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Straßburgs Geschichte war turbulent: Zweisprachige Straßenschilder zeugen ebenso davon wie das Nebeneinander deutscher und französischer Fassaden. Was nur wenige wissen: Hier nahm Antoine de Saint-Exupéry seine ersten Flugstunden. Hier erklärt ein Voodoo-Museum afrikanische Religion und hier kann man gotischen Stripperinnen begegnen. Diese Anekdoten erzählt Stefan Woltersdorff, führt an seine Lieblingsplätze in Straßburg und der Umgebung und zeigt, wie verschiedenste Persönlichkeiten dem Elsass ihren Stempel aufdrückten.
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Lieblingsplätze Straßburg und Umgebung
Stefan Woltersdorff
Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]
Alle Fotos stammen von Stefan Woltersdorff.
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1., überarbeitete Neuausgabe 2022
© 2015 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Anja Kästle
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © brichuas – www.stock.adobe.com; © Fiedels – www.stock.adobe.com; © VRD – www.stock.adobe.com; © scusi – www.stock.adobe.com; © Ольга Ева – www.stock.adobe.com; © jan stopka – www.stock.adobe.com; © DesignStudio RM – www.stock.adobe.com; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold; © Susanne Lutz
Kartendesign: © 123vectormaps.com
ISBN 978-3-8392-7254-1
Impressum
Münster und mehr
Vorwort: Eine Einladung
Die Große Insel
1 Strippen auf gotisch
Straßburg: Westfassade des Münsters
2 Kirche von unten
Straßburg: Krypta des Münsters
3 Kinder, Kunst und Küche
Straßburg: Platz Place du Marché Gayot
4 Reiche Bauern, arme Bischöfe
Straßburg: Palais Rohan
5 Vom Fisch- zum Flohmarkt
Straßburg: Alter Fischmarkt Rue du vieux marché aux poissons
6 Der faule Student
Straßburg: Auf den Spuren Johann Wolfgang von Goethes
7 Zeitreise in eine Perückenwelt
Straßburg: Historisches Museum Musée historique
8 Stullen für Feinschmecker
Straßburg: Gaststätte L’Epicerie
9 »Es kommt ein Schiff, geladen«
Straßburg: Kirche Temple Neuf
10 Eine Leiche im Keller
Straßburg: Platz Place Kléber
11 Alter Plüsch und junge Filme
Straßburg: Kult-Kino Cinéma Le Cosmos
12 Gourmet-Essen mit Biss
Straßburg: Restaurant au Crocodile
13 Kraft aus der Stille
Straßburg: Kirche Saint-Pierre-le-Jeune
14 Musik, Moneten und Militärs
Straßburg: Platz Place Broglie
15 Renaissance des Biers
Straßburg: Brauerei Au brasseur
16 Der falsche Armenier
Straßburg: Auf den Spuren von Jean-Jacques Rousseau
17 Fünf Jahrhunderte Studentenleben
Straßburg: Studierendenwohnheim und -mensa Le Stift
18 Der Orgeldoktor
Straßburg: Auf den Spuren von Albert Schweitzer
19 Mein Freund, der Baum
Straßburg: Alte Platane am Quai de la Bruche
Neustadt und Robertsau
20 Voodoo im Wasserturm
Straßburg: Voodoo-Museum Château Vodou am Gare de Strasbourg
21 Es steht ein Pferd auf dem Dach
Straßburg: Kunstmuseum MAMCS
22 Doppeltes Erinnern
Straßburg: Soldatenfriedhof Nécropole militaire
23 Straßburgs Dornröschen
Straßburg: Kultur im Palais des Fêtes
24 Der Brückenbauer
Straßburg: Auf den Spuren von René Schickele
25 Des Kaisers langer Schatten
Straßburg: Kaiserplatz Place de la République
26 Stärker als das Schwert
Straßburg: Synagogue de la Paix
27 Litteris et patriae
Straßburg: Palais Universitaire
28 Die Politikerin
Straßburg: Auf den Spuren von Elly Heuss-Knapp
29 Exotischer Blütenzauber
Straßburg: Botanischer Garten Jardin botanique
30 Ein Hauch Sommerfrische
Straßburg: Grünanlage Parc de l’Orangerie
31 Ein Tempel für Europa
Straßburg: Europäisches Parlament
32 Im Parlamentsschatten
Straßburg: Gartenstadt Cité-Jardin Ungemach
33 Kreatives Provisorium
Straßburg: Theater Le Maillon
34 Märchen- oder Geisterschloss?
Straßburg: Schlossanlage Château de Pourtalès
Krutenau und Deux Rives
35 D’Letschte?
Straßburg: Kulturzentrum Centre culturel alsacien
36 Kirche, Klo und Kaffeeboot
Straßburg: Fischerstaden Quai des pêcheurs
37 Der Rebell
