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Malerisch, mit steilen Weinbergen sowie zahlreichen Burgen und Sagen - das Mittelrheintal zwischen Bingen und Bonn vereint wunderschöne Natur mit faszinierenden kulturellen Zeugnissen. Genießen Sie eine Wanderung durch die alpin wirkende Ruppertsklamm, erfahren Sie, wo es den Freistaat Flaschenhals gab und lernen Sie die höchste Bahnsteilstrecke Deutschlands kennen. Kinder freuen sich beispielsweise über Ausflüge in den Kletterwald, auf die Insel Grafenwerth und ins Bilderbuchmuseum. Begleiten Sie Anke D. Müller zu ihren Lieblingsplätzen in dieser einzigartigen Gegend.
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Seitenzahl: 139
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Lieblingsplätze Romantischer Rhein Bingen – Bonn
Anke D. Müller
Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]
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1. Auflage 2020
© 2020 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Katja Ernst
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: Benjamin Arnold
unter Verwendung der Illustrationen von © Benjamin Arnold; © ratkom – stock.adobe.com; © Wilm Ihlenfeld – stock.adobe.com; © SimpLine – stock.adobe.com; © FUGE Freiburg – stock.adobe.com; © pandavector – stock.adobe.com; © Katrin Lahmer
Kartendesign: © Maps4News.com/HERE
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Printed in Germany
ISBN 978-3-8392-5974-0
Impressum
Der Rheinromantik auf der Spur
Vorwort: Liebeserklärung an ein besonderes Tal
1 Pittoreske Grünanlage am Rhein
Bingen: Hildegarten am Museum am Strom
2 Sinnbild für Schiffbarmachung
Bingen: Binger Loch
3 Hebewerk mit Denkmalstatus
Bingen: Alter Rheinkran
4 In der Tradition einer Heiligen
Rüdesheim-Eibingen: Abtei Sankt Hildegard
5 Rund um den Niederwald
Rüdesheim: Ostein’scher Park
6 Ein gastfreundlicher Ort
Ockenheim: Kloster Jakobsberg
7 Romantisches Kleinod
Trechtingshausen: Burg Rheinstein
8 Kultur neben Industrie
Niederheimbach: Burg Sooneck
9 Kurioser Mikrostaat
Lorch: Hauptstadt des Freistaat Flaschenhals
10 Zollstation im Wilden Gefähr
Kaub: Burg Pfalzgrafenstein
11 Gedenkstätte für einen General
Kaub: Blüchermuseum
12 Übernachten in altem Gemäuer
Bacharach: Jugendherberge Burg Stahleck
13 Rund 270 Jahre in Familienbesitz
Bacharach: Weinstube Zum grünen Baum
14 Wichtige Prägestätte
Bacharach: Historisches Gasthaus Kurpfälzische Münze
15 Wohnen in sakraler Umgebung
Oberwesel: Minoritenkloster
16 Zu Besuch bei 40 Eseln
Bornich: Ferienhaus Odins Mühle
17 Unglückbringende Dame
St. Goarshausen: Loreleyfelsen
18 Eine einmalige Atmosphäre
Bornich: Loreley-Freilichtbühne
19 Mächtige Festung in Toplage
St. Goar: Burg Rheinfels mit Romantikhotel
20 Ausflugslokal am Waldesrand
Urbar: Café & Restaurant Loreleyblick Maria Ruh
21 Pionier aus dem Rheintal
Boppard: Thonet-Dauerausstellung in der Kurfürstlichen Burg
22 Ein wiederentdecktes Kleinod
Boppard: Marienberger Park
23 Rundumsicht der Extraklasse
Boppard: Restaurant Gedeonseck
24 Romantischer Ort für eine Pause
Boppard: Gartencafé und -restaurant Le Jardin
25 Historische Erinnerungsstücke
Emmelshausen: Hunsrückbahn-Museum
26 Blumen, Bäume und Barockbauten
Boppard-Hirzenach: Propsteigarten
27 Schön für Mensch und Tier
Osterspai: Enges Thürchen
28 Gut gesichertes Bollwerk
Braubach: Marksburg
29 Wo Regenten gewählt wurden
Rhens: Königsstuhl
30 Wildromantisches Abenteuer
Lahnstein: Ruppertsklamm
31 Sommerschloss eines Kronprinzen
