Lass wachsen! - Elke Schwarzer - E-Book

Lass wachsen! E-Book

Elke Schwarzer

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Beschreibung

Den Krisen trotzen und im Garten Gutes tun: Das Gartenbuch für alle, die ökologisch gärtnern wollen

Läuse bringen Glück! Nicht die einzige überraschende Erkenntnis, die Spiegel-Bestseller-Autorin und Diplom-Biologin Elke Schwarzer in ihrem Ratgeber für mehr Natur im Garten liefert. Ob Balkon, schmaler Vorgarten, der großzügige Familiengarten oder Urban Gardening: In diesem Buch finden Sie inspirierende Ideen für Ihr Stück Grün, für mehr Biodiversität und für eine bessere Welt.

- Garten naturnah gestalten: Grundlagen und Tipps für Anfänger und Einsteiger
- Von der Wahl des Saatguts bis zum Kompost: Kreisläufe verstehen und nutzen
- Bessere Ernten im Nutzgarten: Fachwissen und Infos zu insekten- und bienenfreundliche Pflanzen
- Clevere Ideen und Pflanzenkombinationen für Vögel, Schmetterlinge und Wildbienen
- Gut umsetzbare Tipps für einen lebendigen Garten und mehr Artenvielfalt

Buddeln, säen und ernten für mehr Biodiversität - und mehr Freude!

Von heimischen Pflanzen über Totholzhecke und Kompost bis zu den Trendthemen No Dig und Permakultur: Mit diesem einladend gestalteten Gartenbuch wird Ihnen das nachhaltige Gärtnern und eine tierfreundliche Beetgestaltung leicht gemacht. Die vielen Nahaufnahmen laden zum genaueren Hinschauen in Natur und Garten ein. Muntere Challenges wie die Springschwanz-Safari oder die Fauna-Hecke machen Spaß und liefern zusätzlich Inspiration für die Gartengestaltung.

„Pflanzen sind die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern.“ Gärtnern Sie sich aus der Ohnmacht und retten Sie mit Ihrem Garten die Welt vor Ihrer Haustür!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 207

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INHALT

DIE IDEE: IM GARTEN DIE WELT RETTEN, GEHT DAS?

Klima und Biodiversität im Wandel

»Challenge:Wer findet Kugelspringer? Stell dir vor, es ist Natur und alle machen mit

»Die Not-to-do-Liste

Grüner wird’s nicht? Grüner geht immer!

Bodenlos glücklich: Gärtnern ohne Garten

GRÜNER GÄRTNERN: DIE GRUNDLAGEN

Grüner pflanzen: Kaufen, säen, vermehren

»Challenge:Wer schafft den nachhaltigsten Pflanzenkauf?

Jetzt wird’s schmutzig: Boden-Basics

»Challenge:Der Laubsauger muss weg!

Destruenten – hungrige Humusproduzenten

Räuber – raffinierte Jäger am Boden

Grün und gut gelaunt: Pflanzen und Pflegen

Die Zauberer: Gehölze, die Stickstoff binden

»Challenge:Fütter das Grundwasser! Delikatessen selbst angebaut

»Challenge:Wie viel essbares (Un)kraut findest du?

NATÜRLICH GÄRTNERN 2.0

Der Kohlenstoff-Kreislauf

Klimafreundlich gärtnern

»Challenge:Wer ist der größte Plastik-Detektiv?

Weltretter-Waffe „No Dig“

Hier tobt das Leben: Kompost und Co.

JETZT WIRD’S WILD: DEN GARTEN TIERFREUNDLICH GESTALTEN

Lokalmatadore: Heimische Pflanzen

»Challenge:Pflanze eine Fauna-Hecke!

Laub, Mulch, nackter Boden: Basics für Biene und Co.

Lebendiges Totholz

Wir hausen im Holz!

Illustre Insekten, Igel und Co. unterstützen

PFLANZE(N) FÜR DICH UND DIE WELT!

Ein Gemeinschaftsgarten der anderen Art

Pflanzen für mich

»Challenge:Der Homeoffice-Hortus

Pflanzen für Wildbienen

Ein Beet für die Frühlings-Pelzbiene

Ein Beet für die Garten-Wollbiene

Pflanzen für Schmetterlinge

Ein Beet für die Weißlinge

Ein Beet für den Garten-Bläuling

Ein Beet für den Schwalbenschwanz

Pflanzen für Vögel

Ein Beet für die Meisen

Ein Beet für den Stieglitz

Ein Garten für das Eichhörnchen

SERVICE

Bezugsquellen

Im Netz

Zum Weiterlesen

Die Autorin

DIE IDEE: IM GARTEN DIE WELT RETTEN, GEHT DAS?