Straßburg: Auf den Spuren Georg Büchners
38 Schwimmen und Schlemmen
Straßburg: Schiffstour mit Bateaux de l’Ill
39 Goldfische vor Jugendstil
Straßburg: Kunstgewerbeschule Haute école des arts du Rhin
40 Der Rabe fliegt wieder
Straßburg: Hôtel Cour du Corbeau
41 Beim ältesten Fasswein der Welt
Straßburg: Bürgerspital Hospices de Strasbourg
42 Viel mehr als Sauerkraut
Straßburg: Kleinkunstbühne La Choucrouterie
43 Der Bücherhafen
Straßburg: Mediathek Médiathèque André Malraux
44 Der Flieger
Straßburg: Auf den Spuren von Antoine de Saint-Exupéry
45 Wasser-Musik
Straßburg: Grünanlage Jardin des deux rives
46 Vom Frust- zum Lustgerüst
Straßburg: Brücke Passerelle des deux rives
Die Nachbarstadt Kehl
47 Mädele auf Wanderschaft
Kehl: Skulptur Die Heuwenderin
48 Zwischen Rhein und Rosen
Kehl: Seebühne
49 Riesenbäume, Zwergenwelten
Kehl: Weißtannenturm
50 Ein weites Feld …
Kehl: Kasernenhof
51 Der Verleger
Kehl: Auf den Spuren von Pierre Beaumarchais
52 Schrott, Stahl und Kunst
Kehl: Badische Stahlwerke am Hafen
53 Kleiner Urlaub für zwischendurch
Kehl: Baggerseen Auenheim
54 Ein bulliger Flecken Erde
Kehl: Auf dem Korker Bühl
55 Kunstvoller Garten
Kehl: GaLand – Galerie auf dem Land in Odelshofen
56 Im badischen Dschungel
Kehl: Marlener Rheinauen
57 Coole Kirche
Kehl: Kirche Maria, Hilfe der Christen in Goldscheuer
58 Störche und Radler willkommen!
Kehl: Landgasthof Alte Mühle in Kittersburg
Das französische und deutsche Umland
59 Verschraubte Kunst
Erstein: Museum Musée Würth France
60 Malen mit Holz
Boersch: Kunstschreinerei Marqueterie d’Art Spindler in Saint-Léonard
61 Romanisches Multikulti
Rosheim: Kirche Saint-Pierre et Saint-Paul
62 Die schnellste Stadt des Elsass
Molsheim: Auf den Spuren von Bugatti
63 Raus ins Grüne
Straßburg: Radtour am Canal de la Bruche
64 Der Wettersoldat
Goxwiller: Jean-Paul Sartre im Elsass
65 Dürrer Mönch auf dicker Eiche
Haguenau: Naturdenkmal Gros chêne
66 Die vergessene Festung
Oberhausbergen: Fort Frère
67 Der Augenzeuge
Haguenau: Alfred Döblin im Elsass
68 Im alten Judenbad
Bischheim: Mikwe im Cour des Boecklin
69 Die Rückkehr der Lachse
Gambsheim: Fischtreppe Passage 309
70 Vom Sieges- zum Freundschaftsdenkmal
Sasbach: Turenne-Museum
71 »Ich bin an diese Welt gebohren …«
Willstätt: Moscherosch-Denkmal
72 Barocke Künstlerklause
Oberkirch: Gaststätte Silberner Stern
73 Von Weinfürsten und Wasserfrauen
Durbach: Schloss Staufenberg
74 Kunst statt Kommandos
Offenburg: Kulturforum
75 Junge Leute, alte Steine
Ortenberg: Schloss
76 Läwe im Lewe
Neuried: Kulturgaststätte Löwe in Ichenheim
77 Die Geliebte
Meißenheim: Friederike Brion am Oberrhein
Karte 1
Karte 2
Nach 13 Jahren in der elsässischen Provinz konnte ich keine Geranien mehr sehen. Doch zum Glück gibt es sowohl in Straßburg als auch in Kehl, meinen beiden langjährigen Wohnorten, nur wenige davon. Überhaupt entspricht die Europastadt kaum jenem folkloristischen Abziehbild, das zahlreiche Reiseführer bis heute von ihr zeichnen und das viele Touristen daher auch erwarten. Mein Straßburg ist facettenreicher, widersprüchlicher, manchmal auch widerborstiger …
Um nicht schon zu Beginn falsch verstanden zu werden: Doch, ich mag an der Stadt durchaus auch ihre elsässische Seite, und ich leide mit ihr, wo immer diese verloren zu gehen droht. Wie viele Straßburger ärgere ich mich über die auf rot-weiß getrimmte Einheitsküche, die vielerorts zu horrenden Preisen als typisch elsässisch verkauft wird. Dafür atme ich erleichtert auf, wenn ich, meist in Seitengassen, immer wieder auf neue, kleine Lokale stoße, deren Köche die Vielfalt elsässischer Rezepte noch kennen und zugleich kreativ weiterentwickeln. Auch ich halte es für eine verpasste Chance und einen historischen Fehler, dass das Strossburjerditsch aus dem öffentlichen Raum praktisch völlig verdrängt wurde und freue mich, wenn das Interesse an dieser jahrhundertealten Sprache trotz allem immer wieder aufflackert.