Koblenz-Stolzenfels: Schloss Stolzenfels
32 Gotteshaus im Pferdestall
Koblenz-Karthause: Pfarrkirche Sankt Beatus
33 Teil eines Verteidigungswalls
Koblenz-Karthause: Historische Anlage Fort Konstantin
34 Friedensdenkmal mit Weitblick
Koblenz-Metternich: Metternicher Eule
35 Wo Weltgeschichte geschrieben wurde
Koblenz-Altstadt: Basilika Sankt Kastor
36 Der Fluss in seiner Vielfalt
Koblenz-Ehrenbreitstein: Rhein-Museum
37 Kunst und Kultur statt Kanonen
Koblenz-Ehrenbreitstein: Festung Ehrenbreitstein
38 Ein Gotteshaus für Ziegler
Koblenz-Metternich: Evangelische Kirche Koblenz-Metternich
39 Heim für Fauna und Flora
Koblenz-Horchheim: Ehemaliger Standortübungsplatz Koblenz-Schmidtenhöhe
40 Erinnerung an Tarzan und Jane
Bendorf-Sayn: Kletterwald Sayn
41 Fürstliches Heim
Bendorf-Sayn: Garten der Schmetterlinge
42 Symbol der Frühindustrie
Bendorf-Sayn: Sayner Hütte
43 Ökologische Künstleroase
Neuwied-Engers: Silbersee
44 Gemeinschaft statt Prunk
Neuwied: Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine
45 Außergewöhnliches Kulturdenkmal
Neuwied: Abtei Rommersdorf
46 Wie wir wurden, was wir sind
Neuwied: Archäologisches Museum
47 Eine nachhaltige Idee
Andernach: Essbare Stadt Andernach
48 Physik ganz anschaulich
Andernach: Kaltwassergeysir
49 Blick auf das Neuwieder Becken
Leutesdorf: Lokal Brombeerschenke
50 Ausflug auf die Eifelhöhen
Brohl-Lützing: Vulkan-Expreß nach Engeln
51 Antikes Mammutbauwerk
Rheinbrohl: Limeswachturm
52 Gesundheit und Wohlbefinden
Bad Hönningen: Kristall Rheinpark-Therme
53 Eine andere Welt
Sinzig: Ahrmündung
54 Historischer Ortszugang
Erpel: Neutor an der Kölner Straße
55 Historischer Ort mit Fernsicht
Erpel: Erpeler Ley
56 Frühstück mit Rheinblick
Unkel: Pax-Gästehaus
57 Museum für einen Altkanzler
Unkel: Willy-Brandt-Forum
58 Entspannung am großen Strom
Unkel: Rheinpromenade mit Gefängnisturm
59 Demokrat auf Durchreise
Unkel: Freiligrathhaus
60 Genuss für alle Sinne
Remagen-Kripp: Bio-Restaurant und Weinkontor Diedenhofen
61 Kunstgenuss und Gaumenfreuden
Remagen-Rolandseck: Arp Museum Bahnhof Rolandseck
62 Quelle der Inspiration
Remagen-Rolandseck: Geheime Gärten Rolandswerth
63 Oase der Glückseligen
Bad Honnef: Insel Grafenwerth
64 Heim des ersten Kanzlers
Bad Honnef-Rhöndorf: Adenauerhaus
65 Traditionshaus am Drachenfels
Bad Honnef-Rhöndorf: Café, Konditorei, Bäckerei Profittlich
66 Markanter Wegweiser
Bad Honnef-Rhöndorf: Marienkapelle
67 Lieblingsplatz im Wald
Bad Honnef: Ruine Löwenburg
68 Kulturgeschichte der Region
Königswinter-Niederdollendorf :Siebengebirgsmuseum
69 Ein Gebäude für den Naturschutz
Königswinter-Margarethenhöhe: Forsthaus Lohrberg
70 Vielfältiges Angebot
Königswinter: Biergarten Petersberg
71 Ruine in romantischer Kulisse
Königswinter: Kloster Heisterbach
72 Anwesen mit Fachwerkcharme
Königswinter-Oberdollendorf :Bungertshof
73 Charmantes Stationshäuschen
Bonn-Bad Godesberg: Bastei
74 Inspiration auf verschiedenen Ebenen
Bonn-Gronau: Bundeskunsthalle
75 Erlebnisraum Natur
Bonn-Venusberg: Wildpark Venusberg
76 Charmanter Rundbau
Bonn-Venusberg: Café Mauel 1883
77 Nachbau der Scala Sancta in Rom
Bonn-Endenich: Heilige Stiege
78 Wohnzimmer der Mächtigen
Bonn-Gronau: Kanzlerbungalow
79 Treffpunkt der Politprominenz
Bonn-Gronau: Kiosk Bundesbüdchen
80 Gotteshaus der 1950er-Jahre
Bonn-Gronau: Neue Synagoge
81 Erhalt der Artenvielfalt
Bonn-Poppelsdorf: Botanischer Garten am Poppelsdorfer Schloss
82 Wohltat für Augen und Ohren
