Lachen - Norbert Peter - E-Book

Lachen E-Book

Norbert Peter

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Beschreibung

Es ist erstaunlich, was ein komplexes Zusammenwirken von ein paar Gesichtsmuskeln bewirken kann und wie es Menschen seit Jahrtausenden auf emotionaler Ebene verbindet. Das Lachen eines Gegenübers sagt uns in Sekundenbruchteilen mehr über dessen Persönlichkeit als jede andere körperliche Regung, zu der wir fähig sind. Und doch verschwenden wir selten bis nie einen Gedanken daran, was diese menschlichste aller Ausdrucksformen bewirkt und welchen Einfluss sie auf so gut wie alle Lebensbereiche hat. Lachen ist weitaus mehr als ein Ausdruck der Freude, von Freundlichkeit oder Begeisterung. Es verbessert die Lebensqualität, unsere Gesundheit und die Art und Weise, wie wir miteinander agieren. Lachen ist aber auch ein wichtiges Ventil für die Psyche, um mit Angst, Nervosität oder Abscheu umzugehen.

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Seitenzahl: 283

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NORBERT PETERMARCO SELTENREICH

LACHEN

FAKTEN ZU HUMOR,FRÖHLICHKEITUND LEBENSFREUDE

Wenn wir können, sollten wir uns für dasLachen entscheiden. Für unsere Kinder.

Norbert PeterMarco Seltenreich

INHALT

Sie werden lachen … Ein Vorwort

1GESUNDES LACHEN –Lachen für Körper und Seele

Heilendes Lachen: Was alles beim Lachen im Körper passiert

Es lacht! Lachen im Gehirn

Lacharbeiter am Krankenbett: Warum Clowndoktoren heilen helfen

Lachyoga: Löwenlachen und Lachdusche

Wissenschaftlich lachen: Was genau macht eigentlich ein Gelotologe?

Lachen als wesentlicher Teil der Persönlichkeit und des sozialen Status

2VERTRAUTES LACHEN –Lachen im Alltag

Grundlos unwiderstehlich: Lachen bei Babys

Zähne zeigen (oder auch nicht): Was Lachen offenbart

Cheeeesee! Lachen auf Fotos

Lacharbeiter im Rampenlicht: Lachen als Existenzgrundlage

Stressmindernd, aber missverständlich: Lachen am Arbeitsplatz

3INSPIRIERENDES LACHEN –Lachen in Geschichte, Kunst und (Pop-)Kultur

Die Philosophie und das Lachen

Die sagenhafte Lachquelle des Plinius: Wo das Lachen entspringt

Das Lächeln der Mona Lisa: Keiner ist im Bilde

Margaret Thatcher und ihr verdrehtes Lächeln

Charles Penrose: Der erste Rockstar des Lachens

Warum Elvis Presley lachend die Charts stürmte

Smile: Mehr als nur ein Lied über das Lachen

Die Grinsekatze: Lewis Carrol und sein absonderliches Lachgeschöpf

Walter Thiele: Der Lachsack-Millionär

Charles Douglass: Erfinder des „Dosenlachens“ bei Sitcoms

Lachen verboten: Nicht-Lachen als Showkonzept

Muahaha und Harrrharrrr: Das Schurkenlachen

Lachend gegen Diktatoren: Ein lebensgefährliches Unterfangen

4MODERNES LACHEN –Lachen im Internet und in der Technik

Wie man Lachen tippt: Heiterkeit in Chats und Postings

Roboterlachen: Unheimlich komplex

Wie der Smiley das Lachen lernte

El Risitas: Ein zahnloses Kichern erobert das Netz

5LACHEN JENSEITS VON GUT UND BÖSE –Kurioses Lachen

Lachen in der Bibel: Herzlich wenig – wenig herzlich

Der „Lachende Buddha“: Lachen und Zen

Belachew Girma: Weltrekordhalter im Dauerlachen

Die Tanganjika-Lachepidemie: Lachen als Massenhysterie

Wie Tiere lachen: Spaßvögel und andere tierische Lachnummern

6WER ZULETZT LACHT –Lachen und der Tod

Lachgas: Alles andere als lustig

Rescue Annie: Das meistgeküsste Lächeln der Welt

Zum Totlachen: Wenn Lachen lebensgefährlich ist

Danksagungen

Quellenhinweise

Endnoten

Sie werden lachen … Ein Vorwort

„Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere.“Lao Tzu (legendärer chinesischer Philosophaus dem 6. Jahrhundert v. Chr.)

Erinnern Sie sich an jenen Moment, als Ihnen in der Schule Ihr großer Schwarm zum ersten Mal zugelächelt hat? Oder als Sie – unsicher und ängstlich – am ersten Tag im neuen Job von Ihrem zukünftigen Kollegen mit einem freundlichen, offenen Lächeln begrüßt wurden?

Situationen, in denen wir mit Freundinnen, Freunden oder der Familie zusammen herzlich gelacht haben, gehören zu den schönsten Erfahrungen und Erinnerungen. Nicht zu vergessen sind die Momente, in denen es uns gelang, unsere Partnerinnen und Partner, unsere Kinder oder andere Menschen, die uns die Welt bedeuten, zu einem unkontrollierbaren, herzlichen Lachen zu bewegen. Und jeder erinnert sich für immer an den Typen in der Klasse, dessen schräges, ungewöhnliches Lachen absurd und gleichzeitig so herrlich ansteckend war.

Lachen kann uns aber auch ganz schön in Schwierigkeiten bringen. Und zwar meistens dann, wenn wir es gerade nicht steuern können, obwohl der Moment und die Situation ganz und gar nicht passend oder angemessen für Heiterkeit sind. Aber Lachen ist eben auch ein wichtiges Ventil für die Psyche, um mit Unsicherheit, Angst, Peinlichkeit oder Abscheu umzugehen.

