Lesereise Kopenhagen - Barbara Denscher - E-Book

Lesereise Kopenhagen E-Book

Barbara Denscher

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Beschreibung

Figuren aus den Geschichten Hans Christian Andersens, Ansichten der bunten Häuser und der alten Segelschiffe am Nyhavn-Kanal, dazu ein paar fröhlich winkende Radfahrer - das waren über lange Zeit die bevorzugten Motive, mit denen die dänische Hauptstadt für sich warb. Man präsentierte sich als verträumte, kleine Märchenstadt und schuf damit Klischees, die sich bis heute gehalten haben. Mittlerweile ist allerdings eine Imagekorrektur nötig geworden, denn das Kopenhagen des 21. Jahrhunderts ist eine sehr dynamische, stark wachsende Metropole. Seit im Jahr 2000 die sechzehn Kilometer lange Brücke über das Meer, hinüber nach Schweden, eröffnet wurde, hat sich die Stadt zum ökonomischen und kulturellen Zentrum der gesamten Øresund-Region entwickelt. Dort, wo sich früher alte Hafen- und Industrieanlagen befanden, entstanden groß angelegte neue Stadtviertel, die mit Bauten von Stararchitekten wie Jean Nouvel, Henning Larsen oder Bjarke Ingels zu international viel beachteten Schauplätzen moderner Architektur- und Designentwicklung wurden. Immer noch freilich ist die Skulptur der kleinen Meerjungfrau die am meisten besuchte Sehenswürdigkeit der Stadt, in der man aktuelle Trends durchaus auch mit der typisch dänischen Gemütlichkeit - der hygge - zu verbinden weiß.

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Barbara Denscher

Lesereise Kopenhagen

Barbara Denscher

Lesereise Kopenhagen

Der Philosoph und die Meerjungfrau

Picus Verlag Wien

Copyright © 2013 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehalten Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Umschlagabbildung: © Alex Holland/cultura/Corbis Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien ISBN 978-3-7117-5166-9 Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at

Warum Kopenhagen?

Eine Art Vorwort

Es gibt vermutlich eine ganze Reihe von Städten, die man als spektakulärer, aufregender oder mondäner bezeichnen könnte als Kopenhagen. Vor allem finden sich viele, in denen das Wetter besser ist. Also, warum Kopenhagen? Mag sein, dass sich manchen die Faszination der dänischen Hauptstadt erst allmählich erschließt – für mich jedoch war es Liebe auf den ersten Blick. Vielleicht hängt das ja auch damit zusammen, dass mein erster Aufenthalt dort, vor nun schon fast vierzig Jahren, im Sommer war. Zur »Zeit der hellen Nächte« also, die in der dänischen Literatur – vor allem in Gedichten – ein sehr beliebtes Thema sind. Tatsächlich herrscht im Sommer in Kopenhagen eine ganz besondere Stimmung. Bis tief in die helle Nacht hinein ist die Stadt von fröhlichem Leben und Treiben erfüllt, und an den idyllischen Kanälen und den Strandpromenaden findet so manche spontane Party statt.

Die »Zeit der dunklen Nächte« ist bislang noch nicht mit begeisterter dichterischer Verklärung besungen worden. Dabei wird aber gerade im Spätherbst und Winter die Fähigkeit der Kopenhagener, es sich gemütlich zu machen – hyggeligt nennen sie es –, besonders deutlich. Geselligkeit ist eine zentrale Kategorie im sozialen Leben der Dänen, und die Treffen mit Kollegen, Freunden und Familie werden nun eben von draußen nach drinnen verlegt – Hauptsache Bier und smørrebrød sind in ausreichendem Maße vorhanden. Und natürlich massenhaft Kerzen, die ein ganz wesentlicher Bestandteil des typisch dänischen »Wohlfühl-Ambientes« sind.

Mein persönliches Wohlgefühl in Kopenhagen rührt vor allem von der Offenheit und der unaufdringlichen Freundlichkeit der Menschen her. Was mich gleich bei meinem ersten Besuch in der dänischen Hauptstadt besonders faszinierte, war die egalitäre Lässigkeit im Umgang miteinander, das soziale Engagement, das ökologische Verantwortungsbewusstsein und der Sinn für alternative Lebensentwürfe. All dies hat sich heutzutage zumindest als anzustrebendes Ideal in weiten Teilen Europas durchgesetzt. Dänemark war – gemeinsam mit Schweden – in derartigen Reformprozessen zweifellos wegweisend. Diese Mentalität hat sich in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise kaum verändert, und so exemplarisch mir die Strategien der dänischen Hauptstadt in ihrer skandinavischen Liberalität vor rund vier Jahrzehnten erschienen, für so bemerkenswert halte ich den derzeitig eingeschlagenen Weg in die Zukunft: Die frühere Hafenstadt mit problematischen Industriebezirken hat einen radikalen Transformationsprozess zur international vorbildhaften »Smart City« geschafft und wurde zum Musterbeispiel dafür, was kreatives urbanes Engagement in den Bereichen Ökonomie und Ökologie zustande bringen kann.