Bonn-Mitte: Romanischer Kreuzgang des Bonner Münsters
83 Typisch rheinische Anekdote
Bonn-Beuel: Kennedybrücke mit Brückenmännchen
84 Gedenkstätte für einen Künstler
Bonn-Nordstadt: August Macke Haus
85 Kleinod in der Stadt
Bonn-Beuel: Heimatmuseum Beuel
86 Romanisches Kleinod
Bonn-Schwarzrheindorf: Doppelkirche Sankt Maria und Sankt Clemens
87 Einzigartiges Bilderbuchmuseum
Troisdorf: Burg Wissem
88 Idyll mit hohem Freizeitwert
Troisdorf-Bergheim: Siegaue mit Siegfähre
Danksagung
Bildnachweis
Liebe Leserinnen und Leser,
das Mittelrheintal ist eines der beliebtesten Reiseziele Deutschlands. Es ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges, das sich über Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen bis Luxemburg und Belgien erstreckt. Im Westen gelten die Ardennen als Grenze; im Süden die Ausläufer des Pariser Beckens. Vor Millionen von Jahren floss der Rhein in diesem Gelände durch ein breites Tal, doch mit der Entstehung des Mittelgebirges musste sich der Fluss seinen Weg bahnen. Längst teilt er die riesige Fläche in einen linksrheinischen und einen rechtsrheinischen Bereich.
Von dem Quellgebiet in der Schweiz bis zur Mündung in die Nordsee fließt der Rhein durch sechs Länder; der flächenmäßig größte Teil liegt in Deutschland. Eine bedeutende Rolle spielte er in den Grenzauseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich, Dichter beider Nationen trugen einen »Wettkampf« aus, zu welchem Land er gehörte. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, proklamierten ihn die Deutschen endgültig zu »ihrem« Strom.
Das Mittelrheintal wird durch seine Nebenflüsse Nahe in Bingen und Sieg nördlich von Bonn definiert. Die Region von Bingen bis Koblenz gehört seit 2002 zum UNESCO-Welterbe und zeichnet sich durch eine Fülle an kulturellen Zeugnissen aus, wobei insbesondere die zahlreichen Burgen zu nennen sind. Rechtsrheinisch erstreckt sich vom Süden Bonns (Ennert) bis Bad Honnef das Siebengebirge. Das gesamte Mittelrheintal kann auf Wanderwegen zu beiden Seiten des Flusses erkundet werden, auf dem Wasser- sowie dem Rheinradweg. Weinfeste und Großfeuerwerke sind beliebte Veranstaltungen.
Funde weisen darauf hin, dass das Tal seit rund 30.000 Jahren dauerhaft besiedelt ist. Nachhaltig geprägt wurde es durch die Epoche der Romantik im 19. Jahrhundert. Die Landschaft mit den (anfangs nicht wiederaufgebauten) Burgruinen, dem zerklüfteten Gebirge und dem noch unbegradigten Fluss mit seinen Felsen, die in den Rhein hineinragten und die Schiffspassage erschwerten, inspirierte die Dichter und Maler jener Ära. Schauriges, Gefühlvolles und Abenteuerliches fand sich in der unverfälschten und ursprünglichen Natur, was einen Gegenpol zur Industrialisierung bildete. Mit ihren Werken lösten die Künstler einen Reiseboom bei Bürgertum und Adel aus, der durch die Infrastruktur begünstigt wurde: Dampfschifffahrt, Eisenbahn und Nobelhotels boten standesgemäßen Komfort. Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung hatte Verleger Karl Baedeker 1835 seiner Neuauflage des ersten Rheinreiseführers.
Das Baden im Rhein ist, abseits der DLRG-Großveranstaltungen Rheinschwimmen, übrigenssehr riskant. Bis in die 1920er-Jahre existierten zahlreiche Flussbäder – also vor den Ausbaumaßnahmen, welche die Schiffspassage vereinfachten, den Strom aber zu gefährlich für Schwimmer machten. Längst ist der Rhein eine der wichtigsten Wasserstraßen Europas, die großen, schweren Schiffe verstärken seine ohnehin starken Strömungen.
