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Western von W. W. Shols Der Umfang dieses Buchs entspricht 108 Taschenbuchseiten. Die beiden Trapper Guy und Rube werden vom Pelzhändler immer wieder mit den Zahlungen vertröstet, doch sie üben sich in Geduld. Als im Saloon die hübsche Lizzy in Bedrängnis kommt, holen die beiden sie, damit sie mit ihnen im Wald lebt. Doch als sie Geld brauchen, weil sie für Lizzy ihre Hütte verschönern wollen, kommt es zu einem Unglück, und der Pelzhändler liegt plötzlich tot am Boden.
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Seitenzahl: 116
Lizzy
Copyright
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Western von W. W. Shols
Der Umfang dieses Buchs entspricht 108 Taschenbuchseiten.
Die beiden Trapper Guy und Rube werden vom Pelzhändler immer wieder mit den Zahlungen vertröstet, doch sie üben sich in Geduld. Als im Saloon die hübsche Lizzy in Bedrängnis kommt, holen die beiden sie, damit sie mit ihnen im Wald lebt. Doch als sie Geld brauchen, weil sie für Lizzy ihre Hütte verschönern wollen, kommt es zu einem Unglück, und der Pelzhändler liegt plötzlich tot am Boden.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© Cover: Tony Masero
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gab es noch kein Kanada, sondern nur spärlich besiedelte Kolonien, die Britisch-Nordamerika genannt wurden. Wer über die „Wild Frontier“ schreibt – über die letzte Grenze der Zivilisation – der darf dieses Land der tausend Seen und Flüsse, der unermesslichen Wälder nicht auslassen. Im heutigen Kanada wurden wahrscheinlich wildere und grausamere Indianerkriege ausgefochten als weiter südlich in Montana, Dakota oder Arizona. Wenn Western-Autoren dieses Gebiet in ihren Romanen ignorieren, so deshalb, weil sie sich an die Klischees ihrer Vorläufer klammern – oder gar aus Unkenntnis der Historie. Der Wilde Westen des Britischen Nordamerikas ist aus der Geschichte des Old Far West nicht wegzudenken. Hier regierten Freiheit und Mannestum vielleicht großzügiger als weiter südlich in den US-Staaten.
Noch heute gibt es die „Letzte Grenze“, sie setzt sich zusammen aus Alaska und dem Hinterland Kanadas. Ungetrübt weht hier der Hauch paradiesischer Wildnis. Der Trapper nennt diese verzauberte Welt „Ki-wä-din“ – ein Name indianischen Ursprungs, und er bedeutet „Nordwestwind“.
Steigen Sie mit mir ins Kanu, lieber Leser. Entdecken wir gemeinsam neu ein Land, das die Flut der Western-Romane in den Strudel des Vergessens riss.
W. W. SHOLS
Der schilfige Teich, den der Waldläufer Rube an einem heißen Sommertag aufgesucht hat, liegt, von hohen Kiefern umschlossen, inmitten einer jungfräulichen Wildnis. Tausend und mehr Flüsse und Seen gibt es hier, die kaum eines Menschen Auge je erblickte. Unberührt ruht hier die Welt. Hügel und Täler, Felsen und Kuppen – sie alle sind bedeckt vom dunkelgrünen Teppich unendlichen, düsteren Nadelwaldes. Ein Paradies der Einsamkeit.
Im niederen Gestrüpp nahe des Teichs hat sich der bärtige Rube niedergehockt. Dies ist der Platz, auf dem sich zu dieser Jahreszeit Hunderte von Wildenten tummeln, ehe sie zum Süden ziehen.
Seine Spencer-Rifle hat der Waldläufer neben sich niedergelegt. Er beginnt nun, Schlingen aus fadendünnen Tannenwurzeln zwischen die Zweige zu hängen, etwa in Kopfhöhe der Wildenten.
Die achte Fangschlinge ist gelegt, als es Rube im Unterholz hinter seinem Rücken krachen und splittern hört. Ein bedrohliches Geräusch für jemanden, dem die Wildnis noch fremd ist. Aber Rube hat der Wald geboren. Ohne Hast hebt er seine Spencer-Rifle und richtet sich langsam auf.
