Lebensfragen - Anselm Grün - E-Book

Lebensfragen E-Book

Anselm Grün

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Beschreibung

Das Leben wird komplizierter. Und von allen Seiten geraten wir unter Druck – im Beruf wie im Privaten, in der Familie, in Beziehungen. Und immer wieder merken wir schmerzhaft: Wir haben unser Leben nicht in der Hand: Krisen, Schicksalsschläge werfen uns aus der Spur. Was ist dann wirklich wichtig? "Und plötzlich findet sich so etwas Schweres wie der Sinn des Lebens ganz nahe neben einer leichten Heiterkeit und einer schlichten Weisheit" (R. Beckmann).

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Anselm Grün

LEBENSFRAGEN

Orientierung und Sinn finden –Antworten in schwierigen Situationen

Herausgegeben von Rudolf Walter

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Designbüro Gestaltungssaal

Umschlagmotiv: Umschlagmotiv: © Getty Images

ISBN (E-Book) 978-3-451-80055-9

ISBN (Buch) 978-3-451-32715-5

Inhalt

VORWORT

1. Beruf und Arbeit –Der Druck, die Chefs, der Stress

2. Ich und die anderen –Beziehung, Erwartungen und Enttäuschungen

3. Eltern, Kinder und Verwandte –Wenn Familie zum Problem wird

4. Glauben, Beten, Zweifeln –Fremde Heimat Kirche und spirituelle Praxis

5. Sehnsucht nach Lebendigkeit –Ich kann mich nicht mehr freuen

6. Krisen, Frust und Scheitern –Suche nach gelingender Partnerschaft

7. Ärger, Angst, etcetera –Der schwierige Umgang mit Gefühlen

8. Schmerz, Krankheit, Tod –Erfahrungen an der Grenze

NACHWORT

VORWORT

Mit vielen Menschen, die ich begleite, spreche ich über Probleme, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert sind und über Fragen, die sie bewegen oder bedrängen. Menschen, die ich gar nicht kenne, schreiben mir zu Themen, die mit ihrer eigenen inneren Befindlichkeit zu tun haben oder die mit Krankheit und dem Tod lieber Menschen aufkommen und sie belasten. Ich versuche, mich in die Menschen einzufühlen und ihnen die Antwort zu geben, die in mir auftaucht. Meine Antworten wollen nicht als Ratschlag im Sinne einer konkreten Handlungsempfehlung oder als Rezept für die Lösung eines Problems verstanden werden, sondern als Einladung, die eigene Situation mit anderen Augen anzuschauen und den Sinn der eigenen Erfahrung zu entdecken.

Jeder Mensch ist einmalig. Und jeder macht seine ganz persönlichen Erfahrungen. Dennoch stellen viele Menschen ähnliche Fragen. Daher wage ich es, die vielen Fragen, die mir konkrete Menschen gestellt haben, und ihre Antworten in einem Buch zu veröffentlichen. Die Fragen habe ich in meinem Brief „einfach leben“ beantwortet, auch wenn für die Veröffentlichung sichergestellt wurde, dass die Menschen, die hier sprechen, anonym bleiben. Die Resonanz hat gezeigt, dass viele andere sich in diesen Fragen und Antworten wieder finden. So vertraue ich auch jetzt darauf, dass Leser und Leserinnen auch dieses Buches etwas Überlegenswertes für sich mitnehmen können. Dabei geht es natürlich nicht darum, die Antworten als Lösungen für die eige-nen Probleme ohne eigenes Nachdenken zu übernehmen. Vielmehr wäre es angemessen, beim Lesen der Fragen und Antworten in sich selbst hinein zu horchen und zu spüren: Was lösen diese Erfahrungen und diese Worte anderer bei mir aus? Kenne ich in mir ähnliche Fragen? Würde ich mir selbst die gleiche Antwort geben? Oder würde ich die Antwort nur anderen geben, bei mir selbst aber zögern, ob die Antwort wirklich stimmig für mich ist? Was löst die Antwort bei mir aus? Erzeugt sie inneren Widerstand? Oder bestätigt sie mein eigenes Denken und Fühlen? Formuliert sie etwas, was ich auch in mir selbst kenne, mir aber oft nicht eingestehe? Oder bleibt mir die Antwort fremd und unverständlich?

