Love Of My Life - A.C. Hurts - E-Book
SONDERANGEBOT

Love Of My Life E-Book

A.C. Hurts

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wir kennen es alle: Eine Frau wird entführt, vergewaltigt und gefoltert. Dieser Plot ist in nahezu jedem Hardcore-Thriller zu lesen. Nicht so bei A. C. Hurts, Meisterin des Grauens und Gemetzels. Die Jungautorin wagt sich in wildes Gewässer, bricht die goldenen Regeln und dreht den Spieß um. Und nun stell dir vor, du bist ein Mann, wirst verschleppt und jemand entfesselt deinetwegen die Hölle. Was tun? Aaron begeht den Fehler seines Lebens und weist die Avancen des reichen Geschäftsmannes Oscar zurück. Dafür muss er büßen, denn der Verschmähte verzehrt sich vor sexueller Gier. Der junge Personaltrainer erwacht hilflos und angekettet in einem Bootcamp der speziellen Art. Eine qualvolle Entführungsodyssee nimmt ihren Lauf, begleitet von Folter und medizinischen Experimenten. Das Ziel: Aarons Konditionierung zum gefügigen Lustobjekt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

LOVE OF MY LIFE

REDRUM VERLAGSPROGRAMM

REDRUM

LOVE OF MY LIFE

1.Auflage

(Deutsche Erstausgabe)

Copyright © 2017 dieser Ausgabe bei

REDRUM BOOKS, Berlin

Verleger: Michael Merhi

Lektorat: Marion Mergen

Korrektorat: Ines Lüders

Umschlagsgestaltung und Konzeption:

MIMO GRAPHICS unter Verwendung einer

Illustration von Shutterstock

Klappentext: Jutta Wiese

ISBN 978-3-95957-046-6

Mail: [email protected]

www.redrum-books.com

Youtube: Michael Merhi Books

Facebook Seite: REDRUM BOOKS

Facebook-Gruppe: REDRUM BOOKS

A.C. HURTS

LOVE OF MY LIFE

Zum Buch

Wir kennen es alle: Eine Frau wird entführt, vergewaltigt und gefoltert. Dieser Plot ist in nahezu jedem Hardcore-Thriller zu lesen. Nicht so bei A. C. Hurts, Meisterin des Grauens und Gemetzels. Die Jungautorin wagt sich in wildes Gewässer, bricht die goldenen Regeln und dreht den Spieß um.

Und nun stell dir vor, du bist ein Mann, wirst verschleppt und jemand entfesselt deinetwegen die Hölle.

Was tun?

Aaron begeht den Fehler seines Lebens und weist die Avancen des reichen Geschäftsmannes Oscar zurück. Dafür muss er büßen, denn der Verschmähte verzehrt sich vor sexueller Gier. Der junge Personaltrainer erwacht hilflos und angekettet in einem Bootcamp der speziellen Art. Eine qualvolle Entführungsodyssee nimmt ihren Lauf, begleitet von Folter und medizinischen Experimenten. Das Ziel: Aarons Konditionierung zum gefügigen Lustobjekt.

»Für Männer ist dieses Buch ganz besonders grausam!« Michael Merhi

Zum Autor:

A.C. HURTS

Was treibt eine brave Hausfrau, Chihuahua-Halterin und Hobbyköchin in ihrer Freizeit? Natürlich! Sie tränkt Manuskripte mit Blut und flößt amerikanischen Autorenkollegen Respekt ein.

Alegra Cassano, alias A.C. Hurts, stellt Deutschlands Hardcore-Antwort auf Edward Lee und Richard Laymon dar. Wer eines ihrer Bücher liest, weiß, was Horror bedeutet. Als ausgebildete Krankenschwester mit Erfahrungen in der Psychiatriearbeit, verliert sie nie den Bezug zu gewissen Fakten. Selbst härteste Gewaltszenen beschreibt sie mit beängstigender medizinischer Präzision. Dabei touchiert sie die Grenzen des Erträglichen und fordert ihre Leser. Ein echter Leckerbissen für alle Fans der extremen Gangart.

A. C. Hurts lebt im Ruhrgebiet und konnte sich bereits erfolgreich auf dem Literaturmarkt etablieren. Bei REDRUM startet sie zunächst mit vier Titeln, allesamt überarbeitete Neuauflagen ihrer bekanntesten Werke.

All Beauty Must Die

GONE MAD

Carnivore – Fleischeslust

A.C. HURTS

LOVE OF MY LIFE

LOVE OF MY LIFE 6

Wer nicht hören will ... 10

Oscar 11

Aaron 13

Hölle 15

Oscar 16

Aaron 17

Oscar 20

Aaron 23

Oscar 27

Konditionierung 31

Aaron 32

Oscar 35

Aaron 37

Oscar 39

Aaron 42

Oscar 45

Aaron 48

Oscar 51

Aaron 55

Oscar 58

Aaron 62

Oscar 65

Aaron 67

Oscar 70

Master and Servant 74

Aaron 75

Oscar 76

Aaron 81

Oscar 83

Aaron 84

Oscar 85

Aaron 90

Oscar 93

Aaron 94

Oscar 97

Aaron 100

Oscar 102

Aaron 104

Oscar 108

Aaron 109

Oscar 111

Game over! 115

Aaron 116

Oscar 120

Aaron 123

Oscar 124

Aaron 127

Oscar 128

Aaron 132

Oscar 135

Aaron 136

Oscar 140

Aaron 146

Oscar 151

Hoffnung 155

Oscar 156

Aaron 164

Oscar 166

Aaron 168

Oscar 172

Aaron 175

Oscar 178

Aaron 181

Oscar 184

Aaron 188

Oscar 196

Enttäuschung 202

Aaron 203

Oscar 207

Aaron 209

Oscar 214

Aaron 217

Oscar 219

Aaron 222

Oscar 226

Aaron 229

Oscar 232

Aaron 234

Oscar 237

Aaron 238

Oscar 240

Reset 256

Oscar 257

Aaron 259

Nicht das Ende ... 265

Aaron 266

Oscar 271

Aaron 274

Oscar 277

Aaron 281

Oscar 282

REDRUM VERLAGSPROGRAMM 284

Wer nicht hören will ...

Gehorsam heißt die Tugend,

um die der Niedre sich bewerben darf.