Ein wenig schwerfällig dreht er sich um und sieht sich einem ausgewachsenen Braunbären gegenüber. Noch steht das Tier auf allen Vieren zwischen dem Weidengestrüpp, dreht suchend den dicken Kopf im Halbkreis.
„Hailoh, Bruder!“, dröhnt die Stimme des Waldläufers, als befürchte er, dass ihn der Braune übersehen könnte.
Das Ungetüm zuckt zusammen und richtet, sich behände auf. So etwas scheint er noch nicht erlebt zu haben.
Auf seinen Hinterpranken steht der braune Riese nun. Die Tatzen hängen seitlich am Leib herab. Undurchdringlich ist die Miene des dichtbehaarten Gesichts, das dem Trapper nun entgegenblickt. Die kräftige Gestalt des Bären ist vom Pelz dick umhüllt; nur erahnen lässt sich seine reichliche Muskulatur. Neun Fuß mag der dunkelbraune Bursche messen.
Rube tut nun etwas, das einem Städter eine Gänsehaut über den Rücken gejagt hätte.
Jeder zivilisierte Mensch hätte zumindest ein Zucken der Wangenmuskeln gezeigt, stände er einem solchen Riesenbären plötzlich gegenüber. Nicht so Rube. In seinem wild-hübschen vollbärtigen Gesicht findet sich nicht die leiseste Spur von Erschrecken. Im Gegenteil – er zeigt sein kräftiges, perlweiß blitzendes Gebiss, und die wasserklaren, hellblauen Augen leuchten in seltsamem Vergnügen, als er über das Riedgras dem Braunen entgegengeht.
Er bleibt stehen, als er das tiefe, schwere Atmen des Grizzlys vernimmt. Auf acht Yards stehen sie sich gegenüber. Der Bär mit baumelnden Vordertatzen und unwillig schniefend. Rube ebenfalls aufrecht, das Gewehr in der Armbeuge, mit verwegenem Lächeln.
Ein Mann, der die Wildnis versteht, würde mit wohligem Gefühl erkennen, dass sich dieser Mann und der Grizzly irgendwie gleichen. Ähnlich wie den Bären hat die Natur auch den Waldläufer mit rauer Hand, aber zärtlicher Seele geformt.
„Hailoh, Bruder!“, ruft Rube noch einmal mit seiner dunkel-rauen Stimme. „Du kommst mir verdammt recht. Ich kann Talg gebrauchen für meinen neuen Vorrat an Winterkerzen. Und Fleisch von deiner Art habe ich lange nicht mehr zwischen den Zähnen gehabt.“ Rau lacht der Trapper auf. „Und Bärentatze am Spieß schmeckt nicht übel …“
Der Bär grunzt und schnieft. Er fällt wieder auf alle viere nieder, verlagert sein Gewicht von links nach rechts und wieder zurück. Dann stößt er ein tiefes Grollen aus, erhebt sich flink wieder auf die breiten Sohlen und zappelt mit den fünffingrigen Tatzen.
Rube starrt ihn stirnrunzelnd an, leckt sich über die vollen, musisch geschwungenen Lippen und blickt dann missmutig hinunter auf das Gewehr in seinen Fäusten. Als er wieder hochschaut, sieht er fast verlegen aus.
„Hast recht, Alter“, murmelt er. „Mit der Donnerbüchse ist’s nicht fair.“
Rube wiegt das Gewehr in der rechten Faust und wirft es im nächsten Moment dem Grizzly vor die Hinterpranken.
Der Bär, der abwartend und unsicher dastand, knurrt jetzt gereizt. Plötzlich bricht ein röhrender Schrei aus seiner Kehle. Mit tolpatschig wirkenden Wankelschritten nähert er sich dem Waldläufer.
