Lieblingsplätze in Kassel und Nordhessen - Rüdiger Edelmann - E-Book

Lieblingsplätze in Kassel und Nordhessen E-Book

Rüdiger Edelmann

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Beschreibung

Die »documenta« hat Kassel ab 1955 weltbekannt gemacht. Ideen, die über ihre Zeit hinauswirken, gab es schon viel früher: Die Brüder Grimm sammelten hier ihre Märchen und Sagen. Sie zählen zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Die Region glänzt mit zwei weiteren Welterbestätten: dem Bergpark Wilhelmshöhe und dem Nationalpark Kellerwald-Edersee. An seinen Lieblingsplätzen entführt Sie Rüdiger Edelmann in die Geschichte und Geschichten dieser zauberhaften Gegend, an die er sein Herz verloren hat.

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Lieblingsplätze in Kassel und Nordhessen

Rüdiger Edelmann

Impressum

Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten berücksichtigt, insofern dies durch den Kontext geboten ist.

Für das Buch wurden QR-Codes generiert, die zu den Websites der Lieblingsplätze führen. Um sie zu nutzen, öffnen Sie die Kamera-App Ihres Endgeräts und richten den Rahmen für circa drei Sekunden auf den Code. Sollte daraufhin keine Benachrichtigung erscheinen, müssen Sie ggf. das Scannen in den Einstellungen Ihres Gerätes erst aktivieren. Wenn diese Option nicht verfügbar ist, können Sie einen QR-Code-Reader von Drittanbietern in Ihrem App-Store kostenfrei herunterladen.

Alle Informationen im Buch wurden geprüft. Gleichwohl verändern sich Gegebenheiten, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Bei Fragen zur Produktsicherheit gemäß der Verordnung über die allgemeine Produktsicherheit (GPSR) wenden Sie sich bitte an den Verlag. Sollte bei einem QR-Code ein Fehler angezeigt werden, sind wir für eine Nachricht dankbar. Auch über Ihr Feedback zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected].

Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Rüdiger Edelmann:

Grimmwelt/Foto: Manuela Greipel 55; GrimmHeimat NordHessen 119, 126, 162

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet: www.gmeiner-verlag.de

3., überarbeitete Neuausgabe 2025

© 2012 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück

Satz/Layout: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © SG- design – stock.adobe.com, © Benjamin Arnold, © pandavector – stock.adobe.com, © Wiktoria Matynia – stock.adobe.com, © Konovalov Pavel – stock.adobe.com, © ratkom – stock.adobe.com, © Fiedels – stock.adobe.com, © scusi – stock.adobe.com, © Katrin Lahmer

Kartengrundlage: © Stadt Kassel, Vermessung und Geoinformation, Nr. 1164

ISBN 978-3-8392-7918-2

Kassel, na klar!

Vorwort: Von der Stadt aufs Land

Hörte ich noch vor über zehn Jahren gelegentlich die Frage, frei nach Loriot: »Verzeihung, wo ist Kassel?«, habe ich inzwischen keine Probleme mehr, selbst Ortsfremden zu erklären, wo ich wohne und arbeite. Gut zwanzig Jahre lebe ich jetzt schon in der Stadt und wollte das beim Nachrechnen gar nicht so recht glauben. Denn: Es hat sich so viel und doch so wenig verändert.

Kassel und Nordhessen bilden schon lange nicht mehr das Synonym für »Hessisch Sibirien«. Die Stadt gehört seit 2023 zu den lebenswertesten Orten in Deutschland. Sie hat ihr altes Image abgelegt, und immer wieder treffe ich Menschen, die wie ich nicht hier geboren wurden, sich aber bewusst dafür entschieden haben, in Kassel zu leben. Kassel ist lebendig geworden. Kultur und Lifestyle können sich sehen lassen und halten nicht nur alle fünf Jahre zum Weltkunstereignis documenta für gut 100 Tage Einzug. Selbst Kasselaner (in Kassel Geborene) und Kasseläner (deren Eltern bereits in Kassel zur Welt kamen) haben ihr überfälliges Selbstbewusstsein endlich gefunden. Mann und Frau sind glücklich, hier zu sein.