In diesem Buch finden Sie Ideen für landschaftlich und kulturell besonders reizvolle Ausflüge. Sie können einzigartige Burgen und Festungsanlagen erkunden, mit dem Zug die höchste Steilstrecke Deutschlands entlangfahren, durch eine »alpine« Klamm wandern, sich in einem Kletterwald austoben, in einer Therme entspannen sowie in stimmungsvollen Biergärten und Restaurants einkehren. Sie lernen die eine oder andere regionaltypische Anekdote kennen – und vieles mehr. Orte, die sich besonders für Kinder eignen, sind entsprechend gekennzeichnet.
Mit der Auswahl möchte ich einen Einblick in die Vielfalt der Region geben. Dabei orientiere ich mich an den erwähnten Nebenflüssen Nahe und Sieg, die für mich das Gebiet Romantischer Rhein markieren, welches offiziell nicht definiert ist. Die gleichnamige Tourismusorganisation ist für den Bereich von Bingen bis Remagen-Rolandswerth zuständig; Bonn versteht sich als Tor zum Romantischen Rhein.
Die Gegend bietet vieles, was sich zu erleben lohnt: Lassen Sie sich den Fahrtwind auf Schiffsausflügen und Fährüberfahrten um die Nase wehen. Radeln Sie am Rhein entlang, genießen Sie auf Wanderungen fantastische Ausblicke und feiern Sie mit den Menschen. Anlässe gibt es genug, denn die Einwohner dieses Landstrichs genießen das Leben, und das nicht nur zu Karneval. Begeben Sie sich auf Entdeckungsreise oder werfen Sie einen neuen Blick auf die Region, in der Sie leben.
Eine gute Zeit wünscht Ihnen
Anke D. Müller
Zwischen Rhein und Nahe soll Hildegard von Bingen an zahlreichen Orten gelebt haben – was sich nicht in jedem Fall belegen lässt. Als ich anfing, mich mit dieser Persönlichkeit zu beschäftigen, fand ich das verwirrend. In Bingen, wo sie ihr erstes Kloster gründete, sind ihre Lebensorte nur noch auf den zweiten Blick zu erkennen. Besagtes Kloster auf dem Rupertsberg wurde während des 30-jährigen Krieges zerstört; die Ruinen beim Bau der Nahe-Bahnlinie im Jahr 1857 gesprengt. Erlebbar werden die Orte ihres Wirkens auf dem Hildegardweg. Er beginnt am Hildegarten, der zum Museum am Strom gehört und zu dessen Öffnungszeiten begehbar ist.
Der Hildegarten ist ein friedlicher Ort. Auf einer rechteckigen Fläche, die von Hainbuchenhecken begrenzt ist, wachsen in 15 Themen- und acht Einzelbeeten Kräuter und Sträucher, deren Heilwirkung auf den Menschen die Heilige in Physica um 1155 beschrieben haben soll. Damit griff sie auf Traditionen zurück: Klöster fühlten sich seit jeher der Krankenpflege verpflichtet; in ihren Gärten wuchsen neben Obst und Gemüse auch Heilkräuter. Ein Bezug zu mittelalterlichen Klostergärten wird in Bingen mit der parallelen und rechtwinkligen Anordnung der Beete jedoch vermieden, weil es keinen historischen Hildegarten gab. Beim Betreten der Anlage sieht man eine Skulptur, die an eine Murmelbahn erinnert: Der Quellenbrunnen verweist darauf, dass der Originaltext der Physica nicht überliefert ist. Von Hildegards naturkundlichem Werk sind nur hoch- und spätmittelalterliche Abschriften erhalten. Diese kritische Auseinandersetzung ist auch charakteristisch für die Dauerausstellung im Museum selbst, die Hildegards Leben und Wirken auf Schautafeln skizziert: Besucher können den aktuellen Stand der Forschung nachvollziehen und Vermutungen als solche erkennen.
Das Binger Kulturufer, zu dem das Museum am Strom gehört, bietet viele Attraktionen für alle Altersstufen, darunter ein Spielschiff für Kinder und einen Skatepark für Jugendliche.