Rube hat sein langes Bowiemesser gezückt und wartet nicht, bis der riesige Braune über ihm ist. Mit dem gleitenden Satz einer Raubkatze schnellt er dem Bären entgegen, zuckt in der gleichen Bewegung blitzartig zurück, und in dem Moment, da der Grizzly den Schritt verhält und mit den Tatzen ins Leere schlägt, springt Rube erneut vor und stößt sein Bowieknife in Herznähe in den Pelz des Braunen
Der Trapper weiß, dass ein Grizzly selbst mit blutender Herzwunde eine Gruppe von Menschen zerfetzen oder einen Mustang zerreißen kann, bis nur noch das Knochengerüst des Opfers übrig ist. Aber die Klinge des Messers ist nicht tief genug in den dicken Pelz gedrungen. Rube reißt das Bowie heraus, lässt sich in der gleichen Bewegung zu Boden fallen und rollt sich wieselschnell zur Seite.
Als er katzengleich wieder auf die Mokassins zu stehen kommt, lacht er dröhnend vor rauer Lust. Breitbeinig, mit leicht eingeknickten Knien, den Oberkörper vorgebeugt, mit gebleckten Zähnen, die Augen sprühend vor Eifer und die messerbewehrte Faust voller Berechnung wiegend, so steht er da. Noch einmal lacht er rau und stoßend, als der Grizzly jäh in rasende Bewegung gerät und mit wütendem Brummen auf ihn losschießt.
Dicht vor ihm ist der Braune, als Rube zur Seite pendelt und den Kopf einzieht. Um ein Haar hätte ihm eine der wild durch die Luft fauchenden Bärentatzen den Schädel zertrümmert. Aber der Waldläufer lacht verwegen.
Blasend und prustend ist der Grizzly über ihm. Und erst nun entwickelt der kraftstrotzende Trapper eine Behändigkeit, die einen zufälligen Beschauer in atemloses Staunen versetzt hätte.
Rube sackte plötzlich in sich zusammen, kauert auf allen Vieren. Im Bruchteil einer Sekunde spannen sich seine Muskeln, er schleudert sich vom grasigen Boden ab und fliegt wie ein Grashüpfer zwei Yards durch die Luft – nach rechts. Wieder kauert er zusammen, stößt sich ab, fliegt nach links zurück. Noch zweimal wiederholt sich das tödliche Spiel. Die Bewegungen des Mannes sind so kühn und schnell, dass der Grizzly, dem die Gereiztheit rasenden Schwung verlieh, mit seinen Tatzen nur Löcher in die Luft zu reißen vermag.
Rube weiß: Er muss dicht in der Nähe des Braunen bleiben. Entfernt er sich zu weit, wird es dem Ungetüm einfallen, sich wieder auf alle viere niederzulassen. Dann wird es mit der Zielsicherheit einer Hornisse hinter ihm herfegen.
Zornbebendes Grollen erfüllt die Luft.
Rube gleitet vor, zurück – und als die Tatzen des Bären zusammenknallen, springt er erneut vor. Wuchtig ist der Hieb mit dem Messer geführt. Diesmal rammt Rube die Klinge bis zum Heft in die Bärenbrust. Es gelingt ihm noch einmal, unter den wild schlagenden Tatzen wegzutauchen. Mit einem Ruck reißt er die Klinge aus dem Pelz, und diesmal ist sie mit dickem, heißem Blut bedeckt.
Röhrend wie ein Hirsch wirft sich ihm der Grizzly entgegen. Rube strauchelt. Die messerbewehrte Faust fährt hoch. Ein mächtiger Schlag mit der Tatze, ein stechender Schmerz in des Trappers Faust, und die Klinge wirbelt blitzend durch die Luft.
Die Wucht des Bärenhiebes hat den Waldläufer halb herumgewirbelt. Aus dem Augenwinkel sieht er die zottige Gestalt des Grizzly bedrohlich nahe. Er sinkt in sich zusammen, spannt alle Muskeln,, um sich seitwärts zu schnellen.
Diesmal gelingt es nicht. Der Braune ist bereits über ihm; sein Anprall lässt den Trapper zurückfliegen. Hart kracht Rube auf den Rücken. Der Grizzly scheint sich noch einmal aufrichten zu wollen, um sich zielsicher auf sein Opfer zu werfen und es unter sich zu begraben. Schwer steht er auf den breiten Sohlen. Die zottigen Arme schwingen bereits, um den Herausforderer zu zerfleischen.
