Lieblingsplätze Usedom - Claudia Pautz - E-Book

Lieblingsplätze Usedom E-Book

Claudia Pautz

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Beschreibung

Wer einmal auf Usedom den feinen Strandsand durch seine Finger rieseln ließ und beim Blick über die Ostseewellen den Alltag vergaß, wird immer wieder hierher zurückkehren. Begleiten Sie Claudia Pautz zu ihren Lieblingsplätzen! Sie werden durch mondäne Seebäder spazieren und Jahrhunderte alte Kirchen betreten, Fischer kennenlernen und die versunkene Stadt Vineta aus den Fluten aufsteigen sehen. Denn in wunderbar pommerscher Art weiß die Autorin vieles zu erzählen - auch ein bisschen Seemannsgarn vielleicht …

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Seitenzahl: 139

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Lieblingsplätze Usedom

Claudia Pautz

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Marcel Piper:

Claudia Pautz 10/11, 188/189; Geert Maciejewski 22

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., überarbeitete Neuauflage 2021

© 2019 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com; © LynxVector – stock.adobe.com; © Susanne Lutz; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold

Kartendesign: © Maps4News.com/HERE

ISBN 978-3-8392-6830-8

Inhalt

Impressum

  1 Sehen und gesehen werden

Seebad Ahlbeck: Seebrücke Ahlbeck

  2 Musik ganz nah am Meer

Seebad Ahlbeck: Konzertplatz Ahlbeck

  3 Traditionsverein auf rotem Sand

Seebad Ahlbeck: Tennisplätze

  4 Ungeahnte Aussichten

Seebad Ahlbeck: Zirowberg

  5 Wo man gern mal seinen Zug verpasst

Seebad Ahlbeck: BuchKunst in der Kunsthalle

  6 Usedoms Seele auf Leinwand

Seebad Ahlbeck: Galerie Köpp

  7 Sechs Generationen Salzwasser im Blut

Seebad Ahlbeck: Uwes Fischerhütte

  8 Tobt euch aus!

Seebad Ahlbeck: Sportstrand Kaiserbäder

  9 Tropischer Badespaß

Seebad Ahlbeck: OstseeTherme Usedom

  10 Herzlichkeit mit Promenadenblick

Seebad Heringsdorf: Terrasse des Strandhotel Heringsdorf

  11 Flanieren über den Ostseewellen

Seebad Heringsdorf: Seebrücke

  12 Heringsdorfs italienische Seite

Seebad Heringsdorf: Restaurant Da Claudio

  13 Kaiserzeit trifft Gegenwart

Seebad Heringsdorf: Marc O’Polo Strandcasino

  14 Wo schon Feininger übers Meer sah

Seebad Heringsdorf: Feininger-Blick

  15 Ausblick mit feinstem Geschmack

Seebad Heringsdorf: Terrasse des Strandhotel Ostseeblick

  16 Kunst unter Denkmalschutz

Seebad Heringsdorf: Kunstpavillon

  17 Und über allem thront ein Gotteshaus

Seebad Heringsdorf: Kirche im Walde

  18 Im Schatten uralter Buchen

Seebad Heringsdorf: Kur- und Heilwald

  19 Ein Lächeln gegen Wetterfühligkeit

Seebad Heringsdorf: Eiscafé Pinguin

  20 Pommerscher Charme in Vollendung

Seebad Heringsdorf: Gebrüder Schwarz am Fischerstrand

  21 Wo Gorki frei atmen konnte

Seebad Heringsdorf: Museum Villa Irmgard

  22 Ein See und seine Geschichten

Seebad Bansin: Schloonsee

  23 Vom Feuerwehrhaus zum Denkmal

Seebad Bansin: Hans Werner Richter-Haus

  24 Bilder voller Lebensfreude

Seebad Bansin: Galerie Gabriela Beck-Schäfer

  25 Bitte entscheiden Sie sich jetzt

Seebad Bansin: Café Florian

  26 Pommerscher Morgen

Seebad Bansin: Strandkorbverleih Golz

  27 Mit Leichtigkeit genießen

Seebad Bansin: Restaurant Meerzeit

  28 34 Meter über Null

Neu Sallenthin: Sieben-Seen-Blick

  29 Manche Dinge ändern sich nie

Neu Sallenthin: Forsthaus Fangel

  30 Hoch über den Ostseewellen

Seebad Bansin: Langenberg

  31 Schwingboden und Sonnentau

Seebad Bansin: Mümmelkensee

  32 Spaß mit Oma

Seebad Loddin: Promenade Loddin

  33 Wo sich Gott und Shakespeare treffen

Ostseebad Koserow: Kirche Koserow

  34 Perfektes Seeräuberversteck

Ostseebad Koserow: Streckelsberg

  35 Sie kann noch gerettet werden

Ostseebad Koserow: Streckelsberg – Blick auf die versunkene Stadt Vineta

  36 Willkommen in der Welt der Erdbeere

Ostseebad Koserow: Karls Erlebnis-Dorf

  37 Genussseufzer auf offener Straße

Ostseebad Koserow: Café Moritz

  38 Wo der Hering einst in Salz badete

Ostseebad Koserow: Koserower Salzhütte

  39 Lesen auf dem Dorfplatz

Seebad Zempin: Bücherbaum

  40 Wenn dieser Baum erzählen könnte

Seebad Zempin: Große Eiche am Anglerhafen

  41 Kunst mit viel Gefühl

Ostseebad Zinnowitz: Usedom Refugium – Kunst am Meer

  42 Großstadtfeeling trifft Kaiserzeit

Ostseebad Zinnowitz: Konzeptstore Pier 14

  43 Die ganze Insel in einem Raum

Ostseebad Zinnowitz: galerie usedomfotos

  44 Großartige Aussichten

Ostseebad Zinnowitz: Vinetabrücke

  45 Usedoms dunkelste und klangvollste Seite

Peenemünde: Historisch-Technisches Museum im ehemaligen Kraftwerk der Heeresversuchsanstalt Peenemünde