Täglich stellt uns das Leben neue Fragen, ohne dass wir sie uns aussuchen. Und täglich sind wir herausgefordert, auf diese Fragen eine je eigene und ganz persönliche Antwort zu finden. Dieses Buch möchte Sie dabei unterstützen. Es möchte Ihnen Vertrauen schenken, dass Sie Ihrem eigenen Gespür folgen dürfen. Ihre Seele weiß, was für Sie gut ist. Aber um zur Weisheit der Seele vorzudringen, ist es gut, inne zu halten, nach innen zu schauen, still zu werden und sich von allen Meinungen und Vorschlägen zu lösen, die andere mir geben. In der Stille und im Grund meiner Seele liegt die Antwort für meine Fragen bereit. Die Antworten, die ich in diesem Buch gebe, wollen Sie in diesem Sinn mit der Weisheit Ihrer Seele in Berührung bringen, damit Sie dem eigenen Gewissen, dem eigenen inneren Ratgeber folgen und den Weg gehen, der Sie in größere Lebendigkeit, Freiheit, Frieden und Liebe hinein führt.

1. BERUF UND ARBEIT –Der Druck, die Chefs, der Stress

Unsere Welt und unsere Gesellschaft sind im Umbruch. Auch die Situation in der Arbeitswelt ist davon betroffen. Sie ist heute von einem wachsenden Druck, von harter Konkurrenz und steigenden Leistungsanforderungen und gleichzeitig von vielen Unsicherheiten gekennzeichnet. Auf der einen Seite nehme ich wahr, dass sich viele Unternehmer um ein gutes Arbeitsklima bemühen und dass sie bereit sind, Werte in der Firma zu leben. Auf der anderen Seite höre ich aber auch viele Klagen über ein immer rauer werdendes Arbeitsklima und über den Druck, dem sich viele ausgesetzt fühlen. Ich versuche auf die Fragen persönlich zu antworten und Wege aufzuzeigen, wie der einzelne mit der Situation in der Arbeit umgehen könnte. Es geht aber nicht nur um die innere Einstellung und das Verhalten von Einzelnen. Die Fragen sind zugleich eine Herausforderung, die Situation in der Arbeitswelt zu verändern. Nicht nur die Arbeitnehmer müssen versuchen, mit der Situation zurecht zu kommen. Auch die Führungskräfte müssten sich Gedanken machen, wie sie ein menschliches Arbeitsklima schaffen könnten. In den 36 Jahren, in denen ich als Cellerar für die Verwaltung der Abtei zuständig war, war es mir wichtig, ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem Menschen gerne arbeiten. Das ist ein wichtiger Dienst an den Mitarbeitern und an ihrer Gesundheit – und damit auch an einer menschlicheren Gesellschaft.

Meine Arbeit nimmt mich ganz in Beschlag. Bis in den Abend hinein kreisen meine Gedanken darum: Habe ich alles erledigt? Und bis in den Schlaf hinein bin ich besetzt von der Frage: Habe ich alles richtig gemacht? Und immer wieder wirkt der Ärger in mir nach über den Kollegen, der mich verletzt hat, über den Chef, der mich nicht beachtet, obwohl ich mich mehr als hundertprozentig für die Firma einsetze.

Wie komme ich aus diesem Hamsterrad heraus?

Ein gutes Ritual zur Distanzierung ist hilfreich. Aber Sie brauchen auch eine neue innere Einstellung zur Arbeit.

