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Der Autor hat zum vierten Mal seinen Kommissar Max Herbst mit Hilfe seines Praktikanten, dem Rüden Rüdiger, zur Bekämpfung der Kriminalität im Rotlichtsumpf St.Pauli`s eingesetzt. Nachdem die Inkassobeauftragten des Paten von St.Pauli hinter Gittern schmorend auf ihren Prozess warteten, setzte Herbst alle Kraft ein, um den Paten zur Strecke zu bringen. Er war die lenkende Hand des Milieus. Wo verblieben die vermissten, renitenten Dirnen der Hanseatischen Vermieter weiblicher Geschlechtsteile? Was war die Wellness-Oase für ein Betrieb? Was suchte der Poussierer Mischa in Gran Canaria- San Agustin- und was trieb Kriminaldirektor Zahlmann für ein Spiel? Welche Rolle spielte der Hausadvokat des Paten? Sollte das geplante Attentat auf die Polizeistation gelingen? Fragen über Fragen, dessen Puzzle Kommissar Herbst mühsam zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zusammensetzen wollte. Bei diesem Krimi handelt es sich um den letzten Band einer Tetralogie, als Folge thematisch zusammenhängender, frei erfundener Handlungen, die inspiriert sind von wahren Begebenheiten. Teils wurde Zeitabläufe, Ereignisse, Personen und Örtlichkeiten geändert. Ähnlichkeiten mit vielleicht noch lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt, scheinen aber manchmal unvermeidbar zu sein.
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Seitenzahl: 209
Waldemar Paulsen
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Inhaltsverzeichnis
Titel
[Titel]
[Kurze Inhaltsbeschreibung]
[Impressum]
[Vorangestellt]
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Nachwort
Der Autor
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Impressum neobooks
Spiritus rectorEin St. Pauli Krimi Waldemar Paulsen
St. Pauli Anno 1975…Der Autor hat zum vierten Mal seinen unaufgeregten Kommissar Max Herbst mit Hilfe seines Praktikanten, dem Rüden Rüdiger, zur Bekämpfung der Kriminalität im Rotlicht-Sumpf St. Paulis eingesetzt.
Nachdem die Inkassobeauftragten des Paten von St. Pauli hinter Gittern schmorend auf ihren Prozess warteten, setzte Herbst alle Kraft ein, den Paten zur Strecke zu bringen. Er war die lenkende Hand.
Wo verblieben die vermissten, renitenten Dirnen der Hanseatischen Vermieter weiblicher Geschlechtsteile?
Was war die Wellness-Oase für ein Betrieb?
Was suchte der Poussierer Mischa in Gran Canaria-San Agustin- und was trieb Kriminaldirektor Zahlmann für ein Spiel?
Welche Rolle spielte der Hausadvokat des Paten?
Sollte das von dem Paten geplante Attentat auf die
Polizeistation gelingen?
Fragen über Fragen, dessen Puzzle Kommissar Herbst mühsam zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zusammensetzen wollte.
Bei diesem Krimi handelt es sich um den letzten Band einer Tetralogie, als Folge thematisch zusammenhängender, frei erfundener Handlungen, die inspiriert sind von wahren Begebenheiten. Teils wurden Zeitabläufe, Ereignisse, Personen und Örtlichkeiten geändert.
Ähnlichkeiten mit vielleicht noch lebenden Personen sind nicht beabsichtigt, aber scheinen manchmal unvermeidbar…Waldemar Paulsen war Kriminal-Hauptkommissar bei der Hamburger Kripo. Er war in den siebziger- und achtziger Jahren als Zivilfahnder auf der Davidwache tätig.
Text: Copyright by Waldemar PaulsenUmschlag: Copyright by Waldemar PaulsenVerlag: Waldemar Paulsen Fördepromenade 10 24944 [email protected]: epubli, ein Service der
Neopubli GmbH, Berlin
St. Pauli ist gefährlich und Wachsamkeit der Eintrittspreis.Es gibt keinen besseren Schutz als Macht!
„Ihr möchtet, dass ich übernehme und über die Ordnung in diesem Stadtteil entscheide?
Es ist unser Kiez, den uns keiner nehmen kann!
Das Monopol ist jegliche Macht, man muss der Schmiere nur überzeugend genug gegenübertreten.
Wollt ihr im Exil leben, außerhalb St. Paulis?
