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Kuba ist einer der verführerischsten, exotischsten und romantischsten Orte, die ein Fotograf finden kann. Der Fotograf Volker Figueredo-Veliz hat sich ganz diesem Land verschrieben. Er lebte in Havanna und erkundete die Stadt mit seiner Kamera, und zwar jeden Tag, für Wochen, für Monate. Auf der Suche nach wahrhaftigen Bildern, nach dem anderen, dem geheimnisvollen Kuba – auf der Suche nach der Seele Kubas.
Er erlebte jeden Tag als eine Sequenz von Geschichten, die sich vor seinen Augen entwickelten. Kleine unbedeutende Geschichten, Alltagsszenen, stille, poetische Momente genauso wie unerwartete, schräge und schrille. "Los Cubanos" ist eine Aneinanderreihung solcher Geschichten. Es sind Augenblicke, Bilder, mit denen er im Bruchteil einer Sekunde eine Geschichte eingefroren hat, und die er mit diesem Buch wieder zum Leben erwecken möchte. Es sind aber auch Wegpunkte seiner Reise in die Seele Kubas.
Volker Figueredo-Veliz lädt Sie ein, ihn auf diesem Weg ein Stück zu begleiten. Anekdoten und Reportagetexte sowie eine Einführung von Pulitzer-Preisträger Anthony DePalma liefern Hintergründe zu den Bildstrecken.
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Seitenzahl: 114
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Figueredo
Auf der Suche nach der Seele Kubas
Searching for Cuba’s Soul
Figueredo
www.leicahavana.com
Lektorat: Gerhard Rossbach
Lektoratsassistenz: Anja Weimer
Übersetzung: Jeremy Cloot
Copy-Editing: Alexander Reischert, www.aluan.de
English Copy-Editing: Joan Dixon
Layout & Satz: Anna Diechtierow
Herstellung: Stefanie Weidner, Frank Heidt
Umschlaggestaltung: Anna Diechtierow
Druck und Bindung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG,39240 Calbe (Saale)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN dpunkt.verlag:
Print 978-3-86490-858-3
PDF 978-3-96910-551-1
ePub 978-3-96910-552-8
mobi 978-3-96910-553-5
ISBN Rocky Nook:
Print 978-1-68198-857-3
PDF 978-1-68198-858-0
ePub 978-1-68198-859-7
mobi 978-1-68198-860-3
1. Auflage 2021
Copyright © 2021 dpunkt.verlag GmbH
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69123 Heidelberg
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ÜBER DEN AUTOR
EINFÜHRUNG
INTRODUCTION
AUF DER SUCHE NACH DER SEELE KUBAS
SEARCHING FOR CUBA’S SOUL
DER VERGESSENE WACHMANN
WÄHRUNGSREFORM
GEHEIMNIS IMMERWÄHRENDER LIEBE
LUIS, DER SCHWEISSER
ANGEL’S EYES
KUBANISCHE FRAUEN SIND LEGENDÄR
BESTE FREUNDINNEN
EINGEFROREN IN DER ZEIT
LEBEN IN EINEM SAMMELTAXI
MEINUNGSVERSCHIEDENHEITEN
SANTERÍA
RAICES PROFUNDAS
BABALÚ AYÉ
NEUGIERIGE NACHBARN
FIESTA DEL FUEGO IN SANTIAGO DE CUBA
DIE STOLZE MUTTER
DIE MATRIARCHIN
EIN KUBANISCHER ROADMOVIE
HAHNENKAMPF
EIN SONNTAG IN HAVANNA
DIE MUSIKALISCHE LEITERIN VON SINDO GARAY
HEAVY METAL
VIVA CHÁVEZ
EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT
LEERE FLASCHEN ALS WANDSCHMUCK
VON DER REVOLUTION ZUR RESIGNATION
DRAG QUEEN SALMA UND DIE LGBT-GEMEINSCHAFT
DER EWIGE STUDENT
PAY-TV IN HAVANNA
WIE MAN ARBEITSLOSIGKEIT BESEITIGT
MEIN FREUND FIDEL LOPEZ
DAS LEBEN KANN GANZ SCHÖN LUSTIG SEIN
VOR DEM ENTSCHEIDENDEN KAMPF
SPANISCHER TANZ
FISCHER AM MALECÓN
REPARATUR MIT HINDERNISSEN
VERLOBTER GESUCHT
TAGTRÄUME
IRMA
GLAUBENSKONFLIKT
AURORA, DIE WAHRSAGERIN
OUTSIDE LOOKING IN
DIE EINLADUNG
MÄNNER IN EINER BAR
WOZU EINE ALTE KARRE GUT SEIN KANN
JUGEND AM MALECÓN IN HAVANNA
BLUE CHAIR BLUES
WARTEN
NACH DER SCHULE
SEIN EIGENER KÖNIG
LAS PARRANDAS
DER TRAUM VON MIAMI
CAMERA DE TORTURA (DIE FOLTERKAMMER)
DELFINA
DIE EWIGEN REVOLUTIONÄRE
LEBENSFREUDE
HARLISTAS DE CUBA
IRGENDWO UNTERWEGS IN KUBA
DIE KLEINE FÄHRE »LA LANCHITA«
GIBT ES RASSISMUS IN KUBA?
