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Wo kann man in den Alpen beim Eispolo zuschauen? Wo fand Friedrich Nietzsche Inspiration für »Also sprach Zarathustra«? Und wo sind idealer Surfwind und Biketrails für jeden Geschmack garantiert? Natürlich im Engadin! An den Lieblingsplätzen im malerischen Hochtal lässt sich das Glück finden, werden manche Rätsel gelüftet und liebevolle Porträts von Land und Leuten gezeichnet. Neben den Bergen spielen in der Region die Pässe eine zentrale Rolle, sind sie doch Lebensadern und zugleich Verbindung zum Rest der Welt.
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Lieblingsplätze im Engadin
Daniel Badraun / Rolf Canal
Dank an: Rolf Canal für die stets unkomplizierte und professionelle Zusammenarbeit; Daniela Tuena Badraun, Barbara Tuena Giovanoli und Marcello Giovanoli, die mich auf meinen Wanderungen und Entdeckungsreisen begleitet und mich beständig unterstützt haben; Filip Zuan für sein Bild sowie Madeleine Papst von Engadin Scuol-Zernez und Maite Werder von Engadin St. Moritz Tourismus AG für die wertvolle Hilfe.
Für Rolf Canal in grosser Verbundenheit
Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten berücksichtigt, insofern dies durch den Kontext geboten ist.
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Engadin St. Moritz Tourismus AG/Filip Zuan 46; Buttega (Scuol) 156; Andrea Badrutt (Chur) 158
Alle Seitenzahlen in diesem Buch beziehen sich auf die Druckausgabe.
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1., aktualisierte Neuauflage 2025
© 2013 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Messkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück
Satz/Layout: Julia Franze
Umschlaggestaltung/Bildbearbeitung: Susanne Lutz; unter Verwendung der Illustrationen von © stock.adobe.com, kovaricekpavel, sila5775, SimpLine, IconWeb, VRD, nicknik93759375e,
© woravit_worapani – istockphoto.com; © Benjamin Arnold, © Katrin Lahmer
Kartendesign/E-Book: Mirjam Hecht
ISBN 978-3-7349-3262-5
Einhundert Strassenkilometer liegen zwischen Maloja am Anfang des Oberengadins und Vinadi am Ende des Unterengadins. Es ist ein Tal voller Gegensätze, in dem sich unberührte Natur und pulsierendes Leben nur wenige Kilometer voneinander entfernt begegnen. Maloja liegt auf 1.815 Metern über Normalnull, Vinadi gerade noch auf 1.000 Metern. Während der ganzen Fahrt folgt man dem Inn – oder En, wie der Fluss auf Rätoromanisch heisst. Unterwegs sprechen die Leute Italienisch, Deutsch und Romanisch in den beiden Idiomen Putèr (Oberengadin) und Vallader (Unterengadin). Im Oberengadin überwiegen weite, von Gletschern geschaffene Ebenen und die grossen Seen. Sie werden überragt von den höchsten Gipfeln der Ostalpen. Im Unterengadin wird das Tal eng, der Fluss rauscht tief unten in seinem Bett, hier beeindrucken die Unterengadiner Dolomiten sowie die wilden Täler des Schweizerischen Nationalparks.
Das Engadin war eine wichtige Transitachse im Nord-Süd-Verkehr, die Pässe waren von erheblichem strategischem Wert. Römische Imperatoren und deutsche Kaiser samt Armeen mussten hier durch. Nicht immer kamen die Besucher in friedlicher Absicht. Die Dörfer im Unterengadin wurden mehrfach von fremden Truppen geplündert und gebrandschatzt. Verschiedene Burgen und Schlösser zeugen von einer kriegerischen Vergangenheit des Engadins, das ein fester Bestandteil des Freistaates der Drei Bünde war.
Im Hochtal des Inns gab es nicht immer genug Nahrung für alle Bewohner. Viele junge Engadiner sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. So kämpften in etlichen europäischen Kriegen Bündner Regimenter mit. Einen friedlicheren Weg der Emigration wählten die Cafétiers und Zuckerbäcker. Von Russland bis Spanien wurde in Bündner Konditoreien gutes Geld verdient und von den Rückkehrern oft in repräsentative Bauwerke investiert.
