Lieblingsplätze Augsburg und Bayerisch-Schwaben - Lilo Solcher - E-Book

Lieblingsplätze Augsburg und Bayerisch-Schwaben E-Book

Lilo Solcher

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Beschreibung

Bayern und Schwaben - zwei scheinbar unvereinbare Gegensätze. Doch Bayern kann auch Schwäbisch. Die Region zwischen dem Nördlinger Ries und dem Voralpenland, zwischen Neu-Ulm und Augsburg ist überraschend vielfältig. Hier gibt es nicht nur idyllische Natur und historische Städtchen, hier kann man auch auf römischen Spuren wandeln, sich in die Renaissance versetzt fühlen und dem Augsburger Welterbe auf die Spur kommen. Lassen Sie sich einladen zu einer Rundreise voller Entdeckungen - und genießen Sie bayrisch-schwäbische Gastfreundschaft.

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Seitenzahl: 133

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Lieblingsplätze Augsburgund Bayerisch Schwaben

Lilo Solcher

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

Die hier nicht gelisteten Bilder stammen von Lilo Solcher. Weitere:

Ulrich Wagner 10, 12, 54, 74; Gilbert McCarragher 16; Christian Grünwald 46; Jürgen Lersch 64; Nik Schölzel/Kindermuseum Neu-Ulm 122; Stadt Donauwörth / Stefan Sisulak 138; Regio Augsburg Tourismus GmbH 188

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., aktualisierte Neuauflage 2021

© 2018 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung/Bildbearbeitung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von: © SimpLine – stock.adobe.com; © Susanne Lutz