Sie brauchen ein gutes Ritual am Ende Ihrer Arbeit. Rituale schließen eine Tür und öffnen eine Tür. Sie müssen zuerst die Tür der Arbeit schließen, damit sich die Tür Ihres Zuhauses auftut und Sie wirklich dann ganz daheim sind, ohne noch halb bei der Arbeit zu sein. Das Ritual könnte so aussehen, dass ich den Heimweg benutze, um die Arbeit hinter mir zu lassen und mich innerlich auf die Familie einzustellen. Oder ich halte kurz inne, bevor ich die Firma verlasse, und versuche, im Ausatmen alles loszulassen, was hier war. Wenn ich die Tür der Firma schließe, stelle ich mir vor, dass ich die Probleme der Arbeit hier in der Firma lasse und nicht mit nach Hause nehme. Aber Sie brauchen auch eine neue innere Einstellung zur Arbeit. Sie versuchen, alles richtig zu machen. Aber Sie grübeln nachher nicht mehr nach, ob Sie auch alles richtig gemacht haben. Wenn Sie doch einmal nachgrübeln, dann fragen Sie sich: Warum grüble ich eigentlich über das Vergangene nach? Ist es mir so wichtig, alles immer richtig zu machen? Kann ich durch mein Nachdenken noch etwas am Vergangenen ändern? Indem Sie so fragen, können Sie Gott um Segen bitten. Gott möge alles, was Sie getan und entschieden haben, segnen und zum Segen werden lassen. Es hängt nicht alles von Ihnen ab. Überlassen Sie Ihre Arbeit Gott und vertrauen Sie darauf, dass Gott aus allem noch das Beste machen kann. Lassen Sie sich also von Ihrer Unfähigkeit, die Arbeit loszulassen, dazu einladen, sich mit allem, was Sie tun, Gott zu überlassen und sich Gottes Segen anzuvertrauen.

Ich leide an chronischem Schlafmangel. Ich habe Angst, mein Leben nicht mehr zu schaffen und in der Arbeit Fehler zu machen. Mein Tag ist randvoll mit Aufgaben, ich hinke allem nur hinterher. Und ich habe Angst vor dem burn-out. Was soll ich machen?

Ich habe nicht mehr genug Kraft für den Alltag.

Ein guter Rhythmus kann helfen. Aber auch das Vertrauen, dass Sie aus einer inneren Quelle heraus leben, aus einer Kraft, die in Ihnen selber ist.

Zunächst wäre es wichtig, dass Sie sich einen guten Rhythmus angewöhnen. Setzen Sie die Zeit fest, in der Sie zu Bett gehen und wann Sie aufstehen. Ob Sie dann in dieser Zeit immer gut schlafen können oder nicht, ist nicht so wichtig. Wenn Sie nicht schlafen können, dann meditieren Sie entweder oder entspannen sich einfach in Gott hinein. Methoden wie das autogene Training oder Eutonie oder Muskelentspannung können dabei helfen. Dann werden Sie sich schon erholen, selbst wenn Sie nicht schlafen. Der zweite Schritt wäre: Vertrauen Sie auf die innere Quelle der Kraft, die in Ihnen ist. In Ihnen ist die Quelle des Heiligen Geistes. Wenn Sie aus der schöpfen, werden Sie nicht ausbrennen. Denn diese Quelle ist unerschöpflich. Das ist kein billiger Trick. Sie können aus dieser inneren Quelle nur schöpfen, wenn Sie das eigene Ego loslassen. Sie sollen nicht ängstlich auf das Ego schauen, ob es alle Erwartungen Ihrer Umgebung erfüllen kann. Sie lassen sich einfach auf das Leben ein und vertrauen darauf, dass Sie aus dieser inneren Quelle heraus leben. Auch wenn Sie nach außen hin müde sind, können Sie sich trotzdem den Herausforderungen des Alltags stellen, wenn Sie aus dieser Quelle schöpfen. Ein dritter Schritt: wenn Sie tagsüber müde sind, dann legen Sie sich für 15 oder 20 Minuten auf das Bett, genießen Sie die Müdigkeit und die Schwere des Leibes. Stellen Sie sich den Wecker. Und dann stehen Sie nach 20 Minuten wieder auf. Sie werden sehen, dass Sie dann den Rest des Tages gut bewältigen.

Ich habe eine gute Firma. Ich verstehe mich mit meinen Mitarbeitern gut. Wir ziehen alle gemeinsam am gleichen Strang. Doch durch die Immobilienkrise und Finanzkrise ist der Markt, auf dem wir tätig sind, um 70 % eingebrochen. Wie soll ich meine Firma da weiter führen? Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe. Ich habe soviel Kraft und Energie in diese Firma investiert, dass wir ein menschliches Klima in der Firma haben. Jetzt soll all das scheitern. Ich habe soviel Herzblut hineingesteckt.

