Kraftquelle Ahnen - Monnica Hackl - E-Book

Kraftquelle Ahnen E-Book

Monnica Hackl

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Beschreibung

Geleitet von der liebevollen Kraft der Ahnen

Sie sind eine mächtige Schutz- und Kraftquelle: die Geister der Vorfahren. Deshalb pflegen Schamanen aller Traditionen seit Urzeiten respektvoll den Kontakt zu ihnen. Die bekannte schamanische Heilerin Monnica Hackl macht dieses Wissen für jeden Menschen anwendbar. Mit wirksamen Übungen und Ritualen zeigt sie, wie wir uns mit den Ahnen versöhnen und familiäre Konflikte heilen können. Negative Erfahrungen, die über Generationen vererbt wurden und die – wie modernste Forschungen der Epigenetik belegen – nicht selten die wahre Ursache körperlicher und seelischer Blockaden sind, werden aufgelöst. So wird der Weg frei, um uns mit der liebevollen Kraft unserer Herkunftsfamilie zu verbinden, sie in uns zu aktivieren und uns von ihr leiten zu lassen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 229

Veröffentlichungsjahr: 2016

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MONNICA HACKL

KRAFTQUELLE AHNEN

Wie wir uns mit den Vorfahren versöhnen und ihren Schutz und Beistand gewinnen

Das vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Ansata Verlag

Ansata ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH.

ISBN 978-3-641-17019-6V001

Erste Auflage 2016

Copyright © 2016 by Ansata Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Redaktion: Dr. Diane Zilliges

Einbandgestaltung: no-mind.graphics, München,

unter Verwendung eines Motivs von shutterstock.

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

www.ansata-verlag.de

Inhalt

Einleitung

Weshalb dieses Buch geschrieben wurde

Was dieses Buch Ihnen bietet

Warum sich mit den Ahnen befassen?

Wer sind unsere Ahnen?

Was uns die Ahnen schenken

Können Ahnen uns schaden?

Belastende Erbschaften

Die vergessenen Ahnen

Die Ahnen im Schamanismus

Geheimnisvolle Orte

Umgang mit vergessenen Seelen

Eine Welt ohne Ahnen

Lebendige Begegnungen

Der Rückzug der Ahnen selbst

Wenn die Ahnen rufen

Das »Friedhofsvirus«

Geister der Ahnen

Richard III. und seine Gebeine

Dunkle Schwingungen

Versöhnung, Heilung und Befreiung

Das große Ahnenritual

Die Entwicklung des Rituals

Die Premiere

Anleitung zum großen Ahnenritual

Was macht es so heilsam?

Die heilende Magie der Säulen und Pfeiler

Glastonbury

Anleitung für ein eigenes Ritual

Andere Seelen spüren

Begegnung auf schamanischen Reisen

Die schamanische Reise

Imagination

Das Erleben der Ahnen

Himmelsreisen der Schamanen

Die Reise zu den eigenen Kindern

Schamanische Arbeit im Zellgedächtnis

Die Stammbaumheilung

Vorbereitungen

Die Zeremonie selbst

Einen Stammbaum bauen

Die Pflanzen der Ahnen

Spagyrische Heilung

Die heilende Kraft von Birke und Mistel

Weitere außergewöhnliche Fallgeschichten

Selbst zu guten Ahnen werden

Für Klarheit sorgen

Keine Geheimnisse!

Seien Sie Sie selbst

Literatur

Lieder und Songempfehlungen für das große Ahnenritual

Über die Autorin

»Nimm den Tafelbehälter aus Zedernholz,

löse seinen Verschluss aus Bronze,

öffne den Zugang zu seinem Geheimnis.«

Gilgamesch-Epos, Tafel 1

Einleitung

Wenn heute das Wort »Ahnen« fällt, kann es leicht passieren, dass es etwas gelangweilt gleich in die Schublade »Märchen und Sagen« geschoben wird. Leider gibt es kaum ein Wissen darüber, wie spannend, aktuell und nicht zuletzt heilsam die Beschäftigung mit den Vorfahren tatsächlich sein kann. Die Ahnen nämlich sind es, die uns eine stabile Grundlage für Gesundheit, Glück und Wohlstand geben können. Zum Teil leben sie gemeinsam mit uns auf dieser Welt: insbesondere als die uns am nächsten stehenden Verwandten, unsere Eltern. Sie sind manchen Menschen etwas fremd in ihrer Wesensart und in ihren Ansichten. Und doch kommt niemand darum herum, sich mit ihnen und dem körperlichen und psychischen Erbe, das sie uns hinterlassen haben, zu befassen.

