Krieg und Frieden in der Altmark - Eckart Reihlen - E-Book

Krieg und Frieden in der Altmark E-Book

Eckart Reihlen

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Beschreibung

"Krieg und Frieden in der Altmark" ist ein spannendes, reichhaltig bebildertes Buch der deutschen Geschichte von 1440 bis 2024. Die Nicolaus Gerckensche Familienstiftung ist durch das Testament eines reichen, kinderlosen, preußischen Juristen aus Magdeburg im Jahr 1607 entstanden. Das Vermögen ist seit 1607 in Agrar-, Garten- und Industrieland angelegt. Die Stiftung unterstützt bis heute junge Familienmitglieder finanziell bei ihren akademischen Studien. Die Auswirkungen der Kriege, der Konfiskation und der Hyperinflation sowie Fortschritte in der Technik und der Zusammenarbeit auf die Führung und den Erhalt der Stiftung werden in Grafiken, Bildern und Fotografien dargestellt. Die Triumphe und die Tragödien der deutschen Geschichte werden so greifbar verständlich.

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Inhalt

Einleitung

I. Späthumanismus. Der Aufstieg der Gerckens. 1440 – 1607

Zusammenfassung, 1440 – 1607

Die Salzwedler Katharinenkirche

Die Vorfahren des Stammvaters

Der Stammvater Nicolaus I Gercken *(1501 † 1579)

Der Stammbaum

Der Stiftervater Johannes Gercken (*1528 † 1605)

Der Stifter Nicolaus III Gercken (*1555 † 1610)

Das Magdeburger Recht, 14.–19. Jahrhundert

Das älteste, erhaltene Original des Stifters vom 26.6.1604

Das Testament des Stifters, 1607

Das Stadtarchiv Salzwedel

Grenzen der gesicherten Erkenntnisse vor 1501

Handlungsorte der Stiftung, 1440 – 1607

Entdeckung und Kolonialisierung, ab 1492

Die Hansestadt Salzwedel, 1263 -1518 und seit 2008

Politische Philosophie vor 1607

Wissenschaft und Technik vor 1607

II. Der Dreißigjährige Krieg. Sicherung des Nachlasses. 1607 – 1621

Der Tod des Stifters Nicolaus III Gercken, 1610

Die Nachlassinventarien vom 24.9.1610 und vom 6.6.1611

Die Einsetzung der Stiftungsführung. Margarethas Tod

Mythen europäischer Einigung

Der Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs am 23.5.1618 in Prag

Politische Philosophie, 1607 – 1621

Wissenschaft und Technik, 1607 – 1621

Handlungsorte der Stiftung, 1607 – 1621

Auswahl vor 1607 erbauter Gebäude mit Bezug zur Stiftung

Auswahl in Salzwedel vor 1607 erbauter Gebäude

Nachdenkseite

III. Westfälischer Friede. Sebastians Triumph. 1621 – 1719

Der Dreißigjährige Krieg

Die Zerstörung Magdeburgs am 20. Mai 1631

Michael Burchardt, der Retter Salzwedels im Dreißigjährigen Krieg

Der Ausgang des Dreißigjährigen Kriegs

Der Westfälische Friede

Sicherung der Stiftungsakten über den Dreißigjährigen Krieg hinweg

Treue und Untreue

Sebastians Triumph

Handlungsorte der Stiftung, 1621–1714

Der Aufstieg des Großherzogtums Moskau

Der Spanische Erbfolgekrieg, 1701 – 1714

Politische Philosophie, 1621 – 1714

Wssenschaft und Technik, 1621 – 1714

IV. Der Aufstieg Preußens. Soziales Stiftungsengagement. 1719–1821

Soziales Stiftungsengagement und Glaube

Stiftungsführung bis 1821

Stipendienleistungen in Kilogramm Silber pro Jahr

Beglaubigungen von Testamentsakten und Schuldbriefen

Die Schlesischen Kriege, Polens erste drei Teilungen

Der Siebenjährige Krieg, 1756 – 1763

Politische Philosophie, 1714 – 1821

Wssenschaft und Technik, 1714–1821

Napoleonische Kriege, 1803 – 1815

Der Wiener Kongress, 1815

Preußen nach dem Wiener Kongress, 1815

Preußische Reformen, 1807 – 1815

Handlungsorte der Stiftung, 1714 – 1821

V. Der Weg zur deutschen Einigung. Die Blüte der Stiftung. 1821 – 1892

Stiftungsfuhrung 1821–1892. Einbezug von Frauen

Johann Friedrich Danneil (*1783 † 1868)