Aber das Straßburg des 21. Jahrhunderts ist eben nicht nur mit der viel beschworenen und im Grunde nie wirklich eingelösten französisch-elsässischen Doppelkultur zu beschreiben. Schon lange kommt in den Krankenhäusern der Stadt nicht nur das kleine Schàngele zur Welt, sondern auch Rachid und Salika, Hui und Lin, Vasil und Ewa. Aus den Radios klingt immer seltener volkstümelndes Humpftata, dafür mehr französischer Rap, teilweise »maid in Sträsbörg«.
Doch nicht nur die Sprache, auch das Gesicht Straßburgs hat sich in den letzten Jahren rasant verändert, ja, der Wandel nimmt sogar weiter an Fahrt auf: Das Europa-Viertel wächst und wächst, die Avenue du Rhin, symbolträchtige Verbindung von Straßburg und Kehl, hat sich in einen schicken Stadtboulevard verwandelt und auf dem COOP-Gelände des einstigen Stadthafens entsteht derzeit ein kreatives Wohn-, Kultur- und Geschäftsviertel in unmittelbarer Nähe zu Deutschland.
Schon heute sind beide Ufer eng miteinander verflochten: durch Bus, Bahn, eine grenzüberschreitende Tramlinie (seit 2017) und nicht zuletzt durch die Menschen selbst. Tausende Deutsche leben auf Straßburger und fast ebenso viele Franzosen auf Kehler Seite. Für viele gemischte Familien ist die Grenze ohnehin nicht mehr existent. Und auch wirtschaftlich profitieren beide Seiten davon. In Kehl etwa kommt bereits jeder zweite Kunde aus Frankreich, weshalb viele Läden ihre Angebote zweisprachig ausschreiben. Eine europäische Kuschel-Party ist dennoch nicht zu erwarten, denn mehr Begegnung führt eben auch zu mehr Reibung. Aber gerade dies macht die künftige Doppelstadt am Rhein zu einem spannenden Labor, das für Besucher wie Bewohner eines jedenfalls nie sein wird: langweilig.
Da hier alles mit allem so eng verbunden ist, fiel mir die Auswahl und auch die Anordnung der Texte nicht immer leicht. An erster Stelle steht natürlich die Straßburger Altstadt, gefolgt von der wilhelminischen Neustadt und dem Villenviertel Robertsau, ferner der populären Krutenau und der Ville Nouvelle Richtung Rhein. Zusätzliche Kapitel zur deutschen Nachbarstadt Kehl sowie dem Hinterland beider Städte runden den Band ab. Die Auswahl meiner Lieblingsplätze ist natürlich völlig subjektiv und oft sogar zufällig. Wichtig war mir die geografische Streuung und eine gewisse thematische Vielfalt sowie im letzten Kapitel die Beschränkung auf Ausflüge, die maximal 40 Kilometer vom Straßburger Münster entfernt sind.
Obwohl es für alle erwähnten Orte sowohl deutsche als auch französische Namen gibt, habe ich mich aus praktischen Gründen auf die im jeweiligen Land amtliche Schreibung beschränkt. Nur bei Straßburg habe ich eine Ausnahme gemacht: Da die Europastadt irgendwie uns allen gehört, habe ich mir erlaubt, sie bei ihrem deutschen Namen zu nennen.
Kreuz und quer durch die Straßburger Altstadt
Den Weg zum Straßburger Münster alias Cathédrale Notre-Dame alias ’s Müenschter vun Strossburi muss man wirklich niemandem erklären: Egal welche Route durch die Innenstadt wir auch wählen, früher oder später stehen wir vor dem weltberühmten Bau aus rotem Vogesen-Sandstein. Irgendwie scheint er uns eben magisch anzuziehen, fast wie ein Magnetberg im Straßburger Häusermeer. Vielleicht ist er eben doch nicht nur ein Kunstwerk aus unbelebtem Stein, sondern ein lebendiges Wesen: Wie ein Baum war er dem deutschen Dichter Clemens Brentano erschienen, wie ein Engel seinem französischen Kollegen Paul Claudel. Die Straßburger Autorin Barbara Honigmann dachte gar an den Zeigefinger Gottes, während der Elsässer René Schickele sich an eine alte Dame mit übergroßem Hut erinnert fühlte.
