Lauselümmel - Hubert Laspe - E-Book

Lauselümmel E-Book

Hubert Laspe

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Beschreibung

Lassen Sie sich entführen in eine vergangene Zeit. Begleiten Sie den Protagonisten ins Dorfleben in den 60-er Jahren. Seien Sie bei lustigen Episoden, beim Melken, einer Hausschlachtung, bei der Ernte, oder einer Treibjagd dabei. Erleben Sie den Einkauf in einem Tante-Emma-Laden und amüsieren Sie sich über Kinderstreiche. Bei der älteren Generation werden längst vergessene Erinnerungen geweckt.

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Seitenzahl: 129

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Dies ist die zweite Auflage von

Lauselümmel – Geschichten vom Dorfleben in den 60-er Jahren.

Die erste Auflage erschien 2022 unter dem Titel:

Gefangen im Fibro-Nebel, Band 1

Untertitel:

Lauselümmel – Geschichten vom Dorfleben in den 60-er Jahren.

Viele Nachrichten meiner Leser der ersten Auflage zeigten mir, dass nicht alle Leser sich für den ersten Band, beziehungsweise für den zweiten Band interessieren. Damit es für den Leser übersichtlicher ist und sie auf den ersten Blick erkennen, worum es in dem Buch geht, habe ich den Haupttitel Gefangen im Fibro-Nebel weggelassen.

Einige interessieren sich für das Dorfleben von früher. Bei den Älteren, weil es Erinnerungen weckt. Die Jüngeren, möchten gern wissen, wie die Menschen in den Dörfern früher gelebt haben. Dies ist das vorliegende Buch.

Andere Leser interessiert viel eher der zweite Teil.

In Fibro oder Fusel geht es um ein Leben voller Liebe, Hass, Schmerzen und Depressionen. Eine Odyssee von Arzt zu Arzt und von Heilpraktiker zu Heilpraktiker. Sowie um Ärger mit der BU-Versicherung und ärztliche Gutachter.

Hubert Laspe

Lauselümmel

Geschichten vom Dorfleben in den 60-er Jahren

© 2024 Hubert Laspe

Umschlag, Illustration: Hubert Laspe

Druck und Distribution im Auftrag des Autors

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

2. Auflage

ISBN

Paperback     978-3-384-12326-8

e-Book           978-3-384-12327-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Auf dem Bauernhof

Viehtrieb

Ein neues Bad wird gebaut

Ein Brüderchen

Heuernte

Erntezeit

Immer Ärger mit dem Bruder

Der Unfall

Nachbars Garten

Unterm Dach

Tante-Emma-Laden

Dorffeste

Der Bulle

Winter

Treibjagd

Weihnachten

Silvester

Schlachtfest

Frühjahrsputz

Hautkrebs

Kleine Streiche

Die Ursache für Fibromyalgie?

Konfirmandenunterricht

Erste Liebe

Autoschwarzfahrt

Schulunfall

Weitere Bücher aus hubis-schreibstube

Fibro oder Fusel

Von der Idee bis zum Leben in der neuen Heimat

Balus Abenteuer mit seiner neuen Familie

Benni, Jenni und der neue Schrebergarten

Lauselümmel

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Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Benni, Jenni und der neue Schrebergarten

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Vorwort

„Früher war alles besser, wie stehst Du zu dieser Aussage?“, frage ich meinen Gegenüber Alwin Neddermeier.

Alwin, aufgewachsen in den 60-er Jahren in einem kleinen Dorf in Hessen, wird mir seine Kindheitsgeschichte erzählen. Bei dem ein oder anderen werden verschüttete Erinnerungen geweckt, die durch diese Geschichten vor dem Vergessen bewahrt werden. Teils lustige Erinnerungen, oftmals wehmütige Erinnerungen, an ein Dorfleben, wie es dies heute nicht mehr gibt. Die jüngeren Leser können von einem Leben erfahren, wie sie es sich so nicht vorstellen können.

