Landschaften der Metropole des Todes - Otto Dov Kulka - E-Book

Landschaften der Metropole des Todes E-Book

Otto Dov Kulka

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Beschreibung

Die einzigartigen Betrachtungen eines Mannes über die wiederkehrenden Erinnerungen an seine Kindheit in Auschwitz

Die Metropole des Todes, das ist Auschwitz-Birkenau. Als Kind wird Otto Dov Kulka zusammen mit seiner Mutter erst in das Ghetto Theresienstadt und dann nach Auschwitz deportiert. Er überlebt die zweimalige Liquidierung des sogenannten Familienlagers und verlässt Auschwitz schließlich im Januar 1945 auf einem Todesmarsch. Lange Zeit hat er über seine Erlebnisse geschwiegen, sich als Historiker allein streng wissenschaftlich mit dem Mord an den Juden befasst. In diesem außergewöhnlichen Text erkundet Kulka nun die Fragmente seiner Erinnerung an Auschwitz, die wiederkehrenden Träume und Bilder, die sein Leben begleiten und unauslöschlich prägen. Eine beeindruckende literarische Reflexion, die unsere Wahrnehmung der Vergangenheit verändert.

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Seitenzahl: 162

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OTTO DOV KULKA

Landschaften der Metropole des Todes

Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft

Aus dem Hebräischen übersetzt von Inka Arroyo Antezana sowie Anne Birkenhauer und Noa Mkayton

Deutsche Verlags-Anstalt

Es blieb die unerklärliche Ruinenlandschaft. – Die Geschichte versucht, das Unerklärliche zu erklären. Da sie aus einem Wahrheitsgrund kommt, muss sie wieder im Unerklärlichen enden.

Nach einer Parabel von Franz Kafka

Inhalt

Einleitung

LANDSCHAFTEN DER METROPOLE DES TODES

1 Prolog – vielleicht auch ein Epilog

Auf dem Weg entlang des Flusses der Zeit

Die nächtliche Reise vom 18. Januar 1945

Das Ziegelsteintor der Metropole. Die Landschaften des Schweigens und der Verödung von Horizont zu Horizont. Das Begräbnis von Auschwitz

Auf den Ruinen des Kinderblocks und des Krankenbaus

Der Weg zu dem dritten Ort. »Prometheus im Hades«

Der Kreislauf der Wiederkehr zu (und von) der Metropole des Todes

Der Weg zurück

2 Zwischen Theresienstadt und Auschwitz

Lichtflur zur Metropole des Todes

Das »Familienlager« – das Rätsel seiner Ausnahme von der Ordnung der »Endlösung«

Der Kinder- und Jugendblock

Der Große Tod und der Kleine Tod

Die Ode an die Freude

3 Endgültige Liquidation des »Familienlagers«

Der ewige Tod des Kindes – der ewige Tod und Auferstehung des Großen Todes

Der Kleine Tod und das Leben jenseits des Todes

4 Herbst 1944: Auschwitz – Geistermetropole

Die erneute Rückkehr von den Lagertoren

Die andere Nachtreise

5 Betrachtungen und Staunen angesichts der Bilder der Erinnerung

»In der Strafkolonie«

Die Hinrichtung

»Die Lösung der deutschen Frage«

»Wir, die Toten, klagen an!«

6 Drei Gedichte an der Schwelle der Gaskammer

Wir, die Toten, klagen an!

Fremdes Grab

Lieber sterb ich

7 Reise zur Satellitenstadt der Metropole des Todes

An der Schwelle des Auszugs aus dem Hades

An der Mündung des Großen Flusses der Zeit, an den Ufern der Ostsee

Lederstreifen

Was, auch hier …?

Es war am 25. Januar 1945

8 Landschaften einer privaten Mythologie

Das versiegelte Tor der Gnade

Der blaue Sommerhimmel

9 Ströme, die nicht zu überqueren sind, und das »Tor zum Gesetz«

10 Auf der Suche nach Geschichte und Gedächtnis

DREI KAPITELAUS DEN TAGEBÜCHERN

11 Traum: das jüdische Prag und der Große Tod

12 Doktor Mengele eingefroren in der Zeit

13 Gottes Schmerz

ANHANG

Ghetto im Vernichtungslager: Jüdische Sozialgeschichte zur Zeit des Holocaust und ihre Grenzen

Dank

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

Die Leser meiner historiografischen Veröffentlichungen dürften meine Arbeitsweise mit einer Haltung streng wissenschaftlicher und persönlich distanzierter Forschung verbinden, die sich stets innerhalb wohl definierter historischer Kategorien bewegt. Nur wenige wissen jedoch von der Existenz einer Dimension des Schweigens in mir, von der Entscheidung, die ich getroffen hatte, die biografische von der historischen Vergangenheit zu trennen. Und nur ganz wenige wussten, dass ich über ein Jahrzehnt hinweg, zwischen 1991 und 2001, Tonbandaufnahmen gemacht habe, in denen ich die Bilder, die in meinem Gedächtnis aufstiegen, beschrieb und die Erinnerung erforschte an das, was ich in meiner privaten Mythologie »Die Metropole des Todes« oder, in täuschender Einfachheit, »Kindheitslandschaften aus Auschwitz« genannt habe. Es handelt sich bei den Aufnahmen weder um ein historisches Zeugnis noch um autobiografische Erinnerungen, sondern um die Betrachtungen eines Menschen in seinen späten Fünfzigern und Sechzigern, der jene Fragmente der Erinnerung und der Vorstellungskraft in seinen Gedanken hin und her wendet, die aus der Welt des staunenden Kindes von zehn bis elf Jahren, das ich damals war, geblieben sind.

