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Eingestürzte Dächer, zerschlagene Fenster oder bröckelnde Fassaden lösen bei Ihnen nicht nur Angst, sondern auch eine gewisse Faszination aus? Dann wird Sie Berlin und dieser Guide glücklich machen. Neben verlassenen Orten wie Bunkern stehen in Berlin und Brandenburg auch ganze Fabriken, ein Kernkraftwerk, Herrenhäuser oder ehemalige Gefängnisse leer. Dieses Buch erzählt die Geschichten hinter den Lost Places und verrät, wo sie zu finden sind.
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Seitenzahl: 139
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Kapitel 17: Verlassenes Riesenrad im Spreepark
Corinna Urbach | Christine Volpert
33 vergessene, verlassene undunheimliche Orte
Vorwort
Verhaltensregeln im Lost Place
INDUSTRIE
1Das »Schloss im Norden«
Bötzow-Brauerei an der Prenzlauer Allee
2Verblasste Strahlkraft
Kernkraftwerk Rheinsberg
3Darauf hat Berlin gebaut
Museumspark Rüdersdorf
4Handgeschöpftes Büttenpapier aus der DDR
Papierfabrik Wolfswinkel
5Zurückbleiben, bitte!
Die stillgelegte Siemensbahn
6Gigantischer Industriekoloss
Chemiewerk in Rüdersdorf
ZWEITER WELTKRIEG
7Lost City
Garnisonsstadt Jüterbog
8Hitlers Germania
Schwerbelastungskörper
9Brote für den Krieg
SS-Brotfabrik Sachsenhausen
10Trügerische Idylle
SS-Wohnsiedlung in Ravensbrück
DDR
11Isoliert und streng bewacht
ABOAG-Betrieb in Treptow
12Geheimobjekt 05/206
Atombunker Garzau
13Klangerlebnis
Funkhaus Nalepastraße
14Folter im Sperrgebiet
Gefängnis der sowjetischen Spionageabwehr
15Ausgekundschaftet
Irakische Botschaft
16Sport frei
Sporthotel Hohenschönhausen
17Und es dreht sich doch
Spreepark Berlin
18Industriekultur
Transformatorenwerk und Kabelwerke
19Idylle am Röblinsee
VEB Kraftfuttermischwerk
20Niemandsland
VEB Kühlautomat
21Blutige Bandenkriege
Vietnamesen-Wohnheim
22Zutritt verboten
»Verbotene Stadt« in Wünsdorf
23Totale Kontrolle
Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit
BESONDERE ORTE
24Frische Luft
Beelitz-Heilstätten
25Mayday, mayday!
Flugplatz Karlshorst
26Mönche und Quacksalber
Franziskaner-Klosterkirche
27Eskurial von Ruppin
Herrenhaus Gentzrode
28Unterricht fällt aus
Institut für Anatomie der FU
29Das modernste Krankenhaus in Europa
Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weissensee
30Kein Land in Sicht
Schiff Dr. Ingrid Wengler
31Höchst ausgeklügelt
Schrotkugelturm in Berlin-Rummelsburg
32Trockenschwimmen in Endlosschleife
Hubertusbad in Lichtenberg
33Der Feind hört mit!
US-Abhörstation auf dem Teufelsberg
Register
Impressum
Kapitel 2: Kernkraftwerk Rheinsberg
Kapitel 7: Lost City Jüterbog
Kapitel 17: Spreepark Berlin
Kapitel 18: Kabelwerke Oberspree
KAPITELÜBERBLICK
1Das »Schloss im Norden«
2Verblasste Strahlkraft
3Darauf hat Berlin gebaut
4Handgeschöpftes Büttenpapier aus der DDR
5Zurückbleiben, bitte!