Kartendesign: © Maps4News.com/HERE

ISBN 978-3-8392-6818-6

Inhalt

Impressum

Augsburg

  1 Schöne Engel und ein armer Teufel

Augsburg: Rathausplatz

  2 Der Prachtboulevard

Augsburg: Maximilianstraße

  3 Der Weißraum

Augsburg: Moritzkirche

  4 Geschichte in Kisten

Augsburg: Römisches Museum im Zeughaus

  5 Die Auslage der Stadt

Augsburg: Stadtmarkt

  6 Wo Luther schlief

Augsburg: Kirche St. Anna

  7 Leseinsel mit Lichtblicken

Augsburg: Neue Stadtbücherei

  8 Puppenstubenidylle

Augsburg: Fuggerei

  9 Klein-Venedig in der Fuggerstadt

Augsburg: Spaziergang durch das Lechviertel

  10 Bilderreigen im Rokoko

Augsburg: Schaezlerpalais

  11 Hort der Erinnerung

Augsburg: Synagoge und Jüdisches Kulturmuseum

  12 Prophetenfenster und Blumenrabatten

Augsburg: Dom Mariä Heimsuchung

  13 Abtauchen im Jugendstil

Augsburg: Altes Stadtbad

  14 Kreatives Miteinander

Augsburg: Grandhotel Cosmopolis

  15 Die Global Player der Frühzeit

Augsburg: Fugger- und Welser-Erlebnismuseum

  16 Wo der junge Brecht schmuste

Augsburg: Restaurant Zur Kahnfahrt

  17 Der Treppenwitz

Augsburg: Fünfgratturm

  18 Zwei Sterne für den Küchenzauberer

Augsburg: Restaurant August

  19 Neue Heimat für den Hasen

Augsburg: Kälberhalle

  20 Kunst statt Maschinen

Augsburg: Glaspalast

  21 Drei Grazien und viel Geschichte

Augsburg: Staatliches Textil- und Industriemuseum tim

  22 Von Brunnenmeistern und Patriziern

Augsburg: Wassertürme am Roten Tor

  23 Diesseits von Lummerland

Augsburg: Augsburger Puppenkiste

  24 Wahrzeichen der Ökumene

Augsburg: Ulrichskirchen

  25 Der Hain mit dem Maiskolben

Augsburg: Wittelsbacher Park

  26 Wohliges Wohngefühl

Augsburg: Architekturmuseum Schwaben

  27 Die Frierende im Paradies

Augsburg: Botanischer Garten

  28 Zoff in der Arche Noah

Augsburg: Zoo Augsburg

  29 Wie Phoenix aus der Asche

Augsburg: Kurhaus Göggingen

  30 Kult an der Wertach

Augsburg: Gaststätte Kulperhütte

  31 Die Hochschule mit dem Kater

Augsburg: Universität Augsburg

  32 Leuchtturm auf der grünen Wiese

Augsburg: WWK-Arena

  33 Spaziergang in die Steinzeit

Augsburg: Stadtwald Augsburg und sein Wildpferdeprojekt

  34 Ein Heer aus Zinnsoldaten

Königsbrunn: Infopavillon 955 Treffpunkt Lechfeld

Bayerisch-Schwaben

  35 Viel Theater im Industriedenkmal

Augsburg: Gaswerk

  36 Auch Große fangen klein an

Welden: Ludwig Ganghofers Lausbubenweg

  37 Vergängliche Kunst im Wald

Bonstetten: Landart-Kunstpfad

  38 Ein Haus mit Herz

Diedorf: Europäisches Kindertheater Eukitea

  39 Zur Zeitreise ins Staudenhaus

Oberschönenfeld: Abtei und Volkskundemuseum Oberschönenfeld

  40 Planschspaß für Groß und Klein

Fischach: Naturfreibad Fischach

  41 Zurück zu den Kelten

Schwabmünchen: Wald- und Geschichtslehrpfad Haldenburg bei Schwabegg

  42 Botanische Wunderwelt

Ziemetshausen: Schlosspark Seyfriedsberg

  43 Fürstliche Zwischenstation

Zusmarshausen: Hotel-Restaurant Alte Posthalterei

  44 Jeder Mensch ist kostbar

Ursberg: Dominikus-Ringeisen-Werk Ursberg

  45 Sagenhafte Kuridylle

Krumbach: Heilbad Krumbad

  46 Klösterliches Labyrinth

Roggenburg: Kloster Roggenburg

  47 Das geheime Leben der Sträucher

Illertissen: Staudengärtnerei Gaißmayer

  48 Schatzkästchen für die Musen

Weißenhorn: Historisches Stadttheater

  49 Museale Zeitreise

Ichenhausen: Ikonenmuseum im Schloss Autenried

  50 Bänke mit doppeltem Boden

Ichenhausen: Schulmuseum Ichenhausen

  51 Huldigung an Habsburg

Wettenhausen: Kloster Wettenhausen

  52 Im Klötzchenparadies

Günzburg: Legoland Deutschland

  53 Flotte Feger

Günzburg: Besenmuseum Günzburg in Denzingen

  54 Der Figaro von der Donau

Leipheim: Friseurmuseum

  55 »Finger weg« gibt es nicht

Neu-Ulm: Kindermuseum im Edwin-Scharff-Museum

  56 Von der Straußenfarm ins Moor

Leipheim: Naturerlebnispfad im Donaumoos

  57 Kunst im alten Stadel

Gundelfingen: Kulturgewächshaus Birkenried

  58 Nur ein paar Säulen?

Lauingen: Apollo-Grannus-Tempel in Faimingen

  59 Legendärer Rosssprung

Lauingen: Schimmelturm

  60 Die Hohe Schule des Klerus

Dillingen: Akademie für Lehrerfortbildung

  61 Am Anfang war die Schlacht

Höchstädt: Schloss Höchstädt

  62 Viel Kunst in der Natur

Wertingen: Skulpturenweg Donauried

  63 Puppen machen Geschichte

Donauwörth: Käthe-Kruse-Puppenmuseum

  64 Kunst und Knast

Kaisheim: Museum Hinter Gittern

  65 Das Schloss auf dem Felsen