Statut und Familientage ab 1872

Der amerikanische Bürgerkrieg, 1861 – 1865

Der deutsche Zollverein, 1834 – 1919

Die Gründung des Deutschen Reichs, 1871

Pressefreiheit und die Soziale Frage, 1878 – 1890

Die Abschaffung der Sozialistengesetze, 1890

Politische Philosophie, 1821- 1892

Wissenschaft und Technik, 1821- 1892

Handwerk in Salzwedel, Baumkuchen ab 1841

Handlungsorte der Stiftung, 1821 – 1892

VI. Die deutsche Tragödie. Stagnation der Stiftung. 1892 – 1990

Stiftungsführung, 1892 -1919

Der 1. Weltkrieg, 1914 – 1918

Weimarer Republik, 1918 – 1933

Stiftungsfuhrung, 1923 – 1934

Nationalsozialistische Diktatur, 1933 – 1945

Der 2. Weltkrieg, 1939 – 1945

Der Kalte Krieg, 1947 – 1990

Freiheit der Wissenschaft

Die Berliner Mauer, ab 1961

Detente – Entspannungspolitik, ab 1965

Ostdeutschland 1949 – 1990

Wirtschaftswunder, Freiheitlich-Demokratische Grundordnung

VI

Stiftungsfuhrung, 1945 – 1990

Gründung der UNO, 1945

Handlungsorte der Stiftung, 1892 - 1990

Politische Philosophie, 1892 – 1990

Entstalinisierung, Brezhnew-Stagnation, 1953 – 1982

Perestroika und Glasnost, ab 1985

Tschernobyl, 1986

Der Fall des Eisernen Vorhangs

Wissenschaft und Technik, 1892 – 1990

VII. Freiheit, Eigentum und Emanzipation. Stiftungsneuerrichtung ab 1990

Der deutsche Einigungsvertrag, 31.8.1990

Der Zwei-Plus-Vier-Vertrag, 12.9.1990

Die Auflösung des Warschauer Pakts, 1.7.1991

Augustputsch, 19.-21.8.1991

Die Auflösung der Sowjetunion, 8.12.1991

Europäische Union und der Euro

Integration der Westlichen Demokratien Europas und Nordamerikas

Stiftungsfuhrung nach 1990

NATO, ab 1990

Der Abstieg Russlands

Politische Philosophie, ab 1990

Politische Philosophie Henry Kissingers, 1969 – 2023

Wssenschaft und Technik, ab 1990

Technik und die Stiftung, Größe der Familiantenschaft

Aufbau der Stiftung, Archive, Prüfinstanzen, Marke

Stiftungsauftritt

Vielfalt

Diskussionsthemen der Stiftung ab 1990

Handlungsorte der Stiftung, ab 1990

Jahrhundertzeitreihen

Machtverteilung, Welt

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, Welt

Lebenserwartung, Welt

Bevölkerung Deutschlands

Getreideerträge in Deutschland

Malthusianische Katastrophe vertagt

Kohlendioxidkonzentration (CO

2

) in der Atmosphäre

Die Rolle der Atmosphäre für die Oberflächentemperatur der Erde

Anthropogener Temperaturanstieg

Konflikt, Zusammenarbeit, Geld, Getreide und die Gerckenstiftung

Rechengänge, Silberäquivalenzmethode

Quellen

Verzeichnisse

Bildnachweise

Danksagungen

Wir danken den der Nicolaus Gerckenschen Familienstiftung zu Salzwedel Zugehörigen für ihr Vertrauen und für ihr Interesse an diesem Buch.

Wir danken den uns vorangegangenen 21 Patronaten. Wir heben den Testamentarius JOHANN FRIEDRICH DANNEIL, † 1868, und den 12. Patron PARIDAM FRIEDRICH OTTO SOLBRIG, † 1892, für ihre Dokumentationen der Familiengeschichte im 19. Jahrhundert hervor. Dem 17. und 19. Patron PAUL GERHARDT, † 2001, gebührt besonderer Dank für die Wiedererrichtung der Stiftung nach der Tragödie der deutschen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf der Arbeit der Vorgenannten fußt dieses Buch.

Wir danken ferner Dr. ROLAND JACOB für die Belebung der Linie F. Über sein Engagement sind die Eltern des 22. Patrons auf die Stiftung aufmerksam geworden. Dr. Jacob hat auch maßgeblich die Herausgabe des 3. Nachtrags zur Familiengeschichte im Jahr 1996 unterstützt.

SÖREN NIEMEYER und der Fotoclub Salzwedel e.V. haben zeitgenössische Motive in Salzwedel im Auftrag der Stiftung fotografiert und sie dieser zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Dazu zählen auch Portraits des Patronats und Fotos von Familientagen. Danke dafür.

STEFFEN LANGUSCH ist seit über 30 Jahren Stadtarchivar in Salzwedel. Ohne seine Unterstützung und die Unterstützung der Stadt Salzwedel für seine Arbeit hätte dieses Buch nicht erscheinen können. Wir danken auch dem Leiter des Danneil Museums in Salzwedel, ULRICH KALMBACH, für die jahrzehntelange Zusammenarbeit.

Die 21. Patrona und Ehrenpatrona CHRISTLANE PETERS hat das Patronat beraten und stets für gute Stimmung und Verköstigung im Stiftungsbüro in Salzwedel gesorgt. Familiant Dr. MANFRED HÜBENER hat den Anstoß zu diesem Buch gegeben und das Manuskript korrigiert. CHRISTINE PLATT aus Südafrika hat die englische Ausgabe korrekturgelesen. Secretarius TORALF MEYER hat die Datenverarbeitung unterstützt.

Wir danken dem Stifter, NICOLAUS III GERCKEN, † 1607, Domsyndikus in Magdeburg von 1594 bis 1607, und seiner Ehefrau MARGARETHA GERCKEN geb. BUSSE, † 1621, für ihre Weitsicht und Großzügigkeit. Ihr Konsumverzicht damals bildet unsere Basis heute.

