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Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman. Band Eins E-Book

Laurence Sterne

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Beschreibung

“Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman”: Wie der Titel schon sagt, ist das Buch vordergründig Tristrams Erzählung seiner Lebensgeschichte. Doch neigt er dazu, Abschweifungen zu machen, um seiner Erzählung Kontext und Farbe zu verleihen, und zwar in dem Maße, dass er erst im zweiten Band seiner Lebensgeschichte bei seiner eigenen Geburt angelangt ist… Folglich sind neben Tristram als Erzähler die bekanntesten und wichtigsten Figuren des Buches sein Vater Walter, seine Mutter, sein Onkel Toby, Tobys Diener Trim und eine Reihe beliebter Nebenfiguren, darunter das Zimmermädchen Susannah, Doktor Slop und der Pfarrer Yorick, der später zu Sternes Lieblings-Pseudonym wurde. Der größte Teil der Handlung dreht sich um häusliche Unruhen oder Missverständnisse, die in den gegensätzlichen Temperamenten vom rationalen und sarkastischen Walter und dem sanften und gutmütigen Onkel Toby ihre komische Seite haben. Zwischen diesen Ereignissen findet sich Tristram als Erzähler wieder, der sich ausführlich über sexuelle Praktiken, Beleidigungen, den Einfluss von Namen und Nasen sowie über Geburtshilfe, Belagerungskrieg und Philosophie auslässt, während er darum kämpft, sein Material zu ordnen und die Geschichte seines Lebens zu beenden. Und wundern Sie sich nicht, wenn dabei auch mitunter Kapitel durcheinander geraten oder zunächst scheinbar vergessen werden… „Tristram Shandy“ ist der erste postmoderne Roman der Welt, entstanden etwa zweihundert Jahre, bevor überhaupt irgendeine postmoderne Theorie existierte. Lesen Sie eines der bedeutendsten Werke der Literaturgeschichte. Dies ist der erste von insgesamt vier Bänden.

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Seitenzahl: 262

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LAURENCE STERNE

 

LEBEN

und

ANSICHTEN

von

TRISTRAM SHANDY,

Gentleman

 

 

R O M A N

 

 

 

BAND EINS

 

 

TRISTRAM SHANDY wurde im englischen Original zuerst veröffentlicht in neun Bänden in den Jahren von 1759 bis 1767 von Ann Ward (vol. 1–2), Dodsley (vol. 3–4), Becket & DeHondt (vol. 5–9), York et al.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

1. Auflage 2022

 

V 1.0

 

 

Nach der Übersetzung von A Seubert.

 

Anmerkungen zur Transkription: Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden teilweise übernommen, zu einem großen Teil aber auch der heutigen Schreibweise angeglichen, um einerseits der Eigentümlichkeit des Textes Rechnung zu tragen, andererseits aber auch die Lesegewohnheiten heutiger Leserinnen und Leser nicht zu sehr zu stören.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

Band Eins

ISBN 978-3-96130-495-0

 

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman. Band Eins

Impressum

BAND EINS

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

6. Kapitel.

7. Kapitel.

8. Kapitel.

9. Kapitel.

10. Kapitel.

11. Kapitel.

12. Kapitel.

13. Kapitel.

14. Kapitel.

15. Kapitel.

16. Kapitel.

17. Kapitel.

18. Kapitel.

19. Kapitel.

20. Kapitel.

21. Kapitel.

22. Kapitel.

23. Kapitel.

24. Kapitel.

25. Kapitel.

26. Kapitel.

27. Kapitel.

28. Kapitel.

29. Kapitel.

30. Kapitel.

31. Kapitel.

32. Kapitel.

33. Kapitel.

34. Kapitel.

35. Kapitel.

36. Kapitel.

37. Kapitel.

38. Kapitel.

39. Kapitel.

40. Kapitel.

41. Kapitel.

42. Kapitel.

43. Kapitel.

44. Kapitel.

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Zu guter Letzt

BAND EINS

 

