Liebesfalle für den spanischen Milliardär? - Penny Roberts - E-Book

Liebesfalle für den spanischen Milliardär? E-Book

PENNY ROBERTS

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Beschreibung

Überrascht entdeckt Clubbesitzer Ramiro López eine sexy Fremde in seinem Büro in Marbella. Ist Christina wirklich nur die neue Reinigungskraft, wie sie sagt? Statt sie direkt vor die Tür zu setzen, stellt er sie spontan als seine Assistentin ein. Natürlich nur, weil er sie so am besten unter Beobachtung halten kann – nicht, weil er sich ungewollt vom ersten Moment an wie magisch zu ihr hingezogen fühlt! Denn ehe er nicht weiß, ob sie für seinen Erzfeind spioniert und sein Unternehmen sabotieren will, sollte er ihren erregenden Reizen besser widerstehen …

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Seitenzahl: 189

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2023 by Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg für Penny Roberts: „Liebesfalle für den spanischen Milliardär?“

© Deutsche Erstausgabe 2024 in der Reihe JULIA, Band 132024

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2024 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751524827

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Die Luft über der Tanzfläche flirrte vor Hitze.

Es war ein Freitag, Mitte Juni, und der bislang heißeste Tag des Jahres in Marbella. In der Bar des Club Aventura standen die Gäste in Trauben und warteten darauf, von einem der Barkeeper bedient zu werden. Cocktails und hochprozentige Drinks flossen in Strömen. Wer es dekadenter mochte, konnte auch Champagner bestellen, die Flasche für vierhundert Euro und mehr. Aber dafür war einem auch die Aufmerksamkeit jener Damen gewiss, die nicht vorrangig zum Feiern in ihren hautengen Kleidern und halsbrecherischen High Heels in den angesagtesten Club der Stadt gekommen waren, sondern vielmehr, um einen reichen Mann kennenzulernen.

Und von denen gab es im Aventura nicht wenige.

Der DJ ließ einen Song nahtlos in den nächsten übergehen. Hämmernde Bässe drangen aus dem riesigen Arsenal von Lautsprechern, die rings um das DJ-Pult aufgereiht waren. Bunte Lichter zuckten und verwandelten den Nebel, der aus versteckten Nebelmaschinen drang, in ein Meer aus Farben, in dem die verschwitzten Körper der Tanzenden miteinander zu verschmelzen schienen. Ein riesiger Leib mit Dutzenden Armen, Beinen und Köpfen, die sich miteinander im Rhythmus der Musik bewegten. Getrieben von stampfenden Beats und elektronischen Klängen tanzten sie eng an eng.

Mara Luz, die das Treiben von ihrer erhöhten Position auf der Zwischenetage, die sich wie ein Balkon um den gesamten Umfang des Clubs spannte, aus betrachtete, fühlte sich bei dem Anblick mehr an Sex erinnert als an Tanzen. Die Menschen dort unten verloren in der Anonymität der Masse alle Hemmungen und ließen sich einfach gehen.

Es muss befreiend sein, dachte sie. Aber für sich selbst konnte sie sich das nicht vorstellen. Flüchtige Abenteuer und kurzlebige Affären waren einfach nichts für sie, auch wenn sie dafür mit Sicherheit niemanden verurteilte.

Vor allem nicht ihre Halbbrüder Manuel und Ramiro, denen gemeinsam der Club Aventura gehörte und die einem Lebenswandel frönten, der ihr immer weniger gefiel.

Es mochte prüde klingen, aber sie war einfach davon überzeugt, dass es für jeden Menschen dort draußen das passende Gegenstück gab. Doch das fand man eben nicht, wenn man Nacht für Nacht mit einer anderen Schönheit im Bett landete, die man spätestens am nächsten Morgen wieder vor die Tür setzte, um ja nicht Gefahr zu laufen, mehr als zehn Worte miteinander zu wechseln.

Die beiden scheuten Beziehungen wie der Teufel das Weihwasser. Allein die Vorstellung, mehr als einmal mit derselben Frau auszugehen, war ihnen ein Graus. Denn das würde bedeuten, diese Frau besser kennenzulernen und sie, Gott bewahre, vielleicht sogar sympathisch zu finden.

