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Der Autor Florian Krauss verbrachte auf zahlreichen Reisen insgesamt 22 Wochen auf Hawaii. Genug Zeit, um die Inselkette im Pazifik in all ihren unterschiedlichen Facetten zu erleben. Mit dem Auto, zu Fuß, mit dem Boot und aus der Luft hat er so manches Abenteuer erlebt. Romantische Bäder unter Wasserfällen, lange Wanderungen zur aktiven Lava des Vulkans Kilauea, Nähkästchen-Plaudereien über Hollywood-Stars oder die 5 Tages-Tour auf einem der gefährlichsten Wanderwege der USA, dem Kalalau Trail. Mit viel Humor und Selbstironie bringt Florian Krauss seine vielfältigen Abenteuer auf Hawaii unterhaltsam zu Papier. Zahlreiche hochwertige Fotografien entführen den Leser in die paradiesische Inselwelt Hawaiis. Tagebuch, Ratgeber und Abenteuerroman in einem, richtet sich das Buch an all diejenigen, die Hawaii jenseits von Tourismus-Schauplätzen und Luxus-Hotels individuell erleben möchten.
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Seitenzahl: 159
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Für Mama
Vorwort
Unterwegs…
OAHU
Hollywood zu Besuch auf Hawaii
Waikiki - Pulsschlag von Oahu
Vom Diamond Head bis Kaneohe
Hiking auf Oahu
Camping an der North Shore
Wellen „like a pancake“
High Surf
BIG ISLAND
Kilauea - Auf den Spuren von Pele
Halemaumau - Residenz von Pele
Wandern im Vulkan-Nationalpark
Glühender Pazifik in Kalapana
Von Flöten-Hippies und Lava-Guides
Bier am Pahoehoe Lava-Strom
PuuOo - The hike of my lifetime
Lava in Royal Gardens
Wilder Westen auf Big Island
Vaipio Valley - Ein Stück Ursprung
Mauna Kea - Höchster Berg der Welt
Eine Nacht im Hochsitz
Cpt. Cook - The dolphin´s bay
KAUAI
Frischzellenkur unter den Wailua Falls
Südseezauber im Norden
Kalalau Trail
Na Pali Coast - Wunder der Natur
Farbiger Süden
Kokee State Park
Alakai Swamp
Waimea Cliff Trail
Nualolo Cliffs Trail
Waimea Canyon Trail
Kukui Trail
MAUI
Banana Bungalow - Leben im Ghetto
Road to Hana
Der Süden Maui´s
Haleakala - Im Haus der Sonne
Wandern auf dem Sliding Sands Trail
Wenn Ranger mit dem falschen Fuß aufstehen…
Walfängerstadt Lahaina
West Maui Mountains
Nachwort
Warum tu´ ich mir das eigentlich immer wieder an? Zwischen 17 und 19 Stunden reine Flugzeit, überfüllte amerikanische Flughäfen, 12 Stunden Zeitverschiebung und der damit verbundene Jetlag. Schlechtes amerikanisches Essen, Sicherheitskontrollen und ein Dschungel an Verbotsschildern soweit das Auge reicht. Die Schweiz ist doch auch schön.
Ich tu´ mir das an, weil ich weiß, dass der sagenumwobene Mythos von Hawaii und die Energie der Vulkane therapeutisch wirken. Weil ich die Strapazen der langen Flüge schnell vergessen habe, sobald ich die Inseln betrete. Weil ich vom Aloha-Spirit nicht genug kriegen kann. Weil ich mich danach wieder auf deutsches Essen freue. Die Verbote in Amerika kann man auch mal ignorieren. Sollte man sogar. Und last but not least, weil ich gerne einen sehr guten Freund besuche. Wenn ich zuhause sitze und "One foot on sand" von Justin Young mit seinen hawaiianischen Falsett-Gesängen höre, kommen mir die Tränen, weil ich schweres "Heimweh" bekomme. Man kann wohl sagen, ich bin verliebt.
Meine Leidenschaft für Inseln vulkanischen Ursprungs beginnt 2003, als ich während des Studiums mit meinem guten Freund Uwe nach Lanzarote fliege. Dass die Vulkaninsel zu den Kanaren gehört, wusste ich. Mangels Vorbereitung war das aber auch schon alles. Im Landeanflug unter uns nichts als schwarze Lavafelder und verdörrte Landschaften. So habe ich mir meinen ersten Urlaub im Studium eigentlich nicht vorgestellt. Im Laufe der Woche allerdings verliebe ich mich mehr und mehr in diese Insel.
