Küsse, Kompass, Kerzenschein & Mittsommernachtskuss - Sechster Roman der Mimi-Reihe - Sissi Flegel - E-Book

Küsse, Kompass, Kerzenschein & Mittsommernachtskuss - Sechster Roman der Mimi-Reihe E-Book

Sissi Flegel

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Aufregend und romantisch: Die Kurzromane „Küsse, Kompass, Kerzenschein“ & „Mittsommernachtskuss“ von Sissi Flegel jetzt als eBook bei jumpbooks. Abenteuer pur! Mimi nimmt an einem Reisewettbewerb teil, bei dem sie mitten im Nirgendwo der Abruzzen ausgesetzt wird. Nur mit Proviant, Kompass und einem GPS-Gerät ausgestattet, muss jeder Teilnehmer innerhalb von drei Tagen allein den Weg aus den Bergen finden. Keine leichte Aufgabe! Bis plötzlich Johnny in Mimis Hütte auftaucht und ihr mächtig den Kopf verdreht … Zum großen Finale der sechsteiligen Reihe rund um Mimi und ihre abenteuerlichen Reisen erwartet euch exklusiv in diesem eBook der Kurzroman „Mittsommernachtskuss“ von Sissi Flegel. Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die frechen Kurzromane „Küsse, Kompass, Kerzenschein“ & „Mittsommernachtskuss“ von Erfolgsautorin Sissi Flegel in einem Band. Für Leser ab 12 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 119

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Abenteuer pur! Mimi nimmt an einem Reisewettbewerb teil, bei dem sie mitten im Nirgendwo der Abruzzen ausgesetzt wird. Nur mit Proviant, Kompass und einem GPS-Gerät ausgestattet, muss jeder Teilnehmer innerhalb von drei Tagen allein den Weg aus den Bergen finden. Keine leichte Aufgabe! Bis plötzlich Johnny in Mimis Hütte auftaucht und ihr mächtig den Kopf verdreht …

Zum großen Finale der sechsteiligen Reihe rund um Mimi und ihre abenteuerlichen Reisen erwartet euch exklusiv in diesem eBook der Kurzroman „Mittsommernachtskuss“ von Sissi Flegel.

Über die Autorin:

Sissi Flegel, Jahrgang 1944, hat neben ihren Romanen für erwachsene Leser sehr erfolgreich zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, die in 14 Sprachen erschienen sind und mehrfach preisgekrönt wurden. Die Autorin ist verheiratet und lebt in der Nähe von Stuttgart.

Die bei jumpbooks erschienenen Mädchenbücher von Sissi Flegel findet ihr am Ende dieses Buches.

Die Autorin im Internet: www.sissi-flegel.de

***

eBook-Neuausgabe August 2016

Copyright © der Originalausgabe „Küsse, Kompass, Kerzenschein“ 2005 Thienemann Verlag (Thienemann Verlag GmbH), Stuttgart/Wien

Copyright © der Originalausgabe „Mittsommernachtskuss“ 2009 Thienemann Verlag (Thienemann Verlag GmbH), Stuttgart/Wien

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung eines Bildes von Mia Schütz und Lena Starcevic

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-174-6

***

Damit der Lesespaß sofort weitergeht, empfehlen wir dir gern weitere Bücher aus unserem Programm. Schick einfach eine eMail mit dem Stichwort Küsse, Kompass, Kerzenschein & Mittsommernachtskuss an: [email protected]

Gerne informieren wir dich über unsere aktuellen Neuerscheinungen – melde dich einfach für unseren Newsletter an: www.jumpbooks.de/newsletter.html

Besuch uns im Internet:

www.jumpbooks.de

www.facebook.com/jumpbooks

twitter.com/jumpbooksverlag

www.youtube.com/jumpbooks

Sissi Flegel

Küsse, Kompass, Kerzenschein

und

Mittsommernachtskuss

Zwei freche Kurzromane in einem eBook

jumpbooks

Küsse, Kompass, Kerzenschein

1. Kapitel

Markus Fiesel, Redakteur unserer »Tagespost«, war an allem schuld.