Das klingt zugegebenermaßen etwas übertrieben, aber selbst das kleinste Fleckchen Grün rettet ein bisschen die Welt vor deiner Haustür. Mach mit, sei Teil der Lösung und lass dich vor allem nicht unterkriegen! Hier zeigen wir dir, wo du anpacken kannst.

KLIMA UND BIODIVERSITÄT IM WANDEL

Krisen, wohin man auch schaut. Und manchmal möchte man am liebsten wegschauen. Doch im Garten können wir dem Planeten eine Auszeit geben und uns selbst gleich mit!

FRÜHER WAR DOCH VIELES BESSER

Als Kind habe ich so viel Zeit wie möglich draußen verbracht. Das war auch ein großes Vergnügen, überall flogen Kleine Füchse herum und an Sommerabenden kam regelmäßig eine Igelfamilie zu Besuch. Die Spatzen konnten noch unter den Dächern brüten, ebenso die Mehlschwalben. Wir fühlten uns wie im Schlaraffenland, futterten den Kirschbaum leer und beobachteten die bunten Falter. Die Sommer waren immer viel zu kurz und oft verregnet. Heute aber gibt es mehr Hitzetage und tropische Nächte als Kleine Füchse und die Spatzen muss man mit Ganzjahresfütterung über die Runden bringen. Die Nachrichten überschlagen sich derweil mit düsteren Neuigkeiten zum Klimawandel, zum Insektensterben und zur Biodiversitätskrise. Es ist das Zeitalter der Rekorde: Der wärmste Winter, der heißeste Sommer, der früheste Frühling. Da kriegt man doch die Krise!

NUR NICHT UNTERKRIEGEN LASSEN!

Sind also Hopfen und Malz längst verloren? Oft ist mir auch vor lauter schlechten Nachrichten die Petersilie verhagelt und ich mag gar nicht mehr Fernsehen schauen oder Zeitung lesen. Da wir Menschen an fast jedem Übel der Welt selbst schuld sind, fühlt man sich gleich ganz schlecht und vor allem ohnmächtig, denn alleine kann man es doch nicht mehr zum Guten wenden, oder? Bei all den Hiobsbotschaften geht auch schnell unter, dass es sogar einige positive Wendungen gibt. Denken wir doch nur einmal an die Rückkehr der Wölfe und Biber oder das Comeback der bunten Bienenfresser, die in den 1980ern als ausgestorben galten. Nach dem Verbot des Insektengiftes DDT erholten sich die Bestände von Wanderfalken, See- und Fischadlern endlich. Sogar die Schwalbenschwänze werden wieder häufiger – und dabei haben auch wir Gärtner uns ein paar Lorbeerchen verdient.

Der Schwalbenschwanz kann mittlerweile wieder öfter in den Garten flattern – das sollten wir mit einem Beet voller Möhre und Fenchel feiern!

Unseren Gärten, Balkonen und auch Hausdächern kommt aus Sicht des Artenschutzes eine immer größere Bedeutung zu.

… UND RAN AN DEN SPATEN!

Als Gartenmenschen stehen wir sogar ziemlich gut da, denn wir haben einen ganzen blühenden und grünenden Werkzeugkasten zur Verfügung, mit dem wir gegen die Klimakrise und das Artensterben gleichzeitig anpflanzen können – und schon ist die persönliche Krise aufgrund der ganzen Katastrophenmeldungen auch ein wenig gemildert. Die gute Nachricht ist: In Deutschland gibt es rund 17 Millionen Gärten mit einer Gesamtfläche von etwa 6 800 km2. Und dazu kommen noch einmal die unzähligen Balkone, Flachdächer, Dachterrassen und versiegelten Flächen, die man mit Kisten, Dachbegrünung, Kübeln und Hochbeeten wiederbeleben kann. Anstatt also nur das Schlechte zu sehen und den Kopf in den Sand zu stecken, stecken wir die Hände lieber in Gartenerde und konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen können – und wenn es nur ein paar selbst angebaute Karotten oder aus einem Samentütchen gezogene Wilde Möhren für die Schwalbenschwanzraupen sind. Buddeln, säen, pflanzen und ernten ist in jedem Fall sowohl heilsam für uns als auch für den Planeten. Das hilft nicht nur gegen dieses lähmende Ohnmachtsgefühl, sondern macht auch Spaß und sogar satt! Nehmen wir uns einfach die ganz Kleinen zum Vorbild, denn wenn selbst nach einem Dürresommer die Schneeglöckchen im Garten alle wieder munter den Frühling einläuten, sollten wir es genauso machen:

KEEP CALM AND GARDEN ON!

