Kräutersommer - Theresia Arbia - E-Book

Kräutersommer E-Book

Theresia Arbia

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Beschreibung

Zeit für Geschichten – ist es nicht das, was wir so dringend brauchen? Wie schön und bereichernd ist es doch, sich fallen zu lassen, hinein zu tauchen in die unendlich vielen Schichten der Wirklichkeit. In "Kräutersommer – Zeit für Geschichten" darf unsere Seele auf Reisen gehen, begleitet vom betörenden Duft der Wiesenkräuter und dem leisen Raunen des Andersweltlichen. Es ist eine Reise in andere Zeiten, zu geheimnisvollen Orten, und wie im Märchen von Frau Holle finden wir uns wieder auf blühenden Wiesen, in wilden Kräutergärten und in der Fantasie der Worte … Theresia Arbia, spirituelle Künstlerin und Pamela Feil, Musikerin und Lehrerin, schufen mit ihrem gemeinsamen Werk eine Verbindung zwischen dem Diesseits und den Anderswelten, geprägt von altem Wissen und neuen, hilfreichen Erkenntnissen.

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Kräutersommer

Zeit für Geschichten

Pamela Feil

Theresia Arbia

ISBN Ebook 978-3-9816162-9-3

ISBN Druckversion 978-3-9816162-4-8

Copyright 2015

Bildquellen Cover: Fotolia

Copyright Zeichnungen: Theresia Arbia

Verlag: Begegnungen – www.verlagbegegnungen.de

Alle Rechte vorbehalten

Kräutersommer

Zeit für Geschichten

Pamela Feil und Theresia Arbia

Mit viel Freude und noch mehr Herzblut haben wir

„Kräutersommer – Zeit für Geschichten“

gemeinsam erarbeitet.

Für die zwei Geschichten am Feuer,

während des ersten und zweiten Treffens der Schwestern,

steht Pamela Feil.

Für die Rahmenhandlung

und die Märchenpflanzenbilder

steht Theresia Arbia.

Dein Ausspruch, liebe Ursel:

„Man muss das Gute tun, damit es in der Welt ist“,

wird uns unser Leben lang begleiten

und uns immer an die wunderschönen und

lehrreichen Tage erinnern, die wir in Deiner Schule

verbringen durften.

Dir und allen guten Geistern Deiner Schule gilt unser Dank!

Prolog

Im wilden Garten meiner Fantasie lag ich unter einem knorrigen Apfelbaum und träumte,

dass ich ein herrliches blaues Garn liegen sah. Welche Fee hatte es für mich dort hingelegt? Ich dankte und hob es auf.

Es war samtig, kühl und leicht wie eine Feder.

Als ich dem Garn zu seinem Ende folgte, lief ich durch vielerlei Landschaften. Ein leise vor sich hin

murmelnder Bach kreuzte meinen Weg und ich dachte, das Knäuel liegt auf seinem Grund, doch dort lag es nicht.

So folgte ich ihm weiter und kam an einen schneebedeckten Berg. Dort oben wird das Knäuel wohl sein, dachte ich, doch auch dort oben war es nicht zu finden. So lief ich weiter – Jahre, Stunden, Minuten, wer weiß das schon …

Da kam ich an eine Insel aus grauem Stein, am Ende der Zeit. Drei hohe Felsen standen da – kahl und glatt – und hinter diesen lag das Knäuel, im Schoß einer uralten Muhme.

„Was ist das für ein seltsames Garn?“, rief ich.

„Oh, ich spinne es aus meinen Träumen“, sagte die Muhme.

„Du spinnst es aus deinen Träumen?“, fragte ich.

„Ja, es besteht aus den Bildern meiner Träume.“

„Und wo hört es auf?“, wollte ich wissen.

„Es hört niemals auf, wenn du nicht aufhörst zu träumen“, sprach die Alte.

„Denn du träumst mich, und ich spinne den Faden deines Lebens.“

Ich setzte mich zu ihr und wurde sehr müde.

Im Traum schlief ich ein und träumte im Traum, dass ich träumte, dass ich im Traum träumend ein blaues Garnknäuel warf …

(nach Luisa Francia)

„Wenn ich mich jetzt nicht hinsetze und alles aufschreibe, dann wird nie etwas daraus“, ermahnte sie sich jeden Tag – und so verstrich der Winter, der diesmal ewig zu dauern schien. Und immer gab es etwas ganz Notwendiges zu tun, wie z. B. Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, weil die alten Wasserleitungen im Haus wieder einmal eingefroren waren …

„Morgen ist ja auch noch ein Tag …“

Es wurde so ganz langsam Frühling und sie saß zwischen Gundelrebe und dem ersten Grün des Löwenzahns – da riefen die Blaumeisen aus dem alten Hollerbusch ganz laut: „So schreib doch, jetzt ist die beste Zeit!“

„Ach, das interessiert doch heute niemanden mehr.“

„Doch, gerade jetzt ist es wichtig, dass du darüber schreibst!“, trällerten die Spatzen vom Dach der Scheune herab.