(Friedrich von Schiller)

Oscar

Die Unruhe, die mich treibt, ist kaum noch auszuhalten. Tag und Nacht kreisen meine Gedanken nur um ihn. Ich muss ihn endlich besitzen! Das Telefon liegt in Reichweite. Ein Anruf nur und unser beider Leben wird sich für immer verändern. Soll ich es tun? Verstand und Trieb ringen miteinander, liefern sich einen Kampf der Superlative. Ich will ihn! Zu gern würde ich alle Konventionen einfach über den Haufen werfen. Endlich tun, was mir beliebt. Alle Zweifel ins Fegefeuer verbannen. Doch mein Verlangen hätte weitreichende Konsequenzen, die es zu überdenken gilt. Meine Familie. Was wird aus ihr, sollte je ans Licht kommen, was ich vorhabe? Meine Kinder sind noch so klein, gerade mal fünf und acht Jahre alt. Sie sind mein Ein und Alles. Und meine Frau? Der Gedanke an Sybilla lässt mich kalt werden, innerlich absterben. Sie ist ein geldgieriges Miststück, ich sollte mich endlich scheiden lassen.

Er macht mich fertig, erschüttert meine kleine Welt. Nervös reibe ich mir durchs Gesicht, fühle die Bartstoppeln, die ich längst hätte abrasieren müssen. Ich muss eine Entscheidung treffen und mit ihr leben, so oder so, sonst finde ich keine Ruhe. Ich stehe auf und gehe zum Fenster, sehe hinaus in unseren Garten, der an einen Wald grenzt. Mit meinen vierunddreißig Jahren habe ich es schon weit gebracht, führe ein angesehenes Unternehmen, fahre mein Traumauto ... Aber lebe ich meinen Traum? Nein!

Entschlossen eile ich zum Schreibtisch zurück, greife nach dem Handy. Meine Hände zittern so sehr, dass ich kaum den Touchscreen bedienen kann. Endlich der richtige Eintrag. Ich tippe ihn an, presse mir das Gerät ans Ohr, lausche dem Klingeln. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Es pocht so heftig in meiner Brust, dass ich mir einbilde, man könnte die Ausschläge sehen, hören ...

»Ja?«

Mein Herz bleibt stehen, nur um stolpernd den vergessenen Schlag nachzuholen.

»Tun Sie es!« Nur diese drei Worte sind nötig, um alles in Gang zu setzen. Ich habe sie ausgesprochen, ich bin derjenige, der die Verantwortung trägt. Keine Antwort, nur ein Klicken in der Leitung. Ich nehme das Telefon vom Ohr, starre auf das Display. Ist mein Befehl angekommen? Soll ich noch einmal anrufen und eine Bestätigung verlangen? Nein, das wäre unprofessionell. Genauso war es besprochen. Der Plan steht fest, den ich nun in Gang gesetzt habe.

»Papa!« Meine Prinzessin kommt ins Arbeitszimmer und stürmt auf mich zu. Ich lächele automatisch, lege das Handy weg und knie mich hin, um meinen Schatz aufzufangen. Sie springt in meine Arme, klammert sich an mich wie ein Äffchen. Nur ein paar Sekunden früher und sie hätte ... Was? Wäre meine Entscheidung anders ausgefallen? Ich stehe auf, spüre ihren kleinen Körper in meinen Armen, sehe ihr Lächeln und lasse das Telefon einfach liegen.

»Du pikst.« Sie reibt ihre Wange an meinem Kinn.

»Tatsächlich? Dann muss ich mich wohl noch rasieren«, stelle ich fest und gehe mit ihr ins Bad, wo ich sie auf dem Rand der Badewanne absetze.

»Wo ist dein Bruder?«

»Mit Mama einkaufen.«

»Und du wolltest nicht mit?« Ich sehe sie skeptisch an. Sonst ist sie immer die Erste, die im Auto sitzt.

»Ich war böse und Mama hat gesagt, dass ich lieber hier bei dir bleiben soll. Sie wollte mir eh nichts kaufen.«

Wir waren beide böse, denke ich und grinse meine Kleine an.

»Ich rasiere mich schnell und dann machen wir es uns gemütlich. Was hältst du davon?«

Sie strahlt mich an, wie sie es immer tut. Meine kleine Prinzessin. Wenig später sitzen wir mit einem riesigen Becher Eis vor dem Fernseher und schauen einen Zeichentrickfilm.

Aaron

Kennt ihr diese Typen, die denken, dass man sich für Geld alles kaufen kann? Ich habe oft mit dieser Spezies zu tun, was wohl an meinem Job liegt. Natürlich liebe ich es, Fitnesstrainer zu sein, aber ich hätte das ›Personal‹ davor besser weglassen sollen. Manche Kunden denken doch tatsächlich, dass sie für das Geld, was sie mir für eine Stunde Training zahlen, alles von mir haben können. Dem ist nicht so, sonst wäre ich nämlich Callboy geworden. Mittlerweile lassen mich solche Avancen kalt, vielleicht weil sie bisher von Frauen kamen. Und es ist ganz bestimmt nicht meine Art, wütend zu werden, aber einer meiner Kunden regt mich gerade besonders auf. Letzte Woche habe ich ihn gebeten, sich einen anderen Trainer zu suchen. Oscar Heimstätter ist sehr reich, aber mit Geld kann er nicht alles kaufen. Das sollte ihm mal jemand klarmachen.

Eigentlich bin ich froh, ihn los zu sein. Wenn er mir nur auf den Arsch geglotzt hätte, aber seine Art, die vermeintlich zufälligen Berührungen, seine Andeutungen. Da hatte ich irgendwann keinen Bock mehr drauf. Meine persönliche Grenze war erreicht, als er mir nach dem Training ein eindeutiges Angebot machte. Die Erklärung, dass ich weder schwul noch interessiert sei, hat ihn wütend gemacht. Ich konnte sehen, wie sehr er sich zusammennehmen musste, um mir nicht an die Gurgel zu gehen. Oscar war drei Monate bei mir im Training und hat gute Fortschritte gemacht. Jetzt bin ich mir beinahe sicher, dass er am Anfang nur wegen mir zum Training kam. Wir haben uns meist im Park getroffen und sind dann joggen gegangen. Das mache ich mit den meisten meiner Kunden. Ich liebe das Laufen in der Natur. Ach, ich sollte den Mann endlich aus meinen Gedanken vertreiben. Zum Glück bin ich selbständig, da kann er sich bei niemandem über mich beschweren. Unsere Wege haben sich getrennt und das ist gut so. Obwohl es mich natürlich wurmt. Oscar Heimstätter ist der erste Kunde, mit dem ich nicht zufriedenstellend arbeiten konnte, das versaut meine persönliche Statistik. Aber scheiß drauf, schließlich kann ich mir immer noch aussuchen, mit wem ich meine Zeit verbringe.

