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Von der heilsamen Kraft des Lachens Jeder weiß aus eigener Erfahrung, wie gut Lachen tut: Es löst inneren Druck und befreit von Verspannungen. Seine heilende und vorbeugende Wirkung ist unbestritten – Lachen macht auch tief empfundene Freude und Lebenslust sichtbar. Ein praktischer Ratgeber, der mit vielen Übungen und neusten Lachtrainingsmethoden leicht umsetzbare Tricks verrät, wie man sich gesund lachen kann.
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Seitenzahl: 228
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Caroline Rusch
Lachen Sie sich gesund!
Caroline Rusch
Lachen Sie sich gesund!
Heiter gegen Stress
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Nachdruck 2013
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Redaktion: Dr. Gabriele Schweickhardt, Frankfurt am Main
Umschlaggestaltung: Münchner Verlagsgruppe GmbH
Satz: J. Echter, Redline GmbH
Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN Print 978-3-86882-379-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-125-5ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-962-6
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eBook by ePubMATIC.com
Lachen oder das »Niesen des Geistes«
Lachen, Humor und Heiterkeit
Verwandt und doch verschieden
Das menschliche Lachen – eine Besonderheit
Echt und falsch
Heitere Seelenruhe – eine seelische Errungenschaft
Sinn für Humor – was ist das?
Was reizt zum Lachen?
Paradoxes und Überraschendes
Ich kann über mich lachen – und du?
Humor – nicht leicht zu klassifizieren
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Wie wär’s mit »Erheiterung«?
Erheiterung macht alltagsrobust(er)
Unterschiedliche Heiterkeitslevel
Selbstmitleid & Co – gefährliche Seilschaften
So kann’s gehen!
Wer lacht wann, wo und wie oft?
Jüngere Frauen lachen eher
Ein Lach-Idealtyp
Welcher Lachtyp sind Sie?
Lachen in freier Wildbahn
Lachforschung? Kein bisschen lächerlich
»Lachpioniere« oder Zum Stand der Lachforschung
Der Lachboom der 1970er
Weltlachtag im Mai
Norman Cousins entdeckt den Lachtherapeuten in uns
Positives Denken – Lachen gehört dazu
Positive Emotionen – Stiefkinder der Forschung?
Kinderlachen gegen Schmerz – neue Studien
Lachen und Gesundheit
Das Lachen und seine sozialen Aspekte
Prägung des Lachens durch Persönlichkeit und Umfeld
Lachen ist die beste Medizin
Auch die Volksweisheit weiß es: Lachen ist gesund
Damit Sie immer etwas zu lachen haben …
Lachyoga – Hasya Yoga
Ein Kicherguru gründet einen Lachclub
»Lachkonserven«
Lachtraining mit Bauchatmung – aber echt!
Mit Lachen gegen Stress
Stress ist nicht gleich Stress
Wodurch entsteht Stress?
Entwarnung – Ich lache, also bin ich (noch)
Distress – ein gefährlicher Bursche
Eustress wirkt sich positiv aus
Stressoren in Schach halten
Innere Balance oder Wie Lachen wirkt
Therapeutisches Lachen oder mit der Gesundheit ist’s eine ernste Sache
Psychotherapeutischer Nutzen des Lachens
Lachen als Schutzreaktion
Lachen aktiviert die Lebensgeister
Sauerstoffdusche fürs Gehirn – Lächeln und Lachen gegen Depression
Angst und ihr Gegenspieler – der Humor
Lachtalente in der Therapie – Kinder und Senioren
Zu Gast bei der Humorgruppe
Arzt und Clown in einer Person
Ein Clown am Krankenbett
Humor, »Provokation« und Korrektur der Lebensweise
Keiner lacht (gern) für sich allein
Das soziale Lachen im Alltag
Nonverbale Botschaften
Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder …
Haben Viellacher viel Humor?
Lachen – eine gesellschaftliche Konvention
Lachen und seine wichtigsten Funktionen
Wer lacht, kommt an?
Solide Basis oder gefährliche Angelegenheit
Lachen – Aktion und Reaktion
Lachen ist ansteckend – Lachepidemie
Lachen, Liebe, Triebe
Macht Lachen attraktiv?
Angebot, Nachfrage, Marktchancen
Humor – Top auf der Liebes-Hitliste!
Männlein und Weiblein – kleine Unterschiede mit großen Folgen
Humor hat viele Qualitäten
Macht und Dominanz
Appell an Eros und Beschützerinstinkt
Lachen und Erotik
Kleine Lach-Flirtschule
Humorlose Frauen?