Es ist erstaunlich, was ein komplexes Zusammenwirken von ein paar Gesichtsmuskeln bewirken kann, wie es auf emotionaler Ebene verbindet und wie lange man sich daran erinnert – nicht immer nur positiv übrigens. Wir träumen nicht nur vom Lächeln unserer Liebsten, sondern auch von dem kalten, unheimlichen Grinsen angsteinflößender Serienkiller und Horrorfilm-Protagonisten. Es schrillen alle Alarmglocken, schenkt uns ein Mensch, der uns ganz offensichtlich nicht wohlgesinnt ist, ein falsches Lächeln. Und verstecken sich Politikerinnen und Politiker oder Autoverkäuferinnen und Autoverkäufer hinter einer starr-lächelnden Maske, hinterlässt das bei uns einen schalen Nachgeschmack.

Lächeln und Lachen sagen uns in Sekundenbruchteilen mehr über die Persönlichkeit eines Menschen und wie er zu uns steht als jede andere körperliche Regung, zu der wir fähig sind. Und doch verschwenden wir kaum einen Gedanken daran, was Lachen bewirkt und wie wichtig und einflussreich es in so gut wie allen Lebensbereichen ist. Uns fällt eher auf, wenn es nicht präsent ist. Dann erscheint uns die Welt grau, leer und sinnlos. Wir sehnen uns nach einem Lächeln, das den Tag für uns rettet.

Lachen ist weitaus mehr als ein Ausdruck der Freude, Freundlichkeit oder Begeisterung. Es ist nicht nur der soziale Kitt der Menschlichkeit, sondern verbessert zudem auf persönlicher Ebene die Lebensqualität, die Gesundheit und die Art und Weise, wie wir miteinander agieren.

Wir alle tun es. Wir alle können es, reagieren darauf, ohne es in irgendeiner Form lernen zu müssen. Höchste Zeit also, dass dem Lachen ein Buch gewidmet wird, in dem die vielen Aspekte und Facetten dieser zutiefst menschlichen Eigenschaft gründlich beleuchtet werden.

Doch eines vorweg: Dieses Buch ist KEINE Witzesammlung! Dazu gibt es bereits reichlich Lesestoff. Wir betrachten in diesem Werk das tatsächliche physische Lachen, Kichern, Grinsen, Schmunzeln und Losbrüllen und seine spannende und erstaunliche Wirkung auf andere. Wir streifen durch die Geschichte, tauchen in die Welt der Wissenschaft ein und beleuchten Hintergründe von lachbezogenen Ereignissen, über die Sie wahrscheinlich noch nie etwas gehört bzw. nachgedacht haben.

Sie können sich aber sicher sein: Humorvoll wird es allemal! Denn Lachen ohne Humor ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Es wäre also gelacht, wenn Sie dieses Buch trotz aller penibel recherchierten Fakten und erstaunlichen Tatsachen nicht auch vortrefflich unterhält.

Und was bringt Ihnen das alles? Nun, zum einen versorgen wir Sie mit genügend Stoff, damit Sie bei der nächsten Party oder in der nächsten Kaffeepause Ihre Mitmenschen mit interessanten Fakten versorgen können, zum anderen gibt es aber rund ums Lachen tatsächlich etwas für Sie ganz persönlich zu entdecken.

Egal, ob Sie sich selbst als heiteren Menschen betrachten oder zum Lachen in den Keller gehen: das Lachwissen wird sie verändern – spätestens wenn Sie darüber staunen, was ein Verhalten, das wir selten unter Kontrolle haben, aber trotzdem begünstigen oder eindämmen können, für einen immensen Einfluss auf die menschlichen Erfahrungen hat.

Lachen ist gesund – das wissen wir alle oder haben es zumindest als wahr vorausgesetzt. Warum es tatsächlich gesund macht, wird Sie erstaunen und ermutigen, öfter, herzlicher und befreiter loszulachen.

Somit wünschen wir Ihnen nicht nur gute Unterhaltung bei der Lektüre dieses Buches, sondern auch eine Menge breites Grinsen, überraschtes Auflachen und staunendes Schmunzeln.

Norbert Peter und Marco Seltenreich, März 2023

KAPITEL 1

GESUNDES LACHEN

Lachen für Körper und Seele

„Einmal lachen hilft besser als dreimal Medizin zu nehmen.“

Chinesische Weisheit

In diesem Kapitel:

Heilendes Lachen: Was alles beim Lachen im Körper passiert

Wir staunen darüber, wie Lachen Menschen mit Krebs, Diabetes, COPD und anderen Krankheiten helfen kann und finden heraus, was genau das Zwerchfell „erschüttert“.

Es lacht! Lachen im Gehirn

Wir machen uns auf die Suche nach dem Epizentrum des Humors und verstehen endlich, warum wir uns nicht selbst kitzeln können.

Lacharbeiter am Krankenbett: Warum Clowndoktoren heilen helfen

Wir erfahren, weshalb die NASA einen Clown zum Mars schicken will und beleuchten, was Spaßmacher in Operationssälen zu suchen haben.

Lachyoga: Löwenlachen und Lachdusche

Wir entdecken, dass Lachen für eine geregeltere Verdauung sorgt und erproben uns an diversen Lachübungen, die uns nur am Anfang etwas erzwungen erscheinen.

Wissenschaftlich lachen: Was genau macht eigentlich ein Gelotologe?

Wir wagen uns auf die lustige Seite der Wissenschaft, stoßen dort auf den „Witzigsten Witz der Welt“ und lassen uns darüber aufklären, wie man „falsches Lachen“ erkennt.

Lachen als wesentlicher Teil der Persönlichkeit und des sozialen Status

Wir ergründen die Frage, was Humor und Intelligenz verbindet und sehen uns an, wie sich unser Lachen im Laufe des Lebens verändert.

Jeder tut es. Jeder kann es. Doch nicht jeder will es. Das Lachen begleitet uns durch unser Leben, begegnet uns täglich, aber wir wissen sehr wenig darüber. Warum lohnt es sich, dass wir uns mehr dafür interessieren? Es macht einen wesentlicher Teil unseres Seins aus und hilft, unsere Mitmenschen – und auch uns selbst – besser zu verstehen. Doch es gibt noch einen Grund: Lachen hilft uns in schwierigen Lebenslagen, bei Krankheiten und fördert womöglich sogar unsere selbstheilenden Kräfte, wie zahlreiche Studien, Versuchsreihen bzw. erstaunliche Selbstversuche zeigen. Wir wollen aber schon darauf hinweisen, dass Selbstversuche nicht allgemeingültig und auch Studien mitunter wissenschaftlich umstritten sind.