Heute werde ich allein joggen, denn ich habe für die Uhrzeit von Herrn Heimstätter noch keinen Ersatz gefunden. Aber auch das ist mir gerade egal. Eigentlich laufe ich sowieso lieber allein, da bekommt man den Kopf so schön frei. Es regnet, aber das hält mich nicht davon ab. Ich bin kein Schönwettersportler. Die Strecke ist bei Regen sowieso besser zu laufen, weil nicht so viele Hobbyjogger unterwegs sind. Ich habe freie Bahn. Außer mir scheint sich gerade niemand hierher verirrt zu haben.

Hölle

Jeder von uns ist sein eigener Teufel,

und wir machen uns diese Welt zur Hölle.

(Oscar Wilde)

Oscar

Gerade kam die Bestätigung. Ab sofort gehört er mir! Am liebsten würde ich sofort hinfahren, aber davon raten sie mir ab. Dafür bekomme ich einen exklusiven Zugriff auf eine Kamera, die ihn mir zeigen wird, und zwar jederzeit. Ich vergewissere mich, dass die Kinder beschäftigt sind und meine Frau Sybilla mich nicht stören wird, dann richte ich meinen PC so ein, wie es in der Anleitung steht, die sie mir geschickt haben. Es dauerte nicht lange, schließlich bin ich kein Loser. Wie gebannt starre ich auf den Monitor. Er ist es wirklich! Ich kann nicht glauben, dass das real ist, muss mich kneifen, um festzustellen, dass ich nicht träume. Aaron in seiner ganzen Pracht. Am liebsten würde ich jetzt durch den Monitor kriechen, seinen schönen Körper berühren, mich an ihn schmiegen.

Er war tatsächlich auf unserer üblichen Joggingrunde unterwegs, als diese Typen von der Firma ihm einen Betäubungspfeil verpasst haben. Alles lief nach Plan. Man hat mir versichert, dass das Mittel völlig ungefährlich sei und ihn nur für ein paar Stunden außer Gefecht setzen wird. Aaron ist ein Muskelpaket und sicher sehr wehrhaft, deshalb war es wohl die beste Methode, ihn unbemerkt fortzuschaffen. Nun hängt er dort nackt in seinen Fesseln. Das Mittel wirkt noch. Er schläft wie ein Baby.

Mir wurde versprochen, dass er mir willenlos gehorchen wird. In ein paar Wochen, wenn seine Behandlung anschlägt. Bis dahin muss ich mich zurückhalten. Das wird eine verdammt harte Zeit, soviel ist mir jetzt schon klar. Immer noch starre ich auf den Monitor, sehe seine definierten Muskeln, sein entspanntes Gesicht und ... mein Schwanz zuckt. Dieser Kerl ist so geil! Sein Körper ist der Hammer! Ich bewundere ihn schon lange und kann es kaum erwarten, ihn endlich zu berühren. Schade, dass er noch schläft, das wird auf Dauer langweilig. Deshalb stelle ich mir vor, was ihm bevorsteht und werde hart. Seine Erziehung wird sicher nicht einfach sein. Doch ich werde jede Sekunde davon genießen, sie aufzeichnen und mir die besten Szenen immer wieder ansehen.

Aaron

Mir ist schlecht. Der Geschmack, der mir wie ein dicker Pelz auf der Zunge liegt, ist widerlich. Meine Arme schmerzen furchtbar und sind irgendwie verdreht. Hatte ich einen Unfall? Ich versuche, mich zu bewegen. Alles scheint sich zu drehen. Meine Arme befinden sich über meinem Kopf. Was soll das? Wo bin ich? Das Schwindelgefühl wird stärker, als ich die Augen öffne. Ich bin gefesselt! Was ist hier los? Panik kriecht in mir hoch. Konzentrier dich! Meine Gedanken fahren Achterbahn. Mir ist so verdammt schlecht. Dann kommt die Erinnerung. Ich war im Park und wollte joggen. Und dann?

»Hallo?« Meine Stimme klingt rau und hallt von Wänden zurück, die ich nicht sehen kann. Wo bin ich? Mir ist kalt. Gänsehaut überzieht meinen Körper und lässt mich zittern. Irgendwer muss doch hier sein. Jemand hat mich gefesselt. Warum?

»Hallo?! Hört mich jemand?!« Ich schaue nach oben. Vielleicht bekomme ich die Hände frei. Im Zwielicht kann ich Seile erkennen. Meine Handgelenke brennen. Die Haut ist aufgeschürft und blutet. Verdammt, was soll das?! Wer hat mich hierhergebracht und warum? Kühle Luft streicht um meine Beine. Ich bin nackt! Fuck! Warum bin ich nackt?

»Hilfe!«, brülle ich aus voller Kehle. Meine Stimme hallt zu mir zurück, als wollte sie sich über mich lustig machen. Es riecht nach Moder. Der Geschmack in meinem Mund lässt mich würgen. Meine nackten Füße scheuern über einen unebenen Boden. Ich suche nach einem Anhaltspunkt, doch es ist zu dunkel. Scheiße, wo bin ich? Wer hat mich hierher gebracht? Ich habe keine Freunde, die solche beschissenen Scherze mit mir treiben könnten. Das alles hier macht mir eine Scheißangst!

»Hilfe! Hört mich denn niemand?!« Die Verzweiflung kriecht wie eine Natter in meine Stimme.

Da kommt jemand! Als ich eine Tür in den Angeln quietschen höre, halte ich erschrocken die Luft an. Dann zerre ich an meinen Fesseln. Wer immer da kommt, wird mich sicherlich nicht befreien. Es ist so still. Habe ich mich getäuscht? Meine überreizten Sinne könnten mir einen Streich gespielt haben. Immer noch halte ich die Luft an und lausche in die Dunkelheit. Nur mein Herz trommelt ohrenbetäubend in meiner Brust. Sind das Schritte?

»Ist da wer?« Gierig atme ich ein, dann lausche ich wieder. Da! Ganz deutlich höre ich ein Knirschen.

Endlich sehe ich, wie jemand auf mich zukommt. Der Kerl trägt irgendeine militärische Uniform und eine Sturmhaube. Bis auf die kleinen Schlitze, die Augen und Mund freilassen, ist sein Gesicht verdeckt.

»Wo bin ich? Was soll das?«, sprudeln Fragen aus mir heraus, während sich mein Körper instinktiv nach hinten biegt. Die Aura meines Gegenübers vermittelt überdeutlich Gefahr. Er bleibt vor mir stehen, mustert mich stumm. Was wird er tun? Eindrücke prasseln auf mich ein: dunkle Augen, etwa meine Größe, stämmig, schmale Lippen, die hart wirken.

»Bitte sagen Sie mir, was hier los ist.« Meine Stimme klingt merkwürdig heiser.

