. Die braunen Augen der Frau blickten aus tiefen Höhlen. Die körperlichen Entzugserscheinungen waren deutlich zu erkennen. Sie krampften und zuckten wie Alkoholiker, zeigten deutliche Wesenszüge, als wenn die Weiße Dame, Kokain und Heroin, sie besucht hätte. Der Kopf des Mannes kippte immer wieder nach unten, als wenn er jeweils einen Schalter umgelegt hatte. Es war wohl das dumpfe Gefühl der Ausweglosigkeit. Häufig war die Habe weniger, als in den Rucksack passte, weil Drogen mit Obdachlosigkeit einhergingen.

Der Polo- Fahrer reunte weiter die Hausfassaden der Erichstraße ab. Die Koberfenster von Puff- Uwe s Bordell waren unbesetzt, Die Dirnen schienen allesamt beschäftigt zu sein. Ihm war schon bewusst, dass er so unangenehm wie eine Cobra sein konnte. Einen Moment hielt er inne, bis die Drogenkonsumenten Eier- Otto passiert hatten und weiter in Richtung Balduinstraße getorkelt waren.

Er zielte auf den Schädel von Eier-Otto und krümmte mit dem rechten Zeigefinger den Abzugshebel der Pistole durch, die einen aufgeschraubten Schalldämpfer besaß. Bevor das Geschoß die Pistole mit einem leisen plopp verließ, stolperte Eier- Otto einige Sekunden zuvor über eine abgesenkte Gehwegplatte und kam ins Straucheln.

Otto spürte einen heftigen Schlag an den linken Oberarm; hart und trocken, als wenn ihn ein scharfkantiger Stein getroffen hätte.

Er vernahm keinen Schmerz, während er sich schnaufend und prustend in den Innenhof von Puff-Dieter s Bordelleinheiten schleppte.

Eier- Otto keuchte stolpernd vorwärts, sein linker Arm fühlte sich wie gelähmt an. Warmes Blut tropfte nicht aus seinem Hemdsärmel, nein, es floss in Strömen den Arm hinunter und von dort auf das Hofpflaster. Er ließ, eine deutliche Blutspur hinter sich lassend, in einer dunklen Hausecke flach ins Gebüsch fallen. Otto war nicht mehr Herr seiner Sinne. Von Minute zu Minute verschwand alles wie hinter einer Nebelwand; wurde düster…

Der Schütze schien seine Spur verloren zu haben. Eier-Otto brach in Schweiß aus, fühlte sich verlorener denn je. Er dachte an die Reaktionen, während ihn die Wut packte.

Also schön, ich habe verstanden. Mit der Partie ist es aus. Sie ist ja eine scharfe Braut, die Biggi. Ihre üppigen Brüste und dazu der knackige Arsch, wie reife Kokosnüsse. Alle diese Attribute hatten auf ihn wie eine Einladung gewirkt. Mollige bedeuten mehr Spielzeug, mehr Spaß, sinnierte er. Ich hatte gedacht, dass auch ein freundschaftliches Beisammensein Spaß machen würde.

Nein, ich wollte sie nicht abgraben, aber, wenn ich eines gelernt habe: Niemand schenkt dir etwas, du musst es dir einfach nehmen, ist leider so. Ein Irrtum meinerseits? war der widersprüchliche Gedanke von Otto, dessen Atem flacher wurde.

Seine Augenlider wurden schwer, er hatte Mühe, sie offen zu halten. Er ahnte Schreckliches, als zöge sich ein unsichtbares Netz immer enger um ihn zusammen.

Aus der Ferne tönte ein deutlich hörbares Signalhorn. Polizei, Feuerwehr oder Rettungswagen; er wusste es nicht?

Eier- Otto hörte kräftige, näherkommende, klackernde Absätze auf dem gepflasterten Innenhof, wühlte sich mit letzter Kraftanstrengung tiefer in das Gestrüpp, um sich zu verstecken, während der Schütze mehrmals in die Blutspur von Otto latschte. Der Geruch des Todes lag in der Luft…

Kapitel 2

Montag, 18.08.1975, 21:00 Uhr, Hamburg- St. Georg, Nobelbordell „Blauer Engel“.

Es war die Erste und teuerste Adresse Hamburgs für die Hanseatische Gesellschaft, die etwas Zerstreuung suchte und Dampf ablassen wollte von dem beruflichen und häuslichen Alltagsstress.

