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Wenn statt Fetzen Funken fliegen: Im 2. Teil der New Adult Liebesroman-Reihe »Stars and Lovers« liefern sich DJ Xander Price und Schauspielerin Rosie nicht nur hitzige Wortgefechte. Seit dem »Beat it up«-Festival ist die DJ-Karriere von Xander Price ziemlich in Schieflage geraten: zu viele Partys, zu viele gebrochene Herzen - und ein handfester Skandal. Mit der Hauptrolle in der Liebesdrama-Serie »Light it up« soll er nun sein Image aufpolieren. Dumm nur, dass er dafür ausgerechnet mit seiner Ex-Affäre Thalia ein Liebespaar darstellen muss: Thalia ist zwar nicht ganz unschuldig an Xanders aktueller Situation, trotzdem fasziniert sie ihn nach wie vor. Noch dümmer, dass auch Thalias Cousine Rosie in der Serie mitspielt: Gleich am ersten Drehtag touchiert sie auf dem Parkplatz Xanders Sportwagen und die beiden liefern sich ein wahrhaft bühnenreifes Wortgefecht. Xander würde den temperamentvollen Rotschopf ja wirklich gerne hassen - wenn sie dabei nur nicht so verdammt süß wäre ... Freche Dialoge und prickelnde Romantik zeichnen die New Adult Liebesromane von Bestseller-Autorin Stella Tack aus. Wenn am Set einer Fernsehserie erst die Fetzen und dann die Funken fliegen, kommt auch der Glamour-Faktor nicht zu kurz. Der 1. Teil der Liebesroman-Reihe »Stars and Lovers« spielt in der DJ-Szene: In »Beat it up« trifft Xanders Zwillingsschwester Summer Price auf seinen Konkurrenten Gabriel, der ihre Gefühle völlig durcheinanderbringt.
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Seitenzahl: 518
Stella Tack
Roman
Knaur eBooks
Wenn statt Fetzen Funken fliegen
Die junge Schauspielerin Rosie Thorn kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat es ins Casting für die Netflix-Serie »Light it up« geschafft! Es geht zwar nur um eine Nebenrolle, trotzdem ist Rosie höllisch aufgeregt - und fährt auf dem Studio-Parkplatz prompt in einen teuren Sportwagen. Darin sitzt ausgerechnet der skandalumwitterte DJ Xander Price, und kaum hat er seine Sinne wieder beisammen, liefern die beiden sich ein wahrhaft bühnenreifes Wortgefecht. Dumm nur, dass Xander die Hauptrolle in »Light it up« spielen soll. Noch dümmer, dass Rosie und Xander ihre hitzigen Streitereien immer mehr genießen …
Widmung
Vorwort
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
Zum Schluss – und: Danke!
Für meinen Ehemann Leander.
Weil du immer die Wäsche machst und ich ohne dich wahrscheinlich kein sauberes Paar Socken mehr hätte.
Meine Lieben, wenn ihr euch jetzt auf eure Sofas knautscht, die Kaffee/Tee/Matcha/Kakao-Tasse in die Hand nehmt und euch bereit macht, Xanders und Rosies Story zu lesen, haltet die Augen offen, ob euch nicht die eine oder andere Figur aus der Green-Valley-Reihe begegnet. Lilly Lucas und ich waren nämlich beide der Meinung, dass Crossovers cool sind.
Wer Lillys Bücher nicht kennt, dem wird es nicht weiter auffallen, alle Green-Valley-Liebhaber sollten hier jedoch voll auf ihre Kosten kommen. Natürlich wurden die entsprechenden Textstellen zusammen mit Lilly ausgearbeitet.
Und ähm, tut mir einen Gefallen, ja? Falls ihr die betreffende Figur entdeckt, wackelt mit den Armen, springt auf einem Bein und ruft dreimal laut: Vegane Chiasamen-Muffins sind eklig!
Einfach so, für mich … und Rosie.
(Mann, jetzt würde ich gern wissen, ob das wirklich jemand macht.) So, und jetzt halte ich die Klappe und lasse euch lesen.
Viel Spaß und #drownthecar
*öminös mit den Händen fuchtel und dramatischen Abgang mach*
Xander
»Wenn möglich, bitte wenden.«
Das Navi hatte recht. Ich hatte mich verfahren. So richtig heftig.
Und das nicht nur gerade, als ich die Kurve übersehen hatte, sondern im Allgemeinen, in meinem Leben. Irgendwann im letzten Jahr war ich massiv falsch abgebogen. Dieses ganze Jahr war beschissen gewesen. Ich war beschissen gewesen. Zu meiner Schwester, zu meiner Agentin, zu dieser Stadt, zum Postboten, zum Leben, zu mir selbst …
Hollywood hätte für mich ein Neuanfang sein sollen, doch anstatt mich aus der Scheiße zu buddeln, war ich mit einem Affenzahn nur noch tiefer reingebrettert. Und jetzt zahlte ich die Quittung dafür. Ich würde sterben. Hier, jetzt, weil ich die Kurve nicht gekriegt hatte. Sprichwörtlich … oder wortwörtlich?
War es zu spät, um jetzt noch um Vergebung zu bitten? Es gab da eine ganze Menge, doch ich hätte in den fünf Sekunden, die mir wahrscheinlich noch blieben, vermutlich nicht mal den Kindergarten abhaken können. Zudem war ich nicht religiös, aber vielleicht gab es dennoch ein höheres Wesen, das sich für gescheiterte DJs zuständig fühlte.
All das und noch mehr schoss mir durch den Kopf, als ich in Zeitlupe durch die Luft flog. Ich sah mich selbst das Lenkrad umklammern. Fühlte meinen Fuß schwer wie Blei auf der Bremse stehen. Ich spürte das Brennen des Kaffees, der durch die plötzlichen Fliehkräfte aus dem Becher spritzte. Und allem voran hörte ich mich selbst schreien.
Ein paar Äste und Blätter von der dichten Hecke, durch die ich gerade geflogen war, klebten an der Windschutzscheibe und versperrten mir die freie Sicht. Schwach sah ich jedoch das Schimmern von Blau. Das Licht am Ende des Tunnels? Oder in meinem Fall der Hecke? Nein, dafür war ich noch nicht tot genug, aber gleich würde ich es sein. Ich spürte das unangenehme Gefühl im Magen beim Fallen, und der Aufprall würde folgen in drei, zwei, eins …
Ich kniff im selben Augenblick die Augen zu, als der Aufprall kam. Es knallte laut. Stechender Schmerz schoss durch meinen Schädel, als mein Oberkörper hart in den Gurt gepresst wurde und mein vorschnellender Kopf mit dem Lenkrad kollidierte. Wasser prasselte gegen die Windschutzscheibe, spritzte in einer hohen Fontäne über das Auto. Das Aufschlagen der Welle auf dem Autodach klang wie ein Tsunami, begleitet von einem chlorhaltigen, kalten Schwall, der durch das offen stehende Fenster flutete.
Ich prustete, blinzelte, spuckte Wasser aus, und für einen kurzen, unheimlichen Augenblick war es schlagartig still. Nichts bewegte sich mehr. Nur mein eigener Atem rasselte peinlich laut in den Ohren nach. Im Rückspiegel erblickte ich mein blasses Gesicht, dem man die durchzechte Nacht eindeutig ansah. In Todesangst umklammerte ich immer noch das Lenkrad und blinzelte auf den Pool hinaus, in dem ich gerade meinen 300 000-Dollar-Wagen geparkt hatte.
Hatte ich es geschafft? War ich noch am Leben? Wasserblasen gurgelten unter dem Wagen her. Ich traute mich nicht, auch nur einen einzigen Muskel zu bewegen, als im selben Augenblick die Freisprechanlage einen eingehenden Anruf meldete. Ich zuckte zusammen, was den Wagen in Schieflage brachte. Welcher Idiot hatte noch mal Ring Ding Dong von SHINee als Klingelton eingestellt? Ach ja, ich …
Wasser lief durch das geöffnete Fenster. Am liebsten hätte ich den Anruf ignoriert, doch derjenige am anderen Ende versetzte mich beinahe noch mehr in Panik als meine kurze Begegnung mit dem Tod. Es war Becci. Meine Agentin. Wenn ich jetzt nicht dranging, war ich definitiv tot.
Im selben Augenblick, als ich mit feuchten, zittrigen Fingern den Anruf entgegennahm, brüllte mich auch schon eine hysterische Stimme an: »Xander, verdammt noch mal, wo bist du? Du kommst zu spät zu deinem Auftritt!«
Mein Auto ächzte. Das Wasser stand mir inzwischen bis zur Hüfte, während der Kofferraum langsam nach unten sank. Scheiß-Hollywood mit seinen scheißgroßen Pools, wann kam ich denn endlich unten an?
»Xander?«, brüllte Becci.
Ich räusperte mich und brachte schwach hervor: »Ähm, Becci. Flipp jetzt bitte nicht aus, aber es könnte sein, dass ich mich ein klitzekleines bisschen verspäte.«
Ich hörte ihr Schnaufen. »Zu spät? Du willst mich wohl verarschen? Das ist die Jimmy Kimmel Show, Xander. Jimmy Kimmel! Weißt du, wie viele Zugeständnisse ich machen musste, damit du da auftreten darfst? Wenn du nicht in zehn Minuten hier bist, wirst du in L. A. nie wieder einen Job im Musikbusiness finden. Das hier ist deine letzte Chance, all den Mist aus den letzten Monaten geradezubiegen. Du schwingst also jetzt deinen Arsch hierher oder du wirst es noch bereuen!«
Oh, das tat ich bereits.
