Leichen leben! - Wilotte Wiegand - E-Book

Leichen leben! E-Book

Wilotte Wiegand

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Beschreibung

Nun drückt das Verhalten von Guido Entsetzen aus, als er sich den vor ihm liegenden jungen Mönch genauer betrachtet. Eine automatische Handlung, nämlich den Kerzenständer aus der Brust des jungen Priesters zu ziehen, kann er gerade noch unterdrücken. "Diese Augen", denkt er, als er in das Gesicht des Toten schaut. "Welches Entsetzen, welche Panik, welche Angst drücken diese Augen aus. Was muss ein Mensch gesehen haben, dass dieser schreckliche Ausdruck in den Augen auch noch nach seinem Tod erhalten bleibt." Und für einen kurzen Augenblick war es ihm so gewesen, als würde er von diesem Grauen eingenommen werden. Von einem Gefühl, einem Entsetzen, welche sich in den Augen seines Mitbruders widerspiegelten.

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Wilotte Wiegand

Leichen leben!

Manchmal - stirbt die Zeit nie!

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

Impressum neobooks

Prolog

Leichen leben!

Manchmal - stirbt die Zeit nie!

Hoch über dem windungsreichen Fluss, auf einem bequemen Wanderweg, ist ein Ehepaar im gereiften Alter auf der Suche nach einer Bank.

„Jetzt sind wird gut gegangen“, sagt deshalb die Frau zu ihrem Mann. Offenbar glücklich darüber, endlich eine Bank gefunden zu haben und damit eine Pause einlegen zu können.

„Schau da vorne, da stehen zwei Bänke. Da könnten wir eine Rast einlegen. Und einen schönen Blick auf die Saurüssel gibt es auch!“

Ihr Mann weiß, was sie meint, wenn sie auf die Saurüssel zeigt. Es sind die vielen starken Windungen des Flusses unter ihnen.

„Das hat man wirklich schön hier gemacht!“, spricht die Frau weiter. „Letztes Jahr war das noch nicht hier. Und sicherer ist der Weg auch geworden.“

Der Mann schaut auf die künstlich angelegte Plattform mit den zwei Bänken und wirft einen Blick auf die Landschaft darunter.

„Nein!“, sagt er dann plötzlich mit einer heftigen Stimme und irgendwie erschrocken. „Hier werden wir auf keinen Fall eine Pause einlegen!“

Seine Frau schaut nur verständnislos auf ihren Mann, der sich bereits einige Meter von dieser wunderschön gelegenen Ausblicksplattform entfernt hat.

„Manchmal hat er wirklich seltsame Ansichten…!“

1. Kapitel

Ein Jahr zuvor…

Guido, ein 35-jähriger Priester in dem hiesigen Kloster nahe dem großen Wald mit dem Fluss, wartet seit einiger Zeit auf seinen jungen Mitbruder Marcus. Der jugendlich wirkende Marcus wollte die nahe gelegene Kapelle aufsuchen, um zu schauen, ob es nicht einen beichtwilligen Sünder in den Beichtstuhl getrieben hätte.

„Der heiße Tag verspricht einen lauen Sommerabend und auch Marcus würde diesen Abend genießen wollen“, so hatte Guido gedacht, als er die wärmende Sonne genossen hatte und Marcus nicht zurückkam.

Aber nun war es bereits früher Abend geworden und in Guido beginnt nun doch eine irgendwie geartete Unruhe zu wachsen. Sicherlich, in ihrem Stand als Mönche spielte Zeit eine geringe Rolle, aber das tägliche Abendgebet würde niemand in dem Kloster vergessen. Auch Marcus, der junge Novize, nicht.

Also rafft sich Guido nun doch auf, um nach seinem jungen Klosterbruder zu schauen. Schließlich war er der Verantwortliche für diese jungen und unerfahrenen neuen Novizen in diesem Kloster.

„Vielleicht wurde Marcus von einem unvorhersehbaren Ereignis aufgehalten!“, denkt Guido nur leicht beunruhigt. „Und zu der Kapelle unter dem großen Kastanienbaum war es ja nicht weit. Warum also soll ich nicht nach ihm sehen!“

Die kleine Kirche oder war es eine Kapelle, wurde von den Wanderern am Fluss gerne besucht. Ihm, Guido, hatte es oft amüsiert, wenn die Gläubigen darüber diskutierten, ob es sich denn um eine Kirche oder eine Kapelle handelte. Jedenfalls hatte das Kirchlein einige Jahrhunderte auf dem Buckel und darauf war man im Kloster stolz. Für ihn war es die Kapelle des Klosters, der er immer wieder gerne einen Besuch abstattete.

