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Fiktive Dialoge - ein paar Stunden Intensivcoaching Denkanstöße Wissensmanagement Storytelling Content Inspiration Diskurs DecisionSupport Gehirntraining - wenn es gut werden soll Verstehen lernen Vernetzt denken Potenziale ausschöpfen Komplexität reduzieren Gestaltbar machen Wissen transferieren
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Fiktive Dialoge – ein paar Stunden Intensivcoaching
Denkanstöße
Wissensmanagement
Storytelling
Content
Inspiration
Diskurs
DecisionSupport
Gehirntraining – wenn es gut werden soll
Verstehen lernen
Vernetzt denken
Potenziale ausschöpfen
Komplexität reduzieren
Gestaltbar machen
Wissen transferieren
Der Mensch neigt dazu, Erfolge sich selbst, Misserfolge eher widrigen Umständen zuzuschreiben. Aber es kommt nicht nur darauf an, erfolgreich gewesen zu sein. Wichtig wäre auch, einmal darüber nachzudenken, ob der Erfolgreiche diese Tatsache sich allein selbst zu verdanken hat. Wer heute in Bangladesh auf die Welt kommt, dessen IQ kann noch so hoch sein, dessen Ehrgeiz noch so stark und dessen Fleiß noch so ausdauernd: Es ist trotzdem unwahrscheinlich, dass er es im Leben genauso weit bringt wie einer, der zur selben Zeit in New York City auf die Welt gekommen ist. Ohne Gelegenheit bringt auch Können nichts. Und dieses Können verliert an Wert, wenn es nicht regelmäßig trainiert wird.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Kapitel 120
Kapitel 121
Kapitel 122
Kapitel 123
Kapitel 124
Kapitel 125
Kapitel 126
Kapitel 127
Kapitel 128
Kapitel 129
Kapitel 130
Kapitel 131
Kapitel 132
Kapitel 133
Kapitel 134
Kapitel 135
Kapitel 136
Kapitel 137
Kapitel 138
Kapitel 139
Kapitel 140
Kapitel 141
Kapitel 142
Kapitel 143
Kapitel 144
Kapitel 145
Kapitel 146
Kapitel 147
Kapitel 148
Kapitel 149
Kapitel 150
Kapitel 151
Kapitel 152
Kapitel 153
Kapitel 154
Kapitel 155
Kapitel 156
Kapitel 157
Kapitel 158
Kapitel 159
Kapitel 160
Kapitel 161
Kapitel 162
Kapitel 163
Kapitel 164
Kapitel 165
Kapitel 166
Kapitel 167
Kapitel 168
Kapitel 169
Kapitel 170
Kapitel 171
Kapitel 172
Kapitel 173
Kapitel 174
Kapitel 175
Kapitel 176
Kapitel 177
Kapitel 178
Kapitel 179
Kapitel 180
Kapitel 181
Kapitel 182
Kapitel 183
Kapitel 184
Kapitel 185
Kapitel 186
Kapitel 187.
Kapitel 188
Kapitel 189
Kapitel 190
Kapitel 191
Kapitel 192
Kapitel 193
Kapitel 194
Kapitel 195
Kapitel 196
Kapitel 197
Kapitel 198
Kapitel 199
Kapitel 200
Kapitel 201
Kapitel 202
Kapitel 203
Kapitel 204
Kapitel 205
Kapitel 206
Kapitel 207
Kapitel 208
Kapitel 209
Kapitel 210
Kapitel 211
Kapitel 212
Kapitel 213
Kapitel 214
Kapitel 215
Kapitel 216
Kapitel 217
Kapitel 218
Kapitel 219
Kapitel 220
Kapitel 221
Kapitel 222
Kapitel 223
Kapitel 224
Kapitel 225
Kapitel 226
Kapitel 227
Kapitel 228
Kapitel 229
Kapitel 230
Kapitel 231
Kapitel 232
Kapitel 233
Kapitel 234
Kapitel 235
Kapitel 236
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Kapitel 238
Kapitel 239
Kapitel 240
Kapitel 241
Kapitel 242
Kapitel 243
Kapitel 244
Kapitel 245
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Kapitel 247
Kapitel 248
Kapitel 249
Kapitel 250
Kapitel 251
Kapitel 252
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Kapitel 255
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Kapitel 259
Kapitel 260
Kapitel 261
Kapitel 262
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Kapitel 267
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Kapitel 275
Kapitel 276
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Kapitel 278
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Kapitel 280
Kapitel 281
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Kapitel 283
Kapitel 284
Kapitel 285
Kapitel 286
Kapitel 287
Kapitel 288
Kapitel 289
Kapitel 290
Kapitel 291
Kapitel 292
Kapitel 293
Kapitel 294
Kapitel 295
Kapitel 296
Kapitel 297
Kapitel 298
Kapitel 299
Kapitel 300
Kapitel 301
Kapitel 302
Kapitel 303
Kapitel 304
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Kapitel 308
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Kapitel 322
Kapitel 323
Kapitel 324
Kapitel 325
Kapitel 326
Kapitel 327
Kapitel 328
Kapitel 329
Kapitel 330
Kapitel 331
Kapitel 332
Kapitel 333
Kapitel 334
Sven hatte Jutta nach während seines Studiums in Frankfurt kennengelernt. Nach seinem Examen stellte er sich bei einer der großen, weltweit bekannten und renommierten Consulting-Firma vor. Vor ihm und etwa weiteren zehn Jahrgangsbesten lag eine glänzende Zukunft.
„Viele, die meinen, etwas von der Sache zu verstehen, sprechen von einem Epochenwechsel in der Erdgeschichte.“
„Ja und?“
„ Voraussetzung für einen solchen Epochenwechsel sind schwerwiegende Veränderungen.“
„Na ja, für den letzten Epochenwechsel war ja immerhin das Ende der Eiszeit nötig.“
„Ich bin beeindruckt, aber immerhin: die bisherige Erdepoche, das Holozän, neige sich in jedem Fall ihrem Ende zu.“
„Und weiter?“
„An seine Stelle trete nun angeblich eine neue Zeit.“
„Echt?“
„Ja, eben das Anthropozän.“
„?“
„In welcher der homo sapiens die entscheidende Gestaltungskraft der Erdoberfläche ist.“
„Das heißt?“
„Unser Beton, unser Plastik, unsere Radioisotope werden noch in Jahrtausenden Gesteinsformationen prägen, unser Kohlendioxid wird sich in den Erdbohrkernen der Antarktis finden.“
„Sofern dort dann überhaupt noch Eis liegen sollte.
Wissenstraining zielt vor allem auch auf Lebensführungskompetenz und Reflexionswissen. Eine pluralistische Gesellschaft zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie unterschiedliche Positionen und Anschauungen (religiös, politisch, weltanschaulich) in sich aufnimmt und anerkennt, dass keine dieser Perspektiven einen prinzipiellen Geltungsvorrang für sich in Anspruch nehmen kann. Im weiteren Sinne geht es um dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Gestaltungs- und Wahrnehmungsperspektiven.
Hatte jemand Erfolg im Leben aufgrund seiner Fähigkeiten, sozialen Geschmeidigkeit, Zähigkeit? Oder wurde er erst durch Intrigantentum erfolgreich? Oder war es letztendlich nur ein schlichter Zufall, der ihn nach oben brachte?
„Jedenfalls ist das ganze Berufsleben immer ein Wechselspiel aus Talent, Anstrengung und glücklicher Fügung.“
„Die sich aber nicht erzwingen lässt.“
„Die meisten Erfolgreichen neigen dazu, sich ihren Aufstieg als eigenen Verdienst anzurechnen und Glück oder Zufall zu unterschlagen.“
„Für den Karriereerfolg werden Leistungen oft überschätzt, der Zufall dagegen unterschätzt.“
„Dass jeder seines Glückes Schmied ist, ist ein Motivationstreiber, der die Wirtschaft in Schwung hält“.
„Allerdings sind Karrieren, die nur auf Glück und Zufall beruhen, auch nicht unbedingt der Normalfall.“
„?“
„Ohne Intelligenz, Wissen und Einsatz kommt auch keine Karriere zustande.“
„Eben, wie heißt es so schön? Von nichts kommt nichts.“
„Von der Schule über die Universität bis hin zur Mid-Career-Weiterbildung an der Business School – alles das vergessen wir nicht.“
„Aber?“
„Die kleinen Zufälle, die womöglich die Karriere entschieden haben, blenden wir aus“.