Lachende Frauen – Reiz und Unbehagen
Frauen lachen mehr und leichter
Lachen im Liebesalltag
Lachgelegenheiten & Liebe
Schluss mit lustig!
Eltern und Kinder – Lachschule des Lebens
Die Entwicklung kindlichen Lachens
Wie ein Kind Humor »lernt«
Vom Mütterchen die Frohnatur
… und Lust zu fabulieren
Der Klassenkasper
Schulfach Lachkunde
Warum Kinder lachen
Humor und Aggression
Lachen gegen Angstgespenster
Rechtzeitig lachen
Lachen fördern
Nicht alles kann man weglachen
Kinderlachen und Konflikt
Lachen im Büro? Kommt ganz darauf an
Das »böse« Lachen
Lachen als Frustrationsventil
Mobbing durch Lachen
Lachen nach unten – die Lachhierarchie
Hier lacht der Chef!
Humor macht den Alltag leichter
Lachen vernetzt
Lachen & Lebenskunst gegen Leistungsdruck
Es geht auch anders
Kompromisse im Umgang und Kreativität
Humor – ein Start-up-Unternehmen
Humor-Denkdimension: Kombinieren – fabulieren – reüssieren!
Einfach happy
Glückspotenzen des Alltags
Literaturtipps in Auswahl
Internetadressen-Auswahl
Über die Autorin
Nichts in der Welt ist so ansteckend wie Gelächter und gute Laune.
Charles Dickens
»Wann haben Sie zuletzt herzlich gelacht?«
»Wie bitte???«
Beim Eintritt ins Sprechzimmer waren Sie auf alle möglichen und unmöglichen Fragen zur persönlichen Krankengeschichte gefasst. Aber doch nicht auf diese! Erstaunt blicken Sie auf – doch das Gegenüber macht ganz offensichtlich keine Witze. Sondern lächelt auf eine sympathische, Vertrauen erweckende Weise. Sogar ein kleines Augenzwinkern ist dabei …
Wie oft lautet die reichlich verdutzte Antwort: »Augenblick, da muss ich erst einmal überlegen.« Dieser Augenblick aber kann dauern. So jedenfalls weiß es Prof. Dr. Dr. Rolf Hirsch, Facharzt im Gerontopsychiatrischen Zentrum der Rheinischen Kliniken Bonn zu berichten, der sich seit Jahren der Erforschung der therapeutischen Wirkung von Humor und Lachen verschrieben hat: »Humor ist, wenn man trotzend lacht.« Die meisten Menschen, so seine Erfahrung, müssten bei dieser Frage schlicht passen. Weil sie sich einfach nicht daran erinnern können, wann oder warum sie das letzte Mal aus vollem Herzen gelacht haben! Der Ärger mit der Matheklausur der Tochter hingegen, der verregnete Urlaub oder neulich der Stress bei der Gehaltsverhandlung sind vor dem geistigen Auge im Nu präsent – und augenblicklich zieht die Schwerkraft die Mundwinkel nach unten. Lange nicht gelacht, dürfte die Diagnose in solchen Fällen lauten.
Allerdings soll es Leute geben, die spontan die Antwort parat haben: »Ja, natürlich weiß ich das noch! Gestern erst, bei diesem faden ›Tatort‹, wo der Mörder schon nach fünf Minuten kompetent überführt war – von uns nämlich! Oder am Samstagabend, auf Gabys Geburtstagsfeier, als urplötzlich der Fonduetopf auseinanderbrach und Gaby, eine bekennende Feministin, angesichts des Käsemeers auf dem Tischtuch verzweifelt ausrief: ›Hans! Tu doch was!‹ Wir lachten Tränen …«
Das hört sich doch in puncto Sinn für Situationskomik und Humor schon ganz gut an. Umso besser noch, wenn die Fähigkeit, sich relativ leicht erheitern zu lassen, auch mit anderen positiven Eigenschaften wie etwa Gelassenheit, emotionaler Robustheit, erhöhter Frustrationstoleranz oder mit einer gehörigen Portion Optimismus und Lebensfreude einhergeht. Solche Charaktere sind nicht nur zu beneiden, sondern dürften, insgesamt gesehen, auch weniger krankheitsanfällig sein als ihre verdrießlichen Sauerampferpendants, denen alles Erdenkliche, ob nun berechtigt oder nicht, übermäßige Sorgen, Kummer oder Magenschmerzen bereitet. Wie empfahl schon Friedrich Nietzsche? »Zehnmal musst du lachen am Tage und heiter sein, sonst stört dich dein Magen in der Nacht, dieser Vater der Trübsal.«