In der Pionierzeit des Tourismus entstanden grosse und prächtige Hotelbauten wie das Palace in Maloja, das Kulm in St. Moritz, der Kronenhof in Pontresina oder das Palace in Scuol, um nur einige zu nennen. Diverse Wirtschaftskrisen machten der Hotellerie stark zu schaffen, nicht alle Grandhotels können noch rentabel betrieben werden. In den letzten 40 Jahren veränderten sich die Ortsbilder stark. Gerade im Oberengadin entstanden viele neue Bauten mit wenig benutzten Zweitwohnungen, die das Landschaftsbild bis heute nicht immer vorteilhaft prägen.
Doch immer noch dominiert die Natur das Engadin. Viele Seitentäler bieten unberührte Landschaften, Ruhe und unzählige, unvergessliche Touren. Man muss nicht unbedingt im Viersternehaus logieren, es gibt preisgünstige Alternativen wie Jugendherbergen, Berghütten, Campingplätze sowie Ferienwohnungen. Wer es dennoch luxuriös mag, kommt hier im prickelnden Champagnerklima voll auf seine Kosten. Sehen und gesehen werden gilt vor allem in den Wintermonaten in den grösseren Kurorten des Oberengadins. In der kältesten Jahreszeit schwillt das Oberengadin zur Grossstadt an. Die Pisten sind gut genutzt und in den Restaurants, Clubs und Nobelboutiquen herrscht reges Treiben. Ganz anders ist es in den kleinen Dörfern mit den stolzen Engadiner Häusern. Hier hat man Zeit für einen Schwatz, sitzt gemütlich am Stammtisch in der Usteria und erzählt sich von der Jagd.
Trotz städtischem Flair darf man niemals vergessen, dass man hier in den Alpen ist. In den Bergen herrschen andere Verhältnisse als im Flachland. Das Wetter kann schnell umschlagen, auch im Sommer ist jederzeit Schneefall möglich. Eine gute Ausrüstung ist darum Pflicht, auch sollte man jede Tour gut planen und sich mit den Verhältnissen vertraut machen. Dann steht dem ungetrübten Naturerlebnis nichts im Wege.
Von Maloja aus folgt man der Passstrasse die erste Abzweigung links bis zum Parkplatz Orden d’Ora. Und dann kommt sie in unser Blickfeld, die mächtige Staumauer von Orden, geschmückt mit den farbigen Stelen des Bildhauers Arthur Honegger und erbaut, um das Bergell vor Überschwemmungen zu schützen. Es lohnt sich, den Weg über die Mauer zu nehmen. Rechts geht es steil hinunter nach Casaccia, links sanft ins Tal hinein bis zum Bildungszentrum Salecina. Auf den Stelen stellen sich dem Spaziergänger Sinnfragen. »Müssen Menschen Spuren hinterlassen?« oder »Verändert uns die Zeit, oder verändern uns Augenblicke?« Hat man den Steg überquert, schlängelt sich der Weg durch einen märchenhaften Wald, der für Familien einen Abenteuerparcours mit Hängebrücken und Kletterstellen bereithält und bis zum versteckt gelegenen Lägh da Bitabergh reicht.
Der Weg zum Lägh da Cavloc führt an der Bergflanke entlang, zu empfehlen ist ein kleiner Umweg mit kurzem Aufstieg zur Motta Salacina auf 2.105 Metern mit herrlicher Rundsicht. Im Gegensatz zum kleineren Lägh da Bitabergh, der versteckt in einer Schonung liegt, präsentiert sich das Gelände um den Lägh da Cavloc offen. Picknickplätze laden zur Rast ein und das Restaurant offeriert einheimische Spezialitäten.
Vom See aus kann man die Wanderung bis hinauf zur Fornohütte auf 2.574 Metern fortsetzen. Hier, im Fornogebiet, drehte Leni Riefenstahl mit Luis Trenker in der Hauptrolle den Film Der heilige Berg. Die Route führt gut gesichert über den Gletscher.
Auf dem Rückweg nach Maloja kommt man am Bildungszentrum Salecina vorbei. Lange Zeit galt das von Linksintellektuellen 1972 gegründete Zentrum als »verdächtig«. So sammelte der Staatsschutz im Kalten Krieg Daten über die Gäste aus der ganzen Welt. Heute ermöglicht sie auch Urlaubern mit kleinerem Geldbeutel ein paar Tage der Erholung im Engadin.