Seit nunmehr tausend Jahren schon projizieren die Menschen ihre Hoffnungen, Ängste und Träume auf diesen Bau, denn so alt ist er bereits. Freilich blieb von diesem romanischen Münster im Wesentlichen nur die Krypta erhalten. Der übrige Bau wurde nach und nach im Stil der Gotik neu errichtet. Als ihr Prunkstück gilt die mächtige und doch verspielt wirkende Westfassade, ein Meisterwerk Erwins von Steinbach. Ein Epitaph an der Nord- und eine lebensgroße Statue an der Südseite des Münsters erinnern an den wohl bekanntesten Münster-Baumeister. Doch sein kühner Plan wurde von seinen Nachfolgern abgeändert: der Raum zwischen den ursprünglich zwei Glockentürmen wurde aufgefüllt, sodass ein durchgängiges Glockengeschoss entstand. In der frühen Neuzeit errichtete man auf der so entstandenen Plattform einen weiteren Treppenturm und jene berühmte Haube, die die Straßburger »Müenschterzipfel« tauften.
Fünf große Portale führen ins Innere des Münsters – es gibt eben auch hier mehr als nur einen Weg zu Gott. Tatsächlich haben die Steinmetze an jedem Portal ein anderes Thema gestaltet. Die drei an der Westfassade variieren Glaube, Hoffnung und Liebe. Das Letztere ist natürlich das beliebteste. Also auf zum Portal der klugen und törichten Jungfrauen an der Südwestflanke. Der mittelalterliche Steinmetz interpretiert hier ein Gleichnis aus dem Matthäus-Evangelium: Kluge Mädchen warten geduldig und sittsam auf ihren schon etwas älteren und hier bärtig dargestellten Bräutigam, während die törichten, nun ja … Leider steht das nicht in der Bibel, wohl aber für alle sichtbar und in Stein gehauen am Straßburger Münster.
Ein Jüngling mit schicker Schmalzlocke, gekleidet nach dem allerletzten modischen Schrei der Gotik, kommt von links lässig herangeschlendert. Da er aus Stein ist und daher nicht sprechen kann, lässt er in seiner Hand ein rundes Äpfelchen hüpfen und grinst dabei von einem Ohr zum anderen. Die so Angesprochenen verstehen diese Botschaft natürlich sofort, und da ihr Herz offenbar nicht nur aus Stein ist, reagieren sie auch prompt: Während die eine lustvoll ihre Hüften schwingt, ist die andere bereits dabei, mit einer lasziven Handbewegung den obersten Knopf ihres Gewandes zu öffnen. Leider vergisst sie dabei eine wichtige Grundregel der Partnerwahl: immer auch einen Blick hinter die Fassade zu werfen.
Wir dagegen tun dies und entdecken im Rücken des Fürsten der Welt (so heißt er nämlich) Schlangen, Lurche und Kröten, niedere und somit teuflische Tiere also. Kein Zweifel – vor uns steht kein Mensch, sondern der Verführer selbst. Schaut also bitte erst einmal genau hin, scheint die Botschaft des Steinmetzen zu lauten, unterscheidet klug zwischen Schein und Sein. Eine durchaus noch aktuelle Aussage, wie man zugeben muss. Und eine europäische obendrein: Denn nichts anderes bedeutet das altgriechische Wort »Europa«: »Die (Frau) mit der weiten Sicht« (zusammengesetzt ausευρύς/eurýs/weit und оψ/ óps/Sicht). Sagte ich es schon? Wir befinden uns in einer der Hauptstädte Europas …
Die klugen und törichten Jungfrauen am Münster sind Kopien, die Originale befinden sich im Frauenhaus-Museum (Musée de l’Œuvre Notre-Dame).
1
Notre Dame de Strasbourg
Place de la Cathédrale
FR-67000 Strasbourg
www.cathedrale-strasbourg.fr
Buchung deutschsprachiger Führungen durch das Münster, die Altstadt und zu anderen Themen über die Verkehrsämter von Straßburg und Kehl
www.marketing.kehl.de
Der Fürst der Welt mit törichten Jungfrauen in seinem Gefolge
Musée de l’Œuvre Notre-Dame
3 Place du Château
FR-67000 Strasbourg
+33 (0)368 985160
www.musees.strasbourg.eu
www.visitstrasbourg.fr/de
Der Legende nach wurde das Straßburger Münster über einem unterirdischen See errichtet. Nach dem Sieg des Christentums wurden die heidnischen Gottheiten dorthin verbannt, und so leben sie bis heute im wahrsten Sinne des Wortes »unter« uns. In der Geschichte steckt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit.