Wohl eher nicht. Wer einmal im Exil lebt, kann doch als Vertriebener niemals zurück. Die Kiezianer brauchen mich und ihr seid mein Team. Ich bringe eine gewisse Ordnung in ihr Leben. Nicht Recht, sondern Ordnung. Wie weit seid ihr bereit zu gehen. Bis zum bitteren Ende. Ist es nicht besser zu sterben, als die Realität zu ignorieren?“,
waren Schweine-Willys theatralisch gebrüllten Worte, die er im Kellersaal des „Blauer Engel“, seinem Hauptquartier, dem Nobel-Bordell Nummer eins in St. Georg, seinen eiligst herbeigeorderten Fußsoldaten im rauchgeschwängerten Raum seiner Kommandozentrale zu verstehen gab. Willy war der anerkannte Silberrücken unter den Alpha-Tieren des Rotlichtmilieus, der einflussreichste Typ auf dem Kiez. Man nannte ihn den Paten.
In seinen Augen steckten Energie und eine gewisse Verschlagenheit. Die Muskeln unter seinem Sakko wirkten durchtrainiert.
Auf Knopfdruck konnte er aber auch ebenso gut auf Wehmut umschalten; je nachdem, welchen Gesprächspartner er gerade vor sich hatte.
Er war ein Macher mit unglaublich vielen Facetten. Willy schaffte sich seine eigenen Dimensionen, oft anarchisch, großzügig, charmant. Häufig war er aber auch brutal und kaltschnäuzig. Er war ein unbequemer Gegner, der weltmännisch und risikoreich auftrat, stets von Mutterwitz und Rhetorik begleitet.
Willy hatte nie richtig geliebt, wie die meisten Luden. Für sie war eine Frau nur Körper, Materie.
Der Pate ließ sich in seinen üppigen, überbordenden Thronsessel fallen. Während seiner Ansage hatte er sich aufgerichtet, wollte mit dieser Geste überzeugender wirken.
Neben ihm saß mit unbewegter Miene der 36-jährige Glatzen-Horst aus Dortmund, den Willy diesen Monat zu seinem neuen Staatsanwalt seines Ehrengerichts, dem Verein „Immertreu“, ernannt hatte, nachdem dem in Ungnade gefallenen Dödel-Alex diese Funktion aberkannt wurde. Alex erhielt von Schweine-Willy St. Pauli-Verbot und wurde nach Frankfurt verbannt
Glatzen-Horst maß 178 cm und war von kräftiger Gestalt.
Sein rundliches Gesicht passte nicht unbedingt zu seinen Schlitzaugen, der wohlgeformten Nase und seinen weichen Gesichtszügen. Er war ein gefährlicher, herablassender, schizophrener Typ, der Adlatus von Schweine-Willy.
Vor ihnen saßen in etwa zwei Metern Entfernung an einem vier Mal einem Meter großen Eichentisch die Fußsoldaten.
Der 30jährige schmalwüchsige Ratten-Ralf rutschte mit seiner 195 cm dürren Gestalt unruhig auf dem Stuhl hin und her, während er sich bereits die dritte Zigarette mit seinem Dupont-Feuerzeug anzündete. Ralf war ein Typ mit schütterem, blondem Haar, tiefliegenden blauen Augen und dunklen Ringen. Besonders auffällig waren seine vorspringende, spitze Nase und seine lückenhaften, bräunlich schimmernden Zähne. Linksseitig konnte man in seinem Augenwinkel drei tätowierte Knasttränen erkennen. Ratten-Ralf war ein leptosomer, leichtsinniger und psychopathischer Typ, der aus Hamburg-Heimfeld in die große Familie nach St. Pauli kam.
Neben ihm saß der 45jährige, 180 cm große, schnurrbärtige Muskel-Alfred.
Alfred fiel durch seine stets mit Gel glatt gekämmten schwarzen Haare und seiner runzeligen Stirnglatze auf.
Sein muskulöser Hals, dazu die breite Knollennase und die buschigen, schwarzen Augenbrauen verliehen ihm ein martialisches Aussehen. Stets trug er Oberbekleidung mit kurzen oder hochgekrempelten Ärmeln, sodass man jederzeit die auf den Unterarmen tätowierten Schiffsanker sehen konnte. Wenn er redete, hatte man den Eindruck, dass er einen Fetzen Wolldecke im Mund verwahrte.