Harburg: Burg Harburg

  66 Die Wies im Ries

Mönchsdeggingen: Kloster Mönchsdeggingen

  67 Wo die Bäume Augen haben

Mönchsdeggingen: Kunstwald am Buchberg

  68 Im Genussreich

Nördlingen: Wirtshaus Meyer’s Keller

  69 Einmal rundherum

Nördlingen: Stadtmauer

  70 Wie zu Großmutters Zeiten

Maihingen: Museum Kulturland Ries

  71 Stammtischfreuden im Dorfgasthaus

Rudelstetten: Gaststätte Rieser Hof

  72 Wundertätiges Wasser

Wemding: Wallfahrtskirche Maria Brünnlein

  73 Wo die Fuchsien blüh’n

Wemding: Spaziergang durch die Altstadt

  74 Geheimnisvolles Innenleben

Monheim: Rathaus

  75 Das Blütenparadies

Rain: Dehner-Stammsitz mit Blumenpark und Gastronomie

  76 Des Müllers Last

Thierhaupten: Klostermühlenmuseum

  77 Träumen in den Bäumen

Pöttmes: Baumhausherberge

  78 Denkmal des Bürgerprotests

Inchenhofen: Rossmoos-Kapelle

  79 Die Sommerfrische der Prinzessin

Aichach: Sisi-Schloss Unterwittelsbach

  80 David gegen Goliath

Aichach: Hinterhof-Bräu

  81 Es wächst schon Gras darüber

Aichach: Jahrtausendweg am Stadtmuseum

  82 Lebendige Gemeinschaft in alten Gemäuern

Aichach: Schloss Blumenthal bei Klingen

  83 Das Geheimnis des hohlen Baums

Sielenbach: Wallfahrtskirche Maria Birnbaum

  84 Aus der Region für die Region

Dasing: Bauernmarkt Dasing

  85 Auf dem »Monte Scherbellino«

Gersthofen: Müllberg

  86 Wie der Mensch dem Himmel nahe kam

Gersthofen: Ballonmuseum Gersthofen

  87 Wehranlage und Witwensitz

Friedberg: Wittelsbacher Schloss

  88 Räuber und Rebell

Kissing: Hiasl-Radtour über Gut Mergenthau nach Augsburg

Karte 1

Karte 2

Augsburg

  1 Schöne Engel und ein armer Teufel

Augsburg: Rathausplatz

Der Rathausplatz ist die gute Stube der Stadt. Hier sitzt man gerne in einem der Freiluftcafés, schaut aufs Rathaus oder auf den prächtigen Augustusbrunnen. Junge Leute rekeln sich in Grüppchen auf dem sonnenwarmen Pflaster.

Am 8. August jeden Jahres müssen sie zum Augsburger Friedens­festTischen und Bänken weichen. Um diese versammeln sich dann Augsburger aus aller Herren Länder und der verschiedensten Glaubensrichtungen. An der »Friedenstafel« teilen sie ihre Speisen mit den Sitznachbarn. Priester, Rabbis, Imame und buddhistische Mönche sprechen über den Frieden, und multi-ethnische Bands treten auf. Es geht fröhlich zu und laut, auf diesem Festival der guten Nachbarschaft. Viel los ist ebenfalls im Winter auf dem Rathausplatz, wenn der Christkindlmarkt stattfindet. Stimmungsvoll wird es an den Adventswochenenden. Dann erscheinen auf dem Balkon des Stadthauses 24 anmutige Engel mit traditionellen Musikinstrumenten und stimmen das Lied Vom Himmel hoch an.

Auch ohne Engel ist das Elias-Holl-Rathaus, einer der imposantesten Profanbauten der Renaissance, ein Blickfang. Zwar brannte es nach dem Bombenangriff im Februar 1944 bis auf die Außenmauern nieder, doch die folgende Rekonstruktion ist gelungen. Heute können die Besucher sicher sein, dass im Goldenen Saal alles Gold ist, was glänzt.

Nicht ganz so prachtvoll, aber aus dem Stadtbild nicht wegzudenken, ist der Perlachturm neben dem Rathaus. Einmal im Jahr zum Kinderfest am Michaelistag, dem 29. September, erscheint am untersten Fenster des Baus das »Turamichele«. Der hölzerne Erzengel des Figurenspiels sticht zu jeder vollen Stunde im Takt der Glockenschläge auf den Teufel ein, der sich ihm zu Füßen krümmt. Mir hat der arme Teufel immer leidgetan. Heute zählen die Kinder die Stiche mit, ehe sie ihre Luftballons mit »Augsburger Friedensgrüßen« in den Himmel steigen lassen.

Der Augustusbrunnen ist eines der 22 Denkmäler des UNESCO Welterbes Wassermanagement – und sicher eines der schönsten.

1

Rathausplatz

86150 Augsburg

 

Touristinformation Augsburg

Rathausplatz 1

86150 Augsburg

0821 502070

www.augsburg-tourismus.de

  2 Der Prachtboulevard

Augsburg: Maximilianstraße

Ich träume von einer autofreien Maximilianstraße, von einem richtigen Boulevard, breit und großzügig, vielleicht mit Bäumen in der Mitte, mit Cafés und Bistros, dafür ohne parkende Wagen. Die verstellen nur die Sicht auf die sprudelnden Brunnen und die beiden Ulrichskirchen im Süden. Augsburgs Kaisermeile gehört sicher zu den schönsten Straßenzügen Europas. Hier kann man durch ein Bilderbuch der Architekturgeschichte spazieren, kann Bauten aus der Gotik bewundern, aus dem Rokoko und der Renaissance, aber auch aus der Neoklassik und der Nachkriegszeit.