  46 Aus Alt mach Neu

Ostseebad: Karlshagen Hafen Karlshagen

  47 Einfach nur schön

Krummin: Naturhafen Krummin

  48 Ein Pommernloch, bitte!

Krummin: Gartencafé Naschkatze

  49 Eine geräuchte Wachtel, bitte!

Krummin: Gaststätte Zur Pferdetränke

  50 Immer her mit der Extrawurst

Krummin: Fischstübchen in Neeberg

  51 Faszinierende Stille

Lütow: Südspitze Halbinsel Gnitz

  52 Zu Gast bei Freunden

Neuendorf: Café Seelchen

  53 Mit dem Käpt’n im Atelier

Ostseebad Koserow: Atelier Otto Niemeyer-Holstein in Lüttenort

  54 Aussichtsreiches Seemannsgarn

Seebad Loddin: Restaurant Waterblick

  55 Geselliges Naturparadies

Seebad Loddin: Loddiner Höft

  56 Wo die Bretter bebten

Seebad Ückeritz: Café Knatter

  57 Romantik und Möwenschiss-Cup

Seebad Ückeritz: Hafen Stagnieß

  58 Ganz schöne Brocken

Seebad Ückeritz: Gesteinsgarten

  59 Betreutes Klettern im Küstenwald

Seebad Ückeritz: Kletterwald Usedom

  60 Wo einst Mönche ihre Füße badeten

Pudagla: Badestelle Pudagla

  61 Den Inselsüden überblicken

Pudagla: Glaubensberg

  62 Es steht eine Mühle über dem Dorf

Benz: Holländermühle Benz

  63 Herrliche Klänge unter Sternenhimmel

Benz: Kirche Benz

  64 Mehr als Kunst an den Wänden

Benz: Galerie Werth

  65 Usedom in alten und neuen Bildern

Neppermin: Galerie Wittig-Weißensee

  66 Wo Kunst auf Gastlichkeit trifft

Neppermin: KunstHaus Usedom

  67 Romantik auf 100 Jahre alten Planken

Neppermin: Segelschiff Weisse Düne

  68 Und plötzlich stehen Kühe im Wasser

Neppermin: Inselkanu – Kanufahrten auf dem Achterwasser

  69 Mit Inselblick auf dem Wasser sitzen

Balm: Wasserwanderrastplatz Balm

  70 Genießerecke im Achterland

Balm: Golfplatz Balmer See

  71 Biowaffeln im alten Gerätehaus

Mellenthin: Gutshof Insel Usedom

  72 Mittelalterliche Genüsse

Mellenthin: Wasserschloss Mellenthin

  73 Schönheiten aus dem Mörderhus

Morgenitz: Töpferei Astrid Dannegger

  74 So geht Fisch heute

Rankwitz: Alte Fischräucherei

  75 Aus der Zeit gefallen

Liepe: St.-Johannes-Kirche

  76 Die stärkste Dame im Lieper Winkel

Suckow: Suckower Eiche

  77 Mittelalterliche Idylle

Usedom: Marktplatz der Stadt Usedom

  78 Vom Herrenhaus zum Inselschloss

Stolpe: Schloss Stolpe

  79 Das Achterland schmecken

Stolpe: Restaurant Remise

  80 Ein Jahrhundert Fluggeschichte

Zirchow: Flughafen Heringsdorf

  81 Wo Männerherzen höherschlagen

Zirchow: Erlebniswelt Hangar 10

