Lebensbilder aus dem englischen Parlamente - Anonym - E-Book

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Anonym

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Beschreibung

In "Lebensbilder aus dem englischen Parlamente" beleuchtet der anonyme Autor die facettenreiche Welt des britischen Parlaments durch eine Vielzahl eindrucksvoller Porträts seiner Mitglieder. Geschickt kombiniert er historische Erzählungen mit analytischen Schilderungen, die dem Leser sowohl den politischen als auch den menschlichen Aspekt der Akteure näherbringen. Der literarische Stil zeichnet sich durch eine blendende Prosa und lebendige Beschreibungen aus, die den Kontext der britischen Politik lebendig werden lassen und tiefere Einblicke in die Mechanismen der Demokratie ermöglicht. Der Autor, dessen Identität im Dunkeln bleibt, bringt seine tiefgehende Kenntnis der britischen Geschichte und Politik in diesem Werk zum Ausdruck. Möglicherweise ist der Anonymus selbst ein Zeitzeuge, der durch eigene Erfahrungen und Beobachtungen geprägt ist. Diese Unbenanntheit verleiht dem Werk eine universelle Perspektive und fordert den Leser dazu auf, sich die Frage nach Autorität und Wahrheit im politischen Diskurs zu stellen. "Lebensbilder aus dem englischen Parlamente" ist ein Must-Read für jeden, der ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise des britischen Parlaments erlangen möchte. Der Leser wird nicht nur unterhalten, sondern erhält auch eine wertvolle Reflexion über die politischen Strömungen und die Menschen, die sie lenken. Dieses Buch ist eine wertvolle Ergänzung für Bibliotheken und eine Einladung zur intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte und Gegenwart der britischen Politik.

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Anonym

Lebensbilder aus dem englischen Parlamente

Politische Porträts und Landschaften des 19. Jahrhunderts im britischen Parlament
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2024
EAN 8596547840305

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Lebensbilder aus dem englischen Parlamente

Inhaltsverzeichnis
Lebensbilder aus dem englischen Parlamente.
I.Einführung. – Der Parlamentarismus, wie er scheint, ist, war und sein wird. – Eröffnung des Parlaments.

Wie überhaupt die falschesten Vorstellungen über England, aus frühern Zeiten vererbt und so wie Glaubensartikel in der Welt geltend und coursirend, vorherrschen, obgleich sie längst aus dem Leben gewichen oder zu Schatten geworden, so hat man besonders über das Parlament die feierlichsten und erhabensten Ansichten, und blickt mit Beschämung von den schläfrigen und machtlosen „Kammern“ zu Hause auf diese alte, souveraine, gesetzgebende Macht, vor der sich die Krone eben so demüthig beugt, wie jeder Unterthan dieser Krone in den drei vereinigten Königreichen Großbritanniens, und in fünfzig, über alle Erdtheile, Längen- und Breitengrade vertheilten Kolonien. In Deutschland wird dieser alte Heiligenschein um das englische Parlament durch tägliche Auszüge aus der schlesinger’schen „lithographischen Korrespondenz“ in den Zeitungen, durch gewissenhafte Excerpte aus den Parlamentsreden, durch Leitartikel in der kölnischen Zeitung und für den zweimeiligen Umkreis Berlins speciell durch die Raisonnements Bernstein’s in der ,Berliner Volkszeitung“ abgeputzt und so im alten Glanze conservirt. Der gemüthliche „Constitutionalismus“ Deutschlands, der für seine Interessen zärtlich eingenommen weder kalt prüft, noch scharf sieht, sondern mit der religiösen Flamme für den Geldbeutel und die Industrieen der Besitzenden im Herzen glaubt, liebt und speciell hofft, daß in Deutschland mit der Zeit wohl auch etwas „Ober- und Unterhaus“ möglich werden könne, wird in seiner Kurzsichtigkeit besonders von der kölnischen Zeitung gepeppelt. Er glaubt einmal und ist viel zu „gesinnungstüchtig“, als daß er sich durch Thatsachen oder wohl gar durch Wissenschaft sollte in der Festigkeit und Ehrenhaftigkeit seines „Standpunktes“ incommodiren lassen.