Nicht nur Zierde: Die Zierquitte mit Aussicht lockt verkehrssichere Frühlings-Pelzbienen auf den Balkon.

NIEDER MIT DER TEMPERATUR!

Wer schon einmal in der ärgsten Sommerhitze in Häuserschluchten unterwegs war, weiß, wie gut Baumschatten und Pflanzen ihre Umgebung kühlen können. Bis zu 8 °C Temperaturunterschied wurden zwischen Stadt und Land gemessen, denn Asphalt, Beton und Stein sind hervorragende Wärmespeicher, die wir im Winter gut gebrauchen könnten, die uns im Hochsommer aber die Hölle heiß machen. An einem infernalischen Julitag kann eine gut durchgebackene Straße locker über 60 °C heiß werden. Und auch in der Nacht ist der Ofen noch lange nicht aus, denn dann gibt sie die gespeicherte Wärme großzügig wieder ab. Unter einem Baum wird es dagegen nur halb so heiß und bleibt somit gerade noch erträglich. Hohe Gehölze können auch Fassaden kühlen, in jedem Fall helfen Pflanzen mit ihrem Schatten und der Verdunstungskälte, dass das Umfeld nicht zum Glutofen wird. Jeder noch so schlanke Hausbaum, jeder begrünte Balkon hilft dabei, die Stadt und damit das Klima auf ein erträglicheres Maß herunterzukühlen. Dieser Effekt ist so deutlich spürbar, dass du dir für jede Pflanze, die du einsetzt, auf die Schulter klopfen kannst – schon wieder hast du einen kleinen Erfolg gegen die Erderwärmung vollbracht und fühlst dich großartig. Probiere es einmal aus!

... UND RAUF MIT DER ARTENVIELFALT

Ein Bienenhotel am Balkon wird oft belächelt, weil es nur die ohnehin häufigen Arten fördert, während die vielen im Boden nistenden Arten vernachlässigt oder sogar mit einer dicken Auflage Holzhackschnitzel auf öffentlichen und privaten Grünflächen gequält werden. Doch selbst ein Balkon oder kleiner Garten kann mit Glockenblumen und einer gut gemachten Insektennisthilfe, deren Bohrungen und hohle Stängel frei von Splittern sind, zum Rettungsanker für Glockenblumen-Scherenbienen werden.

Und falls „nur“ die häufigeren Mauerbienen das Angebot annehmen sollten, fühlt es sich doch super an, einer wilden Biene ein Heim gegeben zu haben und dafür zu sorgen, dass die Allerweltsarten nicht auch noch selten werden. Hast du erst einmal Erfolge gefeiert und Blut geleckt, kannst du die nächste Herausforderung annehmen und versuchen, seltenere Arten ins Bienenhotel zu locken, indem du ihnen die passenden Futterpflanzen bietest. Auch wenn man keine Pandabären im Garten fördern kann, machen auch die kleinen fliegenden Pelztiere Spaß und viel Hoffnung, dass doch etwas zu retten ist.

Die Rostrote Mauerbiene nimmt Nisthilfen begeistert an. Man kann die Biene auch kaufen, doch das ist völlig unnötig, sie kommt ganz von allein und ist noch häufig.

MIKROPLASTIK: SO KLEIN UND SO SCHLIMM

Wann wurde eigentlich das Wort Mikroplastik erfunden? In meiner Schulzeit hieß es noch, eine Plastiktüte würde ewig lange frisch wie der junge Morgen auf dem Waldboden liegen und nicht zerfallen. Bald aber war klar: UV-Licht macht auch Kunststoff mürbe und die Fragmente reichern sich in der Umwelt an. Dabei weiß man noch gar nicht so genau, was Mikroplastik eigentlich anrichtet. Regenwürmern wurden in einem Versuch Kunststoffkügelchen unters Futter gemischt und geschaut, was passiert. Sie kamen unverändert hinten wieder raus, wenn sie kleiner waren als 50 Mikrometer. Unklar ist allerdings, was scharfkantige Teilchen im Regenwurmmagen anrichten können, man darf aber spekulieren, dass es ihnen nicht gut tut. Fakt ist, dass unsere fleißigen Mitarbeiter im Gartenboden unabsichtlich dazu beitragen, die Plastikstückchen in tiefere Bodenschichten zu befördern. Auch kann sich der Stoff negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Regen- und Fadenwürmern, Springschwänzen und Rädertierchen auswirken. Da kann einem schon der Appetit vergehen. Was also tun?