Der Vulkan-Nationalpark Timanfaya bietet Farben und Landschaften, die ich bisher so noch nicht gesehen habe. Je nach Sonnenstand verfärben sich die schlafenden Krater von Ocker, Orange und Rot bis hin zu Lila. Diese Faszination hat mich bis heute nicht losgelassen. Von da an hatte ich das dringende Verlangen, nicht nur schlafende, sondern auch aktive Vulkane zu erleben. Es gibt kaum Möglichkeiten, bei diesen Kräften der Erde hautnah dabei zu sein. Sind Vulkanausbrüche doch zeitlich sehr begrenzt und vor allem schwer planbar.
Nicht so auf Hawaii…
Dieses Buch ist eine Liebesgeschichte an den Aloha-State Hawaii, an seine Vulkane, insbesondere an den Kilauea, der seit 1983 unaufhörlich Feuer spuckt und Big Island immer größer werden lässt. Es ist ein Tagebuch, ein Ratgeber und ein Abenteuerroman.
Kaalawai Beach unterhalb des Vulkankraters Diamond Head läd zum Sonnenbad unter prächtigen Kokospalmen.
Als es mir nach dem Studium und dem Tod der Mutter psychisch nicht gut geht, bekommt das auch mein guter Freund Martin mit. Er ist 2003 mit seiner amerikanischen Frau Dana ausgewandert. Etwas Besseres als Hawaii könne mir in meiner Situation nicht passieren, erzählt er mir. Die Vorstellung, einmal um die Welt zu fliegen, überfordert mich und ich lehne sein Angebot dankend ab.
Erst ein Jahr später kommt das Thema erneut zur Sprache und als ich einer Freundin von meinen Plänen erzähle, ist sie so voller Abenteuerlust, dass wir kurze Zeit später unseren Urlaub für Ende Oktober buchen. Uns erwartet ein 32-Stunden-Flug von Frankfurt über Chicago und San Francisco bis nach Honolulu. Die amerikanischen Einreise-Prozeduren und die langen Aufenthalte in Chicago und San Francisco, wo wir übernachten, kosten unzählige Nerven.
Bei der Passkontrolle und den obligatorischen Fingerabdrücken (Nein, es reicht nicht ein Finger, es müssen mehrere sein), kommt man sich vor wie ein potentieller Terrorist. Die Mitarbeiter des Flughafens arbeiten dabei in einem Tempo, dass man Sorge hat, den nächsten Flug zu verpassen. Und wehe, man gerät bei den zahlreichen Fragen ins Stottern. Warum denn Amerika, wie lange Amerika? Und ob man aus terroristischen Gründen einreisen will. Hätte zu gerne mal gewusst, was passiert, wenn ich diese Frage mit JA beantworte.
Die letzten 6 Stunden von San Francisco mit Aloha-Airlines, Stewardessen in Hawaii-Blusen und Videos über das Paradies vergehen hingegen buchstäblich wie im Flug. Die Bilder, die wir über die kleinen Monitore sehen, sind atemberaubend. Wir können kaum glauben, dass wir in wenigen Stunden selbst im Paradies sitzen werden. Mittags steuern wir endlich bei strahlendem Sonnenschein Hawaiis Hauptstadt Honolulu an. Schon der Flughafen ist eine Wucht. Viel kleiner als die deutschen und amerikanischen grauen Gebäude, wachsen hier Kokospalmen um und in die Terminals hinein. Trotzdem scheint alles sehr zivilisiert und fortschrittlich. Wir holen unser Gepäck und schließen unseren Freund Martin in die Arme, der uns mit hawaiianischen Leis begrüßt. Diese Art des Willkommen-Heißens mit den geflochtenen Blumenketten war früher jedem Besucher der Inseln vergönnt. Der steigende Tourismus und die damit verbundenen Kosten haben allerdings dazu geführt, diese Tradition abzuschaffen. Trotzdem findet man direkt am Flughafen massenhaft Lei-Stände, an denen hawaiianische Frauen die Blumenketten in mühsamer Handarbeit herstellen. Hat man also, wie wir, Freunde auf den Inseln, so ist dieser Willkommensgruß jedes Mal aufs Neue der Start in einen traumhaften Aufenthalt.