Statt einer Antwort umrundet er mich. Sein Schweigen macht mir Angst. Er steht hinter mir. Ich kann nicht sehen, was er tut! Eine Ewigkeit verstreicht. Dann kommt er wieder nach vorn, packt meine Haare und hält mir etwas unter die Nase. Verwundert erkenne ich eine kleine Kamera, die in seiner Pranke beinahe verschwindet. Ich starre genau in die Linse. Nimmt er mich auf? Macht er Bilder? Vielleicht um Lösegeld zu fordern? Aber von wem? Das ergibt keinen Sinn.

»Bitte erklären Sie mir doch, was hier passiert.« Mein Ton ist jetzt jammernd. Der Typ lässt mein Haar los, geht ein paar Schritte zurück und richtet die Kamera wieder auf mich. Krampfhaft versucht mein Gehirn, Logik in dieses Szenario zu bringen. Es muss einen Grund geben, warum ich hier bin!

»Für wen arbeiten Sie?«, frage ich und bemühe mich, meine Stimme souverän klingen zu lassen. Aber es gelingt mir nicht. Was ist, wenn er mich jetzt foltert oder (schlimmer noch) wieder geht? Mir graut davor, allein und festgebunden zurückbleiben zu müssen.

»Wer hat hier das Sagen? Kann ich Ihren Boss sprechen? Bitte machen Sie meine Arme los. Ich habe Schmerzen. Bitte helfen Sie mir!« Nichts. Keine Reaktion. Er filmt mich weiterhin schweigend. Allmählich werde ich wütend. Am liebsten würde ich ihm den verdammten Apparat in seine stumme Fresse stopfen. Ich wende meinen Kopf ab. Wer auch immer diese Aufnahmen anschauen wird, soll meine Verzweiflung nicht sehen. Und auch nicht meine Wut.

»Ich habe Durst. Geben Sie mir was zu trinken?«

Der Typ sagt immer noch nichts, aber die Tür quietscht erneut in den Angeln. Da kommt noch jemand! Ein Schub Adrenalin überschwemmt meine Blutbahnen. Ich recke den Hals, um etwas zu erkennen. Zwei Männer kommen auf mich zu. Sie tragen dieselbe Uniform wie der erste. Dunkle robuste Hosen, schwere Stiefel, Hemden in Tarnfarben und diese verdammten Sturmhauben. Der Typ mit der Kamera tritt zur Seite, filmt aber weiter, während sich die beiden anderen nähern. Ausweichen ist unmöglich. Ich spüre, wie mir kalter Schweiß den Oberkörper herunterrinnt. Mein Herz setzt zu einem neuen Rekord im Schnellschlagen an. Ich sehe, dass der eine Kerl langsam eine Spritze in die Höhe hebt, und werde panisch.

»Was haben Sie vor?«

Er kommt an meine Seite. Der andere stellt sich hinter mich, hält mich fest. Ich spüre den Einstich, kann nichts dagegen tun. Die Umgebung beginnt zu verschwimmen. Das Letzte, was ich wahrnehme, ist das Gefühl zu fallen.

Oscar

Sensationell! Die Männer sind ihr Geld echt wert. Lieber wäre ich live dabei gewesen, aber auch so war ich quasi ganz nah an ihm dran. Sehr gut! Ich weiß gar nicht, wie oft ich in den letzten Stunden gewichst habe. Aarons Augen, sein verwirrter Blick, seine schweißüberströmte Brust ... Ich könnte direkt wieder. Mein Liebling! Ich kann es kaum erwarten, ihn endlich hautnah zu spüren.

Die Firma hat mir eine Nachricht geschickt. Sie haben etwas für mich in einem Schließfach im Einkaufszentrum hinterlegt und senden mir gleich den Zugangscode. Das ist ja wie im Agententhriller. Mein Herz hüpft vor Freude und meine Gedanken spielen verrückt. Ich liebe Überraschungen. Was wird es sein? Vielleicht seine Unterhose oder sein Shirt? Sie haben ihn ausgezogen, irgendwo müssen seine Sachen geblieben sein. Der Gedanke an seine vom Sport verschwitzten Klamotten macht mich geil. Wenn ich meinen Schatz schon nicht anfassen kann, möchte ich wenigstens seinen Geruch einatmen. Ich schnappe mir die Autoschlüssel. Bevor ich nicht weiß, was in dem Schließfach ist, werde ich keine Ruhe haben. Die Fahrt zum Einkaufszentrum war kurz, ich parke in der Tiefgarage und suche die Schließfächer. Endlich habe ich sie gefunden, hier ist die richtige Nummer. Hektisch gebe ich den Code ein. Die Tür schwingt auf. Keine Kleidung, dafür ein Schlüsselbund und ein Zettel. Enttäuscht nehme ich beides heraus. Auf dem Stück Papier ist eine Adresse notiert. Langsam dämmert es mir. Das ist noch viel besser als ein verschwitztes Shirt. Aarons Wohnung!

Ich renne zurück zu meinem Wagen. Mein Herz wummert heftig, als ich die Adresse in mein Navi eingebe. Die Gegend, in der er wohnt, liegt etwas außerhalb der Stadt. In einer Viertelstunde werde ich dort sein. Auf dem Weg mache ich mir Gedanken darüber, was mich erwartet. Lebt er überhaupt allein? Was ist mit Nachbarn? Haben die von der Firma das ausreichend recherchiert? Vorsichtshalber setze ich mein Basecap auf. Damit niemand meinen Wagen mit Aarons Wohnung in Verbindung bringt, parke ich ihn ein Stück entfernt. Die Gegend scheint gepflegt zu sein, saubere Grünanlagen und ordentliche Bürgersteige. Mit klopfendem Herzen stehe ich vor seinem Haus. Es gibt sechs Mietparteien. Ich muss einige Schlüssel ausprobieren, bis ich den richtigen finde. Mein Blick huscht zu den Klingelschildern. Seine Wohnung liegt im obersten Stockwerk links. Zügig laufe ich die Stufen hinauf, ohne dass ich jemandem begegne. Trotzdem habe ich mir bereits eine Ausrede zurechtgelegt. Ich bin ein Freund, der die Blumen in Aarons Abwesenheit gießt. Sicher ist sicher.

Mit zittrigen Fingern schließe ich die Wohnungstür auf und ziehe sie direkt hinter mir ins Schloss. Drinnen seufze ich auf. Sein Duft schlägt mir entgegen. Das hier ist Aarons Reich! Hier hat er gelebt, gegessen, geschlafen, gearbeitet, geliebt. Schon bald wird er nur noch mich lieben, mit mir leben.