  82 Ein Fischerdorf am Ende der Welt

Kamminke: Hafen Kamminke

  83 Südstaatenflair in pommerschen Wiesen

Korswandt: Golfplatz Baltic Hills

  84 Ein See für jede Jahreszeit

Korswandt: Wolgastsee

  85 Die fantastische Welt des Daniel Graf

Korswandt: Tonwerk Keramik

  86 Ein Ort der Stille

Garz: Der Golm

  87 Eine Windmühle am Meer

Świnoujście: Mühlenbake

  88 Im Gleichschritt, marsch!

Świnoujście: Fort Gerhard

Karte

  1 Sehen und gesehen werden

Seebad Ahlbeck: Seebrücke Ahlbeck

Sie ist schon eine imposante Erscheinung, wie sie da steht, so elegant in den blauen Ostseewellen. Es gibt niemanden, der ihrer Anziehungskraft widerstehen kann. Und nahezu jeder, der jemals auf Usedom war, hat ein Foto von ihr. Dabei ist die alte Dame schon weit über 100 Jahre alt und hat so manchen Sturm überstanden.

Es war um 1882, als den Ahlbeckern die Idee kam, eine Aussichtsplattform in die Ostsee zu bauen. Schick sollte sie sein. Nicht einfach nur eine Plattform, nein, eine Flaniermeile mit Restaurant einerseits und Veranstaltungsbühne andererseits. Kaum stand das Bauwerk, wurde es auch schon zum Ausflugsziel Nummer eins im aufblühenden Seebad. Wer etwas auf sich hielt, flanierte im feinsten Zwirn über die damals noch hölzernen Planken, nickte hochherrschaftliche Grüße in die Umgebung, lauschte Kurkonzerten und ließ dabei den Blick über die Ostseewellen schweifen. Geldadel und Schauspieler, Intellektuelle und Künstler traf man hier genauso wie die alten Ahlbecker Familien. Und daran hat sich bis heute nichts geändert, außer der Mode vielleicht.

Irgendwann verband man Restaurant und Bühne miteinander und gab der Seebrücke ihr heutiges Aussehen. Jedenfalls fast! Denn während der DDR-Zeit fristete die alte Dame ein eher eintöniges Dasein. Wände braun, Dach braun, Türme braun. Einzig die Hinterlassenschaften der Möwen durchbrachen das düstere Kapitel auf natürliche Weise. Dann kam Loriot. Er beschloss Anfang der 1990er-Jahre, das Ende seiner Komödie Pappa Ante Portas hier zu drehen. Prompt bekam die Seebrücke ihren ursprünglichen Anstrich zurück, weiß mit rotem Dach und grünen Türmen. Die ganze Insel atmete auf und präsentierte sie wieder voller Stolz als ihr Wahrzeichen.

Gehen Sie auf ein Bier oder zwei in die Kogge. Hier treffen Sie in uriger Atmosphäre schon mal auf echte Inselurgesteine und können mit etwas Glück den alten Geschichten lauschen.