„Besser – vielleicht“, überlegt er. „Auf jeden Fall anders. Ruhiger – nicht so hektisch. Die Straßen waren leerer und in den Geschäften herrschte nicht so ein Gewimmel von Leuten, wie heute. Die Menschen mussten auch schwer arbeiten, vielleicht körperlich schwerer als jetzt, aber es ging trotzdem ruhiger zu. Bis auf wenige Ausnahmen, hatten sie nicht viel zum Leben und dadurch war der Zusammenhalt noch groß. Damals haben sie sich mehr gegenseitig geholfen und es war weniger Neid und Missgunst.“

Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Wir Kinder spielten noch jede freie Minute mit unseren Freunden im Freien. Bei schlechtem Wetter gingen wir auf die verschiedenen Bauernhöfe und spielten in den Scheunen und Dachböden. Wir bauten uns Höhlen im Heu oder bildeten zwei Gruppen und spielten Cowboy und Indianer. Es gab keine Computer oder Handys. Wenn wir etwas geschenkt bekamen, konnten wir uns noch über Kleinigkeiten freuen.“

Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und war mit seinen Gedanken ganz in der Vergangenheit versunken.

„Ich fand die Zeit schöner“, fuhr er nach einiger Zeit fort. „Aber das kann und muss jeder für sich entscheiden. Jeder empfindet es anders.“

Auf dem Bauernhof

Alwin lebte mit seinen zwei Brüdern, dem zehn Jahre älteren Hartmut, dem fünf Jahre jüngeren Werner, ihren Eltern und der Oma auf einem kleinen Bauernhof. Zum Hof gehörten vier Schweine, drei schwarzgefleckte Kühe, Hühner, Enten und Kaninchen.

Der Vater ging tagsüber arbeiten. Bevor er morgens das Haus verließ, fütterte er die Tiere und mistete die Ställe aus. Nachdem er fertig war, setzte sich die Mutter mit einem Schemel neben eine Kuh, klemmte einen Eimer zwischen ihre Knie und begann zu melken. Zuerst massierte sie das Euter und reinigte die Zitzen. Anschließend zog und drückte sie daran, bis Milch in einem scharfen Strahl in den Eimer spritzte.

Wenn sie Glück hatte, standen die Kühe still beim Melken. Manchmal schlugen sie mit dem Schwanz nach den Fliegen, dabei kam es vor, dass der Wedel durch das Gesicht der Mutter fuhr. Schlimmer war es, wenn die Kuh einen Schritt machte, dann musste Alwins Mutter jonglieren, um nicht mit ihrem Schemel umzukippen. Alwin konnte sich daran erinnern, dass die Kuh sie einmal mitsamt dem fast vollen Milcheimer umgeschmissen hatte. Gut, dass der Vater vorher gemistet hatte, so landete sie auf dem frischen Stroh. Zum Glück war ihr nichts passiert, nur um die Milch war es schade. Nachdem sich die Mutter aufgerappelt hatte, schimpfte sie mit der Kuh. Dann sah sie Alwin an, der verdutzt dastand und nicht wusste, ob er lachen oder weinen sollte. Plötzlich platzte es aus ihr heraus. Lautes Lachen schallte durch den Stall. Alwin war beruhigt, denn er wusste, dass der Mutter nichts passiert war und er fiel in ihr lachen ein.

Als die Mutter fertig war mit Melken, füllte sie die Milch in große Milchkannen, in denen sich bereits die Milch vom Vorabend befand. Ein Kännchen voll wurde für den Eigenbedarf weggestellt. Jeden Abend kam eine Frau aus dem Dorf und holte für die Familie einen Liter Milch in einer Kanne. Sie waren im Krieg aus den deutschen Ostgebieten geflohen und hatten sich hier niedergelassen. Die restliche Milch in den großen 20 Liter Alu-Kannen stellte die Mutter auf eine Karre und brachte sie fort. Ein paar Meter weiter stand eine Bank auf dem Bürgersteig. Eigentlich war es keine Bank, sondern ein Tisch, aber im Dorf redeten alle nur von der Milchbank, denn hier stellten die Bauern ihre Milchkannen ab. Im Ort verteilt standen fünf dieser Bänke.