„Ich muss mich erst ausruhen“, dachte sie und kuschelte sich in ihre Decke im Gras. Der Frühlingswind streichelte sie sanft, und die Bienen und Hummeln, die zu den ersten zarten Blütchen unterwegs waren, summten:

„Erzähl, erzähl uns nun endlich deine Geschichte!“

„Durchhalten, haltet durch“, rief die Jägerin mit dem jungen Merlin auf ihrer Schulter, „träumt euch in den Frühling, meine Schönen.“

Dann griff sie nach ihrem nagelneuen Besen aus frischem Birkenreisig, gab der Hasel einen dicken Schmatz und war verschwunden …

Kein Laut war zu hören, ganz behutsam bereitete sich der Garten auf den Frühling vor.

„Wo sie wohl wieder hin ist?“, fragte vorwitzig das Mäusejunge.

Der Marder, der in der alten Scheune lebte und sich gerade von den ersten warmen Sonnenstrahlen den Bauch bescheinen ließ, meinte: „Weißt du denn nicht, dass sie sich seit alter Zeit – wahrscheinlich sind es schon viele Jahrhunderte – mit ihren Schwestern zu vielen Festen und den Tagundnachtgleichen an einem geheimnisvollen Ort, dem ‘weißen Holz’ trifft? Dort tanzen und lachen sie, halten Rat, und manchmal greifen sie auch ein in das Schicksal ihrer Schützlinge.“

Es wurde eine angeregte Unterhaltung, denn es gesellten sich noch ein Eichhörnchen, alle Mitglieder der Kohlmeisenfamilie, die im großen Mirabellenbaum lebten, die schwarze Katze Baghira und ein paar ortsfremde Spatzen dazu.

Und zum Schluss war es wie immer das Wetter, welches alle interessierte – die Jägerin und ihre Schwestern hatten sie bereits vergessen.

„Holla, holla“, rief die Jägerin, „dies ist aber wirklich noch ein rauer Frühlingstag.“ Merlin stimmte in ihren Ruf mit ein.

Wind, der zottelige Gesell, blies aus allen Ecken, trieb so alte Blätter und Schneereste vor sich her und machte damit den Schneeglöckchen Platz.

„Grüßt euch, ihr kleinen weißen Glöckchen – sagt, habt ihr schon die ‘Grüne Neune’ gesehen?“

Die Jägerin stoppte kurz ihren Flug.

Die Supermärkte boten nur dieses arme ausgelaugte Gemüse an und zum Treffen mit ihren Schwestern wollte sie

Im dunklen Bauch von Mutter doch eine wirklich köstliche Kraftspeise zubereiten – denn dafür war sie ja schließlich bekannt.Erde war es so wohlig warm gewesen, aber jetzt lockten doch die Sonnenstrahlen, und sie fühlten sich plötzlich so voller Saft und Kraft, dass sie nach oben drängten, jedes Kraut wollte das erste sein. Ein wildes Gerangel hatte begonnen.

Der Jägerin war’s recht. Sie zupfte achtsam hier ein paar Blättchen Löwenzahn, natürlich auch einige der saftig gelben Blüten, dort ein paar zarte hellgrüne Blättchen des „Hierbinichundbleibichfürimmer“ Krauts – des guten Gierschs, einige saftige Brennnesselspitzen, ein wenig samtigen Gundermann mit seinen wunderschönen blauen Blütchen.

„Vergiss mich nicht!“, rief es da aus nächster Nähe.

„Nein, Bärlauch, du duftest viel zu gut, wie könnt’ ich dich vergessen.“

Ihr Körbchen war bald voll der guten Kräuter.

Mit einem Frühlingslied bedankte sich die Jägerin bei den strahlenden Devas der Pflanzen, hüpfte beschwingt auf ihr Birkenreisig und machte sich auf die Weiterreise.

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie fast das leise Murmeln des Wiesbachs überhört hätte

– wie konnte sie nur – war er doch ihr Freund seit Kindertagen.