Was man nicht sehen, jedoch fühlen kann, ist, dass die Ursprünge dieser Avenue noch weiter in die Geschichte zurückreichen. Auf einem kurzen Teilstück verlief die Via Claudia Augusta. Die Handelsstraße der Römer verband einst »Augusta Vindelicorum«, so der lateinische Name unserer Stadt, mit Oberitalien. Gut 1.500 Jahre später war die römische Niederlassung zwischen Lech und Wertach zur mächtigsten Finanzme­tropole Europas aufgestiegen. Die reichen Patrizierfamilien siedelten sich an den Plätzen rund um Herkules- und Merkurbrunnen an, in den repräsentativen Wohngegenden. Bei Fuggers ging im 16. Jahrhundert die Prominenz ein und aus. Kaiser Maximilian I., Namenspatron der Straße, war ebenso zu Gast wie Karl V. oder Tizian und Dürer.

Ich weiß nicht, wie die Fuggerhäuser damals ausgesehen haben oder das Hotel Maximilian’s (früher Palasthotel Drei Mohren) – beide wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Doch die geometrisch gegliederten Fassaden in Braun- und Grautönen passen sich gut ins Straßenbild ein. Dem Betrachter verborgen bleiben die schönen Innenhöfe der Stadtpaläste. Wer allerdings beim Bummeln die Augen offen hält, kann an den Außenfassaden viele reizvolle Details entdecken und sich hineindenken in eine Zeit, als diese Straße das Zentrum der europäischen Finanzpolitik war.

Heute ist die Maximilianstraße auch Augsburgs Partymeile. Vor allem rund um den Herkulesbrunnen tobt des Nachts der Bär.

2

Herkulesbrunnen auf der

Maximilianstraße

86150 Augsburg

  3 Der Weißraum

Augsburg: Moritzkirche

Das muss man sich erst mal trauen: eine rund 1.000 Jahre alte Kirche zum Weißraum machen. Der britische Architekt John Pawson hat sich getraut. Seit seiner Umgestaltung erstrahlt die Moritzkirche, die mitten in der Stadt unter anderem der »Cityseelsorge« dient, in makellosem Weiß. Es ist diese Reinheit, die auf den ersten Blick verblüfft. Auf den zweiten fallen die dünn geschnittenen Onyxscheiben der Fenster ins Auge. Sie orchestrieren eine Art Lichtdom, in dem die Skulptur Christus Salvator von Georg Petel im Altarraum eine eigene Dynamik entwickelt.

Pawsons radikaler Minimalismus erzwingt die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Der Architekt hat den vielfach veränderten und im Zweiten Weltkrieg fast gänzlich zerstörten Sakralbau durch die Reduzierung der Materialien auf Holz und Stein sowie die subtile Lichtregie zu einem leuchtenden Beispiel zeitgenössischer Kirchenarchitektur gemacht – und die Augsburger sind begeistert. Besucher loben die »himmlische weiße Stille«, die »schöne Klarheit des Kirchenraums«.

Die Ursprünge des Gotteshauses gehen auf das Jahr 1019 zurück, als Bischof Brun, ein Bruder Kaiser Heinrichs II., sie für das von ihm begründete Kollegiatstift erbauen und dem heiligen Mauritius sowie seinen Gefährten weihen ließ. Es folgten Zerstörungen, Auf- und Umbauten, auch die Fugger waren als Stiftsherren beteiligt und sorgten für eine umfassende Barockisierung. Nach dem Krieg standen nur mehr die Außenmauern und der Turm. Dominikus Böhm hielt sich beim eher puristischen Wiederaufbau an den dreischiffigen romanischen Kern, aber im Lauf der Jahre verlor das Gebäude durch Änderungen und Hinzufügungen seinen Charakter. 2007 hatte die Künstlerin Juliane Stiegele den Kirchenraum schließlich für eine Kunstinstallation teilweise entrümpelt – und dann kam John Pawson.