Alfred kam ehemals von der Vogelschutzinsel Trischen, die sich als Wanderdüne in der Nordsee befindet, wo er sich bis zum 16. Lebensjahr langweilte. Eines nachts war er damals ohne Erlaubnis seiner Eltern mit einer Luftmatratze nach Cuxhaven geschippert und von dort mit einem Fischkutter in den Hamburger Hafen gelangt. Mittlerweile hatte sich Alfred zu einem einfallsreichen Strategen mit besten Kiezkenntnissen entwickelt. Er hatte das Stehvermögen eines Stiers in der Arena.
Neben Muskel-Alfred saß der 23jährige Baby-Face aus Aachen. Er sah neben Alfred mit seinen 162 cm winzig aus. Baby wurde meist unterschätzt, weil er mit seiner schmächtigen Gestalt, seinen weichen, rundlichen Gesichtszügen, den kleinen Schweinsaugen und den welligen blonden Haaren wie ein Looser wirkte.
Er hatte die Gestalt eines Pyknikers. Das auffälligste Merkmal war wohl sein mächtiger Schädel. Man nannte ihn auch gelegentlich „Flötenkessel“.
Dieser kreative, feindlich gesinnte Typ diente dem Paten des Kiezes, Schweine-Willy, bedingungslos.
Aufmerksam hatte auch Kinn-Dieter, der 178 cm große Ostfriese mit seinem weizenblonden, vollen Haupthaar den Ausführungen von Schweine-Willy gelauscht.
Dieter fiel durch sein vorspringendes Kinn, seinem eckigen Kopf und dem kurzen Hals auf. Er erinnerte stets an ein Mitglied der Dalton-Räuberbande. Dieter hatte mit Bravour in Beisein von Grübel-Otto die Festnahme von Dödel-Alex vorgenommen und somit Pluspunkte bei Schweine-Willy gesammelt.
Kinn-Dieter hatte das uneingeschränkte Vertrauen von Schweine-Willy.
Etwas abseits saß der Schöne Mischa, wie er von den Bräuten im Milieu tituliert wurde.
Der 27jährige Mischa war wegen seines blendenden Aussehens und seiner Manieren der Poussierer des Vereins „Immer Treu“.
Er fiel stets als charmant, clever und charakterstark auf, gab sich fürsorglich, zeigte sich höflich und einfallsreich.
Gegenüber anderen Hanseatischen Vermietern von weiblichen Geschlechtsteilen war er durchaus parkettfähig.
Man ahnte seine Profession nicht, wenn er in sich in Kreisen der Hanseatischen Gesellschaft befand.
Mischa sah man ausschließlich in hellfarbenen Maßanzügen, passend dazu trug er maßgeschneiderte, italienische Halbschuhe. An seinem linken Handgelenk blitzte seine achtzehnkarätige, üppige Rolex-Armbanduhr mit Brillantkranz. Sein ganzer Stolz war sein Rolls Royce Silvershadow in perlmuttfarben. Wenn er mit diesem Gefährt von seinem Wohnsitz in Hamburg-Eppendorf nach St. Pauli fuhr, hatte er die Aufmerksamkeit der Passanten und der Kiezianer für sich gepachtet. Jeder sinnierte: Der hat es geschafft!Grübel-Otto war abwesend. Er war als Wirtschafter ins Eros-Center, Haus D, abgeordnet, weil es dort in den letzten Nächten immer wieder zu Protesten mit den Bräuten gekommen war. Sie waren den Luden nicht fleißig genug. Die Beträge in den Umschlägen mit dem Unzuchtslohn wurden immer dürftiger.
Otto hatte den Ruf als Zuchtmeister im Milieu erhalten.
Die Dirnen fürchteten ihn, weil sie Angst vor seinem unerbittlichen Zorn hatten, der in Gewaltexzessen endete.Schweine-Willy erhob sich erneut von seinem Königssessel und ließ mit einer hektischen Handbewegung die Messingglocke läuten.
Unverzüglich verstummte das Gemurmel der Truppe.„Jungs, ihr wisst, weshalb ich die Sondersitzung heute einberufen habe?
Unsere Inkassobeauftragten, Sado-Schorsch, Ochsen-Gerdi und Nerven-Müller sind verschütt gegangen. Sie befinden sich in Untersuchungshaft. Die Anwälte sind bestellt.“
Baby- Face unterbrach den Paten und bemerkte:
„Was sollen die schon bringen? Die Schmiere und der Schwarzkittel fürchten die nicht.“
„Baby“, erwiderte Willy: „Das sollten sie aber. Keiner weiß besser, als unsere Winkeladvokaten, wie man das Gesetz bricht und nun unterbrich mich nicht laufend!“, zischte Willy in den Raum.