Kurz nach den Pfingstferien rief er an: »Mimi, du bist doch freie Mitarbeiterin unserer Jugendseite, stimmt’s? Und du willst mal die beste Reisejournalistin aller Zeiten werden? Stimmt auch? Gut. Also – ich hätte da was für dich. Ist aber nicht ganz ungefährlich, ziemlich abenteuerlich sogar und – na ja, eine echte Herausforderung eben. Aber der erste Preis ist's wert: eine Woche Sri Lanka, Bali oder Kuba mit einem Partner deiner Wahl.«

Sofort war ich hin und weg. »Nicht ungefährlich«, »abenteuerlich«, das sind Reizwörter für mich, denen kann ich nicht widerstehen.

»Worum geht's dabei denn überhaupt, Markus?«, fragte ich so cool wie möglich.

»Es ist eine Art Wettbewerb. Du fliegst in den Sommerferien nach Rom, triffst dich mit den anderen Teilnehmern, ihr fahrt in die Berge, am nächsten Morgen stopft ihr Essen für drei Tage in den Rucksack, schnappt euch Karte, Kompass und dieses geniale Wandergerät, das mit den Satelliten am Himmel herumfunkt und dir die Koordinaten deines Standorts nennt–«

»Es ist eine elektronische Orientierungshilfe – Satellitennavigationssystem heißt es genau, abgekürzt GPS«, informierte ich ihn kurz.

»Mädchen, du weißt ja alles! Jedenfalls, das bekommt ihr alles gestellt. Dann werdet ihr irgendwo in den Bergen ausgesetzt – und jetzt kommt das Spannende: Drei Tage später müsst ihr in einem bestimmten Kaff bis zu 'ner bestimmten Zeit eintrudeln. Möglichst gesund und munter natürlich. Wer zuerst da ist, kriegt den ersten Preis. Das ist mal das Wichtigste. Die Sache wird von einer bekannten Sportfirma gesponsert, um das neue GPS-Gerät unseren einheimischen Wanderern schmackhafter zu machen. Dann gibt es noch ein paar nebensächliche Kleinigkeiten, zum Beispiel dass niemand älter als achtzehn Jahre alt sein darf und dass aus allen Anmeldungen die sechs geeignetsten Kandidaten herausgepickt werden …«

»Waaas? Stell dir vor, Markus, es melden sich fünfhundert Leute! Wie soll ich da unter die ersten sechs kommen? Kannst du mir das verraten?«, fragte ich entgeistert.

»Aber gerne, Mimi, bin schon dabei«, antwortete Markus. »Die Sache ist die: Uns interessiert der Bericht, den du schreiben könntest. So, wie wir dich kennen, wird der wieder der stolze Renner, die Auflage unseres ›Tagesboten‹ schießt steil in die Höhe –«

»Markus, mach dich nicht lustig über mich!«

»Nicht doch, ich halte viel von dir, Mimi. Jedenfalls, was ich sagen wollte: Der Trick ist, dass, wenn du deine Anmeldung mit deinen besten Artikeln abschickst, nichts schief gehen kann!«

»Schülerzeitung und ›Tagesbote‹?« »Na klar! Ich drücke die Daumen, ja?«

2. Kapitel

Das Gasthaus befand sich hoch oben in den Bergen; selbst jetzt im Hochsommer war mein Zimmer kalt und die Bettwäsche klamm. Außerdem waren die Decken dünn. Ich fror und zog meine dicke Skiunterwäsche an. Der Fensterladen hing in dermaßen eingerosteten Scharnieren, dass er sich keinen Millimeter bewegte. Als ich im Bett lag, schaute mir der Mond voll ins Gesicht, ich kniff die Augen zu und verwünschte das ganze Abenteuer.

