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Sie ist die Stadt des Friedens - und doch der Brennpunkt eines hundert Jahre alten Konflikts. Eine Stadt der Sehnsüchte, die von Tausenden ihrer Bewohner verlassen wird. Eine Stadt des Glaubens, die so manchen zum Zyniker werden lässt. Und eine Stadt der Hoffnung, an der unzählige verzweifeln: Jerusalem. Gil Yaron taucht tief ins facettenreiche Leben einer zerstrittenen, um Normalität ringenden Bevölkerung ein. Seine Geschichten bilden ein literarisches Wechselbad zwischen Tempelberg und Hightech-Firmen, zwischen arabischen Dörfern und israelischen Irrenanstalten, zwischen Polizeiwachen und verfallenden Parlamenten. Trotz der Konflikte, die es beschreibt, bleibt das Buch eine Ode an das Menschliche der himmlischen Stadt.
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Seitenzahl: 134
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Gil Yaron
Das Gebet als Ortsgespräch
Gil Yaron wurde 1973 in Haifa geboren. In Düsseldorf aufgewachsen, kehrte er nach dem Abitur nach Israel zurück. Heute arbeitet der ehemalige Molekularbiologe als Nahost-Korrespondent für zahlreiche Zeitungen, Ma-gazine und Radiosender in Deutschland und Kanada, darunter die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« und der »FOCUS«. Im Picus Verlag erschien seine Lesereise Israel.www.info-middle-east.com
Copyright © 2014 Picus Verlag Ges.m.b.H., WienAlle Rechte vorbehaltenGrafische Gestaltung: Dorothea Löcker, WienUmschlagabbildung: © Tom FranzISBN 978-3-7117-1047-5eISBN 978-3-7117-1047-5
Informationen über das aktuelle Programmdes Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at
Autorenporträt
Vorwort
Jerusalem, die Ewige: Wer ist ein Flüchtling?
Nichts macht Jerusalem verlockender, als sie einmal besessen und dann verloren zu haben. Wer ist im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern Sieger, wer Opfer?
Jerusalem, die Gefährliche: Schlaflos und besorgt
Mosche Bareket befehligt Israels kleinstes Revier. Der Kommandant von Jerusalems Altstadt soll nicht nur Ruhestörungen und Verbrechen, sondern auch gleich den nächsten Weltkrieg der Religionen verhindern
Jerusalem, die Begehrte: Der Zauberberg
Glaube soll ja bekanntlich Berge versetzen, nur in Jerusalem versetzen Berge die Gläubigen – nämlich in Ekstase. Das gilt besonders für den Tempelberg
Jerusalem, die Männliche: Werbung für Frauen
Die Jerusalemer Stadtabgeordnete Rachel Asaria braucht Stereotype, um sie zu ignorieren. Sie denkt für sich selbst und ebnet dabei Jerusalems Frauen den Weg zurück ins öffentliche Leben
Jerusalem, die Heilige: Von Himmel und Wasser
Manchen ist es eine Qual, anderen die Erlösung: Kaum ein jüdischer Brauch ist so einzigartig und uralt wie das monatliche Ritual des Eintauchens
Jerusalem, die Grausame: Kafka in Jerusalem
Die zweite Intifada war ein Tiefpunkt in Jerusalems Geschichte. Israels Antwort war so gnadenlos wie der Terror: Eine Mauer, die so absurd ist, dass Kafka neben ihr realistisch wirkt
Jerusalem, die Himmlische: Tod einer Krankheit
Einst tummelten sich selbst ernannte Propheten und Erlöser in Jerusalems Straßen, heute sind sie fast völlig verschwunden. Wird die Welt zu modern fürs Jerusalem-Syndrom?
Jerusalem, die Geteilte: Rekord der Trostlosigkeit
Ein Jerusalemer Rekord: In Abu Dis schafft die Mauer die weltweit größte Diskrepanz zwischen Luftlinie und gefahrener Strecke. Nirgends stehen Symbole von Hoffnung und Trostlosigkeit so eng beieinander wie hier
Jerusalem, die Versöhnliche: Wo man schön streiten und sich sogar versöhnen kann
Ausgerechnet eine hundert Jahre alte deutsche Kirche auf dem Ölberg dient heute als seltener Ort der Begegnung für Christen, Juden und Muslime
Jerusalem, die Alte: Das Wunder von Jerusalem
Das Israel-Museum ist auf gleich mehrere Weisen einzigartig
Jerusalem, die Neue: Hightech und Historie
Jerusalem will nicht nur Geschichte sein, sondern auch zukunftsorientierte Metropole. Heute tüfteln zig Hochtechnologiefirmen in Har Hotzvim am Gadget von morgen
Ups, was ist mir denn da passiert? Da schreibe ich eine Lesereise über Jerusalem, und dann stehen da lauter Geschichten, die wohl kaum jemanden dazu animieren dürften diese Stadt zu besuchen. Da ist von Mauern die Rede, von Spannung und Hass, Trauer, Trostlosigkeit und Verwahrlosung. So anders als die Atmosphäre auf Hochglanzfotos, die die goldene Kuppel des Felsendoms, lächelnde Soldatinnen, tanzende Ultra-Orthodoxe oder schmucke Gässchen im muslimischen Viertel der Altstadt anpreisen. Doch es wäre falsch, das eine als Propaganda, das andere als Wahrheit darzustellen. In Jerusalem gehört beides zur Realität.