Die Ahnen, seien sie lebendig oder schon verstorben, üben einen mächtigen positiven oder negativen Einfluss auf das Leben jedes Einzelnen aus, und zwar unabhängig davon, ob wir das erkennen oder nicht. Die Generationen, die vor uns waren, bestimmen ganz maßgeblich, was wir heute sind. Wäre es da nicht reizvoll, ein tieferes und klareres Bewusstsein für sie und ihr Wirken zu bekommen? Zweifellos zeichnen sie in gewisser Weise unsere Laufbahn vor, denn sie schenken uns viele ihrer Fähigkeiten und Talente, ihr Weltbild und ihre Handlungsmuster. Oder denken Sie zum Beispiel an die vielen Schauspieler-, Musiker- oder Sportlerfamilien, in denen eine Begabung weitergegeben wird. Dazu kommt, dass wir unausweichlich selbst irgendwann einmal zu den Ahnen gehören werden.

Das große Geheimnis, das sich mir aus der langjährigen persönlichen und beruflichen Beschäftigung mit den Ahnen zeigte, ist: Wenn wir uns mit ihnen versöhnen und uns gut mit ihnen stellen, geben sie uns beinahe so etwas wie eine Garantie für ein glückliches und erfolgreiches Leben.

Weshalb dieses Buch geschrieben wurde

Mir selbst dämmerte erst, als ich älter wurde, was ich meinen Eltern alles zu verdanken habe. Eine vielfältige Bildung beispielsweise, Interesse an Kunst und Literatur und das Wissen darum, in religiöser Hinsicht geborgen zu sein. Was für ein Schatz! Was für ein Geschenk, das mein ganzes Leben bereichert hat! Was machte es dann aus, dass ich mich gelegentlich über meine Eltern geärgert habe, wie es alle Kinder mal tun? Natürlich war nicht alles perfekt. Doch überlebt haben schließlich nur die positiven Gaben, aus deren Pool ich heute noch schöpfe.

Es gibt aber auch ganz andere Geschichten, wie ich hautnah vor allem während meines Berufslebens in der Zusammenarbeit mit Klienten erfuhr. Im Laufe meiner langjährigen schamanischen Arbeit begegnete ich immer wieder Schicksalen, die ganz stark mit negativen Einflüssen der Ahnen verbunden waren. Ich lernte mit der Zeit, immer bessere Werkzeuge zur Lösung der verschiedenartigen Verstrickungen mit den Vorfahren zu nutzen. Die Ergebnisse dieser therapeutischen Arbeit waren stets bewegend und hatten eine enorm befreiende Wirkung auf das Leben der Betreffenden. Schon das regte mich an, diese Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen. Über dieses Buch können Sie einen persönlichen Gewinn aus meiner Arbeit ziehen oder zumindest eine Ahnung davon bekommen, welche zunächst verborgenen systemischen Zusammenhänge sich hinter so manchem Problem verstecken können.

Aber ich hatte noch einen anderen wichtigen Grund, dieses Buch zu schreiben. Während der schamanischen Arbeit mit Patienten wurde mir nämlich ein Ritual geschenkt, das Verletzungen und Belastungen, die von den Ahnen herrühren, auflöst und uns damit letztlich zu glücklicheren Menschen macht. Genau dieses Ritual lernen Sie in diesem Buch kennen und nutzen.

Was dieses Buch Ihnen bietet

Wer schon einmal erlebt hat, wie bedrückend ein Problem sein kann, dessen Ursache in der familiären Vergangenheit zu suchen ist, wird sich auch vorstellen können, wie befreiend es ist, wenn die Bürde wegfällt. Gerade Belastungen, die von den Ahnen herrühren, liegen fast immer im Unbewussten und ziehen sich wie ein dunkler Nebel durch das Leben und das Schicksal einer Person. Werden die negativen Einflüsse von einem Familienmitglied erkannt und aufgelöst, profitieren auch die anderen Verwandten davon. Es entsteht nämlich eine Art der epigenetischen Umstrukturierung. Daher freue ich mich, dass ich Ihnen verschiedene Methoden anbieten kann, die der ganzen Familie helfen, die Beziehung zu den Ahnen zu verbessern und den verlorenen Schutz durch den Familienverband wiederherzustellen. Ich werde Ihnen ein schönes Repertoire an wirksamen und praktischen Techniken an die Hand geben, die seelische und körperliche Leiden lindern können, die auf einen Einfluss der Ahnen zurückzuführen sind. So vielfältig, wie die Probleme sein können, so reichhaltig ist auch die Palette an Heilwerkzeugen. Sie reicht von einfachen Imaginationen bis hin zu besagtem großem Ritual und einer Stammbaumheilung.