Hat England nicht mehr Geld, als jede andere Nation? Und welch’ eine Flotte! Welche Größe! Welche Kolonieen! Welche Preß- und Versammlungsfreiheit! Sogar verbotene Sonntagsmusik! – Und was haben wir in Deutschland zu unserm Hering mit Kartoffeln? Nun, zunächst keine verbotene Sonntagsmusik. Das ist mehr werth, als wir uns vorstellen. Die englische Preß- und Versammlungsfreiheit ist in England viel stärker durch Parlamentsgesetz verboten, als bei uns. Gegen Parlamentsgesetz sind diese Güter und Bedürfnisse gebildeter Völker in England allgemeiner Brauch, Sitte und Gewohnheit geworden, durch die Macht der „Naturgeschichte des Volks“. Die Preßfreiheit ist durch Parlamentsgesetz noch so streng verboten, daß z. B. noch Jeder, der im Parlamente nachschreibt und es veröffentlicht, gesetzlich Prügel und Pranger bekommen müßte. Nichts als Mode, Naturgeschichte, daß die „Behörden“ und das Parlament eben so wenig an Erfüllung dieses Gesetzes mehr denken, als an Bestrafung des Schneiders, der gesetzlich verbotene übersponnene Knöpfe an den Rock seines Kunden nähte. Sir Benjamin Hall, der neue Gesundheitsbeamte Londons, Mitglied des Parlaments und der Regierung, ließ vorigen Sommer plötzlich Sonntags Nachmittags in den grünen, blühenden Kensington Gardens von London von Militär-Musikcorps seit Jahrhunderten streng verbotene Musik machen. Dieses Frühjahr ließ er von bewaffneten Werkzeugen des Gesetzes dieses alte, heilige Sonntagsgesetz, das Ideal mancher Frommen in deutschen Vaterländern, in vier Parks von lauter Staatsblasinstrumenten verhöhnen, und versprach den Deputationen, welche um Wiederherstellung der Sonntagsheiligkeit flehten und flennten, er werde, sobald es seine Mittel erlaubten, auch Buden für Wurst und Schinken und sonstige gemüthliche Volksgerüche neben die ungesetzlichen Musiktribünen bauen lassen.

Aber plötzlich erwachte das grimmig beleidigte, entheiligte Gesetz. Rache folgt der Frevelthat! Nein, zwar wurde die verbotene Sonntagsmusik im wunderschönen Monat Mai auf’s Neue verboten, aber nur, um beinahe die ganze Bevölkerung Londons auf die Beine zu bringen und alle zugänglichen Hände und Wände mit stürmischen Placaten für Aufrechterhaltung der verbotenen Sonntagsmusik zu füllen. Der Sonntag des 24. Mai war ein merkwürdiger Tag in der Kulturgeschichte Londons. Die schlechtesten deutschen Straßenmusikanten aus Fulda, die alle Straßen Londons wochentäglich mit ihren entsetzlichen Mißtönen füllen zur Freude der Londoner und zur Qual der in musikalischer Beziehung viel höher gebildeten Hunde, standen an diesem Sonntag Nachmittage auf Primrose Hill inmitten einer Volksversammlung von mindestens 100,000 Menschen neben Reihen bärmütziger, rother Soldaten und Gruppen bleistockbeknüppelter Blauröcke von Policemen, und schmetterten ihre Mißtöne den Hügel hinunter über das endlos ausgebreitete London, aus welchem die halbfertigen Thürme des neuen Parlamentsgebäudes gar schwächlich und schmachvoll gegen die triumphirenden Mißtöne der Anarchie aus Fulda heraufblickten.