»Ich tue, was ich kann«, presste ich hervor und hielt die Luft an, weil das Auto jetzt vollends blubbernd im Pool absoff.
»Wenn möglich, bitte wenden.«
Ach, sag bloß …
Rosie
Ich hasste und liebte erste Tage gleichermaßen. Erste Tage waren meine Schrödingers Katze. Wenn sich eine Katze in einer Box mit Gift befand, gab es in diesem Augenblick die Möglichkeit, dass sie entweder tot oder am Leben war. Man musste erst die Box öffnen, um es zu erfahren.
Es war sechs Uhr morgens. Der erste Juni. Ich lag noch im Bett. Dieser Tag hatte in dem Augenblick das Potenzial, der beste oder der schlimmste meines Lebens zu werden. Ich musste nur aufstehen, um es herauszufinden.
Aber ich traute mich nicht. Noch nicht. Ich gönnte mir noch eine Minute, in der ich die alte Rosie Thorn war. Ich starrte auf meine nackten rechten Zehen, die unter meiner Bettdecke hervorlugten. Irgendwie seltsam. Ich meine, ich ging jeden Abend mit Socken ins Bett, aber seltsamerweise wachte ich immer nur mit einem auf. Mein rechter Fuß schien ein Sockenhasser zu sein. Ich schob den linken, der in einer rot-weißen Ringelsocke steckte, ebenfalls hinaus, rieb ihn gegen den kalten rechten Fuß und gähnte, bis meine Kiefer knackten. Meine Augen fühlten sich geschwollen und verklebt an. Normalerweise schlief ich wie ein Stein, doch diesmal hatte ich es kaum geschafft abzuschalten. Mein Hirn war die ganze Nacht in diesem ekligen Zustand zwischen schlafen und doch nicht schlafen herumgedümpelt.
Der Ventilator über mir flatterte und versuchte, ein wenig frische Luft in das stickige, kleine Zimmer zu bringen. Es war zwar erst Juni, aber es fühlte sich bereits wie Hochsommer an. An meiner Zimmertür, die ich mit Pokémon-Stickern aus der Cap’n-Crunch-Packung vollgeklebt hatte, rumpelte es, und sie wurde so hart aufgestoßen, dass die Türklinke gegen die Wand krachte. Das passierte derart oft, dass an der entsprechenden Stelle bereits eine Delle die Wand einkerbte.
»Rooosie! Raus aus den Federn, heute ist ein großer Tag!«, rief mein Mitbewohner – und seit ich nach L. A. gezogen war auch bester Freund – dramatisch und warf sich mit solcher Wucht auf mein Bett, dass ich ein paar Zentimeter hochgelupft wurde und quiekte.
»Peter, was soll das?« Halb erstickt schob ich das Kissen von meinem Gesicht, das bei seinem Aufprall auf mich geklatscht war.
»Oh, sieh dich nur an, Süße, ein zukünftiger Star am Schauspielhimmel!«, schwärmte Peter weiter, zog das Kissen an sich und knüllte es in seinen Armen zusammen.
»Es ist nur das Casting für eine Netflix-Serie, krieg dich wieder ein.« Lachend pustete ich mir eine wirre rote Haarsträhne aus dem Gesicht, die dem Schlafdutt entkommen war.
Peters Grinsen wurde breiter, was sein neues Mundwinkelpiercing aufblitzen ließ. Seine Haare waren seit letztem Monat knallpink. Wegen seines schwarzen, asiatischen Haars hatte er es sich dreimal bleichen müssen, bevor die Farbe überhaupt gegriffen hatte. In letzter Zeit hatte er auch begonnen, bunte Kontaktlinsen zu tragen, was seine geschwungenen Augen größer wirken ließ. Ich sollte ihm dringend verbieten, so viele K-Pop-Videos anzusehen.
»Pardon? Wo ist dein Selbstbewusstsein hin? Das ist der Augenblick, auf den du seit ewig hingearbeitet hast! All die Jahre, in denen du nur als fettes Küken bei einer unsagbar schlechten Kindersendung das Abc getanzt hast, liegen nun hinter dir.«
»Hey, ich mag Quiko & Friends«, verteidigte ich die Show, für die ich seit über zwei Jahren Quiko das Küken spielte.
Peter warf mir einen schiefen Blick zu. »Süße, die Show wurde bereits öfter verklagt als die Teletubbies.«
»Ja, aber nur, weil …«
»Jedenfalls«, schnitt er mir resolut das Wort ab, schlang seinen Arm um meinen Hals, drückte mich an sich und beschrieb mit der anderen Hand einen Regenbogen über uns, »… liegen diese peinlichen Zeiten jetzt hinter dir. Du wirst gleich zu diesem Casting marschieren und diesem Regisseur Takimoto …«
»Nakamura«, verbesserte ich ihn.
Peter winkte ab. »Sag ich doch. Du wirst diesem Takota die beste Show seines Lebens liefern. Sie werden dich lieben, und in einem Jahr wird nicht mehr jeder den Namen deiner Cousine kennen, sondern deinen: Rosie Thorn. Die Starschauspielerin von Spank me up.«
»Light it up. Und ich bewerbe mich nur für eine Nebenrolle. Meine Cousine hat die Hauptrolle«, nuschelte ich mühsam, weil Peter mich so fest an sich drückte, dass meine Wangen zu einem Fischmund zusammengedrückt wurden.
Ich spürte das nervöse Flattern bis in meinen Magen. 56. So viele Castings hatte ich bereits hinter mir. Ohne jeden Erfolg. Die Rolle für heute wäre damit Casting Nummer 57.
»Glaubst du wirklich, dass sie mich nehmen?«, fragte ich leise.
Peter nickte feierlich. »Absolut, sogar dein Mundgeruch ist heute angenehmer. Ein Star-Mundgeruch eben«, schwärmte er übertrieben.
Ich grunzte, machte mich von ihm los und schlug ihm gegen den Oberarm. »Du kannst mich mal!«
»Gesprochen wie ein Star. Hey, willst du meine Banane signieren? Die kann ich dann auf eBay versteigern, sobald du berühmt bist.«
»Nee, lass mal, ich will deine Banane nicht …«, setzte ich an und hielt inne, als er mir tatsächlich eine leicht zerquetschte Banane unter die Nase hielt. »Hattest du die in deiner Jeanstasche?«, fragte ich skeptisch und schob sie in böser Vorahnung mit spitzen Fingern von mir weg.
Peters dunkle Augen funkelten amüsiert. »Ja, sagen wir mal, sie war außerhalb meiner Hose.«
»Oh, Peter, du bist manchmal so eklig!« Kreischend warf ich die Banane quer durch mein Zimmer, sodass sie unter einen Haufen ungewaschener Wäsche rutschte. Ich musste mir merken, dass sie dort war, sonst würde ich sie erst wiederfinden, wenn ich die Wäsche machte, und das konnte noch etwas dauern. Mein Schmutzwäscheberg wuchs manchmal in solch exorbitante Höhen, dass er sogar einen Namen hatte: Schmutzwäsche-Horst. Horst war im Augenblick dabei, einen Größenrekord aufzustellen, aber ich hatte in den letzten Wochen einfach zu viel um die Ohren gehabt, um mich um die Hausarbeit zu kümmern.
»Warum guckst du so finster, Rosilein? Die Sonne scheint … okay, noch nicht ganz. Die Vögel singen … auch noch nicht, aber du solltest scheiße noch mal vor Freude trällern«, schnurrte Peter und stupste mich auf die Nase.
Irritiert sah ich zu ihm auf. »Peter … bist du stoned?«, fragte ich.
Peter guckte unschuldig und leicht bekifft. »Höchstens ein wenig blau.« Er deutete mit Daumen und Zeigefinger einen kleinen Spalt an und kicherte. »Der Job hat unendlich lange gedauert, und die Party ist so eskaliert, dass sie von der Polizei aufgehoben wurde. Ist fast ein Wunder, dass ich noch rechtzeitig gekommen bin, um dir Glück zu wünschen und dich aus dem Bett zu werfen, bevor du dir noch einen Grund ausdenkst, unter der Decke zu bleiben und den besten Tag deines Lebens zu verpassen.« Wieder stupste er mich auf die Nase, und ich fing seine Hand ab.
»Der beste Tag meines Lebens wird der sein, an dem du endlich ausziehst«, stichelte ich, rollte mich ächzend über ihn hinweg und setzte meine Füße auf den kalten Fußboden.
»Lügnerin! Der beste Tag deines Lebens war der, als du mich bei dieser Party getroffen hast, völlig verzweifelt auf Wohnungssuche und frisch aus der Provinz. Hach, du warst so süß mit deinen Zöpfen.«
»Du hast mich angekotzt«, erinnerte ich ihn, zog mir das Schlafshirt über den Kopf und warf es auf Horst.
Ich hatte keinerlei Probleme damit, vor Peter nur in Unterwäsche herumzulaufen. Er hatte mich schon in wesentlich weniger gesehen, genauso wie ich ihn. Dazu kam, dass Peter mich sexuell in etwa so anziehend fand wie einen Chihuahua. Leicht Respekt einflößend, wenn er knurrte und sich in eine Wade verbiss, aber im Großen und Ganzen nur putzig. Seine Worte. Nicht meine. Ich nahm das nicht persönlich. Sein Typ war eher Zac Efron. Meiner ja auch.