Der Portier des Etablissements in seinem Livre` war für angenehme Benimmregeln und Diskretion bekannt. Täglich ab 22:00 Uhr war er bis 04:00 Uhr in der Früh auf seinem Posten. Leck- Hans war stolz, seine Berufskleidung gestellt bekommen zu haben; und dass er nun seit Jahren endlich im ersten Haus am Platze angekommen war. Stets setzte er eine vergnügliche Miene auf, wenn ein Gast um Einlass bat; seine Zungenspitze kreiste dabei unaufhörlich über Ober- und Unterlippe.

Im Foyer des Hauses hing ein überdimensionales, mit Goldrahmen verziertes Bild auf dem zu lesen war:

Der Blaue Engel steht für Sinnhaftigkeit, Jungfräulichkeit und einer Spur Ruchbarkeit. Wir wünschen Ihnen angenehme, entspannte Stunden in unserem Haus. Sie kamen als Fremder und gehen als Freund.

Schweine-Willy hatte sein Haus über Jahre mit Akribie zu dem gemacht, was es nun darstellte. Er hatte ein neues Frauenbild kreiert, die Femme Fatale geschaffen.

Es waren männerverschlingende Frauen, die den testosterongesteuerten Freier ins Verderben lockten. Die anwesenden Dirnen waren sorgfältig von ihm nach Schönheit, Intellekt und ausgezeichneten Manieren ausgewählt worden, wie auch das weibliche und männliche Personal an der Bar.

Allesamt hatten die Edelhuren einen Zuhälter. Willy Wichtig hatte ausdrücklich untersagt, dass die Dirnen von ihren Luden bei Schichtbeginn vor dem Portal aus den protzigen Schlitten ihrer Beschützer aussteigen durften. Sie hatten über den Hinterausgang das Bordell zu betreten und zu verlassen.

Schweine- Willy hatte eine Vereinbarung mit dem Pächter des auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Hotels getroffen. Die Dirnen gingen ausschließlich bei ihm der Prostitution nach und nutzten den Blauen Engel lediglich zur Kontaktaufnahme. Die Zimmermiete für das Stundenhotel hatten die Freier zu zahlen. Der Hotelier wiederum zahlte Schweine- Willy vierzig Prozent Provision von der Zimmermiete, natürlich cash. Irgendwie musste Willy sich seinen Rolls Royce, die Yacht und die Villa in Blankenese nebst den sonstigen Annehmlichkeiten leisten können.

Ausnahmslos montags, um 21:00 Uhr, traf sich im Kellergeschoß des Blauen Engel der von Schweine -Willy ins Leben gerufene Verein „Immertreu“.

Willy Wichtig hatte den Verein vor zwei Jahren aus egoistischen Gründen hauptsächlich zu seiner Gewinnmaximierung gegründet.

Es war der sogenannte Ringverein, der für die Mitglieder durch einen besonderen Siegelring erkennbar wurde, den man sich verdienen musste.

Der protzige Ring bestand aus achtzehnkarätigem Weißgold, die Fassung zeigte einen üppigen, furchtaussehenden Totenkopf. Links und rechts des Ringes war jeweils das Monogramm des verdienenden Trägers graviert.

Schweine- Willy finanzierte die Ringe und ließ sie bei besonderem Anlass von einem Juwelier auf der Reeperbahn zu vereinbarten Sonderkonditionen in Auftrag geben.

Jedes Mitglied war sich des besonderen Rituals bewusst, dass nur bedingungsloser Gehorsam bis in den Tod ihr Handeln bestimmte.

Es waren die Regeln, die Schweine- Willy formuliert hatte und ständig von ihm evaluiert wurden. Sie verhalfen ihm zu einem Vermögen der besonderen Art. Er wollte seinen Clan ganz oben sehen, allen Widerspenstigen sein Mal einbrennen. Schon gar nicht war es seine Absicht, der Billigheimer der Nation zu werden. Nichts gab es zum Nulltarif. In diesem Land ging nur die Sonne umsonst auf, alles andere musste man sich nehmen, war Willy s Maxime. Er war eben ein Gewinner, der sich von nichts und niemandem bremsen ließ.

Sein Ego war so groß wie der Mount Everest. Das übersteigerte Imponiergehabe verstand er prima zu inszenieren. Wer waren sie alle ohne ihn? Ein nichts, meinte Schweine- Willy und schmunzelte bei dem Gedanken.

Willy hielt stets das akademische Viertel ein, obwohl die Wanduhr bereits 21:00 Uhr zeigte.

Er wollte durch sein Verhalten seine Machtstellung unterstreichen und gleichzeitig sollte es als präventive Warnung dienen.