Die Flugrouten- und Zeiten variieren erheblich. War mir bei meinem ersten Besuch als Student noch der Preis wichtig, so sind mir inzwischen kurze Routen lieber geworden. Dabei hat sich das Umsteigen in Amsterdam und Seattle oder die Route über Atlanta als kürzester Weg herausgestellt. Auch in den "Genuss" eines Standby-Tickets, mit dem man nur fliegen kann, wenn Platz ist, bin ich schon gekommen. Genuss allerdings erst auf dem 1. Klasse-Rückflug. Der Hinflug sollte sich als äußerst mühsam herausstellen…
Übermüdet bei strömendem Regen von Ulm mit dem Zug nach Frankfurt. Urlaubsgefühle stellen sich nicht ein. Zu ungewiss die Sache mit dem Standby-Ticket. Meine damalige Bekannte und Mitreisende bekommt den einzig verfügbaren Platz nach NYC und ich bleibe in Frankfurt zurück. Meine Stimmung sinkt. Wie lange werde ich hier sitzen? Wieder Frankfurt? Oder wie Martin am Telefon sagt, lieber über Amsterdam? Die Reise scheint mir wie ein großer Berg, den ich bezwingen muss. Sahnehäubchen: Mein Gepäck ist offensichtlich im Flieger, der Koffer meiner Begleitung hingegen bei mir. Ob ich morgen einen Damen-Tanga anziehe? Also in Frankfurt übernachten. Zahnbürste und Joggingklamotten leihe ich von meinem alten Schulfreund Markus. Muss mich erst mal freilaufen. Morgen dann das gleiche Spiel noch einmal. Früh am Morgen neu einchecken und auf meinen Namen warten. Das Pärchen, das sich gestern nicht trennen konnte, ist auch wieder da. Sie werden sich wieder nicht trennen. Das ist meine Chance. Die Flüge nach Atlanta sind allerdings völlig überbucht, was dazu führt, dass alle auf NYC umbuchen. Ich rutsche von meinem sagenhaften 3. Warteplatz auf den 35. Meine Bekannte ruft aus New York an und fragt, wann ich komme. Sie braucht ihre Pille… Als dann auch noch ihre Mutter anruft und fragt, ob ich ihr Gepäck habe, bin ich kurz vorm Explodieren. Ich laufe also langsam zur Gepäckhalle, um den Koffer, der mir nicht gehört, zum 2. Mal abzuholen. Draußen kommen mir bei 3 Zigaretten hintereinander fast die Tränen. Mir ist nach meinem Zuhause.
Ich rufe Martin an und er hat tolle Neuigkeiten: Ich kann von Zürich nach Atlanta, aber alles andere als sicher. Oder aber morgen das gleiche Spiel von Frankfurt. Düsseldorf wäre auch eine Möglichkeit. Alles unsicher mit sicheren Plätzen. Ich entscheide mich innerhalb von 2 Minuten (so schnell?) für die Mühsamste aller Möglichkeiten: Ich fahre mit dem Zug von Frankfurt nach Amsterdam, von da aus am nächsten Morgen nach Minneapolis, dann weiter nach Portland und von dort nach Honolulu. Aber auch das ist alles andere als sicher. Die Vorstellung, durch ganz Amerika zu fliegen, überfordert mich gnadenlos. Meine geplante Auszeit von 3 Monaten scheint mir dermaßen realitätsfremd, dass ich auf dem Bahnsteig hysterisch lachen muss. Muss das vielleicht alles passieren, damit mein kleiner Jakobsweg mehr als nur ein Urlaub wird, und ich ausbaufähige Ressourcen wie Gelassenheit, Mut oder Durchhaltevermögen lernen kann?
