Luzie Lu - Burgitta Egg - E-Book

Luzie Lu E-Book

Burgitta Egg

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Beschreibung

Die 36jährige Luzia Vogt arbeitet als Security an der Uni und lebt ein ruhiges friedliches Leben mit ihrer Katze Vulkano. Sie lebt in keiner Beziehung, hat allerdings eine Freundschaft plus. Sie gerät in Unfälle die sie zunächst als Zufälle abtut. Dann wird sie brutal niedergeschossen und überlebt diesen hinterhältigen Anschlag nur knapp. Aber das ist noch nicht alles!

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Seitenzahl: 97

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Schön, dass Sie sich für Luzie Lu entschieden haben.

Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung.

Dies ist ein Roman. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig. Alles ist frei erfunden.

Der Künettegraben ist nicht so tief, wie beschrieben. Falls man hineinfallen würde, käme man ohne Hilfe wieder heraus. Dies wurde aus dramaturgischen Gründen abgeändert.

Impressum

Texte: © 2024 Copyright by Burgitta Egg

Umschlaggestaltung:© 2024 Copyright by Burgitta Egg

Foto: © 2023 Copyright by Burgitta Egg - Blick von der

Schulstraße auf das Münster zur Lieben Frau, Ingolstadt

Von @pixabay Augen: Clker-Free-Vector-Images

und von @pixabay schießender Mann: OpenClipart-Vectors

Danke dafür

Verantwortlich für den Inhalt:

Margit Egerer

Luitpoldstr. 18

85072 Eichstätt

Burgitta Egg

Luzie Lu

Smallthriller

1

Ich weiß nicht, ob mir so viel Zeit bleibt, Ihnen meine Geschichte zu erzählen. Lassen Sie uns keinen Augenblick verlieren. Fangen wir an.

Ich heiße Luzia Vogt, meine Freunde nennen mich Luzie Lu, seit ich ein einziges Mal meinen Karatelehrer bezwang.

Es begann ganz harmlos, zufällig, ein Unfall. Unfälle passieren, ein Versehen, dachte ich.

An einem klaren, kalten Wintertag im Dezember drehe ich eine Runde, die ich schon oft ging. Am Stadttheater durch die Unterführung, an der Donau entlang bis zum Künettegraben, diesem folgen bis zur Holzbrücke, den Parkplatz am Hallenbad überqueren, durch den Taschenturm zurück in die Altstadt und zu guter Letzt – als Belohnung – noch einen Espresso im Café Himmelblau trinken.

Der Künettegraben ist nicht nur im Sommer ein pittoresker Ort, der viel Schatten spendet und sein Wasser den Enten und Gänsen eine Heimat bietet.

In Gedanken kämpfe ich gegen Orks, rette einen jungen Mann, erbeute Gold und Silber von den Trollen, und gebe es den Armen. Wegen dieser heldenhaften Fiktionen nehme ich meine Umwelt nicht sonderlich wahr. Nur ein Jogger mit Hoodie, tief ins Gesicht gezogen, läuft mir entgegen. Ich beachte ihn nicht, bleibe stehen, um ihm Platz zu machen, da der Weg am Wasser für zwei Personen zu schmal ist.

Der Jogger touchiert mich hart, ich verliere das Gleichgewicht, stürze die Böschung hinunter, falle wie ein Stein ins Wasser und gehe sofort unter.

In Todesangst hole ich Luft, schlucke Wasser, huste, atme, schlucke noch mehr Wasser, reiße meine Augen auf und sehe nur braune Brühe. Ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist und schlage verzweifelt um mich.

Gleich platzt mir der Schädel!

ICH WILL LUFT!

Millisekunden vor einer Ohnmacht spüre ich etwas Hartes unter meinen Füßen, stoße mich ab und schieße aus dem Wasser, hole so tief Luft, als wäre es mein erster Atemzug überhaupt. Ich schlage mit den Armen um mich und mache Schwimmbewegungen. Gleichzeitig huste ich mir die Seele aus dem Leib. Als ich unter mir Boden spüre, wate ich ans Ufer. Ich huste und schreie.

Meine Versuche, die fast senkrechte Böschung hochzuklettern, scheitern. Immer wieder rutsche ich auf dem schneebedeckten Laub zurück ins eiskalte Wasser. Ohne Hilfe werde ich es nicht hinaufschaffen. Zitternd und bibbernd schreie ich so laut ich kann.

Wie durch ein Wunder schlägt ein langer Ast neben mir auf und gleichzeitig höre ich jemanden rufen, ich soll mir den Ast greifen und gut festhalten. Oben auf dem Gehweg schauen eine Frau und ein Mann mit ängstlichen Gesichtern zu mir herab. Die Frau telefoniert, der Mann hält den Ast, den ich, wie befohlen, fest umklammere. Der Mann muss sich richtig ins Zeug legen, denn ich hänge schwer am anderen Ende. Die Frau steckt das Handy weg und gemeinsam ziehen sie mich die Böschung hinauf.

Ich friere gotterbärmlich. Am schlimmsten ist es am Kopf. Als könne der Mann Gedanken lesen, rubbelt er mit seinem Schal meine Haare.