Ärztinnen und Ärzte, die das Ansehen von Komödien verschreiben? Was nach überspitzter Satire klingt, könnte vielleicht in naher Zukunft eine medizinisch anerkannte Therapieform sein. Lachen hat unmittelbare positive Auswirkungen auf Körper und Seele, jeder weiß es aus eigener Erfahrung. Wie weit diese Kraft tatsächlich reicht, ist dann aber doch mehr als überraschend.

Umfassende, belegbare Erkenntnisse verdanken wir nicht nur der (noch relativ jungen) Lachwissenschaft, sondern auch einer Vielzahl von Pionierinnen und Pionieren, die in Ausnahmesituationen Ungewöhnliches ausprobiert und ihre Erkenntnisse weitergegeben haben. Auch neu erworbenes Wissen kann ansteckend sein.

Nach der Lektüre dieses Kapitels werden Sie Ihr eigenes Lachen mehr zu schätzen wissen.

Das Zusammenspiel von Körper und Seele ist seit Jahrhunderten bekannt. Dass ein gesunder Geist und gesunder Körper unmittelbar zusammenhängen, kennen wir alle von dem lateinischen Zitat „mens sana in corpore sano“1. Doch wussten Sie, dass es von einem Satiriker stammt?

Das Originalzitat vom römischen Dichter Juvenal (60 – 127 n. Chr.) war allerdings länger und wurde in Folge auch oft fehlinterpretiert, sogar ideologisch missbraucht: Ein trainierter Körper sei Voraussetzung für geistige Exzellenz. Der ursprüngliche Juvenalsatz besagte etwas anderes. Das vollständige Zitat lautet „orandum est, ut sit mens sana in corpore sano“2 (Man sollte darum beten, dass sich ein gesunder Geist mit einem gesunden Körper verbinden möge.).

Das klingt auf den ersten Blick sehr ähnlich, hat aber eine andere Bedeutung. Juvenal beschrieb jene Wechselbeziehung und Balance, die Körper und Seele gesund halten bzw. machen. Also genau das, was die moderne Wissenschaft heutzutage langsam wiederentdeckt und was sich auch in der modernen Wellnessbewegung widerspiegelt.

Dass bei der Originalbotschaft aus dem alten Rom auch eine gehörige Portion Humor und Lachen mitschwingt, hatten zumindest Lateinschülerinnen und -schüler immer schon begriffen, die „mens sana in corpore sano“ in der Studentensprache scherzhaft als verballhornten Hinweis auf die schlechte Qualität des Mensaessens zweckentfremdeten.

Seien Sie also darauf vorbereitet, dass Sie in diesem Kapitel zwar jede Menge wertvolles, wissenschaftlich fundiertes Wissen, aber auch eine Menge Spaßvögel kennenlernen, die auf ungewöhnliche Weise dazu beigetragen haben, dass uns dieses Wissen wieder zur Verfügung steht und vielleicht bald auch schon auf Rezept erhältlich ist.

In jedem Fall wird das Lachen Ihre Lebensqualität spürbar verbessern!

Heilendes Lachen: Was alles beim Lachen im Körper passiert

Lachen ist ein wesentlicher Teil des menschlichen Ausdrucksvermögens. Körpersprache zum Beispiel ist eine Kommunikationsform, die meist unbewusst eingesetzt wird. Wenn man jedoch bedenkt, wie bedeutend nonverbale Kommunikation für unsere Gesamtwahrnehmung ist, verheißt dies ein enormes Potenzial, unsere Kommunikation dank Lachwissen bewusster zu gestalten. Dies gelingt uns, wenn wir verstehen, warum jeder von uns individuelle Botschaften sendet, manchmal sogar, ohne es zu bemerken. Wenn wir unser Lachen als wesentlichen Teil dieser nonverbalen Ausdrucksbandbreite kennenlernen, erfahren wir automatisch mehr über uns selbst.

Doch Lachen kann natürlich noch viel mehr. Es wird vereinzelt in der Krebstherapie bzw. bei der Behandlung vieler anderer Krankheiten und Leiden unterstützend eingesetzt und hat Einfluss auf so gut wie alle Funktionen unseres Körpers.

Lachen ist komplex, divers und überraschend facettenreich

Unser Lachen ist vielseitig. Das fällt schon rein äußerlich auf. Jeder Mensch lacht anders: Auch jeder einzelne von uns weist diverse Spielarten dieses Vorgangs auf.

Vom Schmunzeln oder Lächeln zum Grinsen bis zum lauten Lachanfall: Wir kennen viele verschiedene Bezeichnungen dafür. Dennoch haben wir keinerlei Probleme, die verschiedenen Facetten des Lachens zu erkennen und zu identifizieren, weil sie uns als willkommener Ausdruck der Unbeschwertheit und Lebensfreude zutiefst vertraut sind.

Dabei verrät uns am offensichtlichsten unsere Mimik: Der Mund öffnet sich, die Mundwinkel ziehen nach oben, die Zähne und vielleicht sogar das Zahnfleisch werden sichtbar. Damit automatisch verbunden ist eine Bewegung der Wangen. Auch um die Augen ist Bewegung wahrzunehmen, leichte Falten sind zu sehen. Die Augen lachen ja bekanntlich mit!

Unter Umständen wird Tränenflüssigkeit produziert, weil wir emotional bewegt sind. Ich habe Tränen gelacht! ist ein treffender Ausspruch. Bei einem heftigen Lachanfall können die Tränen aber auch mechanisch durch das Zusammenpressen der Augen und das Verzerren des Gesichts freigesetzt werden. Die umgebenden Muskeln aktivieren dabei den Tränensack.