Das für mich Faszinierende an den Menschen in Dänemark und vor allem in Kopenhagen war immer jene spezielle Mischung von Bodenständigkeit, die sich mitunter in einer manchmal rührenden Provinzialität offenbaren kann, und einer weltläufigen Internationalität, wie sie meist Seefahrernationen in einem besonderen Maße haben. Zu dieser Offenheit gehören auch die oft hervorragenden Fremdsprachenkenntnisse der Dänen, die fast ausnahmslos sehr gut Englisch, meist auch Deutsch, vielfach Französisch und natürlich allesamt die Nachbarsprache Schwedisch beherrschen. Trotzdem freut man sich in Kopenhagen – wie ja vermutlich überall –, wenn sich ausländische Besucher bemühen, ein paar Wörter in der Landessprache herauszubringen. Bei mir sind aus diesem Bemühen Sprachstudien in Kopenhagen geworden. Diese haben mir nicht nur viele Freundschaften gebracht, sondern auch den Zugang zu einer der originellsten europäischen Literaturlandschaften eröffnet. Später habe ich durch meine Sprachkenntnisse und die Tätigkeit als Kulturpublizistin und Übersetzerin einige der interessantesten dänischen Autorinnen und Autoren kennenlernen dürfen. Auch bei diesen Begegnungen beeindruckte mich wieder die selbstverständliche, unprätentiöse Art des Umgangs miteinander. Bezeichnend war für mich ein Treffen mit Peter Høeg, als dieser mit seinem Weltbestseller »Fräulein Smillas Gespür für Schnee« gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere stand. Bei einem Pressetermin, der in München stattfand, störten laute Baumschneidearbeiten von draußen her die Interviews. Die PR-Leute berieten, ob man die Arbeiter besser durch Einschaltung ihrer Chefs oder durch Ausbezahlung eines ordentlichen Trinkgelds zur zeitweiligen Einstellung ihrer lautstarken Tätigkeit bewegen sollte. Høeg, Bürger des Landes mit der weltweit geringsten Korruption, mischte sich empört ein und fragte, ob man denn tatsächlich vorhabe, die Arbeiter mit Geld zu beleidigen. Das könne er nicht zulassen, und daher werde er die Sache in die Hand nehmen. Der Schriftsteller, der sehr gut Deutsch spricht, ging hinaus zum Baumschneidetrupp, erklärte den Männern, die noch nie etwas von ihm gehört hatten, die Situation und schenkte ihnen sein Buch. Der Pressetermin lief ruhig und ohne jede Störung ab – »Natürlich, was denn sonst?«, meinte Peter Høeg. Diese kleine Begebenheit, in der so viel an Vertrauen in die Vernunft und an solidarischem Respekt steckt, ist für mich typisch dänisch.

Darum also Kopenhagen – und natürlich auch, weil in der dänischen Hauptstadt zahllose Sehenswürdigkeiten und viel Interessantes zu entdecken sind. Aber das ist bereits ein ganz anderes Kapitel.

Flinke Kellner bringen Öl

Die Dänen und ihre Sprache

Ingen Pauser ist »lang, weiß, schlank, blond«, und sie hat eine »Schnuppernase« – davon ist jener Deutsche, der, offenbar im Auftrag einer Zeitung, zu einer Besichtigungstour nach Kopenhagen gekommen ist, fest überzeugt. Allerdings hat er Ingen noch gar nicht zu Gesicht bekommen, sondern nur der Ankündigungstafel eines Kopenhagener Tanzlokals entnommen, dass abends die Auftritte von zwei Orchestern und Ingen Pauser auf dem Programm stünden. Und da, wie er meint, die »nordischen Frauen« mehr als alle Französinnen »locker, kokett« und »der Liebe ergeben« seien, werde es wohl nicht schwer sein, Ingen auch ein wenig näher kennenzulernen. Schon träumt er von einer gemeinsamen Reise in irgendein kleines, romantisches Städtchen in Jütland, von abendlichen Spaziergängen, vertrauten Gesprächen – und manchem mehr … Als er aber, nach einer ausgedehnten Stadtbesichtigung, endlich voll Ungeduld in das Tanzlokal kommt, erwartet ihn nicht die Traumfrau, sondern eine herbe Enttäuschung. Denn von Ingen ist weit und breit keine Spur. Dafür aber spielen die beiden Orchester den ganzen Abend unentwegt, ohne Pausen. Denn das war mit der Ankündigung gemeint gewesen: – Keine Pausen!

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