1. Kapitel.

Ich wollte, mein Vater oder auch meine Mutter, oder eigentlich beide – denn es wäre wirklich Beider Pflicht und Schuldigkeit gewesen – hätten sich ordentlich zu Gemüte geführt, was sie tun wollten, als sie mich zeugten. Hätten sie sich gehörig vor Augen gestellt, wie viel von dem abhänge, was sie gerade taten, daß es sich nicht nur um die Erschaffung eines vernünftigen Wesens handle, sondern daß möglicherweise die glückliche Bildung und Beschaffenheit seines Leibes, vielleicht auch sein Geist und das eigentümliche Gepräge seines Gemütes und sogar – sie wußten wenigstens das Gegenteil nicht – das Glück seines ganzen Hauses von den Launen und Stimmungen beeinflußt werden konnten, die in dem Momente gerade die maßgebenden waren, hätten sie das Alles gehörig erwogen und überlegt und demgemäß auch gehandelt, so bin ich lebhaft überzeugt, daß ich eine ganz andere Figur in der Welt gespielt haben würde, als diejenige ist, in welcher mich der geneigte Leser vermutlich erblicken wird. Ja ihr lieben Leute, glaubt mir nur, diese Sache ist nicht so unerheblich, als Manche von euch glauben mögen. Ihr habt wohl alle davon gehört, wie die tierischen Regungen vom Vater auf den Sohn übertragen werden u. s. w. und noch vieles Andere in dieser Richtung. Nun gut, ich kann euch mein Wort daraufgeben: neun Zehntel von eines Mannes Vernunft oder Unvernunft, von seinen Erfolgen und Mißerfolgen in dieser Welt hängen von seiner Bewegung und Tätigkeit, von den verschiedenen Spuren und Geleisen, in die man sie bringt, ab, so daß, wenn sie einmal im Gange sind, – gleichviel ob auf gutem oder schlechtem Wege, darum gebe ich keinen Groschen –, sie dahin poltern wie ein Verrückter. Indem sie aber immer wieder denselben Weg treten, machen sie am Ende eine so ebene und glatte Straße daraus wie ein Gartenpfad, und wenn sie einmal daran gewöhnt sind, bringt sie der Teufel selbst oft nicht mehr daraus.

Höre, Alter, sagte meine Mutter, hast du nicht vergessen, die Uhr aufzuziehen? – Ach du meine Güte! rief mein Vater ungeduldig, gab sich jedoch zugleich Mühe, seine Stimme zu mäßigen, – hat seit Erschaffung der Welt eine Frau ihren Mann jemals mit einer so dummen Frage unterbrochen? – Was sagte denn Ihr Herr Vater vorher? – O Nichts.

2. Kapitel.

Dann kann ich aber auch entschieden nichts an der Frage finden, weder Gutes noch Schlimmes. – Dann erlauben Sie, mein Herr, war es jedenfalls eine sehr unzeitige Frage – weil sie die animalischen Regungen zersplitterte und zerstreute, die den Homunculus hätten begleiten, Hand in Hand mit ihm gehen und ihn sicher an den Ort geleiten sollen, der für seine Aufnahme bestimmt war.

In welch geringem und lächerlichem Lichte der Homunculus aber auch in dieser oberflächlichen Zeit im Auge der Torheit oder des Vorurteils erscheinen mag, so ist er im Auge des vernünftigen, wissenschaftlichen Forschers unzweifelhaft mit gewissen Rechten ausgestattet und umschrieben.

Die tüftelichsten Philosophen, welche beiläufig gesagt, den weitesten Verstand haben, da ihre Seele im umgekehrten Verhältniß zu ihren Forschungen steht, haben uns unwiderleglich dargetan, daß der Homunculus durch die gleiche Hand geschaffen, auf demselben Wege der Natur gezeugt, mit denselben Bewegungskräften und Fähigkeiten ausgestattet ist wie wir; daß er wie wir aus Haut, Haar, Fett, Fleisch, Adern, Sehnen, Nerven, Knorpeln, Knochen, Mark, Gehirn, Drüsen, Zeugungsteilen, Säften und Gelenken besteht; daß es ein Wesen von gleicher Tätigkeit und in jedweder Bedeutung des Worts eben so gut und so wahrhaftig unser Mitgeschöpf ist wie der Lordkanzler von England. Man kann ihm wohltun, ihn verletzen und ihm wieder Genugtuung gewähren; mit einem Wort, er besitzt all die menschlichen Ansprüche und Rechte, welche Tullins, Puffendorf oder die besten ethischen Schriftsteller aus diesem Zustand und Verwandtschaftsverhältniß herleiten.

Nun bitte ich Sie, mein lieber Herr, wenn ihm auf seinem einsamen Wege irgend ein Unfall zugestoßen wäre! oder wenn der kleine Herr durch den bei einem so jungen Reisenden natürlichen Schreck, ganz mitgenommen und ruiniert am Ende seiner Wanderung angekommen wäre, wenn seine Muskelstärke, seines Manneskraft dabei fadendumm geworden, seine eigenen animalischen Regungen über alle Beschreibung erschüttert, und er in diesem traurigen, zerrütteten Nervenzustand für lange, lange neun Monate niedergelegt worden wäre, eine Beute von Zuckungen, von melancholischen Träumen und Phantasien, ich zittere bei dem Gedanken, wie hierdurch der Grund zu tausend Schwächen des Leibes und der Seele gelegt werden konnte, die keine Kunst des Arztes oder Philosophen später je wieder in Ordnung zu bringen vermocht hätte!