Es liegt in der Natur eines Büchleins wie diesem, dem komplexen Phänomen Jerusalem niemals gerecht werden zu können. Und so widme ich das Vorwort all den Aspekten, die fortan zu kurz kommen werden, um sozusagen im Vorfeld den falschen Eindruck zurechtzurücken. Man wird zwischen diesen Buchdeckeln nichts über das unterirdische Jerusalem finden, Höhlen, die einen faszinierenden Blick in die Vergangenheit bieten. Nichts von der Ästhetik, die weite Teile dieser Stadt auszeichnen. Nur wenig über die Museen von internationalem Kaliber, die religiösen Stätten von einzigartiger Bedeutung, Kunst auf höchstem Niveau, Parks mit atemberaubenden Aussichten, touristische Besonderheiten, die jeder Fremdenführer empfiehlt, oder die Discos, die es mit Tel Aviv aufnehmen könnten. Obschon auch sie für Jerusalem stehen.
Nein, dieses Buch handelt von Konflikten, auch wenn die meisten Besucher kaum etwas von ihnen mitbekommen dürften. Im Gegenteil: Im Alltag begegnet man unzähligen Beispielen von Koexistenz. Wer das Pech hat, hier krank zu werden, wird das Glück haben, in einem der Krankenhäuser zu sehen, wie Palästinenser und Israelis Tag für Tag rund um die Uhr gemeinsam Leben retten. Wer zu einer der Underground Partys eingeladen wird, erlebt, wie Siedler und Besetzte, Säkulare und Religiöse in verlassenen Synagogen, alten Ruinen oder Baustellen zusammen die ganze Nacht hindurch feiern. Wer ins Uganda oder El Bir in der Innenstadt geht, wird mit Arabern und Juden zusammen ein Bierchen trinken können. Wer eine Wohnung mietet, wird oft sehen, wie Menschen unterschiedlichster Herkunft und Weltanschauung friedlich nebeneinander leben.
Und das Leben in dieser Stadt einfach nur genießen. Dafür muss man nur zum Markt Mahane Jehuda spazieren, wo man tagsüber billig Tomaten kaufen und abends im Parlament von Juda sechsunddreißig Sorten Arak trinken oder im Shuka mit der Elite der Stadt klönen kann. Wer es härter mag, schaut sich im Video das Nachtleben der Homosexuellen an, oder eine Drag Show im HaKaze. Romantiker werden lieber durch Ein Karem schlendern, Betuchte in der Mirror Bar ihresgleichen suchen. Und Touristen werden fast immer zwei Dinge besichtigen: Yad Vashem und die Altstadt.
Und genau diesen Dingen schenke ich hier keinen Platz, weil ich darüber schreiben will, was zu oft unerwähnt bleibt. Dabei sind die Konflikte, über die Sie in diesem Buch lesen werden, aus meiner Sicht weder das Manko noch der Schwachpunkt der Stadt – im Gegenteil. Denn sie sind Teil der Menschen, die Jerusalem so faszinierend machen. Nicht die alten Steine, die von zig Kulturen mal aufgebaut und mal abgetragen wurden, machen diese Stadt einzigartig. Ein tausend Jahre altes Fundament eines Gebäudes mag interessant sein. Tausend Jahre alte Träume hingegen sind faszinierend. Was die Stadt Jerusalem auszeichnet ist, dass sie seit Jahrtausenden im Brennpunkt von Hoffnungen, Ängsten, Wünschen und Verlangen von Menschen aus aller Welt liegt.
Kein Wunder also, dass es hier von Mythen wimmelt; fast ein physikalisches Gesetz, dass der Glaube hier oft stärker ist als das Gegebene; eine mathematische Formel, dass der Wille Wahrscheinlichkeiten übertrumpft; und eine Konstante, dass die Träume ihrer Bewunderer sich gegenseitig ausschließen. Jerusalem ist mehr als die Summe all ihrer Bewohner – sie ist ihr Traum. Dieses Buch ist diesen Träumen gewidmet, und den Menschen, die sie träumen. Und diese sind immer einen Besuch wert.
Nichts macht Jerusalem verlockender, als sie einmal besessen und dann verloren zu haben. Wer ist im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern Sieger, wer Opfer?
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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