1

Seebrücke Ahlbeck

Dünenstraße 37

17419 Seebad Ahlbeck

038378 28320

www.seebruecke-ahlbeck.de

  2 Musik ganz nah am Meer

Seebad Ahlbeck: Konzertplatz Ahlbeck

Wenn ich an die Sommer meiner Kindheit in Ahlbeck denke, erinnere ich mich an glänzende Teerblasen auf leeren Straßen, an volle Strände und an Musik, die der Wind über die Düne bis hinunter ans Wasser trug. Shantys, gesungen von kräftigen Männerstimmen, und Arien, voller Leidenschaft in den blauen Ostseehimmel geschmettert. Die waren der Startschuss für uns Halbwüchsige, schnellstmöglich den Konzertplatz zu erreichen und durch die Bankreihen zu rennen, um die Kurgäste zur Weißglut zu bringen. Wie gut, dass sich manche Dinge nicht ändern: Der Bewegungsdrang hat sich gelegt, doch die Lieder klingen noch heute von hier über die Düne und die Promenade entlang.

Wenn man von der Seebrücke über den Brückenvorplatz spaziert und nach rechts schaut, hat man einen freien Blick über den Konzertplatz. Er ist von Bäumen gesäumt und weiße Bänke stehen wie schon vor 100 Jahren für das nächste Konzert bereit. Die Kurmuschel mit ihrer breiten Bühne öffnet sich zum Platz hin, in ihrem Inneren ist das Wappen von Ahlbeck an die halbrunde Decke gemalt. Von Mai bis September finden hier Veranstaltungen statt. Konzerte, Theater, Kleinkunst. Der Eintritt ist für jedermann frei. Er finanziert sich aus der Kurabgabe, die beim Aufenthalt in Ahlbeck zu entrichten ist.

Die Open-Air-Konzerte hier leben von der einzigartigen Atmosphäre aus Musik gepaart mit frischer Ostseeluft und dem Geschrei der Möwen. Wenn man Teil des Programms werden möchte, sollte man einen Platz im ersten Drittel der Bankreihen wählen, in den beiden hinteren Dritteln ist man davor sicher. Und wenn ein kleines Mädchen sich zum dritten Mal durch die Reihen quetscht, begegnet man ihr mit einem Lächeln. Denn sie hat gerade eine Mutprobe bestanden.

Werfen Sie einen Blick auf die Jugendstiluhr auf dem Vorplatz der Seebrücke. Sie wurde 1911 von Maria Grunack, einem Badegast aus Berlin, gespendet.

2

Konzertplatz Ahlbeck

Promenade an der

Seebrücke

17419 Seebad Ahlbeck

  3 Traditionsverein auf rotem Sand

Seebad Ahlbeck: Tennisplätze

Auf Usedom war es für die Seebäder Tradition, zwar einen Tennisplatz zu haben, diesen jedoch an der Peripherie hinter Bäumen, in einigen Fällen sogar in Wäldern zu verstecken. So ist es auch mit den Tennisplätzen in Ahlbeck. Obwohl sie durch die Vergrößerung des Ortes über die letzten Jahrzehnte vom Rand weiter in die Ortsmitte gerutscht sind, wissen viele gar nicht, dass es sie gibt.

Sie liegen direkt an der Swinemünder Chaussee, kurz vor dem Abzweig nach Korswandt aus Richtung Ahlbeck kommend auf der linken Seite. Hinter der großen grauen Halle mit zwei Innenplätzen gibt es sechs Außenplätze und einen Verein mit langer Tradition und bemerkenswerten Erfolgen. Der Tennisclub Blau-Weiss Ahlbeck e. V. wurde 1949 unter dem Namen BSG Aufbau Ahlbeck gegründet. BSG stand für »Betriebssportgemeinschaft«. Damals entstanden drei Plätze, als Umzäunung dienten alte Fischernetze. Ein vierter Platz folgte etwas später, genau wie das Tennishäuschen, das aus Überresten alter Wehrmachtsbaracken provisorisch zusammengezimmert wurde. Anfang der 1950er-Jahre kamen drei weitere Plätze dazu. Gespielt wurde auf Sand und Bitumen. Bevor die vier Hauptplätze Flutlichtanlagen bekamen, nutzte man PKW-Scheinwerfer als Beleuchtung. 1952 wurde das Ostsee-Turnier eingeführt, das über viele Jahre jeden Sommer eine Woche lang Hunderte Tennisspieler und Fans auf die Insel lockte. Der Verein selbst spielte in der höchsten Spielklasse der DDR, der Oberliga, und stellte mit Bernd Läßer den ersten und Jörg Krohn den letzten DDR-Jugendmeister.