3. Kapitel.

Die vorstehende Geschichte verdanke ich meinem Onkel Herrn Tobias Shandy, gegen den sich mein Vater, der ein tiefer Denker war und sich gerne in Betrachtungen über die anscheinend kleinsten Dinge einließ, oft und schwer wegen jener Beeinträchtigung beklagte. Einmal tat er dies ganz besonders lebhaft, wie sich mein Onkel Toby wohl erinnerte, als er bemerkte, wie ich meinen Kreisel in einer ganz unbegreiflichen Schiefe (wie er es nannte) aufstellte; und die Grundsätze nach welchen ich so getan, rechtfertigend, schüttelte der alte Mann den Kopf und sprach in einem mehr kummer- als vorwurfsvollen Tone: sein Herz habe das Alles längst geahnt und er sähe hieraus, wie aus tausend anderen Bemerkungen, die er an mir gemacht habe, daß ich niemals wie ein anderes Menschenkind denken oder handeln würde. Aber ach! fuhr er fort, indem er abermals den Kopf schüttelte, und eine Träne abwischte, die ihm die Backe herablief, das Mißgeschick meines Tristram begann ja schon neun Monate, ehe er zur Welt kam!

Meine Mutter, die dabei saß, schaute auf; doch was mein Vater damit sagen wollte, war ihr so fremd wie ihre hintere Partie; mein Onkel Tobias Shandy aber, der die Geschichte öfter gehört hatte, verstand ihn sehr wohl.

4. Kapitel.

Ich weiß, daß es Leser auf der Welt gibt, – so gut wie noch viele andere liebe Leute, die durchaus keine Leser sind – welchen es nicht wohl ist, wenn sie nicht von A bis Z in das ganze Geheimniß von Allem und Jedem, was uns betrifft, eingeweiht sind.

Aus reiner Gefälligkeit für die Grillen dieser Leute und aus einer nur angeborenen Schwäche, ja keine lebende Seele in ihren Erwartungen täuschen zu wollen, bin ich bisher schon so weitläufig gewesen. Da mein Leben und meine Meinungen voraussichtlich einigen Lärm in der Welt machen werden, und wenn ich richtig rechne, alle Stände, Berufsarten und Sorten von Menschen packen, ja nicht weniger werden gelesen werden, als: »des Pilgers Wanderung«, so daß am Ende aus ihnen wird, was Montaigne für seine »Essais« fürchtete, nämlich ein Buch, das im Fenster des Besuchszimmers liegt, so halte ich es für nötig, Jedermann der Reihe nach um seinen Rat zu bitten. Ich bitte deshalb um Entschuldigung, wenn ich noch ein Stück weit so fortmache. Es ist mir deshalb auch ganz recht, daß ich meine Lebensgeschichte auf die Art begonnen habe, wie es geschehen ist, und daß ich jetzt so fort machen, und Alles wie Horaz sagt, ab ovo behandeln kann.

Ich weiß wohl, Horaz empfiehlt diese Mode nicht unbedingt, aber der Herr spricht da auch nur von einem epischen Gedichte oder von einer Tragödie (ich weiß nicht mehr von welcher;) wenn es nicht so wäre, möchte ich Herrn Horaz um Entschuldigung gebeten haben; denn bei der Beschreibung, die ich mir vorgenommen habe, werde ich mich weder an seine Regeln noch an die Regeln von irgend einem lebenden Wesen halten.

Denjenigen aber, welche in solchen Dingen nicht gerne so weit zurückgreifen, kann ich keinen anderen Rat geben, als daß sie den Rest dieses Kapitals überschlagen mögen; denn ich erkläre zum voraus, daß derselbe nur für die Wißbegierigen und Naseweisen geschrieben ist.

Jetzt macht die Türe zu! – Ich ward in der Nacht vom 1. Sonntag auf den 1. Montag im Monate März des Jahres unseres Herrn Ein Tausend Siebenhundert Achtzehn gezeugt. Ich weiß das ganz bestimmt. Wie ich aber dazu kam in einer Sache, die vor meiner Geburt geschah, so genau zu Hause zu sein, das beruht auf einer andern kleinen Geschichte, die nur in unserer Familie bekannt ist, die ich aber jetzt an die Österreichffentlichkeit ziehe, um diesen Punkt besser aufzuklären.