»Und du hast mich in den Pool geschubst, und seitdem sind wir beste Freunde und WG-Kumpel. Also gern geschehen«, sagte Peter und machte einen Schnee-Engel in meinem Bett – warum auch immer –, während ich eine schwarze Skinny Jeans mit Rissen am Knie und ein grünes T-Shirt von der Kleiderstange nahm.
Mehr brauchte ich nicht. Auch kein Make-up, da sie für das Casting explizit ein ungeschminktes Gesicht sehen wollten. O Gott, das Casting. Mein Herz raste allein bei dem Gedanken los, begleitet von einem leichten Anflug von Panik. Ich war aufgestanden. Meine Füße hatten den Boden berührt. Der Tag hatte also offiziell begonnen, und ich würde tatsächlich ins Filmstudio fahren. Ich hatte heute Nachmittag zwar noch einen Dreh von Quiko & Friends, aber mit etwas Glück würde ich die Studios vielleicht mit mehr als nur dem Geschmack nach Käsefüßen wegen des Outfits verlassen.
Ich hatte für die Rolle der Mac wochenlang geübt. Ich konnte jede einzelne Zeile auswendig. Ich war jedes mögliche Szenario, das bei diesem Casting passieren konnte, in meinem Kopf durchgegangen und hatte für so ziemlich alles einen Notfallplan. Außer das Studio wurde spontan von einem Meteoriten getroffen und ging in Flammen auf. Aber selbst dann wusste ich, wo die Löschdecken waren.
»Hey, Süße, du hast erst ein Hosenbein an, und ich will deinen blassen Arsch nicht aus Horst ziehen müssen, wenn du umkippst«, holte mich Peter ins Hier und Jetzt zurück.
Tief atmete ich durch. »O Gott, Peter, ich bin so aufgeregt!«, krächzte ich und schaffte es mit etwas Hopsen endlich auch ins zweite Hosenbein.
Mein Mitbewohner lächelte mich sanft von meinem Bett aus an und setzte sich dann schwungvoll auf. »Als ich meinen ersten Gig als DJ hatte, habe ich mich vor Aufregung übergeben. Mitten auf die Bühne.«
»Und danach auf mich«, erinnerte ich ihn.
Das war echt ein Anblick gewesen … Peter alias DJ Tokyo, wie er ins Mikro brüllte und im nächsten Augenblick ein riesiger Schwall aus seinem Mund schoss. Was für ein Idiot, hatte ich mir damals gedacht. Dachte ich immer noch, aber ich liebte diesen Idioten.
»Wie gut, dass es alle für einen Special Effect gehalten haben«, zog ich ihn auf.
»Betrunkene Menschen sind ein Segen«, bestätigte Peter, der aufstand, sich meinen Studioausweis vom Nachtkästchen schnappte und ihn mir feierlich reichte. »Rosie Thorn. Ich kenne niemanden, der diese Rolle so sehr verdient hat wie du. Und wenn du dort draußen bist und der Regisseur deinen Namen ruft, wirst du allen zeigen, dass du sogar noch viel besser bist als Thalia Greyborn. Ich sag’s dir, sie haben die falsche Cousine berühmt gemacht. Aber das wird jetzt nachgeholt. Hau sie um, Tiger.«
Er hängte mir den Ausweis um den Hals, zog liebevoll meine Haare aus dem Messy Bun und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Perfekt und wunderschön«, raunte er.
Meine Unterlippe bebte, und prompt spürte ich, wie mir Tränen in die Augen schossen. »Danke.« Lächelnd zog ich ihn in eine feste Umarmung.
Er erwiderte sie, und sein vertrauter Geruch nach Deo, Alkohol und Danimals Jogurt stieg mir in die Nase. Der Kerl aß einfach dauernd heimlich Danimals, obwohl er eigentlich laktoseintolerant war. In fünf Minuten würde der Gestank losgehen, es war also höchste Zeit für mich, zu flüchten.
Sanft löste ich mich von ihm, und zusammen verließen wir mein kleines Zimmer hinaus in den Wohnküchenbereich. Unsere Wohnung hatte insgesamt etwas weniger als siebzig Quadratmeter. Durch die extremen Wucherpreise, die derzeit in L. A. herrschten, kostete uns die schäbige kleine Hütte knapp dreitausend Dollar. Kalt. Und dennoch galt sie mit zwei Schlafzimmern, einem Badezimmer mit Wanne und einem Wohn-Ess-Bereich als preiswert. Vor allem, da wir mitten in L. A. wohnten. Als ich vor vier Jahren nach Hollywood gekommen war, um an der School of Arts zu studieren, hatte ich zunächst ganze zwei Wochen in einem Zelt in einem Vorgarten campiert. Und dafür ebenfalls ein halbes Vermögen gezahlt. Dass mir Peter also damals auf der Party begegnet war, hatte sich tatsächlich als Glücksfall erwiesen.
Seufzend umrundete ich in der kleinen Küche unser potthässlich geblümtes, beiges Sofa. Da es aus der Ikea-Fundgrube war, hatten wir es praktisch umsonst bekommen. Davor stand ein runder Couchtisch, den eine Bar ausrangiert hatte und der so schäbig gewesen war, dass wir ihn über und über mit Stickern von Bands, Filmen und Werbung für Nachtklubs beklebt hatten. Oder auch mit Etiketten von Bananen.
Ich ließ mir von der Maschine Kaffee zubereiten und suchte meinen restlichen Kram zusammen, während sich Peter auf das Sofa warf und den Fernseher einschaltete. Er war das einzig wirklich teure Teil in unserer Wohnung, von Peters DJ-Equipment einmal abgesehen. Der Fernseher nahm beinahe die halbe Wand ein, und jetzt grinste uns der blonde Nachrichtensprecher von CBS entgegen.
»Ich dachte, du hasst CBS, seit sie damals diese Propagandaberichte über den Präsidenten ausgestrahlt haben«, bemerkte ich, füllte mir eine große Tasse schwarzen Kaffee ab und goss eine großzügige Portion Creamer dazu.
»Ja, aber ich finde den Nachrichtensprecher Bob einfach zu schnittig«, seufzte Peter.
»Bäh, der Kerl ist so was von schnöselig! Dein Männergeschmack ist ziemlich mies. Kein Wunder, dass du über einen One-Night-Stand hinaus nichts findest. Du solltest dir dringend jemanden zulegen, der mehr Charakter hat als Querstreifen auf seiner Krawatte«, meinte ich, nahm die große Packung Cap’n Crunch aus dem Schrank und kippte die gezuckerten Frühstückspops kurzerhand in den Kaffee. Ich rührte um und begann, die Pops genüsslich zu löffeln, ehe sie sich mit dem Kaffee vollgesogen hatten.
Peter warf mir einen scheelen Blick über die Schulter zu und rümpfte die Nase. »Dein Männergeschmack ist auch nicht viel besser. Wie war das mit dem Kerl, den du letztens nach Hause geschleppt hast? Steve? Stephen? Sven?«
»Nicholas«, unterbrach ich ihn – kauend, sodass es eher wie Mifocfahc klang.
»Sag ich doch. Der war nicht nur langweilig, der Kerl hatte doch tatsächlich die Nerven, mich eine halbe Stunde lang über seine Kronkorkensammlung vollzulabern. Kronkorken, Rosie! Und euer Sex klang genauso wie dieses Video, auf dem der Panda niest.«
»Hör auf!«, prustete ich in mein Frühstück hinein.
Ich stellte meine Tasse in den Abwasch und wandte mich dem kleinen Aquarium zu, das auf dem Tresen zwischen Küchenbereich und Wohnzimmer stand. Ich warf die Fischflocken hinein, während ein schillernder Goldfisch seine Kreise um eine etwas schiefe Penisskulptur zog. Peter hatte vor einem Jahr aus unerfindlichen Gründen beschlossen, mit Ton basteln zu wollen. Er hatte sich fünf Kilo gekauft, und daraus war diese eine Skulptur entstanden. Ein gigantischer Penis, um genau zu sein. Nachdem er aus Gründen der fehlenden Funktionalität und der Faulheit, ihn wegzuwerfen, einmal durch die gesamte Wohnung gewandert war, hatten wir ihn lackiert und schließlich als Deko im Aquarium versenkt.
»Hey, Gabriel Blazon IV., wie geht es meinem Star?«, flötete ich und warf noch ein paar extragroße Flocken ins Wasser.
Blazon IV. blubberte mich an und paddelte etwas schief darauf zu. Sein Bauch wölbte sich nach vorn, und es schien, als hätte er Probleme mit dem Geradeausschwimmen.
»Hey, was ist mit dir?«
Beunruhigt streckte ich einen Finger in das Wasser und checkte die Temperatur.
»Sag mal, kommt dir Blazon IV. auch seltsam vor?«, fragte ich meinen Mitbewohner.
Der schnaubte belustigt. »Seltsam ist nur, dass du deinen Goldfisch nach dem Star-DJ benannt hast, der zufällig einer meiner besten Freunde ist und … ach ja, der Ex-Verlobte deiner Cousine. Das ist einfach nur schräg, Süße. Ich hoffe, du hast zumindest aufgehört, in dein Tagebuch Mrs Rosie Blazon zu schreiben.«
»Ich habe gar kein Tagebuch!«, schnappte ich, und Peter lachte.