IM KINO
HURRIKAN SANDY 2012
ZU NAHE DRAN
MARIANA
LOS GUARACHEROS DE REGLA
SÜSSE TRAUBEN
EIN SOHN OHNE VATER
KAPITALISMUS WAGEN
KUBA UND DAS US-EMBARGO
KÖNNEN KUBANER SCHWIMMEN?
IN DER SIERRA MAESTRA
STAHLARBEITER
DER REICHE ONKEL AUS FLORIDA ODER: WIE MAN EINEN EXILKUBANER ERKENNT
WENN DER KÜHLSCHRANK KAPUTT IST
EINE REFLEXION ÜBER EINSAMKEIT
RAÚL POSTILLO KUNSTOBJEKT
HURRIKAN IRMA (2017)
SONNTAGS IN CASABLANCA
SCHATZSUCHER
MARIANELLA IM MLC LADEN
IN EIGENER SACHE
VOLKER FIGUEREDO VÉLIZ, geboren 1953 als Volker Büffel, arbeitete nahezu vierzig Jahre bei einem großen Computerhersteller. Nachdem er ein »Early-Retirement«-Angebot angenommen hatte, zog es ihn nach Kuba, wo er auch seine jetzige Frau kennenlernte. Als Fotograf hat er sich mit seinen Bildstrecken zu Kuba weltweit einen Namen gemacht. Er lebte mehrere Jahre in Havanna, hat hier seine fotografische Inspiration gefunden und in Kuba auch Fotoworkshops für Fotografen aus aller Welt angeboten. Mit seiner Leica sucht er immer wieder das, was typisch für Kuba ist, aber von Urlaubern und Besuchern nur selten gesehen wird – oder nicht gesehen werden kann. Dadurch, dass er auch familiär in Kuba Wurzeln geschlagen hat, wurde es ihm möglich, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Er bekam Zugang zu einer Welt hinter den Kulissen des Urlaubslandes, zu dem Alltäglichen, zu den Sitten und Bräuchen, zu den Freuden und Sorgen der Kubaner. Seine Serie »Cuba Inside« wurde in mehreren Galerien in Deutschland ausgestellt. Figueredo lebt mit seiner Frau Somaida und Tochter Yoana seit 2018 in Deutschland, besucht Kuba aber auch weiterhin wann immer es ihm möglich ist.
VOLKER FIGUEREDO VÉLIZ was born Volker Büffel in 1953. He worked for nearly forty years for a large computer manufacturer and, having accepted an offer of early retirement, he headed for Cuba where he met the woman who is now his wife. As a photographer, Figueredo has built up a worldwide reputation with his images on Cuba. He lived for a number of years in Havana, where he found the inspiration for his own personal photography and led photo workshops for people from all over the world. He uses his Leica to capture everything that is typically Cuban but that is seldom seen by holidaymakers or other visitors to the island. His family connections have enabled him to gain his subjects’ trust and have given him access to the everyday world of local customs and traditions, as well as the joys and worries that otherwise remain hidden behind the scenes of the tourist-friendly Cuba that the rest of the world gets to see. His »Cuba Inside« collection has been shown in multiple galleries across Germany. In 2018, Figueredo relocated to Germany with his wife Somaida and their daughter Yoana, but he still visits Cuba as often as he can.