6Gigantischer Industriekoloss
7Lost City
8Hitlers Germania
9Brote für den Krieg
10 Trügerische Idylle
11 Isoliert und streng bewacht
12 Geheimobjekt 05/206
13 Klangerlebnis
14 Folter im Sperrgebiet
15 Ausgekundschaftet
16 Sport frei
17 Und es dreht sich doch
18 Industriekultur
19 Idylle am Röblinsee
20 Niemandsland
21 Blutige Bandenkriege
22 Zutritt verboten
23 Totale Kontrolle
24 Frische Luft
25 Mayday, mayday
26 Mönche und Quacksalber
27 Eskurial von Ruppin
28 Unterricht fällt aus
29 Das modernste Krankenhaus in Europa
30 Kein Land in Sicht
31 Höchst ausgeklügelt
32 Trockenschwimmen in Endlosschleife
33 Der Feind hört mit!
Kapitel 23: Ministerium für Staatssicherheit
In keiner anderen Stadt Deutschlands kann man so viel Historie hautnah erleben wie in Berlin. Durch die wechselvolle Vergangenheit könnten zahlreiche alte Gebäude und Ruinen sicher einmalige Geschichten erzählen. Auch wenn sich Berlin in den letzten Jahren immer rasanter verändert, gibt es dennoch viele verlassene Orte und baufällige Häuser, um die sich scheinbar niemand mehr kümmert. Lost Places finden sich in der Hauptstadt und auch in Brandenburg an diversen Orten. Einige wurden in den vergangenen Jahren aufwendig saniert, viele stehen weiterhin leer. Wind und Wetter haben ihre Spuren hinterlassen, Bäume wachsen auf den Dächern, Fenster sind eingeschlagen. Solche Orte versprühen zurecht für viele eine Faszination. Lost Places haben oft etwas Düsteres und Geheimnisvolles. Eine gewisse morbide Schönheit. Gleichzeitig schwingt auch eine Art Melancholie mit. Warum stehen diese teilweise so schönen Gebäude seit Jahren leer? Es ist schade und traurig, und mit jedem weiteren Jahr Leerstand wird ein Abriss vermutlich unausweichlicher. Bis dahin kann man sich die Vielzahl an Lost Places in Berlin und Brandenburg aber noch ansehen. Zumindest von außen, denn es gilt stets »Betreten verboten«. Auch wenn es oft nicht den Anschein macht, haben alle Gebäude und Gelände einen Eigentümer. Wie bereits erwähnt, werden einige der Lost Places nach und nach saniert. Es kann also sein, dass so zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches einige Lost Places gar nicht mehr so »lost« sind.
Bei den verlassenen Orten in diesem Buch ist die Zeit wahrlich stehen geblieben. Bei unserer Recherche sind wir auf Hunderte verlassener Gebäude gestoßen. In diesem Buch haben wir eine bunte Mischung zusammengestellt. Dabei war es auch für uns als Ur-Berliner interessant, zum einen die Geschichte verlassener Gebäude zu erfahren, an denen wir schon häufig vorbeigefahren sind. Zum anderen haben wir bei der Suche Orte und Ecken unserer Stadt entdeckt, die wir so noch nicht kannten. Die Auswahl von Lost Places in Berlin und Brandenburg ist dabei so vielfältig wie die Geschichte und die Region an sich. Die berühmten Beelitz-Heilstätten, verlassene Kasernen und VEB-Betriebe sind sicher vielen ein Begriff. Darüber hinaus finden Sie in diesem Buch aber auch ein Kernkraftwerk, ein wunderschönes Herrenhaus, ein Krankenhaus und sogar ein Schiff – allesamt verlassen und vergessen.
Was bedeutet VEB? VEB ist die Abkürzung für Volkseigener Betrieb und war die gängige Betriebsform in der DDR. Der Name ist jedoch etwas irreführend. Die Betriebe gehörten natürlich nicht dem Volk, sondern dem Staat. Diese Betriebsform entsprach jedoch der kommunistischen Philosophie vom gesellschaftlichen Eigentum. Produktionsbetriebe in der DDR gingen so nach und nach in Volkseigentum (also Staatseigentum) über. In vielen Fällen jedoch nicht freiwillig, sondern durch Enteignung und Verstaatlichung.