»Nee, ist klar, und das hier ist auch nicht bereits der vierte Goldfisch, den du nach Blazon benennst. Im Tierladen wollten sie uns letztes Mal schon keinen neuen mehr verkaufen.«
Grrr. Ich biss die Zähne zusammen und stellte vorsichtshalber den Heizstab des Aquariums ein Grad wärmer.
»Vielleicht hast du ein Auge auf Blazon? Er sieht ein wenig erkältet aus«, wies ich Peter an.
Der brummelte etwas Zustimmendes, während ich kurz im Badezimmer verschwand, den dringend notwendigen Klogang hinter mich brachte – ich hatte einen etwas nervösen Magen –, die Zähne putzte, danach die Tonleiter gurgelte und mir noch etwas Wasser ins Gesicht spritzte. Okay, ich war blass, aber zumindest funkelten meine Augen motiviert. Mein langes rotes Haar war eine Katastrophe, also musste der Messy Bun wieder her. Ich kniff mir in die Wangen.
Beim Hinausgehen hauchte ich Peter einen Kuss auf den pinken Scheitel und bekam dafür prompt einen dicken Schmatzer zurück. »Pass auf dich auf und zeig allen dort draußen, wie fantastisch Rosie Thorn ist!«
»Mach ich. Und du schlaf deinen Rausch aus.«
Ich warf mir die Tasche über die Schulter und verließ unsere Wohnung.
Wir lebten im fünften Stock eines Altbaus. Es gab keinen Lift. Dafür knarzende Treppen, ein sehr speckiges Geländer und einen Haufen wirklich seltsamer Nachbarn. Ich polterte nach unten und grüßte Cindy Wonderbra aus dem zweiten Stock. Sie hieß wirklich so. Zumindest stand es auf dem Klingelschild. Obwohl es erst halb sieben Uhr morgens war, kam sie soeben mit ihrem Chihuahua Loki nach Hause. Das Vieh sah mich und begann prompt zu knurren, während Cindy ihre künstliche blonde Mähne nach hinten warf und genervt etwas in ihr Handy zischte.
Peter war sich ziemlich sicher, dass Cindy Pornodarstellerin war, wir hatten uns jedoch bisher noch nicht getraut, ihren Namen zu googeln, aus Angst davor, tatsächlich einen Film mit ihr – oder Teilen von ihr – in der Hauptrolle zu finden. Ich lächelte Cindy zu, sprang über die kleine Ratte Loki hinweg, die immer ihr Häufchen genau vor der Haustür hinterließ, und polterte nach draußen.
Obwohl es so früh war, knallte die noch nicht lange aufgegangene Sonne bereits ziemlich. Dieser Sommer würde heiß werden. Autos hupten. Menschen joggten an mir vorbei und schafften es, dabei gleichzeitig über ihre AirPods Geschäftsgespräche zu führen oder TikTok-Videos darüber zu drehen, wie unglaublich großartig sie in L. A. joggen konnten. Die meisten schlürften dabei einen Green Smoothie. Diese Stadt war zum Teil wirklich verrückt. Laut, bunt, wild, oberflächlich. Schein und Sein wurden hier komplett auf den Kopf gestellt.
Ich hatte meine mintgrüne Vespa genau vor der Haustür geparkt. Als Normalsterblicher in L. A. ein Auto zu besitzen war praktisch unmöglich, außer man konnte sich einen eigenen Parkplatz leisten. Und den hatte hier so gut wie niemand. Gerade friemelte ich meinen Schlüssel aus der Handtasche, als ich ruckartig stehen blieb. Ein Kerl im Anzug stolperte prompt in mich hinein und warf mir einen wütenden Blick zu. Doch ich musste ein solch entsetztes Gesicht gezogen haben, dass er sich jeden Kommentar verkniff. Ich stürzte nach vorn und ging vor dem Vorderreifen in die Hocke.
»O nein. Nein, nein, nein, was soll denn das? Warum ist der Reifen platt?«, stieß ich hervor, tastete ihn ab und fand einen Nagel, der sich in das Gummi gegraben hatte. »Nein! Nicht jetzt! Nicht heute!«
Mein Stresslevel schnellte, unterstützt von dem Kaffee, der endlich meinen Blutkreislauf erreicht zu haben schien, exponentiell in die Höhe. Hektisch sah ich mich um. Ich war mir gar nicht sicher, wonach oder nach wem, wahrscheinlich nur nach einem Plan B.
Ich musste in einer Stunde im Studio sein.
Was also war Plan B?
Bus?
Brauchte zu lange.
Taxi?
Konnte ich mir nicht leisten.
Uber?
Hektisch kramte ich mein Handy heraus und öffnete die App. Doch der nächste Uber war etwa fünfzehn Minuten entfernt. Wenn ich die gesamte Strecke einberechnete, würden wir mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit zu spät kommen.
Okay, dann eben Plan C.
Ich hasste Plan C.
Ich wählte Peters Nummer und hörte im nächsten Augenblick seine Stimme. »Hallo?«
»Pete!«, stieß ich hervor. »Kannst du mir Hildegard leihen?«
»Wa… warum?«, murmelte er verwirrt, während ich den Passanten auswich.
Ich stöhnte in den Hörer: »Mein Roller hat ’nen Platten, und ich komm sonst zu spät.«
»Scheiße.« Peter ächzte, und ich vernahm ein Poltern. Wahrscheinlich war er vom Sofa gerollt. »Gut. Komme schon. Aber pass auf meine Hildegard auf, hörst du? Immer schön kuppeln. Und ich will keinen Kratzer sehen, sie wurde erst letzte Woche frisch lackiert.«
Im nächsten Moment wurde oben am Haus ein vom Alter verzogenes Fenster geöffnet. Ich legte den Kopf in den Nacken, kniff die Augen zusammen und sah Peters Haarschopf, der aus dem fünften Stock herauslugte.
»Fang!«, rief er und warf den Autoschlüssel zu mir nach unten.
Ich rief zurück: »Danke! Du hast was gut bei mir!«
Dann drehte ich mich um und rannte auf Peters Auto zu. Im Gegensatz zu mir konnte er sich einen Parkplatz leisten. Irgendeinen Vorteil musste es doch haben, ein bekannter DJ zu sein.
Der Wagen war nicht zu übersehen. Man sollte meinen, Peter hätte sich von seinem ersten fetten Geld, das er verdient hatte, ein protziges, schnelles Auto zugelegt. Aber nope. Nicht Peter. Er musste sich einen alten VW Bus anschaffen, das gesamte Innenleben zu einer Partyhöhle ausstaffieren, den Motor auf 400PS pimpen und die Außenverkleidung von oben bis unten neu lackieren lassen. Jetzt prangte darauf ein fettes Einhorn über der Skyline von Tokio. Egal wohin man mit diesem Ding namens Hildegard fuhr, es erregte Aufmerksamkeit.
Hildi stand extrem schief geparkt auf dem Parkplatz. Peter hatte um Haaresbreite einen Begrenzungspfosten verfehlt. Ich warf mich hinters Steuer und guckte auf die Uhr. Noch vierzig Minuten. Wenn jetzt nichts mehr schiefging, konnte ich es noch schaffen. Zu einem Casting zu spät zu kommen, war ein absolutes No-Go. Ich hatte bereits Horrorgeschichten gehört, was die Filmleute mit Newcomern machten, denen das passierte.
Allein bei dem Gedanken brach mir der Panikschweiß aus. Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn um. Im selben Augenblick dröhnte unglaublich laute Musik aus den riesigen Lautsprechern. Ich kreischte auf und drückte hektisch auf einen Knopf. Doch anstatt die Musik zu stoppen, sirrte eine Discokugel vom Dach herab, und bunte LED-Lichter begannen zu blinken.
O Gott! Stöhnend ließ ich meine Stirn auf das Lenkrad sinken. Die Musik wummerte weiter, und in diesem Augenblick erkannte ich auch das Lied. Es war von Gabriel Blazon und seit seinem Erscheinen im letzten Monat praktisch 24/7 in jedem Radiosender zu hören. Der Hit des Jahres. Und wie alles, was gehypt wurde, spaltete es bereits die Meinungen. Die einen nannten es eine Revolution des Elektropops. Andere den Absturz in die Bedeutungslosigkeit des Mainstreams. Ich nannte es einfach gute Musik.
Blazons Stimme löste in mir eine Gänsehaut aus. So wie jedes Mal. Ich hatte seine Stimme bereits gemocht, als er noch nicht berühmt gewesen war. Manchmal erinnerte ich mich daran, wie einfach die Welt damals gewesen war. An meine Kindheit, als weder er noch Thalia die große Karriere angestrebt hatten. Als wir alle zusammen in New York gelebt hatten, ehe meine Eltern wegen ihrer Jobs nach Aspen zogen. Vor allem Thalia hatte es geliebt, sich in das alte New Yorker Nostalgiekino zu schleichen, doch nur ich war damals so klein und schmal gewesen, um durch den Lüftungsschacht kriechen zu können, um danach den Hinterausgang aufzusperren. Das lag nun schon wirklich lange zurück. Die geplatzte Verlobung der beiden war für uns alle hart gewesen, aber vielleicht etwas Unausweichliches. Dennoch wurde ich immer noch wehmütig, wenn ich Gabriels Stimme hörte. In all den Jahren hatte sich viel verändert, aber nicht seine Stimme. Sie war wie eine tröstende Kindheitserinnerung.