Neugierig schaue ich mich um. Die Wohnung ist hell, etwas unordentlich, aber sauber. Ich finde das Schlafzimmer. Auf dem Bett liegen einige Sachen, die er wahrscheinlich getragen hat, bevor er zum Joggen gegangen ist. Gierig stürze ich mich auf ein Shirt, schnuppere daran, stelle mir vor, wie er es sich vom Körper gezogen hat, wie ich es ihm vom Körper ziehe. Ach, Aaron, mein Liebster. Warum konntest du nicht einfach nachgeben? Die Videoaufnahmen werden wieder lebendig. Aaron, wie er an den Seilen hängt. Er hat so schöne volle Haare, in die man greifen möchte, während er ... Ich schnappe mir die Jeans vom Bett, halte mir den Schritt vor die Nase. Er riecht so gut! Ich packe meinen Schwanz aus und reibe ihn an Aarons Hose. Die Eichel schmerzt ein bisschen, aber ich brauche das jetzt. Mein Blick fällt auf ein Foto, das auf dem Nachttisch steht. Aaron breit grinsend mit einem anderen Mann? Aber er hat gesagt, er sei nicht schwul. Ich bin verwirrt. Nur Freunde? Das Foto gefällt mir oder besser gesagt die beiden attraktiven jungen Männer, die mit aneinandergelegten Köpfen kokett in die Kamera grinsen. Ich hole es zu mir und lasse mich aufs Bett fallen.

Während ich seine zusammengeknüllte Jeans ficke, schaue ich in Aarons lachende Augen. Gleich bin ich so weit, meine Bewegungen werden schneller. Mit einem lauten Stöhnen schieße ich meinen Saft in den derben Stoff der Hose. Mit dem Foto in der Hand genieße ich die Nachwehen und pumpe die letzten Tropfen aus mir heraus. Es ist schön, hier zu sein. Zufrieden drehe ich mich auf den Rücken und breite die Arme aus. Die Bettwäsche riecht nach ihm. Ich schließe die Augen und träume davon, dass er neben mir liegt, sich an mich kuschelt.

Nach einer Weile setze ich meinen Rundgang fort. Das Foto habe ich aus dem Rahmen genommen und in meine Brieftasche gesteckt. Später muss ich es besser verbergen, damit meine neugierige Frau es nicht findet. Ich öffne den Kleiderschrank und sehe mir seine Sachen an, krame in den Schubladen, finde aber nichts Interessantes. Im Nachttisch liegen ein paar Kondome, außerdem eine goldene Kette mit einem Ring. Ich drehe das Schmuckstück zwischen den Fingern. Keine Gravur. Mir fällt ein, dass Aaron während des Trainings auch immer eine Kette trug, eine silberne mit einem Anhänger, einer Marke wie die der amerikanischen Soldaten. Wo die wohl geblieben ist? Ob ich sie haben kann? Ich muss daran denken, beim nächsten Kontakt mit der Firma danach zu fragen.

Im Bad steht sein Aftershave. Der Duft raubt mir fast den Atem. Alles in diesem Raum, in dieser Wohnung, hat er berührt. Es war seins und nun gehört es mir, so wie er mir gehört. Das Glücksgefühl flutet warm durch meine Brust. Auch wenn er jetzt nicht bei mir ist, gehört er doch mir! Ich habe ihn gekauft. Hoffentlich darf ich bald zu ihm. Mein Wunsch, ihn zu spüren, zu schmecken, ihn zu riechen, ist unendlich groß. Die Aufnahmen lindern meine Sehnsucht etwas, aber sie werden mir auf Dauer nicht reichen. Was sie jetzt wohl gerade mit ihm machen? Ich will nach Hause, zurück an meinen PC und ihn anschauen. Mit den Schlüsseln zur Wohnung kann ich jederzeit wiederkommen. Jetzt will ich meinen Liebling einfach nur sehen. Eilig laufe ich in den Flur. Aus den Augenwinkeln sehe ich einen Schatten davonhuschen. Erschrocken bleibe ich stehen und schaue mich suchend um. Hat er etwa ein Haustier? In der Küche finde ich einen Wassernapf. Im Wohnzimmer steht ein Kratzbaum. Also eine Katze. Na wunderbar! Was soll ich mit dem Vieh machen? Während ich in die Küche gehe, erinnere ich mich an die Argumentation meiner Tochter, die schon immer eine Katze haben wollte. Stubentiger sind pflegeleicht und brauchen nur regelmäßiges Futter und Trinken. So oder so ähnlich hatte sie sich unzählige Male ausgedrückt, war aber jedes Mal bei meiner Frau auf Granit gestoßen. Dieses Weibsstück ist eiskalt. Ich hingegen bin kein Unmensch, also suche ich in den Schränken, bis ich etwas Passendes gefunden habe. Den Wassernapf fülle ich mit frischem Wasser und schütte eine großzügige Portion Trockenfutter in eine Schüssel. Das sollte reichen, bis ich wiederkomme.

Aaron

Meine Zunge klebt am Gaumen. Mein Kopf brummt wie nach einem Saufgelage. Mühsam drehe ich mich auf die Seite. Ich liege auf etwas Weichem. Und ich muss pissen! Als ich meine bloßen Füße auf den kalten Betonboden setze, bin ich mit einem Schlag hellwach. Wo sind die Fesseln? Ich kann meine Arme bewegen, auch wenn die Schultern schmerzen. Habe ich das alles nur geträumt? Ein Blick auf meine Handgelenke überzeugt mich vom Gegenteil. Ich habe tatsächlich an Stricken von der Decke gehangen. Scheiße!

Doch bevor ich mir weiter Gedanken mache, wo ich bin und wieso ich hier bin, muss ich erst mal das Bad finden. Meine Blase bringt mich um. Taumelnd komme ich auf die Füße, mache einige unsichere Schritte und lasse meinen Blick schweifen. Mir ist immer noch schwindlig. Schemenhaft erscheinen kahle Wände, die so hoch sind, dass ich die Decke kaum sehen kann. Was ist das hier? Etwa vier Meter über mir erkenne ich schmale Fenster, durch die nur ganz schwach Licht dringt. Es scheint Nacht zu sein. Frierend tappe ich durch die Dunkelheit. In einer Ecke finde ich einen Eimer mit einem Deckel. Meine Blase meldet sich lautstark. Soll ich den etwa benutzen? Vorsichtig hebe den Deckel an. Der Eimer ist leer, seine Funktion klar. Daneben entdecke ich eine Rolle mit dünnem grauen Toilettenpapier, das mich an meine Schulzeit erinnert. Wenn es überhaupt Papier auf den Schultoiletten gab, dann sah es genauso aus wie das hier. Ich seufze laut. Wenigstens muss ich nicht in die Ecke pissen.