„Die drei Inkassos haben sich absolut dilettantisch verhalten. Mussten sie gleich so forsch auftreten? Etwas mehr Hirn eingesetzt zu haben, wäre nicht zu viel verlangt gewesen, Jungs. Das erwarte ich einfach von euch!
Sie hätten durchaus beim ersten Mal aus den Schankwirtschaften gehen und als Präsent Buttersäure schenken können. Solch eine Warnung wäre schon verstanden worden.
Man hat uns auf übelste Weise verraten. Weshalb war die Schmiere mit ihrem Großaufgebot zur Stelle, als unsere Jungs unsere Monatsbeiträge, unser Inkasso, eintreiben wollten?
Es gibt nur einen Grund dafür: Verrat!
Das war ein Täuschungsmanöver, die haben uns ausgetrickst.
Wir müssen einen Maulwurf in unseren Reihen haben. Findet den Zwitschervogel! Schlagt ihm mit dem Hammer die Zähne aus, dann kann man ihn nicht identifizieren. Werft ihn den Aalen in der Elbe zum Fraß vor. Es wird nicht euer Schade sein.
Alternativ übergebt ihn mir, dann werde ich ihn der Wellnessabteilung zuführen!
Ihr solltet prüfen, ob Ente der Verräter ist. Der Haubentaucher hat schon Angst vor seinem eigenen Schatten. Er ist der Busenfreund von Dödel-Alex, den ich nach Frankfurt verbannt habe.
Außerdem geht mir der Typ von der Schmiere, der Kommissar Herbst mit seinem Köter Rüdiger, gehörig auf den Senkel. Der tut uns nicht gut.
Eines Tages wird es mein Stadtteil sein und ihr helft mir dabei! Es wird nicht zu eurem Nachteil gereichen. Ihr habt alle eine große Zukunft vor euch, müsst nur dran glauben.
Wir müssen eine neue Ordnung schaffen.
Veränderungen erfordern Handlungen. Alles unterliegt einem Wandel der Zeit. Wir sollten beginnen!“
Ratten- Ralf erhob sich und brüllte:“ Ein toter Bulle ist ein Arschloch weniger!“
„Meine Knarre freut sich auf neue Bekanntschaften“, schrie Muskel-Alfred, während er sich auf seinem Stuhl lümmelte.
„Der kann sich schon mal ein neues Erdmöbel kaufen“, schrie Baby-Face als letzten Kommentar in die Runde.
Die Meute klopfte sich zustimmend die Handknöchel auf dem schweren Eichentisch wund. Lediglich der Schöne Mischa zeigte ein regloses Verhalten.
„Noch eine kurze Bemerkung an euch“, sagte Willy mit deutlich leiser werdender Betonung, bevor er sich wieder in seinen Präsidentenstuhl setzte.
“Alle Jungs St. Paulis müssen zu den Waffen gerufen werden. Seid einfallsreich! Wir stürmen die Polizeistation und übernehmen!“, war der theatralische Kommentar von Schweine-Willy.
„Dazu brauchen wir aber eine Menge Glück“, kommentierte Ratten-Ralf.
„Nein, nein, nein, wir brauchen kein Glück. Wir arbeiten uns die Nahrungskette hoch. Kapiert das endlich. Wir gehen auf Großwildjagd, Jungs!
Erneutes Treffen morgen um 23:00 Uhr an diesem Ort.
Macht euch Gedanken!
Und noch eins, sollte irgendjemand von euch den neuen Plan der Schmiere stecken, so wird er den Kiez verlassen mit dem, was er in der Hosentasche hat; und das wird nicht viel sein. Denkt an Dödel-Alex!Mischa, du bleibst, die anderen gehen jetzt!“Nachdem Schweine-Willy mit Mischa allein im Saal anwesend war, gesellte sich Willy zu Mischa. Er setzte sich auf den Tisch, schaukelte mit den Beinen und verharrte einen Moment kommentarlos vor Mischa, während er ihm gönnerhaft in die Augen schaute.
„Du weißt schon, dass unsere Einkünfte spürbar geschrumpft sind. Der Strom fließt nur noch kläglich. Wir brauchen neue, top Bräute, nicht nur für dieses Haus, sondern ebenfalls für das Eros-Center, dem Palais d Amour und die Herbertstraße.