Einen Cappuccino trinken und dabei Gespräche über Gott und die Welt führen kann man im Café Moritzpunkt neben der Moritzkirche.

3

Moritzkirche

Moritzplatz 5

86150 Augsburg

0821 2592530

www.moritzkirche.de

 

Café Moritzpunkt – Cityseelsorge Augsburg

Maximilianstraße 28

86150 Augsburg

0821 2592533

  4 Geschichte in Kisten

Augsburg: Römisches Museum im Zeughaus

Augsburg ist eine der ältesten deutschen Städte – dank der Römer. Noch heute kommen bei Grabungen Funde aus ihrer Herrschaftszeit zutage. Die Schätze aus der Ära des Römischen Reiches – Meilensteine, Grabsteine, Stelen, oft tonnenschwer – hatten die Statik der Dominikanerkirche, wo das Römische Museum bis 2012 beheimatet war, ins Wanken gebracht. Die Kirche musste saniert werden, und die antiken Funde haben einstweil ein neues Zuhause gefunden – im Zeughaus mitten in der Stadt.

Römerlager – das römische Augsburg in Kisten heißt die ungewöhnliche Präsentation in der Toskanischen Säulenhalle, die mit einem unerwarteten Exponat überrascht: Im Zentrum des hellen Raums liegt eine Schiffslände, rekonstruiert mit 1.800 Jahre alten Balken, die am Lechufer gefunden wurden. Sie erinnert daran, dass Augsburg einst einen Flusshafen besaß und der Handelsweg auf dem Wasser ebenso bedeutend war wie der zu Land über die berühmte Via Claudia Augusta. Am Lechhafen legten Flachbodenschiffe an, die nicht nur Lebensmittel in die Stadt brachten, sondern auch Handelswaren und die Jurakalksteine. Sie fanden für den Bau von Statuen und Denkmälern Verwendung und sind heute im Museum in weißen Holzkisten zu bewundern, gerade so, als wären sie wieder zum Transport bereit.

In sieben Abteilungen können sich Besucher bei einem interaktiven Rundgang durch die Interimsausstellung über Militär, Handel und Zivilleben im römischen Augsburg informieren, einen Goldschatz und Edelsteingemmen bestaunen und sich angesichts von Koch- und Tafelgeschirr in den antiken Alltag hineinversetzen. Natürlich fehlt auch der berühmte bronzene Pferdekopf nicht, der wohl Teil der Reiterstatue einer Quadriga war. Die ganze Ausstellung ist eine clever inszenierte Präsentation, die Augsburg noch einige Jahre erhalten bleiben wird.

Noch mehr Römerfunde gibt es an der Römermauer vor dem Dom.

4

Römisches Museum im Zeughaus

Zeugplatz 4

86150 Augsburg

0821 3244131

www.zeughaus.augsburg.de

  5 Die Auslage der Stadt

Augsburg: Stadtmarkt

Was wäre Augsburg ohne seinen Stadtmarkt? Zumindest am Wochenende finden wir uns auf dem Markt zwischen Fugger- und Annastraße ein, um einzukaufen und Freunde zu treffen. Und jedes Mal ist es ein Erlebnis. Besonders schön natürlich im Frühling und Sommer, wenn all die Blumen einen betörenden Duft verströmen und die Obsthändler frische Beeren und Sommerfrüchte anbieten. Wenn man draußen sitzen und die Marktszenen beobachten kann. Dann kann ich kaum an der Blumenhändlerin vorbeigehen, die immer so wunderschöne Gestecke macht, ohne eines mit nach Hause zu nehmen. Auch im Herbst lohnt sich ein Gang über den Markt. Die Bauern bieten dann Schälnüsse und Pilze an, Kartoffeln und Äpfel.

Wir lieben die frische Butter »unserer Bäuerin«, ihre Gockel und Eier und zu Weihnachten die Gänse und Enten. Im Winter schlüpfen die Bauern in der Viktualienhalle unter, wo sich ohnehin viele Augsburger treffen – beim Türken zum Kaffee oder Frühschoppen, beim Thai zum Mittagessen oder auf einen Wein. Überhaupt das große Angebot an Speisen und Getränken – da fällt die Wahl schwer. Ein Backhendl beim Österreicher? Eine Fischsuppe beim Fischhändler? Beim Biometzger einen Braten mit Klößen? Oder in der Nudelmanufaktur eine Portion Spaghetti?