Kapitel 19: VEB Kraftfuttermischwerk in Fürstenberg
1. Behandeln Sie die Orte mit Respekt Jedes Bauwerk und jedes Gebäude erzählt eine Geschichte aus vergangenen Tagen. Dies gilt es zu schützen. Und auch wenn es teilweise nicht so aussieht, hat jeder Lost Place einen Eigentümer. Das sollten Sie respektieren. Betreten Sie keine Gebäude oder Grundstücke unbefugt, zerstören oder beschädigen Sie nichts, öffnen Sie nichts gewaltsam. Sind Fenster oder Türen verschlossen, soll das auch so bleiben. Gehen Sie in jedem Fall respektvoll mit dem Ort um.
2. Nehmen Sie nichts mit, lassen Sie nichts da Wenn Sie etwas von einem Lost Place mitnehmen, und sei es noch so klein, ist es Diebstahl, denn alle diese Orte haben einen Eigentümer. Daher gilt die Regel: Alles bleibt, wie es ist. Belassen Sie es bei den schönen Einblicken und Fotos, die Sie an solchen Orten machen. Das bedeutet auch: Lassen Sie nichts zurück. Keine Essensreste, keine Kaugummis, keine Zigarettenkippen.
3. Rauchen verboten Das bringt uns zum nächsten Punkt: Rauchen ist hier generell verboten. Zollen Sie dem ehrwürdigen Ort Respekt und verzichten Sie für die Zeit, die Sie da sind, auf das Rauchen. Zigarettenkippen brauchen nicht nur 15 Jahre zum Verrotten (sie sollten übrigens nirgends achtlos weggeworfen werden), sondern sie können schnell ein verheerendes Feuer verursachen.
Kapitel 22: Verbotene Stadt Wünsdorf
Kapitel 7: Panzerkaserne Forst Zinna
Kapitel 22: Ehemaliges streng bewachtes Sperrgebiet
4. Keine Graffitis Dass Sie nichts hinterlassen sollen, gilt auch für »Kunstwerke« an den Wänden. Lassen Sie Wände und Mauern, wie sie sind. Auch die Menschen nach Ihnen sollen den Ort so erleben können, wie er ist.
Kapitel 26: Franziskaner-Klosterkirche
5. Seien Sie vorsichtig Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das gilt vor allem bei Lost Places. Marodes Holz, verrostete Geländer, einsturzgefährdete Decken, lockere Böden (teilweise befinden sich noch Kellergeschosse darunter), eingeschlagene Fenster – die Liste der Gefahren an solchen Orten ist lang. Seien Sie daher immer wachsam. Begeben Sie sich niemals in Gefahr – auch nicht für das eine Foto. Das ist es nicht wert. Treppen und obere Etagen sind eine gängige Gefahrenquelle. Schauen Sie sich den Zustand der Treppe und der Decke genau an. Nehmen Sie auch eine Taschenlampe für dunkle Räume und Keller mit.
6. Gehen Sie nicht allein Es ist ratsam, immer mindestens zu zweit, besser noch zu dritt einen Lost Place zu besuchen. Da gilt die alte Regel: Ist eine Person verletzt, bleibt die zweite vor Ort und die dritte holt Hilfe. Zudem weiß man nie, wen man vor Ort trifft. Plünderer, Spinner oder Betrunkene sind auch oft in Lost Places anzutreffen. Da ist es beruhigender, nicht allein unterwegs zu sein. Das alles gilt natürlich nur, wenn Sie die Erlaubnis haben, einen Lost Place zu betreten. Da die Lost Places in der Regel in Privatbesitz sind, heißt es sonst generell »Betreten verboten«. Auch, wenn das Tor angelweit aufsteht oder ein riesiges Loch im Zaun klafft.