Im Sommer wird auf der Alp hinter dem See Ziegenkäse verschiedener Reifegrade verkauft. Bringen Sie Ihr Brot mit und geniessen Sie ein Picknick am See!
Staumauer von Orden
Startpunkt: Parkplatz Orden d’Ora
7516 Maloja
Lägh da Bitabergh/Lägh da Cavloc
7516 Bregaglia
Fornohütte
7516 Maloja
+41 81 8243182
»Isola« heisst auf Italienisch »Insel«. Der Ort liegt auf einem Flussdelta auf der südlichen Seite des Silsersees. Die Wege zum Weiler sind von Sils und Maloja aus gut beschildert. Parkmöglichkeiten finden sich im Parkhaus Sils und in Maloja Capolago/Cadlägh.
Anfang Winter, wenn der See noch nicht zugefroren ist, ist der Weiler schwer erreichbar, fast wie ein Eiland. Wenn Ende Januar die Sonne den Weiler wieder erreicht, wird bei der Pension Lagrev die Terrasse geöffnet. Langläufer und Spaziergänger kommen über den See, gehen bei der nördlichen Spitze des Sasc da Corn, einem bewaldeten Hügel, an Land und folgen den Wegen über das Delta hinauf zum kleinen Ort. Bei Polenta und Nusstorte sitzt man draussen in der Wintersonne oder in der gemütlichen, kleinen Gaststube. Natürlich ist die Küche das ganze Jahr über empfehlenswert. Wer Isola im Sommer besucht, hat zwei Möglichkeiten. Entweder gemächlich auf der Fahrstrasse von Maloja her oder über die Ebene von Sils den Pfad am Hang entlang, mit herrlichem Blick auf den See. Geniesser lassen sich keinen der beiden Wege entgehen.
Zwischen Isola und Sils verläuft die Sprachgrenze. Sils ist Teil des rätoromanischen Sprachraums, Isola gehört mit Maloja zum italienischsprachigen Bergell. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein kamen die Bauern aus dem Südtal im Sommer mit ihren Tieren hinauf nach Isola, mähten die Wiesen und stellten Käse her, im Herbst wanderten sie zurück ins Bergell. In den Wintern, wenn der See zugefroren war, kamen die Männer mit den Tieren zurück und verfütterten das eingelagerte Heu.
Ein beeindruckendes Erlebnis – gerade für Kinder: die abendliche Rückkehr der Ziegenherde ins Dörfchen und wie die Tiere den steilen Hang oberhalb der Brücke meistern. Übrigens: Frischen Ziegenkäse bekommt man mitten im Dorf bei Familie Pedroni-Cadurisch.
Im Sommer ist ein Bad im See ein erquickendes Erlebnis. Geeignet ist das seichte Ufer gegen Maloja hin sowie die kleine Bucht rechts vom Sasc da Corn.
Isola am Silsersee
7516 Maloja
Startpunkt: Parkplatz Capolago/ Cadlägh Capolago
7516 Maloja
Pensione Ristorante
Lagrev Isola
7516 Maloja
+41 81 8243591
Am Ortseingang von Maloja in Cadlägh gibt es einen Parkplatz, von wo aus der direkte Aufstieg hinauf zum Lägh da Lunghin beginnt. Eine steile und schweisstreibende Plackerei, die am besten frühmorgens in Angriff genommen werden sollte. Entschädigt wird man durch den Blick auf den Silsersee und hinein ins Tal der Orlegna auf der anderen Talseite. Der Lägh dal Lunghin, ein kleiner tiefblauer Bergsee, liegt gut geschützt zwischen steilen Bergflanken. Kühe weiden an seinem Ufer. Kaum vorstellbar, dass der leise murmelnde Bach 517 Kilometer weiter talwärts zum mächtigen Alpenfluss Inn heranwächst.
Auf der südlichen Seite des Sees geht es weiter aufwärts. Für trittsichere Berggänger sei die Route über den Grat zum Gipfel des Piz Lunghin empfohlen. Wenn man dem Tal hinauf zum Pass folgt, so überquert man Geröllfelder, die noch vor einigen Jahrzehnten vom nun weggeschmolzenen Gletscher bedeckt waren. Pionierpflanzen bilden Kissen und besiedeln den kargen Boden.