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Hildegarten
Museumstraße 3
55411 Bingen
06721 184353 (Museum am Strom)
Wenn man als Passagier mit einem Ausflugsdampfer in Richtung Bingen fährt, des Tors zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal, mit Blick auf den Rhein, auf Wälder, Weinberge, Klöster und Burgen, kann man sich kaum vorstellen, wie gefährlich diese Stelle für die Schifffahrt ist. Während im Rheingau der Flussgrund aus Kies besteht, durchzieht den Rhein ab Bingen eine Gesteinsformation. Längst sind die gefährlichen Klippen gesprengt, die vielen Schiffern zum Verhängnis wurden, doch noch immer sind Havarien zu beklagen – wegen der Strömungen, Untiefen, Kurven und weil sich ab Rheinkilometer 530,8 das Flussbett verengt, wodurch der Fluss schneller fließt. Auf dieser Höhe war vor rund 15 Millionen Jahren beim Durchbruch des Schiefergebirges ein Quarzitriff stehen geblieben, was die Passage unbefahrbar machte: Im Mittelalter mussten Lastkähne ihre Ware bei Lorch entladen und über den Niederwald zur nächsten schiffbaren Anlegestelle nach Geisenheim bringen. Erste Versuche, den Felsspalt zu vergrößern, hatte es wohl von den Römern gegeben, doch erst im 17. Jahrhundert konnte eine vier Meter breite Gasse geschaffen werden: das Binger Loch. Weil dadurch der Wasserstand oberhalb des Riffs sank, verlandeten die Wasserburgen im Rheingau, von den einst 32 Inseln sind nur noch sechs übrig und das hölzerne Fundament des Mainzer Doms musste ersetzt werden, da es trockenfiel und verfaulte.
Bahnbrechende Veränderungen gab es unter den Preußen. Mithilfe der Technik konnte das Nadelöhr auf 30 Meter verbreitert, ein zweites Fahrwasser angelegt – vom Hauptstrom abgetrennt – und die Fahrrinne vertieft werden. Seine heutige Gestalt erhielt der Engpass im 20. Jahrhundert, als er auf 120 Meter verbreitert und das zweite Fahrwasser geschlossen wurde. An das Riff erinnern nur noch vier Lochsteine.
Weitere Informationen zum Binger Loch erhalten Sie im multimedialen »Stellwerk Mensch Natur Technik«, das sich im Park am Mäuseturm befindet.
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Das Binger Loch befindet sich an Rheinkilometer 530,8, also ungefähr in Höhe von Mäuseturm und Burg Ehrenfels.
Touristeninformation
Rheinkai 21
55411 Bingen am Rhein
06721 184205
www.bingen.de
Den Rhein erleben heißt, sich mit seiner Geschichte als Schifffahrtsstraße zu befassen. Zwischen Bingen und Bonn kann man der Vergangenheit vielerorts nachspüren – wie dem Wahrschauer- und Lotsenmuseum am Bankeck, das noch immer eine der gefährlichsten Untiefen des Mittelrheins ist, den Koblenzer Museen, die ich in diesem Buch vorstelle, oder dem Fischereimuseum in Bergheim an der Sieg. Ich finde solche Zeitreisen spannend, weil es hier um Wirtschaft und Alltagsleben geht und um die Idee der Rheinromantik der Künstler und Literaten. All diese Aspekte prägen die Region bis heute.
In dem Zusammenhang ist ferner der Alte Kran am Binger Rheinufer zu nennen, der laut Inschrift 1487 errichtet wurde; das Tretwerk ist von 1787. Der quadratische Bau neben der einstigen Zollverwaltung ist mit Schiefer versehen und wurde auf einem Fundament aus behauenen Quadern erbaut. Auf dem Walmdach ruht eine bewegliche runde Haube, an welcher der Lastarm montiert ist. Das Gebäude steht an einem Hafenbecken. Innen befinden sich an einer Fachwerkkonstruktion zwei raumhohe Laufräder aus Holz: eines zum Anheben des Lastarms und eines zum Senken. Das Kuppeldach samt Ausleger bewegte ein Kranknecht per Hand mit einem Balken, an Seilen hing die Ware: Wein, Salz, Getreide. Auf Lastenwagen wurden die Fässer in die Nähe des Bootes gebracht und an Bord gehievt. Im 16. Jahrhundert existierte in Bingen mindestens ein weiterer Kran; sie waren wichtige Hilfsmittel für den Handel und demzufolge lukrativ für die Binger Landesherren, das Mainzer Domkapitel. Die gebührenpflichtige Nutzung zum Be- und Entladen war vorgeschrieben.
Wer den Vorgang erleben möchte, kann bei der Touristeninformation eine Vorführung buchen, bei der Mitglieder der Denkmalgesellschaft Bingen am Rhein Weinfässer an Land und zu Wasser hieven.
