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Im Beruf Erfolg zu haben heißt immer auch, eigene Verantwortung für seinen Wissensstand zu tragen. Im Wissenserwerb und Wissenstransfer erlangte Kenntnisse und Fähigkeiten müssen möglichst zeitnah an Entwicklungen, technischen Fortschritt u.a. angepasst werden. Wie viel Präsenz wird für das Lernen gebraucht? Ist Zuhören die einzige Möglichkeit für die Aneignung von Wissen? Wie kommt es, dass die Inhalte vieler Schulfächer im Verlauf eines Lebens mehr und mehr verblassen und auf die Kenntnis einiger weniger Sachverhalte zusammenschrumpfen? Warum erwerben Erwachsene achtzig Prozent ihrer Fähigkeiten außerhalb und unabhängig von Bildungsinstitutionen durch informelles Lernen? Lernen ist aber mehr als berufliches Wissen zu aktualisieren, Lernen sollte die gesamte Wissensbilanz einer Person erweitern und verbreitern. Für den Lernerfolg ist ein geeignetes Lernumfeld wichtig und notwendig. Zeitliche und räumliche Flexibilität schaffen Möglichkeitsräume, das Lernen stärker selbst zu organisieren und steuern. Zu solchen Organisationsformen des Lernens zählen Veranstaltungen, Messen, Bildungsreisen, Fachbücher, Fachzeitschriften, E-Learning oder Fernunterricht. Gelernt wird, wo und wann es dem Lernenden am besten passt. Berufliche Weiterbildung ist vor diesem Hintergrund dadurch gekennzeichnet, dass jeder die Verantwortung für die Anpassung seines Wissens an den Arbeitsmarkt selbst übernimmt und somit auch das Lernen im Selbstmanagement ausübt. Da Fernunterricht auf Distanz erfolgt, Lernende und Trainer sich nicht im selben Raum, Ort oder sogar Land befinden, ist Disziplin und Eigenmotivation gefordert. Der Gewinn für den Lernenden: er kann sich alle Lerninhalte flexibel und zeitlich unabhängig beibringen.
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Seitenzahl: 53
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„Jeder versucht auf seine Weise sein Optimum“, sagte Bildungsmanager Knut Wohlleben.
„Und wie?“, fragte Personalexpertin Carola Acker.
„Während ehrgeizige Wirtschaftsstudenten Karriere machen wollen, versuchen Philosophiestudenten manchmal kleine Genies zu sein.“
„Aber allen Studenten ist doch gemeinsam: weil sie sich über ihr Fachgebiet hinaus Wissen aneignen wollen (müssen), besuchen sie noch oft zusätzlich Tutoren und Lesekreise?“
„Stimmt, in Hochphasen werden hierbei im Wochenplan oft 40 Stunden, und mehr, eingetragen, Vor- und Nachbereitung nicht mitgerechnet. Manche können irgendwann nicht mehr zwischen Arbeit und Freizeit unterscheiden, zwischen dem, was man lernen muss, und dem, was man freiwillig lernt“.
„Und merken zuerst vielleicht nicht, dass sie in ein Arbeitsmühlrad geraten sind. Denn alle verspüren den Zwang, dass man sich bis an die Belastungsgrenze, und darüber hinaus, anstrengen muss, um später auf dem Arbeitsmarkt Erfolg zu haben. Und dieser Arbeitsmarkt bewertet zunehmend weiche Faktoren wie Sprachkenntnisse, emotionale Kompetenzen oder soziales Engagement, der bloße Studienabschluss reicht alleine nicht mehr aus.“
„Weil aber nirgends festgeschrieben ist, was ausreicht, um an bestimmte Positionen zu gelangen, reagieren viele mit entgrenzten Selbstanforderungen. Das Streben nach dem Optimum reicht von nächtlichem Lernen über Medikamenteneinnahme bis zur gezielten Wahl von Freunden, von denen man sich eigenes Fortkommen erhofft, im Extremfall wird jeder Lebensbereich vollständig auf die Karriere zugeschnitten.“
„Die über den eigentlichen Studienabschluss hinausgehenden Zusatzanforderungen können unter dem Obergriff „kulturelles Kapital“ zusammengefasst werden.“
„Das heißt?“
„Dieses bezeichnet gewisse Verhaltensweisen, Auftreten, eine Form von Bildung, die einem in bestimmten sozialen Gruppen nutzt. Manche müssen das erst erlernen. Um ihre Verunsicherung zu kompensieren, sammeln sie alles ein, was sie brauchen könnten – potentiell unendlich viel.“
„Die einen optimieren sich eben hinsichtlich der Klausuren, die anderen hinsichtlich der Zusatzqualifikationen.“
„Die Situation verschärft, dass immer mehr Jugendliche in die Hochschulen drängen, doch nicht alle die über die Schulnoten hinausgehenden Voraussetzungen hierfür mitbringen. Die Folgen können sein: Ängste, ständiges Aufschieben nötiger Arbeiten, depressive Verstimmung, identitäre Anerkennungsprobleme, private Konflikte u.a.“
„Was wäre denn ein möglicher Ausweg?“
„Regelmäßiger Feedback zwischen Studierenden, um die eigenen Mühen bewusst als Sisyphos-Arbeit bewusster wahrzunehmen. Das Wissen analysieren und identifizieren, das ihnen noch fehlt und das schätzen und bewerten, was sie schon haben.“
„Also ein richtiges Wissensmanagement?“
„Genau genommen ja“.
