Lichterglanz - Ramona Vals - E-Book

Lichterglanz E-Book

Ramona Vals

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Beschreibung

Der dreiunddreißig jährige Mike Egli ist alleinerziehender Vater vom fünfjährigen Lino, der in den Kindergarten geht. Vor vier Jahren musste Mike von seiner geliebten Sabine Abschied nehmen, weil sie leider den Kampf gegen den grausamen Krebs verloren hatte. Ihr gemeinsames Baby war damals erst ein paar Monate alt gewesen. Lino kommt nun langsam in ein Alter, wo er gewisse Sachen zu realisieren und zu hinterfragen beginnt. Ausgelöst durch eine Geschichte von einer Maus und einem Igel, welche die Kindergärtnerin ihren Schützlingen erzählt hatte, macht er sich über gewisse Dinge große Gedanken. Aus heiterem Himmel und mit Tränen in den Augen fragt er seinen Vater, warum er keine Mama hat, so wie seine kleinen Freunde. Mike wird vor die schwierige Aufgabe gestellt, seinem Sohn auf eine einfache, verständliche Art die Krankheit und den Tod seiner Mutter zu erklären. Mit Hilfe einer brennenden Kerze in einer Laterne gelingt es ihm, dem kleinen Jungen verständlich zu machen, dass seine Mutter im Himmel beim lieben Gott ist und als Stern vom Himmel leuchtet. Mike versucht, nach vier Jahren Witwerdasein seine geliebte Sabine loszulassen. Vergessen würde er sie aber ein Leben lang nicht. Doch er ist auch nur ein Mann und hat seine Bedürfnisse. Mit dreiunddreißig ist er definitiv noch zu jung, um alleine alt zu werden ...

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Seitenzahl: 43

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 1

Mike Egli fuhr seinen Computer runter. Es war früher Freitagnachmittag anfangs Dezember. Wie jeden Freitag wollte er auch heute seinen Sohn vom Kindergarten abholen.

Der Dreiundreissigjährige war Architekt, angestellt in einem Architekturbüro und arbeitete von Zuhause aus. Mike war es ein grosses Anliegen, vor Ort zu sein, wenn Lino jeweils vom Kindergarten heimkam. Er fand es so schlimm, wenn unbetreute Kinder, bei dem beide Elternteile arbeiteten, mit einem Schlüssel um den Hals in der Gegend herumlungerten. Doch für seine familiäre Situation hatte sein Vorgesetzter vollstes Verständnis. Deshalb war sein Büro zu Hause für seine Arbeit eingerichtet und bot auch Platz für Kundengespräche.

Mike schnürte seine halbhohen, gefütterten Schuhe, schlüpfte in die warme Winterjacke und schlang den Schal zweimal um den Hals. Zum Schluss legte er seine Umhängetasche quer über die linke Schulter. Dann verliess er seine Vierzimmer-Wohnung, die sich in einem Mehrfamilienhaus befand und schloss die Tür ab. Der Fussmarsch bis zum Kindergarten betrug nur eine Viertelstunde. Draussen war es grau, trocken und eisig kalt. Er vergrub seine Hände tief in die Jackentaschen und machte sich auf den Weg. Der Spaziergang an der frischen Luft tat ihm gut und half herunterzukommen. Denn im Moment steckte er mitten in einem Einfamilienhaus-Projekt und die Bauherrschaft, ein gewisses Ehepaar Dagmar und Arnold Muggli, war ziemlich kompliziert und sehr anspruchsvoll. Dagmar wünschte sich die eine oder andere Wand farbig und unbedingt eine rustikale Küche, doch Arnold fand eine ganz moderne viel besser und die Wände würden auf jeden Fall weiss bleiben. Sie forderte hellgrüne Kacheln in den Nasszellen, er war damit nicht einverstanden. Frau Muggli bevorzugte in allen Räumen Parkett, doch Herr Muggli wollte überall Bodenplatten haben. Und, und, und … Mike konnte es drehen und wenden, wie er wollte, die beiden waren sich nie einig. Zum Glück war jetzt Wochenende und er konnte seine Arbeit bis Montag ruhen lassen.