Kunst von Alt bis Neu, die Grimmwelt, das Hessische Landesmuseum, das Naturkundemuseum Ottoneum, das Technikmuseum und das Museum für Sepulkralkultur, das nach langem Hin und Her ab 2026 renoviert werden soll. Und das Deutsche Tapetenmuseum bekommt im Sommer 2026 endlich passende Räumlichkeiten, direkt am Brüder-Grimm-Platz.

Doch das war noch lange nicht alles. In ganz Nordhessen warten museale Prunkstücke zwischen Bad Hersfeld und Korbach, Schwalmstadt und Bad Karlshafen. Einige gehören zu meinen Lieblingsplätzen und werden folgerichtig in diesem Buch verraten. Die Kultur reicht ins Land mit großen Veranstaltungen wie den Bad Hersfelder Festspielen oder mit kleiner, feiner Musik und Literatur wie während des Kultursommers Nordhessen. Von so manchem hätte ich vor 20 Jahren nicht einmal zu träumen gewagt.

Geblieben ist die Heimat von Jacob und Wilhelm Grimm, die Märchenstätten kreuz und quer verteilt durchs Land, die inzwischen touristisch professionell vermarktet und beworben werden. Die GrimmHeimat NordHessen ist ein fester Posten – für Einheimische und Gäste wie für die regionale Wirtschaft.

Der letzte Zipfel Selbstbewusstsein kehrte in Kassel mit dem UNESCO-Weltkulturerbe in den Bergpark des Stadtteils Wilhelmshöhe ein. Herkules sagt Dank! Nicht zu vergessen – es gibt noch zwei weitere Welterbestätten: das Weltdokumentenerbe der Brüder Grimm und ein Weltnaturerbe im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Noch Fragen? Kassel und Nordhessen, na klar!

Touristische Informationen und Übernachtungsvorschläge für Kassel und Nordhessen hält die GrimmHeimat NordHessen bereit.

GrimmHeimat NordHessen

Ständeplatz 17

34117 Kassel

0561 97062240

grimmheimat.de

Stadt Kassel

1Herkules macht’s möglich

Kassel: Herkules-Skulptur im Bergpark

Er ist die einzige hessische Sehenswürdigkeit, die es in einer Umfrage zu den bekanntesten deutschen Sehenswürdigkeiten unter die ersten 20 geschafft hat. Platz 15 ist ihm gewiss, dem mehr als acht Meter großen Hünen aus Kupfer. Und er bietet den besten Blick auf Kassel.

Der Kasseler Landgraf Karl war 1699 nach Italien gereist und hatte, dank seiner Einblicke in italienische Gartenarchitektur, den Plan gefasst, den Karlsberg über seiner Residenz in einen Landschaftsgarten zu verwandeln. 1701 ließ er den römischen Baumeister Giovanni Francesco Guerniero antreten. Der kam gern, lebte fürstlich und plante zunächst einen »Tempel der Winde« auf dem Gipfel des 550 Meter hohen Berges. Es entstand eine Säulenhalle mit einem Turm, auf dessen Spitze schließlich die Figur des Herkules aufgestellt wurde. Den hatte der Landgraf bei einem Goldschmied in Augsburg bestellt, der den Prachtkerl auch 1717 angeliefert hatte. Seitdem steht er da.

Zugegeben, der Zahn der Zeit nagt an ihm und zuletzt wurde vor einigen Jahren der Kopf restauriert. Zudem hatte Guerniero die Statik falsch berechnet. Als er das merkte, machte er sich, unter Mitnahme des erworbenen Reichtums, bei Nacht und Nebel davon. Dieser Rechenfehler beschäftigt die Stadt Kassel finanziell noch heute.

Vom Fuße des Bauwerks hat man einen fantastischen Blick über den Bergpark und Schloss Wilhelmshöhe auf ganz Kassel. Hier an einem lauen Sommerabend auf die Stadt zu schauen, in netter Gesellschaft und mit einer Flasche Wein im Gepäck, lässt einen hervorragend abschalten. Die Bäume rauschen, und wenn man ein paar Meter läuft, ist man fast ungestört, denn die meisten Touristen finden, außer an Tagen der Wasserspiele, den Weg nur vom Parkplatz bis zur Aussichtsterrasse unterhalb des Kasseler Wahrzeichens.