Das 22. Patronat, Salzwedel, im Oktober 2024

ECKART REIHLEN, Calvörde, 22. Patron

LUTZ BUCHMANN, Möser, MICHAEL GÖLLNITZ, Groß Rheide, Testamentarii

Handlungsorte

Magdeburg

Sebastian I Anwalt und Notar ab 1647

5. Patron Georg Friedrich II Gercken war Bürgermeister, 1726 - 1738

6. Patron Valentin Joachim Gercken, 1738 - 1746

10. Patron Dr. med. Valentin G. Köhler, *1739, Geburtsort

Möser Osterburg Quedlinburg Salzwedel (Stiftungssitz)

Testamentarius Dr. Lutz Buchmann, ab 2007 9. Patron J. C. W. Schulze, 1799 - 1819 Testamentarius Sebastian I Gercken, 1648 - 1680. Lebensmittelpunkt des Stammvaters † 23.2.1579, Bürgermeister von Salzwedel Geburtsort des Stiftervaters Johannes Gercken, 1528 Geburtsort des Stifters Nicolaus III Gercken, Enkel des Stammvaters, 28.2.1555 1. Patron Georg I 1610 - 1635, Geburts- und Wohnort 2. Patron Valentin 1635- 1680, Geburts- und Wohnort 3. Patron Sebastian V Gercken, *1646, Geburtsort 4. Patron Georg II Gercken, 1656 - 1726, Geburts- und Wohnort 7. Patron Sebastian Nicolaus Gercken, *1698, Geburtsort 8. Patron Philipp Wilhelm Gercken, *1722, Geburtsort 10. Patron Dr. med. Valentin G. Köhler,*1739, Patron 1819-1821, Lebensmittelpunkt 11. Patron Carl Ludwig Carssow Testamentarius J.F. Danneil, Lebensmittelpunkt ab 1804 und Sterbeort 1868 12. Patron Paridam Friedrich Otto Solbrig, *1818, Geburts- und Sterbeort 1892 13. Patron Johann Friedrich Berendt 1892- 1898, Geburtsort *1847 und Lebensmittelpunkt 14. Patron Fritz Busse, Geburts- und Sterbeort, 1878 - 1940 16. Patron Gustav Schramm, Lebensmittelpunkt und Sterbeort, gestorben 1963 18. Patron Dr. Ernst Wehmann, Lebensmittelpunkt 21. Patrona Christiane Peters, *1955, Geburtsort und Lebensmittelpunkt

Stendal

Erster Arbeitsort des Stifters als Conrector nach Abschluss seines Studiums, 1577 - 1580 11. Patron Carl-Ludwig Carssow, *1774, Geburtsort

Tangermünde Wanzleben Wittenberg

9. Patron J. C. W. Schulze, *1762, Geburtsort Administrator Friedrich Philipp Carl Gercken, 1798 - 1819, Wohnort Stifter Nicolaus III Gercken, Studium der Theologie, ab 1574

Zusammenfassung

Stipendienauszahlungen in Kilogramm Silber pro Jahr zum Zeitwert

Handlungsorte

Altenhausen Basel

Notar Petrus Schultze, 1610-1615 Stifter 1584 - 1585, abgebrochene Promotion

Calbe/Saale

Lagerung des Testaments während des 30-J. Kriegs

Groß Rheide Haldensleben

Test. Michael Göllnitz, ab 2013 26.6.1604 Frühestes Original des Stifter 26.2.1654, Beglaubigung des Testaments durch Söhne des Notars

Jüterbog

Testament 27.11.1607 mit sieben Zeugen

Kalbe/Milde

Geburt Danneils 18.3.1783, Testamentarius 1821- 1868

Königsberg Lenzen Lübeck

Studium Sebastian I, Jura, bis 1647 Veruntreuer Johann Linthe, 1647 Sebastian II, 1656-1710, Bürgermeister von Lübeck, Sohn von Sebastian I

Magdeburg

Stifter Gymnasiast ab 1571 Stiftervater Canonicus ab 1575 Stifter Anwalt ab 1586 Stifter Domsyndicus ab 1594 Wohnort Sebastian I ab 1647

Quedlinburg

Sebastian I, Restorator der Stiftung, ab 1647

Rostock Salzwedel

Stifter ab 1573 Theologie Studium u.a. ... Geburtsort des Stifters 1. Patron Georg I, 1610 – 1635 2. Patron Valentin, 1635- 1680

Speyer Stendal

Stifter Jurist im Praktikum ab 1585 Stifter arbeitet als Conrector, 1577-1580

Tübingen Weimar Wien Wittenberg

Stifter ab 1580 Jurastudium 15. Patron Walter Skerl, 1940-1950 3. Patron von Gercken, 1680-1719 Stifter ab 1574 Theologie Studium

I 1440 - 1607

Späthumanismus

Der Aufstieg der Gerckens

Das 22. Patronat ECKART REIHLEN,

LUTZ BUCHMANN und MICHAEL GÖLLNITZ

Zeitgeschichte. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bringt die Gutenbergsche Presse unablässig neue, erschwingliche Publikationen auf den Markt. Im Jahr 1492 entdeckt Christopher Columbus Nordamerika. Die europäische Gesellschaft ist in drei Stände unterteilt: Klerus (Papst, Äbte, Bischöfe, Mönche) Adel (Fürsten, Herzöge, Grafen, Ritter) und Bauern (Ackerleute, Handwerker, Stadtbürger). Im Jahr 1517 proklamiert Martin Luther in Wittenberg, 150 km südöstlich von Salzwedel, die Reformation. In Süddeutschland brechen 1524 die Bauernkriege aus.