Die Pachteinheiten sind nur zur Hälfte belegt, die Kosten nicht mehr gewinndeckend. Wir werden in Zukunft Immobilien kaufen, Wettbüros und Spielcasinos einrichten.
Wenn wir wieder ausreichend Strom haben, müssen wir irgendwann auch daran arbeiten, soziales Kapital zu erwirtschaften.
Die Schmiere will uns zähmen, aber das schaffen sie nicht. Sie haben tiefe Taschen, das sollten wir nicht vergessen.
Mein Vorschlag: Du fliegst mit Jungs aus Hamburg, Berlin und Wien nach Gran Canaria und wohnst in Playa del Ingles, an unserem Urlaubsort. Dann wirst du in der Nobel-Diskothek in San Agustin auf deine Art neue Bräute anwerben und sie mit nach Hamburg bringen.
San Agustin ist momentan absolut in, weil es Spaniens Drogenumschlagplatz Nummer eins ist, in diesem puristischen Franco-Regime. Ha, ha.
Seit diesem Jahr hat die Scheiß-Regierung mal etwas Sinnvolles geleistet, das Volljährigkeitsalter hier von 21 auf 18 runtergesetzt. Pack dir die naiven Teenies, die unsere neuen Geldautomaten werden sollen! Um zu gewinnen, müssen wir uns leider gelegentlich schmutzig machen.
Mischa, du weißt, wie wichtig du für mich, für uns, bist. Wenn es einer schafft, dann bist du es. Außerdem knüpfe Verbindungen. Wir brauchen eine lukrative Quelle für günstiges Nasenpulver!“
Mischa hatte aufmerksam zugehört und kommentierte mit einem gewissen Lächeln im Gesicht:
„Okay, lass es uns machen. Wir ziehen es durch.
Ich fliege morgen, nehme von hier keine Jungs mit, sind mir alle zu prollig. In Playa sind immer welche, die gerade eine Auszeit genommen haben.
Du hörst von mir“, war der letzte Kommentar, den er dem Silberrücken übermittelte, bevor er gemächlichen Schrittes den Blauen Engel verließ und mit seinem am Hinterausgang geparkten Rolls Royce in Richtung St. Pauli fuhr. Willy wartete, bis er allein im Saal war. Intuitiv ging er einmal bedacht um den großen Eichentisch und tastete dabei alle paar Zentimeter fortschreitend die untere Fläche des Eichentisches ab. Keine Wanze vorhanden.
Er blieb nach dieser Tastkontrolle stehen und ließ seinen Blick einmal um die Wände schweifen. Sollte es möglich sein, dort eine Abhöranlage zu installieren?
Er war zu müde und verwarf indes den Gedanken, um ihn momentan weiter zu verfolgen.
Hiernach ging er über das Treppenhaus ins Parterre und suchte seinen Geschäftsführer auf.
Es war Donnerstagnacht, der Club war gut besucht wie in allen Nächten in der Woche.
Ab Freitag waren die testosterongesteuerten Freier meist bei ihren Familien und sahen keine Möglichkeit für einen Seitensprung. Sie alle hatten die Absicht, den ultimativen Fick erleben zu wollen.
„Ich mach` mich vom Acker“, sagte Willy zu Kurt, seinem Geschäftsführer.
„Es ist bereits zwei Uhr. Wir sehen uns morgen. Ich möchte nicht gestört werden!“
„Ah, und noch was. Ist Hans hier, der von der Behörde?“
„Ja“, der sitzt hinten im verdunkelten Separee`“, erwiderte Kurt.
„Alles, was er will, geht aufs Haus! Verstehst du?“ führte Willy die Unterredung fort.
„Schick ihm Elvira! Das raffinierte Luder kann ihn am besten um den Finger wickeln. Sie soll mit ihm ins Appartement sieben gehen, dort, wo die versteckte Kamera lauert. Schalte sie vorher auf On!“
Hans gefielen die jungen Dinger- wem würden sie nicht gefallen? - dachte Willy.
Elvira war schon eine rattenscharfe Braut, ein bezauberndes Wesen, das in weiblichen Kreisen kein Lob erwarten konnte, sondern nur blassen Neid. Ihr Gang war leicht und federnd, dazu ihr lockender, träumerischer Blick zog die Freier an wie die Motten das Licht. Sie war ein raffiniertes Luder, das die Kerle zur Lasterhaftigkeit verführte. Die Freier wiederum hielten ihr gespieltes, ungezügeltes Temperament für glühende Verliebtheit. Elvira war nicht hübsch, nein, einfach nur Schön, sinnierte Willy.