Führungen durch den Bergpark sind jederzeit buchbar im Ticketshop von Kassel Marketing. Besteigen kann man den Herkules von April bis Oktober. Karten für Bauwerk und Aussichtsplattform gibt es direkt am Eingang zum Herkules.

Herkules im Bergpark

Besucherzentrum

Schlosspark 28

34131 Kassel

0561 707707

2Künstliche Natur, natürliche Technik

Kassel: Wasserspiele im Bergpark 

Rund 150 Jahre hat es gedauert, das knapp zweieinhalb Quadratkilometer große Gelände zu dem zu machen, was es heute darstellt. Die Hanglage macht’s. Der Herkules schließt den Park auf der Bergseite ab, zur Stadt hin ist es Schloss Wilhelmshöhe. 283 Höhenmeter trennen diese Gebäude. Dazwischen erstreckt sich das, was in einer Mischung aus italienischem und französischem Barockpark begann und heute eher wie ein englischer Landschaftspark wirkt. Die wechselnden Bauherren zwischen 1696 und 1866 haben unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.

Hauptanziehungspunkt sind die Wasserspiele. Sie basieren noch immer auf der Ursprungstechnik aus dem 18. Jahrhundert und funktionieren seit Anbeginn, ohne Pumpen, nur durch natürliches Gefälle. Das benötigte Wasser wird in Speicherteichen im Habichtswald gesammelt und zwischen Mai und Oktober zweimal pro Woche zu festen Zeiten abgelassen.

Ist es im Bergpark eher idyllisch ruhig, so ändert sich das zur Wasserspielzeit abrupt. Tausende von Menschen warten dann am Fuße des Herkules, um das hervorschießende Wasser zu begleiten über viele Kaskaden, Kanäle, einen Wasserfall bis hinunter zum Schloss. Innerhalb von einer Stunde fließen etwa 1.200 Kubikmeter Wasser durch den Bergpark und enden in einer Fontäne im Schlossteich. Wenn man mit dem ersten Wasserschwall oben startet, erreicht man den Teich vorm Schloss, wenn sich die Fontäne in die Höhe schiebt.

Es ist ein beeindruckendes Spektakel, das jedes Jahr zum Saisonabschluss durch das BergparkLeuchten ergänzt wird. Während des viertägigen Events wird das Gelände illuminiert, beleuchtete Wasserspiele sowie Lichtkunst- und Videoprojektionen verzaubern die Besucher. Den konkreten Termin verrät die Website der Stadt.

Zu den Wasserspielen fährt man am besten mit der Straßenbahn Linie 1 zur Endhaltestelle Wilhelmshöhe. Von dort fährt die Buslinie 23 viertelstündlich zum Herkules.

Wasserspiele Bergpark

(Mai–Oktober)

Schlosspark Wilhelms­höhe 22

34131 Kassel

0561 707707

3Ruinenschwärmerei und eine Geliebte

Kassel: Löwenburg im Bergpark

Als die Welt für Ruinenromantik schwärmte, entstand die Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe. 1793 gab Landgraf Wilhelm IX., der spätere Kurfürst Wilhelm I., den Bauauftrag: Sie sollte wie eine Burgruine aus dem Mittelalter aussehen. Die Fassade war ihm wichtig. Noch wichtiger war ihm allerdings der Innenausbau zum Lustschloss im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Begriff »Mätressenwirtschaft« traf auf keinen besser zu als auf den Landgrafen. Mit seiner ihm angetrauten Frau, der Prinzessin Wilhelmine Karoline von Dänemark hatte er vier Kinder. Daneben gab es unzähligen Affären. Mit 13 Kindern hatte er die meisten Nachkommen mit Karoline von Schlotheim. Für sie ließ er die Löwenburg bauen. Klatschmagazine von heute würden vermutlich von der Midlife-Crisis des Kurfürsten und von einer 23 Jahre jüngeren Affäre schreiben. Seine Ehefrau musste sich damit abfinden, dass die Geliebte die wichtigere Frau war. Die Löwenburg zeugt von einer Beziehung, die ihren Erbauer glücklich gemacht hat, auch wenn bei Karoline von Schlotheim bis heute nur von der Mätresse die Rede ist. Sie soll sehr schön gewesen sein. Ein Porträt der Herzensdame hängt heute noch dort.