Meine Retter schleifen mich zu einer Bank. Mein ganzer Körper schlottert.

»Hilf mir, ihr das nasse Zeug auszuziehen«, ruft die Frau und beide zerren an mir herum. Ich lasse es geschehen. Der Mann legt seinen daunengefütterten Mantel um meine Schultern. Sie reden auf mich ein, dass ich mich bewegen soll. Ich reagiere nicht, zittere nur wie Espenlaub. Dann hören wir die Sirene.

Eine Sanitäterin führt mich zum Krankenwagen. Die Mäntel werden getauscht und ich bedanke mich bei meinen Rettern, bis die Türen vom Krankenwagen zugeschlagen werden. Namen und Adressen sind aufgeschrieben, für alle Fälle.

Im Sanka dann der nächste Schock.

»Meine Tasche! Wo ist meine Tasche?«, rufe ich völlig panisch. Die Sanitäterin beruhigt mich, denn sie hängt um meinen Hals. Mir fällt ein Stein vom Herzen, öffne die Tasche und da liegen sie zwischen verschlammter Geldbörse, Handy und Taschentüchern: meine Hausschlüssel. Dankbar presse ich die Tasche an meine Brust.

Dann werde ich bis auf BH und Unterhose ausgezogen und in goldene Folie gewickelt. Die Sanitäterin schüttet etwas Heißes in einen Becher, drückt ihn mir in die zitternde Hand und während ich schlürfe, fragt sie mich aus. Name, Adresse, Geburtsdatum, ob ich Allergien hätte, ob und wie oft und wo ich operiert wurde, ob ich rauche, trinke, und so weiter. Stotternd nenne ich meinen Namen, Adresse und Geburtsdatum, Nichtraucherin, Nichttrinkerin. An den Rest kann ich mich nicht erinnern.

Der zweite Sanitäter presst eine Schlaufe um meinen Oberarm. Der Blutdruck bereitet ihm Sorge. Ich weigere mich, mit in die Notaufnahme zu fahren.

Die Sanitäter fahren mich nach Hause und raten mir, den rücksichtslosen Jogger anzuzeigen. Das erscheint mir doch allzu lächerlich, zumal der Jogger über alle Berge ist und ich ihn nicht beschreiben kann.

Ich schlüpfe in meine wärmsten Klamotten die ich besitze, presse eine Wärmflasche auf meinen Bauch und melde den Unfall bei meinem Arbeitgeber. Wie so oft, stoße ich bei Willi auf Unverständnis. Mit ihm komme ich nicht gut klar, weil er mich loswerden will. Bisher lieferte ich ihm keine handfesten Gründe, die eine Kündigung rechtfertigen würden.

Die Arbeit an der Uni ist nicht besonders anspruchsvoll. Ich gehe von Gebäude zu Gebäude, sehe in den Toiletten nach, kontrolliere alle Fenster und Türen, überprüfe, ob sich unberechtigte Personen im Gebäude aufhalten und so weiter. In der Nacht zu arbeiten, macht mir nichts aus. Diesen Arbeitsplatz will ich nicht verlieren. Nichtsdestotrotz zahle ich ihm seine verletzenden Worte heim, gehe zum Arzt und lasse mich für zwei Wochen krankschreiben.

2

Ich schlage die Augen auf, krieche aus dem Bett und schlurfe ans Fenster. Es hat geschneit. Die Sonne scheint, das Thermometer steht heute Morgen bei minus acht Grad. Das traumhafte Winterwetter hebt meine Stimmung und zieht mich nach Draußen. Deshalb fällt mein Frühstück knapp aus. Vulkano bekommt eine Dose Nassfutter.

Bei jedem Atemzug stoße ich kleine weiße Dampfwölkchen aus und bei jedem Schritt knirscht der Schnee wattig. Wie Diamanten glitzern und funkeln Myriaden von Schneekristallen.

Gutgelaunt marschiere ich über die neue Brücke in den Park, umrunde das Kriegerdenkmal und passiere eine Kleingartenanlage, überquere die Straße und folge dem Weg in den Wald, der zum Park gehört. Am liebsten würde ich hüpfen wie in meiner Kindheit. So mit einem Fuß hochspringen, dann mit dem anderen, kennen Sie das auch noch? Sorry. Ich schweife ab.

So ein Wintertag ist märchenhaft. Doch heute zügle ich meine Fantasie, sonst wird mich meine Träumerei noch umbringen. Brauche bloß an gestern zu denken.

Gut vierzig Meter vor mir schiebt eine Frau einen Kinderwagen. Sie vermittelt mir eine trügerische Sicherheit, wie sich gleich herausstellen wird.

Hinter mir knirscht der Schnee. Ich trete zur Seite und drehe mich um. Der vermummte Mann holt mit der Faust aus, geistesgegenwärtig wehre ich den Schlag ab, setze die altbewährte Fußtechnik ein, aber der Mann geht nicht zu Boden. Mit klopfendem Herzen bringe ich mich in Stellung und fokussiere meinen Gegner. Von seinem Gesicht erkenne ich nicht eine Pore. Blitzschnell stößt er nach vorne, will mich umreißen. Ich weiche aus, stoße mit meinem rechten Bein an seine Hüfte, er knickt ein, springt aber sofort wieder auf und greift erneut an. Mit seinem linken Fuß trifft er mich am Bauch und mit der rechten Faust versetzt er mir einen Schlag an den Kopf, dass ich zu Boden falle und das Licht ausgeht.