Ausrüstung Wir empfehlen Folgendes beim Erkunden der Lost Places und ihrer Umgebung:
•Festes Schuhwerk, hohe Socken (Schutz vor Zecken)
•Reißfeste Kleidung, ggf. leichte Regenjacke
•Kamera inkl. Zusatzakku, Speicherkarten, Stativ
•Proviant und Getränke (nehmen Sie aber alles wieder mit)
•Kopf- oder Stirnlampe, um die Hände frei zu haben
•Taschenlampe mit weitem Winkel für Keller und dunkle Räume
•Taschenmesser
•Aufgeladenes Handy (ggf. Powerbank)
•Notizblock und Stift
•Pflaster und Taschentücher für Verletzungen
•Mücken- und Zeckenspray
Kapitel 24: Beelitz-Heilstätten
Kapitel 4: Papierfabrik Wolfswinkel
Die einst größte Berliner Privatbrauerei machte zu ihren Hochzeiten sogar den bayerischen Brauereien Konkurrenz. Doch warum wird nun kein Bier mehr gebraut?
Kollwitzkiez, Bezirk Prenzlauer Berg, Berlin Ort Prenzlauer Allee 242, 10405 Berlin GPS 52.530295, 13.418247 Anfahrt Mit der Tram M2 bis zum Halt Prenzlauer Allee/Metzer Straße und man ist direkt dort. Nimmt man die Tram M8 bis zum Halt Mollstraße/Prenzlauer Allee oder die U2 bis zum Senefelderplatz, ist es noch ein kleiner Fußweg bis zum Ziel.
Denkmalgeschütztes Areal mit langer Geschichte Die gelb-roten Klinkerbauten an der Prenzlauer Allee 242–247 sind – zumindest im Winter – nicht zu übersehen. Man kann auch jederzeit von der Saarbrücker Straße einen Blick auf das Gebäudeensemble werfen, was das Ganze nicht weniger beeindruckend macht. Am besten sollte man das Gelände und seine langjährige Geschichte jedoch bei einer offiziellen Führung erkunden. Dann sieht man auch die alten Lagerkeller, die sonst nicht zugänglich sind.
Klinkerbauten der Bötzow-Brauerei
Schier endlose Gänge verbanden die zahlreichen Gewölbekeller, in denen das Bier gelagert wurde.
Getränk des Volkes Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Berlin vor allem obergäriges Bier hergestellt. Das Lieblingsprodukt der Berliner Brauereien und ihrer Kunden war die Berliner Weisse. Sie wurde im Fass produziert und musste anschließend in der Flasche reifen. Das bekannte Berliner Bier konnte leider weder direkt ausgeschenkt noch lange gelagert werden. Das war mit den untergärigen Lagerbieren hingegen kein Problem, weshalb diese langsam ihren Siegeszug antraten. Julius Bötzow, der Enkel eines Spirituosenfabrikanten, hatte das früh erkannt. Zusammen mit seinem Onkel Franz gründete er 1864 eine Brauerei an der Alten Schönhauser Straße und beschloss, untergäriges Bier zu brauen. Auch wenn der Herstellungsprozess aufwendiger als bei obergärigem Bier war und Kühlkeller erforderlich waren, wurden diese vermeintlichen Mühen leicht durch die Vorteile der längeren Haltbarkeit und industriellen Herstellung aufgewogen. Die Nachfrage wuchs und Julius Bötzow produzierte bald mehr Lagerbier als die Konkurrenz.
Eine Expansion war unausweichlich Mit dem nahe gelegenen Windmühlenberg, einem hügeligen Gelände vor den Toren Berlins, war schnell der ideale Ort für die neue Produktionsstätte gefunden. Hier gab es ausgezeichnetes Grundwasser und ausreichend Platz für die 4000 Quadratmeter großen Gewölbekeller, in denen das Bier kühlen und reifen sollte. 1884 wurde der Grundstein gelegt und bereits ein Jahr später mit der Bierherstellung begonnen.