Okay, Schluss mit dem Prokrastinieren. Heute war ein wichtiger Tag, und ja, ich hatte Angst und war nervös. Doch wenn ich mir am Ende selbst im Weg stand, half mir das auch nicht weiter. Entschlossen band ich meinen Dutt neu zusammen, stellte den Rückspiegel ein und fuhr los.
Rosie
Fast da.
Eine Ampel noch.
Paramount Pictures war bereits in Sichtweite. Es war eines von insgesamt vier Filmstudios rund um L. A., aber das letzte, das seinen Hauptsitz in Hollywood hatte. Und es war auch das einzige Studio, das Touren für Touristen anbot. Ich konnte mich noch an das überwältigende Gefühl erinnern, als ich die Paramount Studios zum ersten Mal gesehen hatte. Ich muss sehr jung gewesen sein, vielleicht vier oder fünf, erinnere mich aber noch genau, wie ich zu diesem riesengroßen Schriftzug aufgesehen hatte, der über den geschwungenen Eisentoren prangte. Die große, raue Hand meines Vaters um meiner kleinen klebrigen.
Paramount Pictures.
Es hatte sich sehr besonders angefühlt, darunter herzugehen. Mein Herzschlag wie die schnellen Flügelschläge eines Kolibris in der Brust. Dieses Gefühl, jeden Augenblick eine völlig andere Welt zu betreten, war absolut einzigartig gewesen. Schon damals hatte ich gewusst, dass ich alles dafür tun würde, um in dieser Welt bleiben zu können. Einer Welt, in der Fantasie Realität wurde und ich hundert Leben in einem haben konnte. Mein Vater nannte es das Streben nach Unsterblichkeit. Elvis Presley, Bing Crosby, Marlene Dietrich, sie alle waren durch dieses Tor getreten. Ob sie alle ebenfalls nach Unsterblichkeit gestrebt hatten? Wenn ja, war es ihnen gelungen.
Ein schnurrendes Geräusch lenkte meine Gedanken zurück auf die Straße. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und sah direkt hinter mir ein Sportauto. Jene Art von Auto, das mehr kostete als ein kleines Einfamilienhaus. Die Karosserie blitzte in einem grellen Orange, der Motor schnurrte und heulte auf, als wir an der Ampel stehen bleiben mussten. Die Technomusik im Inneren war so laut aufgedreht, dass die halbe Straße zu vibrieren schien. Wir fuhren wieder los, und etwa drei Sekunden tuckerte der Sportflitzer hinter mir her, ehe er so rasant überholte, dass wir beinahe miteinander kollidierten. Ich funkelte den Kerl durch die getönten Scheiben an.
»Arschloch!«, brüllte ich laut.
Trotz der Tönung seiner Scheiben konnte ich den Mittelfinger sehen, den er mir entgegenstreckte.
Sauer trat ich das Gaspedal extratief durch und übernahm wieder die Führung, kuppelte dabei jedoch falsch, was den Motor beinahe absterben ließ.
Ups.
Hildegard sprang nach vorn. Der Sportwagen klebte hinter mir, als würde er meine Heckscheibe knutschen wollen. Ich hasste solche Menschen, die meinten, die Straßen gehörten ihnen. Nur weil sie mehr PS hatten, war es nicht okay, ein Arschloch zu sein.
Die hohen Palmen links und rechts des Studiotores wippten, als ich rumpelnd hindurchfuhr und vor dem Security-Häuschen stehen blieb. Der Sportkarre-Kerl hinter mir hupte ungeduldig, und ich zeigte ihm fröhlich beide Mittelfinger, damit die Message auch wirklich ankam. Charles Higgins, der Security, hielt mitten im Kauen seines Donuts inne, sodass ihm ein wenig Glasur auf die Uniform tropfte. Er starrte mich verblüfft an.
»Morgen, Charles!«, rief ich und hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase, obwohl er genau wusste, wer ich war.
»Morgen, Rosie, du bist aber früh dran. Beginnt Quiko & Friends jetzt vormittags? Oder hast du wieder einen Runner-Job?«, fragte Charlie, ehe er bemerkte, dass er soeben seine Krawatte mit Marmelade vollkleckerte. Er wischte sie fluchend mit dem Daumen ab.
Ich grinste. »Nope, ich habe ein Vorsprechen. Darf ich durch?«
Charlie strahlte mich an. »Na klar. Hab einen schönen ersten Tag, Süße, und viel Glück!« Er zwinkerte mir zu und ließ die Schranke hoch.
Lächelnd stieg ich aufs Gaspedal, vergaß dabei jedoch, dass ich hier mit einer verschissenen Gangschaltung unterwegs war, und würgte prompt den Motor ab. Charlie tat so, als würde er mich nicht auslachen. Der Typ hinter mit hupte. Fluchend kuppelte ich. Das Auto ächzte und … schoss nach hinten.
Ahhh – falscher Gang!
Ich kreischte auf. Trat auf die Bremse, doch es war bereits zu spät. Der Kerl hinter mir stand so dicht, dass Hildegards Po seine Schnauze rammte. Ich wurde hart in den Sitz gedrückt. Metall kreischte. Ich quietschte, und im nächsten Augenblick zerfetzte der Knall eines Airbags mein Trommelfell.
Xander
Das Klingeln meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Der schrille Ton stach in mein Hirn, als würde jemand eine Stricknadel durch mein Ohr rammen und einmal kräftig darin rühren.
Völlig fertig patschte ich mit den Händen um mich herum. Stoff raschelte. Da waren ein Kissen, ich selbst, eine Decke und … etwas Weiches? Irritiert hob ich ein Augenlid und sah straffe, weiche Haut. Ein Mädchen seufzte. Ihr dunkles Haar lag wie ein Fächer über meiner Brust und kitzelte meine Nase. Mein Hirn ächzte und spuckte ein paar zerfranste Erinnerungsfetzen von letzter Nacht hervor. Ich war … bei einer Party gewesen. Irgendwo in den Hills.
Ursprünglich hatte ich mich eigentlich mit Bier und meinem Bodyguard George und einer Folge Sugar Rush auf einen Chillabend eingestellt. Wie also war ich von meinem Sofa zu dieser Party gekommen?
Ein Bild ploppte auf. Pinkes Haar und harte Clubhouse-Musik. Peter. Stimmt. Mein Freund hatte bei dieser Party aufgelegt. Irgendwas hatte mit dem Equipment nicht geklappt, und ich war los, um ihm zu helfen.
Der Geschmack in meinem Mund war ein Mix aus Tequila, Sex und ungeputzten Zähnen und verriet mir, dass ich es wohl doch nicht so schnell wieder zurückgeschafft hatte wie geplant. Erinnerungsfetzen an dumpfe Musik, helles Lachen und weiche Lippen kamen in mir hoch. Und dazwischen Bilder von heulendem Blaulicht. Scheiße, hatte die Polizei die Party gesprengt? Ich wusste es nicht mehr. Irritiert linste ich noch mal durch meine Wimpern. Okay, auf den zweiten Blick erkannte ich meine Kommode, Teppich, Kissen unter mir waren auch meine. Haus war also meins. Keine Ahnung, wie, wann, wo, aber ich musste es zurückgeschafft haben und lag ohne Handschellen im Bett. Puh. Schwein gehabt.
Stöhnend schloss ich die Augen wieder. In meinem Hirn pochte der Teufel, zusammen mit einem unruhigen Gefühl, das jedoch nicht vom Alkohol stammte. Irgendwie kam es mir so vor, als hätte ich etwas vergessen …
Beim Nachdenken dämmerte ich bereits wieder weg, zumindest bis das dumme Handy erneut losklingelte. Fluchend riss ich die verklebten Augen auf, fand das Ding unter meinem Kissen und drückte auf den Lautsprecher.
»Hallo?«, nuschelte ich, das Gesicht noch halb im Kissen vergraben, weshalb es wahrscheinlich mehr wie ein Mpho klang.
»Price! Wo zum Teufel steckst du?«, herrschte mich eine spitze Stimme an. Becci, meine Agentin. Es war nie gut, wenn Becci mich anrief.
»Ich glaube, zu Hause«, nuschelte ich.
»Zu Hause? Du hast in einer Stunde ein Vorsprechen, Xander! Dieses Casting ist deine letzte Chance. Du hast den Job praktisch schon, du musst nur hin, deine Klappe aufmachen und einmal in deinem Leben etwas Vernünftiges tun. Wir können es uns nicht leisten, dass du diese Sache in den Sand setzt.«
Ich erstarrte und spürte, wie ich vor Panik meine Arschbacken zusammenkniff.
Scheiße, das Casting!
»Hörst du mir überhaupt zu?«, blaffte es aus meinem Handy.
»Ja. Ja, ich hab’s verstanden. Ich fahr sofort los, bin praktisch schon da«, krächzte ich und setzte mich kerzengerade im Bett auf.
Das Mädchen neben mir seufzte. Becci knurrte. Ich sah sie förmlich vor mir, wie sie in ihrem viel zu engen Business-Kostüm und viel zu hohen Schuhen auf und ab ging, während sie das Handy anblaffte.
»Du hast noch zwanzig Minuten«, fauchte sie und legte auf.
Scheiße. Stöhnend motivierte ich meine Muskeln und robbte aus dem Bett. Die Decke wie ein Cape um mich gewickelt, stolperte ich etwas verwirrt in meinem Zimmer herum. In meinem Kopf drehte sich alles. Wo waren meine Klamotten? Wie sehr stank ich? Duschen oder Deo? Pinkeln oder halten?