Bis heute lädt der Verein Einheimische und Gäste zum Tennisspielen auf seine Anlage ein. Die Plätze liegen herrlich umrahmt von alten Bäumen. Das alte Tennishäuschen ist einem modernen Klubhaus gewichen.

Nehmen Sie nach dem Spiel noch Platz am Klubhaus, trinken Sie etwas und kommen Sie ins Gespräch mit Vereinsmitgliedern. Es gibt so manche Anekdote vom weißen Sport auf dem roten Sand zu erzählen.

3

Tennisclub blau-weiß Ahlbeck

Siedlung Ostende

17419 Seebad Ahlbeck

038378 31011

www.tc-ahlbeck.de

  4 Ungeahnte Aussichten

Seebad Ahlbeck: Zirowberg

Wussten Sie, dass jedes der drei Kaiserbäder seinen eigenen Berg hat? Jedenfalls soweit man von Bergen direkt am Meer überhaupt sprechen kann. Bansin hat den Langenberg als höchsten Punkt seiner Steilküste, Heringsdorf den Kulm und Ahlbeck hat den Zirowberg. Die ersten beiden sind heute den meisten Usedom-Urlaubern ein Begriff. So mancher hat sich schon zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Langenberg gequält und neben der Aussicht auf den Strand und die Ostsee auch das gute Essen im Forsthaus genossen. Der Kulm ist das Herz Heringsdorfs. Auf ihm thront die Kirche im Walde, drum herum mit den ältesten Bädervillen der Ursprung des hochherrschaftlichen Seebades. Der Zirowberg aber fristet ein größtenteils unbekanntes Dasein. Dabei gab es hier einst sogar ein Ausflugslokal, wie alte Postkarten beweisen.

60 Meter ragt der mit Buchen bewaldete Zirowberg hinter dem Bahnhof in Ahlbeck in die Höhe. Ein Wanderweg führt zum höchsten Punkt hinauf und der hat es in sich. Kurz und steil und für gehbehinderte Menschen und Rollstuhlfahrer keinesfalls zu empfehlen. Wer den Anstieg auf sich nimmt, wird oben mit einem atemberaubenden Blick auf Ahlbeck und die Swinemünder Bucht belohnt. Ein hölzerner Aussichtsturm verbessert die Sicht ungemein. Außerdem laden zwei Rastplätze zum Verweilen ein. Günstig ist es, den Zirowberg am Nachmittag zu besteigen, wenn die Sonne im Süden steht. Dann spenden die alten Buchen Schatten und Ahlbeck und die Ostsee werden zum schönsten Fotomotiv.

Für passionierte Wanderer ist der Zirowberg nur die erste Etappe auf dem Weg zum Wolgastsee in Korswandt und weiter zumSchwarzen Herzen, einem idyllisch mitten im Wald zu Polen gelegenen kleinen See. Im Herbst wird der Zirowberg gern von Pilzsammlern besucht.

Etwa 500 Meter vom Zirowberg entfernt liegt an einem Hang unter riesigen Kiefern der Ahlbecker Waldfriedhof.

4

Zirowberg

Startpunkt: Am Zirowberg

17419 Seebad Ahlbeck

  5 Wo man gern mal seinen Zug verpasst

Seebad Ahlbeck: BuchKunst in der Kunsthalle

Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und gibt dem Bahnhof in Ahlbeck mit seinem schön gestalteten Vorplatz einen Hauch von Stillleben. Ich parke mein Auto rechts neben dem lang gestreckten Gebäude. Dort, wo noch immer das alte Toilettenhaus steht, in dem die Putzfrau uns Kindern in den 1980er-Jahren gehörig Respekt einflößte. Damals befand sich die Schulspeisung in einem großen Saal im Bahnhofsgebäude und wir mussten auf dem Weg nach Hause zwangsläufig an der mürrischen alten Dame vorbei. Ich erinnere mich gut, dass ich ihretwegen die Büsche am Bahngleis den Toiletten vorzog.