Wenn die Augen nicht mitlachen, ist dies übrigens ein Indiz dafür, dass ein Lachen als nicht echt empfunden wird: Bei einem überzeugenden, authentischen Lachen ist das ganze Gesicht aktiv. Im Gegensatz dazu ist ein angedeutetes Lächeln oder gespieltes Lachen zumeist nur um die Mundpartie wahrzunehmen (mehr dazu später).

Manchmal spielt sich das Lachen nicht nur im Gesicht ab. Die Spannung, die den ganzen Körper befällt, führt zu einem Schütteln, manchmal auch zu Ausweichbewegungen wie dem Schwenken des Kopfes, dem Klatschen der Hände, dem Schlagen auf die Schenkel oder gleich zu einer Krümmung des ganzen Körpers. Viele halten sich den Bauch oder wenden sich überhaupt mit dem ganzen Körper vom Anlass der Erheiterung ab.

Das innere Lachen

Aber nicht der gesamte Prozess dessen, was das Lachen mit uns körperlich macht, ist unmittelbar sichtbar. Auch im Körper setzen Vorgänge ein, die etwas auslösen, aber für das Gegenüber nicht zu sehen sind.

Die Atmung

Beim Lachen verstärkt sich unsere Atmung. Es beginnt mit einem plötzlichen Ausatmen, das ruckartig unterbrochen wird. Dabei dauert das Ausatmen länger als das Einatmen. Gegenüber der Ruheatmung kommt es zu einer merklichen Reduktion des Lungenvolumens. Wenn das Lachen nicht lautlos ist, kommen zusätzliche Muskelpartien, wie das Zwerchfell und die Bauchmuskeln, ins Spiel. Der Mensch benötigt je nach Lautstärke des Lachens mehr Atemluft und verbraucht mehr Sauerstoff. Nach dem Auslachen beruhigt sich die Atmung wieder.

Nicht ganz so intensiv läuft das Lächeln ab. Das Zwerchfell bleibt entspannt, während die Bauchmuskeln sanft kontrahieren. Hier wird beim verlängerten Ausatmen nicht mehr Sauerstoff benötigt.

Lachen und das Zwerchfell

Das Zwerchfell verdankt seinen Bekanntheitsgrad vor allem dem Lachen. Wann im Alltag wird dieser Muskel ansonsten schon erwähnt? Dabei ist er primär für die Atmung zuständig, fällt uns aber nur dann unangenehm auf, wenn wir Schluckauf haben.

Auch unter seinem zweiten Namen, Diaphragma (Trennwand), ist der zentrale Atemmuskel kaum bekannt. Oder hätten Sie vermutet, dass er eine wichtige Unterstützung unserer Brustatmung (im Volksmund auch als Bauchatmung bezeichnet) darstellt?

Das Zwerchfell trennt die Brust- und die Bauchhöhle voneinander. Die Kontraktion des Atemmusekels ermöglicht im Zusammenspiel mit diversen anderen Muskeln die Einatmung. Neben seiner Funktion als Atemmuskel ist das Zwerchfell auch am Lachen beteiligt.

Wie funktioniert das? Lautes Lachen sorgt für heftige Bewegungen des Muskellappens. Die Erschütterung des Zwerchfells wirkt wie eine Massage auch auf die benachbarten Organe. Das schätzen nicht nur wir Menschen, sondern auch andere Säugetiere. Abseits der Säuger gibt es nur eine einzige Tierart, die über eine Art Zwerchfell verfügt: Auch bei den Krokodilen ermöglicht das Zwerchfell die Atmung, wird aber nicht durch Lachen beansprucht, denn Krokodile (Reptilien) lachen nicht.

Lachen und COPD

Forschende der Universität Basel3 beobachten das Lachen wohlwollend. Sie scheinen darin sogar einen Verbündeten im Kampf gegen eine tödliche Krankheit gefunden zu haben.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist überhaupt nicht zum Lachen. Weltweit gehört sie laut WHO bereits zu einer der häufigsten Todesursachen, gleich hinter koronaren Herzerkrankungen und dem Schlaganfall. Die Tendenz bei der Verbreitung ist steigend.

Bei COPD verengen sich die Atemwege. Husten und Atemnot sind die Folge. Durch Probleme beim Ausatmen bleibt immer mehr Luft in der Lunge zurück, wodurch nur schwer frische Luft eingeatmet werden kann.

Warum diese Erkrankung trotzdem zum Lachen ist? Weil das Lachen einen heilsamen Einfluss hat.

Wer lacht, atmet in mehreren Stößen hintereinander aus. Die Atemmuskulatur zieht sich rhythmisch zusammen, die Luftbewegung beim Ein- und Ausatmen beschleunigt sich. Durch die Aktivität verschiedener Muskeln in der Brust wird das Zwerchfell massiert. Aufgrund dieses mechanischen Vorgangs kann das Zuviel an Luft, das in der Lunge festsitzt, ausgestoßen werden.

Zurück in die Schweiz: Im Universitätsspital in Basel holten sich die Medizinerinnen und Mediziner ungewöhnliche Hilfe, um im Rahmen einer Studie die Wirkung des Lachens auf COPD-Erkrankte zu beobachten: Den erfahrenen Baseler Clown und Humorberater Pello. Dieser brachte mit jeweils einer halbstündigen Performance die Menschen in kleinen Gruppen zum Lachen. An diesem Versuch nahmen auch kerngesunde Kontrollpersonen teil.

Gleich nach dem Auftritt des Spaßmachers wurde der Luftgehalt in der Lunge der Probandinnen und Probanden gemessen. Bei einem Teil ließ sich eine Reduzierung feststellen. Nach einigen Stunden war dieser Effekt allerdings wieder verpufft.

Das Fazit: Zurückhaltendes Lächeln wirkte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern positiv auf deren Atmung aus. Starkes Lachen allerdings empfanden jene mit eingeschränkter Lungenfunktion als Belastung.

Die Stimmung der Teilnehmenden wurde auch mittels Fragebögen erhoben. Gemeinsam mit Videoanalysen ergab sich folgendes Bild: Stimmung und Wohlbefinden waren bei den Kranken und bei den Gesunden angestiegen. Die Verbesserung der Lungenfunktion stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der guten Stimmung. Das psychische Befinden übte also nachweislich einen positiven Einfluss aus.