Ich werde dich schon damit versorgen, du Lustmolch. Eine Braut werde ich dir bieten, da wirst du Atemnot bekommen. Deine letzten Vorlieben werde ich schon noch eruieren, du korrupter Verräter deiner Zunft.
Sind es die blonden, rothaarigen, brünetten; die dicken oder hageren, die schmachtenden oder temperamentvollen Girls? Auf alle Fälle stehst du auf dicke Titten, waren Willys Gedanken, bevor er ging.
Anna, seine ehemalige Top-Braut, hatte Willy ins Eros-Center verbannt. Sie war fast genauso hübsch und begehrt wie Elvira. Aber ständig stritten sich die beiden und brachten Unruhe in den Club. Wenn deren Blicke sich trafen, wusste Anna, dass ihr gnadenloser Feind gekommen war.
Wenn zwei besonders auffällige, schöne Frauen sich begegneten, konnte man getrost behaupten, dass alle Freundlichkeit zwischen ihnen und alle wohlgemeinten Worte nur mit Heuchelei zu vergleichen waren. Ihr gegenseitiger Hass war maßlos und nicht mehr zu heilen.
Es geschah unauffällig, aber jede wusste voneinander, wie die andere über sie dachte. Hinter der glatten Maske der beiden lauerte ein geradezu barbarischer Vernichtungswille.
Die eskalierende Stutenbissigkeit zwischen den beiden wirkte sich mittlerweile umsatzschädigend aus.
Elvira fühlte fast körperlich den psychischen Angriff von Anna.
Aus diesem Grund hatte sie sich dem Paten anvertraut, den sie überzeugen konnte, sie zu dem bevorzugten Objekt der männlichen Begierde zu wählen und somit Anna ins Eros-Center zu verbannen.
Außerdem war Elvira acht Jahre jünger als Anna und somit würde der Pate erheblich länger in diesem Hochsegment von ihr profitieren.
Willy fuhr auf direktem Weg mit seinem Mercedes 560 SL nach Blankenese in seine Villa Freudenreich am Elbhang…
Villa „Freudenreich“ in Hamburg-Blankenese:Um zehn Uhr wurde der Pate von St. Pauli durch den Hahnenschrei seines Weckers aus dem letzten Traum gerissen. Kerzengerade saß Willy unvermittelt auf der Bettkante. Seine Augen juckten, waren trocken. Er blinzelte in den Raum. Wie seit langem hatte er ständig Genickschmerzen, die durch die verspannte Muskulatur verursacht wurden und die Zufuhr der Tränenflüssigkeit behinderten. Er hatte Mühe, die Augen geöffnet zu halten, ohne künstliche Tränenflüssigkeit getröpfelt zu haben.
Wie jeden Morgen blickte Willy automatisch unter das Bett und überzeugte sich, ob seine in die Jahre gekommene Geldzählmaschine, sein Schmuckstück, sich noch am Ablageort befand. Er liebte dieses halbautomatische Gerät mehr, als er ein eigenes Kind hätte lieben können.
In jüngster Zeit waren die gezählten Geldbündel jedoch kärglicher geworden.
Willy stöhnte, ging ins Bad und schrie in Richtung Küche: “Frühstück, Frau Matzler!“
Unverzüglich antwortete Willys Haushaltshilfe lautstark: „Kommt sofort, Herr Wichtig.“Halb elf verließ Willy sein Domizil. Eine halbe Stunde später parkte er in der Großen Bergstraße in Hamburg-Altona und ging in das Zoogeschäft „Aquarium-Grotte“.
Er kontaktierte den jugendlichen Verkäufer, der sich gerade vor dem Piranha- Schaubecken befand und mit dem Füttern der Fische beschäftigt war.
„Moin, wie groß werden die Fische und wie alt können sie werden. Sollte man sie einzeln halten oder im Schwarm?“, war Willys konkrete Frage an den jungen Mann.
„Hallo“, erwiderte dieser. „Sie werden je nach Beckengröße bis zu 50 cm groß und können bei pfleglicher Haltung fünfzehn bis dreißig Jahre alt werden.
In Einzelhaltung sind sie eher ängstlich, im Schwarm draufgängerisch“, war der Kommentar des Zoo-Mitarbeiters.