Gnahhh, zu viele rationale Entscheidungen viel zu früh am Morgen. Fluchend warf ich das Deckencape von mir, riss meinen Kleiderschrank auf, zerrte eine Jeans und ein Shirt hervor und versuchte gleichzeitig, an mir zu schnüffeln. Ein Bein in der Hose, hopste ich durchs Zimmer und suchte alles zusammen, was ich brauchte. Wo war dieser Ausweis? Die Zettel fürs Vorsprechen? Die Autoschlüssel?
Die Frau in meinem Bett seufzte und drehte sich so um, dass ich ihr Gesicht im einfallenden Morgenlicht sehen konnte. Ihr Haar war eine Kaskade aus dunklem Schwarz. Sie hatte ein niedliches Muttermal an der Oberlippe. Eine schwammige Erinnerung, wie ich ebenjenes Muttermal mit der Zunge nachfuhr, ploppte in meinem Kopf auf. Und das Bild von einer Ananas. Schräge Party, ich sollte Peter anrufen und fragen, was genau passiert war.
Endlich schaffte ich es, die Hose über die Hüften zu ziehen. Das Skript fand ich unter dem Bett – was machte es da? – und stopfte es mir in die hintere Hosentasche. Erleichtert rappelte ich mich auf und stürzte im nächsten Augenblick über ein paar High Heels, die eindeutig nicht mir gehörten.
Autsch.
Das Mädchen schreckte aus dem Schlaf hoch. Mit verquollenen Augen und verschmiertem Make-up, das sie wie einen Waschbären aussehen ließ, starrte sie mich an, während ich mich aufrappelte.
»Ähm, hey …« Ich wackelte mit den Fingern und hopste wieder wie blöd herum, um meine Füße in die Schuhe zu kriegen.
Gähnend richtete sie sich auf. »Wolltest du dich wirklich gerade heimlich verdrücken?«
»Nein, ich hab’s nur eilig. Fühl dich wie zu Hause, ähm …« Scheiße, wie hieß sie noch mal?
Sie verdrehte die Augen. Wirklich alles an ihr schrie nach L. A. Rich Girl. Angefangen bei ihrem schlanken Körper, der mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit durch einen Personal Trainer, einige Operationen und Unmengen an Green Smoothies als Hauptnahrungsmittel in Form gebracht worden war.
»Arschloch«, murmelte sie nur und ließ ihren Kopf zurück ins Kissen fallen.
Okay, das war sicher nicht ihr Name, eher meiner. Ich nahm’s ihr nicht krumm. Normalerweise hatte ich bessere Manieren. Hatte ich ehrlich, aber wenn ich nicht in zwanzig Minuten im Studio war, würde Becci mich köpfen, vierteilen und die Story an den Meistbietenden verschachern.
»Lass dir Zeit, ich sag meinem Bodyguard, dass er dich nach Hause bringen soll. Und wenn du die Ananas findest, wirf sie lieber weg«, faselte ich.
Sie zeigte mir nur ihren manikürten Mittelfinger. Nett. Ich verdrückte mich aus dem Schlafzimmer und rannte die Treppe nach unten.
George hatte heute eigentlich seinen freien Tag. Ich tippte ihm trotzdem auf dem Handy die Nachricht, dass er das Mädel nach Hause bringen sollte und dafür einen Bonus bekommen würde. George schickte mir ein Mittelfinger-Emoji zurück. Ah, immerhin waren sich heute alle einig.
Scheiße, wie konnte ich nur das Casting verpennen? Gut, ich war nicht scharf drauf. Becci wusste das. Doch ihr war inzwischen ziemlich egal, was ich wollte, und ich zu sehr am Arsch, um wählerisch zu sein. Denn sie hatte recht. Das hier war meine letzte Chance. Wenn ich es heute in den Sand setzte, konnte ich meine Sachen packen und nach New York zurückgehen.
Meine Schritte beschleunigten sich, und ich hielt auf mein neues Auto zu, das in dem gläsernen Aufzug am Ende des Wohnzimmers parkte. Obwohl ich jahrelang in New York gelebt hatte und einiges an Crazy Rich Shit gewohnt war, toppte L. A. so ziemlich alles. Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich in diesen Lift starrte und mich fragte, ob es all den Stress wirklich wert war. All die Erniedrigung durch die Presse in den letzten Wochen, die miesen Jobs, die Interviews, in denen in Dauerschleife gezeigt wurde, wie ich mein Auto im Pool versenkte – dumme Videokameras! –, und jetzt auch noch dieses Casting, obwohl meine Erfahrungen im Schauspielern sich auf jene in der dritten Klasse beschränkten, in der ich der singende und tanzende Apfel gewesen war. Und das alles nur, damit ich mein Auto im Wohnzimmer parken konnte? Es kam mir vor, als wartete ich auf die Pointe in meinem Leben, nur um festzustellen, dass es keine gab.
Die Türen des Lifts glitten auf, ich warf mich in den Wagen und startete den schnurrenden Motor. Der Lift fuhr nach unten. Ruckelnd kamen wir in der kiesbestreuten Einfahrt zum Stehen. Die gläsernen Türen glitten auf, und ich rollte hinaus.
Ich drückte das Gaspedal durch und überlegte, wie ich einen Weg von mindestens dreißig Minuten in zehn quetschen konnte. Gerade jagte ich den Wagen jaulend um die nächste Kurve, als am Display plötzlich ein Anruf angezeigt wurde. Das fröhlich lachende Gesicht meiner Schwester erschien darauf. Meine Finger verkrampften sich um das Lenkrad. Ich wollte den Anruf nicht annehmen. Ich nahm an.
»Guten Morgen, Xan«, zwitscherte es aus dem Lautsprecher.
»Scheiße, Summer, wenn du noch ein wenig munterer und glücklicher klingst, fliegen dir gleich Regenbögen aus dem Hintern. Nimm mal etwas Rücksicht auf Menschen mit einem schlechten Tag«, begrüßte ich sie und jagte mein Auto die Hills nach unten, wofür ich eine ganze Salve Huper einstrich.
Meine Schwester schnaubte. »Ich wollte dir eigentlich nur Glück wünschen. Stell dir vor, du bekommst die Rolle: Dann ist mein Bruder ein Netflix-Star! Wie heißt deine Rolle noch mal?«
»Dorian de…kack keine Ahnung, irgendwas«, brummte ich.
Ein Knacken war in der Leitung zu vernehmen, und ich konnte eine zweite Stimme hören. War ja klar, dass Gabriel fucking Blazon lauschte. Er und meine Schwester klebten seit Monaten permanent zusammen. Die beiden waren nur noch ein paar nasse Küsse davon entfernt, eine Symbiose einzugehen, und wir würden sie Gabsum nennen müssen. Oder Sumbriel? Ich grübelte noch darüber nach, während Summer mit ihrer zukünftigen Symbiose quatschte.
»Ja … Nein … Er sagt, Dorian … Keine Ahnung … Ich … Okay, ich frag ihn. Xander, bist du noch dran?«
»Nein.«
»Gut. Gabriel will wissen, ob du Sexszenen drehen musst.«
»Wa…? Keine Ahnung? Wen interessiert denn so was?«, fragte ich irritiert.
Summer seufzte. »Es interessiert Gabriel. Gib dein Bestes, ja? Ich glaube an dich und ich bin stolz auf dich, egal, was du tust.«
»Bei den Sexszenen?«, fragte ich irritiert.
Sie seufzte. »Ich meinte im Allgemeinen.«
Ich hörte ihr Lachen und spürte, wie sich prompt etwas in mir entspannte und sich ein Lächeln auf meine Lippen schlich. Ich vermisste Summer.
»Wo seid ihr gerade auf Tour?«, hörte ich mich selbst fragen.
»In der Schweiz. Es ist schön hier. Gabriel versucht, Deutsch zu lernen, und bestellt überall ein Fläschli, was auch immer das ist, und lacht sich dabei einen ab. Es ist unglaublich peinlich …« Ich hörte an ihrem Ton, wie sehr sie es liebte, dass er peinlich war.
»Und außer Gabriel?«, bohrte ich nach, sie quietschte aufgeregt.
»Hast du unseren neuen Song gehört?«
»Stargazing? Ja, er ist gut«, sagte ich sanft, und sie quietschte erneut.
»Er ist seit einer Woche in über zehn Ländern in den Top Ten der Charts. Xander, ich hätte niemals gedacht, dass es so viel Spaß machen kann, Musik zu schreiben. Es ist … ich fühle mich so frei.«
Sie schwieg. Ich freute mich für sie, das tat ich wirklich, dennoch spürte ich, wie mir ein Kloß im Hals feststeckte, den ich nicht hinabwürgen konnte.
»Das ist großartig, Glückwunsch, Summer. Ich muss jetzt auflegen.«
»Was? Nein, warte, Xan, da gibt es noch etwas … Nein, Gabriel, ich weiß nicht, wer die weibliche Hauptrolle spielt. Und kannst du jetzt bitte …«
Noch ehe ich den beiden weiter bei ihrem schrägen verbalen Sex zuhören musste, unterbrach ich die Verbindung und jagte endlich in die City hinab. Da die Stoßzeit erst noch kam, gab es zum Glück keinen Stau, doch ich würde trotzdem zu spät kommen, vor allem, wenn die lahmte Ente in dem fetten Bus vor mir nicht langsam Gas gab.