Dieser Zusammenhang ist umso signifikanter, da bis zu 60 Prozent der COPD-Betroffenen auch an Depressionen leiden. Mit einer gezielten Humor-Intervention kann im Idealfall also die Atmung und die seelische Stimmungslage verbessert werden.

Ergebnis der Studie: Eine Atemtechnik, die Lächeln beinhaltet, könnte die bisherigen Therapien sinnvoll ergänzen.

Übrigens: COPD ist nicht ansteckend. Lachen schon.

Aufpassen bei Asthma!

Lungenfachärztinnen und -ärzte warnen: Im schlimmsten Fall führt Lachen zu Atemnot bzw. auch zu Asthmaanfällen. Gerade Menschen, die bereits an Asthma erkrankt sind, müssen beim Lachen mit einem Anfall rechnen (und haben deswegen oft auch Angst davor). Es wird vermutet, dass Lachen zu einer verstärkten, tieferen Atmung führt. Ein Hyperventilationsreiz kann zu einer Verkrampfung der Bronchien führen, was wiederum Husten und Atemnot zur Folge haben kann. Bei Asthmakranken kann bereits ein Kichern diesen folgenreichen Hustenreiz auslösen.4

Das Phänomen ist so verbreitet, dass es sogar einen eigenen Namen trägt: LIA („Laugther induced Asthma“). Eine Studie5, durchgeführt am NYU Medical Center in New York, zeigte, dass vor allem jene betroffen sind, die medikamentös nicht optimal eingestellt sind. Immerhin: Mit dieser Erkenntnis kann man Asthma-Erkrankte besser medizinisch betreuen und ihnen die Bedeutung einer punktgenauen Medikamententherapie anschaulicher vermitteln.

Lachen wirkt positiv auf die Psyche

Lachen lenkt ab. Stress und negative Emotionen treten dabei zumindest kurzfristig in den Hintergrund, was sich wiederum positiv auf die Psyche auswirkt. Ein Prinzip, das unter anderem auch beim Lachyoga berücksichtigt wird (dazu später).

Bei Stress schütten wir unter anderem die Hormone Adrenalin und Kortisol aus. Der Körper wird damit in Alarmbereitschaft versetzt. Er bereitet sich so auf Kampf oder Flucht vor. Die Atemfrequenz erhöht sich, der Puls beschleunigt sich, ein steigender Muskeltonus führt zu Verspannungen. Das kann auf die Dauer anstrengend und sogar schädlich sein, da chronischer Stress die Zellfortsätze im Hippocampus schädigt.

Beim Lachen aber baut man genau diese Hormone ab. Andere werden mobilisiert. Freigesetzte Endorphine lösen Glücksgefühle aus. Serotonin, ein weiteres Glückshormon, sorgt dann für Gelassenheit und Zufriedenheit.

Lachen und Krebs

Die Amerikanerin Christine Clifford erkrankte 1994 an Brustkrebs. Schon ihre Mutter war an Krebs gestorben. Nach ihrer eigenen Diagnose fürchtete Clifford nun, dass ihr dasselbe Schicksal bevorstünde wie ihrer Mutter. Sie bekämpfte den Krebs auf ungewöhnliche Weise: Mit ihrer Familie lustige Filme anzusehen, wurde zum Ritual. Diese Verbindung des gemeinschaftlichen Lachens gab ihr Kraft. Durch ihre Bücher „Not Now … I‘m Having a No Hair Day: Humor & Healing for People with Cancer“6 und „Our family has cancer too“7 teilte sie ihre positiven Erfahrungen und ermutigte Betroffene. Dabei betrachtete sie Lachen immer nur als unterstützendes Verfahren. Traditionelle Heilmethoden wie Chemotherapie und Bestrahlung sind für Clifford unverzichtbar: „Lachen sollte nur in Verbindung mit herkömmlichen Therapien angewandt werden.“8

Auch der Psychoneuroimmunologe Lee Berk9 führte Testreihen mit Menschen durch, die sich Comedy-Programme ansehen, da ihn die Wirkung von Humorvermittlung auf den Körper interessierte. Er isolierte zwei Gruppen in verschiedenen Räumen – einer wurden Filmkomödien vorgeführt. Währenddessen wurde den Zuschauern Blut abgenommen. Ergebnis: Das Betrachten der humorvollen Darbietung senkte den Kortisolspiegel. Die Stresshormone nahmen ab.

In einer weiteren Versuchsreihe entschloss sich Berk dazu, bestimmte Zellen des Immunsystems genauer zu betrachten: Jene natürlichen Killerzellen, die unter anderem für die Bekämpfung von Krebs zuständig sind. Berk entnahm die Zellen den Probanden erneut während sie Komödien anschauten und lachten. Die entnommenen Zellen wurden anschließend mit Krebszellen zusammengeführt. Auch hier zeigte sich: Die Fähigkeit, die Krebszellen zu zerstören, stieg bei jener Gruppe, die etwas zu Lachen bekommen hatte, markant an.

Auch auf die Frage nach der richtigen Dosis Humor hat Berk eine Antwort: Das sei von Individuum zu Individuum unterschiedlich. Wer sich neu auf diese ungewöhnliche Form der Therapie einlassen möchte, solle klein anfangen und dann einen Mittelweg finden. Denn wer ständig lauthals lache, sei anschließend vielleicht nur kraftlos.

Gleichzeitig warnen auch jene Medizinerinnen und Mediziner, die die positive Kraft des Lachens erkannt haben, immer wieder davor, die medizinische Behandlung komplett durch Lachen zu ersetzen. „Man kann die Streptokokken nicht einfach weglachen!“10, sagt Neuroimmunologin Esther Sternberg. Sie hat sich in ihrer Forschung damit befasst, wie Nerven, Moleküle und Hormone die Interaktion zwischen Immunsystem und Gehirn beeinflussen.

Auch wenn der Erfolg von Lachtherapien wissenschaftlich umstritten ist, kann man festhalten: Eine positive Einstellung kann Menschen einen stärkeren Willen geben, ihre Krankheit zu besiegen. Humor kann diese Einstellung begünstigen.