„Zufall und Glück lassen auch den Untüchtigen den Trost der Ungerechtigkeit der Welt.“
“Wer den Zufall ausmerzen wollte, müsste alle Neugeborenen ihren reichen Eltern entziehen und sie in internationalen Erziehungscamps nach identischen Methoden aufwachsen lassen“.
Das erste Jahr betrachtet man bei der Consultingfirma als eine Art Grundausbildungszeit. Sven arbeitete sechs Tage pro Woche, zehn bis zwölf Stunden am Tag. Sonntags traf er sich mit Jutta. Sie dachten, wenn sie heirateten, würden sie mehr Zeit füreinander haben. Als der erste Glanz verblasst war, arbeitete Sven wieder mehr als sechzig Stunden die Woche. In den ersten Monaten hielt Jutta sich tapfer, aber nach und nach wurde sie es leid, ständig vernachlässigt zu werden. Sven konnte sie verstehen, doch in den nüchternen Büros der Firma war man über Klagen junger Mitarbeiter nicht erbaut. Weniger als zehn Prozent der Berufsanfänger erklomm die Stufe eines Senior Managers oder wurde in den exklusiven Kreis der Partner aufgenommen, und so war die Konkurrenz gnadenlos. Die Belohnung für zahllose Entbehrungen und Anstrengungen war allerdings dementsprechend hoch – ein Jahresgehalt im hohen sechsstelligen Bereich. Und die Abrechnung möglichst vieler honorarfähiger Stunden erschien wichtiger als eine glückliche Ehefrau. Sven dachte nicht einmal im Traum daran, darum zu bitten, seine ihm auferlegten Vorgaben auf ein erträgliches Pensum zu verringern.
„Ein kluger Mann soll einmal geraten haben, dass alles, was man sagt, wahr sein sollte, aber dann man nicht alles, was wahr ist, auch sagen sollte.“
„Dabei steht fest: Ob in der Politik, im Privatleben, in der Wirtschaft oder im Sport – gelogen wird überall.“
„Lediglich das Ausmaß und deren Häufigkeit variieren?“
Als der Begriff „Aktienfonds“ auf den Finanzmärkten noch kaum bekannt war und noch nicht zum alltäglichen Wortschatz zählte, wurde in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von einem ehemaligen amerikanischen Sozialarbeiter die Finanzfirma Investors Overseas Services gegründet. Deren IOS-Fonds galt seinerzeit als äußerst attraktiv und versprach eine hohe Rendite.
Zigtausende Anleger steckten ihr Geld in jene IOS-Fonds, darunter auch viele prominente Deutsche. Zu besten Zeiten lagen vier Milliarden Dollar in dem Fonds, doch am Ende war alles futsch. Ein Teil des Vermögens schmolz im Börsenabschwung von 1970 dahin, den Rest erledigte der Amerikaner Robert Vesco, der sich mit windigem Geschäftsgebaren als Retter in der IOS-Not anbot aber nichts anderes machte, als die Fonds zu plündern. Wobei es ihm gelang, Anleger dabei so unter Druck zu setzen, dass deren hochwertige Wertpapiere auf seine zwielichtigen Unternehmen und Konten umgeschichtet wurden. Als die Sache aufflog, hatte sich der „IOS-Retter“ längst nach Kuba abgesetzt, wo er wegen Drogenhandel und Betrug viele Jahre in Haft saß.
„Das sind doch aber alles olle Kamellen.“
„Stimmt, aber das Muster gleicht sich oft.“
„Wie denn?“
„Wobei man grundsätzlich viele Dimensionen des Lügens beachten muss.“
„?“
„Da ist zum einen der Gewinn, den man aus der Lüge zieht.“
„Richtig, je höher der potenzielle Gewinn, umso größer der Anreiz zum Lügen.“
„Das zweite Element einer Lüge ist ihre Offensichtlichkeit.“
„Also wie leicht man Gefahr läuft, von anderen Menschen als Lügner erkannt zu werden?“
„Ja, je offensichtlicher desto höher sind die Hürden, zu lügen.“
„Aber es lügt sich leichter, wenn man für die Lüge eine Rechtfertigung findet.“
„Einen weiteren Einfluss auf die Wahrheitsliebe dürfte auch die potenzielle Bestrafung, sowohl materiell als auch immateriell, haben.“
„Wie denken eigentlich Aufsteiger selbst über die Gründe ihres Aufstiegs?“
„Weiß ich auch nicht so genau. Im Alter von sechzehn Jahren wertet man vielleicht Fleiß vor Begabung deutlich vor dem Einfluss von Herkunft und Glück.“
„Und später?“
„Bis zum dreißigsten Lebensjahr nimmt dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten allerdings ab.“
„Und externe Einflüsse werden ihrer Bedeutung nach für den beruflichen Erfolg höher eingestuft?“
„Wahrscheinlich, und steigt man weiter auf, erfährt man eine zunehmende Bedeutung der Herkunft sowie der Unwägbarkeiten des biographischen Zufalls.“
Jutta war am Ende ihres ersten Ehejahres unglücklich, sie und Sven fingen an, sich immer häufiger zu streiten. Sie wollte nicht mehr nur zuhause sitzen und nur auf Sven warten, wenn dieser spätabends müde aus dem Büro oder von seinen immer häufigeren Außeneinsätzen heimkehrte. Und da sie fand, sie könne genauso egozentrisch sein, bewarb sie sich um eine Stelle als Redaktionsassistentin bei einer großen Tageszeitung. Trotz aller Unkenrufe ihrer Freundin bekam sie die Stelle und konnte sie sofort antreten. Sven hielt das für eine sehr gute Idee. Es befreite ihn von vielen seiner Schuldgefühle.
„In der Schule war das Ziel nicht die Rekrutierung künftigen Fachpersonals.“
„Richtig, das Leitbild für den Chemieunterricht sind ja nicht künftige Chemiker, für den Musikunterricht nicht künftige Musiker und für den Religionsunterricht nicht zukünftige Theologen.“
„Erst einmal ging es um die Erlangung von Fachexpertise.“
„?“
„Um später einmal mit Experten kommunizieren zu können, ohne selbst ein Experte sein zu müssen.“
„Man sollte also vor allem erst einmal in die Lage versetzt werden, sich ein eigenes Urteil bilden zu können.“
„Das ist auch gut so, denn werden Akademiker in ihrem Berufsleben mit ersten Führungsaufgaben konfrontiert, merken sie sehr schnell, dass sie mehr als nur exzellentes Fachwissen benötigen.“
„Und wollen wir Erfolg haben, müssen wir auch an unserer Führungs- und Sozialkompetenz arbeiten.“
„Klar.“
„ Gefragt sind nämlich keine stromlinienförmigen Karrieristen, sondern eher Andersdenker.“
„Auch mit Ecken und Kanten?“
Gut dran sind für einen anspruchsvollen Beruf dann die, die im Rahmen ihrer Bildung bereits Lebensführungskompetenz erworben haben und ein Leben vorweisen anstatt nur einen Lebenslauf.
In einer mehr und enger verflochtenen Weltwirtschaft werden kreative Köpfe gesucht: gebraucht werden Transnationalität, Interdisziplinarität und Praxisbezug.
„Vielleicht sollte man sich ja einmal fragen, ob es vielleicht ein so seltener Zufall war, der sich im gesamten Universum nur einmal abgespielt hat, der zur Entstehung des Lebens geführt hat?“
„Dann wären wir ja ganz allein!“
„Oder war es in einer ähnlich zusammengesetzten Ursuppe auf einem ähnlich beschaffenen Himmelskörper tatsächlich unvermeidlich, dass sich aus Materie Leben formt?“.
„Hat es vielleicht ein Programm gegeben, nach dem der Mensch bereits im Urknall angelegt war?“
„?“
„Und haben vielleicht die physikalischen Bedingungen für Konvergenz gesorgt?
„Dafür, dass alles so kam, wie es kommen musste?“
„Na ja, die durchschnittliche Überlebensdauer einer Säugetierart hat in der Vergangenheit bei einer Million Jahren gelegen.“
„Danach hätte der Mensch seine beste Zeit ja noch vor sich.“
„Warten wir´s ab. Aber wir Menschen sind keine passiven Teilnehmer der Geschichte, die Dinge einfach hinnehmen, wie sie sind.“
„?“
„Dank seiner ausgeprägten Erfindungsgabe greift der Mensch schon immer überall ein.“
„Und das nicht immer zu seinen Gunsten“.