Für die Bauersfrauen war es ein sozialer Treffpunkt. Wenn sie morgens nach dem Melken ihre Kannen brachten, tauschten sie die Neuigkeiten aus dem Dorf aus. Später kam der Milchtransporter und saugte mit einem langen Schlauch die Milch aus den Behältern in den Milchcontainer des Fahrzeugs. Auch für die Dorfkinder war die Bank wichtige Anlaufstelle. Oft hieß es, wenn sie sich nach der Schule zum Spielen verabredeten „Treffpunkt an der Milchbank“. Manchmal wurden Brettspiele darauf gespielt. Die Jungen spielten oft Fußball auf der Straße davor. Die Bank war das Tor, in das sie unten rein schießen mussten. Die Straße war ein beliebter Spielplatz, denn damals fuhren nur wenige Autos im Dorf. Es wurden Hinkel Kästchen darauf gemalt, oder Felder für Völkerball und Federball. Die Mädchen machten Gummitwist.

Bis Mitte der 1960er-Jahre waren Kühe nicht nur Milchlieferant, sie waren auch ein wichtiges Hilfsmittel in der Landwirtschaft. Alwins Eltern hatten, wie die meisten Bauern im Dorf, noch keinen Traktor. Wenn gepflügt werden musste, wurden die Kühe aus dem Stall geholt und der Wagen angespannt. Dann wurden Pflug und Eggen aufgeladen und die Tiere zogen das Gespann hinaus aufs Feld. Dort angekommen, wurden sie vom Wagen befreit und der Pflug hinter gespannt. Bahn für Bahn schleppten sie das schwere Gerät über das Land. Der Vater hatte Mühe, die Pflugscharen in der Spur zu halten. Es war harte Knochenarbeit für Mensch und Tier.

„Das muss eine harte Zeit für deine Eltern gewesen sein“, unterbrach ich ihn. „Kannst du dich noch daran erinnern?“

„Nein, aber in den Jahren hatten wir noch keinen Fernseher und die ganze Familie hat abends zusammengesessen und davon erzählt. An die Zeit, an die ich mich erinnern kann, hatten wir bereits einen Trecker.“, erklärte er, bevor er weiter aus seinem Leben erzählte.

Eines Abends stand die Familie mit Nachbarn und Bekannten auf dem Hof und wartete. Alwin hatte mitbekommen, wie der Vater erzählte, dass er einen Traktor gekauft hatte. Alle waren ganz aufgeregt. Es dauerte nicht lange und jemand aus der Schmiede im Nachbarort brachte einen gebrauchten Bautz, grün, mit 12 PS. Im Vergleich zu den Fahrzeugen des Gutshofs im Ort war dies ein kleines Gefährt. In der Familie war die Freude darüber umso größer, denn es erleichterte die Arbeit ungemein.

Viehtrieb

Einige Bauern trieben ihre Rinder auf die Weide, wo sie blieben, bis das Gras abgeweidet war. Anschließend ging es auf eine andere Wiese. Da die Milchkühe jeden Morgen und jeden Abend gemolken werden mussten, blieben sie im Stall. Onkel Walter, dessen Hof ein paar Häuser neben dem von Alwins Eltern war, brachte die Tiere jeden Morgen nach dem Melken auf die Weide und trieb sie abends vorm Melken zurück in den Stall. Da lagen oft die Kuhfladen auf der Straße. Zu der Zeit hat das niemanden etwas ausgemacht, heute wäre das undenkbar.

„Habt ihr eure Kühe auch auf die Wiese gebracht?“, fragte ich Alwin.

„Nein, unsere standen die ganze Zeit im Stall.“ erklärte er.

„Hatten die Tiere denn Platz?“, erkundigte ich mich.