Sie haben die Gelegenheit, sich in den Kapiteln zu informieren und aus den Praxisangeboten auszuwählen und auszuprobieren, was Ihnen am besten hilft. Nehmen Sie sich die Zeit dafür. »Sofort und schnell anwendbar«, das sind zwar beliebte Worte, wenn man neugierige Leser anlocken möchte. Ich halte diese Ausdrücke jedoch für wenig passend, wenn es darum geht, sich mit den Ahnen zu versöhnen und sich ihrer Hilfe und ihres Schutzes zu versichern. Die geschilderten Heilmethoden sind zwar ohne großen Aufwand anwendbar, benötigen aber eine sorgfältige innere Vorbereitung. Für den Erfolg ist es wichtig, sich für die Übungen und Techniken genügend Zeit zu lassen, damit sie voll zur Wirkung kommen können. Diese Zeit ist zum einen ganz allein für Sie selbst gedacht, und doch strahlt die daraus gewonnene Befreiung weit in Ihr eigenes Leben und das Ihrer Familie hinein.

In mehreren Schritten möchte ich Sie an die verschiedenen Facetten des Themas »Ahnen« heranführen. Ganz zentral ist die Einweihung in ein mächtiges Ritual, das zur Versöhnung mit den Ahnen führt. Zum besseren Verständnis erfahren Sie außerdem immer wieder anhand lebendiger Fallbeispiele, wie vielfältig die Ahnen in unser alltägliches Dasein hineinwirken können.

Ich möchte Sie dazu ermutigen, sich auf die Techniken, die Ihnen dieses Buch vorstellt, einzulassen, auch wenn sie Ihnen fremd erscheinen mögen. Der Gewinn, den Sie selbst und Ihre Familie erfahren, ist ein großes Geschenk, das Ihrem Leben eine positive Richtung gibt. Ist es nicht eine wunderbare Option, wieder vermehrt Lebensqualität zu spüren? Genau das wünsche ich Ihnen!

WARUM SICH MIT DEN AHNEN BEFASSEN?

Wer sind unsere Ahnen?

Sind die Ahnen denn überhaupt noch wichtig für uns? Sie stammen schließlich aus einer anderen Zeit und hatten Ansichten, die uns heute kaum weiterhelfen können. Oder etwa doch? Lassen Sie uns einmal genauer betrachten, was die Ahnen für uns heute bedeuten könnten.

Oft höre ich: »Ach, die sind doch schon alle tot.« Und das bedeutet meistens, dass sie aus dem Bewusstsein der Menschen gestrichen worden sind, denn für viele ist der Tod das Ende von allem. Er ist in der Tat ein gewaltiger Einschnitt, denn danach sind die vertrauten Personen erst einmal nicht mehr in unserem alltäglichen Leben vorhanden. Kein Austausch im Gespräch, keine körperlichen Begegnungen sind mehr möglich. Der bittere Ausspruch »Was weg ist, ist weg«, stimmt er also doch?

Die fünf großen Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus sehen das ganz anders, denn sie lehren alle dasselbe, wenn es um das Thema Tod geht: Sie sind sich gewiss, dass im Tod zwar das irdische Leben endet, aber nicht die Existenz der Seele. Auch die antiken Philosophen geben in dieser Hinsicht Trost, denn sie alle glauben, dass die unsterbliche Seele in der Himmelswelt weiterlebt. Gemeinsam mit den großen Religionen stehen sie damit in einer ununterbrochenen Linie geschichtlicher Zeugnisse, die von der Vorzeit über die assyrisch-babylonischen Hochkulturen des Zweistromlandes und die bewunderte Kultur des alten Ägyptens und weiter bis in die Antike und die Neuzeit hineinreicht. Am eindringlichsten hat es vielleicht der griechische Philosoph Sokrates (470–399 v. Chr.) beschrieben: »Falls der Tod aber gleichsam ein Auswandern ist von hier an einen anderen Ort, und wenn es wahr ist, was man sagt, dass alle, die gestorben sind, sich dort befinden, welch größeres Glück gäbe es wohl als dieses.« Ein wahrhaft tröstlicher Satz.