Ich scherte aus, versuchte zu überholen, und das Auto neben mir hupte. Ich hob den Mittelfinger. Hätte ich mir auch sparen können, denn dadurch war ich nicht schnell genug beim Kuppeln, und der fette Bus überholte mich erneut. Ich war so voller nervösem Adrenalin, dass ich ihn mit meinem Kotflügel beinahe rammte, den Fuß ungeduldig am Gas. Doch der Bus wurde weder schneller noch ließ er mich vorbei. Rein aus Trotz schien er sogar eher ein bisschen langsamer zu werden. Ich hasste solche Menschen! Er bog auch nicht ab, sondern blieb einfach stur vor mir. Scheiße. Egal, ich war fast da. Wenn ich an den erstbesten Parkplatz gelangte, das Auto abstellte und danach sprintete, war ich vielleicht doch noch halbwegs pünktlich.
Mit quietschenden Reifen kam ich vor dem Security-Häuschen zum Stehen und kramte hektisch meinen Ausweis heraus. Vor mir kurbelte der Busfahrer das Fenster hinab, und eine schmale, helle Hand hielt ebenfalls einen Ausweis nach draußen.
Der Security schien es im Gegensatz zu mir nicht eilig zu haben. Die beiden begannen auch noch zu quatschen, und ich war kurz davor, aus dem Fenster zu springen. Als die Schranke endlich aufging, war ich ehrlich kurz davor, ins Lenkrad zu beißen. Gott sei Dank!
Ich fummelte hektisch an der Gangschaltung herum, dabei fiel mir der Ausweis in den Fußraum. Stöhnend bückte ich mich. Plötzlich gab es einen Knall – und mein Auto wurde gerammt. Metall knirschte. Erschrocken fuhr ich hoch und sah in stillem Horror, wie meine Motorhaube vom Hintern des Busses zerquetscht wurde.
»Nicht schon wieder!«, stieß ich hervor.
Im nächsten Augenblick explodierte mein Airbag.
Rosie
Nein, nein, nein.
Nicht heute.
Nicht jetzt.
Ich schnallte mich ab, öffnete die Tür und sprang aus dem Bus. Charlie war bereits zur Stelle.
»Rosie, geht’s dir –«
»Gut! Ich hasse Gangschaltungen«, unterbrach ich ihn, während wir zu dem Sportwagen stürzten.
Das Erste, was ich bemerkte, war, dass sich der Schaden in Grenzen hielt. Hildegards Rückseite war zerbeult und die Schnauze des Sportwagens eingedrückt, doch mehr war wohl nicht passiert. Das kurze Gefühl der Erleichterung wich jedoch prompt nackter Panik, denn offenbar hatte sich der empfindliche Airbag im Inneren des Sportautos gelöst.
»Sir, geht es Ihnen gut?«, rief Charlie und versuchte, die Tür zu öffnen. Erst dachte ich, sie sei kaputt, bis ich raffte, dass die Türen bei diesem Auto nach oben aufgingen. Krasser reicher Scheiß.
Der Kerl im Inneren des Wagens stöhnte.
»Hallo? Geht es Ihnen gut?«, krächzte ich, beugte mich nach vorn und erstarrte, als sich unsere Blicke trafen. Das Erste, was ich bemerkte, waren ein Paar warme, braune Augen, die mich anblinzelten. Wegen des Schrecks hörte ich mein eigenes Blut in den Adern rauschen.
Der Kerl hat Augen wie Bambi, schoss es mir durch den Kopf.
»Bist du ein Engel?«, murmelte er plötzlich.
»Was?« Ich stutzte irritiert. Sollte das eine Anmache sein?
»Bin ich tot?«, krächzte der Kerl, blinzelte und unterbrach damit den Blickkontakt.
Gott sei Dank. Erleichtert atmete ich auf. »Ähm, ich glaube nicht?«, erwiderte ich zögerlich.
»Sicher?«
»So ziemlich.«
Tief atmete ich durch, während der junge Mann sich stöhnend den Kopf hielt. »Krasser Scheiß, ich glaube, ich habe eben mein Leben an mir vorbeiziehen sehen. Schon wieder. Passiert das anderen Menschen auch so oft?«, murmelte er und klang dabei dezent fassungslos.
»Oh, okay …«, gab ich verblüfft zurück und tauschte einen Blick mit Charlie, der bereits etwas in sein Walkie-Talkie sprach. Himmel, Bambi hatte eindeutig einen härteren Schlag auf den Kopf abbekommen als gedacht.
»Ich habe dauernd vergessen, Mr Peanut zu füttern«, setzte der Kerl fort.
Ich konnte nur noch gaffen. »Wer ist Mr Peanut?«
»Mein Goldhamster.«
»Sie haben vergessen, Ihren Goldhamster zu füttern?«, fragte ich so schwer irritiert, wie ich es wohl noch nie von einem Gespräch gewesen war. Und das musste etwas heißen. Ich wohnte schließlich mit Peter zusammen.
»Grundschulsünden. Weiter bin ich mit meiner Absolution noch nicht«, ächzte er.
In diesem Augenblick mischte sich Charlie ein, der sich ebenfalls ins Innere des Autos beugte. »Sir? Können Sie aussteigen, oder sollen wir einen Krankenwagen rufen?«
Der Sir seufzte, fummelte an der Unterseite seines Sitzes herum und rutschte damit so weit zurück, dass ihm der Airbag nicht mehr das Gesicht zerknautschte. »Nein, ich glaube, es geht mir gut«, murmelte er.
»Sind Sie sicher?«, setzte ich zweifelnd an, doch meine Stimme erstarb, als sich der Bambi-Kerl aus dem Auto quetschte.
Ich hob den Kopf, hob ihn noch einmal höher und spürte, wie meine Augen groß wurden. Heilige Kacke! Abgesehen von den Augen hatte dieser Mann absolut gar nichts mit einem Rehkitz gemeinsam. Und nicht nur das. Ich kannte diesen Kerl. Es war praktisch unmöglich, ihn nicht zu kennen, denn sein Gesicht pflasterte mehr oder weniger jeden Monat die Klatschzeitschriften voll.
»O mein Gott, du bist der Kerl, der sein Auto im Pool versenkt hat!«, entfuhr es mir, ihn nun ebenfalls duzend.
Der Hashtag #drownthecar pflasterte das Internet zu. Alle Pannenshows des Landes waren durchgedreht.
Die braunen Augen des Fahrers verdunkelten sich, während er wütend seine Nasenflügel blähte. »Xander Price, sehr angenehm«, feixte er.
Xander Price … scheiße, ich kannte ihn wirklich, und das nicht nur aus der Klatschpresse. Zwar nicht persönlich, aber er war mit Peter befreundet.
Dass ich ihn bisher nicht getroffen hatte, lag vor allem daran, dass sich meiner und Peters Freundeskreis praktisch nie vermischten. Wir wohnten zusammen und mochten uns sehr, doch ansonsten traf ich meine Kollegen und Freunde tagsüber im Studio und vielleicht auch mal zu einer Pizza nach Feierabend am Strand. Peter hingegen verpennte den Tag und war nachts mit seiner Clique zusammen, wenn ich selbst längst schlief.
So kam es, dass ich Xander Price bisher nur aus Geschichten kannte, in denen er sich Pommes in die Nase steckte, sich beim Stagediving die Nase brach oder eben … sein Auto in einem Pool versenkte. All das war zwar witzig, hatte in mir jedoch nie den Wunsch geweckt, den Kerl einmal persönlich kennenzulernen.
Irgendwie hatte ich mir Xander Price immer wie einen typisch versnobten, viel zu reichen, Frauen verschleißenden Möchtegern-Bad-Boy vorgestellt. Irgendwie schmierig. Der Kerl vor mir wirkte wie all das und dann doch wieder gar nicht. Und Peter hatte definitiv vergessen, mir zu erzählen, wie heiß der Kerl war. Xander Price war von jener schlanken, muskulösen Art, die an eine Raubkatze erinnerte. Das weizenblonde Haar schimmerte in der Sonne. Seine Gesichtszüge waren kantig und von klassischer Symmetrie, sodass er mich an die Schauspielschönlinge aus den 1960ern erinnerte. Ein wenig an James Dean in seinen jungen heißen Tagen.
»Rosie Thorn. Tut mir wirklich leid, dass ich dich angefahren habe«, platzte es aus mir heraus, und ich hielt ihm meine Hand hin.
Xander starrte sie an, als ob ich ihm einen toten Fisch angeboten hätte. Okay, dann eben nicht. Vielleicht hatte er eine Gehirnerschütterung oder so.
»Geht’s dir gut? Ist dir schwindlig? Musst du dich übergeben? Wie viele Finger halte ich hoch?«, erkundigte ich mich und hob die Hand.
Price blinzelte mich an. »Kannst du bitte damit aufhören? Ich habe keine Zeit für das hier. Ich muss zu diesem dummen Casting.« Mit das hier meinte er wohl mich.
Verdutzt starrte ich ihn an, während Price einfach an mir vorbeiging und Charlie heranwinkte. »Rufen Sie bitte einen Reparaturservice. Ich bin schon zu spät dran. Und bitte passen Sie auf mein Baby auf«, befahl er mit der Arroganz eines Kerls, der sein Leben lang alles bekommen hatte, was er wollte.
Er warf dem überraschten Charlie seine Autoschlüssel zu und stampfte an uns vorbei. Charlie war so verblüfft, dass er ihn einfach durchließ. Verdattert starrten wir ihm nach, wie er im Inneren des Studiogeländes verschwand.