Will man den Statistiken Glauben schenken, sind diese glücklich lachenden Gemüter zumindest in einer bestimmten Altersgruppe deutlich in der Minderzahl. Kinder und alte Leute hingegen lachen lieber und öfter. »Was gibt es denn schon groß zu lachen?«, mag sich wohl so mancher, der mitten im Leben steht – also wenig lacht! –, fragen. Weshalb verlieren wir Erwachsenen sukzessive die Gabe des Lachens, über die Kinder noch in reichem Maß verfügen? Ein leicht nachvollziehbarer Grund sei hier schon genannt: Zum Lachen gehört auch ein gewissermaßen kindliches Staunen, ein Sich-überraschen-Lassen von Ereignissen oder unspektakulären Dingen. Wer hingegen bei jeder Gelegenheit müde abwinkt, wer schon alles weiß, alles bereits getan und gesehen hat, für den besteht das Leben verständlicherweise aus ineinandergreifenden kleinen oder großen Routinen. Man wundert sich schließlich über nichts mehr – was sich in mangelnder Lachbereitschaft und -fähigkeit niederschlägt: Verlorene Tage, an denen man nicht gelacht hat …
Allein das Lachen, so suggerieren uns zahlreiche Stimmen, könne die Türen zu Glück und Erfolg sperrangelweit öffnen. Fit und sexy, reich und beliebt – darf’s noch etwas mehr sein? Die alten Chinesen waren da bescheidener, die wussten, dass ein lachender Mensch um mindestens zehn Jahre jünger aussieht. Ist das Lachen denn auch ein Allheil- oder Wundermittel, mit dem die Natur uns gesegnet hat? Da ist Vorsicht geboten: Das Lachen und seine jeweiligen Auslöser sind bekanntlich so nuanciert wie vielfältig. Zum einen gibt es keineswegs »das Lachen« als solches, zum anderen ist der gesundheitsfördernde Aspekt des Lachens stets zusammen mit einer ganzen Palette sich positiv auswirkender Eigenschaften, Fähigkeiten oder Verhaltensweisen zu sehen.
Eines aber dürfte zweifelsfrei auf der Hand liegen: Ein eher heiteres Naturell bringt so manche günstige Voraussetzung mit, um im Leben besser zurechtzukommen – und sei es nur deshalb, weil es mit den Fährnissen des Alltags öfter lächelnd den Kampf aufnehmen kann. Doch falls Ihre Familie, verehrte Leserin, verehrter Leser, nun schon seit drei Generationen notorische Schwarzseher und Nörgler hervorgebracht hat? Lassen Sie sich trösten: Die Gene sind längst nicht alles … Manchmal verhelfen schon etwas Distanz, ein überraschender Perspektivenwechsel zu mehr Heiterkeit, zu größerer Freude, die mit Lachen oder Lächeln einhergehen und wiederum andere anstecken kann. Das wäre schon ein Stück gewonnener Lebensqualität. Großzügige Glücksversprechen sind unsere Sache nicht.
Weshalb ist denn Lachen gesund, wie der Volksmund mit großer Überzeugung behauptet? Irgendwo hat er ja recht, doch wie und wo genau? Darüber grübelt nicht nur die lachskeptische medizinische Forschung bis heute nach. Durch Erkenntnisse der Lach- und Humorforschung sowie durch die therapeutische Praxis selbst wird mittlerweile auch im Gesundheitsbereich eine äußerst wichtige positive Wirkung des Lachens konzediert – es trägt zur Stressreduzierung bei, und dies auf mannigfache Weise: Es entspannt, entlastet, bagatellisiert, erleichtert oder vermeidet Konflikte, ermöglicht Kompromisse – und vieles mehr! Höhere Stressresistenz aber bedeutet mehr psychische Stabilität sowie ein robusteres Immunsystem: beides wichtige Pfeiler der Salutogenese, der Entstehung von Gesundheit.
Wie schaffen wir es, um unserer seelischen und körperlichen Stärkung willen mehr gute Lachvoraussetzungen, mehr Spontaneität ins Leben zu bringen? In die tägliche Routine unseres Alltags, in unsere Liebesbeziehungen ebenso wie ins Großraumbüro? Dieses Buch soll es Ihnen nahe bringen und mag es auch nicht immer leicht sein, den Versuch ist es allemal wert. Falls die Mundwinkel partout nicht gleich nach oben wollen, bleiben Sie dennoch zuversichtlich oder besuchen Sie einen Lachyogakurs! Auf unserem lebenslangen Lachlehrpfad begegnen uns eben Hürden, die aber mit überlegtem Training ganz gut zu meistern sind.