Familiengeschichte. Ein gegen 1470 geborener Bauernsohn aus dem Dorf Liesten in der Altmark zieht um 1500 in die Hansestadt Salzwedel. Sein Sohn (1501 – 1579) wird dort Gewandschneider und Bürgermeister. Dessen Sohn (1528 – 1605) wird Rektor der Lateinschule in Salzwedel und Canonicus in der Domstadt Magdeburg. Dessen Sohn, ein gewisser Nicolaus III Gercken (1555 - 1610), studiert Theologie und Jura und wird Syndikus (Leiter der Rechtsabteilung) des Domkapitels Magdeburg. Kinderlos setzt er im Jahr 1607 mit seiner Ehefrau Margaretha ein Testament auf, gemäß dem alle akademisch studierenden Nachfahren seines Großvaters nach Margarethas Ableben finanzielle Unterstützung erhalten werden.

Zusammenfassung, 1440 - 1607

Der Aufstieg beschreibt die Ahnen des Stifters, eines reichen, preußischen, kinderlos im Jahr 1610 verstorbenen Juristen aus Magdeburg. Sie reicht von der vermuteten Herkunft seines Ururgroßvaters, geboren um 1440, bis zur Niederschrift seines Testaments im Jahr 1607. Erträge aus dem Nachlass des Stifters werden seit Ende des Dreißigjährigen Kriegs (1648) zur Förderung der akademischen Ausbildung der Nachkommen seines Großvaters verwendet. Die Stiftung nennt diesen den „Stammvater“. Der Nachname Gercken ist vom Vornamen Gerd abgeleitet. Er ist in den Schreibweisen Gerke, Gercke, Gericke, Guericke, Gerken, Gercken, Gerekens, Geriken, Gereken u.a. weit verbreitet.

Der Aufstieg der Gerekens, 1440 - 1610

Die Salzwedler Katharinenkirche

Die St. Katharinenkirche wurde ab 1280 als Hauptpfarrkirche der Neustadt Salzwedel erbaut. Das heutige Aussehen als dreischiffige Basilika ohne Querschiff erhielt die Kirche im 14. und 15. Jahrhundert. An der Südwand der Kirche ist unter dem Kruzifix kniend der Stammvater der Stiftung Nicolaus I Gercken dargestellt. Die Figur ist klein. Ihre Konturen sind verwittert.

Die Salzwedler Katharinenkirche

Die Vorfahren des Stammvaters

Über die Vorfahren des Stammvaters Nicolaus I gibt es keine gesicherten, unabhängig bestätigbaren Erkenntnisse.

Gemäß alten Stammtafeln der Stiftung war ein Hans Gercken aus Liesten der Vater des Stammvaters Nicolaus I Gercken. Die Schwester des Stammvaters hieß Catharina Gercken [1]. Sie wurde um 1500 in der Neustadt Salzwedel geboren und war mit Heinrich Schulz verheiratet. Letzterer wurde auch um 1500 geboren und war Bäcker in der Wollweberstraße in Salzwedel [1].

Codex Diplomatiens Brandenburgensis, zitierte Quelle vom 9.1.1496 [2]

Die Quelle oben vom 9.1.1496 verweist auf einen Hans Gerke als Hofbesitzer in Liesten [2]. Liesten liegt etwa 15km von Salzwedel entfernt. Der Großvater des Stammvaters könnte Nicolaus Gercken (Gerke, Gericke) geheißen haben. Es ist eine bloße Vermutung auf Basis der Vomamensvererbung jener Zeit. Er war wahrscheinlich Ackermann in Liesten. Dieser Nicolaus könnte um 1440 in Kläden bei Arendsee geboren sein.

Die vermuteten Vorfahren des Stammvaters

Der Stammvater Nicolaus I gab seinem ersten Sohn nachweislich den Namen Johannes [5]. Daraus mutmaßen das Patronat und E.O. Wentz in [2], dass der Vater des Stammvaters Hans bzw. Johannes hieß. Der zweite Sohn des Stammvaters wurde auf den Namen des Stammvaters, also Nicolaus, getauft [5].

Wentz schrieb, dass der 4. Patron, Georg II Gercken, im Jahr 1726 das Anwesen in der Wollweberstraße veräußerte, und zwar nach einem Vierteljahrtausend der Anwesenheit der Gerekens. Wentz vermutet, dass der Vater des Stammvaters, geboren um 1470, der erste der Familie in der Neustadt Salzwedel war [1].