Größte Privatbrauerei Norddeutschlands Das Brauereigelände war weitläufig und beeindruckte mit neuester Technik wie Tiefbrunnen, Dampfmaschine und elektrischem Licht. Neben der technischen Ausstattung legte Julius Bötzow aber auch Wert auf ein ansehnliches Äußeres. Die gelb-roten Klinker und vielen Rundbogen verliehen der Brauerei ihr besonderes Antlitz. Der riesige Biergarten mit einem im Rokoko-Stil erbauten Orchesterpavillon bot 6000 Gästen Platz und wurde schon nach kurzer Zeit zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Berliner strömten zum Windmühlenberg, der fortan nur noch Bötzow-Berg hieß. Am Ende des 19. Jahrhunderts gehörten Bierkutscher ebenso wie der Duft von Bierwürze zum Berliner Alltag. Die Stadt war mit ihren etwa 130 Brauereien zeitweise sogar der größte Bierproduzent Europas. In diesem Zusammenhang wurde Julius Bötzow 1886 eine besondere Ehre zuteil. Als erster Brauer im Deutschen Reich durfte er sich mit dem Titel »Hoflieferant Seiner Majestät des Königs von Preußen« schmücken. Diese Auszeichnung steigerte den Bekanntheitsgrad verdientermaßen zusätzlich. In den Folgejahren wurde die Brauerei immer wieder um- und ausgebaut, sodass sie zeitweise als größte Brauerei Norddeutschlands galt. Von besonderer Bedeutung waren für die Familie Bötzow aber nicht nur die Firmengebäude, sondern auch der Bau des eigenen Wohnhauses auf dem Areal der Brauerei. Wegen ihrer Größe und der prunkvollen Ausstattung erhielt die im Jahr 1900 fertiggestellte Villa den Namen »Schloss im Norden«. Ob dies der Work-Life-Balance des Schlossherren Julius Bötzow dienlich war, ist nicht überliefert, aber mit seinem Ableben kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hinterließ er seiner Familie ein florierendes Unternehmen.
Niedergang der Brauerei Auch wenn der Familienbetrieb technisch nach wie vor auf dem neuesten Stand war, konnte er in den Folgejahren nicht mehr mit den in Aktiengesellschaften (AG) umgewandelten Großbrauereien mithalten. 1927 wurde die Bötzow-Brauerei zwar selbst zur AG und unterstützte mit den Aktienerlösen zahlreiche kulturelle und soziale Projekte innerhalb Berlins, doch die goldenen Zeiten waren nun endgültig vorbei. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Großteile des Brauereigeländes zerstört. Der Rokoko-Pavillon, das »Schloss im Norden« und einige Produktionsanlagen fielen den Kriegswirren zum Opfer. Auch wenn die Produktion 1948 wiederaufgenommen und ab 1949 als VEB Bötzow fortgeführt wurde, konnte das nicht die Stilllegung des Betriebs zum Ende desselben Jahres abwenden. Die Anlagen wurden 1950 demontiert und größtenteils von anderen Ostberliner Brauereien übernommen. Die Gebäude der ehemaligen Brauerei dienten nun vor allem als Lagerhallen für Fisch und Genussmittel.
Nicht alle Türen führen zum Ziel.
Immer gut zu wissen, wo der Notausgang ist.
Pläne für eine Umgestaltung des Geländes Mit der Wiedervereinigung wuchs die Ungewissheit über die Zukunft des Geländes. Im Jahr 1990 stellte man das Bötzow-Areal unter Denkmalschutz und in den Folgejahren wechselte es mehrfach den Besitzer. Das Grundstück erfuhr verschiedene Zwischennutzungen, bis es Ende 2010 vom Unternehmer Hans Georg Näder erworben wurde. Zusammen mit dem Architekten David Chipperfield, der die Sanierung des Neuen Museums und den Bau der James-Simon-Galerie in Berlin verantwortete, möchte er das Areal für die zukünftige Nutzung umgestalten. Die ursprüngliche Bausubstanz mit ihren großen Freiflächen wird, so der Plan, weitestgehend erhalten bleiben und auch ein Biergarten soll hier wieder entstehen.
In der näheren Umgebung, also fußläufig, gelangen Sie zum Kollwitzplatz mit seinem Wochenmarkt, zahlreichen Cafés und Restaurants sowie den vielen kleinen, inhabergeführten Geschäften, die zum Bummeln einladen. Die etwas turbulentere Schönhauser Allee und der Alexanderplatz sind ebenfalls nicht weit entfernt. Sollten Sie es etwas ruhiger mögen, empfiehlt sich ein Spaziergang zum Volkspark Friedrichshain.