Das englische Parlament ist mächtig, aber die Musikjungen aus dem hessischen Fulda zeigten sich mächtiger. Die Sonntagsmusik, seit Jahrhunderten streng verboten, jetzt auf’s Neue streng verboten, stürzte sich an diesem Sonntage, jeden Ton und das englische Gesetz doppelt verhöhnend, ungestraft neben Polizei und Militär aus den rostigen, verwahrlosten Blechinstrumenten fuldaer Blaseflegel. Hunde versteckten ihre Wedel schmerzvoll vor dieser Musik, aber warum blieb der doppelt geschärfte und bewaffnete Arm des Gesetzes gelähmt gegen diesen Triumphhohn des schlechtesten Abfalls aus dem musicirenden Fulda? Der Henker mag’s wissen, wie sie’s machten. Bloßes Entsetzen vor diesen Mißtönen konnte es nicht sein, denn der Engländer kann in musikalischer Beziehung mehr vertragen, als das starknervigste wilde Thier. Furcht vor der Volksmenge, welche diese doppelt verbotene Musik bestellt hatte und beschützte, konnte es auch nicht sein, denn noch im vorigen Sommer schlugen ein paar Dutzend Policemen unter eine halbe Million stolze, freie, tapfere Engländer im HydePark und trieben sie vor sich her, wie ein Sturmwind die Spreu und schlugen dabei Köpfe entzwei, als wären’s Haselnüsse.

Nun, wodurch siegten denn die fuldaer Musikjungen über das glorreiche Parlament? Wodurch? Durch „Naturgeschichte.“ Die Ausrottung des kahlen, öden, auf Andacht und stillen Orgien beschränkenden Sonntags wird eine Naturnothwendigkeit geworden sein, ein Bedürfniß für das bierverdummte, in Arbeit und Rauch und Schweiß und Schmutz und geistige Verwahrlosung eingefesselte Volk, ein erwachtes, erkanntes Bedürfniß. Dem Parlamente stehen Soldaten und Polizei zur Verfügung, aber das Gute hat es vor den meisten andern Soldaten- und Polizeibesitzern voraus, daß es sich nicht mehr damit abstrapazirt, geschichtlich Verkommenes mit Gewalt aufrecht zu erhalten. So werden in England die Gesetze nicht abgeschafft, sondern man läßt sie sterben und in das Meer der Vergessenheit fließen. Daher die blühende Preß-, Versammlungs-, Secten-, Gewerbe- und Handelsfreiheit, obgleich jede dieser Freiheiten gesetzlich noch verboten ist. Alle Freiheiten Englands sind gesetzwidrig, aber stark und kräftig, weil naturgeschichtlich nothwendig aus „Land und Leuten“ herausgewachsen.

Was das Parlament Glorioses besonders für sich hat, die Kriegsflotte, die Soldaten, die Kolonien – das sind Alles Krebse, die an dem Marke Englands fressen. Der Krieg für die naturgeschichtlich unsinnig und unmöglich gewordene Abhängigkeit Amerika’s von England kostete 124,000,000 Pfund Sterling, und Amerika wurde frei, und setzte nur dadurch die Engländer in den Stand, die Zinsen von dem Kapitale dieser parlamentarisch-patriotischen Bornirtheit zu zahlen. Der Krieg zur Vertilgung der napoleonischen Dynastie kostete noch mehr als 124 Millionen Pfund Sterling, und Napoleon III. ist nicht nur Kaiser von Frankreich, sondern auch Dictator über die englische Diplomatie. Die Flotte gegen Rußland kostete im letzten Kriege 100 Millionen und führte weder Krieg, noch erwarb sie sich Verdienste um den „Frieden“, der schon deshalb kein Frieden ist, weil vier Paragraphen von den Bedingungen verloren gegangen, und der Krieg gegen die kaukasischen Völker auch vom „neutralen“ schwarzen Meere aus schon diesen Sommer erneuert wird. Die Flotte und die Kolonieen, die England ein Ansehen geben, als reich’ es um die Erde herum, sind Werkzeuge und Glorien des Parlaments und der regierenden Klassen, aber Tod und Verderben für die Engländer, die mit allem Gelde und allem Schacher und allem Plack und aller Qual diese tödtlichen Spielzeuge des Parlaments nicht mehr bezahlen können. Diese „Glorien“ können nur noch den Schwachkopf von Profession und die Leitartikelschreiber des gemäßigten, vornehmen Constitutionalismus bestechen, aber nicht den unbefangenen Menschen, der Thatsachen und Naturgesetze studirt, statt sich in dem Gewirr von Phrasen zu berauschen.