Das Hebelgesetz, das diesem Mechanismus zugrunde liegt, wurde im dritten Jahrhundert v. Chr. durch Archimedes formuliert, einen der bedeutendsten Mathematiker und Physiker der Antike.
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Alter Rheinkran
Hafenstraße 5
55411 Bingen am Rhein
Führungen:
Touristeninformation
Rheinkai 21
55411 Bingen am Rhein
06721 184205
www.bingen.de
Die neoromanische Abtei Sankt Hildegard ist für viele Menschen ein besonderer Ort. Sie liegt oberhalb von Rüdesheim inmitten von Weinbergen. Bei einer Wanderung sah ich plötzlich zwei Kirchturmspitzen über einer Anhöhe hervorlugen: Ein gelungener »Auftritt« für ein großes Kirchenanwesen, der mich schmunzeln ließ.
Zur Abtei gehören Kunstwerkstätten, Weingut, Laden, Café und Gästehaus. Eine Ausstellung informiert über die heilige Namensgeberin. Seitdem Benediktinerinnen aus der Prager Abtei Sankt Gabriel die Niederlassung 1904 gründeten, leben hier Ordensschwestern in der Tradition der Hildegard von Bingen; derzeit sind es 50. Die Kirche erreicht man durch ein schmiedeeisernes Tor. Eine Skulptur zeigt Hildegard (1098–1179) als schöne junge Frau in langem Gewand. In der Kirche wird ihr Leben in fünf Bildszenen dargestellt, die von Künstlermönchen der Beuroner Kunstschule angefertigt wurden.
Wo in Rheinhessen sie geboren wurde und wer ihre Eltern waren, ist unbekannt; wahrscheinlich war sie vermögend. Ihre christliche Erziehung begann mit acht Jahren. Mit 14 ging sie ins Kloster Disibodenberg im Nahetal, wo sie mehr als 30 Jahre lebte. 1147 gründete sie ihr erstes Kloster auf dem Binger Rupertsberg. 1165 erwarb sie ein verlassenes Stift unterhalb der heutigen Abtei Sankt Hildegard und gründete dort Kloster Eibingen. Hildegard leitete beide Klöster und soll jede Woche zweimal über den Rhein gefahren sein. Während des 30-jährigen Krieges wurde das Binger Anwesen zerstört, sodass die Schwestern ins Kloster Eibingen zogen, das im Rahmen der Säkularisation zur Pfarrkirche herabgestuft wurde.
Hildegard gilt als Universalgelehrte. Sie soll mehrere Werke verfasst und Briefkontakt mit Päpsten und Bischöfen in ganz Europa gehabt haben. 2012 wurde sie heiliggesprochen.
Der Rüdesheimer Hildegardweg führt durch die Weinberge zur erwähnten Abtei und Pfarrkirche. Start am Bahnhof Rüdesheim.
4
Abtei Sankt Hildegard
Klosterweg 1
65385 Rüdesheim-Eibingen
06722 4990
Viele Attraktionen, Picknick- und Einkehrmöglichkeiten bietet dieser Ausflug in den Ostein’schen Park: Man bewegt sich per Schiff, Kabinenseilbahn und zu Fuß und kann fantastische Ausblicke genießen. Oder anders gesagt: Ein Highlight folgt auf das nächste.
Mit dem Schiff fahre ich nach Rüdesheim-Assmannshausen und von dort mit der Panoramaseilbahn zur Bergstation. Nach wenigen Minuten erreiche ich ein Jagdschloss, erbaut auf den Grundmauern eines Lehenshofes, der zur Burg Ehrenfels gehörte. Schlossherr war Graf Karl Maximilian von Ostein (1735–1809), dessen Sommerresidenz mit Wildgehege heute ein Hotel mit schattiger Caféterrasse ist. Anschließend könnte ich über die Große Allee zum Niederwalddenkmal gehen, das als Symbol des Sieges nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 errichtet wurde und den Beginn des aufkeimenden Nationalismus im neu gegründeten Deutschen Kaiserreich markiert. Ich entscheide mich jedoch für den Ostein’schen Wegmit zahlreichen Aussichtspunkten und Kleinarchitekturen, die der Graf als romantische Elemente seines englischen Landschaftsparks anlegen ließ. Kurios ist die steinerne Zauberhöhle mit dem 60 Meter langen fensterlosen Tunnel, an dessen Ende ein Pavillon steht, der