Die Tür der Kapelle quietscht leicht aber ausdauernd, als sie nur wenig später von Guido geöffnet wird. Natürlich fällt sein Blick nach seinem Eintreten sofort auf den Altar mit dem gekreuzigten Christus und damit auch auf die Stufen davor, welche zum Altar hinaufführen.

Die noch am Himmel stehende Sonne lässt das Innere der Kapelle in helles Licht erstrahlen.

„Da liegt der junge Marcus betend vor dem Altar und hat wohl wieder einmal Zeit und Raum vergessen“, denkt Guido leicht belustigt, als er den Gesuchten erkennt.

Und wenige Augenblicke später: „Aber warum liegt er um Gottes Willen ausgestreckt auf dem Rücken?“

Doch der dort Liegende scheint offenbar das quietschende Geräusch der aufgehenden Tür nicht gehört zu haben. Scheinbar still und ruhig bleibt Marcus vor dem Altar liegen, als würde alle Zeit ihm gehören.

Bei diesen Gedanken und dem Anblick des liegenden Mitbruders ist Guido bereits einige Schritte zwischen den Sitzreihen beiderseits der Kapelle auf den Altar zugegangen. Er will gerade sein Kreuzzeichen zu seinem Heiland am Altar geben, als er entsetzt auf den Körper vor sich schaut.

Aus der Brust seines Mitbruders ragt ein schwerer Kerzenständer heraus, was Guido sofort bis aufs tiefste erschrocken erkennt. Aber sein zweiter Blick sagt: es ist kein Blut zu sehen!

Nun braucht der Priester nur mehr zwei Schritte, um sich zu seinem Mitbruder niederzuknien.

Entsetzt stellt er fest, dass dem jungen Priester vor ihm offensichtlich einer dieser riesigen Kerzenständer, welche den Altar schmücken sollen, in die Brust gestoßen wurde.

Nein! Noch genauer: Genau durch das Herz gestoßen wurde. Das dunkle Gewand des Priesters und das Hemd darunter wurden dabei wohl deshalb soweit zur Seite geschoben, dass dieser brutale, entsetzliche Stich genau in das Herz platziert werden konnte.

Schnell und unruhig blickt sich Guido sofort in der Kapelle um. Sein Mitbruder kann noch nicht lange tot sein. Vielleicht ist der Täter noch in der Kirche.

Doch nichts ist zu sehen oder zu hören.

Nun drückt das Verhalten von Guido Entsetzen aus, als er sich den vor ihm liegenden jungen Mönch genauer betrachtet. Eine automatische Handlung, nämlich den Kerzenständer aus der Brust des jungen Priesters zu ziehen, kann er gerade noch unterdrücken.

„Diese Augen“, denkt er, als er in das Gesicht des Toten schaut. „Welches Entsetzen, welche Panik, welche Angst drücken diese Augen aus. Was muss ein Mensch gesehen haben, dass dieser schreckliche Ausdruck in den Augen auch noch nach seinem Tod erhalten bleibt.“

Und für einen kurzen Augenblick war es ihm so gewesen, als würde er von diesem Grauen eingenommen werden. Von einem Gefühl, einem Entsetzen, welche sich in den Augen seines Mitbruders widerspiegelten.

Denn diese Augen leuchteten seltsam und waren unnatürlich groß und weit aufgerissen, als würde irgendetwas in den Augen viel Platz benötigen.

Und dieses eingefallene Gesicht, als würde sämtliches Blut daraus entwichen.

Schnell murmelt er ein Gebet in Richtung des Kreuzes am Altar, um dieses eigenartige, böse Gefühl abschütteln zu können.

Auch nach weiterem, intensivem Schauen, kann Guido kein Blut sehen, welches doch nach einem grausamen Stich ins Herz ausgetreten sein muss.

Guido lässt es mit dem Anschauen seines toten Mitbruders geschehen. Aus den Kriminalromanen, die auch in einem Kloster gelesen werden, ist ihm bekannt, einen Tatort so zu belassen, wie man ihn vorfindet. Wegen der Spurensicherung…

„Der Stich ins Herz muss so exakt, so genau ausgeführt worden sein, dass mein Bruder augenblicklich tot war. Das Blut hatte also keine Zeit, auszutreten. Und Marcus hatte deshalb keine Zeit zu sterben.“

Guido, der 35-jährige Priester des nahen Klosters, steht auf, nestelt an seiner Soutane und zieht ein Handtelefon heraus.