Der menschliche Geist ist eine zweischneidige Waffe. Er hat gleichzeitig den Himmel und die Hölle auf Erden geschaffen. Vom mit Röhren betriebenen Computergerät ENIAC, das nicht weniger als 27 Tonnen wog, hat es bis zum Smartphone („das rund tausendmal schneller arbeitet und zwei Millionen Mal mehr Speicherplatz besitzt als der Computer, der die amerikanische Apollo-Rakete samt deren Besatzung zum Mond und wieder zurück begleitet hat) gerade einmal siebzig Jahre gedauert. Roboter erledigen anstelle von Menschen immer mehr Aufgaben. Ob künstliche Intelligenz dem Menschen einst über den Kopf wächst, muss sich noch zeigen.
„Eine dem Menschen weit überlegene Denkmaschine würde sich daranmachen, den Urgrund allen Seins zu ergründen und das Universum mit Bewusstsein zu fluten“.
„Jedenfalls sind im Zeitalter des Internet als globales Kommunikationsmittel Informationen zum wichtigsten Rohstoff geworden.“
„Signale, die man erst aus dem Rauschen der Umgebung herausfiltern muss.
Nach drei Jahren in der Firma hatte es Sven zum Manager-Titel gebracht und stand vor der Beförderung zum Senior Manager, steuerte vielleicht sogar irgendwann auf eine Partnerschaft zu. Allerdings würde er dann noch härter arbeiten müssen als bisher.
Auch Jutta ging in ihrer Arbeit auf, und so gaben sich beide einer jetzt schon als extrem zu nennenden Arbeitssucht hin. Sie hörten auf, sich zu streiten, trieben aber immer weiter auseinander.
Es scheint so, dass wir die erste neue Erdepoche haben, die eine Konsequenz des eigenen Handelns ist. Ist es wirkliche eine Epoche, in der Wünsche, Pläne, Wissen und Handlungen einer einzigen Spezies den Fortgang der Erdgeschichte beeinflussen? Architekten entwerfen Städte, die sich in den Stoffwechsel der Biosphäre integrieren, Wissenschaftler suchen nach einer Antwort, wie lang und gewaltig der Hebel ist, mit dem die heutigen Industriegesellschaften Einfluss auf Klima, Evolution und geologische Beschaffenheit der künftigen Erde nehmen.
Sven meint: „Die Pandemie verwandelt doch die ganze Erde in ein riesiges Experimentierfeld.“
„Zu spekulieren, wie die Gegenwart aussähe, wenn die Vergangenheit anders verlaufen wäre, ist ein schwieriges Unterfangen.“,
antwortet Jutta.
„Gilt das auch für den Versuch, aus einem nicht eingetretenen Gefahrenszenario auf die Wirksamkeit eingesetzter Vorbeugemaßnahmen zu schließen?“
„Bei einer Antwort auf derartige Fragen wir man nie jeden Zweifel ausräumen können.“
„Ein Experimentierfeld, auf dem jedes Land auf andere Weise vorgegangen ist und oder einen anderen Verlauf der Infektionsausbreitung erlebt hat.“
„Vor dem Hintergrund einer durch die klassische Physik geprägten Denkweise neigt man dazu, in stabilen Kausalzusammenhängen zu denken.“
„Um dabei klare Vorhersagen mit einfach handhabbarer Unsicherheit zu erwarten?“
„Ja vielleicht, doch die Welt besteht eben nicht aus elastischen Stößen und starren Körpern. Im Gegenteil: fast immer hat man es mit komplexen, nicht linearen Systemen zu tun, die vielfach in sich rückgekoppelt und in ständigem Wandel befindlich sind.“
„Die massive Nutzung numerischer Simulationen auf Expertenebene ist hierauf doch eine logische Reaktion.“
„Das heißt, die Erwartungen greifen zu kurz, Prognosen auf der Grundlage wissenschaftlicher Modelle eins zu eins in konkrete Handlungen übersetzen zu können?“
„Im realen Leben ist Unsicherheit eben kein störendes Nebengeräusch objektiver Wahrheiten, sondern ein zentraler Bestandteil des angestrebten Erkenntnisgewinns.“
„Wer also darauf wartet, dass die Unsicherheit als solche ausgemerzt wird, läuft Gefahr, das Zeitfenster wirksamen Handelns zu verpassen.“
Mit immer mehr von Big Data schwillt auch die Quantifizierung von Wahrscheinlichkeitskriterien und möglicher Berechnungen hieraus an. Die Frage lautet: können wir unsere Zukunft mit Hilfe einer Wahrscheinlichkeitsrechnung besser erkennen oder gar verstehen lernen?
„Es zählt ja schon fast zum Alltag der digitalen Revolution, wenn Algorithmen aus im Netz gesammelten Daten berechnen, was Menschen wahrscheinlich in Zukunft kaufen oder tun werden.“
„Genau, würden Algorithmen nämlich die Handlungen von Personen mit Verbrechensstatistiken verknüpfen, könnte es leicht sein, dass dieser oder jener unter Verdacht und Beobachtung gestellt würde: nicht, weil jemand dies oder das getan hätte, sondern weil dieser jemand es mit dieser oder jener Wahrscheinlichkeit tun könnte.“
„Im Kern geht es doch um die Frage: wie berechenbar ist unser Leben?“
„Sehr wahrscheinlich ist: was die Verlässlichkeit freihändiger Ahnungen und Schätzungen anbelangt, scheinen mathematische Verfahren der Wahrscheinlichkeitsrechnung eher im Vorteil und überlegen zu sein.“
„Nüchternes Kalkül ist eben manchmal besser als Erfahrungswissen.“
„Umgekehrt kann aber auch eine kalt kalkulierte Wahrscheinlichkeitsrechnung in die Irre führen.“
„Stimmt, wenn nämlich hierbei zugrunde gelegte empirische Parameter falsch gesetzt wurden.“
„Philosophisch betrachtet könnte man Wahrscheinlichkeit auch als den Grad des Glaubens an die Wahrheit definieren.“
„Es gibt wohl auch so etwas wie eine beobachtungsabhängige subjektive Wahrscheinlichkeit.“
„Eines jedoch ist sicher und nicht nur wahrscheinlich.“
„?“
„Es gibt immer nur ein begrenztes Wissen über die Zukunft.“
Der Himmel hatte sich verdunkelt, und der Schnee fiel dicht. Um sechs war die Stadt praktisch menschenleer. Als Sven wieder einmal noch abends in die Firma fuhr. Ein Mann vom Sicherheitsdienst in der Lobby sagte ihm, dass viele der anderen Büromitarbeiter bereits gegangen seien. Ordentlich aufgereiht lagen auf seinem Schreibtisch ein Dutzend Anrufnotizen. Jeder Consultant in der Firma bewahrte die Unterlagen für aktuelle Fälle im Büro auf.
Ist das Coronavirus als Schwarzer Schwan einzustufen? Der Schwarze Schwan gilt nicht nur für Finanzmärkte, sondern für alle Ereignisse, die Regeln radikal verändern. Zum Beispiel auch: Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Terroranschläge vom 11. September 2001, der Börsenkrach von 1987, die Erfindung des Internets.
„Es gilt die Logik fraktaler Zufälligkeit und die Nicht-Anwendbarkeit von Glockenkurven der Gauß´schen Normalverteilung.“
„?“
„Kurz gesagt: die Unfähigkeit, Schwarze Schwäne vorherzusagen.“
„?“
„Beispiel Truthahn, der zeit seines Lebens von den Menschen gemästet wird und bis zum 1000. Tag nur optimistisch in den nächsten Tag geht.“
„Der aber ist Thanksgiving!!“
„Genau: Seine Zuversicht wuchs mit der Zahl der freundlichen Fütterungen.“
„Und, er fühlte sich immer sicherer, obwohl seine Schlachtung immer näher rückte.“
„Sein Gefühl, in Sicherheit zu sein, erreicht also gerade dann einen Höhepunkt, als das Risiko am größten war.“
So ergeht es auch ganzen Gesellschaften, die bis zum Vorabend eines Börsenkrachs, des Ausbruchs eines Krieges oder einer gefährlichen Pandemie sicher zu sein glauben, dass es auch am nächsten Tag noch ebenso gut weitergehen wird. Die Frage ist, ob man aus dem Unwissen über das, was morgen eintritt, Kapital schlagen kann. Wobei man sich darauf einlassen muss, dass Beobachtungen aus der Vergangenheit nicht immer auf die Zukunft übertragen werden können. Aus der Sicht des Truthahn betrachtet ist die ausbleibende Fütterung am 1001. Tag ein Schwarzer Schwan.