In dem Augenblick donnert der Schuss.
Der Bär dreht sich langsam um, knickt in der Hüfte ein und rumpelt zu Boden. Dann liegt er da, ein dunkelbrauner Hügel aus vibrierendem Fell.
Rube ist keineswegs überrascht. Als er sich hochrafft, lacht er laut und schallend.
,,He, Bruder, kamst gerade recht!“, ruft er dröhnend und bückt sich nach seinem Messer.
Langsam stapft ein Mann aus dem Unterholz. Er ist ebenfalls ganz in fransenbesetztes Hirschleder gekleidet. In der Armbeuge hält er sein Gewehr, das im letzten Moment die rettende Kugel ausspie.
Der Mann ist nur wenig kleiner als Rube, aber bedeutend jünger, vielleicht achtundzwanzig.
„Eine halbe Minute später, und ich hätte keinen schönen Anblick gehabt“, murmelt der Retter, als spreche er von einer dunklen Wolke, die sich am Himmel verzogen habe.
Rube reißt den Rachen des Bären auf.
„Ziemlich alter Bursche, wohl zwanzig Jahre.“ Er untersucht die Brust des Grizzly. „Hast ihn gut erwischt. Drei Fingerbreit unter der linken Brustwarze. Die Kugel hat sein Herz zerrissen.“
Der Jüngere tritt hin, und als Rube sich aufrichtet, sieht man, dass der andere beinahe vollschlank neben dem bärtigen Trapper wirkt. Doch der Schein trügt. Der Mann, der die rettende Kugel schoss, ist alles andere als zart gebaut. Nur mit dem bärenhaften Rube kann er natürlich nicht wetteifern.
Sekundenlang sehen sie sich stumm in die Augen. Rube legt dem anderen die schwere Faust auf die Schulter.
„Das lausige Schicksal meint es gut mit uns, Guy. Stecke ich im Dreck, schickt es dich, damit du mich herausziehst. Neulich lagst du auf dem Kreuz, und es führte mich rechtzeitig hin, um dich beim Wickel zu nehmen.“
„Es ist die Wildnis“, entgegnet Guy leise. Er ist dunkelblond, und sanfter Flaum sprießt in seinem schmalen, scharf geschnittenen Gesicht. „Die Wildnis ist gut zu uns, weil wir uns ihr verschrieben haben.“
„Wir passen prächtig zusammen“, grunzt Rube und lacht dann rau auf. „Du und ich und die Wildnis, wir sind verbrüdert. Wir leben einer für den anderen. Versprich es mir, Bruder Guy: Was auch geschehen mag, wir fassen alles gemeinsam an. Nichts kann uns auseinanderreißen. Wenn wir sterben, sterben wir gemeinsam – und wenn wir lachen, lacht nie einer allein …“
„Ein schöner Schwur, Rube“, nickt der andere und klärt seine Kehle mit tiefem Räuspern. „Wir brauchen die verdammte Zivilisation nicht. Der Wald gehört uns. Und hier finden wir nur Freunde – stumme Freunde, aber sie sind die besten.“
„Guy, Bruder – das hast du höllisch ordentlich gesagt. Gib mir deine verdammte Tatze.“
Guy reicht sie ihm, und dann lacht Rube dröhnend, wild und frei, und sie schütteln die Arme einander wie Pumpenschwengel. Bald fällt Guy in das raue Gelächter ein; laut und ausgelassen. Sie brüllen vor Lachen, und es schallt weit durch den schweigenden Wald.
Die Wildnis …
Ein besonderer Menschenschlag ist es, der sich in den Bann urwüchsiger Landschaften schlagen lässt: Abenteurer, kühne Geister, denen keine Entbehrung zu groß, keine Arbeit zu mühselig ist, um das Fernweh zu stillen, das sie in die unendlichen Weiten treibt.
Die aus Ulmenholz geschnitzten Paddel stechen ins Wasser, und dann geht es leicht und geschwind auf dem ruhig gleitenden Strom dahin.