„Es wird mir nichts übrig bleiben, als die Polizei zu rufen. Das hier scheint ein vorsätzlicher Mord gewesen sein. Mehr noch, ein Ritual, um einen Menschen zu töten.“

Ihm ist deutlich geworden, dass hier jemand seinen Mitbruder mit ungeheurer Kraft und erstaunlich zielbewusst, getötet haben muss.

Aber warum?

Und warum offensichtlich mit einem Ritual?

Aber wer?

Guido schüttelt bei diesen Stoßgedanken den Kopf.

„Da passt doch irgendetwas nicht zusammen!“, murmelt er verwundert. „Marcus war ein junger, durchtrainierter Mann, mit dem ich täglich Sport getrieben habe…! Und dieses schreckliche Bild in unserer kleinen Kirche zeigt mir, dass Marcus offensichtlich keine Gegenwehr geleistet hat. Mehr noch, als wollte er diese ungeheure Tat geschehen lassen.“

2. Kapitel

Als nach fast einer Stunde die zuständige Mordkommission mit Sirenengeheul die Kapelle am Kloster erreicht, ist es für Guido gerade so, als wäre bereits der Tag vergangen. Klare Gedanken waren nicht zu fassen, so dass ein Zeitgefühl gar nicht aufkommen konnte.

Seinen Abt würde er erst später berichten können. Dann, wenn die Polizei ihre Arbeit gemacht hatte.

Natürlich! Es war bereits früher Abend geworden, so dass die Kommissare nach deren Dienstschluss zuhause benachrichtigt werden mussten! Und bei solch einem lauen Frühsommerabend wollte man die Zeit auf der Terrasse oder in einem Biergarten genießen.

„Wo?“, wird Guido dann endlich von einer im Laufschritt sich nähernden männlichen Person gehobenen Alters in einer braunen Lederjacke kurz gefragt.

„Heinz Klose, Kriminalkommissar!“, wird dann schnell mit einem Ausweis zeigend angehängt.

„Karin Meister!“, schreit die zweite Person eilig, eine Frau in einer schwarzen Lederjacke, ebenfalls zu dem Priester.

„Karin!“, ruft Heinz Klose seiner Kollegin zu. „Sichere den Eingang und zeige dann dem Doktor den Weg!“

Schon nach wenigen Minuten kann die Kommissarin mit dem zuständigen Gerichtsmediziner ihren Kollegen in die Kapelle nachfolgen.

Dort sehen sie stumm und starr den Kommissar auf einer Bank sitzen und auf eine Person auf dem Boden starrend. Dabei seine Hände unter seine braune Lederjacke gestemmt. Trotz seines vollschlanken Körpers und seiner 54 Jahre, macht der Kommissar mit Jeans bekleidet, eine gute Figur.

Der Doktor hat sich während des Eintretens in die kleine Kirche bereits seinen weißen Kittel übergestreift und kann sich sofort der toten Person auf dem Kirchenboden widmen.

Er will sich dieser Person widmen. Aber es scheint gerade so, als würde sich der Mediziner scheuen, die Person am Boden zu berühren.

Diese Situation der angespannten Ruhe ändert sich erst dann, als Manfred Holzmann, der zuständige Gerichtsmediziner, in die Stille sagt: „Der Mann ist zweifelsfrei tot!“

Dieser sterile Satz des Arztes, der wie fast immer mit einem Pullover und einfacher Hose gekleidet ist, ändert die Situation.

„Wie ist die Person ums Leben gekommen?“, fragt Heinz Klose als leitender Kommissar zunächst nur, um irgendetwas zu sagen.

„Wie deutlich zu sehen ist, wurde dem Priester eine Altarkerze ins Herz gestoßen!“, ist die lapidare Antwort von Manfred Holzmann, dem Arzt.

„Das sehe ich Doktor!“, ist die etwas zu spitz geratene Antwort des Kommissars. „Ich sehe keine Anzeichen von Gegenwehr oder gar einem Kampf! Können sie das bestätigen? Der Mönch vor uns auf dem Boden sieht nicht gerade schwächlich aus.“

„Ich denke, sie haben alles richtig erkannt. Mehr könnte ich auch nicht sagen!“, ist die ironische Bestätigung des Mediziners.

Als sich Guido, der Priester, sich zu den drei Beamten stellt, scheint der Kreis geschlossen zu sein.