Lachen und Spondylitis ankylosans

Das Erfolgspotenzial von richtig eingesetztem Lachen zeigte sich auch im Leben des Wissenschaftsjournalisten Norman Cousins. Er litt an Spondylitis ankylosans, einer äußerst schmerzhaften Autoimmunerkrankung der Wirbelsäule mit geringer Lebenserwartung für die Betroffenen.11

Nachdem ihm die Schulmedizin nicht mehr helfen konnte, beschloss Cousins, selbst zur Tat zu schreiten. Er setzte dabei auf Vitamin C und … Lachen. Seine Selbstbehandlung: Er sah sich regelmäßig Komödien an. Bereits durch das Lachen wurden die Schmerzen spürbar weniger. Zudem stellte er fest, dass er nach einer halben Stunde Komödienkonsum, rund drei Stunden ohne Schmerzen schlafen konnte. Das Happy End: Nach zwei Jahren Lachtherapie war er schmerzfrei.

Seine Erfahrungen schrieb er in seinem Buch „Anatomy Of An Illness“ nieder (auf Deutsch erhältlich als „Der Arzt in uns selbst: Wie Sie Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren können“). Das Buch diente auch als Vorlage für eine Verfilmung.

Wie ist dieser Erfolg medizinisch zu erklären? Der therapeutisch eingesetzte Humor führte zu einer Entzündungshemmung und in Folge zu einer generellen Verbesserung der Lebensqualität.12

Lachen und Diabetes

Rund jeder zehnte Erwachsene leidet weltweit unter Diabetes. Was hat das mit Lachen zu tun? Im Rahmen einer Studie13 wurden Menschen mit der Diagnose „Diabetes Mellitus Typ 2“ lustige Filme vorgeführt – mit erstaunlichem Ergebnis.

Hier begegnen wir einem alten Bekannten: Lee Berk von der kalifornischen Universität Loma Linda hatte 2009 gemeinsam mit Stanley Andrew Tan, einem Endokrinologen und Diabetesspezialisten, die Möglichkeit untersucht, Erkrankte mit Humor zu behandeln.

Wie wir im Abschnitt Lachen und Krebs gelesen haben, hatte Berk schon in früheren Untersuchungen festgestellt, dass schon die Vorfreude auf das Anschauen einer Komödie zu einer erhöhten Bildung von Wachstumshormonen und Endorphinen führt. Dies wirkte stimmungsaufhellend. Nebenbei wurden weniger Stresshormone produziert. Als Endokrinologe sah Tan sich den Einfluss von Hormonen auf Krankheiten genauer an.

Das Duo wählte 20 Menschen aus, die neben Diabetes auch an erhöhten Blutfettwerten und Bluthochdruck litten. Alle Patientinnen und Patienten erhielten die notwendige Medikation zur Standardbehandlung dieser Krankheitsbilder. Die Hälfte davon bekam zusätzlich täglich eine halbe Stunde Lachen verordnet – einzunehmen durch das Anschauen lustiger Filme.

Bei einem Kontrolltermin nach rund zwei Monaten waren interessante Ergebnisse messbar. Die Lachtherapie hatte zur Folge, dass die Konzentration der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin zurückgegangen war. Auch jene Werte, die die Blutfette und den Entzündungsfaktor anzeigen, hatten sich gesenkt.

Ein Jahr später beeindruckte das Messergebnis ein weiteres Mal: Das gute HDL-Cholesterin war durchschnittlich um ein Viertel gestiegen, der Entzündungsmarker CRP um zwei Drittel gefallen. In der Vergleichsgruppe ohne Bespaßung waren deutlich schlechtere Werte gemessen worden.

Schlussfolgerung: Eine halbe Stunde Heiterkeit pro Tag zeigte bereits messbare Veränderungen im Hormonhaushalt, was sich positiv auf den Krankheitsverlauf des Diabetes auswirkte.

Auch in Europa wurde das anerkennend zur Kenntnis genommen: Die Studie von Tan und Berk sei nach Meinung der „Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie“ ernstzunehmende klinische Forschung. Eine positive Lebenseinstellung unterstützt die Betroffenen beim Umgang mit der Zuckerkrankheit. Resümee der Fachleute: „Nichts spricht dagegen, Heiterkeit mit in die Diabetes-Therapie zu integrieren.“14

Die komische Ader: Lachen und die Blutgefäße

Das Anschauen von spaßigen Filmen diente auch dem Kardiologen Michael Miller und seinem Team vom Medical Center der University of Maryland als Ausgangsbasis für ein Experiment15. Das vorweggenommene Resümee: Manche Filme erweitern nicht nur den Horizont des Betrachters, sondern auch dessen Blutbahnen.

Die Versuchsanordnung im Detail: Gesunde Nichtraucher wurden zu einem Kinobesuch eingeladen. In einem der beiden Säle wurden Ausschnitte aus Filmen gezeigt, die Stress auslösen – wie etwa „Saving Private Ryan“. Der Film von Steven Spielberg spielt unter anderem am D-Day bei der Landung der amerikanischen Truppen in der Normandie und begleitet dort eine Gruppe Soldaten bei der Rettungsaktion des Soldaten James Francis Ryan, dargestellt von Matt Damon.

Um jenen, die den Film nicht kennen, einen Eindruck vom erzeugten Stresspegel für die Zuschauer zu vermitteln, hier ein Auszug aus einer Filmkritik: „Noch bevor überhaupt der Name des Gesuchten erwähnt wird, eröffnet Spielberg seinen Film mit einer 20minütigen Sequenz, die alles in den Schatten stellt, was bisher im amerikanischen Kino versucht worden ist, um Krieg darzustellen.“16 Dem Regisseur gelingt es, „… dieses Inferno auf eine Weise zu inszenieren, die das Publikum mit hineinreißt in eine Dokumentation des Massentodes, der nichts Artifizielles mehr anhaftet, sondern die sich ausnimmt wie ein bisher unentdeckt gebliebenes Stück Film eines Kriegsberichterstatters.“17

Der Gruppe im anderen Saal wurde eine harmlose Komödie vorgesetzt: Der Streifen „Kingpin“ mit Woody Harrelson und Bill Murray als Bowling-Rivalen bekam weniger exzellente Kritiken. Hier schrieb ein Kritiker vom selben Filmportal: „Ein von sinn- und zielloser Tabuüberschreitung bestimmter Film, dessen derber und rücksichtsloser Humor die zitierten Sportfilm-Standards gegen den Strich kehrt.“18 Oder wie es anderes ein Fachmedium ausdrückte: „Dämliche Bowling-Komödie mit Fäkalhumor: Gebt ihnen die Kugel“19.