Wentz schrieb bereits 1938 [6]: „Clawes (Claus) Gericke, der Stammvater, hatte im Jahr 1553 mit seinem Schwager Heinrich Schulze und dessen Bruder, Magister Paul Schulze, vom Kurfürsten ein Lehen im Dorf Klödens, wohl Kläden bei Arendsee, für 200 Rthl. erworben.“ Ferner: „Auch wo der Familienname sich nicht mit einem Ortsnamen deckt, ist die Herkunft aus der unmittelbaren Nähe oft nachweisbar, so bei den Gercken, deren Ahn, der Bürgermeister Claus Gercken (der Stammvater), noch die Gräber seiner Vorfahren in Clöden (Kläden) betreute.“ Wentz nutzte Quelle [7]. Kläden liegt etwa 19 km von Liesten und 21 km von Salzwedel entfernt.

[1] Stiftungsgeschichte von Ernst Otto Wentz, 1940. Kriegsbedingt unveröffentlichtes, 22-seitiges Manuskript. Es wurde 1996 in [14] von Dr. Roland Jacob in Auszügen veröffentlicht.

[6] Jahresbericht von 1838 des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie

Der Stammvater Nicolaus I Gercken (*1501 † 1579)

(*in Liesten, † 1579 in Salzwedel) Nicolaus I Gercken, auch Clawes (Claus) genannt, ist nach dem 23. Februar 1500 und vor dem 24. Februar 1501 geboren. Dieser Zeitraum wurde aus seinem Alter am Todestag errechnet, der auf dem Epitaph in der Katharinenkirche steht.

Epitaph des Nicolaus I Gercken, † 1579

Epitaph des Nicolaus I Gercken, † 1579, Salzwedel, Katharinenkirche Fotos von 2021 [3]

Die Inschrift lautet: „Niclaus Gerkens Bürgermeister dieser Stadt ist selig in Christo entschlafen seines Alters 78 Jahr den 23. Febr. anno 1579“. Die Gerckenstiftung hat sich im Statut zur Pflege und zum Erhalt des Epitaphs verpflichtet.

Nicolaus I Gercken hat um 1525 Cecilia Altensleben in Salzwedel geheiratet. Die beiden lebten in der Wollweberstraße. Er war Bürgermeister der Neustadt Salzwedel und gehörte als Kaufmann der Gewandschneidergilde an [1][5].

Abschiede von Kirchenvisitationen im 16.Jh. [4]

Nicolaus I und Cecilia hatten neun Kinder [5] und 40 bekannte Enkel. Ihr ältester Sohn hieß Johannes Gercken (1528 – 1605), dessen einziger Sohn der Stifter Nicolaus III Gercken (1555 - 1610) war.

Über das Wirken von Nicolaus I im Jahr 1551 findet sich ein Vermerk in den Abschieden von Kirchenvisitationen [4], die zwischen 1540 und 1600 abgehalten und im Jahr 1898 in Magdeburg veröffentlicht wurden. „Der Bürgermeister Claus Gerekens hat jetzt die Kollekte COMMENDA CRUCIS mit 200 Gulden Hauptsumme.“ Nach der Lutherischen Reformation (1517) wurden alle Kirchengemeinden der Altmark ab 1540 visitiert, um Besitz und Außenstände der Pächter und Schuldner sowie Einkünfte aus Verpachtungen und deren ordnungsgemäße Verwendung zu erfassen.

Der Stammbaum

Heute besteht die Gerckenstiftung aus Zugehörigen der abgebildeten fünf Linien.

Die Nachfahren des Stammvaters Nicolaus I Gercken

Der Stiftervater Johannes Gercken (* 1528 † 1605)

Johannis Geriken (Gercken) war Rektor der Neustädter Lateinschule zu Salzwedel, die sich unweit der Katharinenkirche befindet. Er ist auf einem Ölgemälde auf Holz dargestellt, das durch die Jahrhunderte erhalten geblieben ist. Die lateinische Inschrift des Bildes lautet:

Ölbildnis des Stiftervaters, Johannis Geriken (Gercken), Danneil Museum, Salzwedel

Bildnis des gelehrten Mannes Herrn Johannis Geriken (Gercken), Lektor des kirchlichen Rechts am Magdeburger Dom. Anno Christi 1585. Sein wahres Lebensalter 57.

Wie Johannes von Salzwedel nach Magdeburg gelangte, ist unbekannt. Sein juristisches und theologisches Fachwissen muss groß gewesen sein, um einen Ruf als Lektor nach Magdeburg zu erhalten. Johannis Geriken (Gercken) war mit Catharina geb. Buchwitz verheiratet. Die beiden hatten zwei Kinder, Catharina Gercken, später verehelichte Giese, und Nicolaus III Gercken, den Stifter. Die Ehen beider Geschwister blieben kinderlos.

Der Stifter Nicolaus III Gercken (* 1555 † 1610)

Nicolaus III Gercken wurde in Salzwedel am 28.2.1555 geboren und hat die Gerckensche Familienstiftung durch sein Testament aus dem Jahr 1607 initiiert. Er war Rechtsanwalt und Syndikus des Domkapitels Magdeburg. Er heiratete Margaretha Busse. Von ihnen ist kein Bildnis erhalten. Dies ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dem 30-Jährigen Krieg (1618 – 1648) bzw. dem Veruntreuer Johann Linthe (Episode III) geschuldet.

Magdeburger Dom, Baubeginn 13.Jh.

Katharinenkirche, Salzwedel, Baubeginn 13. Jh.