Sven hängt seinen Gedanken nach und denkt, dass sich überall immer mehr Anzeichen für eine Durchökonomisierung aller Lebensbereiche zeigen, mit Geschmeidigkeit und Mainstream-Denken.
„Von Nostalgie spricht man, wenn in der Erinnerung alles schöner und besser war.“
„Also vergangene Zeiten idealisiert und verklärt reflektiert werden?“
„Eben das sogenannte Golden Age“.
„Nostalgie muss aber nicht heißen, dass man sich ein Leben ohne Apple-Uhr vorstellen kann?“
„Ohne eine Uhr: die Schritte zählt, Termine organisiert, Nachrichten verschickt, Wege findet, Grüße per Druck aufs Handgelenk sendet oder den Herzschlag ihres Trägers aufzeichnet?“
„Genau, und Nostalgie muss auch nicht heißen, dass man sich kein Leben mehr mit Bargeld vorstellen kann.“
„Echt, ohne mobiles und kontaktloses Bezahlen?“
Dinge der digitalen Revolution schleichen sich immer nach dem gleichen Muster in das tägliche Leben: es beginnt mit einigen Technik-Freaks, wird dann zum Statussymbol für wohlhabende Fortschrittsfreunde und macht dann selbst Kinder süchtig. Niemand möchte in den Verdacht geraten, mit dem rapiden „Fortschritt“ nicht im reinen zu sein.
Ein Schwarzer Schwan lässt sich am besten ausschalten, wenn man für alle Möglichkeiten offen ist. Je mehr man zusammenfasst und mehr Ordnung man hineinbringt, desto niedriger wird die Zufälligkeit. Was dazu verführt, zu denken, dass die Welt nicht so zufällig ist wie in Wirklichkeit.
„Dann ist der Schwarze Schwan das, was man im Rahmen einer systematischen Vereinfachung glaubt, weglassen zu können.“
„Wenn man so will, wird die Schwärze des Schwans jeden Tag neu vermessen.“
„Das Internet der Dinge verspricht ja wahre Wunderding.“
„?“
„Wie schlaue Häuser, selbstfahrende Autos, den Schlaf steuernde T-Shirts, Puls messende Pflaster, selbst nachbestellende Kühlschränke oder Autos aus dem 3D-Drucker.“
„Es gibt aber keinen anderen Fortschritt als den, den es gibt.“
„Die Gegenwart war also schon alternativlos, als sie noch Zukunft war?“
Die 60er Jahre waren eine Ära schöpferischer Zerstörung angeblicher kapitalistischer Systemzwänge. Die Diktatur der Ökonomie über die Menschen wurde vor dem Hintergrund stetigen Wachstums für endgültig besiegt erklärt. Aus heutiger Sicht scheint es, dass dies nur eine Zwischen- und Übergangsphase war, denn: Erwerbsarbeit dringt mittlerweile tiefer denn je in das Alltagsleben ein, Aufbau von Humankapital ist zu einem zentralen Thema geworden.
„Karriereplanung beginnt ja bereits im Kindergarten.“
„Das Individuum verwirklicht sich in seiner höchsten Form als Ich-AG.“
„Das heißt?“
„Konsum wird grenzenlos.“
Die Durchökonomisierung aller Lebensbereiche schreitet fort.
Dabei muss man sich weniger Gedanken wegen der angekündigten sensationellen Risiken machen, sondern mehr um die versteckten, meist bösartigen Risiken. Um die Zukunft vorherzusagen, greift man auf die Beobachtung der Vergangenheit zurück.
„In einem Münzwurfspiel aber ist die Erinnerung nicht von Bedeutung, die Gegenwart hängt nicht von der Vergangenheit ab. „ „Es gibt keine Erinnerung?“
„Nein, oder wenn man eine Warteschlange vor einem Schalter beobachtet, hängt die Wartezeit eines Kunden, der sich zu einem beliebigen Zeitpunkt einreiht, wenn der Vorgang bei jedem Kunden gleichlang dauert, lediglich von der Länge der Schlange in genau diesem Augenblick ab.“
„?“
„Man muss nämlich nichts darüber wissen, was seit der Öffnung des Schalters passiert ist.“
„?“
„Die Erinnerung beschränkt sich auf die Erfassung des gegenwärtigen Zustandes.“
„?“
„Und dieser wird einzig und allein durch die gegenwärtige Länge der Schlange und nicht durch die Abfolge vergangener Zustände bestimmt.“
Lernmodelle basieren dagegen auf meist sehr weit zurückreichende Erinnerungen: Was aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit stammt, hat in der Gegenwart immer noch einen großen Einfluss.
Die Menschheit stößt heute mehr Kohlendioxid aus alle Vulkane der Welt zusammen, die Biomasse des Menschen macht neunzig Prozent der Masse aller Säugetiere aus (vor zehntausend Jahren waren es noch 0,1 Prozent). In der „Epoche der Menschheit“ haben die Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf die Zukunft weitaus stärker zugenommen als früher, als die Siedlungen der Menschen noch winzige Inseln im Ozean der Natur waren. Es gilt Konsequenzen zu bedenken, die jetzt nicht eintreten, aber später. Konsequenzen, die jetzt noch keine Kosten verursachen, aber später (umso mehr).
„Jedes Zeitalter ist von einer ganz bestimmten Dimension von Risiken geprägt.“
„?“
„Je nachdem, welche Risiken vorherrschen.“
„Unabhängig davon, ob sie auf natürlichen Ursachen beruhten oder aus menschlichem Handeln resultierten?“
„ Den Anteil, den man der Natur einräumt, hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.“
„?“
„Man geht heute davon aus, dass die Menschen selbst für die Umweltschäden verantwortlichen sind.“
Im Laufe der Zeit entwickelten sich neue Vorstellungen und Haltungen: man begegnete Risiken mit dem Bewusstsein, dass man zu handeln in der Lage war, woraus eine auf Vorsicht basierende Gesellschaft hervorging. Diese Vorsicht umfasst alles, was man als nicht mathematisierbares Risiko ansieht. Wobei es widersprüchliche, paradoxe Beispiele beispielsweise in Amerika zu besichtigen gibt: einerseits sind zig Millionen Amerikaner im Krankheitsfall ohne Versicherungsschutz, andererseits aber ist das Sicherheitsdenken bei medizinischen Risiken oder beim Verbraucherschutz geradezu maßlos.
„Krisen sind zum fast schon gewohnten Begleiter geworden.“
„Die Welt als globale Maschine zur Verwertung von Kapital?“
„Ja, und das auch noch vor dem Hintergrund entfesselter Geld- und Schuldenproduktion.“
Risikosituationen sind an ein Möglichkeitsspektrum gebunden, das von einer Wahrscheinlichkeit bestimmt ist. Beim Lottospiel ist die Wahrscheinlichkeit jedes Ergebnisses bekannt. Der damit verbundene Gewinn oder Verlust steht fest, sobald die Gesamtsumme der Einsätze bekannt ist. Im Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit von Vulkanausbrüchen unbekannt. Zudem ist auch niemand in der Lage, die zufälligen Verluste an Menschenleben und die materiellen Schäden zu beziffern, die ein Ausbruch mit sich bringen würde.
„Man kommt ja kaum noch hinterher, wie ein sich immer schneller aufschaukelnder Wandel Wirklichkeit wird.“
„Ja, während man sich noch wundert, steht bereits die nächste technische Neuerung oder gar Revolution ins Haus.“
„Kaum jemand blickt noch durch, wie alle diese neuen Apparate die Welt verändern“
„Und was sie mit ihren Benutzern machen.“
„Mit denen, die unaufhörlich analysiert und optimiert werden?“
„Und auch mit denen, die glauben, sich den Veränderungen durch Nichtbenutzung entziehen zu können.“
Auf dem Weg zur globalen Digitalkommune könnte es aber durchaus sein, dass Menschen sich hierbei ihre Daten nicht mehr auf Dauer wegnehmen und für kommerzielle Zwecke benutzen lassen.
Der Mensch gestaltet die Erdoberfläche nicht nur durch Wälder, Städte, Straßen, Äcker, Brücken oder Gebäude, sondern ganz profan und klein auch direkt vor der Haustür durch Gärten. Wie kommen die mit Veränderungen wie dem Klimawandel zurecht? Nach einem nassen Winter ist der Boden vollgesogen, der Rasen verwandelt sich in Matsch. Doch nicht mehr lange, dann brennt die Sonne und verwandelt bis dahin grüne Halme in Stroh.