Aus meiner Nase schießt Blut. Der Schnee färbt sich rot. Geschockt setze ich mich auf, reiße ein Papiertaschentuch aus meiner Tasche, aus der nichts fehlt, wie ich mit einem Blick feststelle, und presse es unter meine Nase. Meine Daunenjacke ist versaut. Fluchend stehe ich auf und sehe mich um. Der vermummte Mann ist verschwunden und die Frau mit dem Kinderwagen auch. Sie wäre eine gute Zeugin gewesen, aber ohne sie verzichte ich auf eine Anzeige und den Angreifer kann ich sowieso nicht beschreiben, außer dass er normal groß war und schlank. An seine Kleidung kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Delikte fast nie aufgeklärt und von der Staatsanwaltschaft bald eingestellt werden.

Zudem ist mein Handy gestern im Künettegraben ersoffen und ein neues habe ich mir noch nicht zugelegt. Ich könnte nicht einmal Hilfe herbeitelefonieren.

Die Angst sitzt mir in den Knochen. Trotzdem bin ich auf alle Eventualitäten gefasst, eile davon, schaue mich immer wieder um.

Während ich davonhaste, halte ich mir ein frisches Taschentuch an meine schmerzende Nase und lege meinen Kopf in den Nacken. Hin und wieder bleibe ich stehen und sehe nach, ob die Blutung gestillt ist.

War ich ohnmächtig gewesen? Diese Frage beantworte ich mit ja.

Auf Höhe der Berufsschule gaffen mich Passanten blöde an. Das ist mir unangenehm und schnellen Schrittes laufe ich über die Straße in den Klenzepark, hetze über die Fußgängerbrücke und kurze Zeit später schließe ich die Haustür auf.

Die Wohnungstür fällt ins Schloss, ich stürme ins Bad und erkenne mich nicht wieder. Jetzt ist mir klar, warum die Passanten gafften. Meine Nase hat Form und Farbe einer kleinen Aubergine angenommen. Ich sehe aus, als hätte ich einen Boxkampf verloren. Gebrochen ist nichts, wie ich mit vorsichtigem Betasten diagnostiziere. Unter meinen Augen sind bereits Blutergüsse sichtbar. Ich kann dabei zusehen, wie sie immer dunkler werden. Soll ich zum Arzt gehen, überlege ich und entscheide mich dagegen. Dem Arzt käme es auch komisch vor, dass ich zwei Tage in Folge, in merkwürdige Unfälle geriet.

Mein linkes Auge schwillt zu. Es fühlt sich an, als hätte ich ein hartgekochtes, geschältes Ei auf dem Auge. Prall und doch weich. Mit einem mit Eiswürfel gefüllten Waschlappen setze ich mich auf das Sofa und lege ihn vorsichtig auf beide Augen.

Gestern! Heute! Das kann doch kein Zufall sein. Wer will mich einschüchtern? Und vor allen Dingen – warum? Wenn man mich hätte töten wollen, wäre ich längst tot. Davon bin ich überzeugt.

Dann wühle ich in meiner Vergangenheit. Wie ein Maulwurf grabe ich mich in den Untergrund, hole alles herauf, was ich lieber nicht mehr sehen möchte.

Ich bin sechsunddreißig Jahre alt, in Ingolstadt geboren und aufgewachsen, hatte eine schöne Kindheit, mal abgesehen von den grausamen Kindern, die mich hänselten, bis ich einer Rotzgöre ins Gesicht boxte. Ab da hatte ich Ruhe. Ich ließ mir schon früher nichts gefallen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Nach dem Abi ging ich zur Polizei, absolvierte die Ausbildung und studierte anschließend, da ich unbedingt zur Kripo wollte.

Schießübungen, Kampfsport, psychologische Ausbildung, Verhöre führen, Ermitteln, Morde aufklären, das waren die angenehmeren Seiten des Dienstes. Eifersüchteleien, Überstunden, Bereitschaft, Junkies, die dir eine Spritze in den Arm rammen wollen, gewaltbereite Asylanten, die nichts mehr zu verlieren haben, häusliche Gewalt, Respektlosigkeit, von vornherein auf Ablehnung stoßen, das war die Kehrseite der Medaille. Wir hatten überwiegend mit der Randgesellschaft zu kämpfen. Ein hoffnungsloser Kampf, wie ich für mich feststellte und die Konsequenzen zog. Sieben Jahre, die Ausbildung und das Studium nicht mitgerechnet, hielt ich durch, dann quittierte ich den Dienst.

Seither lebe ich ein ruhiges, beschauliches Leben, habe liebevolle Eltern, ein gutes soziales Umfeld, eine Freundschaft plus und eine graugetigerte Katze namens Vulkano.