Lechaufwärts bis zur Quelle - Christine Peters - E-Book

Lechaufwärts bis zur Quelle E-Book

Christine Peters

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Beschreibung

Zwei Schwestern erwandern in mehrern Etappen die Quelle ihres Heimatflusses "Lech". Ihr Start ist an der heimischen Kiesbank in Augsburg.

Das E-Book Lechaufwärts bis zur Quelle wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Wandern, Heimat, Erleben

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Seitenzahl: 46

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Christine Peters

Lechaufwärts bis zur Quelle

Eine Schwesternwanderung

© 2021 Christine Peters

Verlag und Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-347-02858-6

Hardcover:

978-3-347-02859-3

e-Book:

978-3-347-02860-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für unsere Eltern, Leni und Helmut

Lechwanderung Teil I von Augsburg nach Füssen

Ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung. Meine Schwester Marion und ich starteten trotz schwieriger Vorzeichen (Vogelgrippe, Schnee- und Eisregen) die erste Etappe unserer gemeinsamen Lechwanderung.

Als „Lechkinder“ aufgewachsen, sollte unser Fußmarsch an der „Heimatkiesbank“ in Haunstetten ihren Anfang nehmen.

Die Planungsphase war nur kurz. Ein längeres Telefonat und ein einstündiges Treffen reichten aus, um die Tour und den Zeitplan aufzustellen, und das abgesprochene Notwendige gedanklich schon mal auf beide Rucksäcke zu verteilen.

Tag 1 – Haunstetten – Kaufering 32 km – 8,5 Stunden

Am 5. April 2006 starteten wir unser Abenteuer. Nach einem traditionellen „Brezl“-Frühstück bei unserem Papa, ging es los. Das Wetter war nicht gerade einladend, nasskalt, mehr Schnee als Regen mit kräftigem Wind.

Gut ausgerüstet mit Handy, hilfreichen Telefonnummern, Verbandsmaterial, Brotzeit und Tee, Ersatzwäsche, reichlich wärmender und regenfester Kleidung (Rucksackgewicht: Christine 14 kg, Marion 11 kg), marschierten wir allen Unbilden zum Trotz frohen Mutes zum Haunstetter Wald in Richtung unseres Lechs.

Kaum 50 m gelaufen, hatte ich die erste Panne schon hinter mir. Beim Ein- und Umpacken am Frühstückstisch habe ich meinen Brustbeutel liegen gelassen. Wäre mir meine Tochter Sarah damit nicht nachgesaust, hätte ich sicher erst sehr spät an diesem Tag das Malheur bemerkt und mir dann den Kopf zerbrochen, auf welchem Teil der Wegstrecke ich meinen Beutel mit Bargeld und Scheckkarte suchen muss! Na, das ging ja schon gut los!

Die erste Stunde durch den Wald bis zum Lech war wunderbar. Fast waren wir geneigt zu glauben, dass sich das Wetter uns zuliebe bessern wollte. Weit gefehlt, wild und ungestüm kam der Fluss und das Wetter nun daher. Graupelschauer, Sturmböen, alles andere als ein freundlicher Empfang. Davon ließen wir uns aber nicht beeindrucken.

Das Flusskilometerschild zeigte 54,5 und unser Lechabenteuer begann.

Sehr bald schon zogen wir nach und nach alles an, was wir in unserem Rucksack für solche Fälle eingepackt hatten. Regenhose, Regenjacke, Stirnband und Mütze, die Kapuze oben drüber. Ganz zum Schluss wurde noch der Regenponcho über die so eingepackte Frau samt Rucksack gezogen.

Das Gesicht nass, die Nase triefend, die Wangen rot doch unsere Augen leuchteten. So schnell geben wir nicht auf und das sollte sich der Fluss und das Wetter hinter die Ohren schreiben.

Wir marschierten stoisch vor uns hin. Eine andere Möglichkeit gab es erstmal für uns nicht. Mit Ausnahme einer Bootsmannschaft des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth, die die Untiefen des Lechs und die Sicherung der betonierten Staustufen ausloteten, begegneten wir keiner Menschenseele.

Den heißen Tee aus der Thermoskanne und die Brotzeit nahmen wir im Stehen ein. Eng unter einen Betonvorsprung gekauert suchten wir Schutz vor den Wetterkapriolen. Das einzige Paar Handschuhe war bereits vollkommen durchnässt und ließ sich weder verwenden noch verstauen. Sobald wir uns nicht mehr bewegten, begannen wir zu frieren.

Da war es ein Glück, dass mir Klaus vorsorglich einen Flachmann mit selbst angesetztem Schlehenobstler eingepackt hatte, meine Schwester meinte, dieser Schnaps sei lebensnotwendig und dafür könnte sie ihn küssen (den Klaus)!

Sich schnell mal in die Büsche zu schlagen um einem menschlichen Bedürfnis nachzugehen, war nicht einfach. Ich war so dick vermummt und mein Rucksack war so schwer, dass ich mich ohne die Hilfe meiner Schwester gar nicht mehr aufrichten konnte.

Außerdem tat mir die rechte Schulter weh – ich schnallte den Rucksack noch enger, in der Hoffnung, dass das, was auch immer mir die Schmerzen bereitete, fixiert wird und zur Ruhe kommen kann.

Zum Ausgleich für das miserable Wetter wurde der Weg nun immer schöner. Hinter Scheuring erschien er uns nahezu verzaubert. Die Stimmung war mystisch und in unseren Köpfen geisterten Geschichten und Märchen von Feen und Zwergen.

Nach 6 ¼ Stunden (24 km) kamen wir kurz vor Vier Uhr nachmittags am Waldrestaurant „Zollhaus am Lech an. Wir freuten uns auf eine warme Stube, einen Kaffee und die Lagebesprechung im Trockenen. Aber oh Schreck, das Lokal öffnete erst um 17:00 Uhr. Wir hatten Glück und die Wirtin ein Einsehen, besser gesagt Erbarmen mit uns. Sie sperrte für uns auf und servierte duftenden Kaffee und einen guten Apfelstrudel.

Als „Telefonjoker“ zu diesem Abschnitt hatten wir Beate, die ganz in der Nähe wohnte und für uns, sofern notwendig, Taxichauffeurin spielen würde. Bei ihr, so wurde vereinbart, dürften wir uns bei Bedarf melden, und uns zur nächstgelegenen Pension fahren lassen. Die Abholung am nächsten Morgen und der Wiedereinstieg in die Etappe war in diesen Handel mit eingeschlossen.

Unsere Lagebesprechung ergab, dass wir noch genügend Ehrgeiz für eine weitere Etappe hatten und was um Himmels Willen wollten wir werktags um 5 Uhr nachmittags in einer Dorfwirtschaft in Pestenacker. Marion meinte, dann könnten wir auch am Lech weiter laufen, da wären wir auch ganz unter uns.

Obwohl meine Schmerzen an der rechten Schulter eher schlimmer wurden (ich hab nicht mal mehr in der Kaffeetasse umrühren können, auch die Kuchengabel für den traumhaften Apfelstrudel musste ich mit der linken Hand führen) entschieden wir uns zum Weitergehen. Bis Kaufering waren es noch 8 km und laut unserem Kartenmaterial gab es dort genügend Quartier, sogar eine Unterkunft direkt an unserem Weg. (zur Erinnerung, Smartphones, Bookingcom oder ähnliches war 2006 noch nicht üblich).