Erst in unserer Zeit hat sich eine Art Nihilismus im großen Stil durchsetzen können und damit eine Entfremdung von den uralten Erfahrungsmustern der Menschheit. Wir geben unseren Ahnen, den Toten, keinen Raum mehr in unserem Leben, und auch das Religiöse oder Spirituelle findet kaum noch einen Platz. Aber ausgerechnet die moderne Physik zeigt uns, dass das »Wegsein« nur die sichtbare Seite dessen ist, was wahr ist. Denn sie entdeckte etwas ganz anderes als unser heutiges Alltagsbewusstsein und stellt im Energieerhaltungsgesetz einen zentralen Grundsatz vor. Die Physiker sagen uns nämlich, dass eine Energie nicht einfach so verschwinden kann. Sie wird vielmehr umgewandelt und tritt in veränderter Form wieder auf, wobei die Gesamtenergie stets als konstante Größe bestehen bleibt. So erzählt uns die moderne Physik etwas darüber, was alle Kulturen vor uns ganz selbstverständlich für wahr hielten und auch heutige »Esoteriker« glauben: Nichts kann »weg« sein. Und so leben auch die verstorbenen Ahnen weiter, allerdings nicht in der stofflichen Form, die wir kennen, sondern eher in einer energetischen, feinstofflichen. Seit alters her sprechen die Menschen daher von den Verstorbenen nicht unbedingt als Toten, sondern als Seelen.

So heißt auch ein Feiertag, dessen Bedeutung vielen nicht mehr klar ist, »Allerseelen«. Er wird am 2. November begangen. Der Name bedeutet, dass wir aller der Seelen gedenken, die in unseren Familien und im Freundeskreis verstorben sind. In Europa schmückte man zu dieser Zeit die Gräber, und am Nachmittag begaben sich die Familien auf den Friedhof, um sich an ihre toten Verwandten zu erinnern und für sie zu beten. Auch heute lebt der alte Brauch noch fort und wird in vielen, insbesondere katholischen Gemeinden gefeiert. Die Gräber mit dem bunten Blumenschmuck bieten einen eigenartig schönen Anblick in der trüben Jahreszeit. Die Menschen, die dort zusammentreffen, strahlen Ruhe und Glück aus, weil sie sich an die heiteren und berührenden Erlebnisse mit ihren Ahnen erinnern und sich davon erzählen.

Am Tag zuvor, dem 1. November, wird in den christlichen Kirchen das Fest »Allerheiligen« gefeiert. Dieser Tag ist dem Gedenken an die verstorbenen Ahnen gewidmet, von denen man glaubt, dass sie, gemeinsam mit den Heiligen, in der Himmelswelt weiterleben. 1. und 2. November sind eine günstige Gelegenheit, sich mit den Ahnen zu verbinden. An diesen Tagen ist nämlich die Grenze zwischen Himmel und Erde sehr dünn, und wir spüren das unauflösliche Band, das zwischen den Ahnen und uns hin und her schwingt, viel deutlicher als zu anderen Zeiten.

Zwei stille Feiertage in einer meist trostlosen Jahreszeit – mehr ist nicht mehr da? Und auch ihr Einfluss schwand mit dem aus Amerika kommenden Halloween, einer Art Faschingsparty mit Masken, Gerippen, Fledermäusen, Hexen und anderen gruseligen Gestalten. Was Halloween aber tatsächlich bedeutet, weiß kaum einer mehr. Es kommt nämlich aus dem angelsächsischen All Holys Eve und bedeutet, der »Abend vor Allerheiligen«. In dieser Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, dem Vorabend des Allerheiligenfests, lehnten sich nach einem alten Volksbrauch die Menschen mit Lärm und Gelächter gegen die Angst vor dem Tod auf. Mit gruseligen Masken und exaltierter Heiterkeit boten sie dem drohenden Tod die Stirn. Wer genau hinsieht, entdeckt also, dass es auch hier und heute durchaus noch Reste einer Beschäftigung mit den Ahnen gibt. Sich ihnen wieder ganz bewusst und gezielt zuzuwenden, darum soll es in diesem Buch gehen.