Wanderjahre in Magdeburg, Rostock, Wittenberg, Stendal, Tübingen, Basel, Speyer. Nicolaus III Gercken wurde von seinem Vater 1571 auf das Stadtgymnasium zu Magdeburg geschickt. Im Jahr 1573 immatrikulierte er sich an der Universität in Rostock. Ein Jahr darauf ging er nach Wittenberg, wo er drei Jahre lang wahrscheinlich Theologie studierte. Danach wurde er als Konrektor in Stendal angestellt. Nachdem er drei Jahre dieses Amt inne hatte, nahm er 1580 den Antrag des holsteinischen Edelmannes Breda von Rantzow an, dessen Söhne nach Tübingen zu fuhren. Hier verweilte er bis 1584 und studierte mit großem Eifer Jura. Von Tübingen ging er nach Basel, um dort zum Doktor der Jurisprudenz zu promovieren. Er hatte bereits die nötige Disputation gehalten und die Prüfung bestanden, als er, durch einen Brief seines Vaters veranlasst, den Plan aufgab. Der Vater riet ihm nämlich, die Kosten für die Promotion lieber auf seine praktische Ausbildung zu verwenden, und sich nach Speyer ans Kaiserliche Kammergericht zu begeben. Nicolaus III ging im Jahr 1585 nach Speyer und ließ sich dort ein Jahr lang zum praktischen Juristen ausbilden.

Jurist in Magdeburg. Im Jahr 1586 ging er nach Magdeburg zurück und ließ sich als Rechtsanwalt nieder. Dort heiratete er im Jahr 1590 Margaretha Busse, die Tochter eines promovierten Juristen und Beisitzers des Schöppenstuhls zu Magdeburg. Im Jahr 1592 wurde er vom Herzog Wolff von Braunschweig-Grubenhagen zum Kanzler befördert. Im Jahr 1594 wurde er von demselben als Gesandter auf den Reichstag zu Regensburg geschickt. Noch im gleichen Jahr berief ihn das Domkapitel Magdeburg zum Syndikus. Er folgte diesem Ruf und übte das Amt bis zu seinem Tod aus. Die von dem Collegiatstift St. Sebastian im Jahr 1602 auf ihn gefallene Wahl eines Canonicus lehnte er wegen seiner Amtsgeschäfte ab und erbat nur, in der Kirche des Stifts beerdigt werden zu dürfen. Seine Grabstätte ist leider verloren.

Religiös und belesen. Die Zeitgenossen von Nicolaus III haben ihn als einen religiösen, gelehrten und rechtschaffenen Mann geschildert. Seine Lieblingsbeschäftigung war die Lektüre juristischer und theologischer Schriften, von denen er eine Sammlung besaß und die er testamentarisch zum Gebrauch für seine Erben bestimmte.

Die Stiftung. Durch Arbeit und Sparsamkeit hat der Stifter ein beträchtliches Vermögen gesammelt. Seine Anverwandten waren sämtlich wohlhabend. Daher beschloss er, sein Vermögen zu einer milden Stiftung zum Besten der Nachkommen seines Großvaters zu bestimmen. Er spürte, dass ihm kein langes Leben beschieden sei und unterzeichnete deshalb bereits am 27.11.1607 sein Testament. Drei Jahre darauf verstarb er am 16.8.1610, zwischen 23 und 24 Uhr, im 55. Lebensjahr und wurde am 21.8.1610 seinem Wunsch gemäß in der Kirche des Sebastianstifts begraben. In seinem Testament von 1607 bestimmte er, dass „von meines Vaters seligen Brüdern und Schwestern her entsprossene“ und ihre Nachkommen Nutznießer der Erträge seines Vermögens werden sollten, und zwar in Form von Stipendien bei einem Universitätsstudium. Die Leichenpredigt für den Stifter ist erhalten [8][9].

Der Text auf diesem Bogen geht auf J.F. Danneil [11] zurück.

St. Sebastian, Magdeburg, erbaut 1015 Grabstätte des Stifters ist verloren. Foto: Georg Dehio

Das Magdeburger Recht, 14.-19. Jahrhundert

Das Magdeburger Recht war ab etwa 1300 eine zunächst mündlich überlieferte Sammlung von Normen und Rechtsvorstellungen der Kaufleute, ihrer von Landes- und Stadtherren verliehenen Privilegien und der von Bürgern eigenständig beschlossenen Regelungen. Sie ermöglichte den Bewohnern der Stadt ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung im Sinne einer kommunalen Selbstverwaltung. Das Magdeburger Recht nahm auf die mittelalterlichen mid frühneuzeitlichen Rechtsordnungen Mittel- und Ostemopas Einfluss. In über 1000 Orten im heutigen Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Weißrussland, Lettland, Litauen, der Ukraine und Russland galt im Lauf der Jahrhunderte in verschiedenen Ausprägungen das Magdeburger Recht [10].

In Fällen, in denen die Schöffenstühle (Gerichte) in den Städten, die das Magdeburger Recht praktizierten, nicht in der Lage waren, ein Urteil zu fällen, konnten sie beim Schöffenstuhl in Magdeburg um Rechtsauskunft nachsuchen. Als so genannter „Oberhof" hatte der Magdeburger Schöffenstuhl damit die Interpretationshoheit über das Recht und übte in der Rechtsausbildung bleibenden Einfluss aus. Zumeist sprach er Rechtsauskünfte und keine Urteile aus. Einzelne Stadtverfassungen sahen die Magdeburger Auskünfte dennoch als bindendes Urteil an [10].