Die nächsten 3 Kreuze mache ich, wenn ich in Amsterdam ein Hotel am Flughafen gefunden habe. Bei einigen Amstel-Bier habe ich das Verlangen, mich bei Yvonne auszuheulen. Eine alte Bekannte aus frühesten Schulzeiten, die ich eigentlich kaum kenne und bei Facebook wiedergefunden habe, dient mir an diesem depressiven Abend als Stütze. Ich habe das Gefühl, dass meine Sorgen bei ihr richtig aufgehoben sind. Da hätten wir beide noch nicht für möglich gehalten, dass wir 3 Jahre später heiraten. Kurz darauf überlege ich, in aller Ruhe meinen Frauenkoffer zu durchwühlen und zu schauen, was mir so steht. Spätestens morgen fang ich eh an zu muffeln…
Ich werde am nächsten Morgen um 6 von Nana Mouskouri´s „Guten Morgen Sonnenschein“ aus meinem Handy geweckt. Draußen regnet es in Strömen. Martin hat mir gestern noch eine neue Flugroute durchgegeben. Direkt nach Portland und 6 Stunden später nach Honolulu. Ich bin gut drauf, aber aufgeregt und gönne mir das 15 €-Frühstück im Ibis-Hotel. Der große Saftautomat ist leer. Kein Apfel-, kein Mixed-Fruit-, kein Orange-Juice (wenigstens oranje sollten die Holländer doch haben). Mein viel zu hart gekochtes Ei muss ich mit einem Suppenlöffel genießen. Kleine Löffel sind weit und breit nicht zu finden. Komisches Volk, die Holländer. Ich freu mich auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Allerdings sind die Chancen dort auch anzukommen eher begrenzt, wie mir scheint.
Ich erreiche also Gate E 16, wo eine nette Holländerin meine Sorgenfalten sieht und auf meine Frage, wie es denn so aussieht mit „It´s good“ antwortet. Ich könnte sie knutschen. Als eine Stunde später mein Name immer noch nicht gefallen ist, sinkt meine Stimmung wieder. Einige Minuten später die Durchsage „Sorry, booked out“. Ich merke, wie sich große Aggression breit macht und trete das erste Mal gegen eine Reihe Gepäck-Trolleys. Die Leute schauen schon. Ich fühle mich völlig überfordert und rufe Papa an, ohne zu wissen, was ich ihm eigentlich erzählen will. Er versucht mich zu beruhigen, ich würge ihn einfach ab. Das hat er nicht verdient. Also in die Gepäckhalle, um wieder die 22kg, die mir nicht gehören, abzuholen. Kann aber 2 bis 3 Stunden dauern, sagt man mir. Ein letztes Mal versuche ich mein Glück 2 Stunden später nach Seattle. „Mr. Stevens? Mr. Jenkins? Mr. Brown?“ Keine Antwort. Ich sitze wie ein Häufchen Elend am Gate, dann ertönt die Stimme erneut und mein Name fällt. Habe ich eben tatsächlich "Krauss" gehört? Ich weiß nicht recht, ob ich mich freuen soll.
Der ungewisse Flug-Marathon geht jetzt also in den USA weiter. Wo das weibliche Gepäck inzwischen ist, weiß ich nicht. Kommt vermutlich nicht mit mir in Seattle an. Ist aber nicht so schlimm, weil ich mich sowieso dagegen entschieden habe, Frauenkleider zu tragen. Nicht mal Business-Class hab ich abgekriegt, sondern den unbequemsten Platz in der Mitte, umgeben von schreienden Kindern. Gleich fang ich selbst an. Das Kleinkind auf dem Flug nach Seattle raubt mir meine letzten Nerven. Nach 11 unglaublich langen Stunden sitze ich nun in der Stadt des Grunge, jener musikalischen Jugendbewegung, die mit Nirvana´s Kurt Cobain begann und mit seinem tragischen Tod auch wieder endete. Den "teen spirit" kann ich allerdings nicht riechen, ist wohl doch schon zu lange her. Dafür finde ich in der Nähe des Flughafens eine Tankstelle, wo ich mir ein großes Budweiser aus der Dose kaufe und es, jawoll, auf offener Straße, aber bei strahlendem Sonnenschein trinke. Meine noch übrig gebliebenen Nervenbündel führen also zu völliger Resignation, dass ich sogar eine Festnahme wegen öffentlichen Trinkens riskiere. Beschwippst laufe ich zum Gate und muss feststellen, dass mein Flug 2 Stunden Verspätung hat. Also wieder zurück zur Tankstelle… Beim nächsten Versuch am Gate eine erneute Verspätung um 4 Stunden, was dazu führt, dass ich völlig erledigt, anstatt um 21.00 Uhr erst um 3.30 Uhr in Honolulu lande. Ich fühle mich, als hätte ich 3 Tage Reise hinter mir.