„Hm, okay “, stöhnte Willy.
„Also, ich bestelle hiermit zehn dieser Biester mit einer Mindestgröße von dreißig Zentimetern. Es sollen aber die Schwarzen sein, die sind aggressiver als die Roten. Dazu fertigen Sie mir ein Schaubecken mit den Maßen: vier Meter Breite, zwei Meter Höhe und ein Meter fünfzig Tiefe. Oberhalb soll sich ein schwerer, abnehmbarer Gitterrost befinden. Wann kannst du liefern?“
Völlig verdutzt nahm der Verkäufer Blickkontakt zu Willy auf und antwortete:
„Äh, ich, ich, habe ich Sie richtig verstanden?“
„Bist du begriffsstutzig, mein Freund, du halber Hahn?“, willst du dich nur ausruhen, machst du Urlaub hier, oder wollt ihr auch verkaufen?“
„Ja, ja, natürlich, aber das kostet“, erwiderte der verunsicherte junge Mann.
„Ist mir egal, was es kostet, wann kannst du liefern? Ich will es so schnell wie möglich haben!“, entgegnete Willy.
„Ich, ich, spreche mit dem Chef und wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben, dann ruf ich Sie an“, stammelte der Verkäufer.
„Hier hast du meine Karte, lass dir nicht so viel Zeit damit!
Ah, noch eine Frage, was fressen die Biester?“
„F, F, Fleisch aller Art, a, also Fisch oder Fleisch von Tieren.“
„Gut, okay, du musst lockerer werden, du Flockenbeutel. Der Deal steht, enttäusche mich nicht! Ich erwarte deinen Anruf“, war Willys letzter Kommentar, bevor er das Geschäft verließ und in den Blauen Engel fuhr, um den Umsatz der vergangenen Nacht in Empfang zu nehmen.Willy konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er an den eben vereinbarten Auftrag dachte.
Die Wellness-Oase war in Auftrag gegeben.
Sollte ich doch der gefürchtetste Zuchtmeister sein? sinnierte Willy, während er sich genüsslich eine Havanna zwischen die Lippen schob.
Samstagmittag, Flughafen Santa Cruz de La Palma.Die Lufthansa-Maschine aus Hamburg-Fuhlsbüttel rollte gerade auf der Landebahn aus, als der Schöne Mischa sich von seinem Platz in der Business-Klasse erhob, seinen Samsonite-Koffer aus dem Stauraum über ihm ergriff und langsamen Schrittes mit diversen Passagieren das Flugzeug verließ.
Nachdem er problemlos die Zollabfertigung passiert hatte, hob er vor der Ankunftshalle des Flughafengebäudes den rechten Arm und winkte eines der wartenden Taxen herbei.
Dem ergrauten Taxifahrer gab er in verständlichem spanisch zu verstehen, ihn vorbei an San Agustin nach Playa del Ingles
zu fahren.
Die Fahrt fand entlang der langen Strandpromenade statt, vorbei an den unzähligen Hotels, Bars, Restaurants und Terrassen, wo sich bereits die Flamenco-Tänzer für ihr Event am Abend vorbereiteten.
Die Temperaturen hatten an diesem frühen Nachmittag bereits die Rekordmarke von 35 Grad Celsius erreicht.
Die Klimaanlage des Taxis leistete unüberhörbar ihr Maximum.
„Hier können Sie halten!“, rief Mischa dem Taxifahrer von seinem hinteren rechten Platz im Fond zu.
Der Fahrer hielt am rechten Fahrbahnrand, ließ sich von Mischa mit einem fürstlichen Trinkgeld zum Fahrpreis entlohnen und setzte seine Fahrt fort, nachdem Mischa samt seinem Koffer auf dem Gehweg stand.
„Hey, Mischa, Alter, komm` rüber!“, brüllte Affen-Jonny von der nahe gelegenen Terrasse herüber, während er mit weit ausladender Geste seines rechten Armes dem Schönen Mischa den Tipp gab, an seinen Tisch zu kommen, wo im Schatten eines riesigen Sonnenschirmes Boxer-Thorsten und Zocker-Steini saßen.
Nach einer nicht typischen Begrüßung zwischen den Hamburger Jungs, Mischa mochte die prolligen Begrüßungsrituale nicht, gab er zu verstehen, erst einmal ins Hotel zum Check-in zu gehen. Später am Abend hatte er die Absicht, sich mit den Jungs zu treffen. Er deutete an, sie für einen lukrativen Auftrag gewinnen zu wollen.