Im Grunde, fand Mara Luz, war es eigentlich sehr traurig. Sicher, im Moment mochte dieses schnelle Leben sich für die beiden noch gut anfühlen, aber sie war davon überzeugt, dass ein solches Dasein auf Dauer nicht erfüllend sein konnte.

Sie arbeiteten zu viel, schliefen zu wenig, achteten nicht auf sich selbst. Und sie ließen keine wirkliche Nähe zu – jedenfalls nicht außerhalb ihrer kleinen Familie.

Dabei verdienten die beiden so viel mehr. Manuel und Ramiro waren keine schlechten Männer. Ganz im Gegenteil sogar. Sie hatten sie anstandslos in den Armen der Familie akzeptiert, als sie damals auf ihrer Türschwelle aufgetaucht war. Und das, obwohl sie wussten, wer ihre Mutter war.

Nicht, dass es für Mara Luz je einen Unterschied gemacht hätte. Mit fünfzehn war sie in eine Pflegefamilie gekommen und hatte ihre leibliche Mutter immer nur dann zu Gesicht bekommen, wenn dieser aus irgendeinem Grund einfiel, dass sie eine Tochter hatte. Den Rest der Zeit schien Dolores Calvente einfach vergessen zu haben, dass sie je ein Kind zur Welt gebracht hatte. Weil es ganz einfach nicht zu ihrem Lebensstil passte.

Dolores hatte Geld und Luxus gewollt, nicht Windeln wechseln und nachts ein Dutzend Mal aufstehen müssen, um ein Baby zu füttern. Von der Verantwortung und den Pflichten, die die Mutterschaft mit sich brachte, vor allem, wenn vom Vater weit und breit nichts zu sehen war, wollte sie nichts wissen. Und so gab sie Mara Luz kurzerhand weg und kümmerte sich danach auch nie mehr wirklich um sie.

Dolores hatte immer ein großes Geheimnis daraus gemacht, wer Maras leiblicher Vater war, bis sie es ihr auf ihrem Sterbebett verraten hatte.

Mara Luz war aufgeregt gewesen, aber auch traurig und enttäuscht, als sie dann erfuhr, dass ihr leiblicher Vater tot war und sie niemals die Chance erhalten würde, ihn kennenzulernen. Doch da waren noch zwei Halbbrüder, von deren Existenz sie bis dahin nichts geahnt hatte. Und auch wenn die beiden in einer völlig anderen Welt lebten als sie – der Welt ihrer Mutter –, hatte sie doch nach kurzem Zögern Kontakt mit ihnen aufgenommen.

Bis heute hatte sie diese Entscheidung keinen Tag lang bereut.

Manuel und Ramiro waren ihre Familie. Sie waren all das, was sie sich immer schon aus tiefstem Herzen gewünscht hatte, und Mara Luz wollte nur, dass die beiden genauso glücklich wurden, wie sie es heute war.

Und da die beiden selbst nicht zu wissen schienen, was gut für sie war, würde sie eingreifen und sie in die richtige Richtung lenken.

Was Ramiro betraf, so hatte sie schon eine Idee, wie sie es anstellen würde. Da war diese junge Frau, die sich kürzlich bei ihr vorgestellt und als Reinigungskraft beworben hatte. Mara Luz konnte es nicht logisch erklären, aber sie hatte feine Antennen und wusste immer sofort, wenn zwei Menschen zusammenpassten.

Und bei dieser Frau hatte sie dieses Kribbeln verspürt, das ihr sagte, sie könnte die Richtige für Ramiro sein.

Sie strich ihr langes, dunkelbraunes Haar zurück, wandte sich vom Geländer ab und ging über dem Steg hoch über den Köpfen der Feiernden entlang zu ihrem Büro. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte und das Stampfen der Bässe zu einem leisen Hintergrundgeräusch geworden war, zückte sie ihr Telefon.

