Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Zwischen den Inn-Schleifen sind zwei mittelalterliche Vierkanthöfe angesiedelt. Zum Schutz vor Unwettern im Saurüssel haben die ansässigen Bauern eine Kapelle zur Hl. Jungfrau Maria errichtet. In dieser Kapelle wird Erwin vom Biefinger-Hof ermordet aufgefunden. Das zu einem Zeitpunkt, als Renate vom Angermeier-Hof und Erwin heiraten wollten. Ein Meteorologe und früherer Freund von Renate, wird neben dem Toten von ihr überrascht. Für sie ist sofort klar, dass Werner Wolf aus Eifersucht ihren Liebsten getötet hat. Doch später gibt es einen zweiten Mord in dieser Kapelle! Die ermittelnden Kommissare stehen vor einem Rätsel. Was verbindet diese beiden Morde und der Kapelle miteinander? Und was hat dieser verdammte Saurüssel und das Klima am Inn damit zu tun…? Franz Oberhuber, Kriminaler, soll auf Bitten seines Chefs auf seine unkonventionelle Art so ermitteln, dass die zuständigen Beamten der Mordkommission nicht davon erfahren. Franz Oberhuber mit Hilfe seiner Frau Monika stoßen dabei auf erstaunliche Familienverhältnisse. Die Geschichte ist frei erfunden. Zufällige Übereinstimmungen mit Personen oder Örtlichkeiten wären also tatsächlich zufällig und daher nicht beabsichtigt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 134
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Wilotte Wiegand
Tod im Saurüssel
Nur 5 Minuten!
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Prolog:
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
Epilog
Impressum neobooks
Tod im Saurüssel
Fünf Minuten zu viel
Ein unterhaltsamer Kriminalroman von Wilottze
Das war ein heißer Tag am Ende des August! Die Menschen um das Inntal, bis hinüber nach zur Kreisstadt, vermieden es, ins Freie zu gehen. Die schwüle Hitze als Vorbote eines nahenden, heftigen Gewitters, hielt die Menschen im Haus gefangen. Mancher der Alten hatte es sich in der Kühle ihres Kellers auf einem alten Sessel bequem gemacht. Nur so würde man am Tag bis nach dem Gewitter keinen gesundheitlichen Schaden nehmen.
Im Gegensatz dazu hatte die drückende Hitze die Skatbrüder in einen Biergarten ins Freie getrieben, wo sie im Schatten eines Sonnenschirms ihrem Hobby nachgehen konnten.
Jeder aufkommende Windstoß – Vorbote eines Wetterwechsels - wurde mit einem wohltuenden „Ah“ und „Oh!“ begrüßt.
„Wird Zeit, dass unsere Runde zu Ende geht!“, meinte Alois in seiner knappen, dem Wetter angepasste Kleidung. „Da bappen einem ja die Karten an den Händen fest. Wie soll man da noch mischen können!“
Aber zu mehr als einem seufzenden Blick zum Himmel langte es noch nicht. Es galt, die angefangene Runde zu Ende zu spielen, auch wenn aufkommende Windböen die Karten auf dem Tisch in Unruhe versetzten.
Gegen 16:00 Uhr war endlich die letzte Runde gespielt und Susanne, die Skatschwester in der Runde, konnte die Karten zusammenpacken. Selbst ihr leichtes Dirndl war für die drückende Hitze zu viel an Kleidung.
„Wird auch Zeit, dass wir hoam kemma!“, meinte Alois, dieses mal mit einem bedeutungsvollen Blick, als er in Richtung Westen schaut und seinen Blick mit einem Fingerzeig deutlich unterstrich. Die Männer mit ihrer Skatschwester Susanne machten es augenblicklich Alois nach und drehten ihre Köpfe in Richtung Westen.
„Da hat sich aber einiges zusammengebraut!“, meint Susanne als Frau in der Männerrunde besorgt. „Wo das hinzieht…!“, murmelt sie mit böser Voraussicht. Ihre Stimmbänder surren dunkel, als hätte sich die Stimmung der dunklen Ahnung auf ihre Stimme gelegt.
Die Männer schauen auf die Frau und nicken zustimmend mit ihren Köpfen. Was sich da als Wetterwand zeigte, kündigte in Kürze ein heftiges Gewitter an. Die ersten heftigen Windböen sind bereits zu spüren.
„Seht`s zu, dass ihr hoam kommt! Für die Landkreise in Südbayern wurde Unwetteralarm gegeben!“, sagte der Wirt beim Kassieren.