Auf dem Pass Lunghin befindet sich die einzige dreifache Wasserscheide der Alpen. Aus einem kleinen Becken fliesst Wasser nach Norden über Julia und Rhein in die Nordsee, nach Westen über Maira und Po in die Adria und nach Osten über den Inn und die Donau ins Schwarze Meer. Unter uns liegt der von den Römern rege benutzte Septimerpass, der vom Bergell nach Bivio führt.
Der Weg hinunter nach Maloja führt vorbei an den Wasserfällen des jungen Inns hinunter in den Ortsteil Pila. Hier wurden vom legendären Metzger Renato Giovanoli die weitum besten Würste hergestellt. Leider fand sich kein Nachfolger, der die Tradition weiterführen konnte. Zurück in Maloja lohnt es sich, dem Atelier Segantini einen Besuch abzustatten. Im Pavillon gibt es wechselnde Ausstellungen zum Werk von Giovanni und Gottardo Segantini.
Der Sentiero Giovanni Segantini umfasst Stationen wie Wohnhaus, Atelier, Entstehungsorte bekannter Bilder sowie das Grab des Malers auf dem Friedhof.
Lej dal Lunghin/ Lunghinsee
Starpunkt: Parkplatz Capolago/Cadlägh
7516 Maloja
Atelier Segantini
Via Giovanni Segantini 3
7516 Maloja
+41 79 4422723
segantini.org
+41 81 8243113
Vom italienischen Chiavenna, dem Grenzstädtchen mit mediterranem Flair, steigt das Gelände auf einer Strecke von 32 Kilometern Stufe für Stufe um 1.482 Höhenmeter an. Der einzige Pass endet auf 1.815 Metern in Maloja und verfügt über keine Abfahrt auf der Ostseite.
Bereits die Römer legten einen Saumweg an. Lange Zeit war die direkte Verbindung über den Septimerpass wichtiger, der auch von Karren befahren werden konnte. Ab dem 16. Jahrhundert gewann die Route an Bedeutung, im 19. Jahrhundert wurde dann eine Strasse erbaut, auf der ab 1846 eine Postkutsche zwischen Samedan und Chiavenna pendelte. Im 17. Jahrhundert planten die Habsburger den Bau eines Schifffahrtskanals von Wien nach Mailand über den Malojapass. Ebenfalls in der Projektierungsphase stecken geblieben ist das Vorhaben, eine Bahnlinie von St. Moritz hinunter nach Chiavenna zu bauen. Das Abschlussgleis beim Bahnhof St. Moritz erinnert daran.
Die mächtigen Häuser im Bergell zeugen vom Reichtum, den der Passverkehr mit sich brachte. Auch hatte das Tal eine grosse Bedeutung im Handel mit dem Veltlin. Mit Einsetzen des Alpentourismus wurde die Route durch das Bergell zum Hauptzubringer für Gäste aus Norditalien. Nach einer kurzen Blütezeit dämmerte das stolze Hotel Bregaglia in Promontogno über die Jahre dahin. Zum Glück, denn so fehlte das Geld für eine Renovierung. Das Bregaglia bietet Übernachtungen in den herrlich altmodischen Räumen und eine gute einheimische Küche.
Unterhalb der letzten Steigung liegt das Dörfchen Casaccia. Links oberhalb des Dorfes steht die Wallfahrtskirche San Gaudenzio, die im Zuge der Reformation 1551 entweiht wurde und deren Reliquien und Bilder im Fluss Orlegna landeten. Die Kirche – ohne Dach – ist bis heute ein ganz spezieller Ort der Stille geblieben.
Oben am Abhang steht der Belvedere-Turm. Er wurde von Graf Camille de Renesse als Residenz geplant und bietet eine fantastische Rundsicht.