Wirkungen konkreter Lehrinhalte – Gelehrtes wird zum Gelernten. Vor der Wissensanwendung steht immer erst der notwendige Wissenserwerb. Intellektuelles Kapital hat somit auch immer mit Ausbildung zu tun. Eine Wissensvermittlung auf Vorrat von früher reicht aber heute bei weitem nicht mehr aus. Qualifizierung ist eine Hol- und weniger eine Bringschuld. Hierzu wird Lernkompetenz benötigt, die zwar mit der Erfahrung aber trotzdem nicht automatisch wächst.
Augenmerk beim Lehren und Lernen, u.a.: Ergebnisse schulischen Lehrens und Lernens sollten u.a. Kompetenz und Können sein. Lehrer brauchen Rückmeldungen darüber, worum sie sich bemühten. Wird Beteiligung am Unterricht überbewertet, werden Leistungsanforderungen möglicherweise weichgespült. Schulen bewirken manchmal nicht das, was sie in ihren Plänen versprechen. Mit Klassenarbeiten wird geprüft, wie weit das Gelehrte zum Gelernten geworden ist, d.h. nachhaltiges Transferwissen aufgebaut wurde. Bei Fragwürdigkeit der Zensurengebung geht es um diagnostische Kompetenz der Lehrer. Lehrende müssen über breite, differenzierte, empirische Erfahrungen im Umgang mit Schülern verfügen. Professionell arbeitende Lehrer erkennen und wissen, wie Schüler auf bestimmte unterrichtliche Arrangements reagieren. Es geht darum, die Wirkungen konkreter Unterrichtsinhalte auf Schüler zu beurteilen. Anleitungen zum entdeckenden und selbständigen Lernen unterstützen Schüler bei ihrem Wissenserwerb. Leistungen und Kompetenz der Schüler lassen sich anreichern, wenn Potentiale des Lernens durch wiederholtes Üben ausgeschöpft und verfestigt werden.
Alle fünf Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit: dieser Sachverhalt wird ausgedrückt durch den Begriff der Halbwertzeit des Wissens. Leistungsfähige Organisationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie schnell lernen können: jeder einzelne für sich wie auch im Team. Zu unterscheiden ist zwischen explizitem Wissen, das sich anhand von Regeln abbilden lässt und implizitem Wissen, das sich aus Problemlösungskompetenz und Erfahrungsschatz einer Person zusammensetzt. Aufbau und Pflege von Lernkompetenz ist ein wichtiger Baustein der Personalentwicklung.