„Entschuldigen Sie den späten Anruf“, sagte sie, als die junge Frau sich am anderen Ende der Leitung meldete. „Ich wollte Ihnen lediglich mitteilen, dass Sie den Job haben können, wenn Sie ihn noch immer wollen …“

1. KAPITEL

Christina Herrera schob den Reinigungswagen über den schwach beleuchteten Korridor und ignorierte das Ziehen in ihrem Rücken. Seit sie vor knapp zwei Wochen angefangen hatte, im Club Aventura zu arbeiten, war ihr Respekt vor den Reinigungskräften, die fast unsichtbar für Ordnung und Sauberkeit sorgten, stark gestiegen. Ihr war nicht klar gewesen, was für einem Knochenjob diese Leute Tag für Tag nachgingen. Nicht, bis sie selbst angefangen hatte, ihn auszuüben – wenn auch nur vorübergehend.

Und auch nur zum Schein.

Verstohlen blickte sie sich um. Eigentlich sollte sie jetzt in einem ganz anderen Bereich des Clubs sauber machen um alles für den Clubbetrieb am Abend vorzubereiten. Doch es war ihr gelungen, sich unbemerkt abzusetzen. Jetzt stand sie mit klopfendem Herzen vor den Büros der Inhaber des Clubs, Manuel und Ramiro López, und hoffte, dass die Türen nicht verschlossen waren und sie Gelegenheit haben würde, sich ein wenig umzusehen, ohne von Gabriella, der Schichtleiterin, erwischt zu werden.

Sie stellte den Wagen direkt neben der Tür ab, auch wenn dies die Gefahr erhöhte, dass jemand ihn bemerkte und sich fragte, warum er hier stand. Doch dieses Risiko musste sie eingehen, wenn sie finden wollte, wonach sie suchte.

Sie trat durch die Tür, und ihr Blick fiel auf den Garderobenspiegel an der Wand. Einen Moment lang blieb sie stehen und starrte ihr Spiegelbild an. Müde sah sie aus. Blass. Ihre dunklen Augen, die sonst ihr, wie sie fand, hervorstechendstes Merkmal waren, wirkten fahl und glanzlos. Der Pferdeschwanz, zu dem sie ihr schwarzbraunes Haar am Hinterkopf zusammengefasst hatte, ließ sie streng wirken und älter als ihre vierundzwanzig Jahre. Verflixt, wie hatte es nur so weit mit ihr kommen können? Sie hatte doch mal Ziele gehabt. Pläne. Berufliche Integrität.

Und jetzt war sie hier, gab sich als Reinigungskraft aus, und …

Sie holte tief Luft und riss sich von ihrem eigenen Anblick los. Für Zweifel war jetzt weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. Der eine López-Bruder, Manuel, befand sich aktuell nicht in Marbella. Und vorhin, vor dem Beginn ihrer Schicht, als sie mit ihren Kolleginnen zusammen im Pausenraum Kaffee getrunken hatte, hatte sie gehört, dass auch Ramiro López geschäftlich außer Haus war. Also hatte sie kurzerhand den Entschluss gefasst, sich in der Chefetage des Aventura umzusehen. Wenn sie dabei nicht erwischt werden wollte, sollte sie sich besser beeilen.

Das Büro war riesig, mindestens so groß wie ihr gesamtes Apartment in Ojén, dem kleinen, weniger glamourösen Nachbarort von Marbella. Im Großen und Ganzen war es so eingerichtet, wie man sich ein Büro vorstellte, mit einem Schreibtisch samt Leder-Drehsessel, mehreren Regalen und Besucherstühlen. Aber auf der Fensterseite gab es außerdem eine bequem aussehende Sitzecke aus cognacfarbenem Veloursleder, einen niedrigen, ovalen Glastisch und einen Barwagen mit Kristall-Karaffen, deren hochprozentiger Inhalt durch gravierte Silberschildchen gekennzeichnet war.

Auf der Schreibtischseite gab es noch eine Tür. Wohin die führte, konnte Christina nicht sagen.

Als Erstes ging sie zum Schreibtisch und durchsuchte die Aktenkörbe, in der Hoffnung, dort etwas zu entdecken, was ihr weiterhalf. Natürlich hatte sie nicht so viel Glück. Daraufhin versuchte sie es mit der Schreibtischschublade, musste jedoch feststellen, dass die verschlossen war.