Ich weiß nicht mehr weiter.

Da ich die wirtschaftliche Situation nicht genügend einschätzen kann, kann ich Ihnen nicht raten, was Sie da an äußeren Maßnahmen treffen können. Auf jeden Fall würde ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass Sie es doch noch schaffen. Ich würde jedoch mit den Mitarbeitern sprechen und ihnen die Situation darlegen. Und ich würde sie fragen, was ihnen zur Situation einfällt. Vielleicht sind sie bereit, eine zeitlang eine Kürzung des Lohns hinzunehmen. Vielleicht fallen ihnen auch kreative Lösungen ein. Auf jeden Fall sitzen dann alle gemeinsam im Boot und können mit gemeinsamer Anstrengung das Boot durch die Wellen der Krise führen.

Ich selber werde nicht zerbrechen. Trotz aller Zweifel und Ängste – die Hoffnung lässt auch eine innere Freiheit spüren.

Allerdings ist es auch wichtig, die Augen nicht vor der Realität zu verschließen. Wenn trotz aller Bemühungen ein Fortbestehen der Firma nicht möglich ist, müssen Sie sich auch mit dem Gedanken des Scheiterns vertraut machen. Was macht das mit Ihnen, wenn Sie als erfolgreicher Unternehmer jetzt auf einmal als Gescheiterter dastehen? Wie gehen Sie mit Ihren Mitarbeitern um, die soviel Hoffnung auf Sie gesetzt haben? Und wie gehen Sie mit dem Gerede der Menschen um, die natürlich schon längst gewusst haben, dass die Firma scheitern wird? Wenn Sie sich diesen Fragen stellen, dann werden Sie die spirituelle Herausforderung spüren. Vielleicht werden Sie trotz aller Zweifel und Ängste auch eine innere Freiheit spüren. Wenn es keinen anderen Weg gibt, dann kann auch das äußere Scheitern mich nicht zerbrechen. Es wird zwar mein Image zerbrechen, das ich aufgebaut habe. Und meine Vorstellungen vom Leben werden zerbrechen. Aber ich werde nicht zerbrechen. So wünsche ich Ihnen den Engel der Hoffnung, der nie aufgibt, dass Sie bei all den Überlegungen den Weg finden, der Sie und Ihre Mitarbeiter in eine neue Lebendigkeit und Freiheit führt.

Die Arbeit in meiner Firma strengt mich so an, dass ich nicht mehr genügend Energie habe, daheim für die Familie zu sorgen. Ich laufe ständig mit einem Gefühl herum, für meine Kinder und für meinen Mann nicht genügend Zeit und vor allem nicht genügend psychische Kraft zu haben, um mich ihnen ganz zuwenden zu können. Ich werde immer dünnhäutiger.

Wie gehe ich mit dem schlechten Gewissen um?

Klären sie zunächst genau, was Sie so anstrengt. Erlauben Sie sich, so zu sein, wie Sie sind. Und sorgen Sie gut für sich selbst.

Zunächst sollten Sie genau analysieren, was Sie so anstrengt. Ist es die Menge der Arbeit? Sind es die unklaren Verhältnisse in der Firma? Sind es die vielen Entscheidungen, die Sie treffen sollen? Oder ist es der Druck, der Ihnen von der Firmenleitung entgegen kommt? Wenn Sie die genaue Ursache erkannt haben, können Sie sich überlegen, wie Sie anders auf den Druck, auf die Unklarheit, auf die Erwartungen von außen reagieren können, ohne dass Sie sich unter Druck setzen. Und Sie sollten schauen, wo Sie sich abgrenzen und schützen müssen. Wenn Sie nach Hause kommen, dann schließen Sie bewusst die Tür der Arbeit. Betrachten Sie Ihre Hinwendung zu den Kindern nicht als Arbeit. Freuen Sie sich vielmehr darauf, dass Sie eine Familie haben, dass die Kinder andere Aspekte in Ihr Leben bringen. Sie sollen nicht mit einem schlechten Gewissen herum laufen. Sie sollen gar nicht so viel für Ihre Kinder und Ihren Mann tun. Sie sollen einfach nur dasein. Es geht nicht um die Quantität, sondern um die Qualität der Zeit, die Sie mit Ihren Kindern verbringen. Sie sollten versuchen, dann ganz da zu sein, wenn Sie in der Familie sind, und alle Sorgen um die Arbeit in der Firma loszulassen. Vertrauen Sie darauf, dass Sie so, wie Sie sind – ohne dass Sie viel leisten – ein Segen sind für Ihre Familie. Sie geben, was Sie können. Beten Sie darum, dass das, was Sie geben, für die Kinder zum Segen wird, dass es sie heraus fordert, die eigenen Kräfte in sich zu entwickeln. Wenn Sie sich dünnhäutig fühlen, dann sorgen Sie besser für sich selbst. Umarmen Sie sich selbst. Nehmen Sie das verletzte und dünnhäutige innere Kind in Ihre Arme und gehen Sie liebevoll damit um. Erlauben Sie sich, so zu sein, wie Sie sind. Aber vertrauen Sie zugleich darauf, dass Gottes heilende Nähe Sie umgibt und Sie bewahrt vor der bedrängenden Nähe der Menschen, von ihren Ansprüchen und Erwartungen.