„Die Welt wird sich aber kaum dadurch retten lassen, indem eine Informatikerkolonie laufend neue Apps gegen Alltagsprobleme programmiert.“
„Und warum nicht?“
„Es scheint ein Punkt erreicht, an dem verschiedenste Thesen aufeinanderprallen.“
„Zum Bespiel?“
„Beispielsweise erdachte Szenarien von übermorgen, die man erst nach Jahrzehnten widerlegen könnte.“
„Das heißt erst dann, wenn es zu spät ist, an den Entwicklungen noch etwas zu ändern.“
„Vor solchem Hintergrund wären manche Nostalgie und Rückbesinnung eher von Vorteil.“
Angesichts ihrer Smartphones hätte es für Sven und Jutta ganz einfach sein müssen, miteinander in Verbindung zu bleiben. Doch in ihrer Ehe war nichts einfach. Gegen neun Uhr telefonierten sie schließlich miteinander. Jutta war erschöpft von einem Arbeitstag, der vielleicht noch anstrengender war, als der von Sven es je hätte sein können. Es war ein Spiel, das beide bis an die Grenze ausreizten: Meine Arbeit in der Redaktion ist wichtiger, nein, meine Arbeit in der Firma ist noch wichtiger.
Jutta fuhr einen Smart und angesichts des schlechten Wetters machte sich Sven ein wenig Sorgen um sie. Sie würde in einer halben Stunde fertig sein, etwa die Zeit, die Sven brauchte, um sie im Büro abholen zu können. Sie würden versuchen, sich auf ein Restaurant zu einigen. Sollte ihnen das nicht gelingen, würden sie sich etwas in der Pizzeria bestellen.
„Das Unperfekte und selbständiges Denken – bequem in der sicheren Masse.“
„ Wie man wohnt, ist nicht nur eine Form von Lebensstil, sondern könnte auch Art von Denken abbilden.“
„In Perfektion erstarrt.“
„?“
„Nach einem Es-muss-alles-zueinander-passen-Konzept durchkomponierte Wohnlandlandschaften.“
„Vom Leben gezeichnet: eine gute Einrichtung ist nicht unpersönlich, denn behaglicher wohnen die Unperfekten.“
„Es sind meist Unkonventionelle, die Brüche lieben.“
„Und wie?“
„Nicht, um einem gerade angesagten Trend zu folgen, sondern weil es ihre Vielseitigkeit abbildet.“
„In Wohnungen von Must-have-Kreisen bleibt nichts dem Zufall überlassen.“
„Genau, Möbel haben schlicht, funktional und elegant zu sein.“
„So ist es, und nur ausgewählte Materialien kommen ins Haus, weniger bedeutet mehr.“
„Und passend hierzu cool-konfektionierte und auf Hochglanz polierte Küchen. Mit dem sterilen Charme, dass darin nur selten gekocht werden dürfte.“
„Und Bücher: wenn überhaupt, höchstens als repräsentative Bildbände im Hochglanzdruck.“
„Aber alltagstaugliche Sachbücher, Romane, Krimis? Weit und breit keine Spur hiervon.“
„Wahrscheinlich alle auf E-Readern gespeichert?“
„Auf perfekte Weise würde dies einer ziemlich gleichförmig erscheinenden Managerelite entsprechen.“
Gradlinigkeit oder heiße Eisen anpacken stehen auf der Rangskala der begehrtesten Managerqualifikation nicht an oberster Stelle. Dort zählen wie in der Politik ganz andere Maßstäbe: Geschmeidigkeit, äußerlich wie innerlich. Unangenehme Wahrheiten werden nicht (oder nur so, dass sie niemand versteht) ausgesprochen. Empörung tritt nur in Grenzen und wenn überhaupt, dann nur gefiltert und zeitverzögert ein.
„Günstiger ist es allemal, keine Entscheidung zu fällen als eine fatale.“
„Wen sollte es daher wundern, wenn bereits viele Jugendliche möglichst konform sein wollen.“
„Stimmt, es ist bequem und tut nicht weh.“
„Man hat eben auch Angst, zu versagen.“
„Angst aufzufallen.“
„Anzuecken.“
„Anders zu sein.“
„Will man sich in der sicheren Masse bewegen, darf Selbständigkeit nicht den Rahmen sprengen.“
„Die Masse lebt geradezu davon, dass niemand von der Norm abweicht.“
„Niemand widerspricht.“
„Niemand einen anderen übertrifft.“
„Die Masse, sie hält alle klein.“
„Das macht sie ja auch so angenehm.“
Mainstream-Denken ist durchaus nicht neu. Da mögen sich die heute Älteren noch so stolz an ihre rebellische Jugendzeit erinnern. Denn: alle rebellierten damals, also rebellierte man eben auch in der Masse schwimmend mit. Und jetzt tut man es eben nicht mehr: also tut man es also auch nicht mehr. Für viele scheint zu gelten: Erwartungen sind etwas, dem man zu folgen und die man ohne wenn und aber zu erfüllen hat.
Sven ordnete die Papiere und Gegenstände auf seinem Schreibtisch. Man erwartete, dass er zweitausendfünfhundert Stunden pro Jahr in Rechnung stellte. Wenn man fünfzig Stunden pro Woche zugrunde legt, waren das fünfzig Stunden pro Woche. Sein durchschnittlicher Honorarsatz lag bei dreihundert Euro pro Stunde. Das hieß, dass er seiner Firma jährlich siebenhundertfünfzigtausend Euro einbrachte. Davon bekam er hundertfünfzigtausend sowie einen Bonus von vierzigtausend. Zweihunderttausend entfielen auf laufende Kosten, und der Rest ging an die Partner und wurde jährlich nach einem unglaublich komplizierten Schlüssel aufgeteilt, über dessen Festlegung regelmäßig gestritten wurde. Das war der Traum, der Sven und alle Kollegen zu allen Tages- und Nachtzeiten an den Schreibtisch fesselte.
„Und dann Corona.“
„?“
„Suspendierung eines gewohnten Weltbildes.“
„Nicht nur für den Staat, sondern auch für jeden Einzelnen stellen sich plötzlich grundsätzliche Fragen.“
„Zum Beispiel?“
„Worauf kann man sich eigentlich stützen, wenn man einschätzen will, was verhältnismäßig, was gefährlich, was notwendig oder was überhaupt real ist.“
„Und?“
„Wie verlässlich sind Aussagen der Wissenschaftler, wenn sich viele Unbekannten laufend ändern.“
„Das andere ist, was aus diesen Einsichten für das Leben folgen soll, wie sie in ein Verhältnis zu dessen anderen Elementen zu bringen sind.“
In ruhigen Zeiten darf man die Konventionen und Gewohnheiten des Lebens ruhig auch mit diesem selbst gleichsetzen und auf seine Pläne, seine Ansichten, d.h. seine Identität bauen. Doch in einer Zeit der unmittelbaren Bedrohung des Lebens ist das so einfach nicht möglich.
In einer Pandemie sieht man sich urplötzlich gezwungen, gewohnte Schemata zu vergessen, um einzelne Facetten -so unterschiedliche, aber eng zusammenhängende Aspekte wie Gesundheit, Arbeit, Schule, Geld, Sicherheit, Beziehungen zu anderenin ein neues Verhältnis zueinander zu bringen. Was ist notwendig, was ist verzichtbar? Wie wirken die einzelnen Teile aufeinander ein?
„Wissen ist die einzige Ressource, die sich durch Gebrauch vermehren lässt.“
„Ja und?“
„Nur wer schnell und einfach auf Vorhandenes zurückgreifen kann, gewinnt Freiräume für kreative neue Lösungswege.“
„Das heißt?“
„Je besser es gelingt, Wissen zu lokalisieren und gezielt einzusetzen, desto mehr kann man sich gegenüber den weniger wissensbewussten Anderen absetzen.“
„Das benötigte Wissen sollte aber auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sein.“
„Unbedingt, aber trotz zahlreicher Einzelaktivitäten im Zusammenhang mit dem Zukunftsrohstoff „Wissen“ gibt es oft noch Lücken, die eine bestmögliche Ausschöpfung der in ihm steckenden Entwicklungspotentiale behindern.“
„?“
„Insbesondere fehlt vielfach noch ein in sich schlüssiges Konzept und Instrument, mit dem sich alle Einzelkomponenten des Intellektuellen Kapitals vollständig und mit einheitlicher Systematik abbilden lassen.“
Auch die Gesellschaft als Ganzes muss plötzlich Prioritäten setzen, an sie gerade noch nicht denken zu müssen meinte und die vieles vermeintlich Selbstverständliche in Frage stellen. Wie beim Klimawandel kommt es darauf an, die Natur als eine Wirklichkeit jenseits von Denkschablonen zu akzeptieren und das Leben neu darauf einzustellen.