Mein Freund Martin freut sich offensichtlich so sehr auf Besuch aus der Heimat, dass er trotzdem aufsteht, um mich abzuholen. Schnell noch ein Bier mit ihm in seinem Zuhause am erloschenen Vulkankrater Diamond Head und ab ins Bett. 2 Stunden später wache ich auf und bin trotz Jetlag bester Laune. Die morgendlichen Sonnenstrahlen, das Zwitschern der Vögel, die kräftigen Farben der früchtebehangenen Pflanzen und der Aloha-Spirit haben mich wieder gepackt. Schwer zu sagen, was dieser Aloha-Spirit eigentlich ist. Ich weiß es bis heute nicht. Vermutlich ist es die offene und warme Art, die einem die Inselbewohner entgegenbringen. Das Gefühl, dass die Inseln genau auf mich gewartet haben und sich freuen, dass ich Ihnen einen Besuch abstatte. In der hawaiianischen Sprache heißt Aloha nicht nur "Hallo", "Wiedersehen" und "Liebe". Die tiefere Bedeutung des Wortes ist das freudige Teilen von Lebensenergie. Ich bin jedes Mal aufs Neue schwer beeindruckt vom hawaiianischen Prinzip des "Sharing", denn nicht nur Lebensenergie und Freude werden geteilt, sondern auch alles andere.
Die Gastfreundschaft, das harmonische Miteinander und die Hilfsbereitschaft gehen über die von Martin und Dana hinaus, auch von fremden Menschen am Strand oder an der Supermarktkasse wird man empfangen wie ein guter Freund.
Mit Leis behangene Statue von Surflegende Duke Kahanamoku am Strand von Waikiki, Oahu.
Hawaii. Die Assoziation des Paradieses schlechthin. Der süße Duft der Südsee. Traumstrände, Palmen, Surfer, Sonne, warmes Wasser und braungebrannte Inselschönheiten, die blumenbehängt Hula tanzen. Mai Tai schlürfende, leicht bekleidete Touristen am Strand von Waikiki. Das Ulkige an Hawaii ist, das diese Stereotype nicht nur in den Köpfen existieren, sondern tatsächlich so sind wie in unserer Vorstellung. Die natürlichen Attraktionen von Hawaii ziehen mich immer wieder in ihren Bann. Über wie unter Wasser. Das Paradies auf Erden lässt selbst Träume verblassen. Die Natur hat hier die abgelegene Inselkette mit ihren schönsten Erfindungen überschüttet. Auf Hawaii findet man etwas, das man mit Worten kaum beschreiben kann. Es ist eine Energie, eine Stimmung, ein Lebensgefühl, welches mich immer wieder zurückkehren lässt. Allerdings hat die Inselkette weit mehr zu bieten als Palmen und Wassersport.
Nirgendwo auf der Welt spielen die 4 Elemente mehr miteinander als auf Hawaii:
Aus Feuer geboren, von Wind und Wellen geformt. Speiende Vulkane. Schnee auf den Gipfeln der 4000er-Berge. 11 verschiedene Klimazonen auf einer Insel. Und natürlich auch hier und da mal Regen. Ohne Regen keine üppige grüne Vegetation. Ohne Regen keine Wasserfälle. Und ohne Regen kein Regenbogen. "Wenn du auf Hawaii gutes Wetter haben willst, dann warte 5 Minuten oder gehe 100 Meter weiter", so ein hawaiianisches Sprichwort. Auf Hawaii lernt man, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung. Viel Kleidung braucht es auf Hawaii allerdings nicht. T-Shirt, Flip-Flops und Badeshorts reichen im Normalfall aus. Selbst beim Flug auf die anderen Inseln reisen die meisten Urlauber im Strand-Outfit.