Irgendwo in den Bäumen jammerte eine Eule. Vielleicht war's auch ein Käuzchen. Es klang jedenfalls schauderhaft, richtig gruselig, total nach »Spukschloss in den Bergen«. Vielleicht hatten Carlos und die Tanten Recht gehabt? Vielleicht brachte mich später auf der Tour die Angst fast um, wenn ich jetzt schon schlotternd im Bett lag? Quatsch, ermahnte ich mich. Mut ist auch eine Sache des Trainings!

Ich drehte mich auf die Seite und dachte an die fünf anderen, die wie ich aus der Anmeldeflut herausgefischt worden waren und in diesem gottverlassenen Nest die letzte Nacht in einem richtigen Bett verbrachten. Morgen würden wir losgeschickt. Mit Verpflegung für drei Tage, einer Detailkarte der Gegend, einem Kompass und diesem GPS-Gerät in der Tasche musste jeder bis zum Abend ein bestimmtes Ziel erreichen, die Botschaft suchen, auf der das Ziel des nächsten Tages angegeben war, und nach Ablauf von drei Tagen in einem weiteren gottverlassenen Nest bis sechs Uhr abends eintrudeln. Jeder war dabei ganz auf sich allein gestellt. Für Notfälle hatten wir ein Handy bekommen.

Ich hatte zwei Handys im Rucksack. Nach langem »Niemals! An diesem hirnrissigen Wettbewerb nimmst du nicht teil!« meiner beiden Tanten, bei denen ich seit dem Tod meiner Eltern wie eine Tochter wohne, hatte ich letztendlich doch ihren Segen bekommen.

Noch schlimmer als Tante Anne und Tante Lise reagierte allerdings mein Freund Carlos. »Was? Ohne mich?

Ganz ohne mich?«, hatte er ungläubig und empört gerufen.

Ich nickte. »Ohne dich.« Um ehrlich zu sein: Ich bedauerte es sehr, ohne ihn zu fahren. Aber nach seinem Wanda-Abenteuer in Marokko – das Biest hatte sich ihm gnadenlos an den Hals geworfen, er war voll auf sie reingefallen und hatte damit unsere Beziehung aufs Spiel gesetzt – sollte er sich ruhig mal ein paar Tage um mich Sorgen machen. Obwohl er wissen musste, dass ich kein Wanda-Mädchen bin, dem es nur auf eine Eroberung ankommt, und obwohl ich wirklich keinen Rachefeldzug im Sinn hatte, wünschte ich ihm die heftigsten Eifersuchtsanfälle an den Hals!

Um es kurz zu machen: Ich musste versprechen, mein Handy immer eingeschaltet zu lassen. Für Notfälle, klar. Allerdings – wie mir die Tanten oder Carlos von Deutschland aus helfen wollten, war mir ein Rätsel.

Ich sprang aus dem Bett und lehnte mich aus dem Fenster.

Der Mond überzog die dichten Wälder mit schimmerndem Silber. Ich befand mich in den Abruzzen, dem wildesten, unwegsamsten, abgelegensten Teil Italiens. Bären gebe es hier, Wölfe und Luchse, Falken, Steinadler und sonst noch allerlei seltenes Getier, aber auch jede Menge Orchideen, war uns gesagt worden. Außerdem würden sich in der Einsamkeit hin und wieder Ganoven verstecken, und denen musste ich ja nicht unbedingt in die Arme laufen, oder?

Ich zog dicke Socken und meine Fleecejacke über die Skiunterwäsche und kroch zurück ins Bett.

Mit einem munteren »Ausgeschlafen, Leute?« empfing uns am Morgen Benno, der Leiter unseres Abenteuers.