„Im Saurüssel gibt’s koa Wetter nicht!“, meint Alois beruhigend, sich an einen alten Spruch seines Vaters zum Wetter hier am Inn erinnernd.
„Hier bei uns zieht das Wetter sich auseinander.“
Wie viele der Menschen hier am Inn, verdreht er in seiner Aussage das Wissen über Weissagungen und dem Landstrich des „Saurüssel“.
Kaum Jemand in diesem so genannten Saurüssel wusste noch genau, dass es Unterschiede zwischen dem „Mühlhiasl“, dem „bayerischen Hiasl“ und dem Weissager Alois Irlmaier aus dem südlichen Chiemgau gibt. Der Mühlhiasl lebte und wirkte im südlichen bayerischen Wald. Den Namen „Mühlhiasl“ erhielt er wohl deshalb, weil er im Wald in einer Mühle beschäftigt war. Seine Weissagungen beinhalten lediglich einen Hinweis auf den Saurüssel.
Anders verhält es sich mit dem Weissager Alois Irlmaier aus Siegsdorf in Oberbayern. Eine seiner Weissagungen haben den „Saurüssel“ zum Inhalt: „Südostbayern (der Saurüssel) wird beschützt! Da breitet die ´liebe Frau von Altötting´ ihren Mantel drüber.“
Diese Vision des Hellsehers sollte aber in Verbindung mit seinen Weissagungen über einen Dritten Weltkrieg gesehen werden, was der Skatbruder nicht wusste.
„Im Saurüssel gibt’s koa Krieg nicht. Die werden verschont“, war die wichtigste Weissagung des bayerischen Hiasl.
Das mit dem Wetter könnte auf diese Aussage zurückzuführen sein. Abgewandelt oder verfälscht. Und jeder aufmerksame Pilger könnte in Altötting einen Hinweis finden, der schon Anfang des 17. Jahrhunderts auf den besonderen Schutz der hl. Jungfrau Maria für Altötting hinweist.
Und der „Bayerische Hiasl“, der Wilderer, hat in Schwaben gelebt. Da gibt es überhaupt keine Verbindung zum „Saurüssel“. Bayerischer Hiasl klingt eben besser zugehörig zu Bayern. Dieser Wilderer erhielt im Schwäbischen seinen Spitznamen „Bairischer Hiasl“, da seine Heimat zum Kurfürstentum Bayern gehörte
„Richtig!“, pflichtet ihm Helmut aus Waldkraiburg mit seinem verschwitzten Hemd nach einer kurzen Pause bedächtig bei. „Die Wetter ziehen im Norden zur Kreisstadt und im Süden in Richtung zur Salzach. Wir werden wie immer froh sein, dass ma überhaupt an Regen kriegen.“
Mit diesen beruhigenden Worten, einem Schulterklopfen oder einem Händeschütteln hier und da, verabschieden sich die Skatbrüder und –Schwester.
Einige Monate zuvor. Es ist ein schönes Bild, wie der junge Mann an einem frühen Freitagvormittag im Frühsommer mit seinem Pferd über die flache Landschaft am Inn gleitet. Dem Pferd wird gedeutet, mit langsamem Schritt auf die Kapelle am Fluss zuzutraben. Mit einem leichten Schwung ist der Reiter von seinem Pferd geschwungen und bindet es an einen Balken, welcher offensichtlich für die Reiter zu dieser Kapelle angebracht wurde.
Der junge Mann wird Anfang der Zwanzig sein. Seine leichte bayerische Tracht passt für das frühsommerliche, sonnige Wetter. Ein leichtes, kariertes Hemd mit einer ledernen Hose, die ihm bis zu den Knien reicht. Die gewählte Kleidung lässt zu, dass die kräftige, sportliche Gestalt des jungen Mannes zu erkennen ist.
Diese Kraft setzt er ein, als er mit einem leichten Schwung die etwas zu hoch geratene Stufe zur Kapelle überspringt.
Erwin Biefinger, Jungbauer in einem nahe gelegenen Bauernhof, lässt einmal seinen Blick nach links und dann nach rechts schweifen. Er weiß, dass er heute in dieser kleinen Kapelle ungestört sein wird. Die Heuernte steht an, so dass die Leit auf den Wiesen zu tun haben. Das Geplänkel mit seiner Mutter wegen der Ernte hatte ihm sowieso fünf Minuten Zeit gekostet.