Mein Vater, müssen Sie wissen, war ursprünglich ein Kaufmann, der nach der Levante machte, hatte aber sein Geschäft schon vor einigen Jahren aufgegeben, und sich auf sein väterliches Erbgut in der Grafschaft — zurückgezogen, um dort den Abend seines Lebens zu verbringen. Dieser mein Vater war, glaube ich, der regelmäßigste Mann von der Welt in Allem was er tat, mochten es nun Geschäftssachen oder Vergnügungen sein. Als ein kleines Beispiel von dieser außerordentlichen Pünktlichkeit, deren Sklave er in Wahrheit war, will ich nur anführen, daß er es sich seit Jahren zur Regel gemacht hatte, am ersten Sonntag Abend jedes Monats Jahr aus, Jahr ein so sicher als der Sonntag Abend kam, eigenhändig eine große Handuhr aufzuziehen, die oben auf der Hintertreppe stand; und da er zu der Zeit, von der ich rede, so zwischen 50 und 60 Jahre zählen mochte, so hatte er es allmählich so eingerichtet, auch gewisse andere kleine Familiengeschäfte an dem gleichen Abend abzumachen, um sie, wie er oft zu meinem Onkel Toby sagte, alle auf ein Mal vom Halse zu kriegen, und im übrigen Monat nicht weiter damit behelligt und geplagt zu werden.

Diese Sache war nur mit einer Fatalität verbunden, die zum großen Teil mich traf und deren Wirkungen ich, wie ich fürchte, bis zu meinem Grabe werde mit mir schleppen müssen. In Folge einer unglücklichen Verbindung von Ideen nämlich, die eigentlich nichts mit einander gemein haben, konnte meine arme Mutter nie die Uhr aufziehen hören, ohne daß ihr der Gedanke an gewisse andere Dinge durch den Kopf fuhr – und umgekehrt – gewiß, eine jener seltsamen Ideenverbindungen, von denen der scharfsinnige Loke, der sich auf diese Dinge besser verstand, als die meisten Menschen, behauptet, sie haben mehr verkehrte Handlungen herbeigeführt, als alle anderen Quellen von Vorurteilen zusammen.

Doch dies nur beiläufig.

Nun sagt aber eine Notiz in meines Vaters Taschenbuch, das vor mir liegt: daß mein Vater an Maria Verkündigung, welche am 25. desselben Monats war, von welchem ich meine Zeugung datiere, mit meinem ältesten Bruder Robert nach London reiste, um ihn in die Schule von Westminster zu bringen; und in derselben Quelle heißt es ferner: er sei erst in der zweiten Woche des folgenden Mai wieder zu Weib und Kind zurückgekehrt – hierdurch wird die Sache also nahezu zur Gewißheit. Was aber zu Anfang des nächsten Kapitels kommt, setzt sie außer allen Zweifel.

Aber sagen Sie mir doch, was Ihr Herr Vater im Dezember, Januar und Februar tat? – Meine verehrte Frau, er litt diese ganze Zeit über am Hüftweh.

5. Kapitel.

Am 5. Tag des Novembers 1718, also so genau neun Kalendermonate nach jenem Ereigniß als irgend ein Ehemann vernünftigerweise erwarten konnte, wurde ich, Tristram Shandy, Wohlgeboren, in diese schnöde und unheilvolle Welt gesetzt. Ich wollte, ich wäre in dem Mond geboren oder in einem Planeten – nur nicht im Jupiter oder Saturn, weil ich nie Kälte habe ertragen können – denn es hätte mir wohl in keinem schlechter ergehen können – nur für die Venus stehe ich nicht ein! – als auf unserem gemeinen, schmutzigen Planeten, von dem ich wahrhaftig glaube, daß er, mit Respect zu vermelden, von den Abfällen der übrigen fabriziert wurde; nicht daß der Planet nicht an sich gut genug wäre, wenn man nur mit einem großen Titel oder einem großen Vermögen darauf geboren ist, oder es Einem auf irgend eine Weise gelingt, ein öffentliches Amt, eine Würde oder Machtstellung zu erringen, was mein Fall nun nicht war; und deshalb redet auch ein Jeder von dem Markte, wie er eben Geschäfte darauf gemacht hat, und gerade aus diesem Grunde behaupte ich noch einmal, daß es eine der niederträchtigsten Welten ist, die je gemacht wurden; denn ich darf in Wahrheit sagen, daß ich von der ersten Stunde an, wo ich darin Atem holte, bis zu der jetzigen, wo ich überhaupt kaum noch atmen kann, wegen eines Asthma's, das ich mir holte als ich in Flandern gegen den Wind Schlittschuh lief – daß ich das beständige Spiel und Gespött der sogenannten Fortuna gewesen bin; und wenn ich ihr auch Unrecht täte, wenn ich sagen wollte, sie habe mich jemals die Last eines großen oder außerordentlichen Unglücks fühlen lassen, so muß ich doch bei aller Gutmütigkeit von der Welt sagen, daß diese ungnädige Dame in jeder Lage meines Lebens, an jeder Windung und Ecke, wo sie mir beikommen konnte, mich mit einer ganzen Reihe so jammerwürdiger Abenteuer und Kreuzquerzüge überschüttet hat, als nur je ein kleiner Held erdulden mußte.