Ach ja, eigentlich ist dieser Stadtmarkt aus den 1920er-Jahren auf dem Gelände einer ehemaligen Tabakfabrik genau reglementiert. Es gibt eine Fisch- und eine Bäckergasse, eine Blumen-, Obst- und Gemüsegasse. Aber schon da beginnt das Durcheinander: In der Gemüsegasse haben sich auch kleine Läden angesiedelt, die originelle Handarbeiten und Geschenke anbieten. Und in der Fleischhalle sind nicht nur Metzger zu finden, sondern ebenso ein asiatischer Imbiss. Die Globalisierung macht selbst vor dem Stadtmarkt nicht halt. Und das ist gut so.

Am Mittwoch, Freitag und Samstag bieten die Bauern der Umgebung ihre Erzeugnisse an, frisch vom Acker oder aus dem Garten.

5

Stadtmarkt Augsburg

Fuggerstraße 1

86152 Augsburg

www.stadtmarkt-augsburg.de

  6 Wo Luther schlief

Augsburg: Kirche St. Anna

St. Anna steht heute im Herzen der Stadt direkt an der Fußgängerzone Annastraße. Für mich ist die evangelische Hauptkirche eine der schönsten Sakralbauten Augsburgs, auch weil ihre Geschichte eng verbunden ist mit der lokalen Stadt- und Religionshistorie. Die Kirche gehörte im 14. Jahrhundert zu einem Karmeliterkloster, über die Jahrhunderte wurde sie erweitert und mit wertvollen Gemälden ausgeschmückt, teilweise auch barockisiert. In der Goldschmiedekapelle aus dem 15. Jahrhundert wurden wertvolle Fresken entdeckt. Die Fugger ließen sich eine eigene Grabkapelle im Stil der Renaissance errichten.

Doch zu geschichtlicher Bedeutung kam die Kirche vor allem durch Martin Luther. Der Reformator übernachtete 1518 während des Reichstags vom 7. bis 20. Oktober im Karmelitenkloster, während er auf Weisung des Papstes vom römischen Kardinal Cajetan im Fuggerpalais verhört wurde. Weil Luther sich weigerte, seine 95 Thesen zu widerrufen und sich seines Lebens nicht mehr sicher war, floh er des Nachts aus dem Kloster und der Stadt. An diese Flucht und an Luthers Tage in Augsburg erinnert heute die »Lutherstiege« samt kleinem Museum in der Annakirche. Eingerichtet wurde es 1983 zum 500. Geburtstag des Reformators. Mit Videoanimation, Installationen und lebensgroßen Figuren wurde die Ausstellung inzwischen an den Zeitgeist angepasst.

Im Museum erfährt der Besucher zudem, wie sich die Religionsgeschichte am Lech nach dem Reichstag weiterentwickelte und dass St. Anna als eine der ersten Kirchen in der einstigen katholischen Hochburg Augsburg evangelisch wurde. In den Räumen des ehemaligen Klosters wurde das Gymnasium St. Anna gegründet, das Stadtbaumeister Elias Holl durch ein Schulhaus und eine Bibliothek ergänzte. Das Gymnasium ist längst umgezogen, der Annahof wurde neu gestaltet als großzügiger Platz mit dem Flair einer italienischen Piazza.

Das Anna-Café im Annahof erfreut mit einer kreativen Küche. Im Sommer kann man draußen das Piazza-Feeling genießen.

6

Kirche St. Anna

Im Annahof 2

86150 Augsburg

0821 450175100

www.st-anna-augsburg.de

 

Anna-Café

Im Annahof 4

86150 Augsburg

0821 4550780

www.das-anna.de

  7 Leseinsel mit Lichtblicken

Augsburg: Neue Stadtbücherei

Ich weiß noch genau, wie der Platz ausgesehen hat, bevor dieses fröhlich bunte »Haus des Lesens« errichtet wurde, dessen Fassade Buchseiten nachempfunden ist. Öde und gesichtslos. Ein Schandfleck. Welch ein Unterschied zu heute! Jetzt leuchtet nicht nur die neue Stadtbücherei, die sich die Augsburger in einem zähen Ringen und mittels Bürgerbegehren erkämpft haben. Und der – zugegebenermaßen kleiner gewordene – Platz hat sich wieder mit Leben gefüllt.