Es ist kurz nach elf. Ich steige die wenigen Stufen zur Kunsthalle hinauf und atme tief ein. Ich mag den Geruch von Antiquariaten. Zweieinhalb Jahre waren viele der Bücher hier und mit ihnen manchmal auch ich in der alten Spielbank in Heringsdorf zu Hause, bevor sie und wahrscheinlich unzählige Neuentdeckungen hierher umgezogen sind. Die Räume sind hell und hoch und trotzdem so viel kleiner als in meiner Erinnerung. Was ich in der Kunsthalle besonders mag, ist die Mischung aus Literatur in jeglicher Form und Kunst an den Wänden. Horst Herkner ist stolz auf das, was er seinen Besuchern und Kunstfreunden hier bieten kann. Neben antiquarischen Büchern und Neuerscheinungen gibt es sieben Ausstellungen mit den Bildern zeitgenössischer Künstler im Jahr. Die wohl bisher bemerkenswerteste zeigte Anfang 2018 die bissigen Karikaturen von Peter Muzeniek, der bis heute für das Satiremagazin Eulenspiegel zeichnet.

Ich hatte damals kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, dass die Kunsthalle in den Ahlbecker Bahnhof umzieht. Zu weit weg von den touristischen Zentren, dachte ich. Horst Herkner hat mich und viele andere eines Besseren belehrt und einen wunderbaren Ort für Buchfans und Kunstliebhaber geschaffen.

Auf stillgelegten Gleisen links des Bahnhofsgebäudes stehen alte Eisenbahnwaggons, die einst auf der Insel fuhren.

5

BuchKunst Usedom

Bahnhof 1

17419 Seebad Ahlbeck

0172 3034965

www.buchkunst-usedom.de

  6 Usedoms Seele auf Leinwand

Seebad Ahlbeck: Galerie Köpp

Im ältesten Teil von Ahlbeck, dort, wo einst die Fischerfamilien zu Hause waren, steht ein alter Fischerkaten. Etwas windschief und doch liebevoll restauriert. In seinem Inneren findet sich ein Stück Usedomer Geschichte, festgehalten in den Bildern von Volker Köpp. Wie keinem Zweiten gelingt es dem gebürtigen Ahlbecker, die Seele der Insel und ihrer Menschen einzufangen. In Windeseile bin ich zurück in den Straßen meiner Kindheit, schaue auf die grauen Fassaden der Bädervillen zum Ende der DDR-Zeit und sehe die Flundern wieder auf dem alten Zeitungspapier zuckend auf Großmutters Küchentisch liegen. Zärtlich, mit einem Hauch Melancholie, legen sich Erinnerungen in jeden Blick und holen manchmal schon Vergessenes zurück in den Moment.

Straßen, Häuser, Porträts, Akte und Stillleben – das Portfolio Volker Köpps ist groß und dennoch in seinem Stil unverwechselbar. Einfühlsam und mit großer Einsamkeit spielt er mit Farben und Formen. Mal intensiv, dann wieder gedämpft. Immer aber nachdenklich und wehmütig. Die großen Gefühle, die das Meer in uns Menschen weckt, finden sich in seinen Werken wieder. Und sieht man dem Künstler selbst in die Augen oder beim Malen zu, spürt man sofort, mit wie viel Ehrlichkeit jeder Pinselstrich auf die Leinwand gekommen ist.

Volker Köpp lebt und arbeitet noch heute in Ahlbeck. Seine Galerie öffnet er über die Sommermonate an fünf Tagen in der Woche in den frühen Abendstunden. Wer ihn außerhalb dieser Zeiten und in den Wintermonaten besuchen möchte, kann ihn telefonisch erreichen und ein Treffen vereinbaren. Seine Werke sind zudem in Ausstellungen auf der ganzen Insel – so auch im Kunstpavillon an der Promenade in Heringsdorf – und darüber hinaus zu finden.

Machen Sie nach dem Besuch der Galerie einen Spaziergang durch den ältesten Teil Ahlbecks und genießen Sie die engen Straßen und alten Fischerhäuser, die so anders sind als die mondänen Bädervillen.

6

Galerie Volker Köpp

Talstraße 13

17419 Seebad Ahlbeck

038378 32382

www.galerie-koepp.de

  7 Sechs Generationen Salzwasser im Blut

Seebad Ahlbeck: Uwes Fischerhütte