Der individualistischen Gesellschaft wird nicht nur eine Umstellung vieler einzelner Lebensgewohnheiten abverlangt, sondern auch eine zumindest zeitweise Suspendierung ihres gewohnten Selbstbildes. Tatsächlich gab es noch im neunzehnten Jahrhundert Unklarheiten darüber, wie Seuchen übertragen werden.
„Mit einem einfachen Modell versuchte man die für die Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit relevanten Faktoren mathematisch zu erfassen.“
„Und wie?“
„Durch Einteilung der Bevölkerung in drei Gruppen.“
„?“
„Die Empfänglichen, die Infizierten und die Immunisierten.“
„?“
„Mit Hilfe von Differentialgleichen konnte man beschreiben, wie sich die Zahl der Personen in diesen Gruppen mit der Zeit ändert, wenn die Ansteckung Gesunder durch Infizierte von Dauer und Grad der Infektiosität sowie der Kontakte beider Gruppen gesteuert wird.“
„Modelle dieser Art werden heute als SIR-Modelle bezeichnet.“
„Und sind auch mit relativ geringem Rechenaufwand zu nutzen.“
„Und erfordern nur wenige Eingangsparameter. Angesichts ihrer langjährigen Verwendung ist über sie ein großes Erfahrungswissen verfügbar.“
„Doch haben SIR-Modelle ein großes Defizit:“
„Echt?“
„Ja, weil sie davon ausgehen, dass sich Infizierte und Gesunde homogen mischen. dass also die Wahrscheinlichkeit für alle noch nicht Erkrankten einer bestimmten Gruppe sich anzustecken, gleich groß ist..“
Nicht erst seit Corona weiß man, dass die komplexe Netzwerkstruktur sozialer Kontakte eine große Rolle für die Ausbreitungsdynamik einer Epidemie spielt, ebenso wie die geographische Verteilung der Bevölkerung. Komplexe Simulationen, die länderspezifische Informationen wie die regionale Bevölkerungsdichte, mittlere Länge von Arbeitswegen, typische Reisewege, Haushaltsgrößen oder auch das jeweilige Ausbildungssystem abbilden können, sind jedoch rechnerisch sehr aufwendig. Um beispielsweise zu analysieren, welche Auswirkungen bestimmte Maßnahmen wie die Isolation und Quarantäne von Infizierten und deren Kontaktpersonen haben.
„Jedes Modell, welches auch immer, hat Schwachstellen.“
„Die Kunst ist, ein Modell so zu nutzen, dass solche Schwachstellen für die resultierenden Prognosen möglichst wenig ins Gewicht fallen.“
„Die nicht vorhandene, unsichtbare Wahrnehmung wird gefühlt durch die Maschine Zufall ersetzt.“
„?“
„Am Anfang steht das Unbekannte, Unzugängliche.“
„Das heißt?“
„Um von der Unsicherheit zum Zufall zu gelangen, muss der Blick innehalten, muss einen in Erstaunen versetzen.“
„Außerhalb der gelebten Wirklichkeit gibt es keinen Zufall.“
„Genau, mit dem Bild des Zufalls wird deshalb ja auch versucht, die Wirklichkeit begrifflich zu erfassen.“
„Sie irgendwie begreiflich zu machen?“
„Ja, so soll der Zufall eine Vorstellung vermitteln, ohne etwas der sinnlichen Wahrnehmung oder der reinen Intuition verdanken zu müssen.“
In der Theorie der Wahrscheinlichkeiten geht es darum, was am Unvorhersehbaren formalisierbar und quantifizierbar sein könnte. Im antiken Griechenland gab es hierfür extra den Gott Chaos, der das repräsentieren sollte, was nicht organisierbar ist.
„Der Zufall eröffnet uns eine Welt der Möglichkeiten.“
„Wie das Universum selbst, scheint diese fast unendlich.“
„Die erste Regel der Wahrscheinlichkeiten lautet, dass die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses die Summe der Wahrscheinlichkeiten aller Möglichkeiten ist, die es realisieren“.
In den letzten Jahren hatte Sven für seine Firma im Durchschnitt sechs bis sieben Stunden pro Tag berechnet, sechs Tage pro Woche, dazu noch ein paar Stunden am Sonntag. In den letzten Wochen war die Zahl seiner „chargeable hours“ deutlich gesunken.
Wenn er an den Haufen Telefonnotizen dachte, den ihm seine Sekretärin wieder auf dem Schreibtisch ausgebreitet haben dürfte, verlor er die Lust, sofort wieder ins Büro zu fahren. Und wozu das Ganze? Insgeheim gestand er sich ein, dass er den ewigen Stress noch nie sonderlich geliebt hatte. Nur damit er für andere Unternehmen deren Probleme löste? Wollte er wirklich so reich werden wie manche der Partner im Hause? Und dafür alle persönlichen Beziehungen aufs Spiel setzen. Nur widerwillig schleppte er sich unter die Dusche und schaffte es gerade noch zu einem Frühstück aus einem Croissant vom Tag zuvor und einer Tasse starken Kaffee.
Eine Erweiterung des menschlichen Körpers kam ihm in den Sinn. Menschen, deren Körper durch künstliche Bauteile ergänzt wurden, sind Cyborgs. Und diese sind nicht mehr ein Zukunftsthema, sondern näher, als man denkt.
„Technik unter der Haut, wie beispielsweise Herzschrittmacher, erweitert den Menschen.“
„Der nächste Schritt dieser Entwicklung: wenn die Technikerweiterungen des Körpers mit dem Handy gesteuert werden können.“
„?“
„Nachdem Sportarmbänder und Wearables viele Körperdaten wie Herzfrequenz oder zurückgelegte Schritte erfassen, wandern die Sensoren jetzt direkt in den Körper.“
„Trotzdem sollte man noch nicht von einer sinnvollen Erweiterung des Körpers sprechen.“
„Stimmt, die Maschinengötter der Science-Fiction-Literatur sind noch weit entfernt.“
„Menschen träumen trotzdem davon, ihren Körper zu optimieren.“
„?“
„Und wollen Schnittstellen zwischen Körper und Computer einzubauen.“
„Um so unsterblich zu werden?“
„Vielleicht reicht es ja auch schon, dass der Mensch immer stärker mit seinem Smartphone verwächst.“
„Wissen ist aber nicht nur irgendein Produktionsfaktor.“
„So ist es, ein plan- und zielloser Umgang mit Wissen und Fähigkeiten würde Ressourcen vergeuden.“
Erfolg hängt auch davon ab, wie effizient man seinen Rohstoff Wissen nutzen kann. Die Organisation von gespeichertem Wissen ist die Basis für Innovationen aller Art. Server, Datenautobahnen und Datenbanken ermöglichen den permanenten Zugriff auf Informationen. Informationen alleine haben weder einen besonderen Wert, noch einen Zweck an sich. Sie dienen lediglich als Mittel der Wissenserweiterung. Gleichzeitig aber muss dieses Wissen archiviert und nachvollziehbar kategorisiert werden.
Sven sah sich in seinem schön ausgestatteten Büro um. Der Schreibtisch war aus Vogelaugenahorn, der Teppich aus Persien, die Sessel waren mit Leder bezogen, alle technischen Geräte waren vom Neuesten und Feinsten. Wie viele seiner Kollegen hatte Sven Betriebswirtschaft studiert und beherrschte die manchmal etwas komplizierte Sprache der Ökonomen. Er verhalf seinen Kunden zu Markterfolgen und Gewinnen, und dafür wollte auch er reich werden. Das Läuten des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. „Warum bist du noch im Büro?“ fragte Jutta etwas ärgerlich. Sie sprach sehr langsam und deutlich, so als wäre jedes Wort mit einer Eisschicht überzogen. Sven riskierte einen schnellen Blick auf seine Uhr, bemerkt ungläubig, wie ihm die Zeit weggelaufen war. „Einer meiner Kunden hat angerufen, ich konnte ihn nicht abwimmeln“. Sven hatte diese Lüge schon öfter als Ausrede benutzt. Es spielte keine Rolle. Eigentlich machte es ihm kaum noch etwas aus, dass wieder einmal ein Abend ruiniert war.