Dr. Busse, der Schwiegervater des Stifters Nicolaus III, war Jurist am Magdeburger Schöffenstuhl.

Einzelne Herrscher versuchten, sich der Autorität des Magdeburger Schöffenstuhls zu entziehen. Die konfessionelle Aufspaltung Deutschlands erschwerte den Gang nach Magdeburg. Die Zerstörung Magdeburgs einschließlich seiner Rechtsbibliothek am 20. Mai 1631 war das Ende des Magdeburger Schöffenstuhls (Episode III). In Polen verlor das Magdeburger Recht erst im Zuge der napoleonischen und josefinischen Reformen in Galizien seine Gültigkeit. In der Ukraine verlor das Sächsisch-Magdeburger Recht seine Gesetzeskraft mit dem Inkrafttreten der Gesetzessammlung des Russischen Kaiserreichs 1840 in der linksdnjepruftigen (östlichen) und zwei Jahre später in der rechtsdnjeprufrigen (westlichen) Ukraine. In Kiew galt das Magdeburger Recht bis 1834. Das lettische Zivilrecht von 1937 war noch vom Sächsisch-Magdeburgischen Recht beeinflusst [ 10].

Magdeburger Rechtspraxis [ 10]

Das älteste, erhaltene Original des Stifters vom 26.6.1604

Das älteste, zurzeit bekannte und erhaltene Original des Stifters liegt im Stadtarchiv in Haldensleben [15]. Es handelt sich um eine Schuldforderung der Braunschweigischen Regierung gegen einen Gotthard Bauer in Neuhaldensleben und einen Kersten Rose in Osterrode. Das Domkapitel Magdeburg scheint als zuständige Landesherrschaft für Neuhaldensleben und Osterrode oder vielleicht auch als Vermittlungsinstanz in diesen Fall verwickelt gewesen zu sein.

Im Schriftwechsel des Magdeburger Domkapitels mit Behörden aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert dürften sich künftig weitere Schriften des Stifters finden lassen.

Nicolaus III Gercken schrieb am 26.6.1604 an Sebastian Bergkmeister, den Syndikus der Stadt Haldensleben, "Den Ehrnuesten Achtbarn vnd Wolgelarten M. Sebastiano Bergkmeistern Syndicy der Stad Newen Haldenschieben, Meinen freundlichen lieben Hern Gevattern vnd Jnsonders günstig~ Freundt.“ .... Gezeichnet “Nicolaus Gericke Syndicus"

Das Dokument wurde im Jahr 2021 von Michael Weigel, Ahnenforscher der Familie Prätorius, aufgespürt. Prätorius ist der angenommene Nachname der Familie Schultze, aus der der Notar Petrus Schultze stammt. Schultze diente um 1610 der Witwe des Stifters, Margaretha Busse, siehe Episode II [16][17].

Original des Stifters vom 26.6.1604 im Stadtarchiv Haldensleben [15].

Das Testament des Stifters von 1607

Das Original des Testaments vom 27.11.1607 ist im Dreißigjährigen Krieg verschollen (Episode III). Erhalten und im Salzwedeler Stadtarchiv gelagert sind jedoch notariell angefertigte, unterschriebene Abschriften [22] sowie eine im Jahr 1654 mit Siegel von Zeitzeugen beglaubigte Abschrift des Testaments [23]. Der 3. Nachtrag der Familiengeschichte [14] enthält eine Version in heute verständlichem Deutsch.

Abschrift des Testaments des Stifters, 1607

Unterschrift des Notars Petrus Schultze, der die Abschrift anfertigte

Die Fotos wurden am 28.4.2021 im Stadtarchiv Salzwedel vom 22. Patron angefertigt [22].

Stadtarchiv Salzwedel Raum I, Regal 2a, Fach 53, T3 Kladde 2 (ii), hängt vorne in Kladde.

Testament von Nicolaus III Gercken, unterzeichnet handschriftlich und mit Siegel am 27.11.1607.

Handschriftliche Kopie unterzeichnet von Notar Petrus Schultze zwischen 1610 und 1615.

Die Datierung der notariellen Abschrift „ab 1610“ folgt aus dem Wort „selig“ vor dem Namen des Stifters und dessen Todestag 16.8.1610.

Die Datierung „bis 1615“ folgt aus dem mutmaßlichen Todestag des Notars 9.11.1615. Siehe Erläuterung im Quellenverzeichnis zu [16] und [17], Seite Q.3].

