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Poetische Texte und kurze Geschichten von Katharina Beyer Der Gedichtband "LIEBESWORTE - Ich liebe, also lebe ich" ist der dritte Band der Reihe "Worte auf dem Weg zu mir". Es handelt sich um Kurzgeschichten und Gedichte über die wohl stärkste aller Emotionen: Die Liebe in all ihren Ausprägungen.
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Seitenzahl: 74
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Gedichte, Geschichten und Texte über die Liebe Band 3 der Reihe: Worte auf dem Weg zu mir Oktober 2023
Wenn Du liebst, ist alles was Du tust, nicht mehr nur Deine Entscheidung ...
LEBENSLIEBE
Geschichte: Im Dunklen
Es ist, wie es ist*
Du schaffst das
Alles auf Anfang
What I believe
Gott und ich
Als wollte der Himmel
Alles oder nichts
Überall
Wer bist du?
Geschichte: Glück gehabt
ELTERNLIEBE
Das Herz einer Mutter
Monolog: Eine Offenbarung
Motherhood
Ein Sonnenuntergang
Gedichte meiner Kinder
Liebe kommt auf leisen Sohlen
Verantwortung
Feuerwehrmann Ben
Wut im Kind
Bruise brothers
Mutterglück
Wurzeln und Flügel
Birthday girl
Ich sehe es klar im Nebel
Klopfende Herzen
Der Mühe Lohn
Warum ich mutig bin
Mutter auf Speed
Geschichte: Papa
Being Dad
LIEBE UND LIEBESGESCHICHTEN
Geschichte: Feuersprung
Die Schönheit der Liebe
Ein gutes Angebot
Ohne zu zögern
Es ist Liebe
First date
Wir
Electricity
Ein erfüllter Traum
Vertrau mir
Ja ja ja
Until I stop breathing
Day & night
Sternenfänger
Hexentanz
Soulmate
Am Rand der Erde
Pause
Gedanke
Liebeslied
Ehe
Humblybeing
Alltägliches
Ein trauriger Tag
Am Kreuz
Lawinengefahr
Pssst
Was bleibt?
Geschichte: Lock me out
Das geöffnete Fenster
Kleine Gefühle
Barden, Dichter, Minnesänger. Von der Liebe zu schreiben, ist womöglich der Ursprung der Poesie. Doch die Liebe ist so universell und allumfassend, dass es nahezu unmöglich ist, nicht über Liebe zu schreiben oder mit dem Schreiben Liebe zu verschenken.
In diesem Buch veröffentliche ich Texte und Kurzgeschichten, die den Begriff der Liebe von allen Seiten beleuchten. Vom ersten Augenaufschlag bis zum letzten Atemzug.
Die Texte teilen sich in drei Abschnitte:
LEBENSLIEBE
ELTERNLIEBE
LIEBENDE UND LIEBESGESCHICHTEN
zu 1) Die Liebe zum Leben überfällt mich fast jeden Tag. Insbesondere im Angesicht der Endlichkeit desselben, habe ich begonnen, das Leben detaillierter zu betrachten, zu schätzen und zu genießen.
zu 2) Eltern lieben anders, durfte ich beobachten. Von der magischen Liebe zwischen Eltern und Kindern erzählen die Texte im zweiten Abschnitt.
zu 3) Der letzte Abschnitt handelt von romantischer Liebe – mit der ganzen Gewalt von Euphorie und Schmerz, von Glück und Verzweiflung, von Hoffen und Bangen.
Ich wünsche Dir viel Freude und hoffe, dass dir meine Texte einen liebevollen Moment bescheren.
Bielefeld, September 1944
Es war dunkel, die Luft stickig, und es roch nach modrigem Keller und Angstschweiß. Das Dröhnen und Krachen über ihnen war ohrenbetäubend und Hilda hatte Mühe, die Anspannung in ihrem Körper auszuhalten. Gleich würde etwas in ihr zerspringen. Sie sehnte sich nach Ruhe, aber die Gebete neben ihr nahmen kein Ende.
Hilda fragte sich, wie oft man diesen blöden Rosenkranz durch die Finger gleiten lassen konnte, ohne dass er riss. Das Gemurmel machte sie wahnsinnig. Auch andere im Keller verlangten nun lautstark, dass die blasse Frau im schwarzen Kleid, die Hilda schemenhaft neben sich erkennen konnte, endlich still sein solle. Doch diese betete unbeirrt weiter. Als die Bomber sich näherten, die Erde wackelte und alles um sie herum auf und ab sprang wie bei einem Erdbeben, unterbrach sie ihr ständiges Gemurmel und schrie die heilige Mutter Gottes an, sie möge ihnen helfen. Hilda war evangelisch und bodenständig. Mit den Katholiken und ihren prunkvollen Kirchen sowie ihren aufwändig inszenierten Messen hatte sie nie etwas am Hut gehabt. Am liebsten hätte sie laut gelacht über die Vorstellung, die Jungfrau mit dem Christuskind sollte ihnen hier helfen. Wo war sie, die heilige Mutter? Wo war Gott? Hatte er sie alle im Stich gelassen?