„Der Umgang mit Wissen als Ressource wird für die Zukunft immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor.“
„Das heißt?“
„Die Wettbewerbsfähigkeit wird vom bewussten und gezielten Umgang mit diesem immateriellen Rohstoff abhängen.“
„Und?“
„ Wissen manifestiert sich sowohl in internen Kommunikationsnetzwerken, dem „Unternehmensgedächtnis“, als auch im Verbund mit externen Kooperationspartnern.“
„Es wird also immer mehr darauf ankommen, dass man wissensgestützte Produkte und Dienstleistungen nutzt?“
„Ja, denn der Marktwert heutiger Produkte und Dienstleistungen basiert zu einem immer größeren Teil auf deren Informationsgehalt.“
Potentielle Bedrohungen in Chancen transferieren. Relevante Risikofelder sind u.a.: geopolitische Krisen, Bedrohungen aus der Cyberwelt, großflächige wirtschaftliche Veränderungen, volatile Märkte, Überalterung der Gesellschaft, wachsende Vernetzung, geographische Mobilität, finanzielle Risiken, verschärfte Regulierungen, neue Gesetzgebungen, Reputationsrisiken, Naturkatastrophen.
„Das richtige Management strategischer und externer Risiken, bietet Möglichkeiten, potentielle Bedrohungen in Chancen zu transferieren.“
„Und wie?“
„Dafür muss im Vorfeld ermittelt werden, welche Risiken entstehen können.“
„Und mit welchen Folgen in einem Worst-Case-Szenario gerechnet werden muss.“
„Aber auch, wie groß die Chancen sind, angestrebter Ziele auch weiterhin zu erreichen.“
„Das heißt, in den täglichen Ablauf sollte eingebettet sein, Risiken zu identifizieren, zu managen und darauf reagieren zu können.“
„?“
„Hierfür können Erfahrungswerte, beispielsweise von anderen Unternehmen, nicht einfach auf das eigene Unternehmen übertragen werden.“
„Es gibt also nicht die eine Lösung, die quasi standardisiert in jedem beliebigen Unternehmen implementiert werden kann.“
Harte Faktoren, wie das jeweilige Geschäftsmodell, die Geographie der Absatzmärkte oder die Standorte der Produktionsstätten spielen eine wichtige Rolle. Je nach Unternehmenskultur werden selbst für gleiche Risikoprofile manchmal ganz unterschiedliche Antworten gefunden werden (müssen).
Bei einer gewichteten Analyse werden zunächst die für die Bewertung heranziehbaren Kriterien möglichst umfassend aufgeschrieben und auf eventuell vorhandene Überschneidungen hin untersucht. Die Bedeutung der einzelnen Bewertungsziele wird durch einen Gewichtungsfaktor (0-5) festgelegt. Für die Zuordnung von Erfüllungsgraden der gestellten Fragen ist ebenfalls eine geeignete Skalierung erforderlich, beispielsweise ebenfalls eine Skala von 1 bis 5 für sehr gut bis ungenügend. Die vorher festgelegten Beurteilungskriterien werden mit einer Gewichtungskennziffer versehen. Durch die Multiplikation von Gewichtskennziffer mit o.a. Punktzahlen wird für die jeweiligen Bewertungskriterien eine nunmehr gewichtete Bewertungsziffer errechnet, Werden für die Bewertung eine Vielzahl von Einzelkriterien innerhalb von Kriteriengruppen benotet und gewichtet, kann sich durch die reine Addition der hieraus errechneten Bewertungsziffern ein Ungleichgewicht ergeben. Es sollte daher noch eine zweite Beurteilungsstufe durchlaufen werden, bei der die Kriteriengruppen als Ganzes gewichtet und mit den relativierten Gruppenbewertungsziffern multipliziert werden. Die Addition dieser Werte ergibt eine Gesamtbewertungsziffer mit höherer Aussagekraft.
Plötzlich stand Sven vor einer ungeschminkten Bestandsaufnahme seiner Motivationspotenziale. Erst eine umfassende oder spezielle Mitarbeiterbefragung zeigt als detaillierte Bestandsaufnahme die vorhandenen Motivationspotenziale einerseits sowie die entscheidenden Leistungshemmnisse andererseits auf. Damit können auch zukünftige Qualifikationslücken rechtzeitig erkannt und geschlossen werden. Der Analyse der Zufriedenheit externer Kunden (Kundenzufriedenheit, Kundenbindung) entspricht die Analyse der Zufriedenheit interner Kunden (Arbeitszufriedenheit).
Je höher die Arbeitszufriedenheit desto geringer die Fehlzeiten, je höher die Arbeitszufriedenheit desto geringer die Fluktuation, je höher die Arbeitszufriedenheit desto besser das Arbeitsergebnis, je höher die Arbeitszufriedenheit desto geringer die Unfallhäufigkeit.
„Vor allem muss bei dem Hier und Heute über das Mitarbeitergespräch eine fruchtbare Saat für das Morgen ausgebracht werden.“
„?“
„Dabei sollte versucht werden, einerseits das Fundament zu beschreiben, auf dem sich Zukunftsperspektiven für Personalfaktoren erkennen und entwickeln lassen.“
Mitten auf seinem Schreibtisch breitete sich vor Sven ein Meer aus Notizen und noch zu unterschreibenden Briefen aus, die in chronologischer Reihenfolge und nach Dringlichkeit sortiert waren. Erst einmal aber wollte Sven noch seinen Kaffee austrinken, und zwar in Ruhe und ohne Druck. So saß er an seinem Schreibtisch und starrte ins Leere. Irgendwann kam ihm der Gedanke, nicht immer nur den Marktwert von Unternehmen sondern stattdessen auch seinen eigenen Kompetenzlevel zu testen. Seine individuelle Kompetenz umfasst netzartig Facetten wie Wissen, Fähigkeit, Verstehen, Können, Handeln, Erfahrung und Motivation.
„Dies alles sind Eigenschaften, die eine Person befähigen, konkrete Anforderungssituationen eines bestimmten Typs zu bewältigen“.
„Und?“
„Ergänzende übergreifende Faktoren sind unteranderem Denkvermögen, Argumentationsfähigkeit, Präsentationsfähigkeit oder Problemlösungsfähigkeit.“
„Und was ist mit der Befähigung und Bereitschaft, eigene Begabungen und Fähigkeiten zu erkennen und zu entfalten?“
„Identität und durchdachte Wertvorstellungen zu entwickeln?“
„Ja, sowie Lebenspläne zu fassen und zu verfolgen.“
„Das heißt, Eigenschaften wie beispielsweise Selbständigkeit, Kritikfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein?“
Sozialkompetenz: Befähigung und Bereitschaft, soziale Beziehungen aufzubauen und zu gestalten sowie sich mit anderen rational und verantwortungsbewusst auseinander zu setzen und zu verständigen, d.h. Eigenschaften wie beispielsweise Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Bereitschaft zu Toleranz und Solidarität, Gemeinschaftssinn, Hilfsbereitschaft, Kommunikationsfähigkeit.
Methodenkompetenz: Befähigung und Bereitschaft zu ziel-gerichtetem, strukturiertem und effektiven Vorgehen bei der Bearbeitung von Aufgaben und Problemen. Dazu gehört es,
Denkmethoden,
Arbeitsverfahren,
Lösungsstrategien,
Lernstrategien
selbständig reflektieren und anwenden zu können.
Sach- und Fachkompetenz: Befähigung und Bereitschaft, Aufgaben und Probleme mit Hilfe fachlicher Kenntnisse und Fertigkeiten zielorientiert, sachgerecht und selbständig zu bewältigen sowie das Ergebnis zu beurteilen.
Noch während Sven ganz in sich selbst versunken war, wie ein Mann am Rand des Abgrunds, kam Stephen, ein Partner der Firma, herein. „Hallo, Sven“, sagte er knapp und setzte sich. „Hallo, Stephen“, grüßte ihn Sven. Stephen redete nicht lange herum, sondern kam sofort zur Sache. „Was ist los? Deine chargeable hours sind in den Keller gegangen“.
