Lesereise Andalusien - Ulrike Fokken - E-Book

Lesereise Andalusien E-Book

Ulrike Fokken

4,9

Beschreibung

Sich selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen, das mussten die Andalusier schon oft. Heute heißt das autorecreado, sich selbst neu erschaffen, ein Begriff, dem Ulrike Fokken in Sevilla und Granada häufig begegnet ist. Keine andere Region Spaniens hat die Wirtschaftskrise so hart getroffen wie Andalusien. Also besinnen sich die Andalusier auf die Eigenschaften, mit denen sie seit ewigen Zeiten die Höhen und Tiefen ihrer reichen Geschichte gemeistert haben: Kreativität, Fantasie und Geschäftigkeit. Glücklicherweise hat die Krise nicht das ganze Land erfasst. Den Erdbeerimperien an der Atlantikküste und den meisten ihrer Arbeiter geht es prächtig. Auch die Menschen in Marinaleda, dem einzigen kommunistisch verwalteten Dorf Spaniens, klagen nicht. Sie arbeiten solidarisch, vertrauen seit fünfunddreißig Jahren ihrem anarchistischen Bürgermeister und leben auskömmlich.Ulrike Fokken hat auf ihren Streifzügen durch Andalusien die Buddhisten in den Bergen der Alpujarras besucht, das Geheimnis der vier Fässer bei der Sherry-Kelterei gelüftet und den Schlosser der Stiere aus Stahl getroffen. Sie ist den Spuren der muslimisch-arabischen Kultur von der Blüte der Alhambra bis in die Gegenwart Granadas gefolgt. Und sie hat erfahren, warum die siesta eine Lebenseinstellung ist und mañana eine Zukunft verspricht.

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Ulrike Fokken

Lesereise Andalusien

Ulrike Fokken

Lesereise Andalusien

Erdbeeren, Sherry und das ewige Morgen

Picus Verlag Wien

In Erinnerung und Dankbarkeit für meine Mutter und I.F., die Geografin. Sie lehrte mich, zu reisen und zu entdecken.

Copyright © 2013 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehalten Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Umschlagabbildung: © ALIMDI.NET/Ricardo Demurez Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien ISBN 978-3-7117-5183-6 Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at

Vorwort

Vor Kurzem habe ich mal wieder meine Freundin Alicia in Sevilla besucht. Da die Gassen der Altstadt für Ortsfremde schwer zu entwirren sind und jede Straße eine Einbahnstraße ist, dirigiert sie mich vom Beifahrersitz aus durch die Stadt. Da herum, da vorne abbiegen, geradeaus, da hinten um die Ecke. Ob links oder rechts erfasse ich mehr intuitiv oder deute mit der Hand, welche Richtung ich einschlagen will. Alicia kann ich ein »Links« oder ein »Rechts« nicht entlocken. »Und da am Ende musst du verkehrt herum in die Einbahnstraße, so wie du mal über mich in deinem Buch geschrieben hast«, sagt sie.

Stimmt. Das hatte ich vergessen. In meiner ersten Andalusien-Lesereise habe ich sie Ihnen schon vorgestellt als eine Vertreterin der alltäglichen Anarchie. Alicia fand es nämlich schon immer völlig normal, verkehrt herum in die Einbahnstraße zu fahren und meine deutschen Bedenken mit der Feststellung zu verwerfen: »Es ist ja nur ein kurzes Stück.« Als ich an die fragliche Ecke heranfahre, kurz die Lage der Einbahnstraße abschätze und entscheide, dass das Stück wirklich nicht so lang ist, schaut mich Alicia von der Seite an und sagt: »Sieh mal an, wie gut du dich angepasst hast.«

In gewisser Weise habe ich das vermutlich sogar, obwohl ich mich an manche Dinge in Andalusien nie gewöhnen werde. Zum Beispiel an den Lärm und die absolute Gleichgültigkeit, mit der Andalusier Krach jeder Art und zu jeder Tageszeit hinnehmen. Spanien ist angeblich das lauteste Land der Welt, aber Andalusien ist mit Sicherheit die lauteste Region der iberischen Halbinsel.

Die Menschen in Andalusien haben mich immer am meisten fasziniert. Ihre Art, sich das Leben in einer der ärmsten Regionen Europas so angenehm wie möglich zu gestalten. Ihr Mitgefühl, das sie in der Wirtschaftskrise ganz besonders benötigen und die Solidarität in den Familien, die Junge und Alte wieder zusammenrücken lässt. Ihre Größe, trotz aller Widrigkeiten, trotz jahrhundertelanger Ausbeutung und Unterdrückung im täglichen Miteinander dennoch menschlich zu bleiben. So wie der Busfahrer, der die Abfahrt von Granada in die Dörfer der Vega ein paar Minuten hinauszögert, damit ich meinen café austrinken kann. Das Leben ist nicht leichter in Andalusien, aber die alltägliche Anarchie erleichtert das Leben.

Einige der Menschen stelle ich in diesem Buch vor und ich freue mich, wenn sie und ihre Geschichten Ihnen Andalusien näherbringen. Für diese Neuausgabe bin ich wieder viel gereist in Andalusien, und nach all den Jahren in diesem Land habe ich festgestellt: Es gibt noch viel zu entdecken. Ich wünsche Ihnen eine tolle Reise.

Die Seufzer der Mauren

Die Wiedereroberung von Granada

Die letzten Schwaden von Frühnebel steigen aus dem Tal des Darro auf und lassen die Alhambra in einem weichen Licht erscheinen. Burg und Palast haben zu dieser frühen Morgenstunde noch die Farbe von Ocker und Erde, die vor Kurzem aufgegangene Sonne hat noch nicht die Kraft, die Alhambra in dem glühenden Rot dastehen zu lassen, das der Burg seinen Namen gab. »Al-Hamra«, die Rote, nannten die arabisch sprechenden Bewohner von Granada die Palaststadt auf dem Hügel Sabika einst.

Von weither ist die rote Burg aus der Vega, der Ebene vor Granada, sichtbar. Als der letzte Herrscher über das Königreich Granada, der Sultan Abu Abdallah Mohammed, am 2. Januar 1492 die Schlüssel der Stadt in die Hände der Katholischen Könige gegeben hat, blickt er von einer Anhöhe noch einmal zurück über die Vega. »Der kleine König Boabdil« nannten die Spanier den Nasriden-Herrscher und verballhornten schon damals seinen Namen. Angeblich schluchzte er beim Anblick der Alhambra und seiner Stadt, von der seine Zeitgenossen sagten, dass es nichts Schlimmeres auf der Welt gebe, als blind zu sein in Granada. Suspiro del Moro, der Seufzer des Mauren, heißt der Hügel zwölf Kilometer südlich von Granada seitdem. Doch der Sultan hat nicht geseufzt, wie eine Legende erzählt, er hat geweint. Und es kam noch schlimmer. »Du hast nicht gekämpft wie ein Mann, drum heule nicht wie ein Weib«, soll seine Mutter gesagt haben.

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