Für/for Daniel & Meike, Aline & Johann, Cyane, Hanna, Willa Somaida & Yoana
Die Wahrheit ist: Kuba sieht aus der Ferne am besten aus – ein Bild randvoll mit Autos aus den 50ern, ewig langen Zigarren und funky »Buena Vista«-Bars, wo der Mambo spielt, solange der Rum fließt. Aber sobald du nah heranzoomst und Macken, Flecken, Rost und die verrotteten Details ins Blickfeld rücken, wird offenbar, dass die Stoßstangen an dem coolen 1957er Chevrolet Bel Air bis unter die hochpolierte Oberfläche durchgerostet sind, dass die zigarrenkauende Dame nur deshalb posiert, weil ein Dollarschein winkt, und dass »Guantanamera«, Alberto Kordas engelhafter »Che« und andere billige Symbole kubanischer Authentizität die Straßenecken und Parkbänke von Pinar del Río bis Baracoa infiziert haben. Die Sache mit Kuba ist, dass es sich immer und immer wieder anbietet: Szene um Szene, jederzeit bereit, sich zu verkleiden, um sich zu verkaufen, wie man es von Kuba erwartet.
Es braucht jemanden mit einem scharfen Blick und einem großen, offenen Herzen wie dem von Figueredo, um Kuba ganz nahe zu kommen und das sichtbar zu machen, was selten gesehen wird: Scham und Stolz in gleichem Maße sowie diese ungebremste Freude eines Volkes, das so viel Unerfreuliches erlebt hat – und immer noch erlebt. Vielleicht ist am erstaunlichsten, wie es Figueredo mit einem freundlichen Handschlag und seiner vertrauten Leica gelingt, eben das einzufangen, was am flüchtigsten ist – das, was eigentlich nicht da ist, nämlich die Leere eines in der Öffentlichkeit gelebten Lebens. Ein leerer Raum, der jedoch ausgefüllt wird mit allem, was nicht zu sehen ist, mit allem, was fehlt. In vielen dieser bemerkenswerten Bilder stehen die Männer ohne Hemd da, die Frauen zeigen sich ohne jegliche Scham und die Zimmer sind so nackt und kahl wie die Regale in der Bodega lange vor Monatsende. In diesen Fotos der Abwesenheit ist der Rahmen mit Mitgefühl und Verständnis gefüllt, als wäre dieses Nichts etwas elementar Bedeutendes, wesentlich und existenziell wichtig.
Die Kubaner nennen es »Cubanidad«. Diese verrückte Idee, dass ihre Insel nicht nur »die Perle der Karibik« ist, wie sie seit Jahren genannt wird, sondern auch die physische und spirituelle Verkörperung des wahren Paradieses auf Erden. Sie sind das auserwählte Volk, auserwählt von sich selbst. Schauen Sie genau auf Figueredos Bild von Lazaro, wie er einen fast leeren Raum bewacht, umgeben von abblätternder Farbe und den verlorenen Ansprüchen, die Kuba im letzten Jahrhundert geprägt haben. Er denkt nicht daran, sich zu entschuldigen oder überhaupt anzuerkennen, dass es einfach verrückt ist, eine fast wertlose Sammlung weiterhin zu beschützen, nur weil es ihm damals nach der Revolution so befohlen wurde. Das ist Cubanidad. Man kann den Blick nicht abwenden von der jungen Mutter, die kein Quäntchen Scham zeigt, wenn sie ihr Kind öffentlich stillt, so majestätisch und stolz wie eine Königin am Hof, unerschütterlich überzeugt von ihren weiblichen Kräften und dem glühenden Hochmut des kubanischen Daseins. Cubanidad eben.
Was Figueredo hier gelingt, ist tief in die Seele von Kuba einzutauchen, um ihre Essenz, ihre Cubanidad herauszuarbeiten und auch für all jene sichtbar zu machen, die schon immer ihr klar definiertes Bild von Kuba pflegten: mit den wirbelnden Hüften von langbeinigen Tropicana-Mädchen, pulsbeschleunigenden Bildern alter Autos, kräuselndem Rauch von Luxus-Zigarren und – vielleicht mehr als alles andere – dem prophetenhaften Antlitz von Fidel. 2016, als Castro starb, malten sich Schulkinder »ich bin Fidel« auf die Stirn und salutierten am Wegrand, als sich der Leichenzug von Havanna zu seiner letzten Ruhestätte in Santiago schlängelte. Diese Kinder sind aber nicht Fidel. Und Fidel war nicht – ist nicht – Kuba. In all den Bildern dieses Buchs kommt Fidel nur ein einziges Mal vor: von der Wand in Delfinas trostloser Wohnung herabstarrend, mitten in den Ruinen von Havannas altem Barrio Chino, dem »Chinatown« der Hauptstadt.