In meiner Arbeit schiebe ich alles Unangenehme immer vor mich her. Aber ich gehe dann immer unter innerem Druck in die Arbeit. Der Druck ist umso stärker, weil ich weiß, dass da noch so viel Unerledigtes auf mich wartet.

Wie kann ich es lernen, die Dinge besser anzupacken?

Eins nach dem andern. Zuerst die wichtigen Dinge, dann die leichteren. Wenn wir die Dinge gleich erledigen, haben wir den Kopf frei für das, was gerade ansteht.

Zunächst: Was hindert Sie daran, unangenehme Dinge anzupacken? Denken Sie darüber einmal nach. Wovor haben Sie Angst? Glauben Sie, das schwierige Problem nicht lösen zu können? Oder ist es die Angst vor der Konfrontation mit einem Menschen, dem Sie etwas zumuten müssen? Wissen Sie einfach noch nicht, wie Sie das Problem angehen können? Oder ist es Ihr Perfektionismus, der Sie daran hindert, etwas anzupacken? Wenn Sie sich über die Widerstände klar sind, die Sie daran hindern, die Dinge gleich zu erledigen, dann können Sie sich vorstellen: Was geschieht denn, wenn ich es gleich anpacke? Meistens entsteht dann in uns ein Gefühl von Erleichterung. Wenn wir die Dinge gleich erledigen, dann haben wir den Kopf frei für das, was gerade ansteht. Was könnte passieren, wenn ich keine Lösung finde? Dann kann ich guten Herzens sagen: Das ist nicht lösbar und wir müssen uns davon verabschieden, uns mit diesem Problem zu befassen. Oder es sind aber erst andere Voraussetzungen zu klären. Manchmal kann es auch eine Hilfe sein, sich die Aufgaben, die vor einem liegen, aufzuschreiben und eine nach der anderen in die Hand zu nehmen und dann einen Haken drunter zu machen. Das wird Ihnen sicher gut tun. Und sagen Sie sich, wenn Sie in die Arbeit gehen: Eins nach dem andern. Zuerst die wichtigen Dinge, dann die leichteren. Und gehen Sie dann mit dem Gefühl an die schwierigen Aufgaben, dass Gott Ihnen den Rücken stärkt und das segnet, was Sie in die Hand nehmen.

Der Chef hat mich für die nächsten Tage zu einem Gespräch bestellt, um mit mir über die Arbeit zu sprechen. Ich habe jetzt schon Angst, dass er mich kritisiert. Und ich habe Angst, dass ich mich vor ihm blamiere, indem ich nicht weiß, wie ich antworten soll. Ich habe Angst, unsicher zu wirken und fürchte, dass ich in Tränen ausbrechen werde, wenn er mich kritisiert. Dabei weiß ich, dass „Empfindlichkeit“ überhaupt nicht gut ankommt und nur neue Negativpunkte bringt.

Am liebsten würde ich mich krank melden, um dem Gespräch aus dem Weg zu gehen.

Stellen Sie sich vor: Ich bin ganz im Einklang mit mir selbst. Ich spüre mich in meinem Leib. Ich bin ganz bei mir.