Der Wehrturm der Löwenburg wurde während des Zweiten Weltkriegs bei einem Bombenangriff zerstört, die Anlage stark beschädigt. 17 Jahre wurde sie restauriert. 30 Millionen Euro hat es gekostet. Seit Juli 2022 ist die volle Pracht, samt der jahrzehntelang eingelagerten Möbel, wiederhergestellt.

Ein Spaziergang zur Löwenburg, von Schloss Wilhelmshöhe aus, ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Ich finde den Weg am schönsten im Herbst, wenn die Sonne am späten Vormittag die Nebelschwaden im Bergpark langsam aber sicher auffrisst. Erst sieht man nur ein paar Mauern, bis man dann vor dem Gesamtensemble steht. Es ist größer als man vermutet. Von dort hat man einen traumhaften Blick auf den Herkules und in den Bergpark.

Die Besichtigung der Löwenburg ist ausschließlich im Rahmen von Führungen möglich. Sie beginnen, während der Öffnungszeiten, jeweils zur vollen Stunde.

Löwenburg

Schlosspark 9

Bergpark-Wilhelmshöhe

34131 Kassel

0561 31680244

4Zentrum der Museumslandschaft

Kassel: Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark

Wem es die alten Meister der Kunst angetan haben, für den ist Schloss Wilhelmshöhe eine Pflichtstation. Es entstand in den Jahren 1786 bis 1798 und bildet das untere Ende des Bergparks mit einer Sichtachse zum etwa 280 Meter höher liegenden Herkules und zur Wilhelmshöher Allee, die kerzengerade in die Stadt führt.

Die hessischen Fürsten investierten bis ins 18. Jahrhundert leidenschaftlich in Kunstwerke, was ihre Sammlungen belegen. Insbesondere Landgraf Wilhelm VIII. hortete das, was heute die im Schloss angesiedelte Galerie Alte Meister ausmacht. Durch Diplomaten und Kunstagenten kaufte er etwa 800 der 1.200 vorhandenen Gemälde in Europa zusammen. Insbesondere die Werke der Hauptvertreter des holländischen und flämischen Barocks hatten es ihm angetan. Bilder von Rembrandt van Rijn, Frans Hals, Peter Paul Rubens und Floris van Dyck zieren unter anderem die Räume der Galerie. Was Rembrandt betrifft, hängt hier die größte Zahl seiner Werke in Deutschland. Zur Sammlung gehören aber auch Gemälde der Spätgotik, der Renaissance und des Klassizismus.

Während der napoleonischen Besatzung von 1806 bis 1813 diente das Schloss Jérôme Bonaparte als Residenz, nachdem ihm das Kasseler Stadtschloss abgebrannt war. Er war bekannt als »König Lustik«, da sich die deutschen Sprachkenntnisse des »Partylöwen« auf Sätze wie »Morgen wieder lustik« reduzierten. Von 1891 bis 1918 war das Schloss regelmäßig Sommerresidenz der Familie Kaiser Wilhelms II. Auf der Roseninsel im Bergpark findet sich noch heute die Gedenkstätte des prominentesten kaiserlichen Dackels Erdmann.

Nach der Bombardierung 1945 lag das Schloss lange Jahre brach, bis es ab 1961 als Kunstmuseum wieder aufgebaut wurde. Unübertroffen als Kunstgalerie, verbreitet es ein hochherrschaftliches Flair, wenn man, aus der Stadt kommend, auf den Bergpark zufährt. Es dürfte auch eines der wenigen Schlösser mit Straßenbahnanschluss sein.

Im Untergeschoss des Schlosses lädt das Café Jerome zur Kaffeepause oder auch schon zum Frühstück ein.