Wir setzten uns an den Frühstückstisch. Außer mir waren das Monika und Mechthild, beide achtzehn Jahre alt, Carsten, Wolfgang, Jonny und ich. Allesamt coole, reiseerprobte Typen – bis auf Jonny. Dabei hatte Wolfgang bei unserer Begrüßung erklärt, er und Johannes, Jonny genannt, seien zweieiige Zwillinge! »Wir machen alles zusammen«, hatte Wolfgang gesagt. »Das ist verdammt praktisch; was der eine nicht kann, kann der andere garantiert.«

»Na, und was kannst du so?«, hatte Mechthild Jonny gefragt, der gerade ein dickes Buch und ein Kästchen mit Bleistiften aus seinem Rucksack kramte. Jonny brauchte zum In-die-Ferne-Gucken eine Brille. Die baumelte ihm an einer bunten Schnur um den Hals. Aber nicht nur das: Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als Mechthild und ich ihm über die Schulter linsten: Da hatte er uns doch in seinem Skizzenbuch klasse hingestrichelt. Zeichnen konnte er, das war klar.

Mechthild und Monika waren ganz o. k. Carsten war leider der totale Streber- und Abstauber-Typ: durchtrainiert, braun gebrannt, kurzhaarig, aufmerksam, hilfsbereit, aber immer hatte er sämtliche Antennen ausgefahren: Wo geht was ab? Wie komme ich an die besten Infos? Was ist wichtig für mich?

Später beim Essen baute er auch wirklich alles um sich herum auf, die Wurst, den Käse, das Brot, die Tomaten und Gurken – eben alles. Die Butter weiterreichen? No way, er hortete alles. Aber klar, damit kam er bei uns nicht durch.

»Super, wie deutlich du dich outest, lieber Carsten!«, hatte Wolfgang gesagt.

»Wieso? Ich hab nichts gesagt«, hatte Carsten erwidert.

»Wer sagt, dass man sich nur durch Worte outen kann? Taten sind's, Carsten, Taten springen den Leuten ins Auge!«

»Was hab ich denn getan?«

»Deine Gier hast du uns gezeigt, Carsten! Hast Angst, zu kurz zu kommen, was? Magst nicht dran denken, dass andere auch Hunger haben?«

Carsten lief rot an und reichte Brot und Butter weiter.

»So ist's brav, Carsten. Wie du mir, so ich dir, das musst du dir merken, klar?«, meinte Wolfgang.

Zwilling hin oder her – Wolfgang war mir viel sympathischer als Jonny. Wolfgang hatte dunkelblondes Haar mit hellen Spitzen, er erzählte Storys, über die man einfach lachen musste, und am liebsten hätte ich die Tour mit ihm zusammen gemacht. Aber das ging ja leider nicht.

»Hey, was sollen die Liebesbriefe auf den Tellern?«, wollte Mechthild wissen.

»Liebesbriefe? Das sind eure heutigen Wanderrouten!«, rief Benno. »Esst und trinkt, die kommenden Tage werden kein Zuckerschlecken!«

Vor Aufregung brachte ich fast nichts runter. Ich schmierte mir ein Extrabrot, wickelte es in die Papierserviette – und dann ging's auch schon los. Rein in den Bus, kurze Fahrt den Berg rauf, Mechthild wurde ausgesetzt, kurze Fahrt, jetzt war Wolfgang dran, wieder kurze Fahrt – ich war dran.

Da stand ich auf dem schmalen Weg, sah rings um mich nur Bäume, der Bus verschwand hinter einer Kurve – ich war allein. Mutterseelenallein irgendwo in den Abruzzen. Von jetzt an musste ich drei Tage lang allein wandern, allein schlafen und überübermorgen abends um sechs – spätestens – in einem Dorf namens Pescasseroli ankommen. Na prima!

Ich zog das mitgebrachte Brot aus der Tasche, setzte mich mitten auf den Weg und lauschte dem Wind in den Bäumen. Nachdem ich das Brot gegessen hatte, fühlte ich mich besser. Ich breitete die Landkarte aus, legte den Kompass daneben und nahm das GPS-Gerät in die Hand. Im Brief waren die Koordinaten meines Standorts angegeben und die, wo ich heute Abend ankommen musste.