Nein, hier in der Welt von Figueredo ist Fidel verschwunden, und sein Abbild in den Seelen der Kubaner verblasst ziemlich rasch. Jene, für die ein Leben ohne ihn früher unvorstellbar war, werfen sich heute ins Leben, ohne einen einzigen Gedanken an ihn zu vergeuden. Schauen Sie Carlos und Lourdes an, deren Ehe 48 der 60 Revolutionsjahre überdauert hat, gestützt auf Versprechungen und erdrückt von Entbehrungen. Ihre Liebe hält aber Stand und ihre Verbundenheit leuchtet so hell wie eh und je. Sie warten in der örtlichen Bodega unter einer Tafel, die die Realität ihres schmalen Lebensrahmens aufzeigt. Sie kaufen Reis für ein paar Cent pro Pfund und die unabdingbaren schwarzen Bohnen für das Doppelte. Aber sie dürfen nur so viel kaufen, wie ihnen die Regierung jeden Monat zuteilt, und das auch nur, bis die Regale leer sind. Carlos und Lourdes – was sie alles gesehen, geträumt und vor allem verloren haben.
Diese Bilder zeigen uns ein Kuba, das der Welt sonst verborgen bleibt. Dies ist nicht das Land der Varadero-Touristen oder des restaurierten Habana Vieja mit seinen Hotelzimmern für 700 Dollar die Nacht. Es gibt keine falsche Pietät in Figueredos Blick auf Kuba, wenn er durch die Straßen von Alt-Havanna streift oder die Reste des kolonialen Bayamo erforscht, 750 halsbrecherische Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Er verbringt seine Zeit damit, an Türen zu klopfen, über Terrassen zu schleichen, auf klapprige Treppen zu steigen oder stundenlang auf das richtige Licht oder die schönste Sonne – oder einfach auf die perfekte Fügung von Mensch, Ort und Idee – zu warten. Er ist kein Spanner in einem gescheiterten Staat, der in seiner Tarnweste flaniert und fotografiert, ohne um Erlaubnis zu bitten. Um diese Bilder festzuhalten, geht er direkt auf die Menschen zu, erklärt seine Mission und drückt nur auf den Auslöser, wenn ihm ihre Zustimmung sicher ist. Die Kubaner, die er fotografiert, öffnen sich vor seiner Kamera und halten sich nicht zurück. Durch sein Objektiv zeigen sie sich dem Betrachter dieser Bilder ebenso offen wie unverstellt.
Die Kubaner leben genau so, wie Figueredo sie vorfindet. Sie beharren trotzig auf ihrem Optimismus, während sie sich durch die Plackerei einer teils sinnlos erscheinenden Existenz kämpfen. Der Fotograf versucht nicht, die Verlogenheit und den Irrsinn des kubanischen Alltags mit Filtern oder künstlerischen Blickwinkeln zu verschleiern. Die Wertlosigkeit des Zimmers, das Lazaro endlos hütet, ist unübersehbar, genauso wie das brutale Schicksal von Miguels Vater, der 20 Jahre hinter Gitter musste, weil er eine Kuh gestohlen und das Fleisch an seine hungernden Nachbarn verkauft hatte. Wenn er einen Menschen umgebracht hätte, wäre seine Strafe milder ausgefallen! Woanders werden Tage, Wochen, Monate oder auch Jahre verschwendet beim Versuch, eine zerbröckelnde Wohnung vor dem kompletten Verfall zu bewahren oder einen verendenden Chevy wieder zum Laufen zu bringen. Dies ist der Stoff der kubanischen Träume, das sterbende Beiwerk kubanischer Realität.
Dieses Kuba, Figueredos Kuba, ist so persönlich wie das Spiegelbild einer alten Frau, so poetisch wie die Kälte in Angels mahnenden Augen, so grausam und gleichzeitig hypnotisierend wie ein Hahnenkampf und so befreiend wie die fünfminütige Fahrt in der Fähre nach Regla – ein Ausflug, der bei Kubanern zumeist ein euphorisches Gefühl des Entrinnens auslöst, auch wenn sich dies eigentlich immer als Fata Morgana entpuppt. Dieses kubanische Leben ist grob geschliffen, ungehobelt und frei von regierungstreuem Spektakel. Hier werden nicht die heldenhaften Reden der Gebrüder Castro am Plaza de la Revolución am Maifeiertag geehrt, sondern der 81-jährige Veteran Alejandro, wie er seine Orden und Abzeichen für Dienste an der Revolution entstaubt und an seine Brust hängt – so stolz auf seine Vergangenheit wie unsicher bezüglich seiner Zukunft.