Sie werden hier viele Informationen und Tipps rund ums Lachen finden und – was für eine bewusste Wertschätzung des Lachens, für eine Umsetzung von grauer Lachtheorie in eine zwerchfellerschütternde oder lächelnde Praxis unabdingbar ist – das scheinbar vertraute Lachen erst einmal in seiner Bedeutung im Alltag näher kennenlernen! Nicht allein ist dies hilfreich, was die positive Entwicklung der eigenen Persönlichkeit betrifft. Ebenso kann man auf diese Weise das komplexe Lachgefüge im sozialen Miteinander, in Liebe und Partnerschaft, in der kindlichen Lachlernschule oder im Berufsleben verstehen und produktiv nutzen lernen.
Wir möchten Ihnen allerdings auch verdeutlichen, wann und wie man besser nicht lacht – weil dies dann einem gedeihlichen Miteinander oder Ihrem Fortkommen abträglich ist. Das subtile Gefüge von Körper, Seele und Geist reagiert nämlich auf feinste Impulse, die sich in Lachen äußern können, und beeinflusst das Funktionieren dieser Komponenten und ihren Ausgleich. Harmonie und das stabile Gleichgewicht, die Fähigkeit, lächelnd Balance zu halten, sind Voraussetzungen für die seelische wie die körperliche Gesundheit. Damit sind wir schon mittendrin: Also, Hand aufs Herz, wann haben Sie zum letzten Mal gelacht? Oder anders gefragt mit dem Kulturanthropologen Helmut Plessner, der Lachen zum einen als körperliche Aktivität, zum anderen als eine vom inneren Zustand und durch soziale Regeln geprägte Ausdrucksgebärde verstand: »Wann hat denn Ihr Geist zuletzt geniest?«
Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.
Sebastien Chamfort
Lachen, Humor und Heiterkeit sind offenbar über ein paar Ecken miteinander verwandt. Aber wie nun genau? Die seelische Eigenschaft des Humors gibt es schließlich auch gänzlich ohne Lachen – wie auch viele Arten von Lachen, Lächeln oder Gelächter ohne eine Spur von Humor existieren. Tagtäglich zu beobachten: wenn zum Beispiel ein humorloser Mensch säuerlich lächelt, weil er neidisch oder beleidigt ist. Während ein anderer Zeitgenosse wiederum mit trockenen, todernst geäußerten Bonmots seine Mitmenschen zum Lachen bringt. Und ist die Heiterkeit als Zustand und Wesensmerkmal der Humus, auf dem Humor, Lächeln und Lachen gedeihen?
Stellen Sie sich vor, ein Alien käme zu Besuch auf den Blauen Planeten. Auf den lustigen Partys, die das Geschöpf zu Studienzwecken in aller Welt besucht, würde es sich wohl ebenso sehr wundern wie Zaphod Beeblebrox in Douglas Adams’ herrlicher Science-Fiction-Parodie »Per Anhalter durch die Galaxis«. Das ist übrigens schon ein hervorragender Lach-Literatur-Tipp!
Was erblickt der entsetzte grüne Außerirdische? Die Erdlinge werden plötzlich puterrot im Gesicht. Dabei geben sie die merkwürdigsten Töne von sich: Sie krähen, winseln und kichern, sie ächzen und weinen mitunter dabei gar helle Tränen. Falls es ganz schlimm kommt, flehen sie in den kurzen Pausen, in denen sie nach Luft schnappen, um Gnade, während sie sich entkräftet den Bauch halten. Manche unter ihnen, aber das kann der transgalaktische Partygast nicht ahnen, machen sogar vor Lachen in die Hosen. Nicht allein, dass sich ein Erdling derart benimmt: Nach und nach stecken sie sich gegenseitig mit diesem gefährlichen Virus an. Die Symptome scheinen dieselben, die Variationen daher gering: ein hihihi, ein hohoho oder hahaha – aber, so notiert das Alien gewissenhaft, kein hohehiha. Auch kein verlangsamtes haaa-haaaa-haaaa, außer bei dem großen Komiker Karl Valentin, der genau das unnachahmlich beherrschte. Was sich da vollzieht, ist anscheinend eine ganz besondere Form des Ausatmens, produziert fürchterliche Geräusche, erhöht die Muskeltätigkeit, ist hoch ansteckend und äußerst kommunikativ. Benehmen sich die Menschen immer so seltsam? Oder anders gefragt: Was muss denn passieren, damit sie sich so benehmen? Schon wir, die wir das Lachen seit Jahrmillionen problemlos praktizieren, haben Schwierigkeiten, dies genau zu erklären.