6. Kapitel.

Zu Anfang des letzten Kapitels habe ich Ihnen genau gesagt, wann ich geboren wurde; ich habe Ihnen aber noch nicht mitgeteilt, wie das geschah. Nein, diesen Umstand habe ich für ein besonderes Kapitel aufgespart. Da Sie und ich einander zu dem gewissermaßen vollkommen fremd sind, so wäre es nicht passend gewesen, wenn ich Sie auf einmal in all zu viel Verhältnisse, die mich betreffen, eingeführt haben würde. Sie müssen ein wenig Geduld haben. Ich habe, wie Sie wissen, unternommen, nicht nur mein Leben, sondern auch meine Meinungen zu schildern, weil ich hoffe und erwarte, daß wenn Sie erst meinen Charakter kennen und wissen, was für eine Gattung Sterblicher ich bin, dies Ihnen mehr Geschmack für die letzteren geben würde. Je länger Sie mit mir fortschreiten, desto mehr wird die Bekanntschaft, die jetzt zwischen uns begonnen hat, sich in einen vertrauten Umgang verwandeln, und wird, wenn nicht Eines von uns das Andere im Stich läßt, endlich mit einer vollkommenen Freundschaft schließen. O diem praeclarum! Dann wird nichts, was mich betroffen hat, mehr unbedeutend oder langweilig erscheinen. Wenn Sie, mein teurer Freund und Gefährte, daher der Ansicht sein sollten, daß ich beim Beginn unserer Wanderung etwas sparsam in meiner Erzählung zu Werke gehe, so gedulden Sie sich mit mir, und lassen Sie mich nur so fortmachen und meine Geschichte auf meine Weise erzählen; und wenn Sie meinen sollten, ich trödle manchmal zu lange unterwegs, oder ich setze für ein Paar Augenblicke eine Narrenkappe sammt Schelle auf, so laufen Sie mir nicht davon, sondern haben Sie die Güte und trauen Sie mir etwas mehr Weisheit zu als es nach meinem Äußeren scheinen möchte; und während wir so fort trotteln lachen Sie mit mir, oder meinetwegen auch über mich oder tun Sie was Sie mögen, nur bleiben Sie bei guter Laune.

7. Kapitel.

In dem nämlichen Orte, wo mein Vater und meine Mutter wohnten, lebte auch eine dünnleibige, ehrliche, mütterliche, würdige, brave alte Hebamme, welche mit Hilfe von einigem gesunden Menschenverstand und mehrjähriger Geschäftserfahrung, wobei sie sich übrigens immer wenig auf ihre eigene Kunst, um so mehr aber auf die der Mutter Natur verließ, sich in ihrer Art einen nicht geringen Ruf in der Welt erworben hatte; ich muß Euer Wohlgeboren übrigens bemerken, daß ich unter dem Worte »Welt«, hier nur einen kleinen etwa 4 englische Meilen im Durchschnitt messenden Kreis auf dem Erdkreis verstehe, dessen Centrum das Häuschen vorstellt, in welchem die gute alte Frau wohnte. Sie war in ihrem 47. Lebensjahr zu einer sehr armen Wittwe geworden, die 3–4 kleine Kinder zu ernähren hatte; und da sie zugleich eine Frau von ehrbarem Lebenswandel, würdigem Benehmen, überdies eine Frau von wenig Worten und dabei ein Gegenstand des Mitleids war, deren Not, die sie noch dazu schweigend trug, um so lauter eine freundliche Unterstützung bevorwortete, so war die Frau Pfarrerin des Sprengels davon gerührt worden. Und da diese oft Gelegenheit hatte, einen mißlichen Umstand zu beklagen, der ihres Gatten Heerde seit Jahren belästigte, indem keinerlei Art von Hebamme oder der gleichen, und wenn der Fall noch so dringend war, aufzutreiben war, wenn man nicht 6–7 Meilen weit ritt, welche 7 Meilen in dunkeln Nächten und bei schlechten Straßen, da die Gegend hier herum aus zähem Lehmboden bestand, sich leicht in 14 verwandelten, was dann der Wirkung nach so viel war, als ob man gar keine Hebamme hätte, so fuhr es ihr durch den Kopf, daß es ebensowohl eine zeitgemäße Wohltat für die ganze Gemeinde wie für die arme Frau selbst sein würde, wenn man ihr einigen Unterricht in den einfachen Grundsätzen dieses Berufs erteilen lassen könnte, um sie dann als Hebamme hier aufzustellen. Da Niemand dort besser in der Lage war, diesen Plan auszuführen als sie selbst, so unterzog sich die brave Frau Pfarrerin der Aufgabe, und da sie einen großen Einfluß auf den weiblichen Teil des Sprengels übte, so fand sie keine Schwierigkeit dieselbe ganz nach ihrem Wunsche zu lösen. Der Pfarrer ging hiebei Hand in Hand mit seiner Frau, und um die Sache ganz ordnungsmäßig in Scene zu setzen. und dem armen Geschöpf ebenso ein gesetzliches Recht zur Praxis zu erwerben, wie es seine Frau durch den Unterricht getan, bezahlte er mit Vergnügen die Sporteln für den Rechtstitel, welche in Summa achtzehn Schillinge und vier Pence betrugen. So ward denn das gute Weib durch jene Beiden in den ganzen realen und leiblichen Besitz ihres Amts mit all dessen »Rechten, Teilen und Zugehör irgend welcher Art« eingesetzt.