Das Testament umfasst rund 5000 Worte. Der Stifter beruft sich zunächst auf seinen Gottesglauben. Sein Motiv, die akademische Bildung von jungen Erwachsenen zu fördern, stellt er nach etwa 800 Worten Einleitung vor. Stipendienzahlungen sollen erst nach dem Tod seiner Ehefrau Margaretha Busse einsetzen. Er ordnet an, dass sechs seiner Cousins ein Dreijahresstipendium an einer Universität erhalten sollen. Die Schwäger und deren Söhne werden ebenfalls mit Dreijahresstipendien bedacht. Bei guten Studienergebnissen lobt der Stifter Stipendienerhöhungen und eine Fortzahlung des Stipendiums über sechs Jahre für die eigenen Cousins aus. Wer den Doktorgrad erwerben will, erhält höhere Zuwendungen. Für sechs Nachfahren, die es nicht zur weiterführenden Schule bringen, lobt er geringere Summen aus. Er bittet diejenigen Stipendiaten, die es materiell zu etwas bringen, den sechsten bis zehnten Teil an seine Stiftung zurückzuerstatten. Er bedenkt arme Jungfrauen und Witwen mit einer Zuwendung. Er beschränkt die Zuwendungen auf die Nachfahren des Großvaters, es sei denn, die ganze Familie sterbe aus. Das Patronatsrecht erkennt er dem Stammesältesten zu. Er plädiert für die Wiederanlage freier Gelder. Er vermacht seine Bibliothek der Stiftung. Er ruft zu Redlichkeit und gegen Zweckentfremdung der Mittel auf. Zuletzt vermacht er Naturalien wie Schmuck, Lebensmittel oder Wein weiteren Familienmitgliedern, Bekannten und befreundeten Geistlichen. Der Stifter hat seinen Willen umsichtig dokumentieren lassen. Das Original des Testaments trug das Siegel des Stifters und weitere sieben Siegel von Bürgern aus Jüterbog.

Unterschriften der Zeugen auf dem Testament

Unterschrieben von Paulus Gallus, Pfarrer an der Kirche St. Nikolai zu Jüterbog, handschr. und mit Siegel

Unterschrieben von Cristoph Gröbitz, Bürgermeister zu Jüterbog, handschriftlich und mit Siegel

Unterschrieben von Johann Gotsteig, Amtsschreiber zu Jüterbog, handschriftlich und mit Siegel

Unterschrieben von Caspar Lange, Bürgermeister zu Jüterbog, handschriftlich und mit Siegel

Unterschrieben v. Balthasar Schronaw, Bürger, handschriftlich und mit Siegel

Unterschrieben von Heinrich Hagen, (keine Angabe seiner Funktion) handschriftlich und mit Siegel

Unterschrieben von Valentin Pilichen, Stadtschreiber zu Jüterbog, handschriftlich und mit Siegel

Das Stadtarchiv Salzwedel

Das Stadtarchiv befindet sich heute im Alten Speicher in der Ackerstraße 13. Die Stadt Salzwedel betreibt seit mindestens 1635 ein Archiv [18]. Im Stadtarchiv befindet sich in Raum I das Regal 2a, das die Bestände der Gerckenstiftung trägt. Sie sind wohlgeordnet.

Stadtarchiv Salzwedel

Regal der Gerckenstiftung

Pappkarton Nr 18, Regal 2a, Fach 53

Kladde T6. T1 bis T6 in Nr 18

Grenzen der gesicherten Erkenntnisse vor 1501

Kirchenbücher sind oft nur schwer zu entschlüsseln. Viele Kirchenbücher wurden im Lauf des Dreißigjährigen Kriegs zerstört. Vor 1648 herrscht Quellenarmut.

Die Vielzahl der Einträge in Genealogieportalen sagt nichts über deren Authentizität aus, da viel voneinander abgeschrieben wird, ohne Belege in erhaltenen Originalen zu suchen. Mit der „Recherche“ angeblicher, genealogischer Verbindungen wird mitunter Geld verdient.

In mehreren Genealogieportalen wird als Vater des Stammvaters ein Hans (Johannes) Gericke (Gercken) *1475 in „Liesten, Magdeburg“ geführt, der Rektor in Salzwedel Neustadt gewesen sein soll. Diese Einträge zweifelt das Patronat an. Liesten liegt 100 km von Magdeburg entfernt. Einen Ort „Liesten, Magdeburg“ zu referenzieren zeugt von geografisch-historischer Unkenntnis. Ferner passen die Berufe und kolportierten Ehepartner der Genannten nicht zu der Herkunft als Ackermann aus dem kleinen Liesten.

Als Vater vom Stammvatervater Johannes (Hans) findet sich in manchen Portalen ein Stephan Gericke. Stephan soll „Erbsasse zu Allstedt und Stazfurt und Ratskämmerer zu Magdeburg (1436-1509)“ gewesen sein. Das passt nicht zum Ackermann aus Liesten und wurde vom Patronat verworfen. Stephan dürfte es gegeben haben. Es gab aber viele Gerds und daher auch viele Gerckenstämme, die nicht miteinander verwandt sind. So lässt sich z.B. zum berühmten Magdeburger Politiker, Physiker und Jurist Otto von Guericke, geboren 1602, der in Episode III gestreift wird, kein verwandtschaftliches Band zu den Salzwedler Gerckens nachweisen.

Handlungsorte der Stiftung, 1440 – 1607

Entdeckung und Kolonialisierung, ab 1492

Die Wikinger besiedelten seit spätestens dem 10. Jahrhundert Island sowie Küstenstreifen Grönlands und des heutigen Kanadas. Im 15. Jahrhundert wollte der Genuese Christopher Kolumbus im Auftrag der spanischen Krone einen Seeweg über den Atlantik nach Indien finden. Er landete als erster Europäer der Neuzeit im April 1492 auf einer Insel der heutigen Bahamas.

Bevölkerung nach Kontinent