„Diese uralte Kapelle liegt wirklich genau zwischen unseren beiden Höfen!“, denkt er zufrieden. „Das mir das so noch nicht aufgefallen ist…!“
Aber seine Gedanken nehmen eine andere Richtung, als er an seine Freundin denkt: „Renate wird bestimmt auch bald eintreffen. Und ich bin mir sicher, dass sie meinen Antrag nicht ablehnen wird. So werden bald beide Höfe uns gehören. Wir werden uns einen weiteren Knecht leisten können!“
Mit einem letzten Blick auf den unweit der Jahreszeit entsprechend träge dahin fließenden Fluss, öffnet er die feste, hölzerne Tür und ist in der Kapelle verschwunden.
Das kleine, unscheinbare oder ungepflegte Grab mit einem kleinen Kreuz neben der Kapelle, übersieht er.
Erwin Biefinger hat nicht bemerkt, dass sein Besuch zu der Kapelle genauestens beobachtet wurde.
In einem großen, schwarzen Wagen sitzen 3 Männer, von denen einer mit einem Fernrohr bewaffnet, den Reiter zu dieser Kapelle strikt verfolgt hat.
„Jetzt ist er in die Kapelle gegangen!“, sagt Igor Kranjev, der Mann mit dem Fernrohr zu dem Fahrer.
Das waren offensichtlich die Stichworte für den Fahrer, den Wagen in den nahen Wald zu bugsieren und hinter einem Busch zu verstecken.
Zwei der Männer, die eilig aus dem Wagen steigen, sind mit schwarzen Lederjacken bekleidet, während der blonde Igor Kranjev einen roten Rollkragenpullover trägt.
„Schnell, schnell!“, ruft er seinen Begleitern zu. „Wir haben nicht viel Zeit…!“
Mit geduckten Schritten laufen die drei Männer hastig durch den Wald und sind nach wenigen Minuten hinter der Kapelle angelangt.
„Ivan und ich werden den Mann in der Kapelle einen Besuch abstatten“, meint Igor Kranjev mit befehlender Stimme, „und du gibst uns Rückendeckung!“
Dabei auf den dritten Begleiter Isidor deutend. „Gib sofort Signal, wenn ein Besucher zu sehen ist!“
Ivan reist die Tür der kleinen Kapelle auf, so dass sein Vorgesetzter mit einem großen Schritt hineinspringen kann. Er folgt seinem Chef nach und schließt rasch wieder die Türe.
Währenddessen hat sich Renate vom Angermeier-Hof in ihre Reitkleidung gezwängt, um zu ihren Freund zu reiten. Seit Wochen schon treffen sie sich an der Kapelle, die auf halbem Weg zwischen den beiden Vierkanthöfen am Fluss steht.
Die junge Frau hat sich ein straffes, kariertes Hemd übergestreift, welches ihren Körper gut nachzeichnet. Das musste heute sein! Ebenso die ledernen Reitstiefel, die ihrem Aussehen den letzten Schliff geben sollten. Sie wollte ein perfektes frauliches Bild abgeben. Ihr Erwin sollte schon sehen, was er an ihr hat!
Als Renate aus dem Wohnhaus des großen Bauernhofes tritt, sieht sie ihre Stiefmutter auf das Haus zukommen.
„Hallo Mama!“, begrüßt sie die Bäuerin mit strahlenden Augen und einem glücklichen Lächeln. „Ich reite zu Erwin in die Kapelle! Er wartet dort bestimmt schon auf mich.“
„Triffst du dich immer noch mit ihm? Ich dachte, du hast einen Neuen!“, antwortet die Bäuerin mit gleichgültiger Stimme.
Ihr Gesicht steht im krassen Gegensatz zu dem ihrer Tochter. Das Gesicht der Bäuerin ist verhärmt, als hätte sie seit Jahren keine Freuden erlebt, während das von Renate geradezu frische Lebensfreude ausstrahlt.
„Das ist vorbei, Mutter. Erwin und ich wollen wieder zusammen sein! Wir wollen uns so richtig schön versöhnen! Ich glaube, er wird mir heute einen Antrag machen! Wir treffen uns in der Kapelle! Erwin und ich haben bereits beschlossen, dass wir dann unsere beiden Höfe zusammenlegen werden.“
In ihrer offensichtlichen Freude bemerkt Renate nicht, wie sich das Gesicht ihrer Mutter verfinstert hat.