Diese letzten Worte entflossen nicht etwa der alten Form, in welcher derartige Gerechtssame, Befähigungen und Befugnisse liefen, welche in ähnlichen Fällen hier zuvor der Schwesterschaft eingeräumt worden waren; sie schrieben sich vielmehr aus einer hübschen Formel von Didius eigener Erfindung her, der eine besondere Grille besaß alle Arten von Urkunden auf diese Weise zu zergliedern und umzuformen, und es nicht bei Aufstellung dieser anmutigen Verbesserung bewenden ließ, sondern vielen der mit allen Freibriefen versehenen Matronen der Nachbarschaft solange zuredete, bis sie ihre Befugnisse erneuern ließen, nur damit dieser Zopf noch eingeschaltet würde.

Ich gestehe, daß ich Didius niemals um diese sonderbaren Mucken beneidete, allein ein Jeder hat seinen eigenen Geschmack. Fand nicht Dr. Kunastrokius, jener große Mann, das denkbar größte Vergnügen daran, in seinen Musestunden Eselsschwänze auszukämmen und die abgestorbenen Haare mit den Zähnen auszureißen, obschon er beständig Zängchen in der Tasche trug? Und, da wir einmal daran sind, möchte ich fragen, ob nicht die weisesten Männer aller Zeiten, Salomo selbst nicht ausgenommen ihre Steckenpferdchen hatten: – ihre Rennpferde, ihre Sammlungen von Münzen, Muscheln, Trommeln und Trompeten, Geigen, Farbenschachteln, chinesischen Figuren und Schmetterlingen? So lange aber ein Mann sein Steckenpferd in Ruhe und Frieden auf der allgemeinen Heerstraße reitet und weder Sie noch mich zwingt, hinten auf zu sitzen, geht es weder Sie noch mich etwas an. Nicht wahr?

8. Kapitel.

De gustibus non est disputandum, zu deutsch: gegen Steckenpferde läßt sich nichts sagen; ich selbst tue es selten; ich könnte es auch nicht wohl mit Anstand tun, und wenn ich ein noch so großer Feind derselben wäre; denn da ich zu gewissen Zeiten und Mondwechseln zugleich Geiger und Maler bin, je nach dem mich die Fliege sticht, so muß ich Ihnen sagen, daß ich selbst ein Paar solche Paßgänger im Stalle habe, auf denen ich abwechselungsweise (es ist mir auch gleichgiltig ob man es weiß oder nicht) ausreite und frische Luft schöpfe. Übrigens muß ich zu meiner Schande gestehen, daß ich manchmal längere Ritte darauf mache, als ein weiser Mann für Recht halten mag. Offen gestanden bin ich aber eben kein weiser Mann, und überdies eine so unwichtige Persönlichkeit, daß es nicht viel macht, was ich auch tue; ich erhitze mich daher auch selten wegen so etwas; und es stört meine Ruhe durchaus nicht, wenn ich die großen Herren und Würdenträger, die ich hiernach aufzähle, nämlich die Herren von A, B, C, D, E, F, G, H, J, K, L, M, N, O, P, Q und soweiter, in einer Reihe auf ihren verschiedenen Pferdchen sehe, die Einen mit langen Steigbügeln in einem ernsten, maßvollen Schritt, die Andern im Gegenteil die Kniee bis ans Kinn hinaufgezogen, mit Peitschen im Maul, darauf los hauend und fort polternd, wie eben so viel scheckige Teufel, die auf Hypotheken reiten, und wie wenn Verschiedene derselben entschlossen wären, den Hals zu brechen. Um so besser, sage ich zu mir selbst, denn falls das Schlimmste geschehen sollte, so muß sich die Welt eben bemühen, auch ohne sie auszukommen; im Übrigen aber, – nun Gott gebe ihnen einen glücklichen Fortgang! – lassen wir sie ohne Widerrede reiten; denn würden diese Herrschaften heute Nacht abgeworfen, so ist zehen gegen Eines zu wetten, daß Viele von ihnen noch vor Morgenfrühe um die Hälfte schlechter beritten wären.