Ich versuche, mich zu entspannen und pinkele in den Eimer, ziele gut, damit nichts danebengeht. Mein Magen fühlt sich immer noch flau an. Während ich darüber nachdenke, dass es ekelhaft wäre, auf meine eigene Pisse zu kotzen, vergeht die Übelkeit. Als ich fertig bin, lege ich den Deckel zurück auf den Eimer. Erleichtert sehe ich mich weiter um. Die Matratze, auf der ich gelegen habe, ist fleckig und scheint alt zu sein. Eine braune Wolldecke liegt zusammengeknüllt am Fußende, kein Kissen. Am Kopfteil der Matratze entdecke ich eine Plastikflasche. Durst ist das nächste Bedürfnis, das mich quält. Gierig trinke ich ein paar Schlucke Wasser und zwinge mich dann aufzuhören. Obwohl ich nicht vorhabe, länger hierzubleiben, sollte ich den kargen Vorrat wohl einteilen. Mein Blick gleitet zu einer Metalltür, die der einzige Weg aus dem Raum zu sein scheint. Ein Hoffnungsschimmer durchzuckt mich. Hektisch zerre ich an der Klinke, stemme mich gegen die rostige Oberfläche. Was habe ich erwartet? Scheiße! Über mir entdecke ich eine einfache Glühbirne, die von einem Drahtkorb geschützt ist. Meine Finger huschen über die Wand und finden den Schalter. Die Lampe funktioniert. Wenigstens werde ich nicht im Dunkeln sitzen müssen. Das Gehen fällt mir leichter, als ich zur Matratze zurückkehre und mir die Decke schnappe. Mir ist kalt und ich bin immer noch nackt. Also wickele ich mich in den kratzigen Stoff. Was haben die wohl mit meinen Klamotten gemacht? Wer sind die überhaupt? Wütend werfe ich mich auf den fleckigen Schaumstoff. Ich muss nachdenken. Mein Blick schweift über die Wände, welche düster und trostlos über mir aufragen. Meine Augen bleiben an einem kleinen roten Punkt hängen. Eine Kamera? Der Raum wird also überwacht? Scheiße, was sind das für Freaks? Neben dem Gerät erkenne ich ein kleines Gitter, vermutlich ein Lautsprecher. Was ist das hier? Meine Hand ballt sich zur Faust und knallt mit voller Wucht auf den Boden neben der Matratze. Kleine Steinchen stechen durch die Haut. Der Schmerz hilft mir dabei, mich wieder zu konzentrieren. Doch auf keine meiner Fragen finde ich auch nur ansatzweise eine logische Antwort.

Irgendwann komme ich zu dem Schluss, dass diese Freaks den Falschen erwischt haben. Was soll jemand mit mir wollen? Ich bin erst vor zwei Jahren hergezogen und habe kaum Kontakte, außer zu meinen Kunden. Oscar fällt mir ein. Er ist der Einzige, mit dem ich Zoff hatte. Aber das hier? Okay, er war wirklich wütend, als ich ihm die Abfuhr erteilte, aber er kann nichts mit dieser Sache zu tun haben. Das ist doch lächerlich! Es kann sich nur um eine Verwechslung handeln. Sobald jemand kommt, klärt sich die Sache bestimmt auf. Hoffnungsvoll wandert mein Blick die Wand hinauf, hin zu dem roten Licht. Meine Augenlider werden schwer. Ich bin so verdammt müde.

»Regel eins: Du benutzt den Eimer. Regel zwei: Du befolgst jede Anweisung sofort. Regel drei: Wenn ein Signal ertönt, kniest du dich neben die Matratze mit dem Rücken zur Tür und verschränkst die Hände hinter dem Kopf. Regel vier: Wenn jemand den Raum betritt, siehst und sprichst du ihn nicht an. Regel fünf: Das Essen, das du bekommst, isst du erst dann und nur solange, wie es dir erlaubt wird. Dann stellst du das Tablett neben die Tür. Wenn du gegen eine dieser Regeln verstößt, wirst du dafür bestraft. Weitere Regeln werden in den nächsten Tagen folgen. Hast du das verstanden? Dann antworte mit: Ja, Sir.«

Was war das? Der Lautsprecher, aus dem gerade die Stimme dröhnte, knistert jetzt leise. Ich bin so verwirrt, dass ich mir nicht alles merken konnte. Muss ich aber auch nicht, denn ich bin nicht der Richtige für dieses beschissene Spiel.

»Hast du das verstanden, dann antworte mit: Ja, Sir«, wiederholt die Stimme monoton, allerdings noch lauter als zuvor. Allmählich wird mir bewusst, dass ich etwas sagen sollte.

»Klar habe ich verstanden, ich bin schließlich nicht taub. Was soll der ganze Scheiß? Hört einfach auf, ihr habt den Falschen«, rufe ich trotzig Richtung Kamera. Keine Sekunde später erklingt ein markerschütternder Ton. Schreiend presse ich mir beide Hände auf die Ohrmuscheln und krümme mich am Boden. Meine Trommelfelle werden jeden Augenblick reißen. Dieses Piepen in höchster Frequenz schmerzt bis in die Zähne. Dann ist es plötzlich still. In meinen Ohren piept es weiter - anhaltend und nervtötend.

»Hast du die Regeln verstanden, dann antworte mit: Ja, Sir«, erklingt dieselbe Stimme wie zuvor. Sie ist kalt und emotionslos, beinahe wie von einer Maschine. Kurz überlege ich, noch einmal darauf hinzuweisen, dass ich der Falsche bin, habe aber Angst, dass dieser beschissene Ton dann wieder eingeschaltet wird.

»Ja, Sir«, entgegne ich deshalb schnell. Hätte mir jemand gesagt, dass ich mich einmal vor einem Ton fürchten würde, hätte ich ihn ausgelacht. Aber dieses Geräusch gerade war Folter pur und vermutlich wirkungsvoller als Schläge. Ich warte angespannt, dass die Stimme weiterspricht, aber es kommt nichts mehr. Ich bin wieder allein. Mein Herzschlag beruhigt sich allmählich und das Piepen im Ohr wird leiser. War dieser Ton etwa die Strafe, weil ich nicht gleich geantwortet habe? Entschlossen, es nicht auf einen Versuch ankommen zu lassen, rufe ich mir die Regeln ins Gedächtnis. Ich soll den Eimer benutzen. Das ist klar, obwohl mir eine Toilette lieber wäre. Was war da noch? Anweisungen befolgen. Okay, das kann ja nicht so schwer sein. Essen, wenn es mir erlaubt wird und das Tablett an die Tür stellen. Bei einem Signal mit dem Rücken zur Tür knien. War das alles? Verdammt, mehr fällt mir nicht ein. Was, wenn ich etwas vergessen habe? Ich werde es zu spüren bekommen. Scheiße!