Typisch.

Zum Glück kannte sie ein paar Kniffe, mit denen sich ein solches Schloss mithilfe einer Büroklammer und etwas Geschick relativ mühelos öffnen ließ. Auf dem Schreibtisch fand sie einen Utensilien-Spender, in dem sich auch Büroklammern befanden. Perfekt. Doch dann stutzte sie plötzlich, als ein merkwürdiges Gefühl sie erfasste. Waren das gerade Skrupel, die sie innehalten ließen? Sie konnte es nicht leugnen. Was sie hier tat, war falsch. In ein fremdes Büro einzudringen und die Schubladen und Schränke zu durchwühlen, konnte man ganz sicher nicht als Kavaliersdelikt bezeichnen.

Aber was blieb ihr für eine Wahl? Wenn sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen und sich aus der Lage, in die sie unverschuldet hineingeraten war, befreien wollte, war dies hier die einzige Möglichkeit.

Unverschuldet? Rede dir das ruhig weiter ein, dadurch wird es nicht wahrer. Du hast Berufliches und Privates miteinander vermischt, deshalb bist du jetzt in dieser Situation. Das war dein Fehler.

Christina war hin- und hergerissen. Wenn sie jetzt zurückging und weiter die Arbeit machte, für die man sie hier bezahlte, wäre noch nicht wirklich etwas passiert. Dann wäre sie aber auch keinen Schritt weitergekommen.

Was also sollte sie tun?

Sie war noch nicht zu einer Entscheidung gelangt, als von draußen vom Korridor her sich nähernde Schritte erklangen.

Erschrocken zuckte sie zusammen.

Eigentlich sollte hier um diese Zeit niemand sein. Die meisten Angestellten trafen erst ein, kurz bevor der Club am Abend seine Pforten öffnete. Lediglich die Verwaltung, die sich im unteren Stockwerk befand, und die Reinigungskräfte begannen ihre Arbeit schon vorher. Ihre Kolleginnen waren alle im Partybereich beschäftigt. Zutritt zum oberen Stockwerk hatten eigentlich nur …

Sie schluckte hart.

Das konnte nur eines bedeuten: Einer der Chefs war unerwartet zurückgekehrt und auf dem Weg in dieses oder das angrenzende Büro. Dummerweise war der Putzwagen vor der Tür ein deutliches Zeichen dafür, dass sich jemand unbefugt auf der Etage aufhielt.

Mit angehaltenem Atem stand sie da und lauschte.

Die Schritte verharrten kurz, kamen dann unaufhaltsam näher.

Hastig sah sie sich nach einem Versteck um, doch da war nichts. Unter dem Schreibtisch würde jemand, der das Büro betrat, sie sofort bemerken. Und ihr fiel wirklich keine einzige plausible Ausrede ein, was sie dort zu suchen haben könnte. Einen hartnäckigen Fleck beseitigen?

Mach dich nicht lächerlich, Christina. Denk nach!

Ihr Blick fiel auf die Tür zum angrenzenden Raum. Es war ihre einzige Option, und mit ein wenig Glück besaß dieser noch einen zweiten Ausgang zum Korridor hinaus.

Kurz entschlossen setzte sie sich in Bewegung. Bereits als die Tür sich hinter ihr schloss, wurde ihr bewusst, dass sie sich in eine ausweglose Situation manövriert hatte, denn sie war in einem Badezimmer gelandet.

Wobei „Zimmer“ gelinde gesagt eine Untertreibung war! Wellnessbereich hätte es besser getroffen. Der Raum war riesig und mit großen Fliesen in hellen Naturtönen ausgestattet. Sowohl eine Badewanne als auch eine Dusche waren vorhanden, und die obere Hälfte der Wand, an der das doppelte Waschbecken angebracht war, war komplett verspiegelt.

Aber es gab natürlich keinen zweiten Zugang. Auch kein großes Fenster, durch das sie hätte fliehen können. Nein, nichts dergleichen.