WELTRETTEN IM VORBEIGEHEN

Im Garten kannst du so gut es eben geht auf Plastik verzichten. Wenn du noch mehr tun möchtest, mach mit beim World-Cleanup-Day, wo in der Gemeinschaft Müll gesammelt wird, oder versuche es mit Plogging – das ist Jogging, bei dem man sich mit Handschuhen und einer Tasche bewaffnet und nebenbei Müll aufhebt. So werden gleich noch ganz andere Muskelgruppen aktiviert und wir haben das schöne Gefühl, höchst aktiv etwas für die Umwelt und unsere Gesundheit getan zu haben – und die der Regenwürmer!

In der Landwirtschaft wird viel Plastik eingesetzt, hier Netze gegen Vogelfraß im Weinbau.

PLASTIK HEKTARWEISE: LANDWIRTSCHAFT UND GARTENBAU

Einer Studie nach werden durch die Landwirtschaft 13 256 Tonnen Kunststoff jährlich freigesetzt. Ganz schön viel, oder? Hinzu kommen 5 800 Tonnen, die einfach so vom Winde verweht werden und auf den Äckern landen, zum Beispiel Reifenabrieb. Drei Viertel der Emissionen lassen sich auf Dünger in Form von Klärschlamm und Kompost zurückführen. Diese entstehen beispielsweise durch Kunstfasern aus der Waschmaschine, die im Abwasser und damit im Klärschlamm landen.

EINGANGSKONTROLLE AN DER BIOTONNE

Auch die Biotonne hat ihren Anteil, wenn wir fälschlicherweise Kunststoff hineinwerfen, zum Beispiel beschichteten Blumendraht an den kläglichen Resten vom Geburtstagsstrauß oder umhüllte Düngemittel, die als Trittbrettfahrer im Ballen einer toten Topfpflanze stecken. Auch ich war einmal erstaunt, als ich seltsame Plastikräder in meinem Kompost fand. Des Rätsels Lösung: Die Kaffeepads, eigentlich kompostierbar, hatten eine Kammer aus Kunststoff mit Milchpulver. Die Kaffeemaschine ist inzwischen durch eine ohne Schnickschnack ersetzt worden, die Plastikräder kamen in die gelbe Tonne. Was kann man sonst noch tun, außer seinen eigenen Kompost zu durchforsten und eine Eingangskontrolle bei der Biotonne zu etablieren? Kleidung aus Naturfasern verringert den Anteil an Mikroplastik im Abwasser. Der Verzicht auf Gemüse aus Folienkultur spart ebenfalls einen Großteil Plastik ein – hier punktet grüner Spargel vor weißem. Den größten Spaß mit Einsparpotenzial machen aber selbstgezogene Pflanzen, denn sie brauchen keine Gewächshausfolien, Bewässerungshilfen oder Düngemittel mit Polymer-Mantel. So wird man gleichzeitig Kindergärtner und Umweltaktivist in einem.

Selbst geerntet ohne Verpackung und Transportweg: So macht Rote Bete Laune!

NASSE KLIMASCHÜTZER

Moore sind wahre Klimahelden! Von allen Landökosystemen sind sie die Streber bei der Speicherung von CO2. Leider ist Torf, der Hauptbestandteil der Moore, auch ein Streber im Gartenbau. Er sackt kaum in sich zusammen, führt nicht zu Sauerstoffmangel an den Wurzeln und kann Wasser speichern, aber auch wieder ganz spendabel an die Pflanze abgeben. Torf ist ein Tausendsassa, was ihn zum beliebtesten Substrat aufsteigen ließ. Mit dem Nachteil, dass er – einmal an Land gezogen – das gespeicherte CO2 bei seinem Verfall wieder abgibt und eine Lücke im wertvollen Biotop Moor hinterlässt. Moorschutz ist also Klimaschutz und wir Hobbygärtner müssen uns nach einem anderen Lieblingssubstrat umsehen.

ALTERNATIVEN OHNE ENDE

Früher war torffreie Blumenerde schwieriger zu finden als Lebkuchen im Mai, mittlerweile hat man die Qual der Wahl. Die klimafreundlichen Substrate werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz- und Kokosfasern, Rindenhumus und zertifiziertem Grünschnittkompost hergestellt. Mineralische Zusätze wie Bims oder Blähton machen die Blumenerde strukturstabiler. Bei der Verwendung musst du mehr auf die Wasser- und Nährstoffzufuhr achten, also öfter gießen und nachdüngen. Torffreie Blumenerde ist auch nicht so lange lagerfähig, sollte also nur bei akutem Bedarf angeschafft werden. Die Vorteile überwiegen aber bei weitem – und wenn du schon einmal einen 40-Liter-Sack torffreies Substrat geschleppt hast, und dir dann vorstellst, das alles wäre Torferde, hast du ein unmittelbares Gefühl dafür, wie schwerwiegend dein persönlicher Beitrag zum Klimaschutz ist. Und das fühlt sich richtig gut an!

