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Zwei Studenten - Falk und Lind - wohnen im Landhaus von Frau Halm und lieben ihre beiden Töchter Anna und Svanhild. Lind hat Ambitionen, Missionar zu werden, Falk ein großer Dichter. Falk kritisiert in seinen Versen die bürgerliche Gesellschaft und besteht darauf, im leidenschaftlichen Moment zu leben. Linds Heiratsantrag mit Anna wird angenommen, aber Svanhild lehnt zunächst ab, Falks Muse zu werden. Als Lind von Annas Freunden überredet wird, nicht Missionar zu werden, sondern daheim zu bleiben und sich um seine Frau zu kümmern, prangert Falk an, dass ihre Ehen nichts mit Liebe zu tun habe. Die Gesellschaft ist empört, Falk geächtet, aber Svanhild bewundert seinen Mut. Sie planen, zusammen wegzulaufen und das Ideal zu leben. Doch kann eine Liebe überdauern?
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Seitenzahl: 126
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Personen
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Komödie der Liebe
Komödie in drei Akten
© 1862 Henrik Ibsen
Originaltitel Kjærlighedens Komedie
Aus dem Norwegischen von Christian Morgenstern
Umschlagbild Johann Moritz Rugendas
© Lunata Berlin 2020
Frau Halm, eine Beamtenwitwe
Schwanhild,
Anna, ihre Töchter
Falk, ein junger Schriftsteller,
Lind, Student der Theologie, ihre Zimmerherren
Goldstadt, Großkaufmann
Stüber, Aktuar
Fräulein Elster, seine Braut
Strohmann, Landpastor
Frau Strohmann
Studenten, Gäste, Familien und Brautpaare
Die acht kleinen Mädchen des Pastors
Vier Tanten, eine Hausmamsell, ein Bursche
Dienstmädchen
Das Stück spielt in Frau Halms Landhaus am Drammensvej [Christiania].
(Ein hübscher Garten mit unregelmäßigen, doch geschmackvollen Anlagen; im Hintergrunde wird der Fjord mit seinen Inseln sichtbar. Links vom Zuschauer aus das Wohnhaus mit einer Veranda; über ihr ein offenstehendes Giebelfenster. Rechts im Vordergrund eine offene Laube mit Tisch und Bänken. Die Landschaft liegt in kräftiger Abendbeleuchtung. Es ist Frühsommer; die Obstbäume blühen.)
(Beim Aufgehen des Vorhangs sitzen Frau Halm, Anna und Fräulein Elster auf der Veranda, die beiden ersten mit Handarbeiten, die letztere mit einem Buch. In der Laube sieht man Falk, Lind, Goldstadt und Stüber; auf dem Tisch stehen eine Punschbowle und Gläser. Schwanhild sitzt allein im Hintergrund am Wasser.)
Falk(steht auf und singt mit erhobenem Glas.)
Welch ein Tag im trauten Garten,
Reich an Sonne, reich an Glück;
Tröst dich, bleibt dem Lenzerwarten
Oft genug der Herbst zurück.
Laßt uns heute dieser Blüten
Rosigen Gewölbs uns freun, –
Morgen mag ein Wetter wüten
Und in alle Welt sie streun!
Chor der Herren.
Morgen mag ein Wetter wüten
Und in alle Welt sie streun!
Falk.
Warum schon nach Früchten fragen,
Da noch rings die Bäume blühn?
Warum unter Klag- und Plagen
Uns um Ungewisses mühn?
Schrille Vogelscheuchen schrecken
Tag und Nacht die muntre Brut –
Finkenschlag in Laub und Hecken,
Brüder, gibt doch bessern Mut!
Chor der Herren.
Finkenschlag in Laub und Hecken,
Brüder, gibt doch bessern Mut!
Falk.
Laß den leichten Sänger sitzen
In der süßen grünen Pracht!
Laß ihn seinen Lohn stibitzen,
Wenn er dich auch ärmer macht.
Seh' dich doch beim Tausch gewinnen,
Handelst Sang statt später Frucht;
Denk, noch eh' viel Monde rinnen,
Wendet sich das Laub zur Flucht.
Chor der Herren.
Denk, noch eh' viel Monde rinnen,
Wendet sich das Laub zur Flucht.
Falk.
Leben will ich, will genießen,
Bis der letzte Strauch verdorrt;
Wenig soll's mich dann verdrießen,
Fegt ihr all den Abfall fort.