Der Turm Belvedere
ist Wahrzeichen am
Malojapass
Zwischen Chiavennaund Maloja
Hotel Bregaglia
7606 Promontogno
+41 81 8221777
Soglio liegt auf einer Sonnenterrasse auf 1.090 Metern. Am äusseren Rand des Dorfes hoch über dem Tal steht ein mehrstöckiges Herrschaftshaus und die denkmalgeschützte Kirche aus dem Jahr 1354 mit angrenzendem Friedhof. Hier hat man eine einmalige Sicht auf die steilen Granitwände der Scioragruppe und auf den Bondascagletscher auf der anderen Talseite. Gleich hinter der Kirche beginnt ein Gewirr von gepflasterten Gassen, Häusern und Ställen. Gedeckte Brunnen, lauschige Plätze, von hohen Mauern eingefasste Gärten und die stattlichen Palazzi der Familie von Salis geben dem Bergdorf einen Hauch von Italianità, dem südlichen Lebensgefühl. Aus der Vogelperspektive sieht man, wie eng die mit Steinplatten gedeckten Häuser zusammengebaut sind.
Im Jahr 1630 erbaute Ritter Baptista von Salis seinen stattlichen Palazzo. Die Familie war durch fremde Kriegsdienste und lukrative Ämter in den Untertanengebieten im Veltlin zu Macht und Geld gekommen. Als durch die Neuordnung Europas 1797 das Veltlin und Chiavenna vom Freistaat der Drei Bünde abgetrennt wurde, verlor die Familie viel von ihrem Eigentum und verliess das Dorf. Seit über 100 Jahren ist der Palazzo Salis ein Hotel. Die Einrichtung aus vier Jahrhunderten sowie der Park mit den zwei Mammutbäumen machen den Palazzo einzigartig. Setzt man sich in den romantisch barocken Garten aus dem 17. Jahrhundert, fühlt man sich dem ehedem Inspiration suchenden Rainer Maria Rilke ganz nah.
Ein schöner mit Steinplatten belegter Weg führt erst über die Ebene hinter dem Dorf und dann durch einen der schönsten Kastanienwälder Europas hinunter nach Promontogno. Im Herbst werden die Früchte gesammelt und in die Cascinna gebracht, eine kleine Hütte im Wald, in der man sie über dem Feuer trocknet. Danach werden Säcke voller getrockneter Kastanien zum Schälen auf Holzblöcke geschlagen.
Ein kinderwagentauglicher Pfad oberhalb von Castasegna erzählt viel über die Geschichte und die Verwendung der Kastanie, die auch als Brot der Armen diente.
Bergdorf Soglio
7610 Bregaglia
Hotel Palazzo Salis
7610 Soglio
+41 81 8221208
Im italienischen Piuro gleich hinter der Grenze verschüttete um 1618 ein nächtlicher Bergsturz den gesamten Ort, es gab gegen 1.000 Todesopfer. Übrig geblieben ist der herrschaftliche Palazzo Vertemate Franchi am gegenüberliegenden Hang. Das Renaissancebauwerk ist ein absolutes Highlight auf dem Weg hinunter ins italienische Chiavenna (palazzovertemate.ch).
Fast 400 Jahre später kam es 2017 an der Nordflanke des Piz Cengalo zu einem vergleichbaren Felsabbruch. Bereits im Vorfeld stellten die Geologen erhöhte Steinsbewegungen fest, man glaubte allerdings, dass die instabile Flanke des Berges in kleinen Mengen abrutschen würde. Am 23. August kam es jedoch zu einem enormen Sturz mit vier Millionen Kubikmetern Gestein. Die Felsmassen fielen auf den darunterliegenden Gletscher hinab, die Energie brachte das Eis zum Schmelzen und die Mischung aus Geröll und Wasser raste talwärts. Die Mure füllte das Val Bondasca auf einer Breite von 100 Metern auf. Acht Berggänger, die im Tal unterwegs waren, kamen ums Leben. Dank einem Auffangbecken entstand im Dorf Bondo an Gebäuden und Fahrzeugen zwar Sachschaden, die Bewohner konnten sich jedoch in Sicherheit bringen. Die Kantonsstrasse wurde hingegen stark beschädigt und war längere Zeit gesperrt.
Einen guten Überblick über das Gebiet erhält man bei einem Spaziergang vom Parkplatz beim Hotel Bregaglia aus. Es geht dem Hang entlang zum Einschnitt der Valle Bondasca und über die Brücke nach Bondo. Das Dorf ist bekannt für seine Palazzi mit den schönen Gärten. Seit dem Murgang von 2017 sind die Wanderwege ins Val Bondasca und hinauf zu den beiden Hütten des Alpenclubs SAC Capanna Sasc Furä und Capanna Sciora