Wirtschaftskundig werden - Jörg Becker - E-Book

Wirtschaftskundig werden E-Book

Jörg Becker

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Beschreibung

Wenn es in einem Szenario zwei mögliche Ergebnisse gibt, muss es logischerweise auch ein drittes geben können: denn die Zahl der möglichen zukünftigen Ergebnisse ist unendlich. Einen Fehler begeht, wer sich nur auf ein einziges mögliches Ergebnis konzentriert. In der Praxis können nicht immer alle möglichen Szenarien gleichermaßen berücksichtigt werden. Die Kunst besteht darin, seinen Fokus auf diejenigen Szenarien zu richten, die man am meisten zu vermeiden sucht. Wie aber soll man das Risiko eines bestimmten Szenarios messen? Das Problem: für die Messung von Risiko und Investitionsentscheidungen bedient man sich unterschiedlicher Meßsysteme, die in keiner Beziehung zueinander stehen. Um aber bewerten zu können, welche Folgen ein Ereignis relativ zu einem anderen zeitigt, braucht man eine Vergleichsbasis. Im praktischen Wirtschaftsleben werden fortlaufend Vergleiche angestellt, die sich auf eine bestimmte Benchmark beziehen. Beispielsweise gibt es in der Finanzwelt unzählige Benchmarks, die für unterschiedliche Formen von Bewertungen herangezogen werden. Aber auch eine Benchmark ist nicht statisch: So, wie die Ergebnisse unseres Handelns von dem Szenario abhängen, das sich einstellt, so wird auch unsere Vergleichsbasis von denselben Umständen betroffen, die diese Szenarien ausmachen. Wenn man weiß, wie groß jeweils das Risiko ist, dem man sich auf einem bestimmten Performanceniveau aussetzt, kann man ermitteln, ob man ein dem Risiko angemessenes Ergebnis erreicht hat. Für eine einigermaßen zuverlässige Analyse muss man wissen, wie jeder Einflussfaktor auf den jeweils anderen einwirkt und inwieweit solche Interdependenzen das Gesamtergebnis beeinflussen. Da es bei der Analyse solcher dynamischen Wirkungszusammenhänge sehr schnell zu einer nahezu unüberschaubaren Zahl von Kombinationsmöglichkeiten kommt, hängt der Erfolg der Analyse davon ab, das Wichtige vom Unwichtigen trennen zu können. Also die wichtigsten (vielleicht zehn) Einflussfaktoren zu identifizieren, die für neunzig Prozent des Endergebnisses verantwortlich sind.

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Seitenzahl: 48

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Wirtschaftskundig werden

I.II.III.Impressum

I.

1

„Neulich hat mich mein Enkel gefragt, warum er überhaupt noch so viel lernen und arbeiten soll, wenn er irgendwann doch bestimmt eine Menge Kohle erben wird“, erzählte Fitnesssportler Björn.

„Ganz schön clever, der Typ“, meinte sein Kollege Mike. „Wenn ich richtig gelesen habe, werden in Deutschland nämlich jedes Jahr bis zu vierhundert Milliarden Euro vererbt oder verschenkt.“

„Echt?, Jahr für Jahr?“

„Wenn ich es doch sage, aber so richtig weiß das natürlich keiner so genau.“

„Wie auch immer, in jedem Fall scheint es aber so zu sein, dass sich ein großer Teil der Menschen genau darauf verlässt.“

„Na klar, ist ja auch ne tolle Sache im Alter ein Erbe oder eine Schenkung zu erhalten.“

„Vor allem die sogenannten Millennials.“

„Du meinst diese Geburtenjahrgänge von 1980 bis 2000?“

„Ja, nach einer Studie wären Befragten aus dieser Altersgruppe finanzielle schwer getroffen, wenn sie in Zukunft keine größeren finanziellen Zuwendungen erwarten könnten.“

„Und warum das?“

„Einem Drittel der Millennials ist es offenbar wichtiger, durch Konsum greifbaren Besitz zu erwerben.“

„Wichtiger als was denn?“

„Wichtiger als sich selbst ein finanzielles Vermögen aufzubauen.“

„Echt krass.“

„Und viele befürchten, dass die Rentnergeneration in dreißig Jahren finanziell vielleicht auf die Unterstützung ihrer Kinder und Enkel angewiesen sein wird.“

„Da können wir ja froh sein, dass wir beide noch mehr oder weniger alleine zurechtkommen.“

„Wobei das Vermögen der Menschen hierzulande zu einem Drittel auf Erbschaften und immerhin zu zwei Dritteln auf Eigenleistung zuurückgeht.“

Braucht man in der heutigen Zeit wirklich noch Schulfächer wie Erdkunde, Biologie, Physik, Chemie für ein überschaubares Grundwissen? Leisten Kunst und Musik einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung, oder sind sie nur Schmuck und in Zeiten, in denen andere Wissensgebiete wichtiger werden, verzichtbar? Die Antworten hierauf fallen sehr unterschiedlich aus: „für die einen ist Bildung um der Bildung willen wichtiger, für andere geht es stärker um Nützlichkeit“. Andere wiederum fordern in den Schulen mehr an Verbraucherbildung. Unter diesem Begriff werden zusätzliche Unterrichtsinhalte wie Gesundheitserziehung oder ökologische Bildung gefordert. Fast einhellig scheint die Meinung, dass jedes Kind in der Schule das Einmaleins einer gesunden Ernährung lernen sollte. Und schon lange wird ein Schulfach Wirtschaft gefordert, „nicht nur von Wirtschaftsverbänden und Ökonomen, sondern auch von einer großen Mehrheit der Jugendlichen“. Obwohl gerade für eine solches Schulfach die Meinungen darüber besonders weit auseinander liegen. Nach Ansichten der Befürworter eins solchen Faches spielt die Ökonomie in Politik, Gesellschaft wie auch im Alltag eine derart große Rolle, dass junge Menschen ein systematisches Wissen brauchen, um sich in der Welt zurecht zu finden. Für die Kritiker dagegen gilt die Gefahr zu bedenken, dass damit Gewinnstreben verherrlicht und soziale wie auch ökologische Aspekte außer Acht gelassen würden. Andere suchen für die diese gegensätzlichen Positionen nach mehr grundsätzliche Antworten: „Muss man in der Schule wirklich lernen, wie man einen Miet- oder einen Versicherungsvertrag ausfüllt? Sinnvoll erscheint der Grundsatz, Schule sollte zwar auf das Leben vorbereiten, aber nicht auf jede denkbare Lebenssituation. In ihr soll strukturelles Wissen systematisch aufbereitet vermittelt werden. Praktische Lebenshilfe kann nicht Kern des Pflichtunterrichts sein“. 