Tor auf! Schaffe sich die Herde
Dann noch einen satten Tag;
Brach nur ich die Blüten, werde
Mit dem toten Rest, was mag!
Chor der Herren.
Brach nur ich die Blüten, werde
Mit dem toten Rest, was mag!
(Sie stoßen an und leeren die Gläser.)
Falk(zu den Damen.)
Das war das Lied, um das Sie baten; – zwar
Ich fürchte, daß es nicht sehr geistreich war.
Goldstadt.
Was tut's? Ein Lied, das soll vor allem klingen!
Frl. Elster(sieht sich um.)
Und unsre Schwanhild flog uns einfach fort.
Erst überredet sie Herrn Falk zu singen –
Und gibt dann Fersengeld.
Anna(zeigt nach dem Hintergrund.)
Sie sitzt ja dort.
Frau Halm(mit einem Seufzer.)
Kein Schliff, soviel ich auch an sie verschwende!
Frl. Elster.
Doch scheint mir fast, Herr Falk, des Liedes Ende
Mit jener Poesie zu schwach beprägt,
Von der es sonst doch manche Spuren trägt.
Stüber.
Ja, und Du konntest doch wahrhaftig leicht
Am Schluß noch etwas mehr davon platzieren.
Falk(stößt mit ihm an.)
Wie man ein rissig Brett mit Kitt verstreicht,
Bis sich die Flächen speckig marmorieren.
Stüber(unbeirrt.)
Es ging ganz gut; ich weiß doch, was man kann,
Ich hab' doch selbst –
Goldstadt. Den Pegasus geritten?
Frl. Elster.
Mein Bräutigam? Gott, ja!
Stüber. Nur dann und wann.
Frl. Elster(zu den Damen.)
Er ist im Grund romantisch.
Frau Halm. Unbestritten.
Stüber.
Nicht mehr; das war in junger Jahre Wirrnis.
Falk.
Ja, ja, Romantik, die verfliegt wie Firnis.
Doch früher also –?
Stüber. Ja, zu jener Zeit,
Als ich verliebt war.
Falk. »War«? Vergangenheit?
Du hast den Liebesrausch schon ausgeschlafen?
Stüber.
Jetzt bin ich doch verlobt, bin fast im Hafen,
Was mehr ist, als verliebt sein, will mir scheinen.
Falk.
Und ob! mein alter Freund, das will ich meinen!
Da war's getan, als Dir der Schritt geglückt war –
Und Liebschaft zu Verlöbnis aufgerückt war.
Stüber(mit einem Lächeln behaglicher Erinnerung.)
's ist seltsam! Wenn ich jene Zeit betrachte,
Ich möchte schwör'n, es fopp' ein Trugbild mich.
(Wendet sich zu Falk.)
Das sind nun sieben Jährlein her, daß ich
Auf der Kanzlei geheime Verse machte!
Falk.
Du dichtetest – am Pult?
Stüber. Am Schreibtisch dort.
Goldstadt.
Silentium! Der Aktuar hat's Wort.
Stüber.
Zumal oft abends im Bureau allein,
Da konzipiert' ich ganze Verse-Reihn,
Ich nahm oft drei gebrochne Bogen mit.
Das ging!
Falk. Du gabst der Muse bloß 'nen Tritt,
So trabte sie –
Stüber. Ob mit, ob ohne Stempel,
Mir paßte jedes Blatt in mein Programm.
Falk.
So überschwoll Dein Versstrom jeden Damm?
Doch wie erbrachst Du, sag', der Musen Tempel?
Stüber.
Mit jenem Dietrich, den man Liebe nennt!
Mit andern Worten, meiner Verskunst Amme
War, die Ihr heut als mein Verlöbnis kennt,
Denn damals war sie –
Falk. Nur erst Deine Flamme.
Stüber(fortfahrend.)
Das war 'ne Zeit! Mein Jus lag recht im schlimmen;
Die Feder statt zu spitzen, tat ich stimmen,
Und riß sie das Papier, so klang ihr Schrei
Wie Melodie zu meiner Schreiberei; –
Doch schließlich fand ich es denn doch zu laut –
Und schrieb an meine –
Falk. Deine spätre Braut.
Stüber.
Desselben Datums lief noch Antwort ein, –
Gesuch bewilligt, – und das Feld war rein!
Falk.
Da mochtest Du an Deinem Pult frohlocken;
Denn Deine Liebe lag nun gut und trocken!
Stüber.
Natürlich.