Das Lachen selbst ist zunächst einmal eine besondere Lautäußerung aufgrund bestimmter Emotionen, die mit motorischen Abläufen, zum Beispiel der Muskeltätigkeit, einhergeht. Für unseren extraterrestrischen Gast ist das Lachen sozusagen das »Lied«, an dem der Mensch, ein komischer Vogel, als solcher erkennbar ist. Nach dem antiken Philosophen Aristoteles, der sich auch eingehend mit den Phänomenen des Lachens beschäftigte, ist der Mensch das einzige lachende Lebewesen. Dank der Ergebnisse der zoologischen und der humanmedizinischen Forschung sowie der Gelotologie, der Lach- und Humorforschung (griech. geláo – lachen, auslachen, verspotten), dürfen wir seine Aussage modifizieren: Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das so lacht.
Das menschliche Lachen, eine Art stimmhaftes rhythmisches Ausatmen, ist gewissermaßen ein »Endprodukt«: ein Reflex oder eine Reaktion auf etwas, das der Mensch aus welchen Gründen auch immer als lustig, komisch oder erheiternd empfindet. Zuvor muss in der Regel etwas stattgefunden haben, das zum Lachen anregt oder stimuliert, zum Lachen bringt. Denn das Lachen entsteht normalerweise nicht aus heiterem Himmel und meist auch nicht für sich allein, selbst wenn es bei manchen Menschen durchaus den Anschein haben mag. Entweder wird man vom Gelächter anderer angesteckt oder andere Lachstimuli kitzeln unseren Lachnerv. Dies kann ein für Humor allzeit bereiter Sinn sein, aber auch andere Eigenschaften tragen ihren Teil dazu bei – nicht immer sind es gerade edle Charakterzüge.
Woran erkennt der Lachfachmann – in diesem Fall der ausgewiesene Experte Professor Willibald Ruch – ein echtes Lachen? Daran, dass viele Muskeln richtig mittun, z.B. sich der Ringmuskel um die Augen, der Musculus orbiculari oculi zusammenzieht, so dass sich die Haut um die Augen spannt. Der Musculus zygomaticus maior wiederum hebt die Mundwinkel an – was insgesamt eine echt vergnügte Miene ergibt. Falls jemand beim Lächeln oder Lachen bloß den Mund auseinanderzieht, während die Augen unbeteiligt bleiben, wird das als unangenehm, weil falsch empfunden. Im Zoo oder auf Safari ist dies gar nicht zu empfehlen. Kluge Schimpansen nämlich bewarfen Fotos, auf denen Menschen mit dem sogenannten »Stewardessenlachen« abgebildet waren, mit ihren Exkrementen. Auch sie wissen offenbar zwischen echtem und falschem Lachen zu unterscheiden – und vor allem unverzüglich zu handeln…
Hechelnde Affen, zirpende Ratten
Aristoteles konnte sich kein anderes lachendes Lebewesen als den Menschen vorstellen – die zoologische Forschung ist da längst anderer Meinung! Neben Tierfreunden, die schwören, ihre Katze grinse wie einst die Edamer Katze bei »Alice im Wunderland« oder ihr Lumpi lache sie aus, haben wir auch gesicherte Erkenntnisse. Manche Tiere kennen einen spezifischen Laut spielerischer »Erheiterung«. Jaak Panksepp an der Bowling Green State University in Ohio studierte bei Ratten eine bestimmte, durch ausgelassenes Spiel und Kitzeln hervorgerufene Kakophonie von Zirpgeräuschen, von denen einige fröhlicher klangen als andere. Die Zirper blieben übrigens auch gern unter sich: Lachen ist gemeinsames Nagerglück! Leichter nachvollziehbar ist dies jedoch bei unseren Cousins, den Affen. Beobachtet man Schimpansen oder Mandrills im Zoo, so registriert man vielfältige Lachsituationen und äffische Reaktionen darauf: zum Beispiel das »Spielgesicht«, eine Art lachende Mimik der frechen Äffchen, die ihre liebe Mutter soeben am Schwanz gezogen haben. Dies bedeutet so viel wie: »War doch bloß ein Scherz, tu mir nichts.« Die Affen hecheln übrigens beim Lachen. Das heißt, sie atmen dabei ein und aus – während der Mensch beim Lachen ausschließlich ausatmet. Das ist nicht nur ein gravierender Unterschied in der Atmung – sondern nach dem Lachforscher Dr. Robert Provine mit ein Grund, warum Affen nicht sprechen können. Sprechen ist wie auch das Lachen ein moduliertes Ausatmen.