„Bei dem Toten handelt es sich um den jungen Priester Marcus aus unserem Kloster. Ich habe den Toten gefunden und die Polizei angerufen. Ich habe Bruder Marcus deshalb gefunden, weil mein Mitbruder nicht zum Abendgebet erschienen ist. Deshalb bin ich in diese Kapelle gegangen, um zu schauen, was ihn aufgehalten hat.“

„Ach ja“, schiebt der Priester noch nach. „Eine Person habe ich weder vor noch in der Kirche gesehen.“

Manfred Holzmann, der Gerichtsmediziner hat sich nachdenklich zu der Leiche gebeugt und schaut interessiert auf den Einstich.

„Seltsam“, sagt er dann. „Der Stoss in das Herz muss mit äußerster Präzision und Kraft erfolgt sein. Ich kenne Bilder von Soldaten, welche mit einem Herzschuss ums Leben kamen. Die behielten ihre zuvor eingenommene Körperhaltung bei. Aber auch dieser Tote zeigt keine Spur einer Abwehrhaltung. Als wäre er mit dieser Handlung einverstanden gewesen.“

„Was wollen sie uns damit sagen?“, fragt Heinz Klose recht ungeduldig.

„Es müsste mindestens ein Tropfen Blut ausgetreten sein. Vom Einstich in den Körper bis zum Erreichen des Herzens ist ein Bruchteil einer Sekunde vergangen. Das reicht aus, um am Einstich Blut austreten zu lassen.“

Und dann auf das Gesicht des Toten zeigend: „Diesem Gesicht scheint alles Blut entnommen zu sein! Warum? Und wie?“

Nach diesen stoßend herausgebrachten Worten legt der Mediziner ein Tuch über das Gesicht des Toten: „Diesen dauernden Anblick sollten wir uns ersparen!“

Mittlerweile sind die Frauen und Männer der Spurensicherung eingetroffen und warten vor der Kapelle geduldig auf ihren Einsatz. Nur der Einsatzleiter hat sich zu den drei Personen gestellt.

„Sie haben bestimmt eine Erkennungslampe für Blut in ihrem Gepäck. Bringen sie diese Lampe bitte einmal her!“, ruft der Gerichtsmediziner in Richtung der Spurensicherung.

Als wenig später der Arzt die Lampe an den Einstich lenkt, ist in seiner Stimme wenig Erstaunen zu erkennen.

„Hab ich es doch gewusst!“, sagt er zu der Kommissarin mit einer Spur von Genugtuung. „Schauen sie hier. Hier wurde offensichtlich ein wenig Blut sorgfältig entfernt.“

Karin Meister, die 35-jährige Kommissarin, beugt sich interessiert zu dem Arzt, um die Stelle ebenfalls genau betrachten zu können.

„Ja, ich sehe das“, sagt sie dann wenig erstaunt. „Aber das Blut musste wirklich sehr sorgfältig entfernt werden. Das ergibt doch keinen Sinn! Warum sollte ein Mörder mit Absicht das Blut von seinem Opfer entfernen?“

Auch sie hat ihre Hände in die Hüften gestemmt. Wie immer, ist sie mit Rock und Bluse bekleidet. Und natürlich fehlt ihre geliebte schwarze Lederjacke nicht zu ihrem Outfit.

Sie schaut dabei auf ihren Kollegen und Vorgesetzten Heinz Klose. Die Art und Weise, wie wegen dieser wenigen Bemerkungen Blicke zwischen den Kollegen ausgetauscht wurden, wirkt das Zusammenwirken professionell.

„Ich denke doch“, mischt sich Heinz Klose, sich zum Mediziner wendend, in diesen kurzen Disput ein. „Das alles sieht mir nach einem Ritual aus. Einem Ritualmord also. Und bei diesem hier durchgeführtem Ritual durfte es eben kein Blut geben.“

„Die Frage wird von euch zu klären sein: Warum?“, ist die kurze Antwort von Manfred Holzmann.

Und nach einer Weile, sich dabei gezielt an den Kommissar wendend: „Bitte sorgen sie dafür, dass der Tote genau in diesem Zustand zu mir in die Gerichtsmedizin gebracht wird. Ich denke, dass man uns mit diesem Ritual etwas verbergen will…! Und deshalb sollten wir überaus große Vorsicht walten lassen. Das heißt für mich, dass niemand diesen Toten berühren sollte. Eigentlich müssten wir diesen Toten hier in diesem Zustand liegen lassen, bis die Gründe für dieses seltsame Ritual geklärt sind.“

„Aber sie können ihn doch nicht über das Wochenende hier in der Kapelle liegen lassen!“, fragt Guido erstaunt. „Es werden Besucher kommen und man kann doch nicht die gesamte Kapelle absperren!“

„Da haben sie wohl Recht…!“, ist die kurze Erwiderung des Mediziners. „Wir werden die Leiche mit aller Vorsicht in die Gerichtsmedizin transportieren.“

„Ist es der Spusi erlaubt, Fingerabdrücke vom Ständer zu nehmen?“, ist die eilige Frage der Kommissarin.