Pünktlich um halb vier stürmten die vier- bis sechsjährigen Knirpse laut kreischend aus dem Gebäude und mitten drin, Lino Egli. Er wusste, dass sein Vater ihn jeweils am Freitagnachmittag abholte und hatte es deshalb jedes Mal sehr eilig. Mike schmunzelte, als der Kleine herangerannt kam. Die Jacke stand offen, bei den Schuhen hatte er links mit rechts verwechselt und seine wollene Mütze sass schief auf dem Kopf. Es schien auch so, als hätte die Zeit nicht mehr gereicht, um die Kindergartentasche schräg über die Schulter zu legen. Er zog sie schleppend hinter sich her. «Papa!» Mit strahlenden blauen Augen stürmte er in die offenen Arme seines Vaters. «Hallo Kumpel, was habt ihr heute gemacht?» «Frau Meier hat uns eine Geschichte erzählt …», sprudelte es aufgeregt aus dem Fünfjährigen heraus. Während Mike seinem Sohn half, die Schuhe korrekt anzuziehen, ihm anschliessend den Reissverschluss seiner Jacke zumachte und die Mütze zurechtrückte, plapperte Lino einfach drauflos. Er war ein aufgeweckter und sehr neugieriger Junge und hatte eine gute Beobachtungsgabe. Und langsam kam er in ein Alter, wo er gewisse Dinge zu realisieren und zu hinterfragen begann.

«… Eine kleine graue Maus wohnte in einem schwarzen und kalten Erdloch und hatte ganz viel Angst im Dunkeln», wiedergab Lino das Märchen und sah seinen Vater dabei todernst an. «Als sie zitternd neben dem Eingang ihrer Wohnung sass, kam ein Igel vorbei und fragte, warum sie denn so zittere. «Ich fürchte mich so in der Dunkelheit und frieren tue ich auch», gab die Maus traurig zur Antwort. «Komm mit, bei mir ist es warm und behaglich», forderte der Igel sie freundlich auf. Dann trotteten sie gemeinsam zur Wohnung des Igels. Dort brannten viele Kerzen in verschiedenen Laternen und verbreiteten helles und warmes Licht. Die Maus fror bald nicht mehr und ihr wurde warm. Sie war sehr froh, dass sie den Igel getroffen hatte. «Danke, lieber Igel. Jetzt geht es mir schon viel besser.» «Das freut mich. Bleib so lange du willst. Ich freue mich über deine Gesellschaft. Denn ich bin ganz alleine und sehne mich nach einem Freund ...»

«Das ist aber eine tolle Geschichte», pflichtete Mike seinem Sohn bei. Dieser nickte heftig und fasste die Hand seines Vaters. Sie machten sich gemütlich auf den Heimweg. Es begann bereits zu dämmern. Auf einmal blieb Lino stehen. «Papa?» «Ja?» «Ich will zu Hause eine Laterne basteln.» «Warum?», erkundigte sich sein Vater verdutzt. «Es wird doch jetzt so früh dunkel und es gibt so viele Tiere, die sich dann sicher fürchten», erklärte der Kleine, sich sorgend. «Deshalb möchtest du ihnen ein Licht schenken?», fragte Mike liebevoll. «Ja!» Linos Augen funkelten aufgeregt. «Dann machen wir das», bestimmte sein Vater lächelnd. «In der Küche steht ein leeres Honigglas. Wir machen nun einen kleinen Umweg und laufen zur Papeterie, wo es Bastelsachen gibt.» «Echt?», versicherte sich Lino und schaute prüfend nach oben in das Gesicht seines Vaters. Mike nickte schmunzelnd. «Juhuu!!» Aufgeregt hüpfte der Junge neben ihm her.