Aus dem Weg gehen, das ist sicher keine Lösung. Denn dann würde das Gespräch später stattfinden und Sie würden weiter und noch länger ständig mit der Angst leben. Setzen Sie sich ruhig hin und versuchen, sich selbst im Atem zu spüren. Stellen Sie sich vor: Ich bin ganz im Einklang mit mir selbst. Ich spüre mich in meinem Leib. Ich bin ganz bei mir. Und dann stellen Sie sich vor, dass der Chef mit Ihnen redet. Wie würden Sie auf seine Kritik reagieren, wenn Sie ganz bei sich selbst wären, ganz im Einklang mit sich? Wenn Sie bei dieser Vorstellung nervös werden, versuchen Sie wieder, mit sich selbst in Berührung zu kommen, sich einfach zu spüren, bei sich zu sein. Dann stellen Sie sich nochmals vor, dass der Chef Sie anspricht. Sie lassen sich dann nicht gleich aus Ihrer Mitte heraus reißen. Sie hören zu, nehmen auf, was er sagen möchte. Und dann hören Sie in sich hinein. Welche Antwort steigt da in Ihnen auf? Und stellen Sie sich vor, dass der Chef kein Feind ist, sondern dass er seine Bedürfnisse und Probleme hat. Die darf er auch haben. Versuchen Sie, trotz allem an den guten Kern im Chef zu glauben. Dann werden Sie anders ins Gespräch gehen. Und beten Sie um den Segen Gottes für das Gespräch. Stellen Sie sich vor, dass Gottes Segen den Chef durchdringt und dass Sie selbst vom Segen Gottes umgeben sind. Vertrauen Sie darauf, dass Gottes Segen dem Gespräch einen guten Verlauf geben wird. Dann wird sich Ihre innere Stimmung verwandeln. Und Sie werden anders ins Gespräch hinein gehen.

Wie soll ich mich verhalten? Ich bin Lehrerin und liebe meinen Beruf und die Kinder. Aber in letzter Zeit verbrauche ich zuviel Energie in der Beziehung zu meinem Rektor. Er ist mir gegenüber ständig misstrauisch und fordert ständig Aktionen, um unsere Schule ins rechte Rampenlicht zu rücken. Immer wieder muss ich irgendwelche Projekte durchführen, die er sich ausdenkt.

Ich sollte mich viel intensiver um meine eigenen Kinder kümmern.

Bleiben Sie in Ihrer eigenen Mitte. Sich nur zu ärgern bringt nichts.Sie sollten Ihrem Vorgesetzten nicht soviel Macht über sich geben.

Zunächst: Sie sollten Ihrem Vorgesetzten nicht soviel Macht über sich geben. Wenn Sie gut bei sich selbst bleiben, können Sie von Ihrer eigenen Mitte aus objektiver betrachten, was er von Ihnen möchte. Widersprechen Sie, wenn Sie das Gefühl haben, dass ein Aktionismus weder den Schülern noch den Kollegen dient, sondern nur auf Außenwirkung zielt bzw. Ausdruck von Profilierungssucht ist. Sie sind für sich und für Ihre Schüler verantwortlich. Natürlich können Sie keinen Machtkampf mit dem Chef führen. Aber Sie sollten sich auch nicht verbiegen. Wenn Sie Ihre Meinung klar sagen, sind Sie auch bereit zu Kompromissen. Aber sich nur zu ärgern und das zu tun, was der Chef befiehlt, tut Ihnen und dem Klima im Kollegium auf Dauer nicht gut. Vielleicht können Sie auch das persönliche Gespräch suchen. Darin können Sie ihm – ohne aggressiv zu sein – ehrlich sagen, wie es Ihnen mit seinen Anordnungen geht, wie Sie die Zukunft der Schule sehen und was ihr auf lange Sicht wirklich dient. Und sprechen Sie auch das Misstrauen an, das Sie spüren. Vielleicht empfinden Sie sein Verhalten nur als Misstrauen. In Wirklichkeit könnte es auch Unsicherheit des Rektors sein. Auf jeden Fall können beide Gesprächspartner darüber nachdenken, warum dieses Gefühl von Misstrauen auftaucht.