Was uns die Ahnen schenken

Wir sind auf vielfältige Weise von unseren Vorfahren beschenkt. Da wir dies leider nur allzu oft vergessen, möchte ich damit beginnen, Ihnen aufzuzeigen, auf welche Weise unsere Ahnen uns erst das Leben ermöglichen, das wir aktuell führen.

Talente und Fähigkeiten

Kennen Sie den alten Ausspruch »Wir sind Zwerge, die auf den Schultern von Riesen stehen«? Er bedeutet nichts anderes, als dass niemand in der Lage ist, nur aus sich allein heraus etwas zu erreichen oder neu zu erfinden. Es ist vielmehr so, dass allem Wissen und allen Gütern, die wir nutzen, die Erkenntnisse und Fertigkeiten der vielen Generationen vor uns zugrunde liegen, auf die wir aufbauen können. Bis hin zur Sprache und zur Schrift, zu den Fertigkeiten des Hausbaus und der Landwirtschaft, alles wurde von unseren Ahnen erfunden und stetig weiterentwickelt.

Vor allem Jugendliche sind oft verärgert über diesen Satz, denn gerade für sie ist es wichtig, erst einmal ihr ganz Eigenes zu finden. Sie insbesondere müssen dieses erhebende Gefühl genießen, wie es oft auch kleine Kinder haben, wenn sie etwas Neues entdecken: »Nur ich allein hatte die Idee!« Und es ist völlig normal für Kinder und Jugendliche, sich überhaupt nicht für ihre Vorfahren oder Ahnen zu interessieren. Denn sie sind gerade damit beschäftigt, zuerst einmal sich selbst kennenzulernen und dabei auszuprobieren, was so alles möglich ist. Der Spruch von den Zwergen auf den Schultern von Riesen wird erst später wichtig.

Er stammt von dem Gelehrten und Philosophen Bernhard von Chartres, der um das Jahr 1100 in Frankreich lebte und lehrte. Zu dieser Zeit studierte und bewunderte man die Werke der antiken Dramatiker, Philosophen, Ärzte und Mathematiker. Durch deren Lektüre war den Wissenschaftlern jener Zeit klar geworden, dass sie – wenn auch unbewusst – stets auf den alten Erkenntnissen ihrer Vorfahren aufbauten. Sie formten das bereits Errungene noch deutlicher aus und entwickelten es weiter. Nur auf diese Weise können Zwerge nämlich größer als Riesen werden und weiter sehen als die Giganten selbst. Genau das nennt man Evolution.

Ein bekannter italienischer Maler der Renaissancezeit, Raffaelo Santi, brachte diese Vorstellung in einem Gemälde zum Ausdruck. Es handelt sich dabei um das berühmte Fresko »Die Schule von Athen« in den Stanzen des Raffael im Vatikan. Darauf sind einundzwanzig Personen der antiken Welt, allen voran Platon und Aristoteles, versammelt, die sich angeregt miteinander unterhalten und ihre Thesen diskutieren. Die Spannbreite der Abgebildeten reicht von der Mathematikerin Hypatia von Alexandria bis hin zu dem persischen Theologen Zarathustra. Raffaelo Santis Absicht war es, in seinem Fresko eine Versammlung der Ahnen aus den unterschiedlichsten Regionen und Fachgebieten darzustellen. An einem imaginären Ort treffen sich all jene zu einem angeregten Gespräch, denen wir den Ursprung der europäischen Kultur zu verdanken haben.

Die Ahnen haben tatsächlich einen sehr weitreichenden Einfluss auf das Leben des Einzelnen. Wenn wir uns besagten Satz bildlich vorstellen, sehen wir genau das vor uns, was Unterstützung ausmacht: Wir stehen auf den Schultern von Personen, die uns von »unten« her stützen. Ohne diese Vorläufer wäre Entwicklung kaum möglich, ohne Pythagoras gäbe es keinen Friedrich Gauß und ohne Sokrates keinen Immanuel Kant oder Peter Sloterdijk. Und alle bedeutenden Wissenschaftler haben eines gemeinsam: Sie sehen dankbar und mit Respekt auf ihre Vorgänger, denn es ist ihnen bewusst, auf wessen Schultern sie stehen.