Tatsächlich war der Untergrund von Straßburg wie fast überall in der Rheinebene feucht. Als man im 11. Jahrhundert das romanische Münster errichtete, musste der Boden mit Eichenstämmen stabilisiert werden. Doch durch die Begradigung des Rheins sank im 19. Jahrhundert der Grundwasserspiegel dramatisch ab, das Holz lag plötzlich auf dem Trockenen und wurde morsch. Um ein Haar wäre das Münster damals eingestürzt, wenn nicht der damalige Dombaumeister Johann Knauth Risse bemerkt und den Untergrund rechtzeitig mit Zement stabilisiert hätte. Und die heidnischen Geister? Um dies herauszufinden, nehmen wir die Treppe hinter der Apsis und steigen hinab in die Tiefen des Münsters und seiner Geschichte. Leider ist der Zugang meist abgesperrt, außer für Frühaufsteher: Jeden Sonntag findet hier eine Morgenandacht statt.
Also, den Wecker gestellt, einen starken Kaffee gekocht und auf ins Münster: Tatsächlich steht die Tür nun offen, doch wer sich auf einen unterirdischen See freute, wird enttäuscht: Nach einigen Stufen finden wir uns in einer weiteren Kirche wieder, der Krypta. Der dreischiffige romanische Bau ist der faszinierende Rest des 1015 vom damaligen Bischof in Auftrag gegebenen und nach ihm benannten »Wernher-Münsters«. Im Mittelschiff wechseln sich Pfeiler und Säulen ab, Letztere von skulptierten Kapitellen geschmückt. Sie zeigen fantastische Ornamente, rätselhaftes Blattwerk und … diverse Fabelwesen und Teufelsfratzen. Da sind sie also, und wirken noch immer so lebendig wie vor tausend Jahren.
Während der Sommerferien kann die Krypta im Rahmen von Führungen täglich besichtigt werden, die deutsche Tour startet am Info-Stand im Münster.
2
Romanisches Kapitellin der Krypta des Münsters. Über Führungen informiert die Diözese.
Notre Dame de Strasbourg
Place de la Cathédrale
FR-67000 Strasbourg
Presbytère de la cathédrale
1 Rue de Rohan
FR-67060 Strasbourg
+33 (0)388 214334
www.cathedrale-strasbourg.fr
3
Auf den Place du Marché Gayot führen sieben schmale Passagen. Ausgangspunkt sind die Straßen Rue des Frères, Rue des Soeures, Rue des Écrivains und Rue du Chapon.
Informationen zu diesem und anderen Orten der Altstadt gibt es im
Fremdenverkehrsamt
17 Place de la Cathédrale
FR-67000 Strasbourg
+33 (0)388 522828
www.visitstrasbourg.fr
Rund um das Münster gibt es nur Touristen? Im Prinzip ja, aber … hier kommt mein persönlicher Geheimtipp (also bitte nicht weitersagen): Nur wenige Meter von der Kathedrale entfernt, aber gut versteckt vor neugierigen Blicken, liegt die Place du Marché Gayot, von Insidern kurz und bündig P.D.M.G. genannt. Sieben schmale Durchgänge führen auf den fast quadratischen Platz.
1769 ließ ihn François-Marie de Gayot in seiner Funktion als königlicher Statthalter am Ort eines abgebrannten Palais unter dem Namen Cour Brûlée anlegen. Das Projekt war Teil einer grundlegenden Stadtsanierung, deren Ziel es war, die mittelalterlich-enge Bebauung aufzubrechen. Das Ergebnis sieht ein wenig nach Puppenstube aus: idyllische Fachwerkhäuschen, niedrige Türen, schmale Fenster … Der Straßburger Dichter Jean-Paul Klée, der viele Jahre hier ein Appartement bewohnte, erzählt sogar, der Straßburger Kardinal Louis-René Edouard de Rohan-Guéméné habe hier im 18. Jahrhundert kleinwüchsige Menschen aus seinem Hofstaat untergebracht.
Ob Legende oder Wahrheit: Die kleinen Leute gehören noch heute fest zum P.D.M.G. dazu. An warmen Tagen nämlich tollen häufig Kinder auf der großen Metallskulptur La pierre trouée