Der Spiegelfleck-Dickkopffalter bewohnt norddeutsche Moore. Sein Bestand ist rückläufig, wie auch der der Moore.

DAS BLATT WENDEN UND KUGELSPRINGER FINDEN!

Möchtest du wissen, wie es um das Bodenleben in deinem Garten bestellt ist? Dann nimm dir den ohnehin langweiligen Herbst und Winter vor und schau mal nach, ob du das Wappentier des nachhaltigen Gärtnerns finden kannst.

Nicht ganz zwei Millimeter lang sind die größten Kugelspringer, die zu den Springschwänzen (Collembolen) gehören. Sie sind von entzückend kugeliger Gestalt, echte Sympathieträger und das Schweizer Taschenmesser der Laubstreu. Sie sind mit einer cleveren Sprunggabel, der Furca, ausgestattet, die unter dem Bauch einrastet und bei Gefahr losschnellt, um das Tier weit weg zu katapultieren. Die Furca ist das Alleinstellungsmerkmal der Springschwänze – nur tiefer im Boden lebende Arten haben sie wegrationalisiert, da sie in engen Nischen nutzlos wäre. Kugelspringer haben eine ganz formidable Furca.

HÜPFENDE HELDEN

Erschreckt man sie, sind sie auch schon weggehüpft. Die Weibchen mancher Arten verwenden die Sprunggabel auch als Abwehr gegen aufdringliche Männchen: Damit die Angebetete nicht selbst in die Luft geht, streckt sie den Hinterleib weit nach oben, bis die Furca keinen Bodenkontakt mehr hat. Dann lässt sie sie gegen das Männchen schnellen, das nach der ruppigen Behandlung das Weite sucht.

Ein anderes Merkmal der Springschwänze ist der Ventraltubus (Collophor), ein Schlauch, der aus dem Bauch ausgestülpt werden kann. Dieses durchsichtige Anhängsel wird zum Putzen und Trinken verwendet und ist blitzschnell aus- und wieder eingezogen. Im Garten findet man vor allem den Bunten Kugelspringer (Dicyrtomina ornata, im Bild unten) und seinen Kollegen D. saundersi. Auch häufig ist der goldige Sminthurinus aureus (im Bild links), aber er ist so winzig, dass man ihn mit bloßem Auge nicht mehr gut sieht.

HIER FINDEST DU SIE

Die Voraussetzung für die Springschwanz-Safari ist eine üppige Laubdecke auf den Beeten. Obstbaumblätter liefern den perfekten Lebensraum, doch auch etwas derberes Eichen- und Buchenlaub ist beliebt bei den kugeligen Krabblern. Die Kugelspringer weiden hauptsächlich Pilzbewuchs von den Blättern und tragen zur Humusbildung bei. Erfrorene, matschige Teile der Stauden sind ebenfalls Tummelplatz der kleinen Tierchen. Besonders beliebt sind großblättrige, möglichst behaarte Stauden, wie Frauenmantel, Beinwell, Echter Alant, Rauling oder Herbst-Anemone. Wenn du dann noch die Harke schwingst, anstatt die kleinen Blattbewohner mit dem Laubbläser oder Laubsauger zu schikanieren, werden sie deinen Garten lieben.

SO KANNST DU SIE BEOBACHTEN

An milden Herbst- und Wintertagen bei hoher Luftfeuchtigkeit sind Kugelspringer aktiv. Wenn du vorsichtig Falllaub umdrehst, zum Beispiel vom Apfelbaum, kannst du sie mit bloßem Auge erkennen. Kannst du sie finden? Wenn ja, darfst du dir zu einem intakten Garten gratulieren. Falls nicht, kann es auch an zu viel Mineraldünger liegen, dann schau später noch einmal nach, nachdem du die Beete für einige Zeit mit einer Laubdecke beglückt hast.

So klein und so bunt: Kugelspringer bei der Arbeit am Laub vom Apfelbaum.

#KUGELSPRINGER – WER FINDET KUGELSPRINGER IN SEINEM GARTEN? SCHNAPP DIR DIE LUPE UND LOS GEHT’S!

STELL DIR VOR, ES IST NATUR UND ALLE MACHEN MIT

Früher waren mehr Lerchen. Und Schmetterlinge. Sie wurden durch Ringeltauben und Schmeißfliegen abgelöst. Kann man denn gar nichts machen?

DIE STILFRAGE

Wenn wir einen Garten anlegen oder einen Balkon gestalten, der nicht nur der Selbstversorgung dient, sondern auch Ziergewächse enthalten soll, entscheiden wir uns meist zuallererst für einen Gartenstil. Mögen wir es formal oder wildromantisch? Lieben wir eher den mediterranen Stil oder einen Bauerngarten? Aus der Vogelperspektive wirkt einfach jeder Garten attraktiv, der einer lauschigen Waldlichtung ähnelt.