Lange Jahre habe ich von der Veröffentlichung der Tonbandaufnahmen abgesehen. Erst nach dem Abschluss der großen wissenschaftlichen Quelleneditionen, mit denen ich befasst war,1 habe ich mich entschlossen, diese »Landschaften« in Buchform der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Ich bin mir bewusst, dass dieses Buch von einer immanenten Spannung durchzogen ist, einer Dichotomie, die zwischen meinem wissenschaftlich-historischen Umgang mit der Vergangenheit und reflektierender Erinnerung derselben aufscheint.

Der historische Schauplatz war ein Ort, der »Familienlager« hieß, ein Lager für die Juden aus Theresienstadt in Auschwitz-Birkenau, hauptsächlich der Kinder- und Jugendblock dort, der fast ein Jahr lang bis zur endgültigen Liquidierung des Lagers und beinahe all seiner Häftlinge im Sommer 1944 bestand.2

Den zehn Kapiteln verschriftlichter Tonbandaufnahmen folgen drei Kapitel mit Auszügen aus meinen Tagebüchern, die alle aus den vergangenen Jahren stammen. In ihrer Art und in den Themen sind sie den Tonbandaufzeichnungen verwandt.

Wie die Tagebuchaufzeichnungen sind auch die Tonbandaufnahmen Monologe. Der Unterschied liegt darin, dass Letztere in Gegenwart einer Dialogpartnerin gesprochen wurden, die den Anstoß zu den Aufnahmen gab und sie so erst möglich machte.

Bei der Verschriftlichung des gesprochenen Wortes versuchte ich, seinen authentischen Charakter zu bewahren, die Unmittelbarkeit und den Rhythmus in all seinen Unregelmäßigkeiten, Abstufungen und Tonlagen beizubehalten.

Die in den Text integrierten Abbildungen sind ein ureigener Bestandteil des Narrativs. Zum Teil sind es meine eigenen Fotografien der Orte, die ich beim Bereisen meiner Erinnerungslandschaften durchstreife, aber auch Fotos, Zeichnungen und Faksimiles aus anderen Quellen.

Die verborgene Bedeutung der metaphorischen Sprache dieses Buches mit ihren wiederkehrenden Motiven, wie etwa »das unabänderliche Gesetz des Todes«, »der Große Tod«, »die Metropole des Todes«, reicht über die Erfahrung der Welt von Auschwitz hinaus. Es handelt sich um Metaphern für das, was sich damals in eine Weltordnung auszubreiten schien, die den Lauf der Menschheitsgeschichte verändern würde, und als solche sind sie in meiner reflektierenden Erinnerung verblieben. Ich bin mir auch bewusst, dass diese Texte, obgleich im konkreten historischen Geschehen verankert, über die Sphäre der Geschichte hinausweisen.

1Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus, Bd. I, Dokumente zur Geschichte der Reichsvertretung der deutschen Juden 1933–1939, Tübingen 1997; Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933–1945, hrsg. zus. mit Eberhard Jäckel, Düsseldorf 2004; The Jews in the Secret Nazi Reports on Popular Opinion in Germany1933–1945, hrsg. zus. mit Eberhard Jäckel, New Haven, Conn., 2010.

2 Zur Geschichte des Lagers siehe meinen auf dokumentarischem Material basierenden Aufsatz im Anhang zu diesem Buch.

LANDSCHAFTEN DER METROPOLEDES TODES

1 Prolog – vielleicht auch ein Epilog

Der Beginn dieser Reise, von der ich noch nicht weiß, wohin sie mich führen wird, war sehr prosaisch und nichts Ungewöhnliches: ein internationaler Kongress in Polen im Jahr 1978, an dem ich zusammen mit einigen israelischen Wissenschaftlern teilnahm, organisiert von der Sektion für vergleichende Religionsgeschichte des Comité International des Sciences Historiques. Wir waren ein Mediävist, ein Experte für die Frühe Neuzeit und ich als Vertreter für die Moderne. Eigentlich hätte noch ein Historiker an dem Kongress teilnehmen sollen, den die Polen jedoch nicht ins Land ließen, weil er mit seiner Immigration nach Israel gleichsam sein Vaterland verraten hatte. Der Kongress verlief mehr oder weniger so, wie Historikerkongresse verlaufen. Mein Vortrag brachte zwar grundlegend neue Ansätze und wurde auch ziemlich beachtet, doch das ging vorüber. Nach der Tagung organisierten die Veranstalter Ausflüge ins ganze Land, nach Lublin, Krakau und an andere schöne Orte, die sich für touristische Ausflüge anboten. Ich sagte meinen Kollegen, dass ich nicht mit ihnen fahren, sondern meine eigene Route wählen und Auschwitz besuchen werde. Gut. Ein Jude fährt Auschwitz besuchen, das ist nichts Außergewöhnliches, obschon es damals nicht so in Mode war, wie es das heute ist.

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