Oscar

»Wo warst du?«, fragt Sybilla in gewohnt keifender Art, als ich nach Hause komme. Eigentlich dachte ich, wir wären über dieses Stadium schon hinaus und sehe sie fragend an.

»Moritz hat auf dich gewartet. Du wolltest mit ihm zum Fußball.« Ihr Ton ist kalt und vorwurfsvoll. Mir fällt wieder ein, dass ich meinem Sohn tatsächlich versprochen hatte, mit zum Training zu kommen. Als ich den Anruf erhielt, der mich zu den Schließfächern lockte, habe ich es vergessen.

»Wo ist Moritz?«, frage ich.

»Beim Training. Ich habe Anna gebeten, ihn hinzubringen.«

Ich hole tief Luft und stoße sie wieder aus. Soll ich noch hinfahren? Oder rede ich mich raus, wie so oft, und gehe an den PC? Ich will Aaron wenigstens kurz sehen.

»Ich muss schnell eine E-Mail beantworten und fahre dann hin«, erkläre ich meiner Frau.

»Bemüh dich nicht. Bis du dort bist, ist eh schon Schluss«, meint sie schnippisch und lässt mich stehen. Es tut mir leid, dass ich das mit dem Training vergessen habe. Sicher war Moritz enttäuscht. Ich muss das wiedergutmachen. Vielleicht kann ich mit ihm später Pizza essen gehen. Eilig laufe ich die Treppe hinauf ins Arbeitszimmer, starte den Computer und gebe dann den Code für die Kamera ein. Neugierig starre ich auf den Bildschirm, der mir meinen Schatz zeigt. Sie haben ihn woanders hingebracht. Er kauert auf einer Matratze und hat sich in eine Decke eingerollt. Das gefällt mir nicht. So kann ich nichts von seinem prachtvollen Körper sehen. Aber das lässt sich ändern. Per Handy schicke ich eine SMS mit dem Wunsch, mich zurückzurufen. So ist es vereinbart. Wenig später klingelt das Telefon.

»Herr Heimstätter! Haben Sie alles vorgefunden?«

»Ja. Das war wirklich gut. Hat mir gefallen. So etwas können Sie gerne öfter machen«, bestätige ich.

»Das freut mich. Was kann ich jetzt für Sie tun?«

»Da gibt es ein paar Dinge. Ich möchte die Kette, die er getragen hat. Außerdem habe ich ein Foto in seiner Wohnung gefunden und will wissen, wer außer ihm auf dem Bild ist.«

»Das dürfte kein Problem sein. Schicken Sie mir das Foto aufs Handy. Die Kette werden wir wieder im Schließfach deponieren. Der Code bleibt derselbe. Sonst noch etwas?«

Ich nage an meiner Unterlippe. Ich will den Scheißkerl vögeln, aber das wurde bereits abgelehnt.

»Ich will ihn nackt sehen, und zwar jederzeit. Warum wurde ihm eine Decke erlaubt?«

»Es ist ziemlich kalt in dem Raum, aber wenn Sie es wünschen, schicke ich sofort jemanden rein, der sie ihm wegnimmt.«

»Tun Sie das. Wann kann ich ihn besuchen?«

Eine Weile herrscht Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann räuspert sich mein Gesprächspartner: »Wir haben uns eine Lösung für das Problem überlegt. Sie sind der Boss und bestimmen. Wenn Sie ihn wirklich jetzt schon berühren wollen, werden wir ihn für die Zeit ihres Besuchs fixieren, blind und taub machen. Ich rate Ihnen allerdings, noch ein paar Tage abzuwarten, bis er sich eingelebt hat.«

»Ich weiß nicht, ob ich das aushalte«, keuche ich heiser. Meine Hose spannt schon wieder. »Versuchen Sie es. Wenn es nicht geht, rufen Sie mich an, dann arrangiere ich alles.«

Ich ringe mir ein ›Danke‹ ab und lege auf. Mein Blick wandert wieder zum Monitor, auf dem sich jetzt etwas tut. Aaron steht auf und kniet sich neben die Matratze. Zwei Männer kommen in den Raum. Der eine sichert den Gefangenen, der andere schnappt sich die Decke. Offenbar protestiert Aaron, denn ich sehe, dass er einen Schlag auf den Hinterkopf bekommt und nach vorne kippt. Der Mann mit der Decke ist bereits zur Tür gegangen. Der zweite zieht Aaron hoch und dreht ihn Richtung Kamera. Das ist für mich! Ich betrachte gierig den trainierten Körper. Er hat die Arme immer noch hinter dem Kopf verschränkt, sodass seine Arm- und Brustmuskeln gut zur Geltung kommen. Wie gern würde ich jetzt bei ihm sein und diese Muskelpakete berühren? Der Wachmann geht und Aaron bleibt allein zurück. Er schaut in die Kamera, starrt sekundenlang hinein. Es sieht fast so aus, als würde er mich direkt ansehen. Mit angehaltenem Atem warte ich, bis er sich abwendet. Jetzt setzt er sich wieder auf die Matratze und verbirgt das Gesicht in seinen Händen. Ich habe ihm den einzigen Schutz genommen. Ich kann ihm alles nehmen! Ein Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Es ist ein großartiges Gefühl, so viel Macht über ihn zu haben.

Das Foto fällt mir ein. Ich hole es heraus und streiche es glatt, fotografiere es dann mit dem Handy und schicke es an meinen Mittelsmann. Mal sehen, was dabei herauskommt. Aaron wird keine Geheimnisse mehr vor mir haben. Ich werde zurück in seine Wohnung gehen und mir alles genau ansehen. Vielleicht kann jemand von der Firma seinen Laptop knacken. Ich will alles über ihn wissen. Alles! Voller Vorfreude lehne ich mich im Stuhl zurück und betrachte meinen Schatz. Mein Eigentum! Wie sie die Information mit dem Foto wohl aus ihm rausbekommen? Es kribbelt in meinen Eingeweiden, als ich mir ein Verhör vorstelle. Hoffentlich zickt er ein bisschen rum. Da stehe ich ganz besonders drauf, sonst ist es ja langweilig.