Das Rotkehlchen singt gern aus dichten Sträuchern heraus. Die Stacheln sind ein guter Bodyguard.

SEI FLUGLOTSE FÜR FLIEGENDE HOFFNUNGSSCHIMMER!

Bäume, Sträucher und Hecken sind ökosystemrelevant und ziehen Gartenvögel an wie grüne Magneten. Spatzen fliegen zwar auch mehrmals am Tag ein paar hundert Meter über Häuser und Straßen, um eine Futterstelle in einem Garten zu erreichen, dort angekommen bestehen sie aber auf einer heimeligen Hecke oder wenigstens einem Strauch. Nur so fühlen sie sich sicher. Vögel mögen fast jeden Gartenstil, solange sie Insekten, Früchte oder Samen finden, dazu Wasser und einen geschützten Brutplatz. Ist für Speis und Trank gesorgt, werden sie kommen und bleiben. Amseln und Stare sind sogar Rasenflächen gegenüber nicht abgeneigt, aus denen sie Würmer und Schnakenlarven herauspulen können. Wenn wir unser Wohnumfeld als Satellitenbild betrachten, werden wir also ganz leicht erkennen, was Vögel lieben: Asphalt, kahle Dächer und verschotterte Vorgärten schrecken ab, während jeder Baum, jeder Strauch einen dicken Pluspunkt bekommt.

HILFE FÜR DIE FUSSGÄNGER

Vögel und auch viele Insekten können immerhin die unwirtlichen Teile schnell überfliegen, doch Tiere, die zu Fuß unterwegs sind, empfinden Straßen und Wege oft als unüberwindliche Hindernisse. Eichhörnchen zum Beispiel bewegen sich lieber wie Spiderman an Fassaden fort als auf Wegen, während Igel und Füchse neidisch von unten zuschauen müssen. Ihnen können wir mit einem üppig bewachsenen Vorgarten und pflanzengesäumten, schmalen Pfaden entgegenkommen. Zäune sollten unten eine Lücke bieten, damit kleine Säugetiere hindurchhuschen können. Auch eine Schale mit Wasser an heißen Tagen oder ein Igelhaus werden gern angenommen.

KOMMT ES AUF DIE GRÖSSE AN?

Kann man mit einem Reihenhausgarten oder gar einem Balkon denn überhaupt etwas bewirken? Die Antwort ist: Ja! Wir können zwar keine Rebhühner retten, aber viele Tiere brauchen einfach nur Trittsteine, um sich im Großstadtdschungel durchzuschlagen. Zum Beispiel wird eine einzige Schleifenblume im Vorgarten oder Balkonkasten den Karstweißling anlocken, der als Vielflieger aus dem Mittelmeerraum zu uns gekommen ist, und ihm helfen, seinen Weg in mehreren Generationen durch die Stadt zu finden. Je mehr Arten wir in den Garten locken können – und mobile Stadtbewohner wie Vögel, aber auch Wanderfalter, Libellen, Schwebfliegen oder größere Wildbienen lassen sich nicht lange bitten – umso mehr haben wir auch das Gefühl, etwas bewirkt zu haben. Wir setzen eine Aufwärtsspirale in Gang, für uns selbst und für die Tiere.

Auch ein kleiner Schrebergarten kann mit heimischen Pflanzen, hier Rainfarn, zum Insektenretter werden.

Ein Waldgarten mit Benjeshecke: Unter dem Apfelbaum wachsen Meerrettich und Kartoffel-Rose, deren große Hagebutten essbar sind.