„Und was wird mit Kurt, der hier am Hofe die meiste Arbeit zu verrichten hat?“
„Der bleibt natürlich hier am Hof. Einen besseren Knecht gibt es schließlich nicht!“, ist die lachende Antwort.
Die Bäuerin schaut mit einem nicht zu deutenden Blick ihrer Tochter nach, als die im Stall verschwindet, um ihr Pferd für den Ausritt zu satteln.
Es war der Bäuerin anzusehen, dass sie das Treffen ihrer Tochter mit dem Sohn des Nachbarhofes nicht gerne sah.
Als Renate in den Stall mit den beiden Pferden geht, wird diese von ihrem Bruder Kurt aufgehalten, der mit ihrem Opa bei der Stallarbeit ist.
Kurt ist ein paar Jahre jünger als Renate, seine Halbschwester. Von kräftiger Natur und schon seine Kleidung zeigte, dass er gerne Bauer war.
„Renate!“, meint er bestimmt, aber freundlich. „Heute Nachmittag übernimmst du die Stallarbeiten. Ich muss mit Vater aufs Feld! Uns stehen heute die gemeinschaftlichen Erntemaschinen zu! Opa wird die Stallarbeiten zu Ende bringen.“
„Das muss heute warten!“, lacht Renate ihren Bruder an. Sie ist immer fröhlich und aufgekratzt. Ihr gefallen die schönen Seiten des Lebens. Auch wenn sie immer wieder vergeblich versucht, die Hofarbeiten nicht zu vernachlässigen.
„Die Arbeit auf einem Hof kann nicht warten, Renate! Das weißt du!“, kommt eine letzte, ruhige Ermahnung.
„Da hat der Kurt recht, Renate!“, stimmt auch der Opa in die Ermahnung seines Enkels ein. Und Renate muss schon genau hinhören, um ihren Opa mit seinem tiefen Bayrisch verstehen zu können. „Mach es recht, dass du schnell wieder daheim bist!“
Renate schaut ihren Bruder noch einmal lachend an und richtet ihr Pferd für den Ausritt.
Bedächtig steht Erwin Biefinger in der alten Kapelle. Er will zur Mutter Gottes beten. Seine Freundin Renate war zu häufig mit Werner Wolf, einem Meteorologen zusammen gewesen, der ihr offensichtlich Avancen gemacht hatte.
In der Kapelle hatten sie vor Jahren schon ihren Liebesschwur auf einen Zettel geschrieben und in einer der vielen Spalten in dem alten Mauerwerk versteckt. Heute wollen sie ihren Liebesschwur neu beleben.
Der junge Mann hat sein stilles Gebet gesprochen und steht auf, um den Zettel mit dem Liebesschwur aus der Spalte in der Mauer zu holen.
Doch erstaunt dreht er sich um, als die Tür hinter ihm mit einem Schwung geöffnet wird.
„Hey…!“, kann er nur kurz rufen, als einer der beiden hereinstürmenden Männer ihm augenblicklich einen heftigen Schlag versetzt und ihm zumurmelt: „Kein Laut… sonst!“
Entsetzt sieht Erwin ein Messer in der Hand des in einem dunklen Ledermantel gekleideten Mannes aufblitzen und spürt es nur wenige Sekunden später an seinem Hals, wo das Messer eine kleine Blutspur hinterlässt.
Angesichts dieser eindeutigen Bedrohung, bleibt Erwin nichts anderes übrig, als sich der brutalen Anordnung zu fügen.
„Gut so!“, hört er den zweiten Mann sagen, als der langsam sich ihm nähert. „Erzähle uns, was an dieser Kapelle so besonders ist.“
Erwin Biefinger schaut verständnislos auf den mit einem roten Pullover gekleideten Mann.
„Ich weiß nicht, was sie wollen?“, drückt er wegen des Messers an seinem Hals zwischen den Lippen heraus. „Das ist nur eine alte Kapelle, mehr nicht!“
Igor Kranjev nickt seinem Kameraden nur kurz zu. Diese unscheinbare Geste reicht aus, dass Ivan zu einem Fausthieb ansetzt. Gezielt landet die Faust auf der Nase von Erwin. Sofort spritzt Blut heraus! Erwin werden die Hände hinter dem Rücken brutal festgehalten, so dass sein Blut über sein Kinn auf den Boden tropft.