Falk. Und Du hast nie mehr gedichtet?
Stüber.
Nie mehr. Ich fühlte keinen weitern Trieb;
Mit einem Mal schien mein Talent vernichtet.
Und brauch' ich heut mal irgendwem zulieb
Nur einen Neujahrsvers, nur so fürs Haus,
Ich komm' mit Reim und Rhythmus nicht mehr aus;
Ich weiß nicht, was es ist, – es macht sich nie, –
Es wird halt Jus und keine Poesie.
Goldstadt.
Und wär'n Sie deshalb weniger honett?
(Zu Falk.)
Sie glauben wohl, Fortunens Ferge hätt'
Für Sie allein im Glücksschiff Platz zu wahren!
Doch sehen Sie sich vor, im Fall Sie fahren!
Und was Ihr Lied betrifft, so fragt es sich,
Ob sich's als Poesie verfechten lasse;
Denn wie man auch die Worte wend' und fasse
Die Grundmoral ist schlecht, so sage ich.
Wie glauben Sie, daß man die Wirtschaft nennt,
Die Spatz und Fink die Beeren nicht verleidet.
Bevor die Sonne sie zu Früchten brennt,
Wo Kalb und Kuh die Sträucher niederrennt
Und vor der Zeit die Sommerwiesen weidet?
Das säh', Frau Halm, hier nächstes Frühjahr aus!
Falk(erhebt sich.)
Ah, nächstes, nächstes! Packt's Euch nicht wie Graus
Vor dieser ärgsten aller Worte-Vetteln,
Die uns verhext, im reichsten Glück zu – betteln!
Nur einmal Sultan sein im Reich der Zungen, –
Ich schickt' ihr augenblicks die seidne Schnur;
Da hätt' sie bald auf ewig ausgerungen,
Wie das schon mancher Hexe widerfuhr.
Stüber.
Was hast Du gegen dieses Hoffnungswort?
Falk.
Daß Gottes schöne Welt vor ihm verdorrt.
»Die nächste Liebe« und »der nächste Leib«,
»Die nächste Mahlzeit« und »das nächste Weib«, –
Sieh, diese Vorsicht, die in all dem zittert,
Die ist es, die Dir jedes Glück verbittert.
Soweit Du siehst, verhäßlicht sie die Welt,
Verkümmert Dir den Frohgenuß des Heute;
Du ruhst nicht, eh' nicht, neuen Windes Beute,
Dein Boot zum »nächsten« Strand die Segel stellt;
Doch langt es an – so darfst Du da wohl weilen?
O nein, Du mußt zum aber-»nächsten« eilen.
So geht es – immerfort – durchs ganze Leben –
Gott weiß, ob hinterm Grab uns Ruh' gegeben.
Frau Halm.
Nein pfui, Herr Falk, was sind das für Ideen!
Anna(nachdenklich.)
O, was er meint, das kann ich wohl verstehn;
Es muß doch etwas Wahres in sich tragen.
Frl. Elster(bekümmert.)
Das könnte Stübern leicht den Kopf verdrehn, –
Exzentrisch wie er ist. – Ach, laß Dir sagen, –
Auf einen Augenblick!
Stüber, (damit beschäftigt, seinen Pfeifenkopf zu reinigen.)
Ich komme gleich.
Goldstadt(zu Falk.)
Doch das liegt außer Diskussionsbereich:
Sie sollten sich der Vorsicht nicht entschlagen,
Gerade Sie nicht! Setzen Sie den Fall,
Sie schrieben heut ein Werk und legten all
Das Poesiegold restlos in ihm an,
Womit Sie Ihre Bank bedienen kann, –
Und müßten, wollten Sie den nächsten Morgen
Von neuem dichten, alles weitre borgen!
Da würde die Kritik ihr Mütchen kühlen.
Falk.
Die würde den Bankrott wohl schwerlich fühlen;
Da schlenderten wir höchst einträchtiglich
Desselben Wegs, Madam Kritik und ich.
(Abbrechend und mit Übergang.)
Doch sag' mir, Lindchen, – was beschäftigt Dich? –
Warum so stumm? Wir schwelgen in Affekten,
Du, scheint mir, bildest Dich zum Architekten!
Lind(nimmt sich zusammen.)
Ich, Falk? Wie kommst du darauf?
Falk. Ganz bestimmt!
Weil der Altan Dich so in Anspruch nimmt.
Es sind vielleicht der Fenster hohe Bogen,
Die Deinen Blick so mächtig angezogen?