Es war ein Nachmittag im Spätsommer, der Sommer lag noch in der Luft, aber diese wurde im September 1944 immer brenzliger. Die Schwestern wollten die Stadt verlassen. Ihre Mutter flehte sie seit Monaten an, sich in den Zug zu setzen und nach Hause zu kommen. Wer wusste schon, was als Nächstes geschehen würde? Minna war bereits letzte Woche gefahren. Hilda hatte sich ein Herz gefasst und um Beurlaubung gebeten, und ihre Arbeitgeber hatten zum Glück Verständnis gezeigt, dass sie zu ihrer Familie fahren wollte. Rosa und sie hatten sich am Bahnhof verabredet. Um halb drei sollte der Zug abfahren. Als Hilda das Haus verließ und den Voralarm registrierte, der vor einem möglichen Bombenangriff warnte, hatte sie keine Bedenken, dennoch aufzubrechen.
Auch in den letzten Tagen hatten die Sirenen geheult, nichts war passiert. Als nach wenigen Metern der Fliegeralarm zum sofortigen Aufsuchen der Schutzräume aufrief, zögerte sie kurz, wollte aber ihre Schwester nicht warten lassen. Bislang waren die Flugzeuge immer über sie hinweg geflogen. Warum sollte das heute anders sein?! Man erzählte sich, dass die Stahl- und Kohleproduktion im weiter westlich gelegenen Ruhrgebiet das Ziel der Engländer sei.
Hilda war auf halbem Weg zum Bahnhof in die Altstadt abgebogen, als sie wahrnahm, wie der Himmel sich verdunkelte. Die Flugzeuge flogen tief und es waren viele, mehr als sie je zuvor gesehen hatte. Irgendwo hatte jemand ein Radio an und sie hörte, wie die Stimme des Radiosprechers sich überschlug „Mit Bombenabwürfen ist zu rechnen!” Sie schaute sich panisch um. Wohin konnte sie sich retten?
Sie eilte einer winkenden jungen Frau hinterher, welche ihr später laut betend den letzten Nerv rauben würde, in diesem Moment aber ihr Leben rettete. Kurz nachdem Hilda den Luftschutzkeller hinter ihr betreten hatte, wurden die Türen geschlossen. Trotz ihrer Angst vor Bunkern im Allgemeinen atmete sie erleichtert auf. Sie saß nah am Ausgang, und ihr gegenüber der Leiter der Luftschutzsicherung, der die schwere Tür verschlossen hatte und ihr nun mit angespannter Miene entgegen blickte. Der junge Mann war groß und schlank, mit einem kantigen Gesicht. Hatte er seine Familie wohl zuerst in Sicherheit gebracht? Oder war seine Frau vielleicht gerade einkaufen und er musste genau wie alle anderen hier um ihr Überleben bangen? Kaute er deswegen nervös auf seinen Fingernägeln? Machte er sich Vorwürfe, dass er sie allein gelassen hatte? Alle im Raum schienen ebenso angespannt, und ihre inneren Dialoge füllten die Luft des Raumes, die immer schwerer und stickiger über ihnen hing. Hilda musste einen Gedanken wieder und wieder fassen. ,Hoffentlich ist Rosa in Sicherheit!‘ Die Angst raubte ihr fast den Verstand. Hoffentlich hatte auch ihre Schwester einen Raum wie diesen gefunden und würde sie spätestens morgen wieder in den Arm nehmen.
Bis jetzt war Hilda einigermaßen gut durch den Krieg gekommen. Die Familie, bei der sie arbeitete, produzierte Lederwaren. Glänzende Stiefel, mit denen die SS-Offiziere stolz durch die Straßen marschierten und mit denen Soldaten an der Front ihre Füße vor Dreck und Kälte schützten. Im Krieg gab es wohl immer ein paar Gewinner neben den unzähligen Verlierern. Lederwarenfabrikanten gehörten definitiv zu den Profiteuren. Und da die Familie Hilda so schätzte und auf ihre Arbeit nicht verzichten wollte, hatte sie schließlich sogar ein eigenes kleines Zimmer in dem riesigen Haus bezogen. Es hatte nie an Essen gefehlt und im Keller des Gebäudes hatte Hilda sich sicher gefühlt. Vor Bunkern hatte sie eine Heidenangst. Eingesperrt unter der Erde, nicht mehr herauszukommen aus der Enge und am Ende womöglich unter dem ganzen Schutt elendig zu ersticken. Das stellte sie sich schlimmer vor, als von einer Bombe direkt getroffen und binnen weniger Augenblicke ausgelöscht zu werden. Trotzdem hatte sie sich an diesem Tag in diesem fremden Keller in Sicherheit gebracht – der Tag, an dem der Bombenregen auf Bielefeld prasselte. Hilda bangte, dass die Decke des Hauses dem Druck der Explosionen nicht standhalten würde. Sie liebte das Leben und hatte noch so viel vor. Wenn der Krieg irgendwann vorbei wäre, dann würde sie wieder tanzen. Herumwirbeln, das Kleid wie eine Glocke um sie herum aufspannen und im Takt der Musik auf und ab springen, bis ihr die Füße weh taten. Aber erst einmal saß sie hier im Keller und wartete. Es war ein kleiner Raum, und er war übervoll. Bestimmt 50 Menschen, die genau wie Hilda dumpfes Knallen, lautes Krachen und Schreie in der Ferne hörten. Sie spürten, wie alles bebte, sie hielten sich fest, und in der Dunkelheit des Raumes sahen sie nur schemenhaft ihre Umrisse. 50 Leben, die auf ein Überleben hofften, die sich hier im Keller in der Hoffnung einten und oben in der Realität voller Angst trennen würden. Denn niemand von ihnen wusste, was sie oben erwartete.