Wenn die Firma es für angebracht hielt, konnte sie hart und rücksichtslos sein. Stephen hatte von seinen Partnerkollegen einen Marschbefehlt erhalten. Aber Sven hatte nicht vor, klein beizugeben. „Habe aus privaten Gründen eine kleine Verschnaufpause gebraucht.“ Nach einer kurzen Pause bemerkte Stephen „Und? Bist Du jetzt wieder okay? Hundert Prozent?“ „Hundertzehn Prozent“. Kein Problem, Stephen. Ich habe bloß mal für ein paar Tage mein Tempo drosseln müssen, das ist alles. Ich bin wieder voll da.“
Das war genau das, was Stephen hören wollte. Sven nutzte die Gelegenheit: „Übrigens stimmt es, dass meine Konkurrentin um einen Sitz in Eurer Partnerrunde auf einer Abschussliste steht?“
Stephens Stimme wurde plötzlich tonlos, schnarrend ohne Melodie. Und klang nach Verschlagenheit, Heimlichtuerei, Gnadenlosigkeit. „Angeblich wird Sylvia bei uns von einem geheimen Frauennetzwerk unterstützt. Laut sagt das niemand, aber hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt.“ Worauf Sven ihn sofort fragt: „Und stimmt das?“
„Ich halte das alles für Blödsinn. Manche können nicht verstehen, dass jemand einfach mutig ist. Also tippen sie auf irgendwelche Netzwerke im Untergrund. Nur ist das völlig egal. Bei uns zählt nur die Leistung. Und die zeigt sich nun einmal in der Zahl der abgerechneten Honorarstunden.
Also, mein Lieber, strenge Dich an und hau rein.“ Sven grinste „Ich weiß. Ich kann es kaum erwarten“. Stephen hatte es plötzlich sehr eilig und schaute, dass er weiterkam. Er rannte praktisch davon. Wahrscheinlich würde er gleich jemand seiner Partner anrufen und melden, dass einer der ertragbringenden Produktivkräfte der Firma wieder auf dem Posten war. Sven schloss die Tür und verteilte allerlei Projekt-Papers auf seinem Tisch. Es kam zwar nichts dabei heraus, aber er leistete honorarfähige Arbeit. Kurz darauf gelang es ihm, sein Büro ungesehen zu verlassen.
Menschen in Organisationen sind keine passiven Gestaltungsobjekte, sondern Träger von Zielen, Bedürfnissen, Wertvorstellungen und der Möglichkeit des (re-)aktiven Handelns, was sich u.a. in der Aversion gegenüber (zusätzlicher) Steuerung und Kontrolle manifestiert.
„Die Ressource "Humankapital" weist eine Reihe charakteristischer Merkmale auf.“
„?“
„Die kleinste Einheit des Wissensmanagements ist das Individuum als Träger von Fähigkeiten und Besitzer von Erfahrungen.“
„Häufig ist der Organisation aber nur ein Teil dieser Fähigkeiten bekannt.“
„?“
„Zum Bespiel Ausbildung oder Sprachkenntnisse.“
„Diese bekannten Daten bilden aber nur einen Teil der Mitarbeiterfähigkeiten ab.“
„Genau, das ist ja auch das Problem.“
„?“
„Wer die Fähigkeiten der Mitarbeiter nicht kennt, verpasst die Gelegenheit, sie zu nutzen.“
„Also mangelnder Zugriff auf internes Expertenwissen?“
„Mitarbeiter wollen sich ernst genommen und gerecht behandelt fühlen.“
„Sie sind dann ja auch motivierter, engagierter.“
„Und fester in das Unternehmen eingebunden.“
„Und fühlen sich auch für den Erfolg mit verantwortlich.“
Digitalisierung betrifft auch Wissensarbeiter. Die Propagandisten der neuen digitalen Welt stilisieren ihre Geschäftsmodelle als Überwindung einer „alten Industrie“ mit angeblich überkommenen Strukturen und Denkweisen.
In einer digitalen Utopie werden allseitiger Komfort, selbstbestimmtes Leben und steigender Wohlstand durch die Vernetzung von Menschen und Dingen in den schönsten Farben gemalt: die Digitalisierung und Vernetzung bewirkt ungeahnte Produktivitätssteigerungen und Wachstumsschübe wie einst die Dampfmaschine, die Elektrotechnik oder das Fließband.
„Der ökonomische Kern der schönen Zukunftswelt sieht manchmal etwas anders aus.“
„?“
„Bereits bestehende Konsummärkte werden von Handelsplattformen okkupiert.“
„Das heißt, nicht nur die Rationalisierung der Produktion, sondern die Rationalisierung des Konsums bestimmen die Musik.“
„Die Instrumente hierfür sind Internethandel, personalisierte Werbung, Suchmaschinen, digitale Bezahlsysteme oder Bestell-Apps.“
„Der alles überdeckende Leitgedanke: wer permanenter Werbung ausgesetzt wird, wer immer und überall bestellen kann, kauft mehr und öfter als wenn er an feste Zeiten und Orte gebunden wäre.“
„Das Ziel?“
„Schaffung von Handelsmonopolen durch Plattformen, ohne die Kunden ansonsten nicht zu den von ihnen gewünschten Produkten gelangen können, als Schlüssel zu Profiten.“
„Dabei ist allerdings nicht ausgemacht, dass neue Distributionskanäle wirklich auch neue Nachfrage schaffen.“
„Offensichtlich ist zunächst nur, dass alte Kanäle kannibalisiert werden.“
„?“
„Verdrängung des Einzelhandels.“
Eine radikale Änderung von Wirtschafts- und Lebensgewohnheiten scheint nicht nur naturwissenschaftlich und ökonomisch rational, sondern insgesamt unvermeidlich. Denn: zunehmender Konsum, Wirtschaftswachstum auf Basis fossiler Energieträger und Übernutzung von natürlichen Ressourcen verschlechtern immer weiter den Zustand der Ökosysteme. Die derzeitige Entwicklung droht aus dem Ruder und damit über Kipppunkte des Erdsystems zu laufen, die der Mensch seit Beginn seiner Siedlungszeit nicht erlebt hat. Eine der vielen Ursachen hierfür sind auch Preise, die nicht den ökologischen Kosten entsprechen. „Denn ohne dass Preise an die Schöpfung und Zerstörung objektiver Werte gekoppelt sind, können Wachstum und unternehmerische Bilanzierung auch nicht Fortschritt anzeigen und Konsumenten keine informierten Entscheidungen treffen.
„Auch der Arbeitsalltag der Beschäftigten sieht nicht immer rosig aus.“
„?“
„Statt gesteigerter Selbstbestimmung gibt es eher die „verdichtete Kontrolle eines digitalen Taylorismus.“
„Das heißt?“
„Sämtliche Arbeitsabläufe werden minutiös vorgegeben und aufgezeichnet.“
„Und zur Realität der digitalen Ökonomie gehört auch, dass nunmehr Privatpersonen, die nicht als Arbeitende klassifiziert werden, bestimmte Leistungen erbringen müssen.“
„Also macht der Megatrend Digitalisierung mit selbstlernenden Systemen, kommunizierenden Maschinen, automatisierten Prozessen und Algorithmen vor kaum einem Arbeitsplatz halt?“
„Nein, zwar gab es schon immer Automatisierung.“
„Aber?“
„Neu ist, dass von ihr auch Wissensarbeiter wie beispielsweise Mediziner, Juristen, Wirtschaftsprüfer, Journalisten in einem solchen Umfang betroffen sind.“
„Immer mehr lassen sich also auch akademische Tätigkeiten automatisieren?“
„Es scheint so.“
Der Arbeitsalltag wird von einer Zusammenarbeit über funktionale und geographische Grenzen hinweg (Kollaboration) geprägt. Lebenslanges Lernen und Lernen am Arbeitsplatz werden von der Ausnahme zum Normalfall und essentiellen Baustein der Arbeitswelt. Soziale Netzwerke treiben die Interaktion voran und bündeln über gemeinsam genutzte digitale Plattformen das kollektive Wissen.
„Die Grenzen zwischen Lernen und Arbeiten fließen ineinander.“
„Kontinuierliche Weiterbildung ist für die Zukunft eben eine Kernanforderung.“
„Und im Rum stehen auch neue Vergütungsmodelle stehen im Raum.“
„?“
„Zum Beispiel?“
„Ist in einem Jahr ein höheres Gehalt die attraktivste Option, ist es in einem anderen vielleicht eine längere Auszeit oder eine kürzere Wochenarbeitszeit.“
„Alle Akteure sehen sich also einem stärkeren Druck zu mehr Flexibilität ausgesetzt.
Als Workaholics brauchten Jutta und Sven keinen Wecker, schon gar nicht Montag morgens, wenn eine ganze Woche voller Herausforderungen auf sie wartete. Sie standen um fünf Uhr auf, aßen ein Müsli-Frühstück und jagten kurz darauf in verschiedene Richtungen davon. Ganz so, als hätte der gewonnen, der als erster das