„Natürlich…! Aber wirklich nur vom Ständer!“

Heinz Klose gibt die dringlichen Wünsche des Gerichtsmediziners an das Personal der Spurensicherung weiter und begibt sich dann mit seiner Kollegin vor die Kirche.

„Karin“, sagt er dann bedeutungsvoll. „Ich denke, dass wir unser Wochenende abschreiben können!“

„Sehe ich auch so. Das ist schon ein wirklich seltsamer Mord. Als hätte der Mord so ausgeführt werden müssen und nicht anders! Und vom Täter keine Spur noch ein Hinweis.“

Die Kommissarin betont dabei ausdrücklich die Formulierung: hätte der Mord so ausgeführt…

„Aber er muss in der Kirche gewesen sein. Also wird die Spusi auch etwas finden…!“

3. Kapitel

Nachdem die Leiche sorgfältig in Isoliermaterial umwickelt aus der Kirche abtransportiert worden ist, verlässt auch Guido die kleine Kirche. Er weiß, dass er diese Art des Mordes mit seinem Abt zu besprechen hat.

Aber was soll er denn auch sagen, als das, was er gesehen und von den Kriminalbeamten gehört hat. Schleppenden Schrittes macht er sich auf, um seinen Abt in dessen Arbeitszimmer aufzusuchen.

Entsprechend zögerlich ist seine Bitte um Eintritt.

„Grüß Gott! Wo warst du zum Abendgebet, Bruder Guido?“, wird der irgendwie verwundert und vorwurfsvoll begrüßt, als er in das Zimmer seines Abtes eingetreten ist.

Guido muss erst seine Gedanken ordnen, bevor er antworten kann, bzw. um ebenfalls mit einem Grüß Gott seinen Abt Ehre zu erweisen, bzw. zu begrüßen.

„In der Kapelle ist ein fürchterlicher Mord geschehen“, beginnt er dann stockend und vorsichtig zu erzählen.

„Ich habe dort unseren Bruder Marcus tot aufgefunden, ermordet“, bricht es dann weiter aus ihm heraus, um sich sofort zu bekreuzigen.

„Was sagst du da? Das ist ja schrecklich! Was ist passiert?“

Der Abt ist erschreckt von seinem Stuhl aufgesprungen und schaut den Mönch erstaunt an, um sich ebenfalls das Kreuzzeichen seines Glaubens zu geben. Dann greift er in eine seiner Schubladen auf der rechten Seite seines Schreibtisches und schenkt sich ein Glas Wein ein.

„Nun berichte, Bruder!“, fordert der Abt dann neugierig, als er ein Schluck des köstlichen Weins gemundet hat.

„Als Bruder Marcus nicht zum Abendgebet erschienen ist, bin ich in die Kapelle gegangen, um nach ihn zu schauen“, beginnt Guide zögernd. „Und als ich in die Kapelle eingetreten bin, habe ich ihn am Boden liegen sehen. In seiner Brust steckte einer dieser schweren Kerzenständer. Dieser wurde ihn mit voller Wucht ins Herz gestoßen. Bruder Marcus muss sofort tot gewesen sein!“

„Das ist ja schrecklich!“, wiederholt der Abt noch einmal und schlägt das Kreuz erneut. Dieses Mal mit Entsetzen in seiner Stimme und lässt sich wieder auf seinen Stuhl nieder, um sich erneut mit einem Schluck Wein zu beruhigen.

Er ist ein wenig kleiner, als Guido. Trotzdem ist sein leichter Bauchansatz unter der Soutane zu erkennen.

„Ich habe sofort die Polizei benachrichtigt“, berichtet Guido nun unbeirrt weiter: „Aber bisher war es nicht möglich, näheres zu erfahren. Ich habe auch niemanden gesehen. Weder als ich zur Kapelle kam, noch in der Kapelle. Das ist schon seltsam, da der Mord erst kurz zuvor geschehen sein musste.“

Und nach einer kurzen Pause schiebt er nach: „Die Leiche von Marcus wurde von der Polizei mit großer Vorsicht in die Gerichtsmedizin überführt.“

Der Abt macht eine zögerliche Pause, bevor er auf die Meldung von Guido antworten kann.