Das gewünschte Ziel wurde auch mit schonungslosem Schwachsinn erreicht: Das Auditorium amüsierte sich. Und zwar so gut, dass die Durchblutung der Oberarmarterie deutliche Unterschiede zu jenen zeigte, die sich den Kriegsfilm ansahen. Fast alle Zuschauerinnen und Zuschauer der Komödie zeigten erweiterte Blutgefäße mit einer Steigerung von durchschnittlich 22 Prozent. Folglich waren ihre Blutgefäße besser mit Sauerstoff versorgt. Demgegenüber hatten die gestressten Probanden überwiegend eine verringerte Durchblutung: Sie nahm um 35 Prozent ab. Diese Werte waren auch 45 Minuten nach der Vorführung der Filme noch messbar.

Miller verglich den erzielten Effekt durch die Humortherapie mit körperlichem Training im Fitnesscenter. Dieses sollte durch das Anschauen von Komödien nicht ersetzt werden. Aber täglich 15 Minuten lachen wäre eine sinnvolle Ergänzung.20

Es lacht! Lachen im Gehirn

Was in uns lässt uns eigentlich lachen? Was gibt den entscheidenden Ausschlag, damit wir lächeln oder losbrüllen? Das will auch die Wissenschaft wissen und forscht nach den Ursachen.

So wurde zum Beispiel nachgewiesen, dass sich Menschen, Menschenaffen, aber auch Ratten ähnlich verhalten, wenn sie gekitzelt werden. Es handelt sich um eine spielerische Begegnung mit Artgenossen. Damit es für alle erkennbar keine ernste Angelegenheit ist, wird dabei gelacht.21

Vor allem bei Tieren ist das Lachen ein nützliches Signal beim sogenannten Rough-and-Tumble-Play. Das Playface wird gezeigt, das auch beim Lachen zur Anwendung kommt. Spielerisch werden so wichtige motorische Abwehrreaktionen einstudiert. Die Reaktion im Gehirn ähnelt bei Mensch und Tier gleichermaßen jener, die beim Schmerzempfinden auftritt. Kitzeln wird also als ungefährliche Bedrohung wahrgenommen.

Forscherinnen und Forscher haben beobachtet, dass das forcierte bzw. stoßartige Ausatmen beim Lachen und beim Erkennen der NichtGefahr bei Menschen und anderen Primaten einer spielerischen Attacke gleicht. Bestätigt wurde dieser Ansatz auch bei Ratten. Wurden sie gekitzelt, stellten Forscherinnen und Forscher Aktivitäten im Großhirn fest, die auch beim Spiel mit Artgenossen zu beobachten waren – und das sogar dann, wenn das Tier gar nicht wirklich gekitzelt wurde. Es reichte eine Andeutung oder die Beobachtung anderer Tiere, die gerade gekitzelt wurden.22

Lachen Menschen entwickelter?

Was hat das aber mit dem menschlichen Lachen zu tun, das ja mitunter erst nach weit komplexeren Reizen auftritt? Man bedenke nur die Text-Kompositionen in manchen kabarettistischen Wortspielen! Steht der Mensch bereits auf einer höheren Evolutionsstufe? Humor als Kitzel des Geistes? Intelligente Formulierungen, bei denen man in die Falle tappt, aber eben nicht verzweifelt, weil es ja nur Spiel und kein verbaler Angriff, keine Prüfungssituation ist, sondern nur ein Witz? Ein Team rund um die Neurowissenschaftlerin Elise Wattendorf beobachtete die neuronale Aktivität beim Kitzeln und Lachen und stieß auf eine interessante Aktivität in einem seitlichen Bereich der Hirnrinde. Es wird vermutet, dass in dieser Hirnregion sog. Inkongruenzen erkannt werden. Lachen wird oft ausgelöst, wenn unsere Erwartung nicht mit der tatsächlich eintreffenden Situation übereinstimmt. Dies ist beim Kitzeln der Fall wie auch bei dem komplexeren, spontan durch Humor ausgelösten Lachen. Insgesamt ist ein ganzes Netzwerk im Gehirn daran beteiligt, Humor zu verarbeiten.23

Schon in sehr frühen Arbeiten von Neurologen wurde dem Hypothalamus eine grundlegende Funktion im Auslösemechanismus des Lachens zugesprochen. Am Institut für Anatomie und Zellbiologie der Uni Freiburg bestätigte sich schließlich, dass dieser maßgeblich für das Lachen zuständig ist.24

Aber die Forschung gab sich noch nicht zufrieden. Das Team um Wattendorf wollte dem Ausgangspunkt des Lachens im Gehirn noch mehr auf die Schliche kommen. Paradoxerweise begab man sich dazu zuerst einmal an die vom Hirn am weitesten entfernte Körperstelle: Die Fußsohle.

Die Forscherinnen und Forscher der Universität Freiburg kamen auf die Idee, Menschen an ihren Fußsohlen zu kitzeln und deren Hirnaktivität währenddessen mittels Kernspintomografie zu messen. Nicht nur das: Die Probanden hatten obendrein die Aufgabe, während sie gekitzelt wurden, zu sprechen. Dies war leichter gesagt als getan. Doch nur so ließ sich über Messungen im Gehirn ein Areal lokalisieren, das mitverantwortlich dafür war, dass Gekitzelte unkontrolliert lachen.