Keiner von diesen Umständen wird daher meine Ruhe stören, Allein es gibt allerdings einen Umstand, der mich, ich gestehe es, außer Fassung bringt: wenn ich nämlich sehe, wie Einer, der zu großen Handlungen geboren ist, und was ihm noch mehr Ehre bringt, dessen Natur ihn zu guten Handlungen treibt, wenn ich sehe, wie ein Mann wie Sie selbst, gnädiger Herr, dessen Grundsätze und Sitten so rein und edel sind wie sein Blut und den eben deshalb diese schlechte Welt keinen Augenblick missen kann; wenn ich sehe, wie ein Solcher, gnädiger Herr, und sei es auch nur eine Minute länger reitet, als ihm meine Liebe zu meinem Vaterlande gestatten kann und mein Interesse an seinem eigenen Ruhm es wünscht, dann gnädiger Herr, hört meine Philosophie auf und ich schicke in der ersten Hitze einer ehrlichen Ungeduld das Steckenpferd mit Allem was daran hängt zum Teufel.

»Gnädiger Herr!

»Ich will dies als eine Widmung angesehen wissen, unerachtet sie nach den 3 Hauptrichtungen Inhalt, Form und Art etwas sonderbar dastehen mag; ich bitte also, Sie möchten sie als solche annehmen und mir erlauben, Ihnen dieselbe in verehrungsvollster Demut zu Füßen zu legen – wenn Sie gerade darauf stehen, was ja ganz bei Ihnen steht – somit, gnädiger Herr, so oft sich eine Gelegenheit dazu bietet, und ich setze hinzu, und zu den besten Zwecken.

Ich habe die Ehre zu sein,mein gnädiger Herr,Euer Gnaden gehorsamster,                und ergebenster                                und untertänigster Diener                                          Tristram Shandy.«

9. Kapitel.

Ich erkläre feierlich vor der ganzen Welt, daß die obige Widmung keinem Fürsten, Prälaten, Papst oder Monarchen – Herzog, Marquis, Graf, Vicomte oder Baron dieses oder irgend eines anderen Reiches in der Christenheit gilt. Auch ist sie noch nicht ausgeboten, noch irgend einer großen oder kleinen Persönlichkeit öffentlich oder privatim, direct oder indirect angeboten worden; es ist vielmehr ganz ehrlich eine ächte, noch keiner Menschenseele anprobierte Jungfern-Dedication.

Ich bin in diesem Punkte deshalb so ausführlich, weil ich jeden Einspruch oder Einwurf beseitigen möchte, der aus der Art und Weise entspringen könnte, wie ich vorschlage, dieselbe möglichst gut zu verwerten, nämlich in dem sie gerade zu dem öffentlichen Verkauf ausgesetzt wird, was ich hiemit tue.

Ein jeder Schriftsteller hat einen ihm eigentümlichen Weg, um seine Sachen an den Mann zu bringen, ich für meine Person hasse es, nur wegen ein Paar Guineen in einem dunkeln Laden zu handeln und zu schachern, und habe mich deshalb entschlossen, gleich von Anfang an mit den großen Herren in dieser Sache offen und redlich zu verhandeln, und zu versuchen, ob ich so nicht am besten wegkomme.

Wenn daher ein Herzog, Marquis, Graf, Vicomte oder Baron in Seiner Majestät Reichen lebt, der eine nette, artige Widmung gerade brauchen kann und dem die obige paßt (denn beiläufig gesagt, wenn sie ihm nicht wenigstens einigermaßen paßt, so lasse ich sie gar nicht ab), so steht sie ihm für 40 Guineen zu Diensten; was gewiß 20 Guineen weniger ist als mir ein Mann von Genius eigentlich dafür bieten dürfte.

Wenn Sie sie genau prüfen, gnädiger Herr, so werden Sie finden, daß es keineswegs eine solche Schmiererei ist, wie manche andere Dedicationen. Die Idee ist wie Sie sehen, gut, das Colorit klar, die Zeichnung correct; oder wenn ich mehr als Mann der Wissenschaft spreche, und meine Arbeit mit dem zwanzigteiligen Maßstab des Malers messe, so dürfen wir, glaube ich. gnädiger Herr, den Umriß mit 12 ansetzen, die Composition mit 9, das Colorit mit 6, den Ausdruck mit 13½ und die Zeichnung – nun, gnädiger Herr, wenn ich meine eigene Zeichnung recht verstehe, und wenn man für ganz vollkommene Zeichnung 20 setzen darf – so denke ich, dürfte sie nicht weit von 19 sein. Überdies ist eine gewisse Haltung darin; und die dunkeln Pinselstriche am Steckenpferd (eine secundäre Figur und eine Art Hintergrund für das Ganze) geben den Hauptlichtern an ihrer eigenen Gestalt mehr Kraft und lassen sie herrlich hervortreten; und schließlich ist in dem ganzen Ensemble ein gewisser origineller Zug.