Wie verläuft die spätere Wertentwicklung des transferierten Schulwissens: mit jedem Abschlussjahrgang verliert die Schule im Regelfall den Kontakt zu denen, die sie über viele Jahre hinweg bildungsmäßig aufgepäppelt hat. Die Schule erstellt somit zahlreiche Produkte, weiß aber nie oder selten, was aus ihnen einmal wird: in der Prozesskette fehlt die Endkontrolle. Wo lagen die größten Wertschöpfungspotenziale? Denn wenn Abgänger ihre Schule verlassen haben, durchlaufen sie in ihrem weiteren Leben zahlreiche weitere Anreicherungs-, Transformations- und Umwandlungsprozesse hinsichtlich der im Rahmen der Schulzeiten einmal erlangten Wissensstände. Was also läge näher als nachzuforschen, was aus dem ursprünglichen von der Schule vermittelten Wissen im weiteren Verlauf seiner Reife und Anwendung geworden ist. Hat das erworbene Wissen später neue Blüten und Zweige, weitere Ableger gebildet? Kann man für einen während der Schulzeit angesammelten Wissensbestand eine Wachstumsgeschwindigkeit orten und feststellen? Oder sind gewisse Wissensbestandteile später wieder abgestorben und verkümmert? Wenn ja, welche und warum? Wurden von der Schule angelegte Potenziale später ausgeschöpft? Wenn ja, in welchem Ausmaß? Fragen über Fragen, die von keiner noch so gescheiten Bildungskommission beantwortet werden könnten.
Beim Bildungserfolg geht es, wie man mit Blick auf derzeitige Diskussionen glauben könnte, nicht immer nur um Migrationshintergrund und soziale Herkunft als Bestimmungsfaktoren. Die zweite, ebenso bedeutsame Seite der Medaille ist die Schule an sich. Und hier insbesondere der sie tragende Lehrkörper. Benchmark-Vergleiche, SWOT- und GAP-Analysen gibt es allerdings nicht, geschweige denn Wissensbilanzen mit zielgenauer Identifizierung des Intellektuellen Kapitals. Klassentreffen wirken quasi wie ein Langzeitlabor weit über lediglich eine Funktion der Routine und Kontaktpflege hinaus.
Schulstruktur und Leistungserfolg – Wissenstransfer nicht per Monolog sondern im Dialog mit Koppelung zwischen Aneignung von Wissen und pädagogischer Kompetenz. Kernbotschaft einer Studie zu Ganztagsschulen: nicht Schulstrukturen entscheiden über Leistungserfolge, sondern vor allem die Qualität des Unterrichts sowie die Kompetenzen der Akteure. Keiner Schulform gelingt es, vom ökonomischen Status losgelöste Bildungserfolge zu erzielen. Ökonomischer Status und Schulabschluss hängen eng zusammen, Akteure sind für Bildungsgerechtigkeit entscheidend. Nicht die in einer Bildungseinrichtung verbrachte Zeit, sondern die Qualität der Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden entscheidet maßgeblich über Bildungserfolge. Computer, Internet oder Tablets revolutionieren das Lernen. Wichtig ist die Fähigkeit der Lehrer, solche Techniken in geeigneter Weise zu nutzen. Hierfür sind manchmal schon die Guten zu wenig: die Besten werden gebraucht. Was hat den größten Einfluss auf Lernende: Erfahrung oder Expertise? Erfahrung ist zwar wichtig für Expertise: aber Jahre von Schulerfahrung machen allein noch nicht zum Experten. So kann es durch sein, dass ein Lehrender zwar viele Jahre im Schuldienst verbracht hat, nach einer heutzutage anzulegenden Messlatte aber trotzdem nicht über das Niveau eines Hobbypädagogen hinausgelangt ist. Auf der anderen Seite zeigen manche Lehrer bereits nach ihren ersten Unterrichtsstunden, welch guter Pädagoge aus ihnen zu werden verspricht. Während Nichtexperten auf der Stufe von Reproduktion von Wissen stehen bleiben, beweisen Experten mit der Bewältigung immer neue herausfordernder Probleme ihre Qualität. Unterricht ist heute längst nicht mehr nur Monolog, sondern Dialog. Reformen der Bildungsstrukturen bewirken wenig, solange sie nicht von solcher Qualität der Lehrenden und deren im Schulalltag gezeigten Haltungen mit Leben gefüllt werden. Aneignung von Wissen in Unterrichtsfächern muss immer eng mit pädagogischer Kompetenz gekoppelt werden. Fachkompetenz verpufft wirkungslos, wenn Inhalte nicht entsprechend dargestellt und erklärt werden.
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„Jetzt, wenn auch die Babyboomer in Rente gehen, werden die auch bald hier im Sportstudio auftauchen“, sagte Fitnesssportler Björn.
„Wer ist denn so alles ein alter Babyboomer?“, fragte sein Kollege Mike.