Er war der Silberrücken unter den Alphatieren des Rotlichtmilieus.

Seine Fußsoldaten hatten bereits an dem viermal einen Meter großen Tisch Platz genommen, der sich in zwei Metern Entfernung vor dem fünfzig Zentimeter hohen Holzpodest befand. Auf dem Podest stand ein überbordender, barocker Thronsessel, wie man ihn ansonsten nur in englischen Herrschaftshäusern finden konnte. Neben dem Holzpodest war ein ebensolches angelehnt, das jedoch nur mit dreißig Zentimetern Höhe geschreinert worden war. Auf diesem stand ein schlichter, lederner Armlehnsessel, der ebenfalls noch unbesetzt war.

Nasen- Peter, Kinn- Dieter, Nerven- Müller, Glatzen- Horst, Grübel- Otto, Ochsen- Gerdie, Bacardi- Fred, Sado- Schorsch und Psycho- Siggi hatten bereits Platz genommen.

Es fehlte Dödel- Alex, Alex Meyer, der mit dem Zauberschwanz. Sein Platz neben dem Thron von Schweine- Willy war leer.

Er war Willys Adlatus, der von Willy ernannte Staatsanwalt. Man erzählte sich, dass er einen unruhigen Halm haben würde, der stärker als Eisen, härter als ein Diamant und dicker als ein Baseballschläger sein würde. Sex ohne Bohrhammer in sechzig Sekunden, sagte man ihm nach.

Alex wurde zum Tier, wenn jemand nur ansatzweise versuchte, eine seiner einkommensträchtigen Bräute abzugraben oder nur den Versuch unternahm, ohne lukrative Abstecke eine abzuwerben. Andere Prostituierte mieden ihn wegen seiner unendlichen Ausdauer, konnten sie doch in derselben Zeit drei andere Freier bedienen und somit die Krumme für ihre Luden zufriedenstellender mehren. Damit stieg auch ihr Ansehen bei ihren Beschützern.

Der Verein „Immertreu“ mit seinem Richter Schweine- Willy achtete peinlichst genau darauf, dass hauptsächlich keine männlichen Luden die von ihm aufgestellten ehernen Regeln missachteten. Ebenfalls kamen auch Dirnen bei ihm vor Gericht, die versuchten, sich als Lampenbraut anzubieten. Jeglicher Kontakt zur Schmiere war untersagt, ebenfalls offen ausgetragene Konflikte. Die Proteste dienten nur dazu, die Polizei auf den Plan zu rufen und ihre Gewinnmaximierung zu schmälern; Geschäfte zu stören und zu schädigen. All das war ein strenger Verstoß, der stringent geahndet wurde.

Sie waren die Geräuschlosen Kaufleute, eine verschworene Gemeinschaft und so sollte es bleiben. Willy war stets auf der Suche nach Leuten, die nichts mehr zu verlieren hatten und sie alle waren diese Klientel zuzuordnen.

Nachdem der Barkellner aus der Kontaktbar im Obergeschoß neun saubere Aschenbecher und diverse alkoholfreie Getränke auf dem Tisch platziert und mit eiligen Schritten den Raum verlassen hatte, zeigte die Wanduhr 21:15 Uhr, als Schweine- Willy den rauchgeschwängerten Raum betrat und mit gespielter, bedeutungsloser Miene und unterkühltem Ton äußerte: „Entschuldigt Jungs, ich habe eben noch die Kühlerfigur meines Rolls Royce nachpolieren müssen.“

Schweine- Willy gluckste bei der Bemerkung, gleichzeitig achtete er auf das Mienenspiel und die Reaktionen der Rotlicht- Truppe.

Er erwartete hörbaren Beifall, den er jedes Mal in Form von Klopfgetöse auf den Tisch erhielt, wenn er montags mit einem neuen Joke den Raum betrat. Es war seine feinsinnige Witterung mit der er den absoluten Gehorsam checkte.

Ein unpassendes Mienenspiel eines seiner Soldaten deutete er stets als negative Botschaft. Seine Scharfsinnigkeit war sein Kapital. Man muss Menschen lesen können, war seine Maxime, die ihm zum Erfolg geführt hatte. Er war nun mal der Silberrücken, der Leitwolf in dieser Herde. Sein Spürsinn hatte ihm stets zu Profit verholfen.

Er lebte nach dem Motto, dass der Feind seines Feindes sein Freund werden sollte. So hatte er auch seinen einstigen Rivalen Ochsen- Gerdie für sich einnehmen können.