Den ersten und zweiten Tag braucht man immer zum Runterkommen. Die langen Flüge, der Jetlag, der gewohnte deutsche Verkehrslärm. Auf Hawaii sitzt man dann plötzlich irgendwo im Grünen, wedelnde Palmblätter über sich, ein kühles Bier in der Hand, schöne, leicht bekleidete, freundliche Menschen, warme Luft. Erst dann realisiert man die paradiesischen Zustände. Meine erste Station ist immer Oahu. Am „Gathering place“ landen alle großen Maschinen vom Festland am Flughafen von Honolulu. Oahu ist die drittgrößte der Hawaii-Inseln und macht mit seiner knappen Million an Einwohnern 75 Prozent der Bevölkerung des 50. Bundesstaates aus. Wie auch alle anderen Inseln ist Oahu das Ergebnis zweier Vulkane, dem Waianae und dem Koonau. Mit seinen Wolkenkratzern und fast 40.000 Hotelzimmern allein in Waikiki erinnert Honolulu an die großen Metropolen des amerikanischen Festlandes. Auf den ersten Blick hat das so gar nichts mit Paradies zu tun, doch schon nach wenigen Autominuten von Honolulu entfernt, erreicht man einsame Täler, Regenwald und üppige Vegetation. Mein erster Stop ist dann immer mein Freund Martin. Erst in der Kaneohe Bay, dann am Diamond Head, vor 2 Jahren dann im eigenen Häuschen in Kailua.
So fahre ich dann eines Abends mit Dana und Martin nach Kaneohe Bay, wo er als Production Assistant für die Filmindustrie arbeitet. Auf dem Programm steht der 4. Teil von "Fluch der Karibik". Lecker Cheeseburger aus dem Backstage-Bereich von Hollywood mit Blick auf die Bucht, in der Jack Sparrow´s "Black Pearl" vor Anker liegt. Das Schiff ist eine begehbare Attrappe auf fahrbarem Untergrund. Für diese Produktion wurde es über 4000 Kilometer von LA aus über den Pazifik geschippert, nur um hier bei Nacht ein paar Außenszenen zu drehen. Hätte es da nicht ein Studio getan? Junge Mädels warten mit ihren Eltern die ganze Nacht auf Johnny Depp. Als er dann nach dem Dreh endlich die "Black Pearl" verlässt, vernehme ich hysterisches Kreischen der weiblichen Fans. Mehr als einen silbernen Chrysler mit verdunkelten Scheiben bekommen sie nicht zu sehen. Aber ich. Johnny Depp fährt mit seinem Chauffeur direkt an mir vorbei, lässt das Fenster runter und ruft „Hey Man, how you doin`?“
Ich fotografiere ihn schnell und kurze Zeit später habe ich einen neidischen Depp-Fan neben mir, der ihn verpasst hat. „Can I do a shot from your shot“ fragt er mich und fotografiert unter großem Gelächter das Display meiner Kamera.
Einige Tage später will mich Martin mit zum Arbeiten nehmen. Letzter Drehtag „Pirates“. Er erklärt mir meinen Job. Ich solle mit Walkie-Talkie und InEar-Ohrstöpsel an der Straße zum Studio stehen; sobald „Rolling“ ertönt, müssen die großen LKW´s angehalten werden, damit Ruhe beim Dreh herrscht. Bei „Cut“ dürfen sie dann weiterfahren. 13–16 Stunden in der Sonne stehen. Ich weiß nicht recht. Einerseits könnte ich mit Stolz behaupten, einen Tag für einen Hollywood-Blockbuster gearbeitet zu haben, andererseits bin ich dann auch nicht böse, als Martin´s Chefin erzählt, dass sie heute niemanden brauchen. Auch beim neuen Film "Big Eyes" mit Christoph Waltz und Amy Adams sind wir 2013 dabei, als die Schlussszenen am Iolani-Palace in Honolulu gedreht werden. Nachdem wir ein und dieselbe 20-Sekunden-Szene 8x gesehen haben, schlendern wir Richtung Waikiki.
Waikiki. Das Herz von Hawaii. Das Lieblingsziel der Amerikaner. Mit der Copacabana der bekannteste, aber auch überlaufenste Strand der Welt. Wie die Ölsardinen liegen hier meist amerikanische Touristen nebeneinander und teilen sich ein Stückchen Sand. Dazwischen Hotels und Surf-Shops. Trotzdem hat Waikiki Beach einen gewissen Charme. Die lässige Lebenseinstellung überträgt sich auch hier auf den leistungsgeprägten Lebenswandel eines Europäers.