Da war zwar eine Tür, aber hinter der fand Christina etwas vor, mit dem sie nicht gerechnet hatte und das sie kurz eine Braue heben ließ. Eine Dampfsauna? Ernsthaft?

Das war schon ziemlich extravagant, selbst für die Verhältnisse der López-Brüder. Aber vielleicht war es auch ihre einzige Chance, unentdeckt zu bleiben. Wenn die Person, die da draußen war, nur einen kurzen Blick ins Büro warf, würde sie vermutlich nicht bemerken, dass jemand hier unbefugt eingedrungen war.

Ohne lange nachzudenken, öffnete sie die Tür der Saunakabine und trat ein.

Sie atmete auf, doch schon im nächsten Moment erklang ein Summen und Brummen, und ihr wurde klar, dass sie sich zu früh gefreut hatte.

Die Kabine hatte sich automatisch eingeschaltet.

Kein Grund zur Panik, versuchte Christina sich selbst zu beruhigen. Überhaupt kein Grund zur Beunruhigung. Sie hatte mal irgendwo gelesen, dass eine Dampfsauna nicht einmal ansatzweise so heiß wurde wie eine Trockensauna. Wie schlimm konnte es also schon werden?

Ziemlich schlimm, lautete die Antwort, die sie sich kurz darauf selbst geben konnte. Die Kabine fing an, sich mit Dampf zu füllen, und Christina erkannte, dass sie das wahre Problem übersehen hatte. Denn das war nicht die Hitze, sondern die Luftfeuchtigkeit.

Innerhalb kürzester Zeit klebte ihr ihre Kleidung – eine kurzärmelige, beigefarbene Bluse und ein dazu passender knielanger Rock, aus dem ihre Arbeitsuniform bestand – nass am Körper. Sie konnte sich nicht erinnern, je im Leben so geschwitzt zu haben. Und der Synthetik-Stoff fühlte sich immer unerträglicher auf ihrer Haut an.

Sie knöpfte die Bluse auf und versuchte, sich Luft zuzufächeln.

Zwecklos.

Mit einem frustrierten Stöhnen streifte sie das Kleidungsstück ab und ließ es zu Boden fallen. Sie verspürte einen kurzen Moment der Erleichterung, doch der hielt nicht lange an.

Sie musste noch mehr loswerden.

Energisch öffnete sie den Reißverschluss ihres Rocks, zog ihn aus und warf ihn zu der Bluse. Einen Moment später folgten ihre Schuhe und ihre Strumpfhose.

Sie trug keinen BH, weil sie diese unbequem fand und auch nicht unbedingt brauchte. Und weil die zweckmäßige Strumpfhose ihres Arbeitsoutfits im Schritt drückte, hatte sie sich große Baumwollschlüpfer gekauft. Und sollte sie ertappt werden, dann lieber nackt als in einem dieser scheußlichen Dinger.

Das Brummen der Sauna kam ihr unglaublich laut vor. Es war fast unmöglich, dass niemand es hörte.

Ihr klopfte das Herz bis zum Hals, und als die Tür zur Saunakabine plötzlich aufgerissen wurde, erstarrte sie zur Salzsäule.

„Was zum Teufel …“, erklang eine tiefe, männliche Stimme.

„Was zum Teufel …“

Regungslos starrte Ramiro die Frau vor sich an.

Die nackte Frau.

Ihm war der Reinigungswagen vor dem Büro seines Bruders gleich aufgefallen. Was angesichts der Tatsache, dass so ein Ding dort nichts verloren hatte, kaum verwunderlich war.

Nicht, dass die Büros nicht gereinigt würden. Natürlich wurden sie das. Aber nur zweimal in der Woche und an bestimmten Tagen.

Unter normalen Umständen hätte er der Sache vielleicht keine weitere Beachtung geschenkt. Doch in den vergangenen Wochen hatte es im Club immer mal wieder kleinere Pannen gegeben, die alle für sich genommen nicht besonders ungewöhnlich waren. Doch sie fingen an, sich zu häufen. Eine zerbrochene Kiste des teuersten Vodkas, eine nicht richtig geschlossene Kühlkammer, mutwillig verstopfte Abflüsse …

Die ersten Vorfälle hatte Ramiro noch abgetan, doch inzwischen glaubte er nicht mehr an Zufall. Alle Zeichen deuteten auf Sabotage, und er konnte sich auch gut vorstellen, wer dafür verantwortlich war.