»Was war das denn?«, hörte ich Charlie fragen.
»Eine ganz große Portion Ärger«, erwiderte ich und strich mir seufzend das Haar hinter die Ohren. »Sorry, Charlie, brauchst du Hilfe mit der Protzkarre hier?« Ich deutete mit dem Daumen auf den Wagen, doch der Wachmann winkte ab.
»Ich mach das schon. Wenn ich etwas kann, dann mit Starallüren umgehen.«
»Und sehr schnell Donuts essen«, warf ich anerkennend ein.
»Das auch.« Er lachte bellend.
Ich lächelte dankbar zurück, stieg selbst wieder in meinen Wagen und hoffte, diesem Idioten das letzte Mal in meinem Leben begegnet zu sein. Und seit wann sprachen Skandal-DJs wie er für Castings vor? Ich überlegte, ob Peter etwas erwähnt hatte, doch mir fiel nichts ein. Zumindest hatte ich jetzt eine gute Story zu erzählen, wenn ich heimkam. Und wenn ich Peter bat zu intervenieren, sah Price hoffentlich davon ab, mich auf Schadenersatz zu verklagen, denn mehr als meinen Toaster konnte ich ihm nicht geben.
Ich jagte die rumpelnde Hildegard über das Studiogelände. Das gesamte Areal war gelinde gesagt riesig, mit insgesamt zweiunddreißig Studios, und jedes davon war so groß wie ein Fußballfeld. Es dauerte also eine ganze Weile, bis ich den Parkplatz erreicht hatte.
Dieser war vor allem wegen des Paramount Sky etwas Besonderes. Alles hier hatte eben mehr als nur einen Zweck, sogar der Parkplatz selbst, denn er war eigentlich ein großer Pool und konnte so zu einem riesigen Wasserbecken umfunktioniert werden. Zusammen mit der riesigen, weißen Leinwand, dem Paramount Sky, die sich quer über den Parkplatz spannte, wurden hier die Szenen gedreht, in denen Wasser und viel Horizont gebraucht wurden. Der Untergang der Titanic war dafür das beste Beispiel.
Ich quetschte die leicht ramponierte Hildegard in eine freie Lücke. Wieder starb der Motor hustend ab, doch immerhin stand ich. Meine Fingerknöchel krampften sich um das Lenkrad, während ich mit dezentem Muffensausen überlegte, ob ich Peter sofort eine Nachricht schreiben sollte, dass mir mit Hildegard ein kleines Hoppala passiert war, oder ob ich mit der Beichte bis heute Abend warten sollte und ihn dann gleich noch um Hilfe wegen Xander Price fragte. Aber nein, das konnte ich nicht bringen. Peter war mein bester Freund. So viel Ehrlichkeit schuldete ich ihm, auch wenn ich schon mal seinen letzten Danimal aufgefuttert hatte und er bis heute an Geister im Kühlschrank glaubte.
Mich innerlich windend, schrieb ich ihm eine kurze SMS. Besser als anzurufen und mich sofort anschreien zu lassen. Ich stieg aus, knipste ein Foto von dem Schaden und schob ein halbes Dutzend um Vergebung heischende Emojis hinterher. Danach schaltete ich das Handy schnell aus. Ich Feigling!
Jedoch ein Feigling, der aktuell zu spät dran war. Prompt begann mein Puls wieder zu rasen, ich schlang mir die Tasche um die Schultern und rannte los.
Im Takt meines vor Aufregung klopfenden Herzens lief ich durch die engen Gassen zwischen den Studios. Der Boden aus hellem Pflasterstein war bereits aufgeheizt von der Morgensonne.
Das Casting fand in einem der Nebengebäude der Mensa statt. Umschlossen von den kastenförmigen Studios befand sich ein großer Platz, in dessen Mitte ein Springbrunnen Wasserfontänen in die Höhe spuckte. Cafés, Shops und sogar einen Friseur gab es hier, was dem Ganzen beinahe schon Kleinstadtflair verlieh. Und dann war hier noch ein kleiner, sehr besonderer Grünstreifen, auf dem eine noch speziellere Bank stand: die originale Bank aus Forrest Gump.
Zugegeben, es kursierten ein paar Gerüchte darüber, dass es sich nur um ein Duplikat handelte, doch das minderte nicht den Charme des kleinen, grünen Plätzchens, das noch dazu von einer hochgewachsenen Birke beschattet wurde. Ich liebte diesen Ort. Von dort aus hatte man einen ausgezeichneten Blick auf die wuselnde Geschäftigkeit rundherum, ohne jedoch selbst ständig angequatscht zu werden. Vor allem an stressigen Tagen flüchtete ich mich gern auf diese Bank, aß zu Mittag und beobachtete die Flut an Touristen oder auch die Schlange von nervösen Schauspielern, die für ein Vorsprechen anstanden. Umso überraschter war ich, dass jetzt weder eine Schlange zu sehen war noch das Casting groß ausgeschildert war wie sonst üblich.
Keuchend blieb ich stehen, zögerte, holte die Unterlagen aus meiner Tasche und überprüfte, ob ich mich vielleicht im Ort geirrt hatte. Manches Casting, vor allem jene, bei denen die Rollen eher unter der Hand vergeben wurden, fanden auch in den Büros am anderen Ende des Studiogeländes statt. Wenn das wirklich so war, käme ich niemals rechtzeitig! Ich musste aber tatsächlich zu Konferenzsaal 4, Gott sei Dank, ich war also doch richtig.
Erleichtert stieß ich die Tür auf und betrat einen Warteraum mit ein paar aus alten Kinos ausrangierten Holzstühlen. Die Aircondition pustete mir eine kalte Brise entgegen, und in der Luft lag der chemische Geruch nach billigem Teppichboden und frischer Druckerschwärze. Vier Mädchen saßen auf den ungemütlichen Stühlen und hoben ihre Köpfe, als ich keuchend die Tür hinter mir schloss.
Nicht dass die Atmosphäre bisher sehr kuschelig gewirkt hätte, aber sobald ich mit den Fingern wackelte und »Hey alle zusammen« krächzte, sank die Stimmung in etwa auf minus zehn.
Wow. Ich meine, ich war es gewöhnt, aber trotzdem – wow. Es war eben das immer gleiche Trauerspiel. Fünfzehn bis dreißig Mädchen, die alle aussahen wie man selbst, hockten stundenlang zusammen. Alle beäugten sich, während man so tat, als würde man es nicht tun, und gleichzeitig darüber nachdachte, wie hässlich die Nase von dem Mädel links war, oder sich daran erinnerte, dass man mit dem fünften Mädchen von rechts bereits bei vier weiteren Castings gesessen hatte. Nach stundenlangem Warten wurde man für zwei Minuten hereingerufen und wusste, dass man dieselben Mädchen in zwei Wochen bei einem anderen Casting wiedersehen würde.
Ich bemühte mich, keine Vorurteile zu haben, freundlich zu sein und mich nicht mit den anderen zu vergleichen. Und dennoch war man frustriert, wenn sich die gesamte Prozedur über Jahre hinweg durchzog. Der Konkurrenzkampf zerrte wie ein stetiger leichter Kopfschmerz an einem, und dementsprechend nahm ich es den Mädels auch nicht übel, dass sie nicht in schallenden Applaus ausbrachen, als ich mich zwischen zwei Blondies setzte. Die eine tippte auf ihrem Handy herum, warf mir jedoch tatsächlich ein flüchtiges Lächeln zu.
Ich grinste schief zurück, lehnte mich nach hinten und wartete darauf, dass sich mein Herzschlag wieder einkriegte. Ich war noch rechtzeitig, keine Panik. Gerade als ich meinen Puls dazu gebracht hatte, unten zu bleiben, schnellte er wieder nach oben, als eine Tür aufging und eine gestresst aussehende Frau mit Klemmbrett zu uns herauskam.
»Camela Bristol?«, rief sie, und das Mädchen rechts von mir sprang auf.
»Das bin ich!«
Frau Klemmbrett nickte, kritzelte etwas nieder und winkte ihr zu. »Ich bin Kitty, die Aufnahmeleitung für Light it up. Geh bitte rein.«
Das Mädchen setzte ein strahlendes Lächeln auf und stolzierte mit einem perfekten Hüftschwung in den Raum. Die Tür knallte zu. Ich glotzte den beiden nach.
»Wow, das nenn ich mal motivierend.«
Das andere Mädchen neben mir prustete. Sie hatte ein etwas runderes Gesicht. Nägel und Haare waren definitiv gemacht, dennoch strahlte sie jene typischen L.A.-Vibes aus, wodurch sie mit Sicherheit bei den Produzenten gut ankam.
Eine Kaugummiblase zerplatzte, als sie mich angrinste. »Motiviert ist hier schon lange niemand mehr. Angeblich suchen sie für die Rolle der Mac spontan jemanden.«
»Was? Wieso denn?« Ich guckte verdutzt. Allerdings erklärte es, warum nur so wenige Mädchen anwesend waren.
Blondie neben mir zog eine Augenbraue hoch und ließ wieder eine Kaugummiblase platzen. »Angeblich hatten sie den Cast schon voll und sogar die Probeshoots begonnen, doch ihnen ist wohl der Schauspieler für Dorian abgesprungen. Sie haben bis jetzt gebraucht, einen neuen zu finden, und wollten im gleichen Zuge auch eine neue Mac haben.«
»Oh …«, brachte ich hervor und spürte wieder meinen Puls flattern.