Ganzheitliche Allgemeinbildung - ohne das „Beiwerk weicher Fächer“ geht nichts: an manchen oder vielen Schulen scheinen musische Fächer eher nur Beiwerk zu sein. Musikstunden werden oft ans Ende des täglichen Stundenpensums gesetzt, also dorthin, wo man die einsetzenden Erschöpfungszustände der Schüler vermutet. Obwohl die Aufmerksamkeit wohl eher den Sprachen und den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern gilt, sollten diese Fächer trotzdem zu ihrem Recht und der ihnen angemessenen Bedeutung kommen. Es sind oft die Lehrer, die dafür sorgen, dass ohne dieses „Beiwerk“ nichts geht. Lehrer, die Theater und Musik zum Erlebnis machen und mit den von ihnen initiierten Aufführungen immer wieder auch gleichzeitig Zeichen in der Öffentlichkeit setzen. Nicht alle Schüler erkennen bereits während ihrer Schulzeit, dass musische Bildung auch förderlich für die Leistungsfähigkeit in anderen, für Beruf und Karriere relevanten Fächern sein kann. Eines werden im Nachhinein aber wohl die meisten bestätigen: es werden Erfahrungsräume und Perspektiven und damit der Zugang zu einer anderen, vielen zunächst noch fremden Welt eröffnet. Alles in allem: das sogenannte Beiwerk dient (mehr als vieles andere) irgendwie und irgendwo der Entwicklung der Persönlichkeit. D.h.: ohne das „Beiwerk“ sogenannter „weicher“ Fächer sind jene sogenannten „harten“ Fächer vielleicht überhaupt nicht zu meistern. Man halte sich einmal jene Stress- und Horror-Vision vor Augen, bei der man Tag für Tag geschlagene sechs Stunden immer nur jeweils dem Lehrstoff von Mathematik, Physik, Chemie und Biologie ausgesetzt ist. Vielleicht noch jeden zweiten Tag mit einer saftigen Prüfung garniert. Mit anderen Worten: diese Fächer sind nur möglich, wenn dazwischen auch einmal andere Gehirnregionen angesprochen werden, d.h. ein Schüler vielleicht auch einmal Seele baumeln lassen kann. Musische Bildung mag vielleicht nicht den Leistungsgrad in Sprachen und Naturwissenschaften signifikant verbessern, dürfte in vielen Fällen aber zur inneren Zufriedenheit und Ausgeglichenheit beitragen und somit ein wichtiger Verbündeter gegen das bereits im Schultag mögliche Burn-out-Syndrom sein. Ergänzend und begleitend lässt sich mit dem Konzept einer Personalbilanz die Transparenz der hier angesprochenen Sachverhalte verbessern: eine Personenbilanz ist auf einer auch in der Wirtschaft gängigen Systematik aufgebaut und kommt daher der Denkweise von außenstehenden Dritten entgegen. Es wird ein wirksames Instrument geschaffen, mit dem aktiv (nicht nur reaktiv) gehandelt und möglicherweise wichtige Entscheidungen unterstützt werden können. Eine Personalbilanz kann als breite Kommunikationsplattform für Entwicklungsmaßnahmen im Bereich eingesetzt werden. Nichts ist hierbei so überzeugend wie eine Anschaulichkeit, wie sie in Form von Portfolio-, Ampeldiagramm- und Wirkungsnetz-Darstellungen geboten wird. Dabei werden auch ganzheitliche, strategische Denkweisen gefördert. Die Systematik und logische Strukturierung bevorzugt eine Vorgehensweise, mit der Bruchstellen und Widersprüchlichkeiten in der Bewertung und Steuerung von Einflussfaktoren vermieden werden können. Die Darstellung legt auch die Dynamik der Wirkungsbeziehungen zwischen Einflussfaktoren mit Hebel- und Rückkoppelungseffekten offen (graphische Netzdarstellung).

2

„Neulich war ich auf einem Kinderfest, die Eltern hatten keine Kosten gescheut, auch ein Clown lief herum und zeigte allerlei Zauberkunststücke“, erzählte Fitnesssportler Björn.

„Und sonst?“, fragte sein Trainingskumpel Mike.

„Ich sollte ein paar Fotos machen, dabei fiel mir eines auf.“

„Und was?“

„Ganz egal, ob und wie ich die Kinder fotografierte, das Resultat war meistens ein ernster, professioneller Kinderblick.“

„Komm´ auf den Punkt, was willst du sagen?“

„Sie lächelten nicht, zeigten kaum Gefühle.“

„?“

„Außer vielleicht einer leichten Irritation, sie schauten auf meine Kamera mit der reservierten Überraschung eines Prominenten, den man bei irgendetwas Wichtigem unterbrochen hat.“

„Vielleicht beim Spielen?“

„Nee, eher überheblich, ja, das trifft es eher.“