Joaquín Garcia, dieser Schuft.

Schon Garcias Vater hatte Manuels und Ramiros Vater das Leben schwer gemacht. Weil es ihm nicht gepasst hatte, dass Alfonso López es von der kleinen Aushilfe in seinem Jazzclub selbst zum Clubbesitzer gebracht hatte.

Und sein Sohn war keinen Deut besser. Wobei er sich persönlich die Hände niemals schmutzig gemacht hätte, um die unliebsame Konkurrenz aus dem Weg zu räumen. Nein, dazu war er sich zu schade. Für solche Dinge hatte Garcia seine Handlanger.

Handlanger, die sich in die Reinigungs-Crew des Club Aventura eingeschlichen hatten?

Ramiro hatte nicht lange gezögert und das Büro seines Bruders betreten, vor dem der Putzwagen abgestellt worden war. Auf den ersten Blick hatte alles verlassen gewirkt, und es gab auch keine wirkliche Möglichkeit, sich irgendwo zu verstecken.

Dann aber war ein leises Brummen an sein Ohr gedrungen, und zwar aus Richtung der Tür, die ins angrenzende Badezimmer führte. Konnte es sein, dass …?

Stirnrunzelnd hatte er den Raum durchquert, leise die Tür geöffnet und sofort bemerkt, dass die Dampfsauna, die eine Seite des Bads einnahm, in Betrieb war.

Er war darauf zugegangen, hatte die beschlagene Glastür aufgerissen und …

„Ich schwöre, ich kann das erklären!“

Die nackte Frau, die in der Sauna stand, versuchte verzweifelt, ihre Blöße mit der Bluse zu bedecken, die sie hastig vom Boden aufgehoben hatte.

Es gelang ihr nicht wirklich.

„Was fällt Ihnen ein?“, fauchte sie nervös und wischte sich mit einer Hand eine schweißnasse Haarsträhne von der Stirn. „Drehen Sie sich gefälligst um! Es ist sehr unhöflich, so zu starren.“

Er hob eine Braue. Das hatte sie gerade nicht ernsthaft gesagt, oder?

Trotzdem wandte er sich demonstrativ ab, wenn er auch schon im nächsten Moment den Anblick fast ein wenig vermisste. Kein Wunder, war die Frau doch wirklich extrem attraktiv. Ein fein geschnittenes, herzförmiges Gesicht, große dunkle Augen und sanft geschwungene Lippen. Und dann diese Figur!

Sie besaß Kurven an genau den richtigen Stellen, ihre Brüste waren weder zu groß noch zu klein und ihre Taille so schmal, dass er glaubte, sie mit beiden Händen umfassen zu können.

Es war nicht der Look, nach dem die Modelscouts, die häufig im Club verkehrten, Ausschau hielten. Dazu waren ihre Hüften und die Schenkel zu üppig. Aber Ramiro persönlich konnte an diesen halb verhungert aussehenden Frauen nichts finden. Die junge Frau, die vor ihm stand, aber …

Hör auf, sie anzustarren, verdammt!

Ihm fiel gleich auf Anhieb mindestens ein halbes Dutzend guter Gründe ein, warum sie für ihn tabu sein musste. Da war zum einen die Tatsache, dass sie offenbar für ihn arbeitete, und es gehörte zu Ramiros ehernen Prinzipien, niemals Geschäftliches und Privates miteinander zu vermischen.

Tja, und dann war da noch der Verdacht, dass sie womöglich irgendwie mit Garcia unter einer Decke steckte.

Der Gedanke an seinen Erzfeind half ihm dabei, die völlig unangebrachte Faszination für diese Frau schwinden zu lassen. Noch einmal ließ er den Blick über sie wandern, und dieses Mal nahm er einige Details wahr, die ihm vorher entgangen waren.