Lange werde ich mich wohl nicht mehr beherrschen können. Ich will ihn endlich ficken. Dafür bezahle ich schließlich! Es ist mir egal, ob er mich sehen kann oder nicht, ob er meine Stimme erkennt. Was spielt das für eine Rolle? Er soll sich mir freiwillig hingeben. Das sieht der Plan vor, der mir noch ausführlich erklärt werden wird. Immerhin kann Aaron nicht für alle Zeiten in diesem Loch eingesperrt bleiben. Deshalb muss ich mich wohl oder übel an die Anweisungen halten und solange aushalten, bis er konditioniert ist. So drückte sich der Berater der Firma aus. Konditionierung frei nach den wissenschaftlichen Studien dieses russischen Arztes Pawlow. Oder war er Psychologe? Ach, egal. Hauptsache, die Behandlung gelingt und Aaron wird sich mir in ein paar Wochen freiwillig hingeben. Hätte er auch einfacher haben können. Selber schuld. Wer nicht hören will, muss eben fühlen.

Konditionierung

Die klassische Konditionierung ist in der Psychologie jene Form des Lernens, bei der ein Organismus Reize miteinander assoziiert. [...]

Als Ergebnis dieses Lernprozesses zeigt sich ein neues bzw. geändertes Verhalten. [...]

Die Mechanismen der klassischen Konditionierung treten vor allem im Zusammenhang mit Affekten, Ängsten oder anderen Emotionen auf. Bei Gleichzeitigkeit von Reizen mit angstauslösenden Situationen können diese dann irgendwann die Angst selber auslösen.

© Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik

Pawlow'scher Hund: Nachweis der klassischen Konditionierung durch den russischen Arzt und Psychologen Iwan Petrowitsch Pawlow

Aaron

Es ist so kalt! Warum haben diese Arschlöcher mir die Decke weggenommen? War das eine Strafe? Aber wofür? Meine Verwirrung wächst. Das ist doch kompletter Wahnsinn! Schon wieder erklingt die Glocke, die ich als Signal verstehe, mich auf den Boden zu knien. Was ist denn nun schon wieder? Von meiner Position aus kann ich nicht sehen, was gerade passiert. Schritte nähern sich. Ein einzelner Mann? Meine Handgelenke werden gepackt und zusammengehalten, dann taucht ein Foto in meinem Gesichtsfeld auf. Mein Magen zieht sich abrupt zusammen, als mir bewusst wird, was ich da sehe. Die waren in meiner Wohnung! Vermutlich haben sie in meinen Sachen gewühlt. Garfield fällt mir ein. Mein Kater! Was haben die mit ihm gemacht? Lebt er noch? Wird er elendig in meiner Wohnung verhungern? Oder haben diese Schweine ihm etwas angetan?

»Sag mir, wer das auf dem Bild ist«, erklingt die Stimme aus dem Lautsprecher, die ich schon kenne. Mein Mund ist trocken. Wie lange habe ich Zeit für meine Antwort, bis sie den grauenvollen Ton wieder anstellen? Dann fällt mir ein, dass ich nicht allein bin. Werden diese Freaks die akustische Folter auch anwenden, wenn sich ein Wachmann bei mir befindet? Wohl kaum!

»Warum wollen Sie das wissen?«, entfährt es mir trotzig. Mein Arm wird in einem unmöglichen Winkel verdreht und ich schreie laut auf.

»Wer ist mit dir auf diesem Bild?«, fragt die Stimme in neutralem Ton. Ich hechele wie ein Hund, versuche den Schmerz auszublenden, aber mein Bewacher sorgt dafür, dass ich ihn nicht vergesse.

»Rede oder ich breche ihn dir«, knurrt er kaum hörbar und verdreht meinen Arm noch etwas weiter, bis der Oberarmknochen kurz davor ist, aus der Gelenkpfanne zu springen. Scheiße, tut das weh! Funken explodieren vor meinen Augen.

»Mein Bruder!«, stoße ich hervor und beiße die Zähne fest aufeinander. Der Schmerz lässt nicht nach. Reicht denen das etwa nicht?

»Mein kleiner Bruder Thomas«, stöhne ich und atme dankbar auf, als mein Arm losgelassen wird.

»Was wollt ihr denn von mir?«, wimmere ich und sacke zusammen. In meiner Schulter pulsiert der Schmerz. Die Sehnen und Bänder dürften überdehnt sein. Etwas Eis zum Kühlen wäre jetzt gut.

»Sag mir den Code für deinen Laptop«, fordert die Stimme. Drohend graben sich eisenharte Finger in meine noch unversehrte Schulter. Ich dachte immer, ich wäre hart im Nehmen, doch der Schmerz ist kaum zu ertragen. Sollen diese Scheißkerle den Code ruhig wissen. Mir doch egal. Auf dem Laptop ist sowieso nichts Wichtiges drauf. »Mir ist kalt! Wenn ich den Code nenne, kann ich dann die Decke zurückhaben?«, frage ich in der Hoffnung, mein Zugeständnis könnte auf der Gegenseite etwas Ähnliches bewirken. Doch das sieht der Typ hinter mir scheinbar völlig anders. Er schlägt mich hart gegen den Kopf und ich sacke keuchend nach vorn. Soviel zum Thema Verhandlung.

»Regelverstöße werden später bestraft«, erklärt die Stimme aus dem Lautsprecher. Mir läuft es kalt den Rücken runter. Was soll das denn bedeuten? Gegen welche Regeln habe ich verstoßen? Und wie wollen sie mich bestrafen? Schlimmer kann es doch wohl kaum noch kommen.

»Letzte Chance, den Code freiwillig zu nennen.« Die Stimme klingt so verdammt gleichgültig! Ich würde gern den Kerl sehen, zu dem sie gehört.

»Garfield«, gebe ich mein Passwort bekannt. »Es ist der Name meines Katers. Der ist noch in meiner Wohnung. Bitte kümmern Sie sich darum, dass er versorgt wird. Oder lassen Sie mich doch einfach gehen. Ich weiß sowieso nicht, was ich hier soll. Wer verdammt noch mal ...«

Eine große Hand legt sich über meinen Mund und meine Nase, verschließt mir die Luftwege. Mein Überlebenswille zwingt mich dazu, gegen das Ersticken anzukämpfen. Ich bin schließlich kein Weichei. Doch der Wächter hat sein Handwerk gelernt. Er fixiert mich so, dass ich ihm nicht entkommen kann. Selbst ohne die Schmerzen in der malträtierten Schulter hätte ich keine Chance. Allmählich werde ich ruhiger, gebe mich geschlagen, halte still. Die Sinne schwinden mir, es wird schwarz vor meinen Augen. Bevor ich endgültig ohnmächtig werde, lässt der Kerl mich los. Ich ringe nach Atem. Der metallische Geschmack von Blut breitet sich in meinem Mund aus.

---ENDE DER LESEPROBE---