Was hingegen ist die Heiterkeit? Zum einen ein menschlicher Wesenszug, den wir später in der mehr oder minder ausgeprägten Fähigkeit, sich erheitern zu lassen, näher kennenlernen werden. Zum anderen ist sie eine menschliche Errungenschaft, die bereits antike Philosophen schätzten – und die mit Lächeln oder Lachen einhergehen kann.
Als lebendiges Beispiel dafür mag der Vorsokratiker und Naturphilosoph, der »lachende Philosoph« Demokrit von Abdera (460 v. Chr. – 371 v. Chr.) gelten. Er begriff den Kosmos als aus ewig fallenden Atomen bestehend, den Menschen als sterblichen Atomklumpen, die Götter als gleichgültig dem Schicksal der Menschen gegenüber – wozu also den Tod und die Götter noch fürchten? Ein Mensch, den weder metaphysische Ängste noch Affekte plagten, der weder nach Reichtum noch nach Macht strebe, sondern ein ruhiges Leben abseits der Politik führe, der erst könne die wahre Seelenruhe (euthymia, ataraxia) erreichen und ganz seiner Lust (hedoné) leben. Wobei Lust hier primär das Vermeiden von Unlust bedeutet … Liebe und Ehe galten Demokrit und seinen Nachfolgern nämlich als prinzipieller Hort von Sorgen – und damit als tunlichst zu vermeiden. Demokrit war es auch, der einst bei seinen Schülern große Besorgnis erregt haben soll, weil er andauernd unangemessen lachte. Wie sich nach der Konsultation eines Arztes herausstellte, hatte dem klugen Mann die Dummheit seiner Mitmenschen (die Bürger von Abdera galten als die Schildbürger der Antike) derart zu schaffen gemacht, dass er sich nur mehr durch unkontrollierte Heiterkeitsausbrüche zu helfen wusste.
In Demokrits Nachfolge begründete Epikur den oft als bloßes Luststreben verkannten Epikureismus oder Hedonismus mit seiner Philosophenschule Kepos (griech. Garten). Auch Epikur wusste um den Urgrund aller Heiterkeit: keine Angst zu haben und sich dem rastlosen Treiben der Welt zu entziehen. Auch die philosophische Schule der Stoa, darunter so berühmte Vertreter wie Lucius Annaeus Seneca oder der Kaiser Marc Aurel, schätzte die Ruhe der Seele, die tranquillitas animi, als hohes Gut. Ihre Vertreter jedoch suchten sie im Einsatz für die Gemeinschaft, in Teilnahme an der Politik sowie in einem aktiven Leben zu verwirklichen.
Nicht allein die Philosophie, sondern auch die polytheistischen Religionen, zum Beispiel die Vielgötterwelten des Hinduismus, kennen diese Harmonie mit der Welt, die einer spirituell bedingten Heiterkeit den Boden bereitet. Insbesondere in den ostasiatischen Religionen spiegelt sich in den lächelnden Buddhastatuen und den herzhaft lachenden tibetanischen Mönchen und Würdenträgern wie dem Dalai Lama ein durch profunde Kenntnis der Schriften und praktizierte Meditation erworbenes Wissen um die eigene Nichtigkeit. Diese Fähigkeit sorgt schon zwangsläufig für eine Art »entrückter« Objektivität und dafür, dass sich der Einzelne nicht als Nabel der Welt begreift – eine außerordentlich humorfördernde Perspektive!
»Der hat Sinn für Humor!« Wird ein Mensch mit diesen Worten in anerkennendem Tonfall charakterisiert, so haben wir bestimmte Eigenschaften vor Augen – am häufigsten wohl, dass er vor allem auch über das eigene Wohl und Wehe lachen kann, die eigene kostbare Persönlichkeit nicht vom Lachen ausnimmt, sein Ego also eine kleine Breitseite gut verträgt. Sagt jemand von einem Zeitgenossen hingegen entrüstet: »Der hat vielleicht Humor!«, so hat sich die fragliche Person wahrscheinlich ziemlich danebenbenommen … Es ist also mit dem Humor an und für sich gar nicht einfach.