„Ich will dir raten, uns das Geheimnis dieser Kapelle zu erzählen…! Warum sie diese Kapelle mit dem Wetter im Saurüssel zusammenbringen! Wir wissen auch, dass sie eine Diplomarbeit wegen des Wetters hier schreiben wollen!“
Erwin kann sein Gegenüber nur verständnislos anstarren. „Wieso wissen die Männer, was der Saurüssel ist? Und was soll diese Kapelle mit dem Wetter im Saurüssel zu tun haben…“, denkt er. Dabei fällt sein Blick auf den Altar…
„Die schwarze Madonna hinter dem Gitter fehlt…!“, denkt Erwin aufs Neue erstaunt.
„Wir haben sie in den letzten Wochen oft beobachtet und wissen, dass sie Meteorologe sind. Also reden sie oder ich lasse meinem Begleiter freie Hand!“, wird er von dem Sprecher der ungebetenen Besucher in seinen Gedanken unterbrochen.
Und die Gedanken im Kopf von Erwin Biefinger finden keinen Halt. Er ein Meteorologe…
Dann fällt es ihm ein…
Doch der Schmerz in seiner Nierengegend lässt keine Antwort zu. Der Mann in dem langen schwarzen Ledermantel hinter ihm hat ihn einen heftigen Stoss in die Nieren verpasst.
„Warten sie…!“, stöhnt Erwin voller Schmerzen. Was den Mann im Pullover vor ihm dazu veranlasst, seinem Kollegen ein kurzes Handzeichen zu geben.
„Ich bin nicht der Meteorologe… Ich bin der Bauer von dem Hof dort hinten…!“, ächzt Erwin unter Schmerzen. „Sie müssen mich verwechseln! Hier läuft seit einigen Wochen Jemand herum, der sich für das Wetter in der Gegend interessiert!“
Für ein paar Sekunden ist nur das Stöhnen von Erwin, den jungen Bauern zu hören.
„Wir haben den Falschen erwischt!“, zischelt Ivan Kreblov schließlich zwischen seinen schlechten und vom Zigarettenrauch braun gefärbten Zähnen enttäuscht. „Das ist nicht dieser Wettermann!“
Igor Kranjev zuckt bei dieser Bemerkung nur die Schultern. Ivan nimmt sein Klappmesser, drückt es zusammen und steckt es achtlos in die Brusttasche seines schwarzen Ledermantels.
Bevor Igor Kranjev weiter etwas unternehmen oder anordnen kann, wird von draußen dringend gedeutet, dass sich jemand der Kapelle nähert.
Ein weiterer, brutaler Schlag gegen sein Knie lässt Erwin zu Boden sinken. Schnell gehen die beiden Männer nach draußen, ohne sich weiter um den stöhnenden jungen Mann zu kümmern.
Man muss unsichtbar bleiben… Man will sich nicht sehen lassen.
Wortlos gehen die beiden Männer zur Tür hinaus.
„Dort hinten“, bedeutet der Wache stehende Isidor drängend. „Dort hinten sehe ich Jemanden kommen.“
Igor Kranjev macht nur eine kurze Handbewegung und die drei Männer sind auf der Gegenseite zur Kapelle im Wald verschwunden. Sie haben es eilig, um ihr Auto zu erreichen und davon zu fahren.
Als Igor Kranjev sich noch einmal umschaut, sieht er, wie die Person an der Kapelle angekommen ist. Ob männlich oder weiblich kann er nicht erkennen.
„Wir reden noch miteinander! Das war nicht der Meteorologe, von dem ich euch erzählt habe“, schnauzt Igor Kranjev seine Begleiter an. „Ich will mit diesem Meteorologen sprechen! Findet heraus, wo der sich niedergelassen hat. Ich will wissen was der über das Wetter hier herausgefunden hat! Man will von uns wissen, ob das Wetter als strategische Kriegswaffe eingesetzt werden kann! Das ist unser Ziel! Ist das klar…!“
Auch Werner Wolf, ein Meteorologe, ist auf dem Weg zur Kapelle am Fluss. Er bringt eine Mutter Gottes Figur zurück, welche seit Jahrhunderten dort in der Kapelle hängt. Erwin Biefinger vom Biefinger-Hof hat ihm von der Figur erzählt und es ihm für eine Untersuchung überlassen. Die solle schon seit Jahrhunderten im Besitz der beiden Familien sein und wird dafür verantwortlich gemacht, dass diese Gegend von Unwettern verschont wird.