Es dauerte, bis ich mich mit allem vertraut gemacht, die Sonne angepeilt und die Richtung gefunden hatte. Dann trank ich ein paar Schluck Wasser und machte mich auf den Weg.

Knappe zwei Stunden später stand ich auf dem Berg. Die Aussicht war grandios: Hügel, Berge, Täler, Bäume, Felsen, so weit das Auge reichte. Die Sonne brannte vom Himmel, ich peilte das nächste Wegstück an, trank wieder etwas – und erstarrte. Da war doch jemand! Hatte ich nicht Schritte gehört? Schnappende Zweige? Kollernde Steinchen?

Mein Herz klopfte wild, ich hielt den Atem an – und schüttelte nach einigen Augenblicken den Kopf. Weiß der Kuckuck, was ich gehört hatte. Auf jeden Fall war da niemand.

Ich marschierte weiter, die Gegend wurde ebener, ich ging lange Zeit auf einem flachen, grasbewachsenen Grat entlang, links von mir gähnte eine tiefe Schlucht, unten rauschte der Bach und über mir zogen Bussarde und Milane ihre Bahn.

Gegen sieben Uhr erreichte ich ohne Schwierigkeiten oder Zwischenfälle mein Tagesziel. Es war eine kleine Hütte, wie sie Holzfäller benützen; der Schlüssel hing an einem Haken gleich neben der Tür. Ich schloss auf, und als sich meine Augen ans Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah ich das schmale eiserne Bett, den Tisch, zwei Stühle vor dem Fensterchen und einen Bullerofen, auf dem ein Topf und ein Wasserkesselchen standen. Auf dem Tisch lag gut sichtbar der zweite »Liebesbrief« des Tages.

Der kann warten, dachte ich und stellte erleichtert meinen Rucksack ab. Ich hatte Hunger. Wo fand ich Wasser? Ich griff nach dem Topf, trat vor die Tür und entdeckte in geringer Entfernung einen kleinen Bach.

Die ganze Sache begann mir mehr und mehr Spaß zu machen. Ich setzte mich ans Wasser und wusch Hände und Gesicht. Mensch, Mimi, dachte ich, du bist ein cooles Mädchen, mutig, furchtlos und – Ich sprang auf. Da war jemand! Ganz bestimmt war da jemand! Ganz deutlich hatte ich die Schritte gehört! Und da – da knackte ein Zweig! Ich lauschte. Nur das Rauschen der Bäume und das leise Plätschern des Baches waren zu hören. Muss mich getäuscht haben, dachte ich und füllte Topf und Wasserkessel. Als ich zur Hütte zurückging, sah ich mich sorgfältig um. Nichts. Ich war allein.

Zum ersten Mal in meinem Leben machte ich Feuer in einem Ofen. Das dauerte, weil ich anfangs zu große Holzstücke einschichtete. Als ich den Dreh heraushatte und das Wasser im Topf langsam zu sieden begann, breitete ich meinen Schlafsack auf der Pritsche aus, entdeckte dabei eine Packung Kerzen, was die Batterie in meiner Taschenlampe schonte, zündete zwei an und rührte, als das Wasser endlich kochte, den Inhalt der Tüte »Gemüseeintopf mit Nudeln« ein.

»Auf Ehre und Gewissen« hatte ich Carlos und den Tanten versprochen, jeden Abend, wenn ich mein Ziel erreicht hatte, zu Hause anzurufen. Ich kramte also mein Handy aus dem Rucksack, drückte die eingespeicherte Nummer und hörte wenige Augenblicke darauf Tante Lises Stimme.

»Alles klar?«, fragte sie gespannt.

»Alles superklar! Es war ein toller Tag!« Ich berichtete kurz das Wichtigste.

»Da bin ich aber froh! Jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht; und denk dran, Mimi, du musst immer das Handy eingeschaltet lassen. Wenn Not am Mann ist, kannst du nicht erst auf die Netzverbindung warten, hörst du? Das hast du uns versprochen!«

»Mach ich!«