Ich fühle mich permanent überfordert, seelisch und körperlich. Abends komme ich immer öfter völlig erschöpft von der Arbeit nach Hause. Dann bin ich genervt und kann mich kaum auf meine Kinder einlassen. Die Erholung am Wochenende genügt nicht, um wieder neue Kräfte zu tanken.

Ich habe Angst, zusammenzubrechen.

Zunächst würde ich mich genau beobachten und mich fragen, warum ich erschöpft bin. Ist es wirklich die viele Arbeit? Oder sind es die Konflikte bei der Arbeit, denen ich mich zu wenig entziehen kann? Oder sind es meine inneren Lebensmuster, die mich erschöpfen? Vielleicht ist es mein Perfektionismus? Oder aber ich setze mich ständig unter Druck. Ich möchte mich vor anderen beweisen. Diese Haltungen sind es letztlich, die schuld sind an der Erschöpfung. Daher würde ich mir überlegen, wie ich meine Einstellung ändern kann. Ich brauche mich nicht unter Druck zu setzen. Ich tue meine Arbeit, so gut ich kann, aber ich lasse mich nicht von anderen hetzen. Ich bin bei mir in meiner Arbeit. Dann wird sie mich nicht so auslaugen. Gefährlich ist immer, wenn wir uns in der Arbeit von uns selbst entfernen und unsere eigene Mitte verlieren. Dann saugt sie uns aus und raubt uns alle Energie.

Es wird immer gefährlich, wenn wir uns in der Arbeit von uns selbst entfernen und unsere eigene Mitte verlieren.

Der zweite Punkt wäre: Sie müssen die Tür Ihrer Arbeit schließen, bevor sich die Tür zur Familie öffnen kann. Da wären gute Rituale eine Hilfe. Nehmen Sie bewusst die Fahrt von der Arbeit nach Hause als Ritual. Lassen Sie die Arbeit los. Lassen sie sie dort, wo sie geschehen ist. Stellen Sie sich die Familie vor, die Sie erwartet. Freuen Sie sich, dass Sie daheim nicht arbeiten müssen. Sie lassen sich auf die Kinder ein, spielen mit ihnen. Das kann erholsam sein. Sie erleben sich selbst anders dabei. Stellen Sie sich vor, dass die Familie ein Raum der Freiheit und der Liebe ist. Dann betreten Sie gerne Ihr Haus. Und sie fühlen sich von den Bildern, die Sie mit Ihrem Haus verbinden, schon erfrischt und gestärkt.

Der dritte Punkt: Überlegen Sie sich, was Ihnen gut tut, wo Sie sich entspannen können, wo Sie einfach nur da sind, ohne sich unter Druck zu fühlen. Und dann halten Sie sich jede Woche die Zeit frei, das zu tun, was Ihr Herz wünscht: entweder einen Spaziergang zu machen, oder sich in die Kirche zu setzen oder ein Buch zu lesen oder einen Abend in die Gymnastik gehen.

Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich bei der Arbeit Fehler mache. Das ärgert mich. Ich strenge mich an, aber es passiert mir immer wieder. Immer entschuldigen für meine Fehler möchte ich mich auch nicht. Ich habe Angst, dann abgestempelt zu werden. Wie gehe ich damit um?

Am liebsten würde ich es vertuschen, aber das geht nicht.

Wer sein Leben unter Kontrolle bringen will, dem wird es außer Kontrolle geraten. Gelassenheit und Achtsamkeit sind hilfreicher.