Haben Sie die Güte, lieber gnädiger Herr, die fragliche Summe in die Hand des Herrn Dodsley, zu Gunsten des Verfassers auszahlen zu lassen; bei der nächsten Auflage werde ich dann Sorge tragen, daß dieses Kapitel ausgemerzt wird und Euer Gnaden Titel, Auszeichnungen, Wappen und gute Taten zu Anfang des vorstehenden Kapitels zu figurieren kommen, welches dann von den Worten De gustibus non est disputandum an, nebst Allem was sich in diesem Buch auf Steckenpferde bezieht, aber sonst nichts, Ihnen, gnädiger Herr, gewidmet bleibt. – Das Übrige widme ich dem Mond, der doch von allen denkbaren Gönnern und Gönnerinnen die größte Macht besitzt, um mein Buch in Gang zu bringen und die Welt wie toll darnach greifen zu lassen.

Glanzhelle Göttin!

Wenn du nicht gerade zu viel mit den Angelegenheiten von Candide und Fräulein Kunigunde zu tun hast, so nimm auch diejenigen Tristram Shandy's unter deinen Schutz.

10. Kapitel.

Wie groß das kleine Verdienst war, welches in jenem Acte der Wohltätigkeit gegen die Hebamme lag, oder wer den Hauptanspruch darauf machen konnte, scheint auf den ersten Anblick nicht von wesentlicher Bedeutung für diese Geschichte. So viel ist aber gewiß, daß der guten Frau Pfarrerin damals alles Verdienst beigemessen wurde; und doch kann ich, so wahr ich lebe, nicht umhin zu glauben, daß auch der Pfarrer selbst, obschon er nicht das Glück hatte, zuerst auf die Sache verfallen zu sein, doch dadurch, daß er sobald ihm der Plan vorgelegt wurde, von Herzen zustimmte, und ebenso von Herzen gern sein Geld dazu beitrug, um jenen ausführbar zu machen, einigen Anspruch darauf machen konnte, ja doch ihm eine volle Hälfte der Ehre gebührte.

Die Welt war damals geneigt, die Sache anders anzusehen.

Legen Sie einmal das Buch weg und ich gebe Ihnen einen halben Tag, um das Rätsel dieser Anschauung zu lösen. Aber Sie bringen es nicht heraus.

So erfahren Sie denn, daß der Pfarrer, mit dem wir zu tun haben, etwa 5 Jahre vor Anstellung der Hebamme, worüber Sie einen so umständlichen Bericht erhalten haben, sich durch eine Handlung, welche die Würde, die er seiner Person, seinem Stand und seinem Amte schuldig war, verletzte, zum Gespräch der ganzen Gegend gemacht hatte. Er erschien nämlich plötzlich auf einem magern, elenden, eselähnlichen Rosse, das ein Pfund fünfzehn Schillinge wert sein mochte, einem Roß, das um meine Beschreibung abzukürzen ein Zwillingsbruder des Rosinante war, in so weit Ähnlichkeit eine solche Verwandtschaft herstellen kann, denn es kam der Beschreibung des letzteren in jeder Beziehung auf ein Haar breit nahe, mit alleiniger Ausnahme, daß ich mich nicht erinnere, ob Rosinante ebenfalls kurzatmig war; und daß Rosinante, wie die meisten spanischen Pferde, ob sie nun dick oder dürr sind, das Glück haben, ohne Zweifel in jeder Beziehung ein Roß war.

Ich weiß sehr wohl, daß das Roß jenes Helden von keuscher Aufführung war, was einen Grund zu der gegenteiligen Vermutung hätte abgeben können; aber es ist zugleich ebenfalls sicher, daß Rosinante's Enthaltsamkeit – wie dies aus dem Abenteuer mit den Fuhrleuten hervorgeht – keineswegs einem körperlichen Gebrechen oder einer ähnlichen Ursache, sondern seinem Temperament und dem geordneten Laufe seines Blutes entsprang. – Und gestatten Sie mir hier die Bemerkung, Madame, daß es eine große Portion sehr guter Keuschheit auf der Welt gibt, zu deren Gunsten sich absolut nichts weiter anführen ließe.

Sei dem wie dem sei, da es meine Absicht ist, einer jeden Persönlichkeit, die ich auf der Bühne dieses dramatischen Werkes erscheinen lasse, volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, so durfte ich diesen Unterschied zu Gunsten von D. Quijote's Pferd nicht unterdrücken; in jeder anderen Beziehung aber war, wie gesagt, des Pfarrers Roß sein alter Ego, es war eine so dürre, so schmale, und so armselige Mähre, daß die Demut selbst es hätte besteigen können.