Die Luden nickten mit neugieriger Miene, während Affen-Jonny im selben Moment nach dem Kellner schrie und erneut drei doppelte Cuba-Libre orderte. Die verfluchte Hitze verlangte danach.
Zocker-Steini sah wiederholt zum Nachbartisch, wo vier Puerto-Ricaner saßen und sich seiner Meinung nach auffällig unauffällig benahmen. Sie flüsterten stets. Steini war trotz seines fabelhaften Gehörs nicht in der Lage, ihre spanischen Wortlaute oder Absichten deuten zu können. Was führten sie im Schilde?...
Hamburg- St. Georg
Blauer EngelIn der Nacht zuvor, um 23:00 Uhr, traf sich die Hanseatische Ludenschaft wie von Willy Wichtig bestimmt, im Salon des „Blauer Engel“.
Die Jungs hatten bereits ihre Plätze am Tisch eingenommen, als einen Moment später Glatzen-Horst und Schweine-Willy den Raum betraten und auf ihren angestammten Sitzgelegenheiten Platz nahmen.
Willy, der Pate des Kiezes, fingerte sich eine Havanna aus einer kleinen Holzkiste, die sich neben ihm auf dem Tischchen befand.
Er biss die Spitze der Edelzigarre ab und spuckte sie auf den Fußboden. Mit seinem achtzehnkarätigen Dupont-Feuerzeug befeuerte er den Schmauch, während er gleichzeitig nach seinen Fußsoldaten reunte.
Dieses Ritual war der Hinweis für die Anwesenden im Raum und hieß so viel wie: Feuerfrei!
Sowohl Glatzen-Horst, als auch die am Tisch sitzenden Luden, steckten sich wie auf Kommando jeweils eine Zigarette zwischen die Lippen und befeuerten diese.
In die Rauchschwaden hinein ergriff Willy das Wort und begann mit dem einleitenden Satz:
„Die Welt hat sich verändert. Wir können uns anpassen oder aussterben. Entscheidet euch. Wollt ihr das?“
„Nein, wir wollen kämpfen, bestimme du die Richtung!“, brüllte die Ludenmeute wie einstudiert im Gleichklang.Ich liebe diese neue Einstellung zwischen Unterwürfigkeit und Selbstvertrauen. Es ist genau die richtige Balance, dachte Willy mit einem gewissen Schmunzeln im Gesicht.„Wir müssen einen Angriffsplan entwickeln“, entgegnete Willy. „Ich habe da schon eine Idee und denkt daran: Es muss schnell und schmutzig gehen! Wer an mich glaubt, wird leben!“
Auch wenn er stirbt, dachte Willy.
„Jungs, ich brauche einen von euch, der sich im Freihafen auskennt, bei den dortigen Schuppen, wo die Schießeisen bis zum Transport nach Südamerika lagern.
Muskel-Alfred, du wirst den Part übernehmen. Wie ich hörte, kennst du jemanden vom Zoll aus der Logistikabteilung.
Der wird dir sagen können, wo das Depot ist. Gib´ ihm den Strom, den er verlangt!
Du wirst dort mit einer deiner Vertrauenspersonen nachts einen Bruch machen und nach Möglichkeit mindestens eine Panzerfaust mit entsprechender Muni und ein Gewehr mit Zielfernrohr abgreifen. Wenn in den anderen Kisten noch 357er Magnum sind, lass` sie nicht liegen!“, waren Willys Worte an Alfred gerichtet.
„Baby- Face, du kümmerst dich um Ente, die Klapperschlange. Der schlurft so auffällig, als wäre er schon müde geboren.
Gib ihm eine Lektion, die er nicht vergessen wird. Seinen Turm kennst du. Er höhlt überm Bayern-Grill am Hans-Albers- Platz. Das muss der Spitzel sein!“Baby nickte zustimmend und bemerkte:
„Hm, hab ich auch schon vermutet. Die Schmiere, der Herbst, hatte ihn doch weggesperrt. Weshalb kam er dann plötzlich am nächsten Tag schon wieder raus aus dem Knast? Hat wohl ordentlich gedibbert beim Schwarzkittel, der Gurken-Gustav.“
„Woher willst du das wissen, Baby?“, fragte Kinn-Dieter.
„Hab da meine Connection zur Schmiere. Ein Freund von mir arbeitet da. Naja; arbeiten?“