Der Fund: Eine Ansammlung von Nervenzellen im Hirnstamm mit der Bezeichnung Nucleus ambiguus, die bei Gekitzelten andere Schaltkreise im Gehirn überlagern, die im Normalbetrieb für Emotion und Kontrolle zuständig sind. Aus diesem Grund reagieren wir so ungezügelt unkontrolliert, wenn uns andere kitzeln, und völlig unbeeindruckt und beherrscht, wenn wir uns selbst zu kitzeln versuchen.25

Lacharbeiter am Krankenbett: Warum Clowndoktoren heilen helfen

Spaßmacherinnen und Spaßmacher findet man nicht nur im Zirkus, sondern auch an anderen überraschenden Orten. Wenn in naher Zukunft eine Raumfähre Richtung Mars abhebt, soll laut NASA auch eine Clownin oder ein Clown mit an Bord sein. Die Reise zum Nachbarplaneten bedingt für die Besatzung jahrelanges Zusammenleben auf engem Raum, da benötigt man jemanden, der mit Humor Spannungen abbaut. Kein Wunder, dass Humoraffine auch woanders zum Einsatz kommen, wenn deeskalierende Qualitäten gefragt sind.

Wie kommt gerade die NASA auf einen Clownbedarf im Weltraum?26 Herauskristallisiert hat sich dies in der Antarktis. Dort stellte man auf Forschungsstationen fest, dass Clowns am ehesten dazu geeignet sind, Stress in Gruppen abzubauen und die Stimmung in Teams positiv zu beeinflussen.

Clowns ist hier natürlich nur ein Platzhalter für heitere Menschen, die für befreiendes Lachen sorgen, Witze erzählen und sich Problemen aus humoristischer Perspektive nähern. Diese gruppendynamischen Qualitäten kann also z. B. auch eine Köchin oder ein Koch einbringen. Wichtig ist nur die Erkenntnis, dass Humor zum Einsatz kommt, um das Miteinander auf engstem Raum kooperativer zu gestalten.

Clowns – wie alles begann

Hergeleitet wird das Wort Clown unter anderem vom Klunni, einem Tölpel in der germanischen Sprachwelt, der wiederum einer clumsy person(einer ungeschickten Person) in der englischen Sprache entspricht. Er taucht später auch noch wahlweise als Harlekin oder Bajazzo auf, bis wir ihn im Laufe des 19. Jahrhunderts in der Zirkusmanage antreffen.

Berühmte Clowns im Zirkuszelt waren der Schweizer Grock und der Spanier Charlie Rivel – beide Multitalente, wie es für Clowns typisch ist: Sie sprachen zumeist mehrere Sprachen, spielten Musikinstrumente, jonglierten mit allem, was sie in die Hände bekamen, hatten artistische und schauspielerische Fähigkeiten und verstanden sich darauf, meisterhaft bunt geschminkt vor ihr Publikum zu treten.

Clowns im Spital

Clowns gehen aber auch in Kliniken, um dort Lebensfreude zu verbreiten – allerdings nicht immer mit roten Nasen. Mitunter sorgen sie mit ihrer Kunst auch für ein Lachen bei Kindern, die todkrank sind und verbessern ihre Lebensqualität.

Die „Roten Nasen Clowndoktoren“ verweisen auf eine Vielzahl von Experimenten und Studien, die genau das bestätigen: Junge Patientinnen und Patienten, die von Clowns besucht werden, haben weniger Angst, verspüren weniger Schmerzen bei invasiven Operationen und zeigen generell gesteigertes Wohlbefinden.27

Basis für diese spezielle Zusammenarbeit ist ein Schulterschluss mit Gesundheitseinrichtungen. Mittlerweile wird Gesundheitsclownerie auch schon professionell in Abläufe und Prozesse in Krankenanstalten eingebunden.

Als Beispiel sei der Prozess in der Universitätsklinik in Aarhus, Dänemark, angeführt: 30 Minuten vor der Operation treffen die Kinder und ihre Eltern im Wartebereich ein und werden dort von einem Klinik-Clown und dem medizinischen Team in Empfang genommen. Der Clown spielt mit dem Kind, zeigt ihm Tricks und schmiedet in lustiger Sprache mit ihm gemeinsam Pläne, um das Krankenhauspersonal zu ärgern. All das führt zu einer Ablenkung und einer Veränderung des Fokus. Denn darum geht es, das Kind soll sich entspannen und seine Angst verlieren. Zuletzt bekommen die kleinen Patientinnen und Patienten noch einen magischen Stein geschenkt, der alle bösen Gedanken und Dinge sammeln soll.

Clowns, die im Vorfeld von den Ärztinnen und Ärzten eingewiesen und optimal vorbereitet werden, begleiten dann das Kind in den OP-Bereich. Dort setzt der Clown oder die Clownin sein/ihr Programm fort, lenkt das Kind mit Musik und Seifenblasen ab und schreckt auch nicht davor zurück, mit entsprechenden Geräuschen und Mimik das Furzen der Ärztin oder des Arztes vorzutäuschen. In der Zwischenzeit führt das Anästhesie-Team seine Arbeit professionell durch. Sobald das Kind betäubt ist, begleitet der Clown die Eltern und versucht auch ihre Furcht und Anspannung zu mildern.

Organisierte Clownhilfen

Ihren Ursprung hatte die Idee in Amerika: 1981 gründete der Schauspieler Michael Christensen die „Big Apple Circus Clown Care“28. Ausgehend davon wurden erstmals Clowns und Pantomimen in Kinderkrankenhäuser geschickt. Den Anfang machte New York.

1991 wurden die „CliniClowns Austria“29 als erster Verein dieser Art in Europa gegründet. Sie bezeichnen sich auf ihrer Website als „das Original“, auch um sich gegenüber anderen Clown-Organisationen abzugrenzen. Die „Roten Nasen“ sind seit 1994 aktiv.

In Deutschland schickte der bekannte Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen erstmals 2008 über seine Stiftung „Humor hilft heilen“30 Klinikclowns in Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Dort will man zudem Pflegekräfte besser in ihrer Arbeit begleiten, indem man sie speziell im Bereich Stressreduktion, Motivation und Resilienz schult. Auch die Humorforschung wird unterstützt.