Vielleicht der Tür stilistische Partien,
Vielleicht die Scheiben oder Jalousien?
Denn etwas muß Dein Auge auf sich ziehen.
Lind(mit strahlendem Ausdruck.)
Nein, Falk, Du irrst. Ich sitze hier und lebe.
Das Jetzt ist's, dem ich mich berauscht ergebe.
Ich hab' Dir ein Gefühl, als läg' mir heut
Der Erde ganzer Reichtum hingestreut!
Dank für Dein Lied Frühlingswonnen;
Mir ist, ich hätt' es trunken selbst ersonnen!
(Hebt sein Glas und wechselt, nicht bemerkt von den übrigen, einen Blick mit Anna.)
Der Blüt' ein Heil, die süßen Duft uns schenkt
Und nicht im Lenz schon ihres Herbstes denkt!
(Trinkt aus.)
Falk(blickt ihn überrascht und ergriffen an, zwingt sich aber zu einem leichten Ton.)
Sehn meine Damen, welch ein Glück mir blüht?
Hier ward im Handumdrehn ein Proselyt.
Noch trägt er sein Gebetbuch unterm Rocke
Und kämmt sich üppig schon die Dichterlocke.
Zwar heißt's, man ist ein Dichter oder keiner,
Doch wird wohl auch mal von der Prosa einer
Wie eine Gans gemästet, rigorös,
Mit Reimgewäsch und metrischem Getös,
Daß all sein Innres, Leber, Seel', Gekrös,
Liegt's ausgenommen auf dem Küchenbrett,
Voll Lyrikschmalz ist und Rhetorikfett.
(Zu Lind.)
Willkommen übrigens in unsern Reihen!
Nun schlagen wir die Harfe stolz selbzweien.
Frl. Elster.
Ja, Sie, Herr Falk. Sie dichten jetzt wohl viel?
Dies Ländliche, – dies Wandeln unter Bäumen,
Wo Sie so ganz allein mit Ihren Träumen –
Frau Halm(lächelnd.)
Nein, er ist träg', – es ist ein Trauerspiel.
Frl. Elster.
Ich dachte, wenn Sie bei Frau Halm logieren,
Sie müßten Tag und Nacht poetisieren.
(Zeigt nach rechts hinaus.)
Die Laube dort, von Blättern überdacht,
Ist doch für einen Dichter wie gemacht; –
Daß da nicht einmal Ihre Lust erwacht?
Falk(geht nach der Veranda hinüber und lehnt sich mit den Armen aufs Geländer.)
Bedecken Sie mein Aug' mit Blindheitsschimmel,
So dicht' ich Ihnen von dem lichtsten Himmel;
Verschaffen Sie mir auf vier Wochen bloß
Ein wühlend Weh, ein tragisch Heldenlos,
So sing' ich Ihnen Hymnen zum Entgelt!
Am besten fänd' ich meine Sach' bestellt,
Würd' mir ein Weib Licht, All, Gott, Sonne, Welt!
Ich hing mich schon dem Herrgott an die Kleider,
Doch blieb er taub bis heute – leider, leider.
Frl. Elster.
Pfui, wie frivol!
Frau Halm. Da hört doch alles auf!
Falk.
Ah, glauben Sie, ich sänn' mit ihr darauf,
Die öffentlichen Gaffer aufzunähren?
Nein, aus des Glückes wildstem Jubellauf
Da müßt' sie wieder heim zum Himmel kehren.
Gymnastik braucht mein Geist, nicht zu erschwachen,
Und solch ein Fall würd' ihm zu schaffen machen.
Schwanhild(hat sich inzwischen genähert; sie steht nun dicht bei Falk und sagt mit bestimmtem, doch launigem Ausdruck:)
Ich will für Sie um solch ein Schicksal flehen;
Doch kommt es, – tragen Sie es wie ein Mann!
Falk(hat sich überrascht umgewandt.)
O, Fräulein Schwanhild! – Gut, ich will ihm stehen!
Doch ob man auf Ihr Flehn auch bauen kann?
Wird Ihr Gesuch der Himmel auch erledigen?
Er läßt sich ungern Forderungen predigen.
Ich weiß wohl, Willen haben Sie für zwei,
Daß es mit meiner Ruh' zu Ende sei!
Doch ob Ihr Glaube völlig einwandfrei, –
Da liegt's.
Schwanhild(halb im Scherz, halb im Ernst.)