Wie steht es eigentlich mit Ihrem ganz persönlichen Sinn für Humor? Haben Sie welchen oder haben Sie keinen? Fragen Sie sich selbst! Noch besser: Fragen Sie Freunde, Partner, Kinder – Ihnen vertraute Menschen. Meist wird man Ihnen den Kopf rasch dahingehend zurechtrücken, dass es um Ihren Sinn für Humor tatsächlich nicht so besonders gut bestellt ist. In diesem Punkt tendiert man außergewöhnlich leicht zur Selbstüberschätzung …
Gedanken zum Humor
Humor ist der Schwimmgürtel auf dem Strome des Lebens.
Wilhelm Raabe (1831 – 1910)
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Otto Julius Bierbaum (1856 – 1910)
Kein Geist ist in Ordnung, dem der Sinn für Humor fehlt.
Samuel Taylor Coleridge (1772 – 1843)
Was bedeutet Humor? Das Wort kommt aus dem Lateinischen; umor heißt Flüssigkeit und verweist damit auf die antike Auffassung vom Menschen, zum Beispiel in der Viersäftelehre der Hippokratiker und des Arztes Galen, die auch die vier Temperamente hervorgebracht hat: den Melancholiker, den Choleriker, den Phlegmatiker und den Sanguiniker. Im Sanguiniker überwiegt das Blut, sanguis, was einem eher heiteren, lebensfrohen Naturell entspricht. Sein seelisches Gegenstück ist der Melancholiker, den ein Übermaß an schwarzer Galle so trübsinnig macht.
Des Weiteren gab es auch viele andere Theorien zu dieser seelischen Verfassung, etwa die mittelalterlicher englischer Ärzte, wonach der Sitz des Humors sich in der Leber oder der Milz befinde. Aus dem griechischen Wort für Milz kommt das englische Wort spleen, das wir gern mit schrägem schwarzem Humor und einer gewissen britischen Exzentrizität verbinden … Dr. Michael Titze aber, mittlerweile einer der führenden deutschen Humortherapeuten, kommt in seiner Schrift »Die wiederentdeckten Therapeutika« zu folgendem differenzierten Schluss: »Heute bezeichnet der Humor eine geistige Fähigkeit zur Grenzüberschreitung. Diese bildet die Basis für emotionale Reaktionen wie die der heiteren Grundstimmung, die sich im Lachen und Lächeln ausdrücken kann und zu nachweisbaren Auswirkungen in sämtlichen Bereichen des Organismus führt.«
Etwas passt nicht zusammen, ist nicht deckungsgleich, nicht kongruent. Gerade deshalb lacht man. Ein bereits genanntes Beispiel für den Begriff Inkongruenz, den schon Arthur Schopenhauer gebrauchte: der You-tube-Videoclip mit dem Titel »Der Leasingvertrag«, bei dem einer Rede Adolf Hitlers ein Sketch von Gerhard Polt unterlegt ist. Ein wild gestikulierender Hitler, der seine Anständigkeit betont, hat eine sagenhafte Wirkung auf die Lachmuskulatur – mit vielen Facetten: dem Schrecken der dokumentarischen Aufnahme mit all ihren Implikationen, keiner geringeren als einer Katastrophe des 20. Jahrhunderts – sodann der Entrüstung eines Biedermanns über einen Leasingbetrug in der unnachahmlichen Diktion des bayerischen Genies Polt. Das ist Inkongruenz vom Feinsten …
Was bedeutet Inkongruenz im Alltag? Menschen, die Humor »haben«, können den täglichen Nichtigkeiten wie auch den erhabensten Dingen eine überraschend andere, irgendwie entblößte und damit oft isoliert komische Seite abgewinnen. Sie sehen und hören etwas im Vertrauten, das Distanz schafft sowie neue Bezüge herstellt. Humor und Intelligenz ergänzen sich dabei aufs Beste und können zur scharfen Waffe werden. Auch der derbe Volkshumor entbehrt keineswegs der Finesse, wofür wiederum Gerhard Polt ein göttliches Beispiel ist. Insgesamt bedeutet diese Fähigkeit wohl, dass einem die Welt reicher, vielfältiger erscheint – weil überraschende Querverbindungen eingefahrene Sichtweisen und Normen aufweichen. Zum anderen ist der Humor auch eine Position, vergleichbar mit einem »Ausguck auf die Welt«. Selbst die allerwichtigsten Dinge werden deutlich kleiner, die kleinen schließlich winzig. Sogar das eigene Erleben, die eigenen Nöte und Freuden werden von dieser Warte aus entsprechend »zurechtgestutzt«.