Ihm hatte sie seit jeher Geheimnisse anvertraut, und er hatte diese in jedem Tropfen gespiegelt und zum großen Fluss im Innern der Zeit getragen.

Wassernymphen tanzten über die glitzernden Steine auf seinem Grund, und Tropfen, schillernd in allen Farben des Regenbogens, sprangen durch die Luft. Die Jägerin fühlte sich wie immer geborgen hier.

„Schenk mir ein wenig von deinem Wasser, guter Freund, das köstliche Nass wird meine Schwestern so recht erquicken.“

Sie küsste den sanft dahin plätschernden Wiesbach bis er gluckste vor Wonne, und so schenkte er ihr ein aus dem Krug, dessen Wasser den Durst des Lebens löscht.

Wasser,

ständig in Bewegung, wie der Wind, wie das Leben.

Dem Wasser entspringen Leben und Freude.

Es nährt die mächtigsten Bäume,

wie auch die kleinsten Kräuter.

Achte es und schöpfe aus seiner Kraft.

nach Tim von Lindenau

Ob sie wohl noch der Träumerin einen guten Tag wünschen sollte – aber natürlich, es bedeutete ja kaum einen Umweg.

Wie immer lag die „Insel aus Stein am Ende der Zeit“ im dichten Nebel.

Nebel

steigt aus dem Wald

und bildet die Grenze zur anderen Seite.

Wenn Nebel aufziehen,

ein Gewitter mit Blitzen die Luft anspannt,

der Tag gerade geht oder kommt,

dann wird die Grenze zur anderen Seite sichtbar.

Tauche ein und sieh dich vor!

Denn lüftest du den Schleier auch nur ein wenig,

gelten die Regeln aus der Anderswelt.

nach Tim von Lindenau

Graue Wolkengeister formten sich zu schlafenden Riesen, verblassten und erschufen sich neu.

Hinter den zerklüfteten und verwitterten Felsen saß träumend im weichen Moos an den Stamm des Weltenbaums gelehnt eine uralte Muhme – die Träumerin.

Ihre Zöpfe hatten sich im Laufe der vielen Jahrhunderte, die sie jetzt schon an den Baumriesen gelehnt saß, mit dem Baum zu graugrünen Flechten verwoben. In ihrem Schoß lag ein Knäuel blaues Zaubergarn, aus dem sie träumend den Faden des Lebens spann.

Und wie immer zog die Jägerin einen Haselzweig aus ihrem Umhang und gab ihn der Träumerin mit den immer gleichen Worten: „Flecht’ ein bisschen Glück hinein in den Lebensfaden, und nicht nur für die Menschenkinder, diesmal können wir alle es gebrauchen!“

Glück,

du bist mein Wissen und mein Traum,

du bist mein Hunger und mein Durst,

du bist mein Kummer und meine Freude,

du bist die Schönheit, die in meinen Augen lebt,

die Sehnsucht in meinem Herzen und das Leben, das ewig währt in meiner Seele.

Die Muhme war aus ihrem Traum erwacht, erkannte die Jägerin und nickte ihr verstehend zu: „Ja, das werd’ ich wohl müssen. Wenn ich mich doch nur erinnern könnte an den Zauberspruch, der diese unersättliche Gier, die die Menschen seit neuester Zeit ergriffen hat, verwandelt in Achtsamkeit und Geduld.

Ich werde mich wohl in die tiefen Wälder begeben müssen und den Rat der Alten Donar Eichen um Einlass zur Erdmutter bitten“.

Wenn es uns gelingt, uns selbst zu vertrauen, übernehmen wir die Verantwortung dafür, was uns im Inneren ausmacht und auch dafür, was aus uns heraus fließt in den Begegnungen mit anderen. Im Moment des Vertrauens zu uns selbst sind wir mit dem Zentrum unserer Daseinsebene verbunden.

Wald,

ist ein heiliger Ort des Friedens und der Kraft.

Er ist seit jeher Zufluchtsort und Heimat derer,

die der Natur nahestehen

und sich mit ihr verbunden fühlen.

Doch ist er auch launisch und sehr empfindsam.

Trau’ dich hinein in den tiefen Wald, fernab der Wege.

Schau, wohin du trittst, sei rücksichtsvoll.

Wenn der Wald deinen Besuch erwartet, wird er es dich schon fühlen lassen.

Achte auf Zeichen.

Bringe kleine Geschenke mit

und danke, wenn man dich wohlwollend aufnimmt.

nach Tim von Lindenau

„Die große Göttin beschütze dich, liebste Träumerin, ich muss weiter, die Schwestern warten schon im ‘weißen Holz’.“