Das Kanu aus Birkenrinde haben Rube und Guy in fleißiger Arbeit an einem Tag erbaut. Der Boden ist bedeckt mit Wolfs- und Biberfellen, die sie nach Wolf Point bringen wollen.
Wolf Point ist die Handelsstation auf der anderen Seite der Grenze, in Montana. Zudem ist es eine regelrechte Ansiedlung, in der Trapper, Glücksspieler und Abenteurer sich ein Stelldichein geben. Dort lebt auch der Pelzhändler Keith Baber, der den Waldläufer regelmäßig die erbeuteten Felle abnimmt. Wolf Point liegt am Ufer des Frenchman Creek, und dieser Fluss ist es auch, der, weiter im Hinterland, an der Blockhütte Rubes und Guys vorbeiströmt.
Der Paddelschlag der Männer ist gleichmäßig. Die winzigen Wellen, die das Kanu aufgerührt hat, verebben am Ufer.
Guy und Rube schweigen. In dieser Einsamkeit klingen viele Worte gemein.
Von düsterer Schönheit ist die Landschaft. Zu beiden Seiten des Flusses dunkle Tannenwälder wie Mauern des Schweigens. Nirgends eine Lücke, keine Spur eines Menschen. Nur das Wild.
Und plötzlich starkes Rauschen. Sie umrunden die nächste Kurve und sehen vor sich ein wildes Gebrodel; Stromschnellen!
Das Boot beginnt zu schaukeln, als es in die Katarakte gezogen wird. Gewiss, die Männer hätten Zeit gehabt, aufs Ufer aufzufahren, um die gefährliche Flussstrecke zu umgehen und das Kanu über die Portagen zu tragen. Aber Gefahren gehören zur Lebenswürze dieser beiden Wäldler. Unter rauem Gelächter lassen sie sich in den Wirbel des Wassers, zwischen Klippen und Geröll treiben. Mit wilden Paddelschlägen versuchten sie, das Kanu im Gleichgewicht zu halten.
Hier wird der Fluss in ein Chaos regenbogengeäderter Gischt zerbrochen. Das Wasser sprüht und schäumt. Schneeweiße Strudel brausen und tosen. Rasender und gefährlicher wird die Fahrt. Immer wieder droht das Kanu umzuschlagen.
Endlich wird der Strom zwischen zwei schwarze Granitbasteien gedrängt, so glatt fließend, als würde er aus einer Millionen-Gallonenflasche gegossen. Pfeilschnell schießt das Kanu durch die Schlucht. Seine Fahrer lassen die Paddel nun streichen. Noch immer tönt ihr ausgelassenes Gelächter.
Das Boot scheint nicht den geringsten Schaden davongetragen zu haben. Eine nahezu unglaubliche Leistung der beiden Trapper. Der Canyon läuft aus, das gemarterte Wasser strömt wieder ruhig, und nach einer halbstündigen Fahrt an Uferfelsen, Kiefern und Pappeln vorbei erreichen sie das Flussgestade der Ansiedlung Wolf Point.
Sie gleiten aufs Ufer auf, springen ab und ziehen das Kanu auf den moosigen Boden. Als sie das Boot nach Rissen untersucht haben, packen sie die nass gewordenen Felle auf die Schultern und stapfen die Uferneigung hoch.
Auch hier ist der Wald lange nicht zu Ende. Nur ist das Holz im Umkreis von fünfhundert Yards gerodet worden, und inmitten der Rodungsfläche stehen hohe und niedrige Häuser sinnlos durcheinander. Die Menschen scheinen gebaut zu haben, wo der Zufall oder eine plötzliche Laune es wollten. Gleich dahinter beginnen wieder die Wälder von Tannen, Zypressen und Birken, Fichten und Ahornbäumen.
Stimmengewirr und Männergrölen schallen den Trappern entgegen – aus dem Saloon, einem langgestreckten Balkengebäude, dessen Tür aus Flügeln besteht, wie man sie weiter südlich in den Prärie-Towns findet.