Können, nicht müssen – das ist hier das entscheidende Kriterium! Letzteres ist nämlich eine völlig andere, in der reichen Welt des Lachens auch häufig vorkommende Angelegenheit. Was bedeutet es letztlich, über sich selbst lachen zu können? Keine Bange: Damit ist eben kein die eigene Persönlichkeit herabsetzendes Lachen gemeint – wie es Frauen aller Emanzipation zum Trotz leider noch eher pflegen als Männer. Gemeint ist vielmehr das Lachen über die mehr oder minder großen Widrigkeiten des Daseins, in deren Würgegriff man sich ständig befindet. Und denen man so – bei allem gebotenen Ernst – erheiternde oder gar ausgesprochen komische Seiten abgewinnen kann.
Der spielerische, lächelnde Umgang mit der eigenen Person, all ihren Wehwehchen und Problemen erzeugt oft eine heilsame »Atempause«. Mithilfe des Humors kann man sich wenigstens kurz über schwierige Situationen hinweglachen und damit schon halbwegs drüberretten. Ihre Macht wird, wenn schon nicht gebrochen, so doch wenigstens unterbrochen, die Last wird leichter erträglich. Durch fantasievolle, spielerische und vor allem heitere Kontemplation gelingt es, in einer ernsten Lebenslage nicht gänzlich der Verzweiflung anheimzufallen.
Wie funktioniert das? Zum Beispiel, indem man eine Spur Situationskomik selbst noch in solchen Situationen wahrnehmen kann, in denen es uns eigentlich das Herz zerreißen müsste. So kann ein sagenhaft alberner Abschiedsbrief, der den Angebeteten für immer vom sensiblen Romantikerpodest stieß, als »Lacherfolg« in Erinnerung bleiben – ein Lachen unter Tränen begleitete die Lektüre. Schließlich ist das »Menscheln« an sich eine ewige Quelle der Heiterkeit. Lachen, insbesondere durch seine versöhnliche, befriedende Qualität, zeichnet das Menschliche im Umgang mit anderen geradezu aus: Der Kulturanthropologe Christoph Türke spricht daher vom »Humanum des Lachens«.
Wann haben Sie also zum letzten Mal herzlich über sich und Ihr Künstlerpech gelacht – und dies möglichst im Beisein anderer? Allein ist es schließlich keine Kunst, doch selbst das wird nicht gern gepflegt. Wie waren die Reaktionen Ihrer Umgebung? Falls es verwundert hieß: »Du kannst ja darüber richtig lachen, das hätten wir gar nicht gedacht!«, dann sind Sie auf einem guten Weg – auf dem Wege der Besserung! Anstatt sich nämlich, wie Sie es taten, über die verpatzte Prüfung fünf Gallensteine anzuärgern, können Sie nun über Ihren sagenhaften Blackout lachen. Endlich. Damit ist er schon halb verdaut.
Dies betrifft insbesondere die Lachschwestern unter uns. Frauen tendieren dazu, sich in Witzen oder komischen Geschichten selbst zur Zielscheibe zu nehmen, ganz nach dem Motto: »Ist die aber dumm! – Stell dir vor, was mir wieder passiert ist!« Und dann folgt auch in Gesellschaft von Männern eine kleine, witzige Geschichte über die eigene Ungeschicklichkeit. Vielleicht soll dies den männlichen Beschützerinstinkt wecken – im ewigen Reigen der Begehrlichkeit aber ist das kein geeignetes Aphrodisiakum. Frauen verhalten sich übrigens nicht deshalb so, weil sie Evastöchter sind oder das den Östrogenen geschuldet ist. Vielmehr ist es ein für einen niedrigeren gesellschaftlichen Status typisches Verhalten! Nicht nur nach den Erkenntnissen von Paul McGhee, der in den 1980ern über Humor und seine Entwicklung forschte, lachen Frauen weitaus eher auf Kosten der eigenen Person als Männer. »Ladykracher« lassen in diesem Kontext nochmal schön grüßen! Diese kleine Herabsetzung fällt Frauen schon deshalb leichter, weil sie häufig ein nicht so aggressives Selbstbewusstsein haben. In der Regel zeigen sie sich auch weniger an Dominanz oder Unfehlbarkeit interessiert. Und wenn, so funktioniert es anders, was die an Konsens orientierte verhaltene Zielstrebigkeit von Angela Merkel und ihrer Beraterin Beate Baumann bestens belegen.