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Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Philosophische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: "Nathan der Weise" wird gern als "Ideendrama" bezeichnet, dessen Leitgedanken durch das Thema der Toleranz im Verhältnis zwischen den großen monotheistischen Religionen bestimmt werden. Nach dieser Lesart geht es im Drama mehr um eine gedankliche Auseinandersetzung als um eine spannungsgeladene dramatische Handlung. Offensichtlich hat Lessing das Stück nicht konzipiert, um für den Zuschauer des Bühnengeschehens beeindruckende theatralische Effekte zu inszenieren, Der Schwerpunkt der Handlung liegt vielmehr auf dem Geschehen, das sich im Inneren der Figuren abspielt. Die Protagonisten sollen aus den eingefahrenen Gleisen gewohnheitsmäßigen Denkens herausgeführt werden und sich auf neue Formen erkenntnisorientierten Denkens einlassen. In den Dialogen der "Vernunft" und dem Austausch von Meinungen vollzieht sich ein Umdenken und eine schrittweise Annäherung an "Wahrheiten". Hierbei handelt es sich nicht um absolut gültige, objektive Wahrheiten, sondern um subjektiv geprägte und historisch entwickelte Teilwahrheiten, deren Gültigkeit sich im Dialog bewähren muss und die ggf. modifiziert und korrigiert werden müssen. Damit wird ein Wahrheitsbegriff in Zweifel gezogen und widerlegt, der suggeriert, dass es ein Monopol der Wahrheit und geistliche oder weltliche Herrscherfiguren gebe, die im Besitz absoluter Wahrheiten seien, welche keiner Rechtfertigung bedürfen. Nach dieser Auffassung ist es dem Menschen aufgegeben, vermeintlich eherne und unumstößliche Scheinwahrheiten zu hinterfragen und auf ihre Gültigkeit hin kritisch zu überprüfen.
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