Was passiert eigentlich mit stillgelegten Kernkraftwerken? In Rheinsberg, im Norden von Brandenburg, kann man sich dies zum Beispiel bei einer Führung ansehen.
Rheinsberg, Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg Ort Am Nehmitz See 1, 16831 Rheinsberg GPS 53.1478055, 12.9882277 Anfahrt Mit dem Auto über die B167 bis Gransee, dann weiter auf der L222. In Stechlin links abbiegen auf die Roofenstraße. Dieser Straße folgen Sie ca. 4 km.
Kraftwerk mit Aussicht Es ist idyllisch gelegen zwischen Großem Stechlinsee und Nehmitzsee, umgeben von Wald und Natur – das ehemalige Kernkraftwerk Rheinsberg. Man würde es vielleicht nicht vermuten, aber hier, hoch oben im Norden von Brandenburg, befindet sich das erste kommerziell genutzte Kernkraftwerk der ehemaligen DDR. Im Mai 1966 wurde es feierlich in Betrieb genommen, der Dauerbetrieb begann dann im Oktober 1966. Angedacht war zunächst eine Laufzeit von 20 Jahren. Nach aufwendigen Rekonstruktionsarbeiten konnte diese dann 1986 um weitere fünf Jahre verlängert werden. Die eigentliche Abschaltung sollte somit 1992 erfolgen. Nach 24 Jahren wurde es wegen anstehender umfangreicher Anpassungen im Zuge nunmehr geltender gesamt-deutscher Gesetzgebung (AtG) bereits 1990 geschlossen und abgewickelt.
Eines der ersten Versuchs- und Forschungskraftwerke weltweit Hier kam auch der erste Kernreaktor, der von der Sowjetunion exportiert wurde, zum Einsatz. Neben der Stromerzeugung war dieses Kraftwerk auch eine wichtige Forschungs- und Ausbildungsstätte in der DDR. Getreu dem Motto »Vorwärts immer, rückwärts nimmer« wurden in dem VE Kombinat Kernkraftwerke Bruno Leuschner einst Atome gespalten, um die DDR mit Energie zu versorgen. Für die über 600 Mitarbeiter des Betriebs baute man in der Stadt Rheinsberg eine eigene Wohnsiedlung. Bis zum Zeitpunkt seiner Schließung leistete das Kraftwerk etwa 130.000 Betriebsstunden.
Die Schaltzentrale des Kernkraftwerks
Demontage des Reaktors Viele Teile des Kraftwerks sind im Lauf der Jahre demontiert und zerlegt worden. Dies geht bei einem Gebäude dieses Typs jedoch selten problemlos vonstatten. Verschiedene Materialien erfordern unterschiedliche Herangehensweisen. Beton zerschneidet man mit diamantbeschichteten Sägen, Stahl wird mithilfe von Trennschleifern (sog. Flexen) zerlegt. Die Demontage des Reaktorbehälters war hierbei jedoch die eigentliche Mammutaufgabe. Um zunächst den Ausbau der Einbauten zu bewerkstelligen, wurden die Abklingbecken in der Reaktorhalle vollständig mit Wasser geflutet. Über einen Leitstand zwischen Reaktorhalle und Maschinenhaus konnte man dann mittels Kamera und Joystick die Ausbauarbeiten steuern. Für die eigentliche Zerlegung der Reaktoreinbauten unter Wasser wurden spezielle Sägen sowie ein Plasmaschneider verwendet. Die hohe Energiedichte des vom Plasmaschneider erzeugten Lichtbogens lässt das Material regelrecht schmelzen. Der Reaktorbehälter selbst wurde ins Zwischenlager Lubmin in der Nähe von Greifswald gebracht.
Seit 30 Jahren steht das Werk nun still.
Kontaminierte Gebäude