ARTENSCHUTZ LIEGT IM DETAIL: „ANIMAL AIDED DESIGN“

Das Konzept „Animal Aided Design“ (AAD) dient dazu, die Habitatansprüche von Tieren wie Sperlingen, Mauerseglern oder Schmetterlingen gleich bei der Planung neuer Siedlungen oder Häuser mit einzubeziehen. Die Zielarten stehen meist in unserer Gunst ganz weit oben, wie Rotkehlchen, Igel oder Admiral. Waschbären, Tauben, Elstern und Füchse werden eher weniger hofiert. Erprobte Maßnahmen sind schon beim Bau ins Mauerwerk integrierte Nisthilfen, begrünte Dächer oder Igelnischen, die in Fahrradschuppen eingebaut werden. Doch nicht nur Großprojekte können die Methoden anwenden: Ob du eine Gartenhütte planst, die Fassade dämmen willst oder der richtige Hausbaum gefunden werden soll: Beziehe die Bedürfnisse deiner tierischen Nachbarn, deiner ganz persönlichen Zielgruppe, gleich mit ein. Zum Beispiel kannst du sanierungsbedürftige, zugige Fenster nicht nur gegen besser isolierte austauschen, sondern als kleines Extra zusätzlich mit einer Beschichtung gegen Vogelschlag versehen. In die neue Wärmedämmung werden Höhlen für Fledermäuse integriert. Hast du Spatzen in der Nähe, verlege die Wege mit einer wassergebundenen Decke, um ihnen Sandbäder zu ermöglichen. Das sieht zwar sehr nach Dreckspatz aus, aber die Vögel lieben dieses spritzige Ritual, und nebenbei förderst du damit bodennistende Wildbienen. Die Möglichkeiten des AAD sind grenzenlos und dienen dazu, in den Siedlungen wieder ein Miteinander von Mensch und Tier zu ermöglichen. Lass uns im Garten eine andere Art des Netzwerkens etablieren, bei dem es darum geht, Biotope zu verknüpfen und die Tiere in den Garten zu locken.

WALDGARTEN EN MINIATUR

Das Konzept Waldgarten ist noch neu. Er besteht aus Baum-, Strauch- und Krautschicht und enthält viele essbare Pflanzen. Die Vorteile: Man arbeitet eher mit mehrjährigen Arten, die kaum Arbeit machen. Gehölze bieten Windschutz, speichern Wasser und locken Nützlinge an. Da die meisten Nutzpflanzen Sonne brauchen, ist es eher eine Lichtung oder ein Waldrand als ein geschlossener Forst. Das Praktische: Kleine Gärten ähneln bereits einer sehr lichten Lichtung. Sträucher, Stauden und Rasen sind meist schon vorhanden, vielleicht Obstbäume. Bau darauf auf! Pflanze einen Hausbaum, der auch Essbares produziert, und setze Beerenobst, eine Hasel oder Pimpernuss dazu, darunter essbare Stauden und Wildkräuter und opfere so viel Rasen wie möglich. Nutze auch die Flächen unter den Gehölzen, zum Beispiel für Bärlauch oder Walderdbeeren. In einem großen Garten kannst du alle Register ziehen und gleich mehrere Lichtungen schaffen. So hast du noch mehr Möglichkeiten, dich selbst zu versorgen, zum Beispiel mit Bitterorange oder Chinesischer Jujube (Zizyphus jujuba). Letztere bietet Früchte und ernährt in ihrer Heimat die Raupen vom Mehligen Zitronenfalter. Wer weiß, vielleicht findet auch unser Zitronenfalter Geschmack an diesem trockenheitsverträglichen Gehölz?

Vögel, Eichhörnchen und Igel werden begeistert deinen Waldgarten als großen Erfolg feiern, Insekten aus deiner Nachbarschaft werden jubeln bei so viel Futter auf allen Ebenen.

Ohne Flugscham: Eine Blumenwiese ist ein Landeplatz für Vögel, denn hier sind Insekten garantiert – also einfach weniger mähen!

DIE NOT-TO-DO-LISTE

Das ist doch mal eine ausgezeichnete Nachricht: Ein Garten der Kategorie Klimawandel- und Biodiversitätsheld muss nicht einmal mehr Arbeit machen als ein streng manikürter Garten der Art, die mit den drei Zutaten Rasen, Kirschlorbeer, Thujahecke und sehr viel nackter Erde auskommen muss.

Haben wir nämlich die grüne Grundausstattung erst einmal in die Erde gepflanzt und mit möglichst vielen insektenfreundlichen Stauden garniert, können wir uns nun zurücklehnen und auf die brummenden und flatternden Besucher warten. Was wir einfach lassen, sind die vielen lauten, strom- oder benzinfressenden Arbeiten, die nicht nur von unserer Energie zehren, sondern auch Energie verbrauchen, die wiederum CO2 erzeugt.

Zu den unnötigen Tätigkeiten Marke Energievampir gehören:

LAUBSAUGEN ODER LAUBPUSTEN: Laub wird lieber leise auf die Beete geharkt, anstatt es in Plastiksäcken zum Wertstoffhof zu bringen.

ÜBERALL LICHTINSTALLATIONEN VERLEGEN: Das kostet unnötig Energie, vor allem aber bei nachtaktiven Insekten.

PESTIZIDE AUSBRINGEN: Ihre Herstellung ist energieintensiv und sie tragen zum Insektensterben bei.

MINERALDÜNGER EINSETZEN: Lieber nicht! Mineraldünger wird aus Erdöl hergestellt. Er schädigt Bodenleben und Grundwasser.