So ist es aber nicht nur im ganz Großen, sondern auch im privaten Bereich. Es gibt Familien, in denen viele einen Beruf in derselben Sparte haben. Das sind zum einen die Familienbetriebe, die über lange Zeit von den Vätern auf die Söhne vererbt wurden. Da spielen dann auch weitergegebene Vermögenswerte eine große Rolle, die später oft von der dritten und vierten Generation unbedacht wieder in den Sand gesetzt werden. Ich denke aber vor allem auch an die Familien, in denen viele Mitglieder auffallend ähnliche Talente ausleben. Das Phänomen der vererbbaren Begabungen ist bei Künstlern, bei Musikern und Schauspielern bekannt. Es kommen Ihnen sicher auch schnell einige Beispiele in den Sinn, wie die Familie von Thomas Mann, die mehrere herausragende Wissenschaftler und Publizisten hervorgebracht hat, die österreichische Schauspielerdynastie Hörbiger, der zahlreiche bekannte Schauspieler angehören, die bayerische Künstlerfamilie Asam, die in der Zeit des Rokoko verschiedene bildende Künstler zählte, oder im Bereich der Musik die Familie von Johann Sebastian Bach. Fast alle Angehörigen dort tragen ähnliche künstlerische Fähigkeiten und Berufungen im gleichen Tätigkeitsfeld in sich. Hier haben die Ahnen offensichtlich dafür gesorgt, dass besondere Gaben zum Ausdruck gebracht werden konnten, die über Generationen hinweg auf hohem Niveau leben.

Wie dankbar können solche Menschen ihren Vorfahren für dieses Geschenk sein! Im besten Fall nehmen sie das materielle oder geistige, das künstlerische oder wissenschaftliche Erbe an und machen auf ihre Weise das Beste daraus. Sie folgen ihrem Ruf und erleben, wie wichtig es ist, dem Ererbten noch etwas Eigenes hinzuzufügen. Wem eine wertvolle Begabung in den Schoß gefallen ist, wird selten vergessen, von wem er sie erhalten hat. Er fühlt eine lebenslange Dankbarkeit, die sich darin zeigt, dass er seine Talente auslebt und den Ahnen damit letztlich auch seine Wertschätzung zeigt.

Dabei müssen es auch nicht immer höchst außergewöhnliche Fähigkeiten oder geniale Begabungen sein. Sicher findet jeder Mensch in sich bestimmte Fertigkeiten oder Qualitäten, die auf seine Vorfahren zurückgehen und die sich auf der Basis dieser »Vererbung« auf besondere Weise weiterentwickeln und genießen lassen.

Schutz durch die Familie

Im Familienverband fühlen sich die meisten Menschen geschützt und geborgen – und das reicht über die derzeit lebenden Verwandten hinaus. Immer gehören auch die bereits Verstorbenen zu dem Grundgefühl von Familie. Wie aber hat die Geschichte der Ahnen angefangen? Wie kam es zur Institution Familie? Alle alten Kulturen erzählen uns davon. Der Bibel nach sprach Gott: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine Gehilfin machen« (1 Mose 2.18). Auch im Gilgamesch-Epos formt die Göttin für den König einen Gefährten aus Lehm, Enkidu, damit er ihn zum Freund habe und nicht länger allein sei. Menschen brauchen die Gemeinschaft anderer Menschen, das haben die Götter schon früh erkannt.

Schließlich entstand aus der Verbindung des ersten Menschenpaares die erste Familie, in der sofort der Ärger anfing, der über die Jahrtausende hinweg bis heute in vielen Familien herrscht. Tatsächlich kam es schon in der zweiten Generation zum Hass, nämlich zwischen den beiden Söhnen der mythologischen Ureltern Adam und Eva. Kain beneidete seinen beliebteren Bruder Abel so sehr, dass er nicht zögerte, ihn zu ermorden. Und das soll Familie sein? Kaum haben die Menschen die ersten Schritte auf der neu geschaffenen, wunderschönen Welt gemacht und schon herrschen Mord und Totschlag? Nicht nur die Bibel, sondern auch die großen Epen der Menschheit wie das Nibelungenlied, die Edda, das indische Mahabharata, das Gilgamesch-Epos und natürlich die überaus verwickelten familiären Beziehungen und Eifersüchteleien im antiken Götterhimmel wissen davon zu erzählen, wie es in Familien zugehen kann.

ENDE DER LESEPROBE