Schloss Wilhelmshöhe

Schlosspark 1

34131 Kassel

0561 316800

5Cocktails, Betten und Geschichte

Kassel: Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe im Bergpark

Unter einem Schlosshotel stellt man sich gemeinhin etwas anderes vor. In Kassel ist es kein Hotel im Schloss, sondern in dessen unmittelbarer Nähe, und es verfügt über historische Bedeutung. Der heutige Bau entstand in seinen architektonischen Grundzügen im Jahr 1955. Paul Bode, jüngerer Bruder des documenta-Gründers Arnold Bode und Stararchitekt der 1950er-Jahre, lieferte die Pläne. Hotel und Gastronomie spielten aber schon seit dem 18. Jahrhundert an gleicher Stelle eine Rolle. Erst stand dort ein Gasthaus, dann errichtete Kurfürst Wilhelm II. 1827 ein Hotel in direkter Nachbarschaft des Schlosses Wilhelmshöhe.

In diesem Haus wurde deutsche Geschichte geschrieben. Hindenburg organisierte hier den Rückzug und die Auflösung der deutschen Truppen nach dem Ersten Weltkrieg. Im neuen Schlosshotel fanden am 21. Mai 1970, nach dem Erfurter Treffen, die zweiten innerdeutschen Gespräche zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und Willi Stoph statt, dem Ministerpräsidenten der damaligen DDR.

Man atmet heute gewissermaßen große Historie, wenn man das Gebäude betritt. Der diskrete Charme der 1950er-Jahre ist nach einer Grundsanierung einem modernen Ambiente gewichen. Viele der Zimmer haben eine traumhafte Aussicht auf die Stadt oder in Richtung Bergpark. Eine Spa- und Wellnesslandschaft erfreut die Gäste. Im Sommer wartet ein wundervoller Garten mit Naturbadeteich. Auch die Gastronomie wurde überholt. Der Sonntagsbrunch ist sehr beliebt.

Gerade an warmen Abenden ist es schön, dort zu späterer Stunde noch einen Absacker zu nehmen, mit Blick auf den Bergpark und Schloss Wilhelmshöhe. Das beantwortet den anfänglichen Zweifel, wie ein Schlosshotel sein muss oder sein sollte.

Das Hotel bietet von Mai bis Oktober nach den Wasserspielen Live-Musik im Biergarten (nicht bei Regen).

Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe

Schlosspark 8

34131 Kassel

0561 30880

6Gesund gebohrt

Kassel: Kurhessen Therme

Ohne die private Therme, die heute hauptsächlich Spaß- und Freizeitbad ist, gäbe es den Titel »Bad« für den Kasseler Stadtteil Wilhelmshöhe schon seit einigen Jahren nicht mehr und die vorhandenen Kliniken hätten dicht machen müssen. Aber auch ohne diese Ironie gehört die Therme zum beliebten Erholungsangebot von Einwohnern und Touristen.

Die Therme war in den 1970er-Jahren auch die Rettung. Die Quellen von Bad Wilhelmshöhe aus den Jahren 1914 und 1915 waren längst versiegt und eigentlich gab es keinen Grund mehr, Wilhelmshöhe als Kur- und Badeort weiter anzuerkennen. Eine neue Quelle musste her. Die Stadt Kassel wiederum hatte kein Geld. Da kam nur ein privater Investor infrage. Es war Werner Wicker, der 1978 begann, nach einer neuen Thermalquelle zu bohren. Erst nach zehn Monaten stieß er auf Heilwasser in über 600 Metern Tiefe. Bad Wilhelmshöhe war gerettet und Werner Wicker baute um die Quelle die Kurhessen Therme. Neben der Behandlung von Patienten in Thermalsolebecken wurde aus der Kurhessen Therme eines der ersten Erlebnisbäder der Republik. 1983 eröffnet, ist sie zum festen Freizeit- und Gesundheitsangebot der Stadt Kassel geworden.

Das Solewasser in den Becken hat im Schnitt seine 32 bis 36 Grad. So kann man selbst im Winter in den Außenbereichen prima schwimmen. Wobei man eher ein wenig planscht, sich treiben lässt und dabei herrlich entspannt. Zur Therme gehören auch ein Wellnessbereich, ein Fitnesscenter, eine Solegrotte, eine riesige Saunalandschaft und ein japanischer Duftgarten. Zum 40-jährigen Jubiläum im Jahr 2023 wurde grundlegend renoviert und restauriert. Eine neue Attraktion ist der Geysir mit sprudelndem Thermalsolewasser. Die Speisekarte des Restaurants ist jetzt ebenfalls, wie die Architektur, japanisch inspiriert.