RASEN WÖCHENTLICH MÄHEN: Stattdessen in größeren zeitlichen Abständen mähen, um Wildkräuter zum Blühen zu bewegen. Die Aktion „No Mow May“ ruft dazu auf, den Rasenmäher im Mai gleich ganz stehen zu lassen.

KÜBEL JEDES FRÜHJAHR NEU BEPFLANZEN: Wir setzen auf ausdauernde Gewächse, die einfach sitzenbleiben können.

VERBLÜHTE STAUDEN IM HERBST ABRÄUMEN: Lassen wir sie, wo sie sind. Sie zerfallen von allein, säen sich aus, dienen Tieren als Nahrung oder sind einfach hübsch anzusehen.

BEETE UMGRABEN: Stellt das Bodenleben auf den Kopf, das sich dann erstmal wieder mühsam sortieren muss.

HECKE STRENG SCHNEIDEN: Wer ausreichend Platz hat, pflanzt eine freiwachsende anstatt einer Formschnitthecke.

GRÜNER WIRD’S NICHT? GRÜNER GEHT IMMER!

In kleinen Gärten ist es ein beliebter Taschenspielertrick, durch rankende Pflanzen Platz zu gewinnen für noch mehr Blüten. Doch warum nicht größer denken und alles begrünen, was geht?

PFLANZEN FÜR DIE SEELE

Jetzt ist es amtlich: In einer Leipziger Studie wurde festgestellt, dass in Straßenzügen mit hoher Baumdichte weniger Antidepressiva verschrieben werden als in grauen Ecken der Stadt. Pflanzen wir also auch für unseren Seelenfrieden neues Grün! Gehölze können so viel mehr als nur dekorativ herumstehen. Sie sind in der Lage, Feinstaub aus der Luft zu filtern, mildern Lärm ab und kühlen die Umgebung. Sie sind Lebensraum für Tiere und binden CO2. Blätter in jeglicher Form können sogar Schall schlucken, anstatt ihn wie ein pflanzenloser Straßenzug zu reflektieren. Auch das tut uns gut.

Das macht Laune an der lila Fassade: Zierapfelbäume vor dem Fenster. Nur das Beet darunter könnte noch fröhlicher bepflanzt werden.

Für alle was dabei: Eine mit Wildem Wein berankte Schuppenwand bietet Nisthilfen für jeden Geschmack.

ICH PFLANZ AN JEDE WAND!

Eine kahle, gedämmte Fassade mit Außenverschattung wirkt zwar gut gegen große Sommerhitze. Doch je länger so ein alle paar Jahre auftretender Jahrhundertsommer dauert, umso mehr wird sich das Mauerwerk aufheizen, bis die Dämmung die Wärme eher drinnen als draußen hält. Ein begrüntes Haus dagegen ist wie eine raffinierte, energieneutrale Klimaanlage. Das Laub der Kletterpflanzen verschattet die Fassade und kühlt durch Verdunstungskälte. Noch dazu wirken die Blätter wie Solarpaneele und schlucken ganz eigennützig CO2 aus der Luft. Vögel jagen und brüten gern im grünen Pelz der Rankpflanzen. Voraussetzung für eine funktionierende Fassadenbegrünung ist ein Pflanzloch an der Hauswand oder ein großer Kübel. Viele Pflanzen sind leidensfähig und Kummer gewohnt – sie kommen schon mit wenig Volumen klar. Man denke nur an marodierende Götterbaumsämlinge in Pflasterfugen.

SELBST IST DIE KLETTERPFLANZE

Selbsthaftende Emporkömmlinge wie Efeu sind am günstigsten, aber nur anzuraten, wenn die Fassade die oft etwas rabiaten Haftwurzeln aushält. Rankgitter oder Seilsysteme halten die Pflanzen vom Mauerwerk fern und ebnen weniger anhänglichen Arten wie Clematis oder dem Wilden Wein Parthenocissus inserta, der im Gegensatz zu P. quinquefolia keine Haftwurzeln hat, den Weg nach oben. Der Vorteil ist, dass die Luft hinter den Pflanzen frei zirkulieren kann und Amseln noch mehr stabile Bauplätze für ihre Nester haben, der Nachteil ist die Montage mit Bohrung in die Dämmung, wenn das Haus damit eingekleidet ist.

Auf dem Balkon oder der Terrasse bieten Kübel mit integriertem Rankgerüst immerhin ein wenig Schatten und Kühle – jedes Blatt zählt!

Summen am laufenden Meter: Heimische, insektenfreundliche Kletterpflanzen

Deutscher NameBotanischer NameBlütezeitHöheBesonder-heiten Breitblättrige Blatterbse Lathyrus latifolius VI–X