Geduld, – wenn erst die Sorgen pochen,
Wenn Ihres Lebens Sommerglück zerbrochen,
Wenn Sie in Traum und Wachen ruhlos leiden, –
Dann mag Ihr Urteil über mich entscheiden.
(Sie geht zu den Damen hinüber.)
Frau Halm(mit gedämpfter Stimme.)
Ihr beiden seid doch nur auf Zwist bedacht!
Nun hast Du Falk im Ernste bös gemacht.
(Redet leise und ermahnend weiter auf sie ein. Frl. Elster mischt sich ins Gespräch. Schwanhild steht kalt und stumm da.)
Falk(geht nach einer kurzen gedankenvollen Pause zur Laube hinüber und sagt vor sich hin:)
Gewißheit leuchtete aus ihren Blicken.
Ob ich mit ihrem Glauben glauben soll,
Der Himmel wolle –
Goldstadt. Ihnen Sorgen schicken?
Er wäre, mit Verlaub zu sagen, toll,
Sofern er solche Orders effektuierte.
Nein, nein, das einzige, was Sie kurierte,
Das wär' Motion für Arme, Bein' und Leib
Jedoch worin besteht Ihr Zeitvertreib?
Im Wolkengucken! Hau'n Sie, junger Skalde,
Nur einmal vierzehn Tage Holz im Walde!
Und ließe Sie Ihr Blut dann nicht in Ruh',
Das ging' ja nicht mit rechten Dingen zu.
Falk.
Nun steh' ich, wie's von Buridans Esel heißt,
Zur Linken winkt mir Fleisch, zur Rechten Geist.
Wer rät nun, was es erst zu wählen gilt?
Goldstadt(füllt die Gläser.)
Erst ein Glas Punsch, das Durst und Kummer stillt.
Frau Halm(sieht auf ihre Uhr.)
Es geht nun schon auf acht. Ich sollte meinen,
Jetzt dürft' wohl unser Pastor bald erscheinen.
(Erhebt sich und räumt auf der Veranda auf.)
Falk.
Ein Pastor kommt hierher?
Frl. Elster. Gott, warum nicht?
Frau Halm.
Sie hören auch nie zu, wovon man spricht –
Anna.
Herr Falk wird damals grad' gesegelt haben –
Frau Halm.
Ach so. Doch machen Sie kein solch Gesicht;
Sie werden sich an unserm Gast erlaben.
Falk.
Nun, und? Wer ist denn dieses Labsal, so man
erharrt?
Frau Halm.
Herr Gott, es ist der Pastor Strohmann.
Falk.
So, so. Sein Name ist mir schon bekannt;
Er ist ja wohl im Reichstag Debütant
Und strebt ins hochpolitische Gewässer.
Stüber.
Er redet gut.
Goldstadt. Und räuspert sich noch besser.
Frl. Elster.
Nun kommt er mit Gemahlin –
Frau Halm. Und mit Kindern –
Falk.
Und tummelt sie ein wenig noch im Freien,
Eh' »Fragen« und Ministerplackereien
Ihn Tag und Nacht an allem andern hindern?
Ich fühl's ihm nach.
Frau Halm. Das ist ein Mann, Herr Falk!
Goldstadt.
Als junger Mann zwar war's ein arger Schalk.
Frl. Elster(gekränkt.)
Wohl kaum, Herr Goldstadt! Schon von Kindheit an
Erhielt mein Herz ein höchst respektvoll Bild –
Und das von Leuten, deren Urteil gilt, –
Wer Pastor Strohmann, und was sein Roman.
Goldstadt(lachend.)
Roman?
Frl. Elster.
Roman. Ich nenne das romantisch,
Was Alltagsmeinung nicht begreifen kann.
Falk.
Sie spannen meine Wißbegier gigantisch.
Frl. Elster(fortfahrend.)
Doch freilich, freilich, da sind immer Leute,
Für deren Spott es keine lieb're Beute
Als Rührendes und Edles gibt! Man kennt
Den Fall ja: Kam da jüngst ein Herr Student
Und übte sich, man denke nur, als Richter
An Werken eines unsrer Lieblingsdichter.
Falk.
Ja, ist denn dieser Landpastor ein Buch,
Ein lyrischer, ein epischer Versuch?
Frl. Elster(zu stillen Tränen gerührt.)
Nein, Falk, – ein Mensch, des Herz vielleicht sein Fluch.
Doch wenn bereits ein Buch, das doch nicht lebt,