„Leider nicht.“, erwiderte er. „Damals haben wir uns keine Gedanken darum gemacht, denn wir kannten es nicht anders. Es standen drei Kühe nebeneinander angeleint in der Box. Sie hatten gerade genug Platz, dass sie zwei Schritte vor und zurück machen konnten und dass sie sich bequem hinlegen konnten. Zu der Zeit dachte ich, dass es ihnen gut bei uns geht. Heute sehe ich das anders.“

Dann erzählte Alwin weiter vom Viehtrieb. Wenn der Bauer vom Gutshof seine Rinder auf die Weide trieb, war immer was los. Es mussten fast hundert Tiere gewesen sein. Damit die Viecher ohne Schaden anzurichten durchs Dorf und die Feldmark kamen brauchten sie viele Helfer. Der Hofbesitzer, seine Frau, seine drei Kinder und wir Kinder aus dem Dorf liefen hinter und neben den Kühen her, damit sie nicht ausbrechen konnten. Das Getrampel mit den Hufen, das Muhen der Rinder und die Rufe der vielen Helfer verursachten einen Riesenlärm. Alles wuselte wild durcheinander und alle hatten das Gefühl, es herrschte Chaos. Aber irgendwie schafften sie immer die Horde heil ans Ziel zu bringen. Manchmal brachen ein paar Tiere zur Seite aus, sie wurden schnell wieder in die Gruppe getrieben. So viele Tiere hinterließen natürlich eine Menge Kuhfladen auf der Straße und es dauerte Tage, bis alles einigermaßen sauber war. Es war eine anstrengende Arbeit, aber alle hatten ihren Spaß dabei.

Ein neues Bad wird gebaut

Anfang der Sechzigerjahre gab es im Haus noch kein Bad. In der Scheune war ein altes Plumpsklo und für die Nacht hatten die Eltern in ihrem Schlafzimmer einen Topf stehen, dieser wurde von allen nur Pinkelpott genannt. Dort gingen auch die Kinder drauf. Jahre später erzählten die Eltern Alwin, er habe mit diesem Topf der Oma einmal auf den Kopf gehauen. Warum wusste niemand, aber wenigstens soll er leer und sauber gewesen sein.

Gebadet wurde jeden Samstagnachmittag in einer Zinkwanne. Diese wurde in der Küche aufgestellt. Auf dem alten, holzbefeuerten Küchenofen wurde Wasser warm gemacht und in die Wanne geschüttet. Anschließend wurde Alwin hineingesteckt und von der Mutter gründlich abgeschrubbt. Das war auch nötig, denn der Bengel kroch in alle Ecken von Stall und Scheune. Beim Baden wehrte er sich mit Händen und Füßen und es gab immer eine Riesensauerei im Zimmer.

Hinter der Küche war ein Raum, den wollten die Eltern ausbauen zu einem Vorratsraum und einem Bad. Alwin wusste später nicht mehr, was vorher darin war. Wahrscheinlich war es ein Schlafzimmer, denn nach dem Krieg hatte in dem Haus zusätzlich sein Onkel mit Frau und drei Kindern gewohnt. Nachdem der Onkel nebenan gebaut hatte, sind sie 1963 in das neue Gebäude gezogen. Als Alwin fünf oder sechs Jahre alt war, kam sein Cousin Kurt, um den Umbau durchzuführen. Kurt war Maurer und 20 Jahre älter als Alwin. An die Bauarbeiten kann er sich, obwohl inzwischen über 50 Jahre her, gut erinnern. Die ersten Tage passte er genau auf, was dort geschah. In den Raum wurde eine Zwischenwand gemauert, um aus einem großen zwei kleine Zimmer zu machen.

In die rechte Kammer wurden Wasser- und Abwasserrohre verlegt, alles verputzt und verfließt. Dann kamen Badewanne, Waschbecken, Toilette und ein Ofen für die Warmwasserbereitung hinein. Der Ofen wurde mit Öl geheizt und er bestand unten aus einem Feuerraum, darüber war der Kessel, in dem das Wasser erhitzt wurde. Daneben an der Wand, hing ein kleiner Öltank, aus dem das Öl direkt in den Feuerraum lief. Der Vater musste vor jedem Bad mit einer Kanne Öl aus dem Keller holen und den Tank im Bad auffüllen. Im Keller stand ein eintausend Liter Öltank. Wenn der Umbau fertig war, brauchte Alwin nicht mehr in der Zinkwanne zu baden.