So fielen ihm auch die tiefen Ringe unter ihren Augen auf. Sie wirkte … müde?

Irrelevant, ermahnte er sich selbst. Sie hielt sich unbefugt im Büro seines Bruders auf. Nackt. In dessen Dampfsauna. Wen kümmerte es, dass sie vermutlich eine schlechte Nacht hinter sich hatte?

Es sollte dich allerdings ebenso wenig interessieren, dass sie attraktiv ist.

Mit einem unterdrückten Seufzen schob er den Gedanken beiseite. Er war ein heterosexueller Mann und darauf programmiert, ansprechende Exemplare des weiblichen Geschlechts wahrzunehmen. Simple Biologie, nicht mehr und nicht weniger.

„Dürfte ich wohl erfahren, was Sie hier zu suchen haben?“, fragte er betont lässig, während er eines der großen Saunatücher aus dem Regal neben der Dampfkabine nahm und es ihr, ohne sich umzudrehen, reichte.

„Ich … putze“, lautete ihre vollkommen absurde Antwort.

Er schnaubte. „Interessant. Mir war gar nicht bewusst, dass sich unsere Reinigungskräfte ausziehen müssen, um ihrer Tätigkeit nachzugehen. Man lernt doch nie aus.“

„Haha.“ Sie riss ihm das Saunatuch aus der Hand. „Wirklich witzig. Mein Name ist Christina Herrera, Sie können sich ja gern bei der Personalabteilung nach mir erkundigen, wenn Sie mir nicht glauben.“

„Das werde ich definitiv tun. Und Sie schulden mir noch immer die Erklärung, die Sie mir versprochen haben.“ Er fand, dass er ihr jetzt genug Zeit gegeben hatte, sich zu verhüllen, und drehte sich wieder um. „Also? Ich bin gespannt.“

Sie presste die Lippen zusammen.

Das Saunatuch hatte sie sich fest um den Körper geschlungen. Im Grunde eine Schande, diese entzückenden Kurven zu verstecken, aber vermutlich besser so. Eine Ablenkung konnte er unter den gegebenen Umständen wirklich nicht gebrauchen.

„Ich … also … Ich habe das Büro nebenan geputzt, und als ich damit fertig war, wollte ich mich um das Badezimmer kümmern, als mir die Dampfsauna aufgefallen ist, und da …“

„Und da dachten Sie, Sie könnten ja mal kurz reinhüpfen?“

Sie holte tief Luft. „Ja, so in etwa.“

Sie log. Es war ganz offensichtlich.

Wenn es sich so verhielt, wie sie behauptete, warum war sie dann vollständig bekleidet in die Saunakabine getreten? Denn dass sie all ihre Kleidungsstücke noch angehabt hatte, bewies allein schon die Tatsache, dass sie sich allesamt im Inneren der Kabine befanden, und nicht davor.

Zudem konnte er sich einfach nicht vorstellen, dass sich eine der Angestellten derart unprofessionell verhalten würde. Seit seine Halbschwester Mara Luz für das Personal verantwortlich war, wurde jeder neue Mitarbeiter auf Herz und Nieren geprüft.

Nein, er war sich mittlerweile immer sicherer, dass Garcia hier seine Finger im Spiel hatte.

Diesem Mann war absolut alles zuzutrauen. Er wollte den Club Aventura ruinieren, und dazu war ihm jedes Mittel recht. Auch, dass er jemanden bei ihnen einschleuste, um für ihn zu spionieren.

Ramiro hielt die Luft an. Er sollte diese Frau einfach rausschmeißen, und zwar im hohen Bogen. Doch dann kam ihm eine andere Idee.

Garcia ahnte nicht, dass er ihm auf die Schliche gekommen war. Er konnte diesen Vorsprung nutzen, um herauszufinden, was der andere Mann genau plante.

Und dazu brauchte er diese Christina.

„Also schön“, sagte er und wandte sich zum Gehen. „In fünf Minuten in meinem Büro. Es ist direkt nebenan. Und diesmal angezogen, wenn ich bitten darf!“