Sie werden die Fehler nicht verhindern, wenn Sie sich und alles, was Sie tun, kontrollieren. Wer sein Leben unter Kontrolle bringen will, dem wird es außer Kontrolle geraten. Das Kontrollieren würde Sie nur verkrampfen und die Verkrampfung führt dazu, dass wir erst recht Fehler machen. Beobachten Sie sich, wenn Sie einen Fehler machen. Schauen Sie einfach, was da in Ihnen abläuft. Vielleicht sind Sie in Gedanken woanders. Entweder Sie träumen von daheim, oder sie sind bei einem Konflikt oder Problem, das Sie belastet. Vielleicht Sie sind zu sehr bei Ihrem Chef. Dann sind Sie auch nicht bei sich. Wichtig wäre, dass Sie sich auf die Arbeit konzentrieren und all das Störende loslassen. Setzen Sie sich nicht unter Druck, sondern stellen Sie sich vor, dass Sie gerne diese Arbeit machen. Und Sie machen sie so gut Sie es können. Wenn Sie in dieser inneren Gelassenheit und Achtsamkeit an die Arbeit gehen, werden Ihnen weniger Fehler passieren. Unterläuft Ihnen dann doch ein Fehler, dann fragen Sie sich: Was kann ich daraus lernen? Wenn Sie dann auch vor anderen zu dem Fehler stehen, werden Sie bei Ihren Kollegen an Achtung gewinnen. Sie dürfen sich aber bei einem Fehler nicht selber klein machen oder sich tausendmal entschuldigen. Sie stehen zu dem Fehler und Sie versuchen, daraus zu lernen. Wenn Sie einem anderen geschadet haben, dann können Sie sich entschuldigen. Sie werden keine Verurteilung erfahren.

Mein Vorgesetzter nimmt mich gar nicht wahr. Nur wenn er mich braucht, geht er auf mich zu. Aber dann hat er immer einen Wunsch und meint, den müsse ich sofort erfüllen. Ich fühle mich nicht ernst genommen. Ich ärgere mich, dass er so wenig sensibel ist für seine Mitarbeiter, dass er mich so unsensibel behandelt. Ich nehme den Ärger mit nach Hause und denke ständig über Lösungen nach. Ich bin aber nicht sicher, ob Kündigung ein Ausweg wäre.

In meinem Alter findet man nicht mehr so leicht eine andere Arbeit.

Nutzen Sie die Kraft des Ärgers, um den Chef aus sich heraus zu werfen. Und machen Sie sich frei von dem, was andere sagen und denken.

Das Verhalten Ihres Chefs ist objektiv nicht gut. Es zeigt, dass er nicht in Beziehung ist zu seinen Mitarbeitern. Sie ärgern sich, dass er Sie übersieht. Doch zugleich geben Sie ihm Macht über sich. Sie machen Ihr Wohlbefinden von seinem Verhalten abhängig. Nehmen Sie die Kraft des Ärgers, um den Chef aus sich heraus zu werfen. Sagen Sie sich: So wichtig ist er nicht, dass ich ständig über ihn nachdenke. Die Ehre erweise ich ihm nicht, dass ich mein Abendessen von ihm stören lasse. Ich erteile ihm innerlich Hausverbot: Daheim denke ich nicht mehr über ihn nach. Denn so wichtig ist er nicht, dass es sich lohnt, sich ständig mit ihm zu beschäftigen. Nehmen Sie den Ärger als Impuls, Ihre eigene Arbeit zu tun und sich selbst zu loben, dankbar zu sein, wenn Ihnen etwas gelingt. Dann brauchen Sie nicht die Anerkennung des Chefs. Sie sollen dem Chef nicht nachlaufen und sich von seiner Anerkennung abhängig machen. Nehmen Sie den Ärger als Einladung, sich selbst zu spüren und bei sich zu sein, sich selbst zu genießen und frei zu sein von dem, was andere über Sie denken und sagen. Und überlegen Sie auch, ob Sie als Kind übersehen wurden. Dann ist es das übersehene Kind, das immer aufschreit, wenn der Chef Sie übersieht. Dann sollten sie das übersehene Kind in sich in den Arm nehmen und sich selber sehen. Dann macht Ihnen das Übersehenwerden vom Chef nicht mehr soviel aus.

Ich arbeite in einem Altenheim. Da wird immer mehr von uns Pflegerinnen erwartet. Und wir haben immer weniger Personal. Ich möchte wegen dieser permanenten Überlastung am liebsten kündigen. Aber ich habe Angst, dass ich dann keine Arbeit finde oder vom Regen in die Traufe gerate. Ich bin unzufrieden mit meinem Leben, so wie es jetzt ist.

Wie finde ich wieder inneren Frieden?

Entdecken Sie Ihren Freiraum. Wenn Sie Ihre innere Freiheit wieder gewinnen, dann werden Sie sich auch wohler fühlen bei Ihrer Arbeit.